640 Hauswirtschaft und Familie
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Wer das 1967/68 neu erbaute Gasthaus
„Großbauer-Linde“ (Bild 1) in St. Georgen-
Stockwald besucht oder sieht, wird sich kaum
ein Bild von dem einstigen, noch bis vor
wenigen Jahrzehnten an diesem einsamen Ort
stehenden stattlichen Bauerngasthaus (Bild 2)
machen können. Ein Blitzschlag um die Mittagszeit
des 5. Juni 1966 legte das altehrwürdige,
bis auf den Sockel völlig aus Holz
erbaute Großbauernhaus innerhalb einer
Stunde in Schutt und Asche. Damit war
wieder einmal mehr ein sehr geschichtsträchtiges
regionales Denkmal bäuerlicher
Kultur unwiederbringlich ausgelöscht.
Geblieben sind außer Erinnerungen der unmittelbar
Betroffenen einige alte fotografische
Bilder und Zeichnungen. Insbesondere die
Fotografien vermitteln einen unverfälschten
Eindruck von dem einstigen bäuerlichen Gasthaus
und der Atmosphäre in den Räumen
dieses stattlichen Hauses; sie regten zu der
folgenden Rückschau an.
Wenn der Vorhang fällt
(2005)
Häuser erzählen Geschichte: Familiengeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte - all dies verbirgt sich zwischen alten Mauern und zwischen den Zeilen alter Grundbuch- und Liegenschaftsunterlagen. Die Geschichte des in Diedelsheim mehr als 200 Jahre mit „Realwirthsgerechtigkeit“, „Schildgerechtigkeit“ und „Saalwirthsgerechtigkeit“ betriebenen Gasthauses „Zum Löwen“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Was esse mer'n heit?
(2011)
,, Was esse mer'n heit?" lautete die obligatorische Frage der Kinder beim Nach-Hausekommen. Je nach Wochentag antwortete die Mutter: ,,I hab en Pfonnekuche gedenkt." Mit dieser Antwort war der Tag für die Kinder gerettet. Eine Mehlspeise mit süßer Beilage war stets willkommen. Der Speiseplan der Woche war genau geregelt. Montags kamen die Reste vom Sonntag auf den Tisch. Das Fleisch war größtenteils am Sonntag schon verzehrt worden, für den Montag blieb meist genügend Soße übrig. Falls wider Erwarten doch ein Rest Fleisch geblieben war, hatte zuerst der Hausherr ein Recht, das Fleisch zu verspeisen. Schließlich musste er schwer arbeiten, um seine Familie zu ernähren. Für die Frau und die Kinder war das eine Selbstverständlichkeit, zumal auch Nudl un Soß bei Alt und Jung gut ankamen. Der Dienstag war ein Mehlspeisentag. Da kamen Pfonnekuche, Grießknepf oder Kartaiserklöß auf den Tisch. Apfelbrei bildete meist die Beilage zu diesen Gerichten. ,,Du keedsch aa mool widder Dompfnudl mache. Waaisch, so mit Vonillsoß." Dompfnudl wurden am Ende der Woche serviert, der restliche Hefeteig wurde zu Sonntagskuchen verarbeitet.
Noch heute spricht man von einer großen An -
zahl von Bier- und Weinstuben in Villingen, darunter von solchen, die einst weithin einen renommierten Namen hatten. So war vor dem Riettor das
Gasthaus „Engel“, das schon vor dem 30jährigen
Krieg erstmals erwähnt wurde, aber auch in der
Zeit der großen Unruhen und Belagerungen. 1890
kaufte der kath. Gesellenverein dies Anwesen und
führte es bis 1917. Der „Engel“ war beliebt für
Vereinsveranstaltungen und Theateraufführungen
wegen seines Saalanbaues (spätere „Jahnturn halle“).
Nach dem 1. Weltkrieg zog dort das Maschinen -
unternehmen „Hollerith“ ein (heute Dresdner
Bank / Wohn- und Geschäftshaus).
Traditionslokal „Torstüble”
(2016)
Nach vielen Jahren, während denen mal ein Grieche als Wirt, dann auch ein Musiker als studierter Posaunist, ein gelernter Koch aus Villinger Familie, dann mal ein Schwabe und zuletzt zwei Italiener mit dem Kochlöffel winkten und sie das Sagen in der Küche und an der Theke hatten, ist die Torstüble-Gastronomie seit Februar 2015 mit asiatischem Hintergrund zu neuem Leben erweckt worden. Das Lokal, dessen Namen nahezu jeder Villinger kennt, stellt auch ein Stück Villinger Geschichte dar, denn das Gasthaus zählt zu den ältesten am einst badischen Ort. Dass es nach wie vor einen exponierten Platz am Riettor hat, lockte schon zahlreiche Pächter, von denen jedoch einige fast ebenso schnell gingen wie sie kamen.
Gemodeltes Gebäck verbinden wir gemeinhin
mit der Weihnachtszeit. Landläufig wird das
Weihnachtsgebäck mit Ausstechformen aus Metall
oder Kunststoff hergestellt. Im 17. und 18. Jahrhundert war das anders. Bei zahlreichen weltlichen
und religiösen Anlässen wie Hochzeiten, Taufen,
Jubiläen, Nikolaus, Neujahr, Ostern usw. wurde
vielfältiges Gebäck hergestellt und gegessen.
Das Gasthaus Zum Rebstock in Ohlsbach war Generationen hindurch Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen und geselligen Lebens des Dorfes. Es geht zurück auf das nach 1760 von der Gemeinde erbaute Wirts- und Gemeindehaus, welches 1797 einschließlich Garten, Scheuer und Stallung aus Geldmangel für 5.482 Gulden mit Genehmigung des
Gengenbacher Rats versteigert wurde. Den Zuschlag erhielt Simon Stiegler mit der Auflage, den im Gebäude untergebrachten Schulraum, den Erdäpfelkeller und die Ratsstube nicht zu verändern und den „öffentlichen Verkehr" in diesen Räumen nicht zu behindern. Ferner: Die Glocke auf dem gemeindeeigenen Dachtürmchen zu bestimmten Zeiten zu läuten und die obere Stube für Gemeindeveranstaltungen oder Zusammenkünfte jedweder Art sauber und im Winter auf eigene Kosten geheizt zur Verfügung zu halten. Um die gewinnbringende Nutzung als Wirtshaus mit Schildgerechtigkeit zu gewährleisten, wurde festgeschrieben, alle Festlichkeiten und Weinkäufe hier abzuhalten - bei gleichen Preisen wie in Gengenbach - und eine weitere Wirtschaft in Ohlsbach nicht zuzulassen. 1830 zogen Schulzimmer und Ratsstube in das neugebaute Schulgebäude um, während Glocke, Uhr und Türmchen sowie der Gemeindeversammlungssaal (Rebstocksaal) noch lange, bis nach der Jahrhundertwende, am alten Ort verblieben und genutzt wurden.
Ein Stammtisch nach dem landläufigen Muster wollten sie nicht sein, die Herren der einst berühmten „Lästerecke“. Doch das ist lange her, der Villinger Nobeltreff existiert nicht mehr. Einmal noch trafen sich jetzt fünf Mitglieder der einstmals großen Stammtischbruderschaft und hielten Rückschau und Ausblick zugleich. Fritz Heby, Gerhard Altmann, Erwin Bißwurm, Helmut
Wider und Gerhard Ballof genossen die Wiedersehensfreude im Parkhotel, der Station, wo sich die „Lästerecke“ nach Schließung des Hotel Ketterer bis zuletzt Ende der 80er Jahre getroffen hatte.
Wie hat man gelebt, wie hat man gearbeitet und was hat sich ereignet? Darüber werde ich hier berichten. Als Tochter von Frieda und Martin Ebner war die Land- und Gastwirtschaft vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg meine Heimat. Zu jener Zeit befanden sich im Erdgeschoß neben der Heimatstube und Nebenzimmer zwei Privaträume. Der Saal, der für
größere Anlässe, wie Theateraufführungen und Versammlungen diente, war im ersten Stock. Eine große Erleichterung beim Bewirten brachte der Umbau in den 50er Jahren, denn seither sind alle Wirtschaftsräume auf einer Ebene und in Küchennähe. Nun beginne ich mit dem Jahresablauf.
Wer den heutigen Gebäudekomplex des in mehreren Bauabschnitten zwischen 1990 und 2000 erbauten großräumigen 4-Sterne-Ferienhotels „Auerhahn" in SchluchseeAha sieht, kann sich kaum vorstellen, welche historische Entwicklung diesem
Hotel und seiner Gastronomie an diesem Ort vorausgegangen ist. Selbst im Bürgermeisteramt Schluchsee gibt es bis auf ein unscharfes Foto vom einstigen geschlossenen Hofgut mit dem Gasthaus keine Bildzeugnisse der wechselvollen Geschichte
mehr. Deshalb wird im folgenden versucht, einige diesbezügliche geschichtliche Fakten ans Licht zu bringen und die Ergebnisse der Recherchen durch zeitgeschichtliche Bilder zu belegen.