430 Germanische Sprachen; Deutsch
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Sprachen sind „die Systeme von Einheiten und Regeln, die den Mitgliedern von Sprachgemeinschaften als Mittel der Verständigung dienen", so wird Sprache in Wikipedia definiert. Also dient Sprache der Verständigung innerhalb einer sozialen
Gruppe. Häufig sind Sprachgrenzen auch Landes- oder Staatsgrenzen. In diesem Sinne grenzt Sprache ein und auch aus. Es
gibt Zugehörige und Nichtzugehörige. Aber auch Sprache passt sich sozialen und politischen Veränderungen an. Sprecher innerhalb einer sozialen Gruppe passen sich vor allem dann an und übernehmen diese Sprache, wenn sie sich gegenüber anderen sozialen Gruppen abgrenzen und den inneren Zusammenhalt verstärken wollen. Ein typisches Beispiel ist die Jugendsprache oder der Gassenjargon. Sie oder er dient dazu, sich bewusst von der Sprache der Erwachsenen oder Eltern abzugrenzen und damit sich nur unter sich verständigen zu können.
Der Landesverein Badische Heimat hat zusammen mit der Muettersproch-Gsellschaft das Alemannische Wörterbuch für Baden herausgegeben, das als Band 2 seiner neuen Schriftenreihe soeben erschienen ist. Ich vertrete den Präsidenten des Landesvereins, Herrn Dr. Sven von Ungern-Sternberg, der zu seinem großen Bedauern heute verhindert ist. Die Aufnahme dieser Buchvorstellung in die Alemannische Woche in Oberried lag auch deshalb nahe, weil Herr Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter auch Präsident der Muettersproch-Gsellschaft ist. Auch für diese bin ich kein Fremder, ich bin schon fast seit ihrer Gründung Vereinsmitglied.
Badener und Badenser
(2013)
Der Badener gerate "in Wallungen", "wenn er sich als Badenser titulieren lassen muss", heißt es in einem Kommentar des "Badischen Tagblatts" vom 21. April 2012, und ähnliche Äußerungen findet man öfter. So sagte kürzlich im SWR-Fernsehen der Freiburger Filmemacher Pepe Danquart, der auch in Berlin und Hamburg lebt: "Man wird ja ständig als Badenser beschimpft . […] Das kommt von den Schwaben." Öfter zitiert wird der Karlsruher
Abgeordnete Franz Gurk, der vor Jahren im Stuttgarter Landtag einem Heilbronner Abgeordneten damit gedroht habe, ihn künftig als Heilbronnser zu bezeichnen. Andere Einwohner Badens sind in dieser Beziehung gelassener, empfinden aber den Ausdruck Badenser aber doch als unzutreffendes,
als falsches Wort.
Das Lateinische als abendländische Bildungssprache schlechthin, ist von
den Vulgärsprachen erst in einem langwierigen und auch heute noch nicht völlig
abgeschlossenen Prozeß ersetzt worden. Dieser Ablösungs- und Emanzipationsprozeß
lief im romanischen Sprach- und Kulturkreis anders als im germanischen
und slavischen ab, differierte fernerhin je nach Textsorte und Verwendungszusammenhang,
nach Raum und Zeit. Aus dieser skizzierten überaus komplexen
Sachlage ergeben sich einige allgemeine methodische Konsequenzen für die künftige
Arbeit. Ausgangspunkt wird zunächst eine allgemeine Darstellung der Theorie
der lingua vulgaris im Mittelalter sein müssen, wobei die Lehre von den drei
Sakralsprachen im Mittelpunkt zu stehen hat. Einschlägige Zeugnisse sind bisher
lediglich für die Karolingerzeit gesammelt und ausgewertet. Für die Folgezeit
liegen keine systematischen Untersuchungen vor. Auf diesem Hintergrund
haben die Einzelphilologien - in Zusammenarbeit mit den historischen Disziplinen
- empirische Untersuchungen durchzuführen, die wegen der Materialfülle
nur durch strenge Begrenzung des Objektrahmens förderlich sein können.
Der Landschaftsname Allgäu
(1976)
Der Landschaftsname Allgäu ist durch die neue Regionaleinteilung des Landes
Bayern nunmehr auch ein Begriff der politischen Verwaltung geworden: Es
gibt eine Region Allgäu und drei Landkreise, die seinen Namen tragen: Oberallgäu,
Unterallgäu und Ostallgäu. Damit scheinen die Grenzen dieser Landschaft
fest geworden zu sein, und auch für den Außenstehenden stellt es keine
Schwierigkeit mehr dar, den Umfang dessen, was mit Allgäu bezeichnet wird,
zu bestimmen. Das Allgäu ist eine fest umrissene, juristisch zu definierende
Größe geworden, es ist in geographischer Terminologie zum „Land" geworden.
Als „Landschaft" aber scheint das Allgäu heute noch die gleichen Probleme
zu bieten wie vor bald 40 Jahren, wo die Abgrenzungsschwierigkeiten sich in
Termini wie „unbestimmtes, quellbares Ganzes" und „Wechselbalg" ausdrückten.
Der Arlberg, oder genauer gesagt, die Landesgrenze zwischen Tirol und
Vorarlberg, gilt in der Mundartforschung als eine der schärfsten Sprachscheiden
innerhalb des Oberdeutschen, dem Alemannischen im Westen und
dem Bairischen im Osten. Dies trifft zweifellos auch heute noch zu, wenn man
H. Pauls Prinzip zugrundelegt: ,,Das eigentlich charakteristische Moment in
der dialektischen Gliederung eines zusammenhängenden Gebietes bleiben
immer die Lautverhältnisse" (Prinzipien der Sprachgeschichte § 30). Daß hier
zwei verschiedene phonologische Systeme aufeinandertreffen, ist durch die
Ergänzungsaufnahmen für den „Vorarlberger Sprachatlas" offenkundig geworden, obwohl die Verhältnisse doch differenzierter sind als bisher angenommen
wurde.
Die deutsche Sprachkrankheit
(2002)
„Ein geistigeres und innigeres Element als die Sprache hat ein Volk nicht. Will ein Volk also nicht verlieren, wodurch es Volk ist, will es seine Art mit allen Eigentümlichkeiten bewahren, so hat es auf nichts mehr zu achten, als daß ihm seine Sprache nicht
verdorben und zerstört werde." Das sind Worte von Ernst Moritz Arndt, die zwar vor mehr als 150 Jahren gesagt wurden, die uns aber ganz besonders in der Gegenwart Mahnung sein sollten, da unsere schöne deutsche Sprache von vielen Deutschen in schockierender Weise missachtet und damit verdorben wird.
Die Mundart von Galtür
(1976)
Die Bewohner von Galtür stammen aus dem Wallis und sind hier einige Jahre
vor 1320 ansässig geworden. [...]
In diesem Beitrag geht es ausschließlich um die sprachwissenschaftliche Seite des
Problems, genauer gesagt: was hat sich von der ursprünglichen alemannischen
Mundart gehalten und in welcher Weise ist das benachbarte, vorwiegend bairisch
geprägte Idiom des Paznaun übernommen worden. Die Voraussetzungen sind in
diesem Falle besonders günstig, da die Galtürer Mundart eine der wenigen ist,
für die eine Monographie aus dem vergangenen Jahrhundert vorliegt, welche
zahlreiche Belege in relativ genauer phonetischer Umschrift bietet.
Wie wir in dem Dezemberheft der „Badischen Heimat" lesen können, sprach Marc
Twain, eigentlich Mister Samuel Langhorne
Clemens, von der „awful German language",
der schrecklichen deutschen Sprache. Aber was
für Marc Twain „awful" war, das waren einmal
die langen Wortungeheuer, d. h. Wortzusammenfügungen wie z. B. ,,Waffenstillstandsunterhandlungen" u.ä. und zum anderen die Tatsache, daß die Sprache so schwer zu erlernen
war. Deshalb macht er Vorschläge zur Vereinfachung unserer deutschen Sprache, damit man
sie „in weniger als 30 Jahren" erlernen könne.
Was würde ein Marc Twain wohl sagen,
wenn er heute nach Deutschland, nach Freiburg käme? Er müßte ja gar nicht mehr so viel
lernen, da er überall Englisch (bisweilen allerdings ein falsches) lesen und hören könnte.
Hätten Sie gedacht, dass Sie bei der Fahrt durch das altbadische
Oberrheintal von Karlsruhe nach Basel mindestens drei große
Mundartlandschaften durchqueren und Dutzende von Mundartlinien überschreiten? Statt der schnellen Autofahrt von
2 Stunden 13 Minuten können Sie aber auch das langsamere
Fahrrad für die von Google maps auf 197 km berechnete Strecke vom Karlsruher Schlossplatz bis zum Basler Barfüßerplatz
benutzen – und ganz nebenbei die Mundartsprecher in den
Dorfwirtschaften beim Bier oder Wein belauschen. Natürlich
können hier nicht alle typischen mundartlichen Lautungen
und Wörter aufgelistet werden, sondern einige besonders wichtige, die einen kleinen Einblick in den lautlichen, grammatischen und lexikalischen Reichtum der Mundarten am Oberrhein geben sollen.
Was die rezente Mundart im alemannischen Gebiet - auf das ich mich im folgenden
beschränke - angeht, finden sich in den Wörterbüchern zahlreiche Hinweise
auf regional verschiedenen Gebrauch des grammatischen Geschlechts, die
freilich immer nur einige wenige einzelne Orte erfassen; die einzige das Problem
betreffende Karte gab H. Fischer 1895. Erst kürzlich empfahl D. Rosenthal am
Beispiel der/die bach sogar ausdrücklich „große Vorsicht" bei der
„Heranziehung des Genuswechsels für die Dialektgeographie", vor allem bei der
Beurteilung seiner Gesetzmäßigkeit und beim Schluß von rezenten auf
historische räumliche Lagerungen, da die Mundarten aufgrund partieller lautlicher
Entwicklungen in der Neuzeit gerade im Bereich der Flexionssysteme unterschiedliche
Aufnahmebereitschaft für den Einfluß der Hochsprache zeigen
Jeder in Deutschland kann noch erleben, daß in seiner Wohngegend, an seinem
Wohnort zwei Sprachen koexistieren: Hochsprache und Dialekt. Schickt man den
Deutschen in seinem Land auf Reisen, dann wird er bei den Ortswechseln eine
bestimmte Beobachtung machen. Die Hochsprache erweist sich als die gleiche,
während es sich bei den Dialekten um immer andere handelt. Falls es sich bei
dem Reisenden um einen Dialektsprecher handelt, - daß er die Hochsprache
beherrscht, ist inzwischen sowieso anzunehmen -, wird er bei Wechseln zu
anderen Orten mit seinem Dialekt in Verständigungsschwierigkeiten geraten, und
zwar je mehr, je entfernter das Reiseziel liegt. Begibt er sich gar ins staatliche
Ausland, dann kann es ihm passieren, daß er den Geltungsbereich der deutschen
Hochsprache verläßt, jedoch noch immer Dialekten, welche als deutsch gelten,
begegnet.
Unsere Vorstellung vom jüdischen Leben in ländlichen Gemeinden am Oberrhein ist in den
letzten Jahren durch einige anschauliche und prägnante Beiträge neu geprägt worden, sei es
durch regionalhistorische Ausstellungen, die Neuausgabe der Werke von Jakob Picard, die Verfilmung des Strittmatter-Stückes „Viehjud Levi“ oder durch die Lektüre des Bestsellers „Melnitz“ von Charles Lewinsky. Inzwischen kann man davon ausgehen, dass jüdische Geschichte
im alemannischen Raum ein eigenes Assoziationsfeld eröffnet und nicht mehr nur als Vorgeschichte zu einer bürgerlich-städtischen Kultur des deutschen Judentums gesehen wird. Nun
birgt zwar die Opposition von süddeutsch verortetem „Landjudentum“ versus preußisch verortetem „Stadtjudentum“ eine eigene Problematik in sich, weshalb ich im Folgenden auch auf diese Begriffe verzichte, doch ist es generell ein lohnender Ansatz, für die Geschichte des Judentums im Dreiländereck eigene Grundmuster und Entwicklungslinien zu suchen. Die kleineren
politischen und wirtschaftlichen Einheiten der Koexistenz von Juden und Christen in den Dörfern links und rechts des Oberrheins – bis ins späte 19. Jahrhundert die überwiegende jüdische
Lebensform in der Region – fanden in der wissenschaftlichen Bearbeitung vor allem als „Nachbarschaften“ und gemeinsame Handlungsräume Interesse.
Kippenheimer Jüdischdeutsch
(2005)
Die Sprache der bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Südwestdeutschland, dem Elsass und der Schweiz lebenden Juden wird in der wissenschaftlichen Literatur als „ Westjiddisch", in genauerer Differenzierung bisweilen auch als „Südwestjiddisch" bezeichnet. Dieses Jiddische wird im 20. Jahrhundert vom so genannten Jüdischdeutschen abgelöst, worunter wir hier in diesem Beitrag eine der deutschen Standardsprache angenähertere Sprachvariante auf der Basis des Westjiddischen verstehen. Das Westjiddische selbst unterschied sich vom Ostjiddischen, das heute gleichbedeutend mit Jiddisch ist, in bestimmten lautlichen und lexikalischen Eigenheiten, deren wichtigste in dem Westjiddischen Sprachatlas von Beranek und dem Language and Culture Atlas of Ashkenaszic Jewry festgehalten sind.
Mit Erscheinen des „Kleinen Dialektatlasses" (= KDA), erarbeitet vom Autorenteam H. Klausmann, K. Kunze und R. Schrambke im Jahre 1993, wurde erstmals ein vollständiger Überblick über das „Alemannische und Schwäbische in Baden-Württemberg" (so der Untertitel) gegeben. Die meisten der 88 Übersichts-, Laut- und Wortkarten mit über 200 Einzelgrenzlinien (= Isoglossen) beruhen auf den neuesten Sprachmaterialien des „Südwestdeutschen Sprachatlasses". Die über eine Million umfassenden Einzeldaten dieses von Dialektologen als SSA abgekürzten Kleinraumatlasses wurden in direkter Methode von geschulten Feldforschern (= Exploratoren) vor Ort erhoben und in einem speziell für das Alemannische entwickelten Umschriftsystem, dem sogenannten Teuthonista-Transkriptionssystem niedergeschrieben. Der SSA wurde seit 1974 am Arbeitsbereich für Geschichtliche Landeskunde und Badisches Wörterbuch der Universität
Freiburg i. Br. vorbereitet und erscheint seit 1989 in Lieferungen a 50 Karten. Der „Kleine Dialektatlas" faßt nun bereits wichtige Ergebnisse seines ,großen Bruders' zusammen und stellt sie übersichtlich und für mundartinteressierte Laien anschaulich dar. Der nachfolgende Aufsatz über die Mundarten des Schwarzwaldes beruft sich in weiten Teilen auf diesem
vom Alemannischen Institut herausgegebenen Atlas. Bei der Beschreibung der wichtigsten Mundartgrenzen wird auf dessen zahlreiche Karten verwiesen. So bedeutet z.B. die Abkürzung KDA 31, daß die gerade besprochene Mundarterscheinung auf dieser Karte im „Kleinen Dialektatlas" zu finden ist. Die Kurzform z.B. SSA Il/20.00 verweist auf die bereits erschienenen
Karten des „Südwestdeutschen Sprachatlasses".
"Bi uns cha me au alemannisch schwätze“.
So steht es auf dem kleinen blauen „Bäpperli“,
das zum Markenzeichen der Muettersproch-
Gsellschaft geworden ist und das dem Verein
einen festen Platz in der heimatverbundenen,
südbadischen Vereinslandschaft eingebracht
hat.
Das war nicht immer so. Die Muettersproch-
Gsellschaft war bei ihrer Gründung ein
zartes Pflänzchen, das gepäppelt werden musste.
Anfang der 1960er-Jahre traf sich ein
Arbeitskreis von alemannischen
Mundartdichtern,
dessen Motor der aus Sulzburg
stammende Hubert
Baum war. Mit zu dem
Dichterzirkel gehörten Karl
Kurrus (Endingen), sowie
Richard Gäng (Freiburg),
der Hausacher Eugen Falk-
Breitenbach und der Stühlinger
Hans Matt-Willmatt
sowie die Dichterinnen Ida
Preusch-Müller (Müllheim),
die Elsässerin Lin Ritter-
Potyka, die aus Obereggenen
stammende Lina Kromer, sowie Hedwig
Salm und Gertrud Albrecht (beide Freiburg).
Die neuere Forschung zu den süddeutschen Mundarten zeigt also, dass der jeweilige Ortsdialekt
nicht das einzige sprachliche Register ist, das deren Sprechern zur Verfügung steht. Zwischen
Grundmundart und dem „richtigen“ Schriftdeutsch nutzen die Franken, Alemannen und Schwaben
in Nord-Baden-Württemberg eine Vielzahl von sprachlichen Stufen, unter denen sie je nach
Gesprächspartner, -ort und -situation variieren können. Die Kommunikationsreichweite hat sich
in den letzten Jahrzehnten stark vergrößert – man spricht nicht mehr nur mit den Leuten aus
dem Heimatort, sondern findet sich immer öfter unter Ausnutzung der eigenen sprachlichen Variantenvielfalt
auch mit „Auswärtigen“ Dialektsprechern im Dialog oder mit solchen, die lediglich
einen leicht von der Standardsprache abweichenden Akzent besitzen.
Die bisher vorhandenen kleinräumigen Unterschiede innerhalb der Mundartgebiete und zwischen
den einzelnen Dialektregionen in Nord-Baden-Württemberg mögen dadurch verschwimmen.
Ein immer wieder befürchtetes Aussterben des Dialekts ist dennoch nicht zu erwarten.
„Kleinräumige sprachliche Gebrauchsmuster“ werden zwar immer mehr in den Hintergrund gedrängt
und zugunsten solcher Formen aufgegeben, „die eine regionale oder überregionale Verbreitung
aufweisen“.26 Innerhalb dieser größeren geografischen Räume bleiben sicherlich auch
in näherer Zukunft dialektale Merkmale im Bereich der Lautung, der Grammatik und des Wortschatzes
erhalten.
Im nachfolgenden Aufsatz leite ich die Entwicklung der Dialekte allgemein und der im Neckar-
Odenwald-Kreis gesprochenen von der Entwicklung der deutschen Sprache ab.
Ich beginne mit der These, dass die Dialekte aussterben. Ich weiß mich mit dieser Feststellung
zum Teil im Widerspruch zahlreicher Experten. Dennoch gibt es untrügliche Anzeichen
für die Richtigkeit der These. Unsere Dialekte erleiden das gleiche Schicksal wie viele Sprachen
dieser Erde, auch in Deutschland. Die UNESCO hat das in umfangreichen Arbeiten dokumentiert.
(siehe weiter unten)
Dessen ungeachtet werden Dialekte noch immer gesprochen. Die Mehrheit der Deutschen
benutzt – mehr oder weniger bewusst – den angestammten, überlieferten Dialekt als Muttersprache.
»Mehrheit« heißt, dass die Deutschen statistisch mehrheitlich über 40 Jahre alt sind,
und die sprechen in der Regel ihren Dialekt. Dieser wandelt sich allerdings, was dargestellt wird.
Seit ihrer frühen Geschichte verfügt die deutsche Sprache über vielfältige Lehnbeziehungen zu anderen Sprachen. Bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr., in einer
Zeit also, für die noch gar nicht von einer deutschen Sprache die Rede sein kann,
wirkten schon das Römische/Lateinische und das Keltische auf die germanischen
Dialekte ein. Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert, in althochdeutscher Zeit,
stammten die stärksten fremdsprachlichen Einflüsse weiterhin aus der mittlerweile
überregionalen Hochsprache Latein und aus anderen romanischen Sprachen. Dieser
Einfluss blieb auch in mittelhochdeutscher Zeit erhalten, denn Latein war weiter
äußerst bedeutsam, aber auch französische, niederländische, italienische, slawische
und orientalische Einflüsse auf das Mittelhochdeutsche sind in einem je unterschiedlichen Ausmaß im Wortschatz nachweisbar. Während heute die englischen Einflüsse
auf die deutsche Sprache dominieren, hielten noch im Frühneuhochdeutschen und in
der jüngeren Sprachgeschichte bis ins 20. Jahrhundert die lateinischen und französischen Spracheinflüsse lange an.