630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
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Kaum eine andere Landschaft wird so sehr auch über ihre charakteristischen Bauten
wahrgenommen wie der Schwarzwald. Das Schwarzwaldhaus ist in aller Welt bekannt, die „Mühle im Schwarzwäldertal“ ist zumindest im deutschen Sprachraum
eine jedermann geläufige Vorstellung.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich weder mit den Häusern noch mit den
mittlerweile umfassend bearbeiteten Mühlen des Schwarzwaldes, sondern mit einem
anderen, in baulicher und kulturhistorischer Hinsicht ebenso interessanten, aber bislang weitgehend unbeachteten Bautyp – nämlich den Kornspeichern.
Die Schwarzwälder Kornspeicher sind kleine, zumeist hölzerne Gebäude (Abb. 1),
die den großen und mittleren Bauernhöfen als Getreidelager und darüber hinaus als
universelles Vorratslager angegliedert waren. Diese freistehenden Häuschen sind mit
einigem Abstand zum Hofgebäude aufgestellt und dem Haupthaus so zugeordnet,
dass man sie von der im Alltag stark frequentierten Eingangsseite bzw. der Stube
stets im Blick hat. Mit der bewussten Abseitsstellung war sichergestellt, dass im Falle eines Brandes des Hofgebäudes im Speicher gelagerte wichtige Dinge – vor allem
der Vorrat an Saatgetreide – der Vernichtung entgingen. Allein der Aspekt der Kontrollierbarkeit zeigt bereits die einstige besondere Wertigkeit dieser Bauten im Gesamtgefüge eines Bauernhofes.
Agroforstsysteme im engeren Sinne sind Nutzungssysteme, die aus mindestens zwei gleichzeitig
auf der gleichen Fläche vorkommenden Komponenten bestehen. Mindestens eine dieser Komponenten wird von Holzpflanzen gebildet, und mindestens eine dient der Erzeugung von Lebensmitteln oder Futter. So mischen sich langlebige mit kurzlebigen Kulturen (wenn man auch
Grasland als kurzlebig bezeichnen will) sowie kurzfristige und langfristige Nutzungsfrequenzen. Es handelt sich um mehrschichtige Kulturen, in denen die Schichten ökologisch interagieren und ökonomisch eine unterschiedliche Bedeutung haben können. Besonders in historischen
Agroforstsystemen erfüllten dabei Bäume meist mehr als einen Zweck; die unterschiedlichen
Nutzungsformen brachten ganz spezifische Baumgestalten hervor.
Baumpflanzungen haben seit alters her eine sehr große praktische wie ideelle Bedeutung für
den Menschen: Bis ins letzte Jahrhundert waren die zahlreichen Funktionen, die Bäume erfüllten, und die vielfältigen Produkte, die sie lieferten, auch in Deutschland mitentscheidend für das
(Über-)Leben der Menschen. Daneben besaßen Bäume einen hohen symbolischen Wert im gesellschaftlichen und spirituellen Leben, und nicht zuletzt prägten sie durch ihre nutzungsbedingt
große Verbreitung auch außerhalb des geschlossenen Waldes das Aussehen der Landschaft. Erst
in den letzten Jahrzehnten haben Bäume ihren Platz in unseren Agrarlandschaften und ihre existenzielle Rolle im Leben der meisten Menschen verloren. Gleichzeitig haben Bäume einen starken Einfluss auf die empfundene Schönheit und das (emotionale) Erleben von Landschaften;
Offenlandschaften mit Gehölzen üben fast immer einen besonderen ästhetischen Reiz auf Menschen aus.
In zahlreichen Berichten aus dem 19. Jahrhundert wird der schlechte Zustand der Wälder moniert und es werden Maßnahmen zur Verbesserung des Waldzustandes vorgeschlagen. Solche
historischen Aussagen führten in den 1990er Jahren zur sogenannten „Holznotdebatte“. Beteiligt waren Vertreter der klassischen Forstgeschichte, die diese Quellen als Belege für eine übernutzungsbedingte Degradation der Wälder im 19. Jahrhundert interpretierten. Historiker warfen
ihnen eine Fehlinterpretation der zeitgenössischen Aussagen vor. Es sei zu berücksichtigen,
dass diese Quellen die Sicht der Obrigkeit wiedergeben würden, und diese sei in erster Linie an
der Durchsetzung von Nutzungsbeschränkungen und der Disziplinierung der Untertanen interessiert gewesen. Die Holznotdebatte belebte die forstgeschichtliche Forschung und es konnte
schließlich eine differenzierte Sicht bezüglich der Knappheit der Ressource Holz gewonnen
werden.
Vor 37 Jahren schrieb der Göttinger Wirtschafts- und Sozialhistoriker Wilhelm Abel die folgenden Sätze: „Es zeigt sich, dass auch die Geschichte des Abendlandes auf weite Strecken hin
eine Geschichte der Not, des Hungers und des Elends war. Das ist in unser Geschichtsbewusstsein noch kaum eingedrungen. [...] Zwar darf feudale Willkür nicht übersehen werden, doch
mehr noch, wenn auch vielleicht verflochten mit ihr, zogen die natürlichen Ressourcen der Versorgung mit Nahrungsmitteln Schranken. Freilich gilt dies nur für die ‚Armen‘. Doch sehr viele
waren arm in einem Zeitalter, da schon in guten Jahren nicht selten mehr als die Hälfte der Einkommen für Lebensmittel gebraucht wurde und in Notjahren die Preise der wichtigsten Brotfrucht auf das Doppelte, Dreifache und noch höher stiegen.“
Die Getreidespeicherkapazitäten der bereits in tiberischer Zeit gegründeten, im fruchtbaren
Lössgebiet des Markgräfler Hügellands gelegenen Axialhofvilla Heitersheim erfuhren mit dem
Ausbau zur vierten Bauperiode eine enorme Erweiterung (Abb. 1): Das spätestens in der um
100 n. Chr. datierten, dritten Bauperiode errichtete Speichergebäude C, das eine Grundfläche
von ca. 18 x 10 m besaß, wurde durch den Speicher C 2 ersetzt, der mit seinen Ausmaßen von
24 x 15 m die doppelte Grundfläche des älteren Speichers einnahm (Abb. 2, Nr. 1). In der pars
rustica wurde anstelle des Wohngebäudes F das Gebäude F 2 erbaut, das aus einem 24 x 15 m
großen, massiv fundamentierten Kernbau bestand, dessen westlicher Schmalseite eine ca. 5,5 m
breite ungegliederte Raumzeile vorgelagert war (Abb. 2, Nr. 2). Zwar ist die Funktion von Gebäude F 2 bislang noch nicht abschließend zu beurteilen, doch sprechen Indizien dafür, dass der
Bau als Speicher genutzt wurde: So fällt auf, dass der Kernbau von Gebäude F 2 nicht nur eine
massive Fundamentierung, sondern auch identische Ausmaße wie der periodengleich errichtete
Speicher C 2 aufwies.
Für Jahrtausende stellte in Mitteleuropa der
Wald die wichtigste Energie- und Rohstoffressource dar. Das änderte sich erst ab dem
18. Jahrhundert durch die vermehrte Verwendung von Steinkohle und im 20. Jahrhundert
dann in großem Ausmaß durch den Einsatz
von Erdöl. Mineralöle dienen heute nicht nur
als Energieträger, sondern prägen als Ausgangsmaterial für Kunststoffe unsere Lebenswelt. Alltägliche Gebrauchsgegenstände wie
Löffel, Schöpfkellen, Schüsseln, Eimer, Fässer, Leiterwägen etc. wurden früher aus Holz
hergestellt. Inzwischen ist vieles, was wir permanent benutzen – zumindest teilweise – aus
Plastik. Im Zuge dessen verschwand der Wald
als Wirtschaftsraum nach und nach aus dem
Alltag der meisten Menschen und avancierte
stattdessen zum Erholungsort für die bürgerliche Gesellschaft. Als Ort für vielfältige Freizeitaktivitäten hat der Wald seitdem immer
mehr an Bedeutung hinzugewonnen.
Der Weinbau im Elsaß
(1991)
Von der einstigen Bedeutung des Weinbaus und Weinhandels zeugen heute noch
die dichte Kette der ehemaligen Ackerbürgerstädtchen am Vogesenrand sowie
deren Reichtum an reizvollen alten Fachwerk- oder Steinhäusern und anderen
Baudenkmälern. Zu den mittelbaren Folgen gehören auch die starke Bevölkerungsverdichtung
sowie die Zersplitterung des Grundbesitzes.[...]Der Rebbau nimmt im Elsaß in bezug auf Tradition, wirtschaftliche Bedeutung
und kulturlandschaftliche Prägekraft seit Jahrhunderten eine herausragende
Stellung ein. Zwar liegt sein Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche nur
bei 5 %, darauf wird jedoch rund ein Viertel des gesamten agrarischen Produktionswertes
des Elsaß erwirtschaftet (bzw. 35 % der pflanzlichen Erzeugung).
Als »früheste eindeutige und ausführliche Erwähnung der besonderen Verhältnisse in der Hart« hat bereits Rudolf Kieß eine Urkunde herangezogen, die erstmals Licht auf Struktur und Organisation einer mittelalterlichen »Waldbesitzergemeinschaft« wirft, die von sieben im Umkreis der Murrmündung gelegenen Orten gebildet wurde. Die Orte, die das nordöstlich von Steinheim gelegene Waldgebiet vom Mittelalter bis zu seiner endgültigen Aufteilung im Jahre 1840 in gemeinschaftlichem Grund- und Nutzungsbesitz hatten, sind bekannt: Marbach, Erdmannhausen, Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Beihingen und Benningen. Auf die auffällige Tatsache, dass nur einer der genannten Orte, nämlich Steinheim, mit seiner Markung an die Hart angrenzt, alle anderen aber mehr oder weniger weit davon entfernt liegen, Benningen und Beihingen sogar jenseits des Neckars, hingegen unmittelbare Anrainer der Hart wie Rielingshausen oder Kleinaspach hier aber keinen Waldbesitz hatten, wurde bereits mehrfach hingewiesen.
In den Jahren 2001 bis 2004 sind im Landkreis Ludwigsburg von rund hundert ehrenamtlichen Personen nach vorgegebenem Erhebungsbogen Kleindenkmale dokumentiert worden. Von »Anbindring« bis »Zyklopenmauerwerk« reicht die breite Palette der Objekte. Manche, wie die steinernen Ruhebänke, die steinernen Bogenbrücken oder die wenigen Steinkreuze, aber auch Einzelobjekte wie das »Kibannele« im Stromberg oder das »Erligheimer Radkreuz«, sind weithin bekannt. Andere, etwa Prellsteine, Brunnenstuben, Truppenteiltafeln, Stunden- oder Radschuhsteine, finden weit weniger Beachtung und verschwinden bei Bauarbeiten nur zu oft, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. Viele Kleindenkmale stehen innerorts oder aber draußen in der Feldflur, manchmal auch im Wald, auffällig am Straßenrand, andere aber – und denen galt es in erster Linie nachzuspüren – stehen abseits, sind in Hecken verborgen oder befinden sich in einem so schlechten Zustand, dass man sie gar nicht mehr als Denkmale ansprechen will.