700 Künste; Bildende und angewandte Kunst
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Ehrendes Gedenken anlässlich seines 450. Todesjahres veranlasst diese Darstellung seines Lebens, seines Wirkens, seiner überzeugenden, ja gewinnenden Persönlichkeit anhand überlieferter schriftlicher Zeugnisse über ihn und von ihm. Diese ihrerseits haben 1558 auch dokumentarischen Ausdruck gefunden in den Darstellungen an den Chorwänden des Reichenauer Münsters.
Am Ende des 7. Jahrhunderts schenkte Herzog Etticho seiner Tochter Odilia die Hohenburg im Elsass; sie gründete dort auf dem steilen 826 m hohen Felsplateau, heute Mont St. Odile, ein Kloster, als dessen erste Äbtissin sie um 720 im Ruf der Heiligkeit starb. Der Konvent litt nach einer anfänglichen Blüte sehr unter Herzog Friedrich II. von Schwaben. Jedoch der Besuch seines Sohnes, des Kaisers Friedrich Barbarossa, 1153 auf dem Odilienberg leitete mit dem Wiederaufbau die Wende ein. Als Vogt des Klosters berief Barbarossa eine Verwandte aus der bayerischen Benediktinerinnenabtei Bergen, Bistum Eichstätt, und setzte diese Nichte um 1160 als Äbtissin des nun so genannten Klosters Hohenburg ein. Dieser hochadeligen Relindis gelang es, nicht nur die zerstörten Gebäude wieder aufzurichten, sondern den Konvent zu neuer geistlicher Blüte zu führen und der Augustinerregel zu unterstellen. An die wieder hergestellte Kirche 1155-65 lehnt sich — nun unter Relindis' Mitwirkung — die Kreuzkapelle an: ein quadratischer Raum, dessen Kreuzgratgewölbe über breiten Gurtbogen liegen, die selbst die Kreuzform aufnehmen und abbilden. Sie ruhen über einem mit Eckmasken ornamentierten Kapitell auf einer untersetzten Mittelsäule auf. Diese trägt wie ein Stamm und wird zugleich selber getragen.
Das Tympanon am Hauptportal des Münsters Unserer Lieben Frau in Freiburg, geschützt durch die Vorhalle des Westturmes, zeichnet die Fülle seiner Szenen aus; zusammen mit Figuren der Archivolten und Gewände umspannen sie das Ganze der Heilsgeschichte seit Adam und Eva. Der Mittelpfosten des Portals setzt sich im Bogenfeld fort im Kreuze Christi, zu dessen Seiten sich die Teilung der Auferstandenen in Erlöste und Verdammte vollzieht. Das Thema des Jüngsten Gerichts beschließt die Heilstaten Gottes. Die Bilderzählung beginnt auf der linken Seite des unteren Streifens mit Judasszenen und Passion Christi. Dagegen nimmt seine rechte, die südliche Hälfte ein Weihnachtsbild ein. In dessen Mitte liegt Maria auf einem Bett — hinter ihr das Kind in der Krippe, aus der Ochs und Esel futtern. Josef sitzt rechts davon am Fußende, rechts außen schließt sich die Verkündigung der großen Freude an den Hirten mit seinen Tieren an; nach links — wo wir byzantinischer Tradition gemäß die Bildformel „Bad des Erlöserkindes“ erwarten dürfen — beschließt die Szene die hohe Gestalt einer einzeln stehenden gekrönten Leuchterfigur. Ihrer Deutung und Bedeutung gilt unsere Untersuchung.
Die sogenannte ,Beuroner Kunstschule‘ lebt, wie es scheint, nur noch in ihren Werken weiter; doch noch immer läßt sich nicht endgültig sagen, was an ihnen ist, was von ihnen bleibt. Schon Joris Karl Huysmans, gewiß ein großer Kenner, dem sie im fernen Paris vor Augen kamen, fand, daß sie „bei all den banalen und schwachen Stellen, den zu vielen geschmacklosen und aufdringlichen Einzelheiten (...) merkwürdige und starke Momente“ hätten, daß sie ausnahmslos eine „fast beredte Sprache“ sprächen, ja daß aus ihnen ein „Strahl echter Glaubensinbrunst“ dringe.
Im Vergleich mit dem Bild des Universums, das uns die moderne Wissenschaft vermittelt, war die Vorstellung vom Kosmos zu der Zeit als das Münster gebaut wurde, noch recht anschaulich und übersichtlich. Diese Vorstellung vom Weltengebäude wurde um 1360 am nördlichen Chorportal des Freiburger Münsters in ein außergewöhnliches Bild gefaßt, in dem sich die aus dem Glauben geschöpfte Weltsicht mit naturphilosophischer Erkenntnis verbindet. Es ist Teil einer Szenenfolge, die dem Gläubigen die Erschaffung der Welt nach dem Buch Genesis der Bibel bildhaft vor Augen führt (Abb. 1). Auf ganz eigenem Wege löste der Bildhauer dabei das Problem, für die Darstellung der Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen ein anschauliches Bild zu finden. Er bemühte dabei weder die Allegorie — die Sonne als antiker Sonnengott Sol mit Fackel und Strahlenkranz, bzw. den Mond als Luna mit einer Sichel im Haar — wie Beispiele aus der zeitgenössischen Buchmalerei zeigen, noch finden wir die davon abgewandelte stilisierte Sonnenscheibe bzw. Mondsichel mit menschlichem Antlitz, wie wir sie beispielsweise vom Straßburger Münster kennen.
Das gotische Kreuz aus dem Benediktinerkloster St. Trudpert und das Benediktinerkloster Mariastein
(2004)
Vom 18. Oktober bis 9. November 2003 wurden im Augustiner-Museum zu Freiburg im Breisgau die zwei mittelalterlichen Kreuze, beides hochwertige Goldschmiedearbeiten, die einst der breisgauischen Benediktinerabtei St. Trudpert in Münstertal Schwarzwald gehört hatten, ausgestellt. Das ältere, das so genannte Niello-Kreuz aus dem 12. Jahrhundert, befindet sich noch heute am ursprünglichen Ort als Eigentum der Pfarrgemeinde von St. Trudpert in Münstertal. Das andere, — es stammt aus dem 13. Jahrhundert, — kam über Umwege in die staatliche Ermitage St. Petersburg. Von diesem Kreuz ist aber auch bekannt, dass es eine Zeitlang im Besitze des Benediktinerklosters Mariastein war. Allerdings sind die Umstände des Erwerbs unklar. Über den Verkauf dieses gotischen Kreuzes blieb jedoch im Kloster Mariastein die Überlieferung erhalten, dass es in der Zeit des Aufenthaltes der aus Mariastein vertriebenen Mönche in Delle (1875-1901) verkauft wurde. Im Folgenden soll diesen verwickelten Spuren etwas nachgegangen werden, um etwas Klarheit zu schaffen, auch wenn einige Fragen offen bleiben müssen.
Christian Meichelt
(2000)
Christian Meichelt. geb. 1776 in Nürnberg, gest. nach 1830, wird erstmals in einem Bayerischen Künstlerlexikon des Jahres 1810 genannt. Aber schon damals waren wohl die genauen Geburtsdaten nicht mehr zu ermitteln. Weitere Handbücher übernehmen und ergänzen Daten. Es wird auch auf seine Jugendzeit eingegangen, in der er ein begabter und fleißiger Schüler gewesen sein soll. Nagler berichtet ausführlich darüber. Im Künstlerverzeichnis Thieme/Becker wird schließlich alles stark verkürzend und nur in wenigen Worten unter der Überschrift Kupferstecher und Miniaturmaler Christian Meichelt zusammengefasst.
Das einzige, was bei optimistischer Betrachtungsweise bruchstückhaft von einer Vernissagerede hängen bleibt, ist die Vita des Künstlers. Diese habe ich in den letzten Tagen mit meinem Pkw erfahren. Endlos die Kurven, endlich das weit abgelegene Happingen, der Wohnsitz der Künstlerin. Obwohl Happingen zu meiner Pfarrei gehört, war ich noch nie dort gewesen. Offenbar keine Trunkenheitsfahrt, kein Diebstahl, kein Mietstreit, kein Augenschein. Haus Nr. 12, aber wo? Schließlich bin ich nach dem Ohr und einer Staubwolke gelaufen und habe das steinreiche Atelier der Bildhauerin gefunden. Ein vierfüßiges gestängtes Gebilde en plein air hinter dem Wohn- und Bauernhaus mit einem Zeltdach, zum Schutz gegen Sonne und Regen. Unkompliziert und herzlich der Empfang. Eine Bank, zwei Stühle und ein Tisch, alles aus Holz; eine Kanne mit heißem Wasser, Pulverkaffee und Zucker; Milch gab es an diesem Tag nicht. Rasch der Einstieg ins Gespräch, als kenne man sich seit Jahren. Die Preisgekrönte ist Schwäbin. Wie unser Herr Landrat. Das muß nicht unbedingt ein Nachteil sein. Eine Schwäbin, allerdings not dyed in the wool, nicht in der Wolle gefärbt. Gleichwohl läßt sie nichts auf die Schwaben kommen. Es sei ein altes Kulturvolk, das uns allerdings mit der Kehrwoche plage.
Bad. Heimat: Ihr Verein, der zweitälteste dieser Art in Deutschland, nennt sich BADISCHER KUNSTVEREIN. Was unterscheidet ihn damit von anderen Kunstvereinen? Alle Kunstvereine haben einen Standort und eine Geschichte mit denen sich ihr Anspruch verbindet. Es gibt Kunstvereine, die künstlerische Anliegen in kleinen Orten mit wenig Mitgliedern vertreten und solche, die sich durch Mitgliederzahl und Ausstattung in Niveau und Wirkungsbreite im Kunstbetrieb unterscheiden. Insofern wirkt der Badische Kunstverein was Mitgliedschaft wie Ausstrahlung angeht in ganz Baden und darüber hinaus.
Die Welt des Bruno Epple
(2000)
Fast jeder Künstler ist geprägt durch seine Heimat, seine Herkunft, sein Umfeld. Mancher befreit sich davon, entwächst, oft bleibt er entwurzelt. Für viele ist dies der Grund, auf dem ihr Werk gedeiht, der Nährboden für ihre innere Welt. Erlebnisse erweitern den Horizont, glückliche oder schmerzliche Erfahrungen tragen zum Reifen bei. Bruno Epples Bildwelt ist zweifellos aus diesem Quell gespeist. Er ist ihr immer treu geblieben, hat sich zu ihr bekannt, selbst auf die Gefahr hin, als provinziell eingeengt zu gelten. Seine Bildthemen sind die kleinen Leute vom See, die Menschen zwischen Geburt und Tod, die Arbeitswelt der Fischer, Bauern und Handwerker, die Spiele der Kinder im Kreis des Jahres, die mythische Welt und die reale Welt, die südwestdeutsche Landschaft.