355 Militär
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Wehrhaftes Villingen
(2009)
Das Riettor wurde auch Franziskustor genannt in Anlehnung an das ehemalige Barfüßerkloster der Franziskaner, das südlich vom Tor gelegen war. Jedes der Villinger Stadttore bestand aus einem Torpaar, nämlich dem inneren, dem Haupttor und dem wesentlich niederen, dem Erkertor, auch Vortor genannt. Sie bildeten vom Marktplatz aus gesehen den Abschluss der zum Tor hin verjüngt führenden Hauptstraßen. Wie alle andern Tortürme besaß auch das Riettor mehrere Stockwerke. Das untere Stockwerk diente als Gefängnis, auch „Keffit“ genannt. 1843 wurde das Riet-Erkertor abgerissen. Das Riettor hat einen fast quadratischen Grundriss und ist 25 m hoch. Es besitzt eine gut erhaltene Eckbossen-Quaderung. Erbaut wurde es im Jahre 1233, als Villingen „Freie Reichsstadt“ war und unter der Herrschaft der Staufer stand. In dieser Zeit erhielt die Stadt ihre erste und heute noch erhaltene Ringmauer. Nach Aufkommen der Feuerwaffen wurde das Riettor im Jahre 1541 zu einem Geschützturm umgebaut. Bei der Belagerung von 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg durch den französischen Marschall Tallard hat das Riettor eine entscheidende Bedeutung erlangt. Hier kam der feindliche infanteristische Sturmangriff durch die Tapferkeit der Stadtbesatzung und der Bürgerschaft zum Erliegen.
Die Defensivsysteme der Linienbefestigungen des Schwarzwaldes und der Oberrheinebene
gehören zu den umfangreichsten der Barockzeit. Als Abwehrmaßnahmen gegen französische
Einfälle in die Gebiete der Vorderen Reichskreise wurden sie in mehreren Phasen vom Beginn
des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748 angelegt,
besonders aber während des Pfälzischen ( 1688-1697) und Spanischen Erbfolgekrieges
(1701-1714). Sie sind Teil der Strategie der Vorderen Reichskreise, die Kriege politisch und
wirtschaftlich zu überleben. Den letzten Abschnitt der oberrheinischen Kriegsgeschichte, der
für die Defensionslinien von Bedeutung war, bildeten die Franzosenkriege 1792 bis 1815. Der
geografische Rahmen, in dem diese Konflikte ausgetragen wurden, kann als „Militärlandschaft"
bezeichnet werden.[1]