590 Tiere (Zoologie)
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Schon seit vielen Jahren sind die herbstlichen Schlafplätze des Rotmilans bei Sunthausen und Sumpfohren bekannt. An beiden Schlafplätzen zusammen finden sich im September/Oktober 100 - 150 Rotmilane ein. In den letzten Jahren ist die Baar auch als Sammelplatz und Durchzugsstation für Schwarzmilane vor ihrem Wegzug im August bekannt geworden, mit kurzzeitig über 600 Vögeln. Über den Brutbestand beider Milane wussten wir hingegen noch wenig. Die quantitative Brutvogelerfassung im Schwarzwald-Baar-Kreis von 1987 erbrachte zwar eine ungefähre Abschätzung der Bestandgrößen, erlaubte jedoch keine
genaueren Angaben über die Anzahl der tatsächlich besetzten Brutreviere. Vor allem ist nicht geklärt, ob es sich bei den während der Brutzeit allenthalben zu sehenden Milane um Brutvögel oder um Nichtbrüter handelt. Rotmilan und Schwarzmilan unterscheiden sich in ihrer Biologie in wesentlichen Punkten.
Die drei in Deutschland brütenden Weihenarten Rohrweihe, Kornweihe und Wiesenweihe (Circus aeruginosus, C. cyaneus und C. pygargus) haben in Europa eine ähnliche Brutverbreitung. Sie reicht von der Iberischen Halbinsel bis weit nach Osteuropa, dabei bestehen vor allem in Mitteleuropa
große Verbreitungslücken. Die drei Weihen unterscheiden sich sehr wesentlich in ihrem Zugverhalten. Die Rohrweihe, die in Deutschland den größten Brutbestand der drei Arten hat, überwintert hauptsächlich in Westafrika. Sie ist regelmäßig zu den Zugzeiten im Frühjahr und vor allem im Herbst auf der Baar zu beobachten. Die Wiesenweihe ist ausgesprochener Langstreckenzieher und hat ihr Winterquartier südlich der Sahara. Auch sie erscheint auf dem Zug in unserem Raum, wird jedoch deutlich seltener als Rohr- und Kornweihe festgestellt.
Der Baumfalke
(2011)
Die seit 1995 bis 2010 im Schwarzwald-Baar-Kreis bekannt gewordenen 70 Bruten
und weitere Reviere des Baumfalken werden aufgelistet. Von
2002 bis 2010 wurden uns im Jahr zwischen fünf und zehn Revieren bekannt
(maximal neun Bruten).
Die Lage der Brutplätze im Kreis in ausgewählten Jahren wird dargestellt. Östlich des Schwarzwaldes rechnen wir mit einer Siedlungsdichte zwischen
1,5 und 2,2 Paaren pro 100 km2.
Zwei Drittel aller Bruten flogen zwischen dem 14. und 23. August aus. Das
früheste Ausfliegedatum ist der 8. August, das späteste der 10. September. Danach
beginnt die Eiablage bei uns erst ab etwa 10. Juni.
Über die ausführlichen Beobachtungen an einem seit 1995 besetzten Brutplatz bei
Königsfeld wird berichtet. Bei allen erfolgreichen Bruten wurden hier im Mittel
2,85 Junge flügge, während der Durchschnitt im ganzen Kreisgebiet nur bei 2,18
liegt. Der hohe Bruterfolg an diesem Ort weist auf eine gute Revierqualität hin.
Über die Bedeutung der Baar als Rastgebiet für durchziehende Watvögel (Limikolen) hat GEHRING (1999) ausführlich berichtet. Die winterlichen Rastbestände
der Wasservögel auf der Riedbaar werden seit dem Winter 1989/90 bis heute im
Rahmen der internationalen Wasservogelzählungen erfasst. Erste Ergebnisse hat
GEHRING (1996) vorgelegt. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Beobachtergruppe
des Schwarzwald-Baar-Kreises von weiteren Vogelarten, die nicht (oder nicht
mehr) Brutvögel im Kreis sind, genügend Daten gesammelt, sodass ihr Auftreten
im Jahresverlauf dargestellt werden kann. Für die folgende Abhandlung wurden
11 Arten ausgewählt.
Die Brutverbreitung von Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. migrans)
im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dargestellt. Die Erfassung erfolgte in den Jahren
2007 bis 2009 mit Schwerpunkt im Jahr 2008. Wir stellten insgesamt 140 Reviere
des Rotmilans und 68 Reviere des Schwarzmilans fest. Die großräumige Siedlungsdichte östlich des Schwarzwaldes (östlich 8° 20‘) betrug auf 1100 Quadratkilometer beim Rotmilan 11,4 Paare pro 100 Quadratkilometer und beim Schwarzmilan 6,2 Paare/100 Quadratkilometer.
Die höchste Siedlungsdichte erreichen beide Milanarten auf der Baar südlich von
Villingen und Schwenningen in Höhenlagen zwischen 700 und 850 m NN mit 38
Paaren des Rotmilans und 28 Paaren des Schwarzmilans auf 140 Quadratkilometer.
Von den sechs in Deutschland vorkommenden Schlangenarten leben drei in unserem Kreisgebiet, neben der ans Wasser gebundenen Ringelnatter und der recht heimlich lebenden Glatt- oder Schlingnatter ist dies mit der Kreuzotter (Vipera berus) die einzige Giftschlange der Region. Der Schwarzwald befindet sich an der westlichen Verbreitungsgrenze der Kreuzotter. Hier besiedelt sie die mittleren Höhenlagen bis etwa 1100 Meter über NN. Im Kreisgebiet am Westrand der Baarmulde kommt Vipera berus von 680 bis 800 Meter über NN vor. Die niedrigeren, wärmebegünstigten Lagen wie auch die wohl zu kalten Gipfelregionen werden gemieden. Durch Lebensraumverlust ist die Schlange heute nur noch auf wenigen Plätzen im Kreisgebiet heimisch, deshalb sind Begegnungen mit diesem versteckt lebenden und gut getarnten Reptil selten geworden. Das war bis in die 1950er-Jahre durchaus anders.
Seit 1978 wurden im zentralen Kaiserstuhl die Wiederbesiedlung und Populationsentwicklung der epigäischen Fauna auf neu angelegten Rebböschungen mit
Hilfe von Bodenfallen untersucht. Zu Vergleichszwecken wurden andere Flächen im selben Gebiet (Wald,
Mesobrometum, alte Rebböschungen, Rebfächen) mit
einbezogen. Obwohl diese Fangmethode für Wegwespen ungewöhnlich ist, konnten 1.960 Individuen gefangen werden, die zu 34 Arten gehören. Diese Artenzahl
entspricht mehr als der Hälfte der für den Kaiserstuhl
bekannten Wegwespen-Arten. Die entstandene Liste
mit Fangdaten und Gefährdungsgrad kann deshalb
zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des Kaiserstuhls beitragen.
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) ist bei uns wieder regelmäßiger Brutvogel. Zudem
rasten im Frühjahr und im Spätsommer oft größere Trupps auf den Wiesen der
Riedbaar für längere Zeit. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) hingegen, der sehr
heimlich lebt und dessen Brutgebiete ausgedehnte Feuchtwälder sind, ist auf der Baar
selten zu beobachten. Schwarzstörche rasten allerdings während beider Zugzeiten
regelmäßig hier. Vielfach sind es Einzeltiere oder kleinere Trupps von 2 bis 5 Vögeln.
Die Rastdauer ist kurz und beträgt in der Regel nur 1 bis 3 Tage. Die bevorzugten
Rastgebiete liegen im Bereich der Riedbaar. Es sind vor allem die Wiesen entlang der
Donau zwischen Pfohren und Gutmadingen.
Während in weiten Bereichen des Landes der Brutbestand des Braunkehlchen stark zurückgeht, hat sich erstaunlicherweise im Bereich der Riedbaar eine Brutpopulation von 80 bis 90 Brutpaaren seit Jahrzehnten gehalten. Den Verbreitungsschwerpunkt bilden die ehemaligen Torfabbaugebiete der Gemeinde Pfohren im Bereich Birken-Mittelmeß, die seit der Einstellung des Torfabbaus brachliegen. Wir finden hier ein Mosaik aus Hochstaudenfluren, Großseggenröhrichten und Kleinseggenriedern. Die Randbereiche werden extensiv als Heuwiesen genutzt (Vertragsnaturschutz: Düngeverzicht, früheste Mahd 15. Juli). Das Gebiet ist Naturschutzgebiet und Bestandteil des "Natura 2000 Schutzgebietes" "Tal der Donau auf der Baar'.
Nachruf auf einen Steinadler
(2013)
Im Herbst 2011 hielt sich südwestlich von Bad-Dürrheim im Bereich Ankenbuck
über einen längeren Zeitraum ein Steinadler auf. Am 26.9. beobachtete ich den
Adler erstmals auf einem Betonhochspannungsmast. Er wurde von Rabenkrähen, Mäusebussarden und Rotmilanen heftig attakiert. Viele vogelkundlich
Interresierte haben den standorttreuen, attraktiven Greifvogel in den folgenden
Wochen beobachtet. Selbst der Südkurier berichtete über diese außergewöhnliche
Beobachtung. Am 26. November wurde er letztmals durch B. SCHERER und
H. SCHONHARDT beobachtet. M. RÜTTIGER vermisste den Adler am darauffolgenden Tag. Er fand ihn am 29. November tot auf und schrieb in einer E-Mail:
"Der Adler wurde von mir am 29.11.2011 ca. 500 m von seinem üblichen
Aufenthaltsort am Rande eines 2,3 ha großen, isoliert im Weideland gelegenen Waldstückes in Bauchlage und ausgestreckt gefunden. Die Auffindesituation war unauffällig, der Tierkörper nicht steif. In direkter Nähe lagen
verstreut einige wenige kleinere Federn, die auf mich wie postmortale Frassversuche von Krähen o. ä. wirkten. Der Fundort liegt am Nordrand des ca.
20 m hohen Wäldchens und daher im November ganztägig im Schatten."
Im Herbst 2013 wurde die Donau unterhalb des Zusammenflusses von Brigach und Breg renaturiert. Der erste Kilometer der Donau, der bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend kanalisiert wurde, soll gemäß der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie in einen „guten ökologischen Zustand“ überführt werden. Durch Erdabtragung im Uferbereich vor den Dämmen, das Einbringen von „Störbuhnen“ und eine leichte Laufverlegung wurde ein naturnaher Entwicklungsraum geschaffen, um den ökologischen Wert und die landschaftliche Attraktivität der Donau zu steigern. Die resultierende Erhöhung des Wasserrückhaltevolumens leistet zudem einen Beitrag zum Hochwasserschutz für die an der Jungen Donau gelegenen Gemeinden. Ausführlichere Beschreibungen enthalten die Jahrbücher Almanach 2014 und 2015 des Schwarzwald-Baar-Kreises (KOCH 2014 und FETSCHER 2015).
Ein wahrer Baumeister unter den Vögeln bereichert seit einigen Jahren unsere heimische Vogelwelt: die Beutelmeise. Das beutelartige Nest, das diese interessante Singvogelart aus faserigem Pflanzenmaterial an herabhängenden Zweigen baut, erklärt uns den Namen. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre stellte Felix Zinke wiederholt singende Männchen der Beutelmeise währende der Brutzeit auf der Riedbaar fest (Gehring 1991). Im Jahr 2000 gelang der erste Brutnachweis.
Der Biber (Castor fiber), das größte Nagetier Europas, war ursprünglich von Frankreich bis in die nördliche Mongolei und vom Norden Skandinaviens bis zum Mittelmeergebiet heimisch. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand er jedoch kurz vor der Ausrottung durch den Menschen. Sein dichter Pelz, sein schmackhaftes Fleisch und ein als Allheilmittel begehrtes Sekret seiner Markierungsdrüse, das so genannte Bibergeil, wurden ihm zum Verhängnis. Restvorkommen des Bibers gab es in Europa um 1900 nur noch in Südnorwegen, an der Elbe und an der Rhone sowie in Russland. In diesen Gebieten hatten etwa 1000 bis 2000 Biber die Verfolgung durch den Menschen überlebt. In Baden-Württemberg wurden die letzten Biber um 1834 an der Donau und an der Iller bei Ulm erlegt.
Der Einfluss des extremen Spätwinters 2013 auf den Frühjahresdurchzug des Kiebitzes auf der Baar
(2014)
Auf der Internetplattform BIRDNET.DE liest man am 15.3.: “ Immer wieder sieht
man Trupps von Kranichen, Kiebitzen und Feldlerchen nach Südwesten ziehen.“
Am Tag darauf prägt die Überschrift „Zugvögel kehren um“ die Titelseite des SÜDKURIERS. Auch auf der Baar staunen die Ornithologen über Beobachtungen, die sie
bisher noch nicht gemacht haben. 6000 Singdrosseln, 4000 Wacholderdrosseln,
ca. 2000 Kiebitze (Abb. 1 und 2) und über 500 Goldregenpfeifer stellen sie u.a.
Ende März auf der Baar fest.
Ab Ende August nimmt die Zahl der Wasservögel auf den Gewässern der Baar ständig zu. Zu den heimischen Brutvögeln gesellen sich nordische Durchzügler und Wintergäste. Da Wasservögel geeignete Indikatoren für den Zustand und die
ökologische Bedeutung von Gewässern sind, werden sie vielfach systematisch erfasst. Die Erfassung der Winterrastbestände hat sich hierbei besonders bewährt. Die vorliegende Arbeit zeigt die Bestandsentwicklungen in den letzten 25 Jahren auf. Die durchgehende Beobachtungsreihe erlaubt es, den Bestand von 2014/15 und die Entwicklung der rastenden und überwinternden Wasservögel auf der Baar über einen längeren Zeitraum darzustellen und zu analysieren.
In den Ornitologischen Schnellmitteilungen für Baden-Württemberg (Oktober 2002) sind für das Jahr 2002 über 40 Feststellungen von Silberreihern in Baden-Württemberg dokumentiert. Dies führte zum Hinweis, dass künftig nur noch Beobachtungen von 3 und mehr Individuen veröffentlicht werden. In den 1990er Jahren wurden in diesen Mitteilungen Silberreiher noch als absolute Besonderheit dargestellt. Was ist geschehen?
Der Steppenkiebitz ist eine extrem seltene Watvogelart, die 2003 von der Gesellschaft „BirdLife International" in der Roten Liste der weltweit gefährdeten Vogelarten als „akut gefährdet" eingestuft wurde. Dies entspricht dem höchsten Gefährdungs-Status einer vom Aussterben bedrohten Art. Der Weltbestand wird derzeit auf 200 bis 600 Brutpaare geschätzt (SCHIELZETH 2005).
Seine Brutheimat sind die Steppengebiete Eurasiens vom nördlichen Kaspischen Meer bis zum Altai-Gebirge. Er besiedelt dort offenes Grasland mit eingestreuten Flachwasserbereichen. Der Verbreitungsschwerpunkt befindet sich nach dem heutigen Kenntnisstand in Kasachstan. Die traditionellen Überwinterungsgebiete liegen in Pakistan, auf der arabischen Halbinsel und im nördlichen Ostafrika (COLSTON/ BURTON 1989). In Mitteleuropa tritt der Steppenkiebitz zwar mir einer gewissen Regelmäßigkeit aber dennoch äußerst selten während der Zeiten des Vogelzuges im Frühjahr und Herbst auf.
Im Winter ist der Gänsesäger seit den 1980er Jahren ein regelmäßig zu beobachtender Vogel auf den Gewässern der Baar. Trupps mit bis zu 120 Exemplaren
sind auf den Riedseen oder dem Unterhölzer Weiher nicht selten. Es handelt sich
hier wohl um Vögel der nordischen Brutpopulation, die bei uns überwintern. Bis
Anfang der 1970er Jahre war der Gänsesäger auch Brutvogel in unserer Region.
Mit bis zu 8 Paaren brütete die Art im Bereich der Wutachschlucht und der
Wutachflühen. Der damals stark zunehmende Kanuverkehr auf der Wutach
könnte zur Aufgabe dieses einzigartigen Brutplatzes in Baden-Württemberg
geführt haben (ZINKE 2014).
Das Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters auf der Baar ist eine absolute Besonderheit. Es gibt in Baden-Württemberg nur noch einen Fundort dieser extrem selten gewordenen Schmetterlingsart. Er befindet sich östlich von DS-Pfohren im Naturschutzgebiet Birken-Mittelmeß. Im Standardwerk über die Schmetterlinge Baden-Württembergs von G. Ebert (1991) ist zu lesen: "So bleibt als einziger, nach aktueller Fundort das NSG Unterhölzer Wald (das sog. Pfohrener Ried) östlich von Donaueschingen." ... "Auch dieses letzte Vorkommen von L. helle in Baden-Württemberg ist vom Aussterben bedroht."