580 Pflanzen (Botanik)
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Gehört zur Bibliographie
- nein (87)
Schlagworte
- Vegetation (14)
- Baar (7)
- Flechten (6)
- Pflanzen (6)
- Pflanzengesellschaft (6)
- Pilze (6)
- Baden-Württemberg (5)
- Botanik (5)
- Pflanzenökologie (5)
- Schwarzwald (5)
Mitten im Ersten Weltkrieg, im Jahr 1916, pflanzte ein junger Zwangsarbeiter aus der Ukraine bei einem Bauernhof in Nordrach ein kleines Bäumchen. Daraus ist eine stattliche Fichte geworden, deren Entstehungsgeschichte zum 100-jährigen
Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 2018 einer Erinnerung würdig ist. Den im Laufe der Jahrzehnte etwas windschief gewordenen markanten Baum oberhalb des Ortszentrums der Schwarzwaldgemeinde Nordrach haben wohl die meisten Einwohner schon mal unbewusst gesehen, wenn sie etwa beim Gräberbesuch oder bei Beerdigungen auf dem Friedhof nach oben auf die Felder blicken. Auch Besuchern der traditionellen Kilwi immer am letzten Augustwochenende könnte der Baum beim Bummel zwischen den Marktständen rund um die neugotische Pfarrkirche St. Ulrich schon mal aufgefallen sein. Die große Fichte erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe neben dem Hermerhansenhof im Dorf. Wind und Wetter haben sie in den
100 Jahren, in denen sie dort steht, etwas zerzaust, die Spitze oben ist von Stürmen gekappt.
Im Rahmen eines durch das Regierungspräsidium
Karlsruhe fnanzierten Kooperationsprojekts zwischen
der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen
Verein Karlsruhe e.V., dem Staatlichen Museum für
Naturkunde Karlsruhe, dem Naturschutzzentrum Ruhestein und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
wird eine Inventarisierung der Pilzarten des Bannwalds
„Wilder See“ im NSG „Wilder See – Hornisgrinde“ (Baiersbronn, Nordschwarzwald) vorgenommen. Es ist
der älteste, bereits 1911 ausgewiesene Bannwald in
Baden-Württemberg; er umfasst 75 ha. Aus mykologischer Sicht sind vor allem die alten Abies alba-Bestände bedeutend. Am Beispiel dreier im Gebiet bereits
nachgewiesener und sehr seltener Pilzarten (der parasitische Rostpilz Thekopsora goeppertiana und die
Altholzzersetzer Hymenochaete fuliginosa und Cystostereum murrayi) wird dies veranschaulicht. Das Gebiet
ist Bestandteil der Gebietskulisse für den geplanten
Nationalpark Schwarzwald. An dem zunächst auf drei
Jahre angelegten Projekt sind zahlreiche Pilzexperten
aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern
beteiligt. In dieser Anfangsphase werden vorzugsweise
die in den einzelnen Vegetationstypen vorkommenden
Arten erfasst und eine Referenzsammlung im Pilzherbarium des Staatlichen Museums für Naturkunde
Karlsruhe angelegt. Besonders berücksichtigt werden
Pilzarten, die mit Weiß-Tanne (A. alba) als Parasiten,
Saprobionten oder Symbionten assoziiert sind. Längerfristig könnte das Gebiet als Referenzfäche für
mykologische Studien im Bereich der Taxonomie, „Versteckten Diversität“ und Populationsgenetik unter Einsatz moderner Techniken genutzt werden.
Es wird über ein Vorkommen der Moosart Philonotis
marchica auf den Isteiner Schwellen berichtet. Der
Standort bei Istein ist natürlich und das Vorkommen
des Mooses an dieser Stelle vermutlich urwüchsig.
Die Untersuchungen zur Ökologie und Vergesellschaftung des Mooses zeigen, dass es sich bei diesem
Vorkommen um einen Dauer-Pionierstandort handelt,
der durch die regelmäßig wiederkehrenden Hochwasserereignisse geprägt wird. Philonotis marchica ist mit
Arten vergesellschaftet, die zu den Wassermoosgesellschaften des Verbandes Cinclidotion fontinaloidis
Philippi 1956 gehören. Andere Arten weisen aber auch
auf die Pfasterritzengesellschaft des Bryo-Saginetum
procumbentis Diem., Siss. & Westh. 1940 n. inv. Oberd.
hin, die wohl ursprünglich von oben genannten Stellen
stammt. Am Schluss wird auf die Gefährdung dieses
primären Standortes aufmerksam gemacht.
Gegenstand dieser Studie ist die Verbreitung der aquatischen Makrophyten im (Kinzig)-Schutter-Unditz-Fließgewässer-System in der Offenburger Oberrheinebene
(Baden-Württemberg). In den untersuchten Gewässern
kamen 23 Arten vor, je 17 in Schutter (unterhalb Lahr)
und Unditz. Nuphar lutea, Potamogeton pectinatus und
Sparganium emersum waren die häufgisten Arten. In der
Schutter war Potamogeton nodosus die dominierende Art.
In vielen Abschnitten der Schutter, der Unditz und einiger
ihrer Zuflüsse war eine Massenentwicklung von Wasserpflanzen zu beobachten, begünstigt durch eine überwiegend schwache Strömung, fehlende bis mäßige Beschattung durch Ufergehölze und eine meist geringe Tiefe. Ein
beschränkender Einfluss der hohen Schwebstoff-Fracht
der Schutter auf die Entwicklung der makrophytischen
Vegetation war nicht feststellbar. Das Arteninventar der
untersuchten Fließgewässer besteht durchweg aus eutraphenten Arten, die sich in der Mehrzahl durch folgende
Eigenschaften auszeichnen: perennierende Lebensform,
Rhizom als Speicherorgan, schnelles Wachstum, hohe
Austauschrate der Assimilationsorgane, Konzentration
der Biomasse an der Wasseroberfläche. Im Schwarzwald weit verbreitete Weichwasser-Arten sind weder im
Unterlauf der im Schwarzwald entspringenden Schutter
noch in den anderen untersuchten Fließgewässern vertreten. Vergleiche mit anderen Fließgewässer-Systemen
belegen den bestimmenden Einfluss von geologischem
Untergrund, Gefälle und Strömung auf die Zusammensetzung und Struktur der aquatischen Vegetation. Es
ist anzunehmen, dass der Artenreichtum und der Anteil
eutrophierungs- und störungsempfindlicher Arten infolge
menschlicher Einflüsse zurückgegangen ist.
Ein kurzer Überblick über die urbane Pilzflora des Naturschutzgebiets „Alter Flugplatz Karlsruhe“
(2014)
Das innerstädtische Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz
Karlsruhe“ (Baden-Württemberg, Deutschland) umfasst
rund 70 ha. Es zeichnet sich durch einen großen Anteil an
nährstoffarmen Mager- und Sandrasen aus. 2006 wurde
mit der mykologischen Bestandsaufnahme begonnen
und unregelmäßig Begehungen durchgeführt. Es konnten 246 Arten aus fünf Abteilungen nachgewiesen und
410 Belegexemplare im Pilzherbarium des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe (KR) deponiert
werden. Achtzehn Arten stellen gefährdete „Rote-Liste-Arten“ dar, vier Arten wurden erstmals für Baden-Württemberg nachgewiesen. In dem hier vorgelegten kurzen
Überblick werden Habitat und Methoden beschrieben,
seltene und vom Aussterben bedrohte Arten und Neomyceten aufgelistet und der Einfluss exotischer Gehölze
auf die pilzliche Artenvielfalt im NSG angesprochen. Die
vollständige Artenliste wird im Internet zur Verfügung
gestellt und kann regelmäßig aktualisiert werden.
Außerhalb ihres mehr oder weniger geschlossenen west- und südwesteuropäischen Verbreitungsgebiets kommt die atlantisch-submediterran
verbreitete Orobanche hederae Duby nur sporadisch in wärmebegünstigten Lagen Südwest- und
Mitteldeutschlands vor. Verbreitungsschwerpunkt
in Baden-Württemberg ist Heidelberg, wo die
Pfanze seit den 1990er Jahren mit derzeit etwa
60 Einzelvorkommen und 3000-3500 Individuen
auftritt (Demuth 1996, Junghans 2001, Winterhoff
& Haar 2002, Vesselinov Lalov 2007). Ein weiterer Bestand im Rhein-Neckar-Gebiet existiert
seit 1996 im Bereich der mittleren Bergstraße
bei Hemsbach (Demuth 2001). In der nördlichen
Oberrheinebene gibt es Vorkommen in Karlsruhe (Demuth 1996) sowie seit 2005 im Stadtgebiet von Darmstadt (Röhner & Schwöbel 2010).
Erstmals nachgewiesen in Baden-Württemberg
wurde sie bei der St. Anna-Kapelle beim Isteiner
Klotz (Winter 1889).
Die Verbreitung der Carex-muricata-Gruppe in Südwestdeutschland und Nachbargebieten wurde durch
Herbarrevisionen untersucht. Carex divulsa ist weitgehend auf Wälder und Ruderalstellen der Oberrheinebene beschränkt. Funde liegen vor allem aus dem
Großraum Karlsruhe vor. Carex muricata besiedelt vor
allem Wälder auf kalkreichen Böden und hat ihren Vorkommensschwerpunkt auf der Schwäbischen Alb. Carex polyphylla ist in Wäldern weit verbreitet. Kalkreiche
und sehr basenarme Böden werden aber gemieden:
So fehlt die Pflanze weitgehend der Schwäbischen Alb
sowie im Pfälzer Wald und im Odenwald. Carex pairae
wächst auf basenarmen, meist sandigen Standorten
in Wäldern; im Westen des Gebietes kommt sie regelmäßig vor und wird nach Osten deutlich seltener. Die
weiteste geographische Verbreitung und ökologische
Amplitude besitzt Carex spicata. Sie besiedelt bevorzugt auch feuchte Saumstandorte, vielfach im Umfeld
von Siedlungen. Keine der untersuchten Arten ist im
Gebiet gefährdet.
Ein Großteil der Saftlinge (Gattung Hygrocybe s.l.)
sind farblich auffällige Pilzarten nährstoffarmer Offenlandstandorte. Im Stadtgebiet von Karlsruhe konnten
bisher keine der seltenen Arten beobachtet werden.
Im Rahmen von Untersuchungen zur Veränderung der
Karlsruher Großpilzflora wurden im Herbst 2013 erste
Begehungen auf einigen der Streuobstwiesen und
anderer Magerstandorte des östlichen Stadtgebiets
durchgeführt. Fünf der acht nachgewiesenen Arten
sind bisher aus Karlsruhe nicht bekannt und stellen
„Rote-Liste-Arten“ dar: Cuphophyllus lacmus, C. pratensis, Hygrocybe acutoconica, H. coccinea und H.
subpapillata. Die Saftlingsarten werden kurz vorgestellt
(Morphologie, Verbreitung, Fotos vom Standort). Die
Funde unterstreichen die Bedeutung nährstoffarmer
Wiesen und deren Pflege für die pilzliche Diversität im
Ballungsraum Karlsruhe.
Die vorliegende Arbeit dokumentiert die verschiedenen
Entwicklungsstadien des Grünen Koboldmooses
(Buxbaumia viridis). Erstmals werden die Brutkörperbildungen des Protonemas beschrieben und im Foto
gezeigt. Im Gegensatz zur typischen Entwicklung der
Moose ist bei dieser Art der Gametophyt stark reduziert und von untergeordneter Bedeutung. Kennzeichnend ist ein langlebiges, reich verzweigtes, stellenweise auch großflächig entwickeltes Protonema, das
in der Regel „typische“ Brutkörper ausbildet, die von
zentraler Bedeutung für die Ausbreitung der Art sind.
Die Heteropterenfauna Kretas
(2015)
Eine Liste von 230 Wanzenarten von der griechischen
Insel Kreta wird vorgestellt. Die Tiere wurden in den
Jahren 1994, 1995, 2010, 2011 und 2012 während
Ferienaufenthalten der Autoren gesammelt.
Drei Arten sind Erstnachweise für die Fauna Europas: Brachycarenus languidus, Eurydema blanda
und Singhalesia turcica. Zusätzliche vier Arten sind
Erstnachweise für Griechenland: Dicyphus eckerleini,
Pilophorus simulans, Campylomma simillimum und
Heterocapillus perpusillus. Zusätzlich zu den schon
genannten sieben Arten wurden für Kreta weitere 27
Arten neu nachgewiesen, womit sich die Artenzahl der
Insel von bisher 491 auf 525 erhöht. Es wird eine Gesamtartenliste der Wanzen Kretas vorgestellt und die
Biogeographie der neu nachgewiesenen Arten diskutiert. Photos von 23 Arten werden abgebildet. Zur besseren Unterscheidbarkeit von Heterocapillus nitidus
und perpusillus sowie von Lepidargyrus ancorifer und
syriacus werden deren männliche Genitalien illustriert.
Die Flechte Bunodophoron melanocarpum (Sw.)
Wedin (= Sphaerophorus melanocarpus (Sw.)
DC.; Sphaerophoraceae, Lecanorales) ist der
einzige aus Europa bekannte Vertreter der Gattung, die etwa 20 überwiegend in der temperaten
Zone der Südhemisphäre vorkommende Arten
umfasst. Kennzeichnend sind die strauchigen,
grau bis weißlich gefärbten Thalli aus lockeren,
zweiseitig federig verzweigten, deutlich verfachten Abschnitten (Abb. 1-2; Tibell 1999, Wedin & Gilbert in Smith et al. 2009, Wirth 1995,
Wirth, Hauck & Schultz 2013).
Der Beitrag listet zahlreiche Neu- und Wiederfunde
von Flechten für Naturräume und größere Regionen
von Süddeutschland und angrenzenden französischen
Gebieten auf. Einige der Funde sind Erstnachweise für
Deutschland. Sie werden mit entsprechenden topographischen und ökologischen Daten und Herbar-Referenzen vorgestellt. Bemerkenswert sind u.a. der Wiederfund von Sclerophora farinacea, die in Deutschland 150
Jahre verschollen war, und die Zuordnung einer vielfach
gesammelten sterilen Flechte zu Biatora aureolepra, einer Art hochmontaner Nadelwälder. Ausführlicher wird
auf die Floristik des Candelariella efforescens-Aggregates im Gebiet eingegangen. Die Synonymisierung von
Lecidea scabridisca mit Rimularia mullensis und von Lecidea vezdai mit Miriquidica complanata wird erklärt.
Die neue Art Micarea kemmleri Brackel wird beschrieben. Der lichenicole, nicht-lichenisierte Pilz wurde im
Herbarium Poll auf einem Beleg von Cladonia squamosa, gesammelt von C. A. Kemmler Mitte des 19.
Jahrhunderts, gefunden. Die neue Art unterscheidet
sich von den bekannten Micarea-Arten durch die Kombination von fehlendem Thallus, einem völlig farblosen
Apothecien-Schnitt und ellipsoiden, einzelligen Ascosporen mit einer Länge von unter 10 µm.
Zweck dieser Untersuchung ist es, den bisher äußerst
dürftigen Kenntnisstand über Vorkommen, Verbreitung
und Häufigkeit der benthischen Rotalgen in Baden-
Württemberg zusammenzufassen und durch eigene
Untersuchungen zu ergänzen, um damit letztlich die
Grundlage für eine regionale Gefährdungsanalyse zu
schaffen. Hierzu wurden die einschlägige Literatur und
die Algenherbarien der Naturkundemuseen Karlsruhe
und Stuttgart ausgewertet und seit 2010 durch eigene
Aufsammlungen, sowie durch die für die Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) erhobenen Daten zum Phytobenthos
in Fließgewässern ergänzt. Berücksichtigt
werden die Gattungen Audouinella, Balbiania, Bangia,
Batrachospermum, Lemanea, Paralemanea und
Thorea sowie die Chantransia-Entwicklungsstadien.
Alle drei für Baden-Württemberg nachgewiesenen
Audouinella-Arten und die Chantransia-Stadien sind
weit verbreitet und gebietsweise sogar häufig. Für
Batrachospermum werden in der Literatur für Baden-
Württemberg neun Arten genannt, nach 2010 wurden
bisher fünf Arten sicher nachgewiesen. Aktuell ist
die Verbreitung von drei seltenen Arten (B. turfosum,
B. helminthosum, B. confusum) weitgehend auf den
Schwarzwald beschränkt, während B. anatinum und
B. gelatinosum auch in anderen Landesteilen verbreitet
sind. Als verschollen ist B. atrum einzustufen,
während die Existenz der historisch jeweils nur einmal
genannten Arten B. arcuatum und B. vogesiacum, sowie
des nur einmal gefundenen B. boryanum bisher
nicht gesichert ist. Mit bisher über 90 Nachweisen ist
Batrachospermum gelatinosum die bei weitem häufigste
Art, gefolgt von B. anatinum mit 34 Nachweisen.
Bisher nicht bekannt für Baden-Württemberg war die
2014 im südlichen Schwarzwald entdeckte, epiphytisch
auf Batrachospermum-Arten lebende Balbiania
investiens. Zu den landesweit häufigsten Aufwuchsalgen
unserer Fließgewässer gehört dagegen die krustenförmige
Thalli bildende Hildenbrandia rivularis, die
in niederen bis mittleren Höhenlagen vorkommt. Ein
markantes Verbreitungsbild, das sich fast ausschließlich
auf den Rhein einschließlich seiner Aue und den
mittleren und unteren Neckar beschränkt, zeigt die
fädige Rotalge Bangia atropurpurea. Die borstenförmige
Lemanea fluviatilis besiedelt nur die silikatischen
Bergbäche des Odenwaldes und der mittleren und
höheren Schwarzwald-Lagen, während die morphologisch
ähnliche Paralemanea catenata überwiegend auf
die Mittel- und Unterläufe der aus dem Schwarzwald
kommenden größeren Flüsse beschränkt ist. Die eutrophierungstolerante
Thorea hispida gilt als Besiedler
großer Flüsse der Niederungen. Sie wurde bisher nur
selten gefunden und ist in Baden-Württemberg fast nur
für den Rhein und den unteren Neckar belegt. Bis heute
können nur wenige kleine Gebiete in Baden-Württemberg
hinsichtlich der benthischen Rotalgen als gut
untersucht gelten. Viele Verbreitungskarten spiegeln in
erster Linie den Aktionsradius der wenigen Algologen
und nicht die wahre Verbreitung eines Taxons wider. Einen
guten Überblick über die Verbreitung häufiger Taxa
(Chantransia-Stadien, Audouinella spp., Hildenbrandia
rivularis) liefert das seit 2010 für das Phytobenthos
der Fließgewässer durchgeführte WRRL-Monitoring-
Programm. Die Untersuchungen berücksichtigen v.a.
Fließgewässer und Quellen, über die Verbreitung von
benthischen Rotalgen in stehenden Gewässern ist bis
heute fast nichts bekannt.
Ein unbestimmter, 1971 von Franz Schuhwerk (München) am Feldberg (Südschwarzwald) gesammelter
Beleg im Herbar des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (STU) erwies sich als Salix lapponum. Bei der Nachsuche konnte die Art 1997 in einem
Exemplar wiedergefunden werden. In dieser Arbeit
werden Unterschiede, Ähnlichkeiten und mögliche verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Salix-Arten
für Salix lapponum und die oberfächlich ähnliche Salix
helvetica beschrieben und diskutiert. Zusammen mit
der Art wurden am Fundort auch Hybriden mit Salix
caprea und Salix appendiculata gefunden, letztere
(Salix appendiculata x lapponum) wird hier unter dem
Binom Salix x declivium Plieninger als neu für die Wissenschaft beschrieben. Die standörtlichen und pflanzensoziologischen Verhältnisse (letztere durch mehrere Vegetationsaufnahmen belegt) am Fundort werden
beschrieben und diskutiert. Schließlich wird der foristische Status des ungewöhnlichen Vorkommens (derzeit einziges bekanntes Vorkommen in der Bundesrepublik Deutschland) von den Autoren diskutiert.
Nur eine Weidbuche?
(2018)
An einer alten Weidbuche nahe Freiburg/Br. im Südschwarzwald, deren abgebrochener Teilstamm eine
nähere Untersuchung auch eines Teils der Baumkrone
erlaubte, wurden 127 epiphytisch wachsende Organismen botanischer und mykologischer Zugehörigkeit
festgestellt, darunter 91 Flechtenarten, sechs flechtenbewohnende Pilze und 16 Moosarten. Die Zahl der
Flechten ist die höchste bisher in Europa an einem
Baum festgestellte. Sie belegt die Bedeutung der Weidbuchen als Diversitätsträger, umso mehr als etliche der
registrierten Arten gefährdet oder vom Aussterben
bedroht sind. Dieser Befund bekräftigt den Stellenwert,
den die Weidbuchen schon als kulturhistorisch bedeutende und landschaftsprägende Elemente haben
sollten, auch aus naturwissenschaftlicher Sicht.
A sketch of the lichen vegetation of the Haarwegskloof
Renosterveld Reserve near Bredasdorp (Western
Cape, South Africa) is presented. This reserve is a representative
example of renosterveld vegetation, which
replaces the better known fynbos in relatively dry regions
on more fertile, clay- and shale-based soils. Our
sketch is a first attempt to characterize the lichen biota
of a renosterveld area. The rather low number of 76 encountered
species reflects the absence of aged trees
and large rock formations and occasional bushfires.
However, the significance of the species is great because
most have very restricted distributions in southern
Africa. Among the epiphytic lichens Physciaceae and
Xanthoria-relatives prevail, while on soil and on rock
the genus Xanthoparmelia is by far the most important,
with 22 species, among them several endemics.
Im zentralen Kaiserstuhl, einem im südlichen Oberrheingebiet gelegenen, vom Weinbau geprägten Gebiet, fanden ab den 60er Jahren großangelegte Flurbereinigungsmaßnahmen statt. Auf den zunächst von
Pflanzen und Tieren weitgehend leeren Rebterrassen
und Böschungen wurden über 3 Jahrzehnte die Wiederbesiedlung und die Populationsentwicklung der epigäischen Fauna mit Bodenfallen untersucht. Wir fingen
insgesamt 4.492 Sackträgerraupen, die zu neun Arten
gehören. Die Daten der häufig gefangenen Arten lieferten Aussagen über ihre Phänologie und Populationsentwicklung.
Die Flechte Biatora ocelliformis in Südwestdeutschland nachgewiesen (Lecanoromycetes, Ramalinaceae)
(2019)
Biatora ocelliformis, eine Flechtenart historisch alter
Buchenwälder in montanen Lagen, wurde erstmals im
Südschwarzwald nachgewiesen. Die Vergesellschaftung mit anderen Flechten wird beschrieben.
Obwohl die lichenologische Durchforschung des
Südwestens der Bundesrepublik Deutschland
auf einem guten Stand ist, gelingen laufend Erstnachweise für das Gebiet oder für Deutschland
(z.B. Wirth 2017, 2019, Wirth et al. 2011, Wirth
et al. 2018). Dies betrifft nicht nur Arten, die im
vermuteten Zusammenhang mit dem Klimawandel aus milderen oder wärmeren Regionen nach
Deutschland einwandern, sondern auch Spezies, die seit langer Zeit einheimisch sind. Hier
wird über den Erstnachweis einer epiphytischen
Krustenfechte in Südwestdeutschland berichtet,
die in naturnahen Buchen- und Tannen-Buchenwäldern in ozeanischen Lagen heimisch ist. Eine
junge Einwanderung infolge Klimaerwärmung ist
auszuschließen. Biatora ocelliformis (Nyl.) Arnold ist geradezu eine konservative Art, die eher
reliktische Züge trägt.