610 Medizin und Gesundheit
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Coronajahr 2020, ein Virus erobert die Welt, Ansichten aus Lahr und Umgebung, Kurvendiskussionen
(2021)
Am 15. März 2020 waren meine Frau und ich trotz Bedenken auf der Feier zum 80. Geburtstag meines Cousins in Durbach. Wir hatten Glück, uns ist nichts passiert. Ein uns bekanntes Ehepaar, beide 71, saßen am 14. März bei einer 70. Geburtstagsfeier auf Burg Windeck mit einem Superspreader im Raum. Die Eheleute, die Jahrzehnte ihres Lebens gemeinsam verbracht hatten, starben beide am 6. April. Im April verstarb auch die Mutter meines ältesten Freundes. Alle drei Covid-19-Opfer starben nicht mit, sondern am Coronavirus - der letzte Satz ist leicht genervt gesprochen sich vorzustellen, da
Corona-Skeptiker diese persönliche Leiderfahrung oft für Betroffene schmerzlich relativieren.
April 2020. Das Jahr fühlt sich alt an. Ob es am ausgefallenen Winter liegt? An dem seit Wochen anhaltenden T-Shirt-Wetter? Oder an der ungewohnten kulturellen Ereignislosigkeit, wie ansonsten nicht einmal im Hochsommer? Viele Menschen haben viel Zeit, über solche Fragen nachzudenken, und sich selbst dabei zu beobachten, wie sie damit klarkommen, dass alles anders ist als sonst. Mit unabsehbaren Folgen anders. Während die sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen wie Krankenpflegerinnen oder Verkäuferinnen zahlreiche Überstunden anhäufen, steht für den gesamten Bereich der Kultur die Welt still. Kein Konzert, kein Theater, keine Lesung, kein Museum, nicht einmal ein Heckenfest vom Musikverein, und sogar die Buchhandlungen und die Bibliotheken sind wochenlang geschlossen. „Stay home“ - kein Problem. Wohin sollte man auch gehen, außer in den Wald? Die einen beugen sich demütig der erzwungenen Ruhe, gehen in sich und in den Keller zum Aufräumen. Die anderen entwickeln symbolische Gemeinschaftsaktivitäten, die zuweilen in Stress ausarten. In der Anfangszeit gibt es Terminkollisionen zwischen Beethovens „Ode an die Freude" und dem Klatschen für Pflegekräfte vom Balkon. Dann wird per WhatsApp aufgefordert, eine Kerze ins Fenster zu stellen als Zeichen der Verbundenheit, Bekannte und Freunde animieren zum Liken und Weiterleiten von mehr oder weniger gelungenen Aufrufen, Bekenntnissen, Statements und Videobotschaften.
Covid-19 und die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus haben im Frühjahr 2020 vieles zum Stillstand gebracht. Nach und nach wurden erst Großveranstaltungen abgesagt und die Größe der erlaubten Zusammenkünfte immer stärker reduziert, bis selbst Familienmitglieder aus verschiedenen Haushalten sich nicht mehr persönlich treffen sollten. Was im Rückblick nach einem langsamen Abbremsen und „Herunterfahren" des öffentlichen Lebens aussieht, fühlte sich im Frühling an, als überschlügen sich die Ereignisse. Hamsterkäufe, immer neue Maßnahmen und neue Worte: Infektionsgeschehen, Betretungsverbot, Social Distancing. Dazu anfangs noch die Unsicherheit, wie lange diese Krise unser Leben bestimmen würde. Noch Anfang März ist unklar, ob es nicht Mitte April wieder möglich sein würde , die städtische Gedenkveranstaltung zu 75 Jahren Kriegsende wie geplant stattfinden zu lassen.
Das Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende zu; es sind zwar nur noch wenige Wochen, aber trotzdem entscheiden sich in dieser kurzen Zeit noch maßgebende Dinge, die den Kurs unserer globalen Zukunft vorerst lenken werden. In Anbetracht all der Nachrichten und Ereignisse, die es in den letzten Monaten zu erfahren gab, scheint die Erinnerung an den Jahresbeginn schon fast surreal - ich war zu Jahresbeginn noch auf einem Konzert: mit ganz vielen Menschen, die dicht an dicht standen, alle in einer Halle waren und dazu auch noch die gleiche Luft geatmet haben! Eine Erinnerung, die aktuell nicht vorstellbar und auch gedanklich kaum auszuhalten ist. Die Erfahrung der Corona-Pandemie hat sich beispielsweise in der Wahrnehmung von Menschenansammlungen und allgemein Körperkontakt niedergeschlagen: Schaut man sich heute einen Film an, in dem eine größere Menge an Menschen zu sehen ist, kann man seit der ersten Lockclown-Erfahrung gedanklich schon beinahe eine
Stimme „Corona!“ rufen hören.
Für Genealogen gehören Wundärzte, Chirurgen, Feldscherer und andere Vertreter dieser handwerklichen Sparte früherer Heilberufe zu den interessanten,
aber auch durchaus problematischen Objekten ihres Forschens. Haftete doch
einem solchen Personenkreis und seiner (oftmals blutigen oder Schmerzen
verursachenden) Tätigkeit, die nicht selten im Umherziehen oder auf Jahrmärkten ausgeübt wurde und manchmal weniger zur Heilung als zu Siechtum
und Tod führte, immer etwas Unheimliches an. Man zählte Arbeiten dieser
Art damals zu den »unehrlichen Berufen«, gleich den Abdeckern oder Scharfrichtern. Vielfach herrschte bei Genealogen daher die Meinung, bei einer
wenig interessanten, sozialen Außenseitergruppe gelandet zu sein.
Baden in Baden-Baden
(2001)
,,Alle Warmwasserquellen sind aber deswegen heilkräftig, weil ihr Wasser, in zersetzenden Stoffen durch und durch erhitzt, eine andere Eigenschaft für die Verwendung annimmt." Der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert in Diensten Caesars und Augustus' stand und sich in seinen „Zehn Büchern über Architektur" auch mit dem Bau von Bädern beschäftigt, kannte die Bedeutung des Thermalwassers für die Gesundheit. Daß seine Landsleute um 75 n. Chr. im Bereich des heutigen Markt- und Römerplatzes in Baden-Baden in unmittelbarer Nachbarschaft der heißen Quellen, die hier aus der Erde treten, eine Siedlung gründeten, ist eine Konsequenz dieses in der antiken Welt allgemein verbreiteten Wissens. Die Heilquellen waren nicht nur Anlaß für die Gründung der Stadt, sondern sind bis heute ihre Wirtschaftsbasis und ihr Hauptkapital.
Badedermatitis
(2005)
Seit einigen Jahren leiden die Badegäste am westlichen Bodensee unter einem gesundheitlich unbedenklichen, aber sehr lästigen und stark juckenden Hautausschlag, der
sogenannten Badederm atitis. Beim Badederm atitiserreger am Bodensee handelt es sich
um Vermehrungsstadien (Zerkarien) des parasitischen Saugwurms Trichobilharziaftanki,
der in der Wirtsschnecke Radix auricularia lebt. Potenzielle Wirtsschnecken leben auf
dem Seegrund abseits der Wasserpflanzenvorkommen. Der durchschnittliche Befall der
Schnecken mit T. franki war sehr gering (0,2% ), erreichte aber in Einzelfällen auch mehr
als 5 %. In solchen Fällen waren stets erhöhte Dermatitismeldungen bei Badegästen zu
verzeichnen. Es wurden zwei wirksame Präparate gefunden, die Zerkarien am Eindringen
in die menschliche Haut hindern. Während das eine Präparat, ein kombiniertes Sonnen- und Quallenschutzmittel, bereits auf dem deutschen Markt erhältlich ist, kann das andere
Präparat leicht durch Apotheker zu einer wirksamen Formulierung verarbeitet werden.
400 Jahre Marbacher Apotheke
(2008)
1241 erließ der Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) eine Medizinalordnung, die erstmals eine Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker gesetzlich vorschrieb. Bis in die Neuzeit hinein regelten die Städte das Apothekenwesen. In Norddeutschland wurden Apotheken teilweise in städtischer Regie geführt, während in Süddeutschland die privat betriebene, privilegierte Apotheke überwog. Anfangs waren die Apotheker fahrende Händler, ließen sich jedoch vor allem seit dem 14. Jahrhundert fest nieder. Daher war das Privileg zunächst an den Apotheker, nicht an eine bestimmte Apotheke gebunden. In Marbach wird erstmals im Jahr 1609 ein Apotheker mit dem Namen David Krönlein genannt. Er ist bereits in der Marbacher Musterungsliste von 1608 verzeichnet. Da im Regelfall in diesen Listen keine Berufe angegeben sind, können wir davon ausgehen, dass Krönlein schon damals mit seinem Apothekerprivileg eine Apotheke in Marbach betrieb, die demnach 2008 die 400. Wiederkehr ihrer Erstnennung feiern darf. Krönlein starb 1612 und hat einen gemeinsamen Grabstein mit seinem Schwiegervater Johannes Kopp in der Alexanderkirche.
1997 beging die „Schlüsselbad Klinik" in Bad Peterstal-Griesbach ihr 100jähriges Jubiläum, das sich auf die Inbetriebnahme von Mineralquellen im Jahre 1897 bezog. Damit begannen die Behandlungen im Haus – die eigentliche "Kur im Schlüsselbad". 1982 entstand aus dem ehemaligen Kurhotel eine Fachklinik für Orthopädische Rehabilitation, Innere Medizin und
Psychosomatik – die „Schlüsselbad Klinik". Sie ist eines der traditionsreichen Gebäude am Ort und hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Da sich die Geschichte des Hauses nur aus den örtlichen Ereignissen heraus verstehen lä[ss]t, ist ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit von Bad Peterstal unerläßlich.
Den Namen Eugen Wenz wird man in jedem Lexikon und in allen homöopathischen oder naturheilkundlichen Fachbüchern vergebens suchen. Eugen Wenz ist also völlig unbekannt in der historischen Forschung. Aber auch in seiner eigenen Zeit hat Eugen Wenz wenig von sich reden gemacht, obwohl er 42 Jahre lang, von 1895 bis 1937, als Laienheiler praktiziert hat und
obwohl er unermüdlich Flugblätter, Broschüren und Bücher verfasst und herausgegeben hat. Wenn Wenz aber so unbedeutend und unbemerkt war, warum also, so fragen Sie sich vielleicht zurecht, beschäftige ich mich dann seit über zwei
Jahren mit Wenz?