700 Künste; Bildende und angewandte Kunst
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Welche Personen haben auf welche Weise zur Entstehung des Mannheimer Kunstvereins beigetragen? Der Kunstvereinsgedanke des 19. Jahrhunderts führte 1833 zur Gründung des Mannheimer Kunstvereins. Zu den Gründungsmitgliedern in Karlsruhe gehörte General Carl Freiherr von Stockhorn, der später zum kommandierenden General in Mannheim ernannt wurde. Er übertrug seine Erfahrungen aus Karlsruhe und wurde so zum Gründungspräsident des sich in Mannheim konstituierenden Vereins gewählt. Ebenso wie in Karlsruhe erhielten die Mitglieder gemäß den Statuten für den Jahresbeitrag Vereinsaktien, die ein Anrecht auf jährliche Vereinsgaben darstellten. Gemäß § 1 der Satzung hatte der Verein ,,... den Zweck, den Sinn für die Bildende Kunst zu befördern, Künstler in ihrem Bestreben aufzumuntern, und, wenn es einst die Verhältnisse und Mittel erlauben, erprobte Talente zu unterstützen". Der Verein wuchs von 57 Mitgliedern auf 161 im September und bis Oktober auf 200. Zum Ende des Jahres hatte er 260 Mitglieder, von denen ein nicht unerheblicher Teil Frauen waren.
"Max Laeuger gilt heute noch als der Beste unter den Keramikern Deutschland", so ist zu lesen in einem Bericht über die Geschichte der Majolika-Manufaktur Karlsruhe (Badische Heimat, Heft 4, 2001, S. 665 ff.). Wer war dieser Künstler? Nun, schlägt man in der Kunstgeschichte das Kapitel "Jugendstil" auf, so wird man sicherlich auf den Namen Max Laeuger stoßen, ganz bestimmt aber, wenn in jener Zeit von Keramik die Rede ist, denn er spielte in der Entwicklung der modernen Keramik des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle.
Vorausgegangen ist diesem Essay ein Vortrag im Museum, der fraglos ziemlich kühn in seiner Ankündigung war: Ist das Markgräflerland eine „Kunstprovinz" oder ist die Kunst hier im Markgräflerland doch nur provinziell? Zum Begriff „Kunstprovinz". Diese erste Frage ist ein wenig Lockvogel-Attrappe und sollte rasch beseitigt werden. Dem Begriff
,,Kunstprovinz" haftet heute ein unauslöschliches Odium des Pejorativen, des Unfreien, Stubenhockerischen, Verengten an. Das war aber nicht immer so. Die berühmtesten Kunstprovinzen erblühten im Italien der Renaissance, in der Toscana. (Ganz nebenbei: Unter deren herrlichen Früchten lässt sich ja auch ziemlich viel von musealem Kunst-Dörrobst finden). Heute
spricht man, um dem Missverständnis vorzubeugen, bei solchen Kunstprovinzen lieber von Kunstlandschaften, Regionen oder von Schulen. Wahrscheinlich drückt sich in dieser Zurückweisung des Begriffes „Kunstprovinz" auch der Zweifel aus, ob in einer Landschaft, in ihrem „Blut und Boden", überhaupt noch derartige Wirkungsmacht steckt. Jedenfalls haben jüngere Kunstregionen mit etwas weniger kunstgeschichtlichem Strahlenglanz auszukommen. Die Pleinairisten von Pontoise, die das Silberlicht der Erlen so hingebungsvoll perfektionierten, wussten sich bereits zu bescheiden.
Bischof, Fürst, Bauherr
(2002)
Mit der mainfränkischen Herrschaft Gaibach hatte die Familie Schönborn ein Schloss erworben, das sie, ohne seinen mittelalterlichen Burgencharakter zu zerstören, zu einer zeitgemäßen Adelswohnung ausbaute. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts zog die großartige Parkanlage im französischen Stil Gäste und Besucher von weither an. Für die Pfarrkirche
von Gaibach malte Franz Lippold um 1745 ein Altarbild, das von der Selbsteinschätzung der Familie Schönborn, vom Stil ihrer Frömmigkeit und von ihrem Weltverständnis beredtes Zeugnis ablegt. Der ikonologischen Zuordnung bereitet der Fall einige Schwierigkeiten. Ist es ein Gruppenportrait oder ein Andachtsbild, ein Votivbild oder ein Altarblatt? Der Maler war kein kompositorisches Genie, das seinen Auftrag phantasievoll umsetzte, und so stehen die beiden Welten, die himmlische der Trinität und die irdische des Hauses Schönborn, ziemlich beziehungslos übereinander. Gäbe es nicht den so entschieden nach oben blickenden Beter links im Vordergrund, fiele es dem Betrachter schwer, die Verehrung der göttlichen Dreifaltigkeit als das Hauptthema zu erkennen. Umso aufschlussreicher bleibt das Werk als Selbstbeschreibung des Hauses Schönborn.
Unbekannter Künstler
(2021)
Das gut erhaltene, ästhetisch besonders wertvolle Portrait eines jungen Edlen von 1490 gehört zu den Attraktionen des Augustinermuseums in Freiburg. Bedauerlich daran war nur, dass sowohl Urheber und als auch Porträtierter bisher unbekannt blieben. Christoph Wilhelmi gelang es, durch Analyse einiger Bilddetails die Hintergründe aufzuklären und nach mühsamen
Recherchen die Identität des Dargestellten aufzudecken. Auch einige Vorgänge aus dem Leben des Basler Adligen kamen auf diese Weise zum Vorschein.
Kunst im Naturmuseum
(2001)
Heute ist es eine rechte Seltenheit, dass Natur und Kultur zusammenfinden, in diesem Fall das Naturmuseum und die Kunst. Während einstens diese beiden tragenden geistigen Lebensbereiche, allerdings bei Dominanz der Geisteswissenschaften, miteinander verwoben waren, sind sie inzwischen so etwas wie gegensätzliche, bis zu einem gewissen Grade verfeindete Brüder geworden. Selbstredend war das noch weitgehend anders bei Altmeister Goethe, dem derzeit vielerorten gefeierten
Jubilar. Bei einer profunden humanistischen Bildung (schon mit zehn Jahren führte er lateinische Gespräche mit seinem Vater) waren für ihn die Bereiche Kunst mit der Bildenen Kunst, Literatur, Dichtung, Theater und Musik einerseits und die Natur einschließlich der damaligen Naturwissenschaften andererseits zwei mächtige, einander gegenüberstehende, aber
nicht bekämpfende Größen, die bis zu einem gewissen Grade die beiden Seiten ein und derselben Medaille bildeten. “Wer Kunst und Wissenschaft fördert darf sich sagen, dass er gränzenlose Folgen vorbereitet,” schrieb Goethe 1822 der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main, Kunst als Synonym für die Kultur und Wissenschaft für die Naturwissenschaften. Beide Komplexe wurden somit als gleichwertige Elemente nebeneinander gestellt.
Entgegnung
(2023)
Marcel van Eeden wurde am 13. August 2023 in Bernau im Schwarzwald der Hans-Thoma-Preis, der Staatspreis des Landes Baden-Württemberg für Bildende Kunst, verliehen. Für die zeitgleich eröffnende Preisträgerausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum schuf er mit 1898 eine Serie von 152 Gummidrucken, die er an verschiedenen Orten der Niederlande aufgenommen hatte. 1 Motivisch beziehen sich die Bilder auf eine bis dato wenig bekannte Reise Hans Thomas aus dem Jahr 1898, deren Stationen van Eeden im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen recherchiert hatte. Die von van Eeden bewusst als künstlerisches Mittel eingesetzte zeitgenössische Motivik, die etwa heutige Strandszenen, moderne Windkraftanlagen oder Museumsbesuche umfasst, verdeutlicht die Distanz zum historischen Gegenstand von 1898. Darin vermittelt sich van Eedens kritische Grundhaltung gegenüber den Möglichkeiten und Fallstricken der Geschichtsschreibung. Die Serie beinhaltet zudem eine Reflexion von van Eedens eigener Annäherung an die Vergangenheit, so etwa Bilder von Orten und Personen, die seine Recherchen zu Thoma geprägt haben. Die gewählte Technik des Gummidrucks erzeugt eine Ästhetik vermeintlicher Authentizität des ausgehenden 19. Jahrhunderts und trägt in Konkurrenz zu den zeitgenössischen Bildinhalten ihrerseits zur Skepsis gegenüber historischen Aussagen bei. Unterbrochen wird die Serie von 30 Zitaten von Hans Thoma, von ausgewählten Zeitgenossen und nachrangig auch aus der späteren Sekundärliteratur, mit denen van Eeden eine zweite inhaltliche Ebene eröffnet. Darin geht es um Hans Thomas Kontakte zu völkischen Kreisen im deutschen
Kaiserreich, insbesondere jene zum antisemitischen Kulturtheoretiker Julius Langbehn, dessen Buch Rembrandt als Erzieher (1890) als Grundlagenwerk der völkischen Bewegung gilt. Van Eeden problematisiert auf diese Weise das dominante eindimensionale, rein affirmative Bild Hans Thomas in der Öffentlichkeit, zu dessen Wahrung völkische Sympathien und antisemitische Äußerungen ausgeblendet oder nivelliert werden. Im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg habe ich für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe die kuratorische Begleitung der Ausstellung 1898 des Thoma-Preisträgers Prof. Marcel van Eeden 2023 in Bernau im Schwarzwald übernommen (Hans-Thoma
Kunstmuseum, Bernau, 13.8.-15.10.2023). Die Ausstellung wurde ergänzt durch eine von mir herausgegebenen Publikation, in dem unter anderem auch ein wissenschaftlicher Aufsatz von mir zum Ausstellungsgegenstand enthalten ist.
Im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg hat Dr. Leonie Beiersdorf für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe die kuratorische Begleitung der Ausstellung 1898 des Thoma-Preisträgers Prof. Marcel van Eeden 2023 in Bernau im Schwarzwald übernommen (Hans-Thoma-Kunstmuseum, Bernau, 13.8.-15.10.2023) und eine begleitende Publikation herausgegeben. Im Zuge der Ausstellung kamen unter anderem neue antisemitische Äußerungen Hans Thomas zum Vorschein, welche eine erneute öffentliche Debatte zum Künstler und der Namensgebung des Preises entzündeten. Über die Benennung des Staatspreises hat die Politik zu entscheiden, nicht die Kunsthalle Karlsruhe. Für 2024, dem Jahr des 100. Todestags des Künstlers, plant die Kunsthalle eine öffentliche Veranstaltung zu den Diskussionen um Hans Thoma und eine konzentrierte Präsentation zu seiner Amtszeit als Direktor der Kunsthalle Karlsruhe. Dr. Christian M. Geyer, im Ruhestand befindlicher Kunsthistoriker in Frankfurt am Main, fühlte sich durch die Diskussionen um den Hans-Thoma-Preis angeregt, nicht nur eine 52-seitige Schrift gegen Marcel van Eeden und Dr. Beiersdorf zu verfassen, sondern diese auch auf diversen fachöffentlichen Plattformen zu publizieren und ungefragt an einen großen Kreis von Mitarbeiter:innen von Museen, Ministerien, Förder- und Freundeskreisen sowie weiterer Privatpersonen in Deutschland und der Schweiz zu verschicken. Da sich die Kunsthalle Karlsruhe grundsätzlich nicht einer öffentlichen Debatte über Hans Thoma und die eigene Arbeit verschließen will, zugleich aber massive Verletzungen von Standards des guten wissenschaftlichen Arbeitens in der Schrift Christian M. Geyers feststellt, und da er der Kunsthalle auch nicht Gelegenheit gab, den aus Sicht des Museums falschen Thesen im Vorfeld seiner Publikation zu begegnen und diese kritisch zu diskutieren, sieht sich die Kunsthalle Karlsruhe nun veranlasst, der an Diffamierung grenzenden Schrift in aller Form öffentlich zu widersprechen. Der Text und das Vorgehen von Christian M. Geyer sind emblematisch für eine Debattenkultur, die anstelle der sachlichen Auseinandersetzung die Beschädigung der Person zum Ziel hat. Falschbehauptungen sind kein Instrument des wissenschaftlichen Diskurses und Angriffe ad personam nicht nur kein guter Stil, sondern tragen nicht
zur Stärkung demokratischer Aushandlungsprozesse bei.
Hans-Thoma-Preis 2023
(2023)
Alle zwei Jahre wird in Baden-Württemberg der Hans-Thoma-Preis an Bildende Künstler*innen verliehen, womit eine Ausstellung in Bernau, dem Geburtsort des Malers Hans Thoma (1839-1924), verbunden ist. Den Preis erhielt am 13.8.2023 der Künstler Marcel van Eeden. Das zuständige Ministerium erklärte: „Erstmals sprach die Jury den Hans-Thoma-Preis einem Künstler zu, der sich der Künstlerischen Forschung verschrieben hat.“ Seine Ausstellung „1898“, erhob den Anspruch, anhand einer Reise von Thoma in die Niederlande „erstmals den problematischen Einfluss des völkisch gesinnten Kulturtheoretikers Julius Langbehn auf Thoma in den Blick“ zu nehmen. Die Kuratorin der Kunsthalle Karlsruhe Leonie Beiersdorf führte die Recherchen durch und schrieb einen Katalogtext. Marcel van Eeden behauptet, dass die Ergebnisse seiner Forschung belegen, dass Hans Thoma Antisemit sei. Er und Leonie Beiersdorf leiteten daraus die Forderung nach Umbenennung des Hans-Thoma-Preises ab. Falls die Forderung nach Umbenennung des Hans-Thoma-Preises Erfolg hätte, würde dies eine Ächtung des Malers bedeuten, die weitgehende Folgerungen in ganz Deutschland hätte. Seine Präsenz in Museen, die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihm, die Benennung von Schulen, Straßen, Apotheken etc. nach ihm würden ebenfalls skandalisiert. Das zuständige Ministerium sagte erst eine Einbeziehung der Zivilgesellschaft und anderer Akteure in die Diskussion zu. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass es die Umbenennung ohne vorherige Diskussion durchführen möchte. Dieser Artikel vertritt die Meinung, dass die Thesen von Eeden/Beiersdorf falsch sind, dass trotz einzelner problematischer Aussagen von Hans Thoma seine Charakterisierung als Antisemit unbegründet ist und dass der Aktivismus von Eeden/Beiersdorf über den konkreten Fall hinaus problematisch ist. Die kritischen Punkte werden detailliert dargestellt, um Interessierten zu ermöglichen, mit geringerem eigenem Recherche Aufwand in die Diskussion einzusteigen. Da van Eeden von „künstlerischer Forschung“ spricht, und Leonie Beiersdorf in der Praxis ihrer Beiträge gravierend von den Standards kunsthistorischer Forschung abweicht, wird ihre gemeinsame praktizierte Methodik als „Künstlerische Forschung“ bezeichnet und als Fallbeispiel untersucht. Nach heutigem Forschungsstand müssen sich weder Kunstbetrachter*innen noch das Land Baden-Württemberg oder vergangene und zukünftige Preisträger*innen für Hans Thoma und den nach ihm benannten Preis schämen. Eine Umbenennung des Hans-Thoma-Preises ist deshalb nicht erforderlich. Für das dringend notwendige Zurückdrängen des Antisemitismus gibt es heutzutage ganz andere virulente Betätigungsfelder.
Der Reformator im Bild
(2015)
Vor dem Hintergrund des 500. Geburtstages Lucas Cranachs d. J. hat die EKD für das Jahr 2015 der Lutherdekade das Thema „Reformation – Bild und Bibel“ gewählt. Tatsächlich ist das Werk dieses Malers, anders als dasjenige seines Vaters Lucas Cranachs d. Ä., bisher noch nicht Gegenstand systematischer kunsthistorischer Forschungen gewesen. Aus Anlass des Jubiläums widmen sich Ausstellungen, begleitende Veröffentlichungen und Symposien dem Œuvre des Künstlers. Porträts bilden neben zahlreichen Epitaphgemälden den thematischen Schwerpunkt seines Schaffens. Er vervielfältigte weiterhin die sogenannten authentischen, weil nach unmittelbarer Anschauung angefertigten Tafelbildnisse Luthers, Melanchthons und anderer Wittenberger Reformatoren, die bereits zu Lebzeiten des Vaters in Serienproduktion gegangen waren, und entwickelte neue marktgängige Formate. Diese Bildnisse gaben der Reformation ein Gesicht. Im Rahmen des Ausstellungs-Projektes „Reformatoren im Bildnis“, das ab Februar 2014 mit einer Laufzeit von drei Jahren an der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten angesiedelt ist, werden von der Verfasserin Bildnisse von der Hand dieses und anderer Künstler auf visuelle Strategien hin untersucht, die sich in der bildlichen Inszenierung der Reformatoren entfalten. Denn diese werden stets – auch in den sogenannten authentischen Porträts, die dem heutigen Betrachter eine mimetische Abschilderung nahelegen – in einer bestimmten Absicht ins Bild gesetzt, die als Reformationspropaganda bezeichnen werden kann. An dieser Stelle kann nicht ausführlich auf die Theorie des Bildnisses im 16. Jahrhundert eingegangen werden, doch sei so viel erwähnt: Die Konterfeis der Protagonisten der Reformation sind ausgestattet mit bildrhetorischem Überzeugungspotential. Das Bild sucht den Betrachter mit bildeigenen Mitteln nicht nur von der lebendigen Präsenz der Dargestellten im Bild zu überzeugen, sondern zugleich auch von der Sache, die diese vertreten, und zwar mithilfe einer angewandten Rhetorik, die seit der Antike zu Findung von Argumenten für eine überzeugende Darstellung diente.
35 Jahre Malkreis Tiengen
(2003)
Seit den frühen Jahren seines Bestehens ist es beim Maikreis Tiengen üblich geworden, außer seinen öffentlichen Aktivitäten alle fünf Jahre mit einer „Geburtstagsausstellung" in Erscheinung zu treten, meistens im heimischen Tiengen am Hochrhein. Nach 35 Jahren zeigten nun die Maikreismitglieder, 22 an der Zahl und drei Gäste, von September bis November 2002 insgesamt 76 Arbeiten, vorwiegend Ölgemälde, aber auch Aquarelle, Pastellzeichnungen und eine Rauminstallation, dieses Mal aber im Hans Thoma-Museum in Bernau im Schwarzwald.
Klangschiff "Im Augenblick"
(2003)
An diesem Spätsommertag glitzert der See silberblau, verharren die Enten und Schwäne in großer Ruhe. Eine Wasserfontäne erhebt sich hinein in den verblauenden Horizont des Schweizerischen Ufers. Kleine verspielte Wellen rollen lautlos auf die Kiesel. Vor dieser Kulisse steht das Klangschiff „Im Augenblick" von Helmut Lutz. Es wirkt wie eine dunkle Scherenschnittsilhouette vor See und Himmel.
Der Stier ist aus schwarzem griechischem Marmor, weitgehend realistisch, angelehnt an Stierformen der minoischen Kunst Kretas. So haben die Stierhörner denselben ästhetisch-musikalischen Schwung, in die man sich die Saiten eines Instruments eingespannt vorstellen könnte; das Sonnensymbol auf der Stirn, das Stirnhaar, das sich labyrinthisch lockt. Dieser Stier symbolisiert den kraftvollen Aufbruch, indem er das Pflaster auf dem Breisacher Vulkanfelsen sprengt, das gewaltsam aufbricht, birst, sich mit dem göttlichen Stier aufbäumt und so eine unglaublich energiegeladene Spannung erzeugt. Auf ihm steht Europa, weitaus abstrakter in der Darstellung. Ihr Körper, durch das Dreieck gekennzeichnet, ist das Logo der Region des Dreiländerecks. Europas Füße wollen gehen, sich auf den Weg machen, die Hände langen nach den Sternen, konkret vielleicht den Sternen der Europäischen Union, aber eigentlich eher nach der Utopie einer viel umfassenderen Gemeinschaft, die nach der Auffassung des Künstlers die regionalen Farben bewahren muss. Er betont den „weibliche Aspekt Europas, das Mütterliche, dieses Lieben der verschiedenen Kinder, die nicht gleichgemacht werden dürfen".
Das Bühler Friedenskreuz
(2003)
Dem dunklen Saum der Schwarzwaldberge entlang erstrecken sich weithin das saftige Grün sonnenseitiger Rebenhänge, vielfältige Obstkulturen und das wohlgeordnete und gepflegte Braun und Gelb fruchtbarer Ackerfluren: Die goldene Au. Ein wohltuendes Bild der Fruchtbarkeit, des Wohlstandes, des Friedens vor der reizvollen Silhouette unserer schönen Heimatstadt
Bühl. Hoch ragt, wenn man von Süden auf die Stadt zukommt, die elegante Spitze des neugotischen Filigrans der Stadtkirche und das spätgotische Meisterwerk des Rathauses. Bald daneben erscheinen am Horizont der feine Turm der Klosterkirche und dann vor den dunklen Bergeshängen, in barocker Schönheit sich harmonisch in die Landschaft einfügend, die Kirche von Kappelwindeck.
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Trudpert südlich Freiburg, eingerahmt im Münstertal von Belchen und Schauinsland,
zählt sicher zu den großen Schwarzwaldklöstern und kann in einer Reihe mit St. Peter und St. Blasien genannt werden. Die legendäre, rätselhafte Gründung der Einsiedelei des ,,lroschotten" (oder „fränkischen Adligen"?) Trudpert wird meistens ins 7. Jahrhundert datiert (erfolgte doch wohl mindestens ein Jahrhundert später); aber sicher gab es ab 1020 eine gut funktionierende Mönchsgemeinde, die nach den Regeln des Benedikt lebte, bis zur Säkularisation, die im Breisgau erst, nachdem er badisch geworden war, von der großherzoglichen Karlsruher Regierung am 20. Januar 1806 „nachgeholt" wurde.
In der Schwarzwaldlandschaft dominieren nicht Schlösser, Klosterpaläste, Dome und Burgen. Hier sind es Höfe mit ihren je typischen Ausformungen. Ihnen galt in den vergangenen Jahrzehnten das Interesse der Forscher, der Restauratoren und
der Denkmalschützer: Zu leisten bleibt der Forschung da und dort noch einiges für die Werke der Kleinkunst am Wegesrand
oder an den Häusern selbst. Konkretes, Gestalt gewordenes Volksleben sind sie, aufschlussreich in ihrer religiösen oder profanen Thematik, nicht in allen ihren täglichen Details, in wichtigen Aspekten aber doch.
Die barocke Wallfahrtskapelle Maria zum Berge Karmel in Meersburg-Baitenhausen (Bodenseekreis) verdankt ihre Errichtung und Ausstattung zwei Fürstbischöfen des Bistums Konstanz. Unter den Deckengemälden von Joh. W. Baumgartner bilden drei von ihnen eine kompakte Sinneinheit, welche mittels verschlüsselter Hinweise die Gründungsgeschichte des Baus, die
Stifterfamilie, die Bodenseelandschaft sowie die Funktion der Kapelle als Marienwallfahrt in raffiniert kaschierter Form miteinander verknüpft.
Das zentrale Deckengemälde in der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Hohenfels-Liggersdorf (Lkr. Konstanz) zeigt die »Geistliche Apotheke«, in der sich Kranke Hilfe suchend an die Ärzteheiligen wenden. Vier begleitende Embleme kommentieren das Bildgeschehen mit Symbolen und biblischen Motti. Dadurch wurden sie auch als Bildmedium der im Barock praktizierten sog. Emblempredigt nutzbar und blieben für den Gläubigen mit ihrer theologischen Aussage an der Kirchendecke weiterhin präsent.
Die primär topographisch orientierte Bezeichnung des Rheins und seiner angrenzenden Landschaftsräume blieb im Abschnitt zwischen Basel und dem Bodensee bis in
die jüngere Vergangenheit schwankend. So wurde dieser Bereich in verschiedenen
Publikationen unter dem Begriff „Oberrhein“ subsumiert. Abgesehen von der Frage, ob sich mit dieser primär geographisch orientierten Gliederung auch aus historischer Sicht ein sinnvolles Betrachtungsfeld abgrenzen lässt, scheint deshalb im Hinblick auf die vorliegende Arbeit eine grundlegende begriffliche Klärung sinnvoll.
Nachfolgend wird der Untersuchungsbereich mit dem mittlerweile im wissenschaftlichen und politischen Sprachgebrauch dies- und jenseits des Stromes gebräuchlichen Terminus „Hochrhein“ umschrieben. Der Beitrag bezieht sich auf den Abschnitt zwischen Kaiseraugst und Waldshut-Tiengen sowie die im Norden und
Süden anschließenden Gebiete, deckt sich also weitgehend mit dem vorderösterreichischen Hoheitsbereich im südlichsten Breisgau, den die zuständigen Verwaltungsorgane im 18. Jahrhundert als „Oberes Rheinviertel“ bezeichneten.
Auf der Suche nach Belegen für Kunstwerke, die stilistisch bestimmten Meistern
zuzuschreiben waren, stieß ich - nicht ohne Grund - wiederholt auf Verwandtschaftsbeziehungen
dieser Künstler. Daß solche verwandtschaftlichen
oder persönlichen Verbindungen in manchen Fällen zu Aufträgen geführt hatten,
legte ich bereits vor einigen Jahren am Beispiel der Breisgauer Barockbildhauer
Johann Baptist Sellinger, Johann Christian Wentzinger und
Joseph Hör dar. Ich erkannte und unterstrich dabei den Wert gründlicher
familienkundlicher Kenntnisse besonders in Fällen, in denen für Kunstwerke
weder durch Signaturen noch durch schriftliche Belege die Urheberschaft der
Künstler zu sichern gewesen war; denn neben der Stilkritik hatte die Genealogie
zusätzliche Begründungen für die Zuschreibung der Arbeiten geliefert.
Als Ende August 1797 Johann Wolfgang von Goethe auf seiner Reise in die Schweiz
durch Ludwigsburg kam, notierte er über das Schloss: »Das bekannte geräumige
Schloss [ist] sehr wohnbar, aber sowohl das alte als das neue in verhältnismäßig
bösem Geschmack ausgeziert und möbliert.« Dieses für Schloss Ludwigsburg wenig
schmeichelhafte Urteil ist aus einer Zeit heraus zu verstehen, die ihr Ideal im Klassizismus sah. Die Kunst des Barock war damals unmodern geworden und die Menschen wussten mit der bewegten Schmuckfülle an Stuckaturen und Deckenfresken
nur noch wenig anzufangen. Dies belegt auch die wenig später unter König Friedrich
erfolgte durchgreifende Umgestaltung eines Großteils der Innenräume des Schlosses, die sich heute zu einem großen Teil in klassizistischem Gewand präsentieren.
Gleichwohl ist Schloss Ludwigsburg unzweifelhaft das bedeutendste Bauwerk des
Barock im württembergischen Kernland. Und dies bezieht sich keineswegs nur auf
die Größe der Anlage. Es wurde zu seiner Zeit als Fremdkörper im Herzogtum Württemberg errichtet, denn es war im Stil ein ganz neues, in keiner Weise den hiesigen
Traditionen entsprechendes Gebäude, das jedoch eine starke Ausstrahlung auf die
weitere Kunstentwicklung des Landes besaß. Das Ludwigsburger Schloss vereinigt
in seinen Baukörpern, Fassaden und Innendekorationen böhmisch-österreichische,
italienische und französische, jedoch so gut wie keine württembergischen Einflüsse.
So überrascht es nicht, dass die Architekten, die Künstler und Kunsthandwerker aus
Böhmen und vor allem aus Oberitalien nach Württemberg kamen, um hier in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts diese prachtvolle Anlage für Herzog Eberhard Ludwig zu errichten. Im Land selbst gab es keine hierfür geeigneten Architekten, Stuckatoren oder Maler, da Württemberg damals künstlerisch rückständig war
und in die Baukunst noch kaum barocke Formen Eingang gefunden hatten.
Eberhard Ludwig (1676-1733) war neun Monate alt, als sein Vater Herzog Wilhelm
Ludwig (1647-1677) starb. Die Vormundschaft für ihn übernahm sein Onkel Friedrich
Carl (1652-1698) aus der Linie Württemberg-Winnental als Herzog-Administrator,
die Herzoginmutter Magdalena Sibylla geb. von Hessen-Darmstadt (1652-1712) fungierte als Mitvormund. Die Erziehung Herzog Eberhard Ludwigs lag von 1684 bis
1693 in den Händen des Hofmeisters Johann Friedrich von Staffhorst, und Informator von 1687 bis 1693 war der Durlacher Rat Johann Rudolf Seubert.
Zur Erziehung eines jungen Prinzen gehörten insbesondere Schreiben, Lesen,
Rechnen, Gottesfurcht, Ethik, Geographie, Geschichte, französische, lateinische und
italienische Sprache, Kriegskunst, Staats- und Lehensrecht, Reiten, Fechten, Ballspiele. Friedrich Carl und Magdalena Sibylla waren den schönen Künsten sehr zugetan und Eberhard Ludwig genoss auch Unterricht in Musik und Tanz.
Im Jahre 1681 wurde im Landtag Klage darüber geführt, dass die Prinzessinnen
und der junge Herzog von einer französischen Dame als Landhofmeisterin in der
französischen Sprache und von einem französischen Tanzmeister unterrichtet werden. Diese Leute, die der papistischen (katholischen) Religion zugetan seien, würden
die fürstlichen Kinder »gar ernstlich in ihrer zarten Jugend verführen und corumpieren« (verderben). Der Prälat von Blaubeuren wird beauftragt, bei Hofe vorstellig
zu werden, »dass ihr künftiger Regent, dieser ihr junger Landesfürst, wie auch die gesamte fürstliche Familie in wahrer Gottesfurcht und einer Lehre des heil. Evangeliums als recht christlich und fürstlich und nicht eben allamodisch [nach der Mode]
und französisch auferzogen werde«. Man möge doch diese papistischen Leute entfernen, an ihrer Stelle sollen andere, der evangelischen Religion mit Mund und Herzen zugetane Leute angenommen werden. Der Landtag konnte sich nicht durchsetzen. Der Tanzmeister Courtel blieb bei Hofe.
Tout a commencé lorsqu’on voulut un sapin de Noël dans l’espace d’accueil principal de
la Badische Landesbibliothek*1. Ou plutôt, il y eut le désir de créer un "sapin de Noël de
bibliothèque". Bien sûr on voulait qu’il soit grand, vert et comme le dit la chanson,
qu’il "garde sa parure".
Les livres à reliure verte sont en fait assez rares sur les rayons des bibliothèques
scientifiques sauf… ceux du National Union Catalog*2, le "NUC", qui fut pour des
générations de bibliothécaires un outil essentiel et demeura leur référence absolue
durant des décennies. Mais sa "belle époque" était révolue bien avant l’avènement du
nouveau millénaire, les catalogues électroniques l’ayant définitivement détrôné. Mais
voici qu’en 2010, peu de temps avant Noël, les volumes du NUC connurent une
"renaissance verte" dans l’entrée de la BLB, sous la forme d’une construction
pyramidale atteignant 1m90 de haut, toute faite de livres empilés. Et il se produisit
ceci*3 : ces volumes du NUC, que la poussière avait commencé à recouvrir, attirèrent
l’attention des usagers et des visiteurs, à la grande joie des bibliothécaires qui
répondaient volontiers à leurs regards interrogateurs (voir ill. ci-dessous). À présent, ce
sapin est devenu une sorte de tradition et tous les ans on le reconstruit tout en livres,
dans le foyer de la BLB. Comme au premier jour, il capte l’attention des visiteurs et se
retrouve sur quantité de selfies sur les réseaux sociaux.
Suite au succès que connut en 2010 notre arbre de Noël très particulier, l’idée nous vint
alors de créer une LibrARTy. Ce mot, contraction de "library" et d’ "art", voulait
évoquer la symbiose du livre, réservoir de savoir, et de la création artistique… Le livre
lui-même deviendrait création, oeuvre d’art. Le concept serait le suivant : le NUC,
devenu objet d’art, reste ainsi vivant et connaît même une nouvelle, quoique bien
différente, "période de gloire". Vingt-quatre artistes de Karlsruhe et de sa région
travaillèrent sur ce projet et il en sortit un ensemble artistique formé d’oeuvres
totalement indépendantes, chaque objet ayant son individualité, les unes encore en
rapport avec la fonction originaire du NUC en tant que catalogue, d’autres s’en
éloignant résolument.
Wer sich die Mühe macht, auf einer Landkarte von Mitteleuropa zu verfolgen, an welchen
Orten es Darstellungen von Totentänzen gibt und in welchen Gebieten die meisten Beispiele
dieser mittelalterlichen Bildtradition überliefert sind, wird die dichteste Ansammlung in den
Regionen Elsass, Breisgau, Ober- und Hochrhein, Bodensee und Oberschwaben sowie im
Schweizer Mittelland vorfinden. Dieses Verbreitungsgebiet, in dem seit dem 15. Jahrhundert
die Totentanzdarstellungen in außerordentlicher Vielfalt vorkommen, deckt sich weitgehend
mit dem alemannischen Sprachraum, der im Norden an die Gebiete der fränkischen Dialekte
und im Osten an die der bayerischen Idiome angrenzt, während er sich im Westen und Süden
von den romanischen Sprachregionen scheidet (Abb. 1).
Was hat es mit diesen makabren Totentänzen auf sich? Aus welchen Bildideen sind sie entstanden
und welche Funktion hatten sie? Wie haben sie sich fortentwickelt? Und wo finden wir
heute noch bedeutende Beispiele der darstellenden Kunst mit dieser Thematik? Ist die These
begründet, der Totentanz sei eines der bedeutendsten ikonografischen Themen seit dem
15. Jahrhundert? Anhand der Quellen und des umfangreichen Schrifttums soll vor allem diesen
Fragen nachgegangen werden.
Zu den Vorläufern und Vorbildern der Totentänze gehören außer den Gedichten und Bildern,
die unter den Sammelbegriffen vado mori, Ars moriendi und Memento mori bekannt sind,
auch die Darstellungen der Legende von den „Drei Lebenden und den drei Toten". Das gilt in
besonderer Weise für die Bild- und Textbeispiele im alemannischen Sprachraum, der das Elsass,
Mittel- und Südbaden, das Bodenseegebiet, Schwaben und Oberschwaben sowie die
deutschsprachige Schweiz umfasst.
Durch die Zusammenarbeit mit französischen und schweizerischen Fachleuten sind mir
zwei weitere Darstellungen in unserer Umgebung bekannt geworden: ,,Die drei Lebenden und
die drei Toten" in Kientzheirn/Haut-Rhin und die Fragmente eines weiteren Totentanzes im
Ortsteil Kirchdorf der Gemeinde Brigachtal/Schwarzwald-Baar-Kreis. Beide Beispiele möchte
ich hier beschreiben in Ergänzung sowohl des Beitrags in Schau-ins-Land 128 (2009) als auch
der im Juni 2012 im Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, erschienenen Monografie unter
dem Titel „Der Totentanz im alemannischen Sprachraum ,Muos ich doch dran - und weis nit
wan"'.
Die „Rechtsgrundlage“ war eine allgemeine Verordnung des einstigen „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler (1900–45), dem nationalsozialistischen Politiker und Organisator staatlichen Terrors. In Villingen traf es den jungen Polen Marian Lewicki, der hier als Zwangsarbeiter beschäftigt war. (Vgl. Geschichts- und Heimatverein Villingen, Jahresheft XIII, 1988/89, S. 72 ff.) Im März 1942 wurde er an einer Eiche im Tannhörnle, wenige Meter südlich des sogenannten Sandwegles nach Pfaffenweiler, gehängt. Sein Verbrechen: Er liebte eine junge Villingerin und traf sich mit ihr. Die damals Achtzehnjährige berichtete: „Es war
meine erste Liebe“. Im März 1988 setzte der Geschichts- und Heimatverein Villingen dem Gedenken ein Sühnekreuz, das von einem deutschen und einem polnischen Priester geweiht wurde.
Das Kreuz ist das „Siegeszeichen des heilbringenden Leides“. In ihm ist das Heilswerk Christi zusammengefasst. Es ist ein Zeichen der Heilsgegenwart. An einem Haus angebracht wird es für dieses zu einem Weihezeichen, d. h. einem Zeichen des
Segens. Deshalb verbindet sich mit ihm unter anderem auch der Glaube an seine schützende Kraft und als ein Zeichen der Entsühnung (= Befreiung von Sünde und Schuld.) Es wird zu den Leidenswerkzeugen gerechnet.
Im Chor der ehemaligen Franziskanerkirche ist eines der größten Exponate des Franziskanermuseums ausgestellt: die Verkleidung eines Heiligen Grabes aus dem Münster. Bei Konzerten bilden ihre scherenschnittartigen Umrisslinien einen außergewöhnlichen Hintergrund. Sie ist aber auch häufig durch eine Schalwand verdeckt. So führt dieses Kunstwerk ein relativ bescheidenes und unauffälliges Dasein, nur dem aufmerksamen Museums- und Konzertbesucher gibt es Rätsel auf: Um was handelt es sich bei diesem merkwürdigen Exponat? Gehört es zur ursprünglichen Ausstattung der Franziskanerkirche? Wurde es das ganze Jahr in einer Kirche präsentiert? Wie genau wurde es genutzt? Was ist dargestellt? Alle diese Fragen werden im Altertümerrepertorium, also dem ersten Verzeichnis der Altertümersammlung der Stadt Villingen (um 1876), beantwortet.
Menschen und Landschaften
(2005)
Vom 14. Februar bis zum 18. April 2004 wurde im Franziskanermuseum die Ausstellung „Menschen und Landschaften. Kunst aus Villingen“ gezeigt. Höhepunkte des lokalen Kunstgeschehens des 17. bis 20. Jahrhunderts aus Museumsbeständen – darunter eine Reihe von Neuerwerbungen der vergangenen Jahre, die erstmals zu sehen waren –
bildeten den Grundstock der Ausstellung. Doch erst großzügige Leihgaben aus Privatbesitz machten es möglich, bewusst Schwerpunkte zu bilden. Oberstes Kriterium für die Auswahl der Exponate war künstlerische Qualität. Das ist eine sehr ungenaue Größe und in einem kulturgeschichtlich ausgerichteten Museum wird sie nur selten benutzt. Doch je besser ein Bild ist, desto aussagekräftiger ist es auch als Zeichen seiner Zeit und des kulturellen Umfeldes, in dem es entstand, desto mehr
Zeugniswert für die Geschichte vor Ort hat es.
Mehr als dreihundert Kunstwerke, Ölgemälde, Graphiken und Skulpturen von verschiedenen Künstlern der Region, aber auch von international bekannten Meistern
beherbergt die Sammlung des Ehepaars Brigitte und Egon Dehner aus Bad Dürrheim und bildet so einen verborgenen Kunstschatz der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ende 2007 habe ich dazu den Sammlungskatalog "Vom Impressionismus
in die Moderne - Sammlung Dehner" herausgegeben.
Rätsel gelöst
(2010)
Die lokale Kunstgeschichte kennt seinen Namen schon lange und setzt ihn mit seiner künstlerischen Ausstrahlung gleichwertig neben Anton Berin und Hans Kraut. Amann dürfte dem Villinger Maler („Abkonterfeter“) Berin rein altersmäßig persönlich begegnet sein (Berin geb. um 1575 gest. um 1624). Dagegen war der Kunsthafner (Hafner und Plastiker) Hans Kraut, als Hans Amann um 1597 in Villingen tätig wird, nach der Quellenlage zu schließen, bereits seit etwa fünf Jahren tot. Das Argument, dass beide „sicherlich zusammengearbeitet haben“ ist deshalb eine nicht vetretbare Spekulation. Hier wird den Spuren des kunstfertigen Mannes Hans Amann etwas genauer nachgegangen, indem die Werkzuweisungen auf ihre
Authenzität überprüft wird. Schon Paul Revellio hat sich dem Werk Amanns angenommen.
Heckel und Arkadien
(2011)
Zu den bedeutendsten Entdeckungen in der frühmittelalterlichen Alamannia zählt
zweifellos das Kammergrab, das im März 1966 beim Bau eines Wohnhauses auf der
„Gierhalde“ in Hüfingen zum Vorschein kam. Mit diesem Fund wurde zum ersten
Mal die bedeutende Rolle des römischen Kastellorts „Brigobannis“ in der Merowingerzeit erkennbar. Schlagartig rückte er die politischen Kräfte in unser Blickfeld, die den Gang der Geschichte auf der Baar, im Quellgebiet der Donau und an
der Kreuzung wichtiger Fernstraßen im Frühen Mittelalter bestimmt haben. Die spätere Entdeckung des großen merowingerzeitlichen Ortsgräberfeldes im Gewann „Auf Hohen“ mit seinen mehr als zwanzig Adelsgräbern hat dann
diesen ersten Hinweis eindrucksvoll bestätigt.
Der Erste Weltkrieg bereitete dem frühen Schwarzwaldtourismus
des adeligen und großbürgerlichen
Reisepublikums ins Kirnachtal ein jähes Ende. Mit
dem Konzept, Villingen als Kneippkurort auszubauen,
versuchte der wenige Monate nach der Machtergreifung
am 14.07.1933 von den Nationalsozialisten
installierte Bürgermeister Hermann Schneider dem
Schwarzwaldtourismus wieder neues Leben einzuhauchen.
In rascher Folge wurden 1934 / 35 ein
Naturschwimmbad zwischen Brigach und Mühlenkanal,
ein Kneipphaus in der Adolf -Hitler-Straße
(heute Waldstraße) und ein Sanatorium an der Oberen
Waldstraße geschaffen. Abschließend wurde der
Kurpark östlich des Schwimmbads auf dem Gelände
der ehemaligen Hammermühle als repräsentatives
I-Tüpfelchen angelegt.
Es war ‚Martins-Tag’. Der Tag des Heiligen aus Tours. Am Abend des 11. November wurden, wie seit vielen Jahren, im Nach-Spiel vom ‚hohen Roß’ herab in Stadt und Land viele ‚Mäntel zerteilt’, in strahlenden Kinderaugen spiegelten sich Lampions und auch in der Neckar-Stadt sangen helle Stimmen laut „Laterne, Laterne…”. An diesem Abend 2009 kamen Astrid Ihle, Simone Jung, Heiderose Langer und Wendelin Renn zum ersten Mal zusammen. Sie saßen im Restaurant Ochsen und sie aßen traditionell Martins-Gans. Die drei Kolleginnen von der Sammlung Grässlin in St. Georgen, vom Museum Biedermann aus Donaueschingen und von der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil hatte Wendelin Renn nach Schwenningen
eingeladen...
Ludwig Engler, Richard Ackermann, Waldemar Flaig, Paul Hirt: Richtig berühmt sind sie außerhalb ihrer Wirkungsstätten nicht geworden, doch der Beitrag dieser Villinger Künstler zur Kunst der Moderne kann sich trotzdem sehen lassen. Seit
dem Oktober 2016 kann man sich davon in einem Ausstellungszyklus im Alten Rathaus in Villingen überzeugen. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt ist hauptsächlich der Initiative einer Erbengemeinschaft zu verdanken, die den Städtischen Museen dafür über 400 Bilder zur Verfügung stellt. Die alteingesessene Familie Heinzmann pflegte zu vielen der ausgestellten Künstler intensive persönliche Kontakte. Seit Generationen ist es ihr ein Anliegen, die Bilder auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die umfangreiche Sammlung ergänzt hervorragend die Bestände des Franziskanermuseums, besonders an Arbeiten von Ludwig Engler und Waldemar Flaig. Mit organisatorischer und finanzieller Unterstützung der Leihgeber hat Villingen-Schwenningen
ein kleines Kunstkabinett bekommen, das die Ausstellungen im Franziskanermuseum hervorragend ergänzt.
Wer meint, dass diese Frage mit Frömmigkeitsformen der Vergangenheit zu tun habe, den wird ein Blick ins Internet mit vielen Bildern und Texten belehren, dass der Herrgottswinkel zwar seit Jahrhunderten in katholischen Häusern eine Rolle spielt, aber
durchaus auch heute noch in vielen Wohnstuben zu finden ist. Meist in der Zimmerecke an der Fensterseite am Ende des
langen Familientisches ist das Kreuz aufgestellt, umgeben von Mariendarstellungen, von Heiligenbildern oder auch von Bildern verstorbener Angehöriger.
Was ist ein Kulturdenkmal?
(2019)
Unter einem Denkmal stellt man sich gemeinhin eine Skulptur auf einem Sockel vor. Der Sockel trägt eine Inschrift, die uns erklärt, welche berühmte Persönlichkeit dargestellt ist; wem das Denkmal gesetzt wurde. Die meisten dieser Denkmäler wurden im 19. Jahrhundert in städtischen Grünanlagen aufgestellt. Wie Nationaldenkmäler, Krieger- oder Gefallenendenkmäler, Grabsteine oder Grabplatten sind es bewusst gesetzte Erinnerungsmale oder Gedenkmale an eine Person bzw. an ein historisches Ereignis. Doch sind diese Denkmäler nicht automatisch auch gleichzeitig Kulturdenkmale. Aber sie können durchaus die Kriterien eines Kulturdenkmales erfüllen und damit im Sinne eines Denkmalschutzgesetzes denkmalfähig und denkmalwürdig sein.
Karlsruhe ist eine Planstadt der Neuzeit. Sie erblickte als landesfürstliche »Kopfgeburt« das Licht der Welt. Zahlreiche künstlerische, wissenschaftliche und kulturhistorische Einrichtungen legen von der Aufgeschlossenheit des Hofes gegenüber den »Musen« Zeugnis ab. Als »Musenhof« bezeichnete folgerichtig schon Voltaire die Stadt bei seinem Besuch von Markgräfin Caroline Luise im Jahre 1758.
Der französische Schriftsteller und Politiker Maurice Barrès (1862–1923) schrieb über die kulturelle Situation im Elsass: „Das Elsass und die beiden Ufer des Rheins sind das Schlachtfeld eines ewig währenden Kampfes zwischen der germanischen und der lateinischen Zivilisation. […] Mit diesem Streit um den Besitz des Rheins steht es wie um den Kampf zwischen Sonne und Regen, der sich fortwährend wechselnd entwickelt ohne jemals
einen dauerhaften Zustand zu erreichen.“. Die spezifische Situation der Kunst und Kultur in Straßburg um 1900 ist ohne die Berücksichtigung des historischen Hintergrunds nicht zu verstehen. Das Elsass war in seiner Geschichte Schauplatz mehrerer Kriege zwischen Deutschland und Frankreich. Diese führten zu einem mehrmaligen Wechsel der Staatszugehörigkeit der Bevölkerung. Als Folge des Krieges 1870/71 wurden das Elsass
und Nordlothringen als „Reichsland Elsass-Lothringen“ dem neugegründeten Deutschen Reich angegliedert. 1873 wurde der frankophile Oberbürgermeister von Straßburg von den Militärbehörden abgesetzt und der Gemeinderat aufgelöst. Der Deutsche Otto Back leitete dann als „Bürgermeisterei-Verwalter“ und direkter Vertreter des deutschen Kaisers die städtischen Angelegenheiten bis 1906.
"Kunst im Carré. Förderankäufe des Regierungspräsidiums Freiburg. Eine Auswahl zum 60jährigen Landesjubiläum" – unter diesem Titel wurde im Oktober und November 2012 ein Einblick in den Teil der Kunstförderung durch Kunstankäufe des Landes Baden-Württemberg gewährt, den das Regierungspräsidium Freiburg zu verantworten hat. Es war eine Rückschau auf ziemlich genau 60 Jahre, und es war zugleich eine Premiere.
Learn to Read Art
(2015)
»Learn to Read Art« – das von Lawrence Weiner, US-amerikanischer Konzeptkünstler, entlehnte Zitat gehört beim Badischen Kunstverein zum Programm. Ausstellungen internationaler, zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler werden durch ein anspruchsvolles Rahmenprogramm begleitet. Hinter seiner historischen Fassade in der Karlsruher Waldstraße 3 präsentiert der Badische Kunstverein ein breitgefächertes Ausstellungsprogramm mit zeitgenössischen Positionen – immer mit dem Weitblick
auf internationale Künstlerinnen und Künstler, die in Deutschland bislang keine oder kaum Beachtung gefunden haben. Entsprechend konzentrieren sich die Ausstellungen auf künstlerische Werke, die nicht auf einer Vorstellung von Kunst
als selbstbezügliches System beharren, sondern vielmehr im Sinne eines erweiterten Kunstbegriffs gegenwärtige soziale, politische und kulturelle Prozesse offensiv hinterfragen.
Das 300-jährige Jubiläum der Stadt legt es nahe, einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) und die mit ihm verbundene Hochschule für Gestaltung (HfG) zu werfen, die beide von
beachtlicher regionaler und internationaler Bedeutung sind. Mein Blick fällt dabei bewusst auch auf kleine Geschehnisse
am Rande der offiziellen Generallinie. Die Karlsruher fremdelten lange mit ihrem ZKM. Die BNN berichteten darüber und stellten fest, »dass die Stimmung in Sachen ZKM nicht nur euphorisch ist. […] Vorurteile und Ängste sind groß«. Dieses Fremdsein ist bis heute noch nicht ganz geschwunden, aber doch weitgehend überwunden. Trotz der sanierungsbedingten Schließung des Medienmuseums ab Oktober konnte das ZKM 2014 rund 207 000 Besucher verzeichnen. Wenn man vom ZKM spricht, darf man auch die Hochschule für Gestaltung (HfG) nicht vergessen, auch wenn es sich um zwei unterschiedlich
finanzierte und organisierte Einrichtungen handelt. Heinrich Klotz hatte damals aus gutem Grund die Errichtung der HfG zur Bedingung seiner Berufung als Direktor des ZKM gemacht.
Professor Ernst Caramelle leitet seit 2012 die Staatliche Kunstakademie Karlsruhe als Rektor. Der 1952 in Hall in Tirol geborene Künstler ist seit 1994 Professor für Malerei an der Hochschule. Zuvor lehrte er von 1981 bis 1983 an der Städelschule in Frankfurt am Main und von 1986 bis 1990 an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, wo er selbst seine Ausbildung absolviert hatte. Im Gespräch mit den Kunsthistorikerinnen Dr. Ursula Merkel und Susanne Schiller-Winkel
wirft er einen Blick auf die Geschichte und die heutige Bedeutung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Es zeigt sich immer wieder, dass der Schwarzwald dort, wo er am tiefsten vermutet wird, manchmal am stärksten leuchtet, so in Bernau, nicht nur wenn die Sonne ihr Leuchten über das Hochtal der Alb ausbreitet, sondern auch wenn Künstler und Kunstfreunde zusammenkommen, jeweils am zweiten Wochenende im August, um der Verleihung des
Hans-Thoma-Landespreises beizuwohnen und gleichzeitig den großen Sohn der Gemeinde, den Maler Hans Thoma, im Rahmen des zu seinen Ehren ins Leben gerufenen alemannischen Heimatfestes, des Hans-Thoma-Tages, zu ehren.