590 Tiere (Zoologie)
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Im Rahmen der ökologischen Bearbeitung eines umfangreichen Probenmaterials der Milben-Gruppe der
Oribatiden aus Südwestdeutschland bereitete die taxonomische Einordnung der Individuen der Gattung
Phthiracarus Perty, 1841, besondere Schwierigkeiten.
Es erwies sich trotz der zur Verfügung stehenden
neueren Literatur wie Weigmann (2006) und Niedbała
(2011) als notwendig, die vorkommenden Arten nochmals taxonomisch zu revidieren, in einer Kurzdiagnose darzustellen und die Abgrenzungen zu begründen.
Insgesamt wurden 12 Arten gefunden, zwei weitere
bisherige Arten werden lediglich als Formen bekannter
Arten betrachtet: Phthiracarus longulus forma fexisetosus (Parry, 1979), Phthiracarus borealis forma crenophilus (Willmann, 1951). Die Vorkommen der Arten in
Südwestdeutschland werden kurz zusammenfassend
dargestellt.
Zur systematischen Stellung von „Amphicyon“ intermedius H. v. Meyer, 1849 (Carnivora, Amphicyonidae)
(2000)
Mit Hilfe von Neufunden von der untermiozänen Fundstelle Ulm-Westtangente (Baden-Württemberg) und von schon
früher gemachten Funden aus Selles-sur-Cher (Frankreich) wird die systematische Stellung von „Amphicyon“ intermedius
überprüft. Für die Art wird das neue Genus Crassidia aufgestellt. Diese Gattung wird innerhalb der Amphicyoninae zusammen mit Y sengrinia und Amphiycyonopsis auf Grund des übereinstimmenden Bezahnungstyps, der einen spezifischen
Abkauungsmodus bewirkt, zu der neuen Tribus Ysengriniini zusammengefaßt.
Zur Spinnenfauna der Halbtrockenrasen am Michaelsberg bei Bruchsal, einer nordbadischen Wärmeinsel
(2017)
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erfassung der
Spinnenfauna des Kaiserbergs. Dieses Naturschutzgebiet liegt am Michaelsberg bei Bruchsal (Baden) am
Rande des Kraichgaus und wurde über ein Jahr mittels Bodenfallen arachnologisch untersucht. Insgesamt
wurden 1991 an 263 Fangtagen in 15 Fallen 1.062
adulte Spinnen gefangen und bestimmt. Ergänzt durch
Handfänge konnten 126 Arten aus 24 Familien nachgewiesen werden. Davon sind in den Roten Listen und
Vorwarnlisten für Baden-Württemberg 28 Arten und für
Deutschland 19 Arten aufgeführt. 11 % der Arten sind
als selten bis sehr selten eingestuft. Der xerotherme
Charakter des Halbtrockenrasens wird durch die hohen
Anteile der Lycosidae und Gnaphosidae an Individuen- und Artenzahlen eindrücklich belegt. Bemerkenswert sind zudem die individuenreichen Vorkommen von
Zodarion spp. (Zodariidae) und Atypus spp. (Atypidae).
Einzige dominante Art ist Zodarion italicum, dagegen
ist die Zahl der subrezedenten und nur mit einzelnen
Individuen gefangenen Arten hoch. Die Aktivitätsdichte
war im April und Mai am höchsten, bedingt durch den
Fang von Lycosiden und Thomisiden, und nahm bis
November stark ab.
Im Band 41 der Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag mit dem gleichen Titel
(GEHRING 1998). Es wird darin über eine einsetzende Bestandserholung des
Weißstorchs weltweit und auch auf der Baar berichtet. Der positive Trend hat sich
seitdem fortgesetzt. In den Informationen zum VI. Internationalen Weißstorchzensus 2004/2005 steht:
„Auf dieser Basis kann die Weltpopulation des Weißstorchs auf etwa 230.000
Paare geschätzt werden. Somit nahm die Zahl der Storchenpaare in den letzten zehn
Jahren um 39% zu. Die Bestandsentwicklung der nach Westen ziehenden Population unterscheidet sich erheblich von der nach Osten ziehenden Population. Die
Westpopulation stieg seit 1994/95 mit etwa 89% dramatisch an. Dagegen wuchs
die Ostpopulation nur um 28% in 10 Jahren.” (THOMSEN 2006)
Der Brutbestand in Deutschland liegt derzeit bei etwa 4.500 Brutpaaren. In Baden-Württemberg waren es 2008 knapp unter 400 (NABU 2008).
Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde in einem Gebiet in den nordbadischen Rheinauen eine Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, den möglichen Einfluss der biologischen Stechmückenbekämpfung auf lokale Fledermauspopulationen zu erfassen. Neben anderen Projekten wurden Analysen von Kotpellets von Wasser- (Myotis daubentonii Kuhl, 1817) und Rauhhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii Keyserling & Blasius, 1839) durchgeführt, um den relativen Anteil von Stechmücken (Culicidae) innerhalb des Nahrungsspektrums der Fledermäuse zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich beide Fledermausarten überwiegend von Gliedertieren kleiner und mittlerer Größe ernährten, insbesondere von Zweiflüglern (Diptera). Bei der Wasserfledermaus konnte eine saisonale Umstellung des Nahrungsspektrums ermittelt werden. Während sich ihre Nahrung im Frühjahr hauptsächlich aus Zuckmücken (Chironomidae) zusammensetzte, lag der Anteil von Insekten, die nicht dem Wasser entstammen, im Sommer deutlich höher,
was darauf schließen lässt, dass die Wasserfledermaus in dieser Jahreszeit ihre Nahrung vermehrt in terrestrischen
Jagdgebieten sucht. Die ausgeprägten saisonale Schwankungen in der Nahrungszusammensetzung können für beide untersuchten Fledermausarten als Indiz für ein ausgesprochen opportunistisch geprägtes Verhalten bei der Nahrungsaufnahme gewertet werden. Dabei werden besonders in Schwärmen auftretende Insektengruppen bejagt.
Obwohl während des gesamten Untersuchungszeitraumes Stechmücken in hohen Dichten in den Auwäldern auftraten,
konnte diese Insektengruppe nur in wenigen Fällen sicher in der Nahrung nachgewiesen werden. Auf die Verwechslungsmöglichkeiten mit Büschelmücken (Chaoboridae) wird eingegangen. Die Studie hat gezeigt, dass die Fledermauspopulationen im Untersuchungsgebiet durch eine Stechmückenbekämpfung mit Präparaten auf Basis von Bacillus thuringiensis israelensis nicht beeinträchtigt wurden. Im Umkehrschluss ist festzuhalten, dass Fledermäuse nicht dazu geeignet sind, als Prädatoren in einem integrierten Programm zur Stechmückenbekämpfung eingesetzt zu werden.
Zur Landesfauna Lepidoptera
(2019)
Im Rahmen der Erforschung der Landesfauna Lepidoptera Baden-Württemberg für die Landesdatenbank
Baden-Württembergs Schmetterlinge wurden Gebiete
in Oberschwaben, in Teilen der Schwäbischen Alb und
im Hegau, zuletzt noch im Tauberland, im Südschwarzwald und im Kaiserstuhl besucht. Dabei gelangen einige Erstnachweise für Baden-Württemberg sowie Wiederfunde von in Baden-Württemberg oder Deutschland
verschollenen Arten.
Das Aussterben von Haustierrassen bedeutet nicht
nur einen Verlust an „Agrobiodiversität“ oder an genetischer Vielfalt, sondern auch den Verlust eines Teils
unserer Kulturgeschichte. Zeigen lässt sich das am
Beispiel der Haubenhühner, speziell an den vom Aussterben bedrohten Rassen der Kronenkammhühner:
den Augsburgern, Sizilianern, Caumont und Dandarawi. Ihr auffälligstes Merkmal, der Kronenkamm, findet sich als „Marker“ in zahlreichen kulturhistorischen
Dokumenten, sowohl in Buchillustrationen als auch
in der darstellenden Kunst. An Hand von Werken, die
bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, können die
Ausbreitungsgeschichte und die Verbreitungswege der
Haushuhnrassen von deren asiatischer Heimat über
Vorderasien und Nordafrika, weiter über Sizilien und/
oder Spanien nach Mitteleuropa verfolgt werden, wo
diese Rassen zum Ende des 19. Jahrhunderts in die
heute gültigen nationalen Standards gefasst wurden.
Dendrophagus crenatus (Coleoptera: Silvanidae) ist
Teil einer Gemeinschaft xylobionter Käfer, die fast ausschließlich in totholzreichen und vom Menschen wenig
beeinflussten Wäldern zu finden sind. Die Art kann als
Zeiger für naturnahe Strukturen in den Höhenlagen des
Schwarzwaldes interpretiert werden. Ausgehend von
ersten Nachweisen in den ehemaligen Bannwäldern
am Wilden See und am Hohen Ochsenkopf in den Jahren 1995/96 liegen nun aus fast allen Bereichen des
Schutzgebiets Nachweise von D. crenatus vor. Erstmals
werden diese Funde aus dem Gebiet besprochen und
Erkenntnisse zur Nutzung des Lebensraums diskutiert.
Die Vorkommen befinden sich in einer Höhenlage zwischen 730 und 1070 m. Dabei fanden sich Käfer und
deren Larven häufig unter der Rinde abgestorbener
stehender und liegender Fichten und Kiefern, seltener
an Tanne, Buche und Eberesche. Als boreomontan verbreitete Totholzkäferart findet D. crenatus bedingt durch
die dynamischen Prozesse im Nationalpark Schwarzwald sehr gute Lebensraumbedingungen vor.
Das Naturschutzgebiet Unterhölzer Wald (8.35 Länge/ 47.56 Breite), im Besitz der Fürsten von Fürstenberg weist besonders in der nordwestlichen Hälfte seiner ca. 560 ha auf 680-730 m Höhe einen beachtlichen Bestand an alten Eichen und Buchen auf. Es enthielt nach der Avifauna Baden-Württembergs ein seit Jahrzehnten in höheren Lagen etabliertes Brutvorkommen des Mittelspechts auf der Baar, das seit 1985 allerdings als erloschen galt. Der Mittelspecht gehört zur Gattung der schwarz-weiß-roten Buntspechte (Dendrocopos), von der es in Europa fünf Arten gibt; er schlägt aber insofern „aus der Art", als bei ihm auch das Weibchen eine ausgedehnte rote Scheitelfärbung besitzt und an die Stelle des Trommelns der anderen Spechte treten gereihte quäkende Balzrufe. Er ist auch kein Hackspecht wie die anderen, sondern eher ein Stocherspecht, der dazu Bäume mit grober Rinde, eben vorzugsweise alte Eichen brauche. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Mitteleuropa und da wiederum in
Baden-Württemberg, ,,sodass diesem Bundesland eine besondere Verantwortung für den Schurz dieser Urwaldart zukommt." (HÖKZINGER/MAHLER 2001, S.436 ).
Limikolen können extrem weite Strecken zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten zurücklegen. Die Brutgebiete der bei uns während der Zugzeiten
auftretenden Arten liegen meistens im nördlichen Europa, die Überwinterungsgebiete oft in Afrika, nicht selten südlich der Sahara. Sie sind Wanderer zwischen
den Welten und brauchen auf ihren Zugwegen geeignete Rastplätze. H. GEHRING
veröffentlichte 1999 in dieser Schriftenreihe einen Beitrag zur Bedeutung der Baar
als „Trittstein“ für diese Zugvögel. Lebensweise, Lebensräume und die Rastbiotope auf der Baar dieser interessanten Vogelgruppe sind dort beschrieben. Hier
sollen nun die vorliegenden Beobachtungsergebnisse der Jahre 2000 bis 2018 dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem jahreszeitlichen Auftreten
der einzelnen Arten.
Über die Bedeutung der Baar als Rastgebiet für durchziehende Watvögel (Limikolen) hat GEHRING (1999) ausführlich berichtet. Die winterlichen Rastbestände
der Wasservögel auf der Riedbaar werden seit dem Winter 1989/90 bis heute im
Rahmen der internationalen Wasservogelzählungen erfasst. Erste Ergebnisse hat
GEHRING (1996) vorgelegt. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Beobachtergruppe
des Schwarzwald-Baar-Kreises von weiteren Vogelarten, die nicht (oder nicht
mehr) Brutvögel im Kreis sind, genügend Daten gesammelt, sodass ihr Auftreten
im Jahresverlauf dargestellt werden kann. Für die folgende Abhandlung wurden
11 Arten ausgewählt.
Das Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters auf der Baar ist eine absolute Besonderheit. Es gibt in Baden-Württemberg nur noch einen Fundort dieser extrem selten gewordenen Schmetterlingsart. Er befindet sich östlich von DS-Pfohren im Naturschutzgebiet Birken-Mittelmeß. Im Standardwerk über die Schmetterlinge Baden-Württembergs von G. Ebert (1991) ist zu lesen: "So bleibt als einziger, nach aktueller Fundort das NSG Unterhölzer Wald (das sog. Pfohrener Ried) östlich von Donaueschingen." ... "Auch dieses letzte Vorkommen von L. helle in Baden-Württemberg ist vom Aussterben bedroht."
Zecken sind die wichtigsten Überträger human- und
veterinärmedizinisch relevanter Krankheitserreger in
Europa. Es gibt seit einiger Zeit Indizien dafür, dass
die Verbreitung und die Populationsdichte einiger medizinisch
und ökonomisch wichtiger Zeckenspezies in
Mitteleuropa zunehmen. Die Gründe dieses Wandels
werden kontrovers diskutiert. Sie beruhen offenbar auf
Faktoren wie dem Klimawandel und der geänderten
Landschaftsnutzung sowie auf menschlichen Verhaltensänderungen.
Von Studien aus Nordamerika ist
jedoch bekannt, dass die Populationen der Wirbeltier-
Wirte** eine große Rolle in der Dynamik der Zecken
und der zeckenübertragenen Krankheiten spielen, d.h.,
dass das Pathogen-Zecke-Wirt-System als Einheit
betrachtet werden muss. Auch in Europa scheint es
dementsprechend nicht möglich zu sein, ohne Informationen,
insbesondere über Nagetiere, Veränderungen
in der Häufigkeit und der Ausbreitung von Zecken und
zeckenübertragenen Krankheiten des Menschen darzustellen.
Gleiches gilt für die Entwicklung und die Einführung
effektiver Präventions- und Kontrollstrategien.
Obwohl in den letzen Jahrzehnten sehr viel über Zecken
in Europa publiziert wurde, gibt es bislang keine
gut konzipierte Langzeitstudie, in der die Beziehung
zwischen der Populationsdynamik der Wirbeltier-Wirte
von Zecken, den Zecken selbst und den von ihnen
übertragenen Pathogenen zufriedenstellend dokumentiert
wird. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche
grundlegenden Informationen zum Verständnis der
Ökologie der in Mitteleuropa vorkommenden Zecken,
ihrer Wirte und der von ihnen übertragenen Pathogene
fehlen.
Ab Ende August nimmt die Zahl der Wasservögel auf den Gewässern der Baar ständig zu. Zu den heimischen Brutvögeln gesellen sich nordische Durchzügler und Wintergäste. Da Wasservögel geeignete Indikatoren für den Zustand und die
ökologische Bedeutung von Gewässern sind, werden sie vielfach systematisch erfasst. Die Erfassung der Winterrastbestände hat sich hierbei besonders bewährt. Die vorliegende Arbeit zeigt die Bestandsentwicklungen in den letzten 25 Jahren auf. Die durchgehende Beobachtungsreihe erlaubt es, den Bestand von 2014/15 und die Entwicklung der rastenden und überwinternden Wasservögel auf der Baar über einen längeren Zeitraum darzustellen und zu analysieren.
Seit 1978 wurden im zentralen Kaiserstuhl die Wiederbesiedlung und Populationsentwicklung der epigäischen Fauna auf neu angelegten Rebböschungen mit
Hilfe von Bodenfallen untersucht. Zu Vergleichszwecken wurden andere Flächen im selben Gebiet (Wald,
Mesobrometum, alte Rebböschungen, Rebfächen) mit
einbezogen. Obwohl diese Fangmethode für Wegwespen ungewöhnlich ist, konnten 1.960 Individuen gefangen werden, die zu 34 Arten gehören. Diese Artenzahl
entspricht mehr als der Hälfte der für den Kaiserstuhl
bekannten Wegwespen-Arten. Die entstandene Liste
mit Fangdaten und Gefährdungsgrad kann deshalb
zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des Kaiserstuhls beitragen.
Es wurden Brutstätten von Stechmückenlarven in vier
typischen Gebieten der Hochwasserzone in der nördlichen Oberrheinebene untersucht. Ziel war, festzustellen,
ob es in den vergangenen 35 Jahren signifikante Veränderungen in der Besiedlung mit Wasserkäfern und Wasserwanzen als Fressfeinden von Stechmückenlarven
gegeben hat. Während dieser Zeit fand eine intensive
Bekämpfung der Stechmückenlarven mit Bti (Bacillus
thuringiensis israelensis) statt. Wenn die Fressfeinde
der Stechmückenlarven durch die Bekämpfung nicht
beeinträchtigt wurden, wird das als Hinweis gewertet,
dass die Bekämpfungsmaßnahmen keine Schäden im
Ökosystem verursacht haben. Um die Vergleichbarkeit
der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde in den Jahren
2015-2017 in exakt gleicher Weise bei der Erfassung
vorgegangen wie 1979-1982.
Unter dieser Überschrift als Thema einer Naturschutztagung in Braunschweig im Frühjahr 2000 erreichte schon vor 20 Jahren ein Problem eine höhere Aufmerksamkeit, das heute als neues Forschungsfeld „Invasionsökologie“ die Hochschulen beschäftigt. Eine Flut von Büchern und Zeitschriftenartikeln ging daraus hervor, gelegentlich mit hohen Emotionen gekoppelt, um auch „Laien“ zu erreichen. Im Web of Science stieg die Zahl wissenschaftlicher Aufsätze zum Für und Wider einwandernder Pflanzen und Tiere von rund 500 im Jahr 2000 auf 3.500 in 2006! Inzwischen ist sie wohl unübersehbar. „Unheimliche Eroberer“ – so ein Buchtitel – heißen sie, in England gar „aliens“. Fast immer wird mit dem „Fremden“, mit dem, „was nicht einheimisch ist“, sofort mehr oder weniger Schreckliches in Verbindung gebracht, meist ohne eine Begründung liefern zu können. Ganz gewiss ist der prachtvolle Buchsbaumzünsler kein Freund der Gärtner oder die Beifußblättrige Ambrosie keine Freude für Allergiker, aber der Götterbaum oder die Feuerlibelle kann man durchaus als Bereicherung unserer Parks oder Gewässer ansehen. Es gibt in Mitteleuropa rund 11.000 „nicht einheimische Arten“, und da kommen praktisch täglich neue dazu, mal die Roßkastanienminiermotte, mal der Asiatische Marienkäfer oder die Amerikanische Kiefernwanze.
Der Kanton Säntis war ein kurzlebiges Staatsgebilde. Er wurde im Mai 1798 vom Helvetischen Grossen Rat verfügt und umfasste, in 13 Distrikte gegliedert, die beiden Appenzell (Ausserrhoden und Innerrhoden), die Stadt St. Gallen, das Fürstenland, das untere Rheintal und das Untertoggenburg. Ab Mai 1801 hieß er bei gleicher Gebietseinteilung Kanton Appenzell. Die Mediationsakte vom 10. März 1803 stellte dann die beiden Appenzell als eigene Kantone wieder her und bildete die Grundlage für den neuen Kanton St. Gallen. Der Kanton Säntis existierte also nur während dreier Jahre.
Ein wichtiger Teil der Arbeit von Naturkundemuseen
besteht darin, wissenschaftliche Objekt- und Datensammlungen zu erstellen und zu bewahren und die
damit verbundenen Daten und Informationen neben
der eigenen Nutzung öffentlich zugänglich zu machen.
Dabei spielen heute elektronische Datenbanken, netzwerkbasierte Datenbanksysteme und das Internet eine
immer größere Rolle. Um die vielfältigen, von verschiedenen Seiten an eine Sammlungsinstitution gestellten
Anforderungen zu erfüllen, werden im Referat Zoologie
des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe
(SMNK) verschiedene Datenbanksysteme verwendet.
Das Land Baden-Württemberg stellt für die ObjektInventarisierung die in einem landesweiten Museumsinformationssystem integrierte Datenbank „imdas pro“
zur Verfügung. Für das fexible Management und die
Auswertung von sammlungsgebundenen und aus Studien stammenden Daten zu Spinnen wird das modulare
Datenbanksystem „Diversity Workbench“ verwendet,
für Hornmilben das bodenzoologische Informationssystem „Edaphobase“.
Nach der späten Entdeckung von Boudinotiana touranginii (Berce, 1870) im Jahr 2015 in Deutschland wird
nun die Verbreitung und Ökologie des so genannten
„Purpurweiden-Jungfernkindes“ beschrieben, das in
Deutschland nur am badischen Oberrhein vorkommt
und eine stenöke Reliktart der dynamischen Stromtalauen ist. Die morphologische Abgrenzung zur
Schwesterart B. notha (Hübner, 1803), die sich im
DNA-Barcoding (COI-Sequenzen) nicht separiert, sowie die Gefährdung und der Schutz von B. touranginii
sind ebenfalls Thema dieser Arbeit.
In dieser Arbeit wird die noch unsichere taxonomische Stellung der Aricia (Sonnenröschen-Bläuling)-Population der Ostalb (Baden-Württemberg) beleuchtet. Mittels Untersuchung der Phänologie, des photoperiodischen Einflusses auf die Generationenfolge unter Zuchtbedingungen und des Phänotyps der Raupen, Puppen und Falter in den Jahren 1998 und 1999 kann von einer Zugehörigkeit der Population um Heidenheim zu Aricia agestis ausgegangen werden. Nur die Raupenfärbung entspricht eher Aricia artaxerxes, wobei aber auch eine Anpassung an die Nahrungspflanze Helianthemum nummularium vorliegen kann.
Tooth mesowear analysis on Hippotherium primigenium from the Vallesian Dinotheriensande (Germany)
(2000)
Ein neuer Ansatz zur Rekonstruktion der Paläodiät von Huftieren, die Mesowearmethode, wurde kürzlich von Fortelius &
Solounias (im Druck) beschrieben. Ein großes diagnostisches Potential für die Ernährungsweise von Huftieren wurde in Merkmalen der Zahnabnutzung auf der Okklusalfläche erkannt. Die vorliegende Untersuchung ist in zweifacher Hinsicht der erste Test der Mesowearmethode. (1) Es wird die Diät des hipparionten Equiden Hippotherium primigenium aus
den vallesischen Dinotheriensanden (Rheinhessen, Deutschland) unter Anwendung der Mesowearmethode rekonstruiert.
(2) Um die Robustheit der Methode zu überprüfen, wird eine Blindteststudie durchgeführt, in der die 5 Autoren dieselbe
Sammlung oberer zweiter Molaren unabhängig voneinander untersuchen. Als Konsensusdiät für Hippotherium primigenium,
wird eine gemischte Nahrungszusammensetzung mit Grasanteil, ähnlich der des Impala (Aepyceros melampus) vorgeschlagen. Die Mesowearmethode hat sich als effektiv und robust erwiesen.
Tokukobelba is proposed as a new genus in the oribatid
mite family Damaeidae Berlese, 1896. The species
Tokukobelba compta (Kulczyński, 1902) comb.
nov. is redescribed based on specimens collected in
Heidelberg in Germany. The distinguishing traits of
Tokukobelba, which include the presence of prodorsal
apophyses Aa and Ap, the occurrence of only 2 setae
on femur IV, and a solenidion coupled with the dorsal
seta d on the tibiae of legs I-IV are most unusual for a
damaeid mite. The taxonomy and evolutionary systematics
of the new genus are discussed. Evidence from
comparative morphology suggests a basal position of
Tokukobelba within its family.
The Gelechiidae of the SMNK were curated and rearranged
in a main collection: approximately 35,000
specimens of more than 800 species have been arranged
in 91 drawers. This is the result of the integration
of several separate collections as well as unsorted
specimens. With 125 primary types (holotypes and
lectotypes) and a considerable number of specimens
from poorly studied regions, the Gelechiidae collection
of the SMNK is one of the most species-rich collections
of this family worldwide. The material from the collection
is frequently used in recent taxonomic revisions
of Gelechiidae. The history of the collection is briefly
discussed.
Die Zahl der Weißstörche (Ciconia ciconia) auf der Baar nimmt, wohl für jeden in den letzten Jahren sichtbar, kontinuierlich zu. So gab es Anfang der 1990er Jahre nur ein Brutpaar und bis 2007 in der Regel maximal vier oder fünf Paare. Seit dem ist die Population aber deutlich angewachsen. Im Jahr 2018 gab es mit 25 besetzten Horsten einen neuen Rekord. 2018 wurden neue Nester in Bad
Dürrheim, Hüfingen und Neudingen registriert. Daneben auch zwei weitere Nester auf Gittermasten entlang der Bundesstraßen 27 und 33.
Der Abbau der Streu in Wäldern ist das Werk der Bodenorganismen. Klima, Struktur und Nährstoffangebot des Bodens sowie die Vegetation und die von ihr abhängige Ressourcenqualität für die Bodenorganismen bestimmen die Zusammensetzung der Bodenbiozönose, deren Biomasse und Leistung. Die Leistung des Abbausystems ist in Waldökosystemen so optimiert, dass sie im Klimaxstadium annähernd 100 % der jährlichen Streuproduktion erreicht. In den gemäßigten Breiten wird ein Streujahrgang in nährstoffreichen Wäldern unter maßgeblicher Beteiligung der Makrofauna innerhalb eines Jahres abgebaut. Die Abbauleistung der Bodenfauna ist groß, ihre Steuerungsfunktion aber ist gering, Nährstoffverluste werden aus dem mineralischen Substrat nachgeliefert. In nährstoffarmen Wäldern ist die Abbaukapazität auf mehrere Streujahrgänge verteilt, deren Abbau erst in der Summe 100 % ergibt. Das mächtige Streuprofil ermöglicht die Entwicklung einer reichen Mesofauna, die eine Feinsteuerung des Abbauprozesses gewährleistet und dadurch Nährstoffverluste minimiert. Im nährstoffarmen tropischen Regenwald bedingt das Klima einen raschen und wenig kontrollierten Abbau unter maßgeblicher Beteiligung der Makrofauna. Die notwendige Feinsteuerung wird ersetzt durch ein hochentwickeltes Filtersystem, das aus zahlreichen Organismen und biotischen Strukturen in allen Straten des Waldes besteht und die frei werdenden Nährstoffe aufnimmt und bindet.
Während in weiten Bereichen des Landes der Brutbestand des Braunkehlchen stark zurückgeht, hat sich erstaunlicherweise im Bereich der Riedbaar eine Brutpopulation von 80 bis 90 Brutpaaren seit Jahrzehnten gehalten. Den Verbreitungsschwerpunkt bilden die ehemaligen Torfabbaugebiete der Gemeinde Pfohren im Bereich Birken-Mittelmeß, die seit der Einstellung des Torfabbaus brachliegen. Wir finden hier ein Mosaik aus Hochstaudenfluren, Großseggenröhrichten und Kleinseggenriedern. Die Randbereiche werden extensiv als Heuwiesen genutzt (Vertragsnaturschutz: Düngeverzicht, früheste Mahd 15. Juli). Das Gebiet ist Naturschutzgebiet und Bestandteil des "Natura 2000 Schutzgebietes" "Tal der Donau auf der Baar'.
Collection records for Baden-Württemberg in Germany
are provided for seven rare oribatid mite species, five
of which are so far unknown from this federal state. The
species Camisia biverrucata (C. L. Koch, 1840), Microzetorchestes
emeryi (Coggi, 1898), Neoliodes theleproctus
(Hermann, 1804), Parhypochthonius aphidinus
Berlese, 1904 and Scapheremaeus palustris (Sellnick,
1924) were discovered in sites in Mannheim. Camisia
invenusta (Michael, 1888) and Licnobelba latiflabellata
(Paoli, 1908) originate from the Königstuhl mountain
near Heidelberg. Camisia invenusta is recorded for the
first time in Germany.
Hochmontane bis subalpine Lebensräume prägen das
Frankenthal als Teil des Réserve Naturelle Nationale
Frankenthal-Missheimle (Dep. Haut-Rhin, Frankreich).
Auf 40 ha Fläche wurden 2011 und 2012 insgesamt
187 Schwebfliegenarten und damit 84 % der aktuell
aus den Vogesen bekannten Arten nachgewiesen, wobei für zehn Arten der derzeitige Artstatus klärungsbedürftig ist.
Der Methodenvergleich von Malaise-Fallen und selektiven Handfängen zeigt, dass die Kombination beider
Methoden zur Gesamterfassung einen wesentlichen
Beitrag geleistet hat. Der zusätzliche Einsatz von Malaise-Fallen ist in potenziell sehr artenreichen Gebieten
fachlich sinnvoll.
Die Brutverbreitung von Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. migrans)
im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dargestellt. Die Erfassung erfolgte in den Jahren
2007 bis 2009 mit Schwerpunkt im Jahr 2008. Wir stellten insgesamt 140 Reviere
des Rotmilans und 68 Reviere des Schwarzmilans fest. Die großräumige Siedlungsdichte östlich des Schwarzwaldes (östlich 8° 20‘) betrug auf 1100 Quadratkilometer beim Rotmilan 11,4 Paare pro 100 Quadratkilometer und beim Schwarzmilan 6,2 Paare/100 Quadratkilometer.
Die höchste Siedlungsdichte erreichen beide Milanarten auf der Baar südlich von
Villingen und Schwenningen in Höhenlagen zwischen 700 und 850 m NN mit 38
Paaren des Rotmilans und 28 Paaren des Schwarzmilans auf 140 Quadratkilometer.
Schon seit vielen Jahren sind die herbstlichen Schlafplätze des Rotmilans bei Sunthausen und Sumpfohren bekannt. An beiden Schlafplätzen zusammen finden sich im September/Oktober 100 - 150 Rotmilane ein. In den letzten Jahren ist die Baar auch als Sammelplatz und Durchzugsstation für Schwarzmilane vor ihrem Wegzug im August bekannt geworden, mit kurzzeitig über 600 Vögeln. Über den Brutbestand beider Milane wussten wir hingegen noch wenig. Die quantitative Brutvogelerfassung im Schwarzwald-Baar-Kreis von 1987 erbrachte zwar eine ungefähre Abschätzung der Bestandgrößen, erlaubte jedoch keine
genaueren Angaben über die Anzahl der tatsächlich besetzten Brutreviere. Vor allem ist nicht geklärt, ob es sich bei den während der Brutzeit allenthalben zu sehenden Milane um Brutvögel oder um Nichtbrüter handelt. Rotmilan und Schwarzmilan unterscheiden sich in ihrer Biologie in wesentlichen Punkten.
Aus dem Baltischen Bernstein ist bisher nur eine Art der Gattung Calisius bekannt geworden: Calisius balticus USINGER,
1941. In der vorliegenden Arbeit werden drei neue Arten der Gattung und das unbekannte Weibchen von C. balticus beschrieben und abgebildet und ein Bestimmungsschlüssel für alle 4 Arten vorgelegt.
In der vorliegenden Arbeit werden, mit Siederia appenninica und Dahlica exulans, zwei neue Psychidenarten aus dem
nord- und mittelitalienischen Apennin beschrieben. In Vergleichen mit einer Reihe verwandter Arten konnten deutliche Unterschiede zu diesen festgestellt werden. Darüber hinaus wird über weitere Psychidenarten berichtet, die an den Fundstellen der neuen Arten, sowie an anderen Stellen des Apennin, registriert werden konnten. Mit Ausnahme von Dahlica marmorella (Herrmann, 1988) handelt es sich bei allen diesen Arten um Bewohner mesophiler, hochmontaner Buchenwälder, wie sie ganz ähnlich strukturiert auch in Mitteleuropa anzutreffen sind.
Platzverweis
(2021)
Was lag in diesen tristen Corona-Wochen für den Baaremer näher, als bei den
herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu
halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr
weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den
Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad
also los, so viel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja noch zu: Erst der Stillen
Musel und der vierspurigen Bundesstraße entlang, wo neuerdings hoch oben auf
den Gittermasten der Überlandleitungen Storchennester mitsamt Belegschaft zu
entdecken sind, sieben an der Zahl, als ob da nicht auch für Störche Lebensgefahr drohte zwischen all den Drähten und Isolatoren. Dann nichts wie ab durch
die Dörfer auf dem Donauradweg nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase
schlimmster Bestandeseinbrüche noch ein Storchenpaar hatte behaupten können
und wo eigens ein Storchenbrunnen deren Standortstreue gewidmet ist. Weiter
die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der
Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten ein besonders
lebhafter Zuzug registriert werden konnte: Sieben Nester, verteilt auf Giebel,
Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es auch hier inzwischen sein, eines
bilderbuchgerecht auf dem Dach des Gasthauses Zum Storchen, ein weiteres
nebenan auf der Sonne.
Es wird über drei für Baden-Württemberg neu aufgefundene Wanzen-Arten berichtet: die Pentatomide
Dyroderes umbraculatus (Fabricius, 1775), die Lygaeide Oxycarenus (Euoxycarenus) pallens (Herrich-Schaeffer, 1850) und die Miride Trigonotylus pulchellus (Hahn, 1834). Die beiden erstgenannten Arten sind
neu für Deutschland. Alle Funde stammen aus dem
Oberrheingebiet (Raum Karlsruhe-Mannheim). Die
Verbreitungsgebiete der drei Arten haben ihre Zentren
im Mittelmeergebiet bzw. der pannonischen Region.
Im Tauberland im Norden Baden-Württembergs wurden
acht myrmekophile Bläulingsarten, Glaucopsyche alexis
(Alexis-Bläuling), Polyommatus eumedon (Storchschnabel-Bläuling), Polyommatus daphnis (Zahnfügel-Bläuling), Polyommatus amandus (Vogelwicken-Bläuling),
Polyommatus thersites (Esparsetten-Bläuling), Plebejus
argus (Argus-Bläuling), Maculinea arion (Thymian-Ameisenbläuling) und Maculinea alcon X (Kreuzenzian-Ameisenbläuling), im Hinblick auf ihre aktuelle Verbreitung
und ihre Biologie und Ökologie untersucht. Es wurde
festgestellt, dass M. arion im Tauberland und Nördlichen
Bauland ausgestorben ist. Die Präimaginalstadien (Eier
und Raupen) von G. alexis, P. eumedon, P. amandus, P.
thersites und P. argus wurden im Freiland aufgefunden,
und ihre Beziehungen zu Ameisen (Myrmekophilie) werden beschrieben. Das Eiablageverhalten und das Entwicklungshabitat konnten für P. daphnis dokumentiert
werden. Durch die Untersuchung der Ameisenfauna
in Bereichen mit Kreuzenzian ergeben sich Hinweise
auf die möglichen Wirtsarten für M. alcon X. Myrmica
schencki stellt vermutlich die Hauptwirtsart dar. Die Ergebnisse werden im Vergleich zu anderen Populationen
dieser Arten mit bekannter ökologischer Einnischung
diskutiert und regionale Besonderheiten aufgezeigt. Es
ergeben sich zudem Implikationen für die Biotoppfege
zur langfristigen Erhaltung der Lebensräume myrmekophiler Bläulinge, da diese vielfach empfindlich auf
Mahd und Beweidung reagieren.
Flora, Vegetation und Fauna (speziell die Avifauna) des Naturschutzgebietes „Silberweidenwald Steinmauern“ bei Rastatt (Oberrheinebene, Baden-Württemberg) werden kurz dargestellt. Das Gebiet mit einer Größe von ca. 69 ha stellt ein Auengebiet am Rhein mit regelmäßiger periodischer Überflutung und Trockenfallen der Standorte im Spätjahr dar. Prägende Waldgesellschaften sind Silberweiden-Wälder und Eichen-Ulmen-Wälder. Ein großes Altwasser durchzieht das Gebiet;
ab September wird es meist von ausgedehnten offenen Schlammflächen gesäumt, auf denen sich kurzlebige
Pioniergesellschaften (z.B. das Cypero-Limoselletum aquaticae) einstellen. Die artenreiche Vogelwelt zeichnet sich durch hohe Siedlungsdichte einzelner Arten aus. Die offenen Schlammflächen haben im Herbst eine besondere Bedeutung für den Vogelzug. Rund 30 Libellenarten wurden im Gebiet nachgewiesen.
Der Schwarzwald mit seinen Vorbergen, die Vogesen, der Kaiserstuhl, die Rheinauen, die Elzwiesen und das elsässische Ried und der Harthwald (Forêt de la Harth): Manche Gebiete am Oberrhein gehören zu den schönsten und wertvollsten Naturlandschaft en Europas, mit einer immer noch faszinierenden und reichhaltigen Flora und Fauna. Das grenzüberschreitende »Paradies am Oberrhein« wurde in Büchern beschrieben und die alljährlichen Regio-Kalender zeigen immer faszinierendere Fotos. Ein Spaziergang in einer stillen Stunde im Kaiserstuhl oder im Naturschutzgebiet Bollenberg bei Rouff ach im Elsass ist immer noch ein Glücksmoment und nur den Kennern fällt auf, wenn die Stimmen der Feldlerchen fehlen und wenn selbst in dieser geschützten Restnatur die Zahl und Artenvielfalt der Schmetterlinge bedrohlich schnell schwindet. Schon die nächste Generation wird diesen stillen Schwund nicht mehr bemerken, denn bereits heute kennen die wenigsten jungen Menschen noch die Stimme der ins Blau aufsteigenden Lerche.
"Nichts will uns Baaremern zu Beginn des 21. Jahrhunderts abwegiger erscheinen als die Vorstellung, unverhofft einem Raubtier, einem Wolf oder Luchs zu
begegnen, vom Bären ganz zu schweigen. Aber ist eine solche Begegnung denn
tatsächlich so ganz und gar surreal? Keine Angst, es soll Ihnen hier weder Jägerlatein aufgetischt noch ein Bär aufgebunden werden. Ein Nachruf also doch?
Vorausschicken muss ich, dass Bär und Wolf hierzulande nach nationalem wie
nach europäischem Naturschutzrecht streng geschützt sind, der Luchs hingegen sowohl nach Naturschutz- wie nach unserem Jagdrecht. Er gilt somit – obzwar mit
ganzjähriger Schonzeit – als jagdbares Wild, mag es noch so lange her sein, dass ihm
das letzte Halali geblasen wurde. Weshalb wir es sowohl mit einem Jagd- als auch
mit einem Artenschutzthema zu tun haben." Zur Erinnerung: Das Naturschutzgesetz kennt (nach § 39 NatSchG) dreierlei Artenschutz. Neben dem Schutz der
jeweiligen Art vor Beeinträchtigung und Nachstellung und neben dem Biotopschutz
nennt es als dritte Säule auch noch die Wiederansiedlung von verdrängten Arten.
Die aber kommt bei uns – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – kaum jemals
zum Tragen. Warum das so ist? Auch auf diese Frage soll im Folgenden eine Antwort gesucht werden. Es sind hier zwar nur Luchs und Wolf gefragt, der Vollständigkeit halber soll jedoch kurz auch der Dritte im Bunde der großen Beutegreifer,
der Braunbär (Ursus arctos), angesprochen werden.
Nachruf auf einen Steinadler
(2013)
Im Herbst 2011 hielt sich südwestlich von Bad-Dürrheim im Bereich Ankenbuck
über einen längeren Zeitraum ein Steinadler auf. Am 26.9. beobachtete ich den
Adler erstmals auf einem Betonhochspannungsmast. Er wurde von Rabenkrähen, Mäusebussarden und Rotmilanen heftig attakiert. Viele vogelkundlich
Interresierte haben den standorttreuen, attraktiven Greifvogel in den folgenden
Wochen beobachtet. Selbst der Südkurier berichtete über diese außergewöhnliche
Beobachtung. Am 26. November wurde er letztmals durch B. SCHERER und
H. SCHONHARDT beobachtet. M. RÜTTIGER vermisste den Adler am darauffolgenden Tag. Er fand ihn am 29. November tot auf und schrieb in einer E-Mail:
"Der Adler wurde von mir am 29.11.2011 ca. 500 m von seinem üblichen
Aufenthaltsort am Rande eines 2,3 ha großen, isoliert im Weideland gelegenen Waldstückes in Bauchlage und ausgestreckt gefunden. Die Auffindesituation war unauffällig, der Tierkörper nicht steif. In direkter Nähe lagen
verstreut einige wenige kleinere Federn, die auf mich wie postmortale Frassversuche von Krähen o. ä. wirkten. Der Fundort liegt am Nordrand des ca.
20 m hohen Wäldchens und daher im November ganztägig im Schatten."
Im Band 42 der Schriften des Vereins für Geschichte
und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag zur Bedeutung der Baar als
"Trittstein" für ziehende Limikolen (Watvögel) (GEHRING 1999). Es wird darin aufgezeigt, das eine Reihe nordischer Limikolenarten die Feuchtgebiete der Baar als Rastplatz auf ihrem Zug zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet regelmäßig nutzt.
Dieser Sachverhalt ist lange bekannt und relativ gut untersucht. Neu hingegen ist die
Erkenntnis, dass im südlichen Grenzbereich der Baar zum Wutachgebiet hin bei
Ewattingen offensichtlich ein traditionell aufgesuchter Rastplatz des Mornellregenpfeifers (Charadrius morinellus) besteht. Seit 2002 wird diese sehr attraktive nordisch-alpine Vogelart dort regelmäßig, nahezu jährlich im Spätsommer beobachtet.
Die älteren Leser kennen vielleicht noch die Gelbbauchunke. Sie hat als „Unkerich“ in den Heften „Lurchis Abenteuer“ von Salamander (deutscher Schuhhersteller aus Kornwestheim bis 2003) den Polizisten gespielt. Die Hefte haben
heute noch Kult-Status. Lurchi und seine Freunde werben nicht nur als Sympathieträger für die Schuhmarke, sondern auch für die bedrohte Spezies von Feuersalamander und Unke
Dieser kleine Froschlurch, der 35 bis 50 mm groß ist und ein Gewicht von
fünf bis sieben Gramm besitzt, hat es schwer zu überleben. Er genießt zwar heute
gesetzlich den höchsten Schutzstatus, sein Fortbestand ist dadurch aber nicht
unbedingt garantiert. Zu viele seiner ursprünglichen Lebensräume sind verloren
gegangen, nämlich die Kies- und Schlickbänke in den Auenbereichen entlang von
Bächen und Flüssen.
Im Zeitraum von 2015 bis 2018 erfassten die Autoren
Heuschrecken in 18 Naturschutzgebieten und in vier
weiteren ausgewählten Gebieten des Landkreises
Freudenstadt und verglichen die Ergebnisse mit älteren
Erfassungen. Insgesamt konnten 18 Langfühlerschrecken und 23 Kurzfühlerschrecken nachgewiesen werden. Mit insgesamt 41 Heuschrecken-Arten sind dies
rund 60 % der baden-württembergischen Arten. Elf
Arten sind in der „Roten Liste der gefährdeten Heuschrecken in Baden-Württemberg“ und weitere neun
in der Vorwarnliste aufgeführt. Davon galt eine Art als
„ausgestorben oder verschollen“, zudem gelten zwei
Arten als „stark gefährdet“, acht Arten als „gefährdet“,
und neun Arten sind landesweit merklich zurückgegangen und daher auf der „Vorwarnliste“. Für zwei Arten,
die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) und die
Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus), ist Baden-Württemberg in besonderem Maße verantwortlich, da
sich hier die Hauptvorkommen von Deutschland befinden und die Bestände daher von bundesweiter Bedeutung sind. In den letzten drei Untersuchungsjahren
zeigten der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus)
und die Alpine Gebirgsschrecke deutliche Arealverluste
und einen starken Rückgang der Individuenzahlen. Die
letztmals 2004 im Kreis nachgewiesene Rotflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) ist zwischenzeitlich dort ausgestorben.
Nach über 30 Jahren wurde Eriogaster catax in Baden-Württemberg wiedergefunden. Das Vorkommen der
Art konnte nach ersten Raupenfunden 2010 in der Trockenaue der Markgräfler Oberrheinebene durch weitere Raupenfunde im Gebiet 2011 bestätigt werden.
Wir diskutieren die Frage, ob es sich um ein spontanes
Auftreten oder um Aussetzung handelt.
Die Hautflügler (Hymenoptera) in einem Garten in Heidelberg-Neuenheim wurden untersucht. Die Aculeata,
Symphyta, Evanioidea und fast alle Ichneumonidae
wurden bis zur Art bestimmt, viele Braconidae, fast alle
Ceraphronoidea, Proctotrupoidea, Platygastroidea und
Cynipoidea konnten nur bis zur Gattung, die meisten
Chalcidoidea sogar nur bis zur Familie bearbeitet werden. Insgesamt wurden Vertreter von 36 Familien festgestellt. 599 Arten konnten identifiziert werden.