355 Militär
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Die Nachricht von der Mobilmachung löste in Heidelberg Bestürzung aus: Am 30. Juli 1914 drängten sich die Menschen um die Litfaßsäulen, in den Lebensmittelgeschäften kauften Hausfrauen die Vorräte auf, und vor der städtischen Sparkasse erwarteten aufgeregte Kunden die Auszahlung ihres Ersparten. Wie ein Lauffeuer habe sich die Meldung von der „Mobilisation“ verbreitet, berichteten die „Heidelberger Neuesten Nachrichten“: „Dieses Wort wirkte wie ein Schuß. Man sah, wie Viele vor Schreck erbleichten und vor nervöser Angst erzitterten, hörte die Entsetzensschreie und die laute Verzweiflung von Frauen, war Zeuge von Weinkrämpfen, und der Menschheit ganzer Jammer lud jeden zum Zeugen, der noch ruhig genug war, auf dieser bewegten Szene Zuschauer zu sein. Auf der Hauptstraße rannten die Menschen wild durcheinander.“ Kaum ein Zeitungsbericht dieser Tage schildert so mitteilsam die ängstlichen bis verzweifelten Reaktionen auf den Beginn des Ersten Weltkriegs, stehen doch sonst kollektiver Jubel und patriotische Begeisterungsstürme im Vordergrund. Allein: Der Artikel beschreibt gar nicht die Wirkung der eigentlichen Mobilmachungsnachricht –
die erfolgte nämlich erst am 1. August –, sondern die einer Falschmeldung zwei Tage zuvor. Die Journalisten des „Heidelberger Tageblattes“ waren einer Fehlinformation gefolgt und hatten rasch ein Extrablatt drucken lassen, das eilends in der ganzen Stadt verteilt wurde und jene oben geschilderte Bestürzung auslöste. Wenn nun nach der Verkündung des tatsächlichen Mobilmachungsbefehls in den „Heidelberger Neuesten
Nachrichten“ behauptet wurde, die Bevölkerung habe mit „Ruhe und Entschlossenheit“ auf „dies[e] grandios[e] Tatsache“ reagiert und Angst und Panik keine Erwähnung mehr finden, dann weckt dieser Widerspruch die Aufmerksamkeit des Historikers.
Es gibt heute wohl kaum eine Stadt oder Ortschaft, in der sich kein Denkmal, Gedenkstein oder sonstiges Mahnmal befindet,
das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert. Solche Denkmäler gehören heute vielerorts zum prägenden Stadt- und Ortsbild und sind wichtige Zeugnisse der Ortsgeschichte. Da diemeisten Gefallenen fern der Heimat beigesetzt waren, fanden
die Angehörigen hier einen Ort der Trauer und Erinnerung an einen lieben Verwandten.
Wer aufmerksam die Gräberreihen auf dem „Ehrenfriedhof“ der Stadt Heidelberg entlang geht, wird linkerhand in den ersten Reihen auf 18 Grabkreuze mit russischen Namen stoßen. Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg. Offenbar in Heidelberg verstorbene, russische Kriegsgefangene. Diese Beobachtung wirft Fragen auf. Wie ist die Anwesenheit dieser russischen Soldaten in Heidelberg fernab der Ostfront zu erklären? Was wissen wir über sie, ihre Herkunft und ihren Aufenthalt, vermutlich als Kriegsgefangene (KGF) in Heidelberg? In Lagern und Lazaretten? Und warum überhaupt befinden sich Gräber mit russischen Soldaten auf einem Soldatenfriedhof, der 1933/1934 von der Stadt Heidelberg als monumentale Gedenkstätte für die deutschen Kriegsgefallenen errichtet und in einer schauerlich-pathetischen Zeremonie am 28. Oktober 1934 „eingeweiht“ wurde? Darüber hinaus wollen wir zusammentragen, was zu den Kriegsgefangenenlagern in Heidelberg inzwischen zu ermitteln war.
Wer sich im öffentlichen Raum gezielt auf die Suche nach Ehrenmalen und Kriegsdenkmälern macht, der wird in vielen Städten und Dörfern im Ortenaukreis fündig. Denn es gibt wohl kaum eine Stadt oder Gemeinde, in der sich kein Gedenkstein oder sonst ein Mahnmal befindet, das in unterschiedlicher Form und auch aus unterschiedlicher Zeit an Kriege oder militärische Operationen erinnert. Solche Denkmäler gehören heute vielerorts zum prägenden Stadt- und Dorfbild und sind wichtige Zeugnisse der Ortsgeschichte. Sehr oft besitzen sie in der Bevölkerung einen hohen Aussage- und Erinnerungswert. Und dennoch wird der Erhalt oder gar die Rekonstruktion von Denkmälern, die Großteils zwischen der 1871 erfolgten Reichsgründung und dem Ersten Weltkrieg entstanden, vielfach kritisch gesehen. Zumal Friedensdenkmäler, bei denen nicht nur an die Helden an der Front, sondern auch an die Opfer zu Hause gedacht wird und die Trauer über die Toten zum Ausdruck kommt, man eher selten antrifft. Ein solches Kriegerdenkmal, das ganz ohne Kriegshelden auskommt, steht beispielsweise in Meißenheim. Der Gutacher Schwarzwaldmaler Curt Liebich hat es 1930 im Auftrag der Gemeinde geschaffen.
Als sich im Zuge der Zweiten Marokkokrise 1911 die Beziehungen der europäischen Großmächte zueinander verschlechterten, wuchs in der militärischen Elite des Kaiserreichs die Überzeugung von der Unvermeidbarkeit eines militärischen Konfliktes in Europa. Um sich gegen die zahlenmäßige Überlegenheit Frankreichs und Russlands zu wappnen, erfolgte im Frühjahr 1912 eine Erhöhung der Armeestärke um 29 000 Mann. Ausgelöst durch die Balkankriege (September 1912 bis Oktober 1913) forderte der Generalstab Ende 1912 eine weitere Verstärkung des Heeres. Im März 1913 beschloss der Reichstag eine Heeresvermehrung um 137 000 Mann auf 793 000 Soldaten. Das hatte die Errichtung neuer und moderner Kasernen zur Folge. Sie wurden zu effizienten Ausbildungsstätten für die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, dessen Ausbruch sich nun zum 100. Mal jährt.
Wehrhaftes Lahr-Mahlberg
(2019)
Der Herrschaftsbereich der Geroldsecker wurde im Jahr 1277 geteilt. Aus der Teilungsurkunde vom 14. September 1277 entnimmt man, dass Heinrich, dem Grafen von Veldenz, die Vogtei zu Münster (außer Wallburg) zufiel, dazu Hohentann und alles, was östlich der zwischen Lahr und Kuhbach gelegenen Bischofsmühle (Standort heute westlich der Firma Padberg bis Willy-Brandt-Straße) lag, außerdem Zunsweier, Berghaupten sowie Güter in Richtung Schwaben und in Schwaben. Die Brüder Heinrich und Walther erbten hingegen den Besitz der westlich der Bischofsmühle lag (mitt allem Rechten bey Bischoffs-Mühlen unndt was von deroselben Mühlenn heraus gegen dem Rhin lit): Lahr, Mahlberg, Burgheim, Dinglingen, Hugsweier, Mietersheim, Sulz, den Hoff zue Langenhardt, Kippenheim, Kippenheimweiler, Schmieheim, Wallburg, Broggingen, Wagenstadt, Orschweier, Wittenweier, Allmannsweier, Nonnenweier, Kürzell, Schutterzell, Ichenheim, Dundenheim und Altenheim. Sie erhielten auch die Burg Landeck im Breisgau und Güter im Elsass. Die Reichsgüter Friesenheim und Oberschopfheim, das Dorf Ottenheim sowie die elsässische Burg Schwanau am Rhein galten als gemeinsamer geroldseckischer Besitz.
„Nationales Naturerbe“ - was ist das? Als Nationales Naturerbe werden rund 156.000 Hektar ökologisch wertvolle und artenreiche Naturflächen in Deutschland bezeichnet, die durch Beschluss der Bundesregierung seit dem Jahr 2000 dauerhaft für den Naturschutz gesichert werden. Die Flächen werden aus dem Eigentum der BRD unentgeltlich in die Trägerschaft von Bundesländern, der Deutschen Bundesstiftung und von Umwelt- und Naturschutzverbänden übertragen. Die Übertragung der Flächen ist an naturschutzfachliche Bewirtschaftung gebunden. In den Waldbereichen soll die Nutzung vollständig eingestellt werden. Etwa 125.000 Hektar (erste und zweite Tranche) wurden und werden an die Flächenempfänger übertragen. Für eine 2016 beschlossene dritte Tranche mit weiteren etwa 31.000 Hektar befindet sich die Gebietsübertragung in Vorbereitung. Das rund 109 Hektar große, ehemalige Militärübungsgebiet Langenhard war Bestandteil der ersten Tranche und wurde 2012 der NABU-Bundesstiftung „Nationales Naturerbe“ übergeben.
Nach der Kaiserproklamation in Versailles und der vollzogenen Reichsgründung waren die meisten Deutschen im nationalen Überschwang und voller Begeisterung. In den süddeutschen Staaten herrschte allerdings anfänglich Skepsis und Zurückhaltung, weil man gegenüber den Preußen Aversionen und Animositäten empfand. Ob es in Lahr auch so war, lässt sich nicht belegen. Lediglich die Tatsache, dass in der Stadt erst relativ spät, im September 1873, ein Erinnerungsdenkmal eingeweiht wurde, lässt etwas Zurückhaltung erahnen. Die erste große Gelegenheit, in Lahr die Reichsgründung zu feiern, bot Kaisers Geburtstag am 22. März 1871. Am Vorabend und am Geburtstag selbst wurde ein vom Festkomitee entworfenes großes Programm abgewickelt (siehe Abb. 2). Erwähnt sei hier nur, dass die Schuljugend ein von der Firma Kaufmann gedrucktes Gedenkblatt erhielt und die „Spitaliten“ im Spital festlich bewirtet wurden.
Sickingen in Not
(2005)
Bretten liegt an einer Heerstraße. Auch Sickingen, Eppingen oder Flehingen und
Zaisenhausen. Die in der Leipziger Völkerschlacht geschlagenen Truppen Napoleons
zogen sich über den Rhein zurück. Baden war als Rheinbundstaat Napoleons
Verbündeter, wechselte aber am 20. November 1813 die Fahnen. Der Großherzog
schloss mit den Alliierten einen Vertrag, nach dem er nicht nur frische Truppen
aufzustellen, sondern auch den Durchmarsch der alliierten Hauptarmee durch das
Land zu unterstützen hatte. Noch nie hatte der Kraichgau eine solche Truppenmassierung
erlebt, die zu beherbergen, versorgen und durchzufüttern war. Eine
ungeheure Last, die - bei der schlechten Sanitätsorganisation und der überforderten
Verwaltung vor Ort - die Landbevölkerung an den Rand der Verzweiflung
trieb. Bruchsal war Garnisonstadt für ein badisches Dragonerregiment; Bretten bekam
ab Mitte November 1813 Militär, es lagen dort 69 Kranke und Verwundete in
Gebäuden zusammengedrängt, ,,bei längerem Aufenthalt sei ihre Verlegung nach
außerhalb der Stadt notwendig", monierte der Brettener Stadtrat. Auch müsse man
Decken und andere Bedarfsgüter anschaffen, ärztliche Hilfe sei zu organisieren,
schrieb das Bezirksamt an das Kreisdirektorium des Enz und Pfinzkreises nach
Durlach.
Zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass mit dem Abzug der kanadischen Streitkräfte aus Lahr auch das Ende von Lahr als Garnisonsstadt kam. Dies war Anlass, im Frühjahr 2013 in der Villa Jamm im Stadtpark, dem Museum der Stadt Lahr, eine Ausstellung mit zahlreichen Fotos aus den Jahren 1967 bis 1993 zu zeigen. Im Frühsommer wurde die Ausstellung im Rahmen des Freundschaftsfluges der Lahrer Delegation in die Partnerstadt Belleville dort digital gezeigt. Zudem ist geplant, sie auch im kanadischen Verteidigungsministerium in Ottawa zu präsentieren. Eine Auswahl der nahezu 200 Bilder der Ausstellung wirft ein Streiflicht auf die Zeit der Kanadier in Lahr von 1967 bis 1994, als im Mai die Abschiedsparade stattfand. Die Fotografien stammen aus dem Stadtarchiv, aber auch aus Privatbesitz.