355 Militär
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Es gibt nicht viele Dinge, die so stark in alle Bereiche unseres Lebens strahlen wie die Bedrohung durch einen Krieg. Die Bandbreite der Emotionen bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges lässt sich nicht bis ins letzte Detail beschreiben. Es können lediglich Kategorien genannt werden, die die Gefühlslage der Menschen umreißen. Aber aus ihren Handlungen können Indizien abgeleitet werden, die eine Gefühlsdeutung ermöglichen. Die Aufstellung einer bewaffneten Bürgerwehr im Stadtbezirk Heidelberg Anfang August 1914 kann in diesem Sinne als ein dringendes Bedürfnis nach Sicherheit bewertet werden, das diese in einer Umgebung „voller“ möglicher Gefahren stillen sollte. Wie dem obigen Zitat aus dem Tagebuch der Rohrbacherin Margarethe Schmidt zu entnehmen ist, fühlten sich einige Bevölkerungsteile inner- und außerhalb des Heidelberger Stadtgebietes äußerst bedroht. Die sogenannte „Spionageangst“ griff um sich und führte dazu, dass es landesweit zu regelrechten Hetzjagden auf vermeintliche Spione kam, denen eine hinterhältige Invasion aus dem Landesinneren zugetraut wurde. Als sich diese Angst als unbegründet erwies, verschwand die Bürgerwehr genauso schnell von der Bildfläche, wie sie zuvor aufgetaucht war. Dass 1918 nach Kriegsende eine „Volkswehr“ aufgestellt wurde, ist ganz anderen Gründen zuzuschreiben.
Die Bundesfestung Rastatt
(2005)
Zu Beginn der 1840er Jahre gab es mit
Mainz, Luxemburg und Landau drei Festungen
des Deutschen Bundes. Die Bundesfestungen
waren die einzigen militärischen Einrichtungen,
die direkt der Militärhoheit des Deutschen
Bundes unterstanden. Durch die Rheinkrise
von 1840 veranlasst, beschloss der Deutsche
Bund die Schaffung zweier zusätzlicher Bundesfestungen
in Rastatt und Ulm. Germersheim
war als weitere Bundesfestung vorgesehen,
wurde aber unter bayerischer Oberhoheit
gebaut, wenngleich mit Bundeshilfe.
Die Badische Landesbibliothek zeigt bis Anfang Oktober 2014 eine Ausstellung zum Thema "Die Feldpresse des Ersten Weltkriegs" (Abb. 1 ist das Plakatmotiv der Ausstellung). Soldatenzeitungen, die an der Front mit mobilen Vervielfältigungsapparaten oder in den Druckereien besetzter Städte hergestellt wurden, spielten im Ersten Weltkrieg eine besondere Rolle, da der Angriffskrieg an allen Fronten sehr schnell in einen langwierigen Stellungskrieg überging. In den Gefechtspausen nahmen Langeweile und Überdruss überhand. Das Bedürfnis nach Zerstreuung befriedigten vor allem auch die Feldzeitungen, die von Soldaten für Soldaten hergestellt wurden. Schon die Zeitgenossen rühmten ihren hohen Wert als "Wellenbrecher gegen geistige Abspannung im grausamen Kriegslärm".
Manche Redaktion von Feldzeitungen in den besetzten Gebieten entwickelte sich zur kleinen Verlagsfirma mit Buchsortiment. Mit 30 solcher Unternehmen von allen Fronten, aus Schützengräben, Etappenorten, Genesungsheimen und Internierungslagern präsentiert die Badische Landesbibliothek in ihrer Ausstellung beispielhaft das ganze Spektrum der Feldpresse des Ersten Weltkriegs und den Ehrgeiz deutscher Frontsoldaten, den ersten Medienkrieg der Weltgeschichte publizistisch wirksam zu unterstützen.
Auch heute noch können Interessierte einen Großteil der damaligen Verteidigungsanlagen in Augenschein nehmen: „Südwestdeutschlands besterhaltene mittelalterliche Stadtmauer” besitzt im 21. Jahrhundert noch drei von ehemals vier Stadttoren sowie 61% des ursprünglichen Mauerrings und schließt damit den mittelalterlichen Stadtkern beinahe völlig ein.
Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel anderer, ehemals befestigter Städte in ganz Deutschland.
Diese wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts häufig entfestigt, die Verteidigungsanlagen geschleift, das Gelände verkauft. Folgt man der Einschätzung vieler Historiker, sprachen damals gute Gründe für diesen Schritt. So waren beispielsweise die mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Befestigungsanlagen militärisch wertlos geworden, die Stadt benötigte zunehmend Siedlungsfläche oder Bürger plädierten für den Abriss aufgrund eines zeitgenössischen, ästhetischen Wandels. Angesichts dieser Argumente drängt sich geradezu die Frage auf, warum in Villingen anders verfahren wurde.
Die Erforschung der barockzeitlichen Schanzanlagen im
Schwarzwald: Denkmalpflegerische Aspekte
(2010)
Die am Rand des Schwarzwaldes errichteten Schanzanlagen gehören als lineare Strukturen im
Sinne einer Sachgesamtheit zu den flächenmäßig größten archäologischen Kulturdenkmalen in
Baden-Württemberg. Im Gegensatz zum damit vergleichbaren römischen Limes, der mittlerweile zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt werden darf, steht die systematische
Erforschung der barocken Defensivsysteme erst am Anfang. Den Ursprung haben diese Befestigungswerke in spätmittelalterlichen Verschanzungen wie dem Hotzenwälder Landhag. Ein
planmäßiger Ausbau zu einem überregionalen System erfolgte in mehreren Phasen seit dem
Dreißigjährigen Krieg bis um 1735. Die letzten Schwarzwaldlinien wurden in den Koalitionskriegen (1796-1815) angelegt.
Die ersten umfassenden Arbeiten zu den Schanzanlagen erfolgten meist unter militärstrategischen Gesichtspunkten.[1] Eine umfassende Zwischenbilanz mit einer Kartierung findet sich
im Historischen Atlas Baden-Württemberg.[2] Seither kam es vor allem zur Bearbeitung von einzelnen Anlagen[3] oder Linienabschnitten[4]. Während es lange Zeit ruhig um das Thema war, ist
es mittlerweile wieder in den Blickpunkt der Forschung gerückt. Die Betrachtungsweise hat
sich allerdings heute stark gewandelt. Im Vordergrund stehen mittlerweile die exakte Vermessung und Kartierung von Einzelelementen und Linienabschnitten sowie der Versuch einer chronologischen Trennung einzelner Phasen.[5]]
Die Feste Kaiser Wilhelm II.
(2014)
Die Feste Kaiser Wilhelm II. ist eine deutsche Festungsanlage des Ersten Weltkrieges. 1914 war sie die größte und technisch modernste Befestigungsgruppe weltweit und spielte eine wesentliche Rolle für die deutsche Kriegsstrategie. Heute ist ein Teil der gigantischen Anlage für Besucher zugänglich, wo die Funktion der Festung und der unterirdische Alltag der Soldaten im Rahmen von Führungen leicht verständlich gemacht werden.
Die Neckar-Enz-Stellung
(2003)
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entfaltete sich an den ostwärtigen Ufern von
Neckar und Enz, zwischen Eberbach und Besigheim und von dort weiter bis Hochdorf südlich von Enzweihingen, unter großem Einsatz von Menschen, Maschinen,
Material und Fahrzeugen sowie unter strenger Geheimhaltung eine rege Bautätigkeit.
Große Erdmassen wurden bewegt, Mengen von Beton und Stahl verarbeitet und über
viele Kilometer Fernsprechkabel verlegt.
Die Stadtmauer
(2011)
Die hochaufragende steinerne Mauer gehört
zum Bild einer jeden mittelalterlichen Stadt wie
deren Wehr- und Tortürme, den Kirchtürmen, den
Klöstern und Bürgerhäusern.
Sie stellt als Bauwerk äußerlich die Vollendung
der Entwicklung vom Marktort zur Stadt dar. Mit
ihrer statischen Festigkeit ist sie ein Wehrbau mit
militärischer Funktion zum Schutz der Einwohner,
d.h. der Bürger, Hintersassen und der vielen anderen. Sie ermöglicht es so, über die Wehrgänge der
Innenseite, gewissermaßen „von oben herab“, sich
aus eigener Kraft gegen Übergriffe von außen zu
schützen. Gleichzeitig wird sie auch für Leute des
Umlandes, die in die wirtschaftspolitischen
Beziehungen der Stadt eingeschlossen sind, zum
Sicherheitsraum bei feindlicher Bedrohung.
Die Welvert-Kaserne
(2008)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung der Welvert-Kaserne, die 1935/36 als Boelcke-Kaserne gebaut wurde. Daneben steht die heutige Lyautey-Kaserne, die 1913/1914 erbaut wurde und in den 1920er
Jahren den Namen Richthofen-Kaserne erhielt. Die Hauptgebäude stehen heute unter Denkmalschutz. In den Jahrzehnten, in denen die Kasernen gebaut wurden, entstand und entwickelte sich die Firma Saba. Zwischen der Welvert- und der Lyautey-Kaserne ist deutlich die Kirnacher Straße zu erkennen. Auch die Kreuzung der Kirnacher Straße mit der Dattenberg- und Richthofenstraße ist gut erkennbar. Am oberen Bildrand sieht man die große Kreuzung Kirnacher/Peterzeller Straße.
Am 12. Dezember 1886 erhielt der Rittmeister Alfred Andree, Eskadronchef im Ulanenregiment König Karl (1. Württ.) Nr. 19, Stuttgart, den Abschied ohne Zusage
einer Pension und ohne die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments.
Diese Art der Entlassung kam schon fast einer unehrenhaften Entfernung aus dem
Dienst oder, wie man früher auch sagte, einer Kassation nahe. Es ist nicht mehr feststellbar, in welcher Weise dies geschah, ob es eine Urkunde dazu gab oder ob es formlos vor sich ging. Aber man könnte annehmen, dass der Regimentskommandeur dem
Rittmeister die Entlassung eröffnete.
Wie konnte das geschehen? Welcher Anlass, welche Gründe haben König Karl, der
selbst Chef dieses Regiments war, dazu veranlasst, eine solche Entscheidung zu
treffen? Andree war ein mehrfach ausgezeichneter und wohl auch gut qualifizierter
Offizier. Der familiäre, gesellschaftliche Hintergrund war hervorragend. Vor ihm
hatte eine viel versprechende Karriere gelegen.
Ich will es gleich vorwegschicken: eine einleuchtende Erklärung für diese Entlassung
habe ich nicht gefunden. Genauer gesagt: es ließen sich wohl Gründe dafür, jedoch
nicht der eigentliche Anlass finden. Meine Ausführungen werden also leider einiges
offen lassen müssen.
Höchste Staatstugend im Reiche König Wilhelms 1. war die Sparsamkeit. Folglich trachtete seine Reorganisation des württembergischen Heeres von 1817 zuerst nach dessen Verminderung. Mochte damit auch der militärische Glanz eines
Friedrich I. passe sein: Ludwigsburg blieb nach wie vor das »schwäbische Potsdam«. 7000 Mann stark war jetzt das württembergische Armeekorps, und 3000 davon standen in Ludwigsburg. Alle Waffengattungen waren hier vertreten: Infanterie, Reiterei, die gesamte Artillerie und der Generalquartiermeisterstab mit der Pionierkompanie. Zur Ausbildung des Offiziersnachwuchses gründete König Wilhelm 1820 die Kriegsschule in der Mömpelgardstraße. 1821 ließ er einen Militärschießplatz einrichten, zwischen der Gießhaus- und der Hohenzollernstraße. Und es gab einen Exerzierplatz an der Stuttgarter Straße.
In den Kriegen der Amerikaner unter Georg Washington nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 gab es zunächst Rückschläge bis zu ihrem entscheidenden Sieg gegen die Engländer bei Yorktown im Jahr 1781. Frankreich unterstützte aufgrund eines Hilfsvertrages die amerikanischen Rebellen. Die französischen Truppen kämpften unter dem Befehl ihres Generals Rochambeau gemeinsam mit dem amerikanischen Heer unter Washington. Dabei setzten die Franzosen auch das vom Herzogtum Pfalz-Zweibrücken im Jahr 1757 errichtete Fremdenregiment „Royal Deux-Ponts" ein. Nach einem Geheimvertrag hatte das Herzogtum gegen die Zahlung von 80 000 Gulden ein Infanterieregiment aufzustellen, das in das französische Heer eingegliedert werden sollte. Die geworbenen Männer stammten vor allem aus dem Herzogtum selbst, aus dem Elsaß und aus Lothringen.
Entspannung und Annäherung
(2022)
Im Jahre 2022 liegt der Abzug der französischen Luftwaffe 55 Jahre zurück. 1946 hatte sie die Besatzungstruppe der Franzosen abgelöst, 1951 legte sie ein Bauprogramm auf, ein Flugplatz wurde zwischen Langenwinkel, Dinglingen und Hugsweier errichtet; Düsenjäger folgten auf Transportflugzeuge. Das Luftwaffenoberkommando der 1er Commandement Aérienne Tactique (1 CATAC) ließ sich in den ehemaligen und wiederaufgebauten Wehrmachtskasernen im Osten Lahrs nieder. Für die Lahrer Stadtbevölkerung ist die Zeit mit unangenehmen Erinnerungen verbunden; ihre Wohnungen mussten
teils geräumt werden, und die Landwirte verloren Ackerland für den Flugplatzausbau. Erste Baumaßnahmen ließen vermuten, dass die Franzosen lange in Lahr bleiben werden. 1967 nahm ein großer Teil der Bevölkerung die überraschende
Schließung des französischen Standorts mit Trauer und Bestürzung auf. Kommentatoren und Redner bemühten das Motiv der deutsch-französischen Freundschaft, wie Oberbürgermeister Philipp Brucker: […] wir haben in den Jahren so viele Brücken gebaut. Brecht die Brücken nicht mehr ab! Wann und wo in der Zeit zwischen 1955 und 1967 wurden jene Brücken zwischen Stationierungsstreitkräften und Stadtbevölkerung gebaut? Der vorliegende Aufsatz schließt sich zeitlich meinem Artikel aus dem letzten Geroldsecker Land nahtlos an. Wie im Vorjahr soll geklärt werden, wie sich die französische Garnison auf das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen auswirkte. Im Jahr 1955 endete das Besatzungsstatut, die Franzosen waren stationiert, aber keine Besatzer mehr. 1967 wurde der französische Standort abgewickelt, mit dem Eintreffen der Kanadier im März endete die Ära der L’armée de l’air in Lahr.
Vor genau 100 Jahren war jene Zeit, in welcher auch die Lahrer ganz besonders stolz waren auf „ihre Garnison“. Als nicht nur in den Kasernen mit „Kaisers Rock“ geglänzt wurde, sondern sich auch mancher junge Leutnant vorkam wie ein glänzend schimmernder Pfau - und vor der Dienstvilla des kommandierenden Generals, auch bei uns in Lahr, der Posten noch „unters Gewehr“ trat, wenn der Hausherr eintraf. Doch die Zeit der „schimmernden Wehr“ hatte auch ihre, heute oft vergessenen, Schattenseiten.
Geschichte von unten
(2014)
Der geschäftsführende Ausschuss des Landesvereins Badische Heimat beschloss in seiner Sitzung vom 14. Mai 1915, "eine Sammlung von Soldatenbriefen" zu "veranstalten". Mit dieser Sammlungsaktion betrat der erst seit wenigen Jahren bestehende Verein für sich Neuland. Doch es war kein unbestelltes Feld, auf dem er sich tummeln wollte. Das Sammeln von Zeugnissen des Krieges, darunter die mit einer großen Authentizität ausgestatteten Feldpostbriefe, konnte schon auf eine längere Tradition zurückblicken, die mit Ausbruch des "großen Völkerringens und der ihm zugeschriebenen welthistorischen Bedeutung einen erstaunlichen Konjunkturaufschwung verzeichnete.
Die übersteigerte Euphorie zu Kriegsbeginn hatte sich nach dem Erstarren der Fronten und dem unabsehbarem Ende des Krieges in Ernüchterung und Niedergeschlagenheit gewandelt, auch ausgelöst durch die wachsende materielle Not in der Heimat. Soldaten verschonten dennoch ihre Angehörigen in der Regel mit der Schilderung der unbeschreiblichen Grausamkeit des Stellungskrieges und damit verbunden mit der hohen Wahrscheinlichkeit des eigenen Todes. Die stereotype Wiederkehr beruhigender Formulierungen wie "aber im großen Ganzen geht es mir immer gut" oder "Seid aber ohne Sorgen um mich, denn ich bin gesund und munter", dienten der Beruhigung der Angehörigen daheim, aber auch der eigenen Selbstvergewisserung und Verortung in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Beide Seiten wussten, dass die Schilderungen wenig, ja oft nicht mit der tatsächlichen Realität übereinstimmten, aber beide Seiten klammerten sich mit Macht an die konstruierte Realität, war sie doch ein Mittel der Sinnstiftung und eine Möglichkeit, der offensichtlichen Sinnlosigkeit des Kriegserlebens zu entfliehen. Insofern spiegeln Feldpostbriefe – so auch die Erkenntnisse der Forschung über die Quellengattung – eine in mehrfacher Weise gefilterte Authentizität wider. Gleichwohl bleiben sie bis heute nachwirkende autobiografische Zeugnisse der ansonsten stummen Kriegsgeneration unserer Urgroßeltern und Großeltern.
Einhundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist die Auseinandersetzung über seine Verursacher mit Vehemenz neu entbrannt. Vor fünfzig Jahren wurde kontrovers über die These des Hamburger Historikers Fritz Fischer diskutiert, der von einer Hauptkriegsschuld der deutschen Staats- und Militärführung ausging. Seine Sicht setzte sich in den folgenden Jahren der deutschsen Zweistaatlichkeit durch, bis zu diesem aktuellen 100jährigen Jubiläum Darstellungen bekannter Historiker populär wurden, welche die Rolle der deutschen Außenpolitik relativieren. Die europäischen
Staaten seien nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo wie Schlafwandler aus der Dynamik der Julikrise in das Inferno getaumelt. Historiker, die auf die aggressiven Kriegsvorbereitungen in Deutschland verweisen, werden zunehmend schroff kritisiert; sie würden die Quellen der ‚Kriegsgegner‘ nicht kennen. Dem Deutschen Reich habe, eingezwängt zwischen den Bündnissen der Entente, nur der Weg in die Konfrontation offen gestanden. Es ist der Stand der Geschichtsschreibung der 1950er Jahre, der die öffentliche Meinung über den Kriegsausbruch 1914 allmählich zurückerobert. Vor allem sozialhistorische Aspekte treten in der aktuellen Debatte in den Hintergrund. Dieser Beitrag stützt sich auf ausgewählte Archivalien aus dem Heidelberger Stadtarchiv und aus dem Universitätsarchiv sowie auf zeitgenössische Zeitungsberichte. Aus gedruckten Quellen ergibt sich ein nur lückenhaftes Bild vom Heidelberger Alltag in der Zeit des Krieges.
Wer aufmerksam die Gräberreihen auf dem „Ehrenfriedhof“ der Stadt Heidelberg entlang geht, wird linkerhand in den ersten Reihen auf 18 Grabkreuze mit russischen Namen stoßen. Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg. Offenbar in Heidelberg verstorbene, russische Kriegsgefangene. Diese Beobachtung wirft Fragen auf. Wie ist die Anwesenheit dieser russischen Soldaten in Heidelberg fernab der Ostfront zu erklären? Was wissen wir über sie, ihre Herkunft und ihren Aufenthalt, vermutlich als Kriegsgefangene (KGF) in Heidelberg? In Lagern und Lazaretten? Und warum überhaupt befinden sich Gräber mit russischen Soldaten auf einem Soldatenfriedhof, der 1933/1934 von der Stadt Heidelberg als monumentale Gedenkstätte für die deutschen Kriegsgefallenen errichtet und in einer schauerlich-pathetischen Zeremonie am 28. Oktober 1934 „eingeweiht“ wurde? Darüber hinaus wollen wir zusammentragen, was zu den Kriegsgefangenenlagern in Heidelberg inzwischen zu ermitteln war.
Während der Zeit des Barocks war das Oberrheingebiet aufgrund seiner geostrategischen Lage in besonderem Maße von den Kriegen zwischen den Herrscherhäusern
Habsburg und Bourbon Ende des 17. und Anfang des 18. Jh. betroffen. Als Abwehrmaßnahmen gegen französische Einfälle in die Gebiete der Vorderen Reichskreise wurden Verteidigungslinien auf den Schwarzwaldpässen und in der Rheinebene angelegt. Diese Befestigungssysteme entstanden in mehreren Phasen in der
Zeit vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748, besonders aber während des Pfälzischen (1688–1697)
und Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714). Da das Untersuchungsgebiet hauptsächlich im rechtsrheinischen Bereich liegt, werden Speyerbach-, Queich-, Moder- und Lauterlinien nicht mit einbezogen, obwohl sie zum Gesamtsystem gehören
Am 5. September 1914 – rund fünf Wochen nach Ausbruch des
1. Weltkriegs – riefen das großherzoglich-badische Ministerium
für Kultus und Unterricht und der Badische Jugendwehrausschuss zur Bildung von Jugendwehren auf. [2]
Damit folgte Baden
dem preußischen Beispiel, wo schon am 16. August 1914 die
Errichtung von Jugendkompanien bekannt gegeben worden
war. [3]
Im August 2014 jährt sich zum hundertsten Mal der Ausbruch des Weltkrieges der Jahre 1914 bis 1918, der von den Historikern bereits nach fast 21 Friedensjahren ab dem Jahre 1939 mit dem Beginn eines weiteren Weltkriegs als Erster Weltkrieg bezeichnet werden musste. Als Bündnispartner von Österreich war Deutschland in das Kriegsgeschehen eingebunden und erklärte im August 1914 an Russland und Frankreich den Krieg. Das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in das Kaiserreich und in die Stärke der staatlichen und militärischen Führung war in großem Maße vorhanden. Die Mobilmachung vollzog sich daher in großer Ruhe und Ordnung. Zahllose Freiwillige meldeten sich zur Armee. Für die heutige Zeit einfach unvorstellbar - Deutsche ziehen freiwillig in den Krieg. Der deutsch-französische Krieg von 1870/ 71, der für Deutschland siegreich war und mit der Gründung des Deutschen Reiches im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles endete, war anscheinend in den Köpfen der jungen Soldaten und den Mitgliedern der Militärvereine noch in guter Erinnerung.