590 Tiere (Zoologie)
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Der Einfluss des extremen Spätwinters 2013 auf den Frühjahresdurchzug des Kiebitzes auf der Baar
(2014)
Auf der Internetplattform BIRDNET.DE liest man am 15.3.: “ Immer wieder sieht
man Trupps von Kranichen, Kiebitzen und Feldlerchen nach Südwesten ziehen.“
Am Tag darauf prägt die Überschrift „Zugvögel kehren um“ die Titelseite des SÜDKURIERS. Auch auf der Baar staunen die Ornithologen über Beobachtungen, die sie
bisher noch nicht gemacht haben. 6000 Singdrosseln, 4000 Wacholderdrosseln,
ca. 2000 Kiebitze (Abb. 1 und 2) und über 500 Goldregenpfeifer stellen sie u.a.
Ende März auf der Baar fest.
Die vorliegende Arbeit zum Eschen-Scheckenfalter
(Euphydryas maturna) beschreibt die historische
Verbreitung in Baden-Württemberg, speziell ab den
1970er Jahren. Dabei wird nach Ursachen für das
Verschwinden der Art an ehemaligen Fundstellen gesucht. Daneben wird die letzte verbliebene Population
im Hinblick auf ihre Populationsentwicklung seit 1992
bis 2019 beschrieben. Ein weiterer Schwerpunkt sind
Angaben zur Habitatstruktur und zur Biologie der Art.
Die Biologie der Präimaginalstadien des Eschen-Scheckenfalters (Euphydryas maturna) wird anhand
von Feldstudien der letzten bekannten Population der
Art in Baden-Württemberg in der Kocher-Jagst-Region
ausführlich beschrieben. Besonderes Augenmerk wird
auf die Lebensweise der Raupen speziell nach dem
Verlassen der Eschen im Sommer gelegt. Die Raupen
leben nun am Boden, wo sie in der Laubstreu einzeln
oder in Gruppen überwintern. Die überwinterten Raupen ernähren sich im Folgejahr polyphag, meist von
verschiedenen Kräutern. Bei der Auswahl der Nahrungspfanzen zeigen die Raupen bestimmte Präferenzen. Die Verpuppung findet sowohl an Kräutern und
Gräsern als auch an Sträuchern und Bäumen nach
einem bestimmten Muster statt. Verschiedene Prädatoren und Parasitoide der Präimaginalstadien werden
vorgestellt. Gefährdungsursachen der Art für den letzten bekannten Standort in Baden-Württemberg werden genannt. Bereits bestehende Schutzmaßnahmen
förderten das Überleben dieser Population. Neue Gefährdungspozentiale resultieren aus dem Klimawandel
mit zunehmender Trockenheit und dem Eschentriebsterben. Daraus ergeben sich weiterführende Schutzmaßnahmen, um die Art in Baden-Württemberg vor
dem Aussterben zu bewahren.
Der Füllmenbacher Hofberg
(1990)
Das Bergland von Strom- und Heuchelberg wird nahezu ausschließlich nach Osten entwässert, wobei die Zaber im Norden die breiteste Talung, das Zabergäu, geschaffen hat, während Kirbach, Metter und Schmie im Süden den Stromberg in drei verschieden mächtige Höhenrücken zerlegen. Wie in der Literatur schon des öfteren anschaulich beschrieben, ragen
diese langgestreckten Erhebungen fingerförmig nach Osten, wobei man sich an der Stelle der Handwurzel den Ort Sternenfels vorstellen kann. Besieht man etwas näher die Landkarte des westlichen Strombergs, so fehlt in der Aufzählung der Bäche der Streitenbach, ein kurzer und gemeinhin unbekannter Nebenbach der Metter, der jedoch das Landschaftsbild zwischen Diefenbach, Zaisersweiher, Häfnerhaslach und Gündelbach maßgeblich bestimmt. Schmale Höhenzüge lösten sich infolge der Erosionskraft des Streitenbaches in Einzelberge auf, von denen der Mettenberg, der Endberg und der Gausberg die bekanntesten sind. Insgesamt ergibt sich aus dem engen Zusammenrücken von Metter und Streitenbach und der daraus resultierenden flächenhaften Materialausräumung eine landschaftliche Vielfalt, wie sie im Strom- und Heuchelberg an
keiner anderen Stelle vorkommt und auch weit darüber hinaus ihres gleichen sucht. Höhepunkt dieser ungemein reizvollen Landschaft in dem oben genannten Orteviereck ist zweifellos die etwa zwei Kilometer lange und an der breitesten Stelle 750 Meter messende Lichtung um den Füllmenbacher Hof inmitten ausgedehnter Laubwälder halbwegs zwischen Diefenbach und Häfnerhaslach.
In den Ornitologischen Schnellmitteilungen für Baden-Württemberg (Oktober 2002) sind für das Jahr 2002 über 40 Feststellungen von Silberreihern in Baden-Württemberg dokumentiert. Dies führte zum Hinweis, dass künftig nur noch Beobachtungen von 3 und mehr Individuen veröffentlicht werden. In den 1990er Jahren wurden in diesen Mitteilungen Silberreiher noch als absolute Besonderheit dargestellt. Was ist geschehen?
Der Uhu (Bubo bubo) hat auf der Niederterrasse zu
Karlsruhe ein Brutrevier ausgewählt, welches von den
in Baden-Württemberg üblichen Brutplätzen deutlich
abweicht. Es liegt im Rheinhafen (Südbecken) und ist
ein typischer vegetationsarmer Industriestandort. Die
Besonderheit und die Attraktivität dieses für den Uhu
„neuen“ kolonisierten Lebensraumes liegen an dem
offensichtlich hohen Beutetierangebot, welches ganzjährig verfügbar ist. Die Parzellierung in Firmengelände scheint für den Uhu tendenziell positiv zu sein, da
er sich zweifelsfrei gut an die alltäglichen periodisch
auftretenden Arbeitsabläufe, welche er nicht als Störung zu empfinden scheint, und den damit einhergehenden Veränderungen und Lärm im Firmengelände
gewöhnen kann. Für die Jungen scheint diese alltägliche Arbeitswelt noch weniger problematisch, da sie in
diesen Arbeitsrhythmus hinein geboren wurden und in
der „Ästlingsphase“ instinktiv die Bereiche aufsuchen,
welche sie bzw. die Alt-Vögel als beruhigte Räume erkennen.
Der überwachte Wald
(2021)
Ob zur Beobachtung von Wild oder Eindringlingen: Eine moderne Wildkamera hat vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Die Foto- und Videoqualität der Geräte wird ständig verbessert. Geräte für Full-HD-Aufnahmen gehören heute zum guten Standard und sind günstig zu haben. Besonders clevere Geräte verfügen über eine SIM-Karte. Löst der Bewegungsmelder das Gerät aus, wird das Foto nicht nur gespeichert, sondern direkt an Ihr E-Mail-Postfach geschickt. (Internet Werbetext) Wer sich als Weidmann oder Weidfrau auf der Höhe der Zeit wähnt, kommt längst nicht mehr ohne Wildkamera aus. Denn deren Einsatz erspart Zeit, erhöht die jagdliche Effizienz und verspricht vielerlei neue Einblicke ins eigene Revier. Die waldgrün camouflierte Kamera, gut getarnt angebracht an der Kirrung in Schussweite zur Kanzel, überwacht rund um die Uhr nicht nur das Wild. Sie verzeichnet auch »Beifänge«, ob vier- oder zweibeinige »Eindringlinge«. Was bisweilen auch schon zu Datenschutz-Komplikationen und zu juristischen Auseinandersetzungen geführt hat – nicht nur im Falle des in flagranti eingefangenen Schäferstündchens eines österreichischen Kommunalpolitikers. Pech gehabt, doch mit elektronischer Überwachung ist nun einmal nicht mehr nur auf Bahnsteigen oder vor dem Banktresen zu rechnen, sondern auch im Wald.
Der Biber (Castor fiber), das größte Nagetier Europas, war ursprünglich von Frankreich bis in die nördliche Mongolei und vom Norden Skandinaviens bis zum Mittelmeergebiet heimisch. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand er jedoch kurz vor der Ausrottung durch den Menschen. Sein dichter Pelz, sein schmackhaftes Fleisch und ein als Allheilmittel begehrtes Sekret seiner Markierungsdrüse, das so genannte Bibergeil, wurden ihm zum Verhängnis. Restvorkommen des Bibers gab es in Europa um 1900 nur noch in Südnorwegen, an der Elbe und an der Rhone sowie in Russland. In diesen Gebieten hatten etwa 1000 bis 2000 Biber die Verfolgung durch den Menschen überlebt. In Baden-Württemberg wurden die letzten Biber um 1834 an der Donau und an der Iller bei Ulm erlegt.
Blockhalden zählen zu den letzten Urhabitaten Mitteleuropas.
Im Rahmen einer Masterarbeit wurden sieben
Blockhalden im Nationalpark Schwarzwald und sechs
nahe gelegene Halden außerhalb der Schutzzone hinsichtlich
ihrer Eignung als Habitat für die Blockhalden-
Stachelwolfspinne Acantholycosa norvegica sudetica
(L. Koch, 1875) untersucht. Die untersuchten Halden
wurden aufgrund unterschiedlicher Lage, Exposition
und Geologie ausgewählt und werden ausführlich beschrieben.
In jeder Untersuchungsfläche wurden 10
Bodenfallen oberflächlich zum Fang der laufaktiven
Spinnen in verschiedenen Haldenbereichen ausgebracht.
An den Fallenstandorten wurden Umweltvariablen
wie Beschattung, höhere Vegetation, Moos- und
Flechtenbedeckung der Blöcke sowie Totholz- und
Feinmaterialvorkommen aufgenommen. A. norvegica
sudetica konnte entgegen der Erwartung in allen Halden
nachgewiesen werden und war die am häufigsten
gefangene Spinnenart in allen Blockhalden. Von Juni
bis September 2017 wurden 969 Blockhalden-Wolfspinnen,
davon 323 Männchen, 299 Weibchen und 347
Jungtiere gefangen. An allen adulten Tieren wurde die
Körperlänge gemessen und daraus über Regressionen
ihre Biomasse berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass
die als Eiszeitrelikt aufgefasste Laufspinnenart mobil
genug ist, alle luftdurchzogenen Blockhalden in der Region
zu besiedeln, auch in der Waldmatrix isoliert gelegene
und sogar rezent entstandene, durch Sturmwurf
freigelegte Blockhalden. Die umfangreichen Daten zum
Vorkommen der markanten Blockhalden-Wolfspinne im
Nordschwarzwald stellen einen wichtigen Beitrag zur
Kenntnis der Ökologie und Verbreitung der Art sowie
zur Beurteilung der peri- und postglazialen Entstehung
der Blockhalden und ihrer Dynamik in jüngerer Zeit dar.
Für die Brutvögel des Schwarzwald-Baar- Kreises liegt eine Bestandserhebung aller
Brutvogelarten aus dem Jahre 1987 vor. Sie entstand im Zusammenhang mit einer
quantitativen Brutvogelerfassung für ganz Baden-Württemberg, die unter der
Leitung der „Avifauna Baden-Württemberg" stand und mit großem Aufwand
betrieben wurde (SCHUSTER 1987/] 988). Grundlage der Erfassung waren die kartografischen 10 x 10 km (100 km2) Rasterquadrate des UTM-Gitternetzes (Abb. 1 ).
ach der Methode der Linientaxierung mit anschließender Hochrechnung wurde
versucht, alle Brutvogelarten der einzelnen Rasterquadrate zu er fassen und eine Aussage
über deren Bestandsgrößen zu mache n (GEHRING 1991).
Die phylogenetische Entwicklung der Höheren Oribatiden lässt sich in drei Linien zusammenfassen, der damaeid-belbiden, der poronot-pterogasterinen und der oppiiden Entwicklungslinie. Die liodide Organisation bildet die Basis dieser drei Entwicklungslinien. Zur Kennzeichnung der liodiden Organisation werden die beiden Arten Poroliodes farinosus und
Cymbaeremaeus cymba detalliert beschrieben. Ihre verwandtschaftliche Stellung im Übergangsfeld zwischen Niederen und
Höheren Oribatiden wird diskutiert.
Die Große Felsenschnecke Chilostoma cingulatum (Studer) an Buntsandsteinmauern im Nordschwarzwald
(2000)
In Ettlingen (Lkr. Karlsruhe, Baden-Württemberg) wurde im Sommer 1999 eine kleine, aber vitale Population von Chilostoma cingulatum (Studer) gefunden, die vermutlich schon längere Zeit existiert. Das Besondere dabei ist, dass die als streng kalkstet geltende Große Felsenschnecke hier an einer alten Buntsandsteinmauer mitten im Stadtgebiet lebt. Der Kalkbedarf wird teils aus den Mörtelfugen, teils aus den Gehäusen selbst gedeckt. 8 weitere bis heute existierende und 6 erloschene oder fragliche Aussetzungen werden aufgelistet. Auch wird die Frage nach der Schutzwürdigkeit diskutiert.
Die drei in Deutschland brütenden Weihenarten Rohrweihe, Kornweihe und Wiesenweihe (Circus aeruginosus, C. cyaneus und C. pygargus) haben in Europa eine ähnliche Brutverbreitung. Sie reicht von der Iberischen Halbinsel bis weit nach Osteuropa, dabei bestehen vor allem in Mitteleuropa
große Verbreitungslücken. Die drei Weihen unterscheiden sich sehr wesentlich in ihrem Zugverhalten. Die Rohrweihe, die in Deutschland den größten Brutbestand der drei Arten hat, überwintert hauptsächlich in Westafrika. Sie ist regelmäßig zu den Zugzeiten im Frühjahr und vor allem im Herbst auf der Baar zu beobachten. Die Wiesenweihe ist ausgesprochener Langstreckenzieher und hat ihr Winterquartier südlich der Sahara. Auch sie erscheint auf dem Zug in unserem Raum, wird jedoch deutlich seltener als Rohr- und Kornweihe festgestellt.
Von den sechs in Deutschland vorkommenden Schlangenarten leben drei in unserem Kreisgebiet, neben der ans Wasser gebundenen Ringelnatter und der recht heimlich lebenden Glatt- oder Schlingnatter ist dies mit der Kreuzotter (Vipera berus) die einzige Giftschlange der Region. Der Schwarzwald befindet sich an der westlichen Verbreitungsgrenze der Kreuzotter. Hier besiedelt sie die mittleren Höhenlagen bis etwa 1100 Meter über NN. Im Kreisgebiet am Westrand der Baarmulde kommt Vipera berus von 680 bis 800 Meter über NN vor. Die niedrigeren, wärmebegünstigten Lagen wie auch die wohl zu kalten Gipfelregionen werden gemieden. Durch Lebensraumverlust ist die Schlange heute nur noch auf wenigen Plätzen im Kreisgebiet heimisch, deshalb sind Begegnungen mit diesem versteckt lebenden und gut getarnten Reptil selten geworden. Das war bis in die 1950er-Jahre durchaus anders.
Bei einem Spaziergang auf dem Fürstenberg haben wir im Winter Kinder beobachtet, die leere Schneckenhäuser der „kleinen Fürstenberg Spitzschnecke” gesucht hatten. Und tatsächlich, es gibt dort sehr viele der wunderschönen marmorfarbenen Häuschen. Die Märzenschnecke (Zebrina detrita) wird auch als Weiße Turmschnecke, Zebraschnecke oder Kaiserstuhlschnecke bezeichnet und gehört zur Familie der Vielfraßschnecken. Sie bevorzugt trockenwarme Standorte. Insbesondere sind dies Magerrasen, Trockenrasen oder Wacholderheiden. Aber auch in Biotopen mit höher wachsender Vegetation wie Saumbiotopen oder Gebüsche ist die Art zu finden. Die Rote Liste der Schnecken Baden-Württembergs führt die Art als gefährdet (Kategorie 3). In der Roten Liste Deutschlands wird sie sogar als stark gefährdet angesehen (Kategorie 2). Im Frühjahr 2020 sind wir also auf den Fürstenberg und haben uns daran gemacht, diese Schnecke lebend zu finden, zu fotografieren und zu bestimmen. „Unsere“ Märzenschnecken leben also auf dem Fürstenberg. Hier handelt
es sich um einen steinig-schottrigen und steilen Südhang, der durch den Kalk des Weißjura gebildet wird. Der vorkommende Magerrasen mit offenen Bodenstellen beherbergt zum Beispiel den Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) und andere seltene Tier- und Pflanzenarten. In früheren Jahren wurden die dort stockenden Gehölze beseitigt. Um den Magerrasen offen zu halten, wird die Fläche schon seit mehreren Jahren beweidet.
Im Herbst 2013 wurde die Donau unterhalb des Zusammenflusses von Brigach und Breg renaturiert. Der erste Kilometer der Donau, der bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend kanalisiert wurde, soll gemäß der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie in einen „guten ökologischen Zustand“ überführt werden. Durch Erdabtragung im Uferbereich vor den Dämmen, das Einbringen von „Störbuhnen“ und eine leichte Laufverlegung wurde ein naturnaher Entwicklungsraum geschaffen, um den ökologischen Wert und die landschaftliche Attraktivität der Donau zu steigern. Die resultierende Erhöhung des Wasserrückhaltevolumens leistet zudem einen Beitrag zum Hochwasserschutz für die an der Jungen Donau gelegenen Gemeinden. Ausführlichere Beschreibungen enthalten die Jahrbücher Almanach 2014 und 2015 des Schwarzwald-Baar-Kreises (KOCH 2014 und FETSCHER 2015).
In einem Freilandexperiment im Hardtwald bei Bruchsal nördlich von Karlsruhe wurden die Nebenwirkungen von zwei Insektiziden zur Schwammspinnerbekämpfung untersucht. Die Raubmilbengemeinschaft des Bruchsaler Hardtwaldes erwies
sich zwar als typisch für Wälder, zeigte aber einige faunistische und strukturelle Besonderheiten, die Häufigkeit der kleinen Pergamasus-Arten und das Auftreten der bisher für mediterran gehaltenen Art Ameroseius cavernosus. Die strukturellen Besonderheiten der Gemeinschaft können zum Teil mit der Mittelstellung des Profils der organischen Auflage zwischen Mull und Moder erklärt werden. Auf den Untersuchungsflächen, die mit Dimilin behandelt wurden, konnte ein leichter Rückgang der Siedlungsdichten der Raubmilben festgestellt werden und eine geringe Verschiebung innerhalb der Zönose hin zu Kolonisierer-Arten.
Im Rahmen allgemeiner faunistischer Erhebungen im
deutschen Bodenseeraum wurden in 10jähriger Arbeit
im größten Naturschutzgebiet am nördlichen Bodenseeufer die tag- und nachtaktiven Großschmetterlinge erfasst. Dabei konnten über 400 Arten registriert
werden. Insgesamt 26 Nachweise sind früheren oder
späteren Bearbeitern des Gebietes oder den Meldungen von Gewährsleuten zu verdanken. Besonders hervorzuheben ist die reiche Nachtfalterfauna mit einigen
Arten von überregionaler Bedeutung. Mehrere Tagfalterarten sind inzwischen ausgestorben, einige andere
Vertreter dieser Artengruppe traten nur sporadisch in
Erscheinung. In einem Anhang sind gelegentlich erfasste Vertreter der Kleinschmetterlinge aufgelistet.
Im Zuge einer Biotopkartierung wurden im Jahr
1999 sieben Standorte auf der Gemarkung Gingen/
Fils (Landkreis Göppingen) mit Bodenfallen beprobt.
Die damit erfassten Insekten, Spinnen und anderen
Arthropoden gelangten an das Staatliche Museum für
Naturkunde in Stuttgart, wo sie nach und nach ausgewertet werden. Die Bearbeitung der Spinnen (Araneae) ist jetzt abgeschlossen, und die Ergebnisse werden hier präsentiert. Insgesamt wurden 479 Spinnen
erfasst, die zu 68 Arten gehören. Die Liste wird ergänzt
durch 50 Nachweise, die über viele Jahre hinweg
durch Zufallsfunde und Sichtbeobachtungen gemacht
wurden. Daraus ergibt sich für die Gemarkung Gingen
eine Artenzahl von 118. Im Atlas der Spinnentiere Europas (Arachnologische Gesellschaft 2018) sind für
das Messtischblatt TK25 Nr. 7324 (Geislingen an der
Steige-West) weitere 57 Spezies verzeichnet, so dass
hier nun aktuell 175 Artnachweise vorliegen. Obwohl
Gingen damit im landesweiten Vergleich gut arachnologisch untersucht ist, kann mit zahlreichen weiteren
Arten gerechnet werden.
Die Streuwiesen des württembergischen Allgäus weisen eine artenreiche Tagfalter- und Widderchenfauna
auf. Im Zeitraum von 2013-2017 konnten insgesamt 70
Arten auf 219 Flächen nachgewiesen werden. Hiervon
reproduzieren 53 Arten regCarcharodus focciferus), Goldenem Scheckenfalter (Euphydryas aurinia),
Westlichem Scheckenfalter (Melitaea parthenoides),
Lungenenzian-Ameiseelmäßig in den Streuwiesen oder in deren Randbereichen. 25 Arten sind in
der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs mindestens als gefährdet eingestuft. Darunter befinden
sich mit Heilziest-Dickkopffalter (nbläuling (Maculinea alcon) und
Blaukernauge (Minois dryas) hochgefährdete Arten, für
die die württembergischen Streuwiesen teilweise die
einzigen Lebensräume in Baden-Württemberg darstellen. Nutzungsaufgabe mit anschließender Verschilfung
und Gehölzsukzession, Nährstoffeinträge, mangelnde
Grabenpflege und die Fixierung später Mahdtermine
sind die Hauptgefährdungsfaktoren für diese und zahlreiche weitere Insektenarten der Streuwiesen.
Vorgelegt wird eine Liste aller zwischen 1958 und 2000 im Raum St. Georgen (Mittlerer Schwarzwald) festgestellten 183 Vogelarten. Ihr Status wird beschrieben und die wichtigsten Beobachtungsorte und -Daten werden mitgeteilt. 95 Arten wurden als Brutvögel nachgewiesen, das sind rund 80 % aller im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis nachgewiesenen Brutvogelarten. Ihr Anteil an Arten der "Roten Liste" Baden-Württemberg beträgt im Raum St. Georgen über 40 %.
Die Wanzenfauna des Albgaus
(2000)
Belba sculpta was found in a xerothermic habitat on
late Pleistocene aeolian sand deposits in the Dossenwald
near Mannheim in Southern Germany. This oribatid
mite species is so far unknown from Central Europe.
The taxon is redescribed on the basis of the new material,
and the larva and nymphs are documented for
the first time. Aspects of the taxonomy, evolutionary systematics
and ecology of Belba sculpta are discussed.
The Belba sculpta species group is introduced.
Als Teil des Biodiversitätsprojekts „Lebensader Oberrhein“ des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) wurde in mehreren kleinen Projektgebieten in der Schwetzinger Hardt Gehölz entfernt, Oberboden abgetragen
und neuer Offensandlebensraum geschaffen. Als Ergänzung zum offiziellen botanischen Monitoring auf den
Projektgebieten werden hier floristische und faunistische
Beobachtungen am „Saupferchbuckel“ und „Franzosenbusch“ zusammengefasst. Die drei sich unterschiedlich
entwickelnden Flächen zeigen auch bei der Besiedlung
mit Insekten jeweils eigene Verläufe. Zu den interessantesten Funden gehören die Sand-Steppenbiene und
die Große Kreiselwespe (Hymenoptera: Apidae/Crabronidae) sowie die Blauflügelige Sandschrecke und Grüne Strandschrecke (Orthoptera: Acrididae). Die für die
Erhaltung der Biodiversität besonders relevanten Funde
werden auch im Hinblick auf das bei Sandhausen ausgewiesene Entwicklungs-Naturschutzgebiet „Brühlwegdüne“ diskutiert, ebenso wird auf die Zukunft des Trockenwaldes auf den Hardtplatten eingegangen.
Aufgrund der in Bad Dürrheim geplanten Erweiterung der Wasserbüffelfläche auf
dem Gewann Hinter Bulz nach Süden haben die Verfasser mit dem Projektleiter
O. Körner 2016 die Notwendigkeit einer Schmetterlingskartierung diskutiert.
Daraus entstand die Vereinbarung, die Schmetterlinge (Lepidoptera) im Gebiet
zu erfassen. Diese Erfassung wurde schwerpunktmäßig 2017 durchgeführt.
Für die Tagfalter konnte auch auf ältere Daten zurückgegriffen werden. Josef
Kammerer hat die Untersuchung der Nachtfalter und Kleinschmetterlinge übernommen. Die Tagfalter hat Thomas Schalk bearbeitet.
Im Band 2019 dieser Schriftenreihe erschien ein Beitrag zur Biotopentwicklung im Gewann Hinter Bulz durch Beweidung mit Karpatenbüffeln
(Wasserbüffel) (KRETZSCHMAR et al. 2019).
Die Verbreitung der thermophilen Braunfeckigen Beißschrecke (Tessellana tessellata, Syn.: Platycleis tessellata) beschränkte sich in Deutschland bislang auf
sieben überwiegend individuenschwache Vorkommen
am Südlichen Oberrhein. Die in Deutschland und Baden-Württemberg als „vom Aussterben bedrohte“ und
streng geschützte Heuschreckenart erreicht hier ihre
nordöstliche Verbreitungsgrenze. Der neu festgestellte,
80 km weiter nördlich liegende Fundort in Nordbaden
umfasst hunderte Individuen auf schmalen magertrockenen Wiesenstreifen auf sandigem, basenarmem
Untergrund innerhalb einer über mehrere Quadratkilometer ausgedehnten Fläche. Untersuchungen zur
Abgrenzung des Standortes sind geplant, weitere Vorkommen in der Umgebung sind zu erwarten.
Der Steppenkiebitz ist eine extrem seltene Watvogelart, die 2003 von der Gesellschaft „BirdLife International" in der Roten Liste der weltweit gefährdeten Vogelarten als „akut gefährdet" eingestuft wurde. Dies entspricht dem höchsten Gefährdungs-Status einer vom Aussterben bedrohten Art. Der Weltbestand wird derzeit auf 200 bis 600 Brutpaare geschätzt (SCHIELZETH 2005).
Seine Brutheimat sind die Steppengebiete Eurasiens vom nördlichen Kaspischen Meer bis zum Altai-Gebirge. Er besiedelt dort offenes Grasland mit eingestreuten Flachwasserbereichen. Der Verbreitungsschwerpunkt befindet sich nach dem heutigen Kenntnisstand in Kasachstan. Die traditionellen Überwinterungsgebiete liegen in Pakistan, auf der arabischen Halbinsel und im nördlichen Ostafrika (COLSTON/ BURTON 1989). In Mitteleuropa tritt der Steppenkiebitz zwar mir einer gewissen Regelmäßigkeit aber dennoch äußerst selten während der Zeiten des Vogelzuges im Frühjahr und Herbst auf.
Seit über 100 Jahren wurden in Ungarn neogene Suiden gesammelt, doch gibt es darüber bis heute nur wenige Veröffentlichungen. Dieser Beitrag zeigt den derzeitigen Stand der Kenntnisse über die obermiozänen Suiden Ungarns und ihre evolutionären, chronologischen und biogeographischen Verhältnisse zu anderen eurasischen Suiden auf.
Der Fischadler ist auf der Baar ein alljährlich vereinzelt auftretender, sehr
attraktiver Greifvogel; allerdings nur während der Zugzeiten im Frühjahr und
Herbst. Er ist ein typischer Durchzügler, der auf seinem Weg vom nördlichen
Brutgebiet ins südliche Überwinterungsgebiet und umgekehrt die Gewässer der
Baar als Rastgebiet regelmäßig nutzt.
Mitte April und Mitte September kann man ihn an fischreichen Gewässern
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit beobachten. Die Wahrscheinlichkeit, ihn
anzutreffen, ist an der oberen Donau, den Riedseen und am Unterhölzer Weiher
am größten. Im April 2020 hielt sich für kurze Zeit ein Exemplar im Schwenninger Moos auf.
Die Brutvorkommen liegen überwiegend im nördlichen Europa mit einer
hohen Brutdichte in Skandinavien. Der Fischadler ist auch Brutvogel in Mitteleuropa mit einem erfreulicherweise positiven Bestandstrend. Ausgehend von
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erobert er zunehmend auch das
mittlere und südliche Deutschland.
Die Hauptüberwinterungsgebiete liegen überwiegend südlich der Sahara in
Afrika mit einem Schwerpunkt an der westafrikanischen Atlantikküste.
Die Hautflügler (Hymenoptera) in einem Garten in Heidelberg-Neuenheim wurden untersucht. Die Aculeata,
Symphyta, Evanioidea und fast alle Ichneumonidae
wurden bis zur Art bestimmt, viele Braconidae, fast alle
Ceraphronoidea, Proctotrupoidea, Platygastroidea und
Cynipoidea konnten nur bis zur Gattung, die meisten
Chalcidoidea sogar nur bis zur Familie bearbeitet werden. Insgesamt wurden Vertreter von 36 Familien festgestellt. 599 Arten konnten identifiziert werden.
Nach über 30 Jahren wurde Eriogaster catax in Baden-Württemberg wiedergefunden. Das Vorkommen der
Art konnte nach ersten Raupenfunden 2010 in der Trockenaue der Markgräfler Oberrheinebene durch weitere Raupenfunde im Gebiet 2011 bestätigt werden.
Wir diskutieren die Frage, ob es sich um ein spontanes
Auftreten oder um Aussetzung handelt.
Im Zeitraum von 2015 bis 2018 erfassten die Autoren
Heuschrecken in 18 Naturschutzgebieten und in vier
weiteren ausgewählten Gebieten des Landkreises
Freudenstadt und verglichen die Ergebnisse mit älteren
Erfassungen. Insgesamt konnten 18 Langfühlerschrecken und 23 Kurzfühlerschrecken nachgewiesen werden. Mit insgesamt 41 Heuschrecken-Arten sind dies
rund 60 % der baden-württembergischen Arten. Elf
Arten sind in der „Roten Liste der gefährdeten Heuschrecken in Baden-Württemberg“ und weitere neun
in der Vorwarnliste aufgeführt. Davon galt eine Art als
„ausgestorben oder verschollen“, zudem gelten zwei
Arten als „stark gefährdet“, acht Arten als „gefährdet“,
und neun Arten sind landesweit merklich zurückgegangen und daher auf der „Vorwarnliste“. Für zwei Arten,
die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) und die
Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus), ist Baden-Württemberg in besonderem Maße verantwortlich, da
sich hier die Hauptvorkommen von Deutschland befinden und die Bestände daher von bundesweiter Bedeutung sind. In den letzten drei Untersuchungsjahren
zeigten der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus)
und die Alpine Gebirgsschrecke deutliche Arealverluste
und einen starken Rückgang der Individuenzahlen. Die
letztmals 2004 im Kreis nachgewiesene Rotflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) ist zwischenzeitlich dort ausgestorben.
Die älteren Leser kennen vielleicht noch die Gelbbauchunke. Sie hat als „Unkerich“ in den Heften „Lurchis Abenteuer“ von Salamander (deutscher Schuhhersteller aus Kornwestheim bis 2003) den Polizisten gespielt. Die Hefte haben
heute noch Kult-Status. Lurchi und seine Freunde werben nicht nur als Sympathieträger für die Schuhmarke, sondern auch für die bedrohte Spezies von Feuersalamander und Unke
Dieser kleine Froschlurch, der 35 bis 50 mm groß ist und ein Gewicht von
fünf bis sieben Gramm besitzt, hat es schwer zu überleben. Er genießt zwar heute
gesetzlich den höchsten Schutzstatus, sein Fortbestand ist dadurch aber nicht
unbedingt garantiert. Zu viele seiner ursprünglichen Lebensräume sind verloren
gegangen, nämlich die Kies- und Schlickbänke in den Auenbereichen entlang von
Bächen und Flüssen.
Im Band 42 der Schriften des Vereins für Geschichte
und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag zur Bedeutung der Baar als
"Trittstein" für ziehende Limikolen (Watvögel) (GEHRING 1999). Es wird darin aufgezeigt, das eine Reihe nordischer Limikolenarten die Feuchtgebiete der Baar als Rastplatz auf ihrem Zug zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet regelmäßig nutzt.
Dieser Sachverhalt ist lange bekannt und relativ gut untersucht. Neu hingegen ist die
Erkenntnis, dass im südlichen Grenzbereich der Baar zum Wutachgebiet hin bei
Ewattingen offensichtlich ein traditionell aufgesuchter Rastplatz des Mornellregenpfeifers (Charadrius morinellus) besteht. Seit 2002 wird diese sehr attraktive nordisch-alpine Vogelart dort regelmäßig, nahezu jährlich im Spätsommer beobachtet.
Nachruf auf einen Steinadler
(2013)
Im Herbst 2011 hielt sich südwestlich von Bad-Dürrheim im Bereich Ankenbuck
über einen längeren Zeitraum ein Steinadler auf. Am 26.9. beobachtete ich den
Adler erstmals auf einem Betonhochspannungsmast. Er wurde von Rabenkrähen, Mäusebussarden und Rotmilanen heftig attakiert. Viele vogelkundlich
Interresierte haben den standorttreuen, attraktiven Greifvogel in den folgenden
Wochen beobachtet. Selbst der Südkurier berichtete über diese außergewöhnliche
Beobachtung. Am 26. November wurde er letztmals durch B. SCHERER und
H. SCHONHARDT beobachtet. M. RÜTTIGER vermisste den Adler am darauffolgenden Tag. Er fand ihn am 29. November tot auf und schrieb in einer E-Mail:
"Der Adler wurde von mir am 29.11.2011 ca. 500 m von seinem üblichen
Aufenthaltsort am Rande eines 2,3 ha großen, isoliert im Weideland gelegenen Waldstückes in Bauchlage und ausgestreckt gefunden. Die Auffindesituation war unauffällig, der Tierkörper nicht steif. In direkter Nähe lagen
verstreut einige wenige kleinere Federn, die auf mich wie postmortale Frassversuche von Krähen o. ä. wirkten. Der Fundort liegt am Nordrand des ca.
20 m hohen Wäldchens und daher im November ganztägig im Schatten."
"Nichts will uns Baaremern zu Beginn des 21. Jahrhunderts abwegiger erscheinen als die Vorstellung, unverhofft einem Raubtier, einem Wolf oder Luchs zu
begegnen, vom Bären ganz zu schweigen. Aber ist eine solche Begegnung denn
tatsächlich so ganz und gar surreal? Keine Angst, es soll Ihnen hier weder Jägerlatein aufgetischt noch ein Bär aufgebunden werden. Ein Nachruf also doch?
Vorausschicken muss ich, dass Bär und Wolf hierzulande nach nationalem wie
nach europäischem Naturschutzrecht streng geschützt sind, der Luchs hingegen sowohl nach Naturschutz- wie nach unserem Jagdrecht. Er gilt somit – obzwar mit
ganzjähriger Schonzeit – als jagdbares Wild, mag es noch so lange her sein, dass ihm
das letzte Halali geblasen wurde. Weshalb wir es sowohl mit einem Jagd- als auch
mit einem Artenschutzthema zu tun haben." Zur Erinnerung: Das Naturschutzgesetz kennt (nach § 39 NatSchG) dreierlei Artenschutz. Neben dem Schutz der
jeweiligen Art vor Beeinträchtigung und Nachstellung und neben dem Biotopschutz
nennt es als dritte Säule auch noch die Wiederansiedlung von verdrängten Arten.
Die aber kommt bei uns – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – kaum jemals
zum Tragen. Warum das so ist? Auch auf diese Frage soll im Folgenden eine Antwort gesucht werden. Es sind hier zwar nur Luchs und Wolf gefragt, der Vollständigkeit halber soll jedoch kurz auch der Dritte im Bunde der großen Beutegreifer,
der Braunbär (Ursus arctos), angesprochen werden.
Der Schwarzwald mit seinen Vorbergen, die Vogesen, der Kaiserstuhl, die Rheinauen, die Elzwiesen und das elsässische Ried und der Harthwald (Forêt de la Harth): Manche Gebiete am Oberrhein gehören zu den schönsten und wertvollsten Naturlandschaft en Europas, mit einer immer noch faszinierenden und reichhaltigen Flora und Fauna. Das grenzüberschreitende »Paradies am Oberrhein« wurde in Büchern beschrieben und die alljährlichen Regio-Kalender zeigen immer faszinierendere Fotos. Ein Spaziergang in einer stillen Stunde im Kaiserstuhl oder im Naturschutzgebiet Bollenberg bei Rouff ach im Elsass ist immer noch ein Glücksmoment und nur den Kennern fällt auf, wenn die Stimmen der Feldlerchen fehlen und wenn selbst in dieser geschützten Restnatur die Zahl und Artenvielfalt der Schmetterlinge bedrohlich schnell schwindet. Schon die nächste Generation wird diesen stillen Schwund nicht mehr bemerken, denn bereits heute kennen die wenigsten jungen Menschen noch die Stimme der ins Blau aufsteigenden Lerche.
Flora, Vegetation und Fauna (speziell die Avifauna) des Naturschutzgebietes „Silberweidenwald Steinmauern“ bei Rastatt (Oberrheinebene, Baden-Württemberg) werden kurz dargestellt. Das Gebiet mit einer Größe von ca. 69 ha stellt ein Auengebiet am Rhein mit regelmäßiger periodischer Überflutung und Trockenfallen der Standorte im Spätjahr dar. Prägende Waldgesellschaften sind Silberweiden-Wälder und Eichen-Ulmen-Wälder. Ein großes Altwasser durchzieht das Gebiet;
ab September wird es meist von ausgedehnten offenen Schlammflächen gesäumt, auf denen sich kurzlebige
Pioniergesellschaften (z.B. das Cypero-Limoselletum aquaticae) einstellen. Die artenreiche Vogelwelt zeichnet sich durch hohe Siedlungsdichte einzelner Arten aus. Die offenen Schlammflächen haben im Herbst eine besondere Bedeutung für den Vogelzug. Rund 30 Libellenarten wurden im Gebiet nachgewiesen.
Im Tauberland im Norden Baden-Württembergs wurden
acht myrmekophile Bläulingsarten, Glaucopsyche alexis
(Alexis-Bläuling), Polyommatus eumedon (Storchschnabel-Bläuling), Polyommatus daphnis (Zahnfügel-Bläuling), Polyommatus amandus (Vogelwicken-Bläuling),
Polyommatus thersites (Esparsetten-Bläuling), Plebejus
argus (Argus-Bläuling), Maculinea arion (Thymian-Ameisenbläuling) und Maculinea alcon X (Kreuzenzian-Ameisenbläuling), im Hinblick auf ihre aktuelle Verbreitung
und ihre Biologie und Ökologie untersucht. Es wurde
festgestellt, dass M. arion im Tauberland und Nördlichen
Bauland ausgestorben ist. Die Präimaginalstadien (Eier
und Raupen) von G. alexis, P. eumedon, P. amandus, P.
thersites und P. argus wurden im Freiland aufgefunden,
und ihre Beziehungen zu Ameisen (Myrmekophilie) werden beschrieben. Das Eiablageverhalten und das Entwicklungshabitat konnten für P. daphnis dokumentiert
werden. Durch die Untersuchung der Ameisenfauna
in Bereichen mit Kreuzenzian ergeben sich Hinweise
auf die möglichen Wirtsarten für M. alcon X. Myrmica
schencki stellt vermutlich die Hauptwirtsart dar. Die Ergebnisse werden im Vergleich zu anderen Populationen
dieser Arten mit bekannter ökologischer Einnischung
diskutiert und regionale Besonderheiten aufgezeigt. Es
ergeben sich zudem Implikationen für die Biotoppfege
zur langfristigen Erhaltung der Lebensräume myrmekophiler Bläulinge, da diese vielfach empfindlich auf
Mahd und Beweidung reagieren.
Es wird über drei für Baden-Württemberg neu aufgefundene Wanzen-Arten berichtet: die Pentatomide
Dyroderes umbraculatus (Fabricius, 1775), die Lygaeide Oxycarenus (Euoxycarenus) pallens (Herrich-Schaeffer, 1850) und die Miride Trigonotylus pulchellus (Hahn, 1834). Die beiden erstgenannten Arten sind
neu für Deutschland. Alle Funde stammen aus dem
Oberrheingebiet (Raum Karlsruhe-Mannheim). Die
Verbreitungsgebiete der drei Arten haben ihre Zentren
im Mittelmeergebiet bzw. der pannonischen Region.
Platzverweis
(2021)
Was lag in diesen tristen Corona-Wochen für den Baaremer näher, als bei den
herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu
halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr
weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den
Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad
also los, so viel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja noch zu: Erst der Stillen
Musel und der vierspurigen Bundesstraße entlang, wo neuerdings hoch oben auf
den Gittermasten der Überlandleitungen Storchennester mitsamt Belegschaft zu
entdecken sind, sieben an der Zahl, als ob da nicht auch für Störche Lebensgefahr drohte zwischen all den Drähten und Isolatoren. Dann nichts wie ab durch
die Dörfer auf dem Donauradweg nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase
schlimmster Bestandeseinbrüche noch ein Storchenpaar hatte behaupten können
und wo eigens ein Storchenbrunnen deren Standortstreue gewidmet ist. Weiter
die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der
Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten ein besonders
lebhafter Zuzug registriert werden konnte: Sieben Nester, verteilt auf Giebel,
Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es auch hier inzwischen sein, eines
bilderbuchgerecht auf dem Dach des Gasthauses Zum Storchen, ein weiteres
nebenan auf der Sonne.
In der vorliegenden Arbeit werden, mit Siederia appenninica und Dahlica exulans, zwei neue Psychidenarten aus dem
nord- und mittelitalienischen Apennin beschrieben. In Vergleichen mit einer Reihe verwandter Arten konnten deutliche Unterschiede zu diesen festgestellt werden. Darüber hinaus wird über weitere Psychidenarten berichtet, die an den Fundstellen der neuen Arten, sowie an anderen Stellen des Apennin, registriert werden konnten. Mit Ausnahme von Dahlica marmorella (Herrmann, 1988) handelt es sich bei allen diesen Arten um Bewohner mesophiler, hochmontaner Buchenwälder, wie sie ganz ähnlich strukturiert auch in Mitteleuropa anzutreffen sind.