590 Tiere (Zoologie)
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Das Aussterben von Haustierrassen bedeutet nicht
nur einen Verlust an „Agrobiodiversität“ oder an genetischer Vielfalt, sondern auch den Verlust eines Teils
unserer Kulturgeschichte. Zeigen lässt sich das am
Beispiel der Haubenhühner, speziell an den vom Aussterben bedrohten Rassen der Kronenkammhühner:
den Augsburgern, Sizilianern, Caumont und Dandarawi. Ihr auffälligstes Merkmal, der Kronenkamm, findet sich als „Marker“ in zahlreichen kulturhistorischen
Dokumenten, sowohl in Buchillustrationen als auch
in der darstellenden Kunst. An Hand von Werken, die
bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen, können die
Ausbreitungsgeschichte und die Verbreitungswege der
Haushuhnrassen von deren asiatischer Heimat über
Vorderasien und Nordafrika, weiter über Sizilien und/
oder Spanien nach Mitteleuropa verfolgt werden, wo
diese Rassen zum Ende des 19. Jahrhunderts in die
heute gültigen nationalen Standards gefasst wurden.
Der Uhu (Bubo bubo) hat auf der Niederterrasse zu
Karlsruhe ein Brutrevier ausgewählt, welches von den
in Baden-Württemberg üblichen Brutplätzen deutlich
abweicht. Es liegt im Rheinhafen (Südbecken) und ist
ein typischer vegetationsarmer Industriestandort. Die
Besonderheit und die Attraktivität dieses für den Uhu
„neuen“ kolonisierten Lebensraumes liegen an dem
offensichtlich hohen Beutetierangebot, welches ganzjährig verfügbar ist. Die Parzellierung in Firmengelände scheint für den Uhu tendenziell positiv zu sein, da
er sich zweifelsfrei gut an die alltäglichen periodisch
auftretenden Arbeitsabläufe, welche er nicht als Störung zu empfinden scheint, und den damit einhergehenden Veränderungen und Lärm im Firmengelände
gewöhnen kann. Für die Jungen scheint diese alltägliche Arbeitswelt noch weniger problematisch, da sie in
diesen Arbeitsrhythmus hinein geboren wurden und in
der „Ästlingsphase“ instinktiv die Bereiche aufsuchen,
welche sie bzw. die Alt-Vögel als beruhigte Räume erkennen.
Im Rahmen der ökologischen Bearbeitung eines umfangreichen Probenmaterials der Milben-Gruppe der
Oribatiden aus Südwestdeutschland bereitete die taxonomische Einordnung der Individuen der Gattung
Phthiracarus Perty, 1841, besondere Schwierigkeiten.
Es erwies sich trotz der zur Verfügung stehenden
neueren Literatur wie Weigmann (2006) und Niedbała
(2011) als notwendig, die vorkommenden Arten nochmals taxonomisch zu revidieren, in einer Kurzdiagnose darzustellen und die Abgrenzungen zu begründen.
Insgesamt wurden 12 Arten gefunden, zwei weitere
bisherige Arten werden lediglich als Formen bekannter
Arten betrachtet: Phthiracarus longulus forma fexisetosus (Parry, 1979), Phthiracarus borealis forma crenophilus (Willmann, 1951). Die Vorkommen der Arten in
Südwestdeutschland werden kurz zusammenfassend
dargestellt.
Im Tauberland im Norden Baden-Württembergs wurden
acht myrmekophile Bläulingsarten, Glaucopsyche alexis
(Alexis-Bläuling), Polyommatus eumedon (Storchschnabel-Bläuling), Polyommatus daphnis (Zahnfügel-Bläuling), Polyommatus amandus (Vogelwicken-Bläuling),
Polyommatus thersites (Esparsetten-Bläuling), Plebejus
argus (Argus-Bläuling), Maculinea arion (Thymian-Ameisenbläuling) und Maculinea alcon X (Kreuzenzian-Ameisenbläuling), im Hinblick auf ihre aktuelle Verbreitung
und ihre Biologie und Ökologie untersucht. Es wurde
festgestellt, dass M. arion im Tauberland und Nördlichen
Bauland ausgestorben ist. Die Präimaginalstadien (Eier
und Raupen) von G. alexis, P. eumedon, P. amandus, P.
thersites und P. argus wurden im Freiland aufgefunden,
und ihre Beziehungen zu Ameisen (Myrmekophilie) werden beschrieben. Das Eiablageverhalten und das Entwicklungshabitat konnten für P. daphnis dokumentiert
werden. Durch die Untersuchung der Ameisenfauna
in Bereichen mit Kreuzenzian ergeben sich Hinweise
auf die möglichen Wirtsarten für M. alcon X. Myrmica
schencki stellt vermutlich die Hauptwirtsart dar. Die Ergebnisse werden im Vergleich zu anderen Populationen
dieser Arten mit bekannter ökologischer Einnischung
diskutiert und regionale Besonderheiten aufgezeigt. Es
ergeben sich zudem Implikationen für die Biotoppfege
zur langfristigen Erhaltung der Lebensräume myrmekophiler Bläulinge, da diese vielfach empfindlich auf
Mahd und Beweidung reagieren.
Seit 1978 wurden im zentralen Kaiserstuhl die Wiederbesiedlung und Populationsentwicklung der epigäischen Fauna auf neu angelegten Rebböschungen mit
Hilfe von Bodenfallen untersucht. Zu Vergleichszwecken wurden andere Flächen im selben Gebiet (Wald,
Mesobrometum, alte Rebböschungen, Rebfächen) mit
einbezogen. Obwohl diese Fangmethode für Wegwespen ungewöhnlich ist, konnten 1.960 Individuen gefangen werden, die zu 34 Arten gehören. Diese Artenzahl
entspricht mehr als der Hälfte der für den Kaiserstuhl
bekannten Wegwespen-Arten. Die entstandene Liste
mit Fangdaten und Gefährdungsgrad kann deshalb
zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des Kaiserstuhls beitragen.
Hochmontane bis subalpine Lebensräume prägen das
Frankenthal als Teil des Réserve Naturelle Nationale
Frankenthal-Missheimle (Dep. Haut-Rhin, Frankreich).
Auf 40 ha Fläche wurden 2011 und 2012 insgesamt
187 Schwebfliegenarten und damit 84 % der aktuell
aus den Vogesen bekannten Arten nachgewiesen, wobei für zehn Arten der derzeitige Artstatus klärungsbedürftig ist.
Der Methodenvergleich von Malaise-Fallen und selektiven Handfängen zeigt, dass die Kombination beider
Methoden zur Gesamterfassung einen wesentlichen
Beitrag geleistet hat. Der zusätzliche Einsatz von Malaise-Fallen ist in potenziell sehr artenreichen Gebieten
fachlich sinnvoll.
Nach der späten Entdeckung von Boudinotiana touranginii (Berce, 1870) im Jahr 2015 in Deutschland wird
nun die Verbreitung und Ökologie des so genannten
„Purpurweiden-Jungfernkindes“ beschrieben, das in
Deutschland nur am badischen Oberrhein vorkommt
und eine stenöke Reliktart der dynamischen Stromtalauen ist. Die morphologische Abgrenzung zur
Schwesterart B. notha (Hübner, 1803), die sich im
DNA-Barcoding (COI-Sequenzen) nicht separiert, sowie die Gefährdung und der Schutz von B. touranginii
sind ebenfalls Thema dieser Arbeit.
Zur Spinnenfauna der Halbtrockenrasen am Michaelsberg bei Bruchsal, einer nordbadischen Wärmeinsel
(2017)
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erfassung der
Spinnenfauna des Kaiserbergs. Dieses Naturschutzgebiet liegt am Michaelsberg bei Bruchsal (Baden) am
Rande des Kraichgaus und wurde über ein Jahr mittels Bodenfallen arachnologisch untersucht. Insgesamt
wurden 1991 an 263 Fangtagen in 15 Fallen 1.062
adulte Spinnen gefangen und bestimmt. Ergänzt durch
Handfänge konnten 126 Arten aus 24 Familien nachgewiesen werden. Davon sind in den Roten Listen und
Vorwarnlisten für Baden-Württemberg 28 Arten und für
Deutschland 19 Arten aufgeführt. 11 % der Arten sind
als selten bis sehr selten eingestuft. Der xerotherme
Charakter des Halbtrockenrasens wird durch die hohen
Anteile der Lycosidae und Gnaphosidae an Individuen- und Artenzahlen eindrücklich belegt. Bemerkenswert sind zudem die individuenreichen Vorkommen von
Zodarion spp. (Zodariidae) und Atypus spp. (Atypidae).
Einzige dominante Art ist Zodarion italicum, dagegen
ist die Zahl der subrezedenten und nur mit einzelnen
Individuen gefangenen Arten hoch. Die Aktivitätsdichte
war im April und Mai am höchsten, bedingt durch den
Fang von Lycosiden und Thomisiden, und nahm bis
November stark ab.
Die Streuwiesen des württembergischen Allgäus weisen eine artenreiche Tagfalter- und Widderchenfauna
auf. Im Zeitraum von 2013-2017 konnten insgesamt 70
Arten auf 219 Flächen nachgewiesen werden. Hiervon
reproduzieren 53 Arten regCarcharodus focciferus), Goldenem Scheckenfalter (Euphydryas aurinia),
Westlichem Scheckenfalter (Melitaea parthenoides),
Lungenenzian-Ameiseelmäßig in den Streuwiesen oder in deren Randbereichen. 25 Arten sind in
der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs mindestens als gefährdet eingestuft. Darunter befinden
sich mit Heilziest-Dickkopffalter (nbläuling (Maculinea alcon) und
Blaukernauge (Minois dryas) hochgefährdete Arten, für
die die württembergischen Streuwiesen teilweise die
einzigen Lebensräume in Baden-Württemberg darstellen. Nutzungsaufgabe mit anschließender Verschilfung
und Gehölzsukzession, Nährstoffeinträge, mangelnde
Grabenpflege und die Fixierung später Mahdtermine
sind die Hauptgefährdungsfaktoren für diese und zahlreiche weitere Insektenarten der Streuwiesen.
Im Zeitraum von 2015 bis 2018 erfassten die Autoren
Heuschrecken in 18 Naturschutzgebieten und in vier
weiteren ausgewählten Gebieten des Landkreises
Freudenstadt und verglichen die Ergebnisse mit älteren
Erfassungen. Insgesamt konnten 18 Langfühlerschrecken und 23 Kurzfühlerschrecken nachgewiesen werden. Mit insgesamt 41 Heuschrecken-Arten sind dies
rund 60 % der baden-württembergischen Arten. Elf
Arten sind in der „Roten Liste der gefährdeten Heuschrecken in Baden-Württemberg“ und weitere neun
in der Vorwarnliste aufgeführt. Davon galt eine Art als
„ausgestorben oder verschollen“, zudem gelten zwei
Arten als „stark gefährdet“, acht Arten als „gefährdet“,
und neun Arten sind landesweit merklich zurückgegangen und daher auf der „Vorwarnliste“. Für zwei Arten,
die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) und die
Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus), ist Baden-Württemberg in besonderem Maße verantwortlich, da
sich hier die Hauptvorkommen von Deutschland befinden und die Bestände daher von bundesweiter Bedeutung sind. In den letzten drei Untersuchungsjahren
zeigten der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus)
und die Alpine Gebirgsschrecke deutliche Arealverluste
und einen starken Rückgang der Individuenzahlen. Die
letztmals 2004 im Kreis nachgewiesene Rotflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) ist zwischenzeitlich dort ausgestorben.
Die Hautflügler (Hymenoptera) in einem Garten in Heidelberg-Neuenheim wurden untersucht. Die Aculeata,
Symphyta, Evanioidea und fast alle Ichneumonidae
wurden bis zur Art bestimmt, viele Braconidae, fast alle
Ceraphronoidea, Proctotrupoidea, Platygastroidea und
Cynipoidea konnten nur bis zur Gattung, die meisten
Chalcidoidea sogar nur bis zur Familie bearbeitet werden. Insgesamt wurden Vertreter von 36 Familien festgestellt. 599 Arten konnten identifiziert werden.
Blockhalden zählen zu den letzten Urhabitaten Mitteleuropas.
Im Rahmen einer Masterarbeit wurden sieben
Blockhalden im Nationalpark Schwarzwald und sechs
nahe gelegene Halden außerhalb der Schutzzone hinsichtlich
ihrer Eignung als Habitat für die Blockhalden-
Stachelwolfspinne Acantholycosa norvegica sudetica
(L. Koch, 1875) untersucht. Die untersuchten Halden
wurden aufgrund unterschiedlicher Lage, Exposition
und Geologie ausgewählt und werden ausführlich beschrieben.
In jeder Untersuchungsfläche wurden 10
Bodenfallen oberflächlich zum Fang der laufaktiven
Spinnen in verschiedenen Haldenbereichen ausgebracht.
An den Fallenstandorten wurden Umweltvariablen
wie Beschattung, höhere Vegetation, Moos- und
Flechtenbedeckung der Blöcke sowie Totholz- und
Feinmaterialvorkommen aufgenommen. A. norvegica
sudetica konnte entgegen der Erwartung in allen Halden
nachgewiesen werden und war die am häufigsten
gefangene Spinnenart in allen Blockhalden. Von Juni
bis September 2017 wurden 969 Blockhalden-Wolfspinnen,
davon 323 Männchen, 299 Weibchen und 347
Jungtiere gefangen. An allen adulten Tieren wurde die
Körperlänge gemessen und daraus über Regressionen
ihre Biomasse berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass
die als Eiszeitrelikt aufgefasste Laufspinnenart mobil
genug ist, alle luftdurchzogenen Blockhalden in der Region
zu besiedeln, auch in der Waldmatrix isoliert gelegene
und sogar rezent entstandene, durch Sturmwurf
freigelegte Blockhalden. Die umfangreichen Daten zum
Vorkommen der markanten Blockhalden-Wolfspinne im
Nordschwarzwald stellen einen wichtigen Beitrag zur
Kenntnis der Ökologie und Verbreitung der Art sowie
zur Beurteilung der peri- und postglazialen Entstehung
der Blockhalden und ihrer Dynamik in jüngerer Zeit dar.
Im Zuge einer Biotopkartierung wurden im Jahr
1999 sieben Standorte auf der Gemarkung Gingen/
Fils (Landkreis Göppingen) mit Bodenfallen beprobt.
Die damit erfassten Insekten, Spinnen und anderen
Arthropoden gelangten an das Staatliche Museum für
Naturkunde in Stuttgart, wo sie nach und nach ausgewertet werden. Die Bearbeitung der Spinnen (Araneae) ist jetzt abgeschlossen, und die Ergebnisse werden hier präsentiert. Insgesamt wurden 479 Spinnen
erfasst, die zu 68 Arten gehören. Die Liste wird ergänzt
durch 50 Nachweise, die über viele Jahre hinweg
durch Zufallsfunde und Sichtbeobachtungen gemacht
wurden. Daraus ergibt sich für die Gemarkung Gingen
eine Artenzahl von 118. Im Atlas der Spinnentiere Europas (Arachnologische Gesellschaft 2018) sind für
das Messtischblatt TK25 Nr. 7324 (Geislingen an der
Steige-West) weitere 57 Spezies verzeichnet, so dass
hier nun aktuell 175 Artnachweise vorliegen. Obwohl
Gingen damit im landesweiten Vergleich gut arachnologisch untersucht ist, kann mit zahlreichen weiteren
Arten gerechnet werden.
Zur Landesfauna Lepidoptera
(2019)
Im Rahmen der Erforschung der Landesfauna Lepidoptera Baden-Württemberg für die Landesdatenbank
Baden-Württembergs Schmetterlinge wurden Gebiete
in Oberschwaben, in Teilen der Schwäbischen Alb und
im Hegau, zuletzt noch im Tauberland, im Südschwarzwald und im Kaiserstuhl besucht. Dabei gelangen einige Erstnachweise für Baden-Württemberg sowie Wiederfunde von in Baden-Württemberg oder Deutschland
verschollenen Arten.
Die vorliegende Arbeit zum Eschen-Scheckenfalter
(Euphydryas maturna) beschreibt die historische
Verbreitung in Baden-Württemberg, speziell ab den
1970er Jahren. Dabei wird nach Ursachen für das
Verschwinden der Art an ehemaligen Fundstellen gesucht. Daneben wird die letzte verbliebene Population
im Hinblick auf ihre Populationsentwicklung seit 1992
bis 2019 beschrieben. Ein weiterer Schwerpunkt sind
Angaben zur Habitatstruktur und zur Biologie der Art.