710 Städtebau, Raumplanung, Landschaftsgestaltung
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Die Straßburger Neustadt
(2019)
Am 9. Juli 2017 verlieh die UNESCO dem Straßburger Viertel »Neustadt« den begehrten Status
eines Weltkulturerbes. Nach ausführlichen lokalen Diskussionen hatte die Stadt eine Erweiterung
des zum schon seit 1988 als Weltkulturerbe ausgewiesenen Altstadtbereichs auf das
nach 1871 im Nordosten Straßburgs gebaute Stadtgebiet beantragt. Das nunmehr vergrößerte
Areal des Weltkulturerbes trägt den Namen »Von der grande Île zur Neustadt« (»De la grande
Île à la Neustadt«). Worin liegt das Besondere und Schützenswerte dieser lange geschmähten
Hinterlassenschaft der Reichslandzeit? Worauf gründet die neue Sichtweise auf dieses Viertel?
Landschaft und Leben im Löß
(2019)
Jede Landschaft hat eine geologische und eine kulturelle Geschichte. Im Kraichgau bestimmen
nacheiszeitliche Anwehungen von Löß das Bild dieser Landschaft . Die Fruchtbarkeit der daraus
entstandenen Böden ist ursächlich für eine frühe und dichte Besiedlung in sehr vielen
Dörfern und einigen kleinen Städten. Das relativ warme Klima erlaubt eine daran angepasste
artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die in jüngerer Zeit durch immer stärkere Intensivierung
der Landwirtschaft immer weiter eingeschränkt wurde, so dass charakteristische Arten praktisch
nur noch in geschützten Lebensräumen vorkommen.
Landesgartenschau 2018
(2019)
Die Notwendigkeit zur Erweiterung der Heidelberger Innenstadt war schon in den Jahren um 1900 erwogen und diskutiert worden. So sollte u.a. der Standort des Hauptbahnhofs mehr als einen Kilometer nach Westen verlegt und der bestehende Kopfbahnhof (Areal des Menglerbaus, heute Carré) durch einen modernen Durchgangsbahnhof ersetzt werden. Anfangs nur zögerlich betrieben, wurden die Planungen während der nationalsozialistischen Herrschaft forciert und konkretisiert, man dachte an eine Prachtstraße zwischen dem neu konzipierten Bahnhofsgebäude und einem groß angelegten kulturellen Zentrum in der Stadt in direkter Achse zum Schloss, was einer ideologisch überhöhten Legitimation gleich kam.
Bei Berufen in der Vergangenheit kann man an vieles denken, an Stadt- und Tor-Knechte, an Zapfenwirte und Wein-Kontrolleure, an Ziegelherren oder auch an Schwarz-(Brot)-Bäcker. Dass es in Villingen jedoch mal Berufsfischer gab, wie den
Mathias Riegger, das hätte selbst der gebürtige Villinger mit Historien-Ambitionen nicht gedacht. Fischer Riegger kam nun aber nicht seiner aufrichtigen berufsständischen Haltung wegen in die Annalen, vielmehr wurde er 1683 „eingetürmt” und wenige Tage später noch mit einer sehr hohen Geldstrafe von 50 Gulden belegt.
Ein Park auf dem Geisberg
(2018)
„Ein Park auf dem Geisberg? Noch nie gehört!“ Stimmt! Der Park ist längst untergegangen, wenn auch die Anlage, auf der er sich befand bis heute erkenntlich ist durch die Terrassierung und durch die bis vor einigen Jahren noch vollständige Ummauerung. Zwar darf man sich den Park nicht als einen Landschaftspark vorstellen, vielmehr ist er eine kleine private Anlage. Vielleicht eher bekannt ist dem einen oder anderen der Älteren unter den Lesern die „Wirtschaft zum Waldhof“. Sie existierte bis Ende der 60er Jahre und wurde von Geisberg-Wanderern und von den Bewohnern des Tals gern aufgesucht. Die Wirtschaft befand sich allerdings nicht auf dem Gipfel des Geisbergs, sondern an seiner Ostflanke; genauer gesagt im Harmersbachtal, das bei den Höhenhäusern beginnt und sich hinunter nach Welschensteinach erstreckt. Das Gebäude der „Wirtschaft zum Waldhof“, das gegenüber liegende ehemalige Herrenhaus und das ehemalige Leibgeding Haus sowie mehrere Ökonomiegebäude gehörten einst zum „Hofgut Waldhof“.
Der Lahrer Stadtpark
(2018)
Der Lahrer Stadtpark war schon häufig Gegenstand verschiedenster Veröffentlichungen. Mit Blick auf das Schwerpunktthema des vorliegenden Jahrbuchs „Geroldsecker Land“ und vor dem Hintergrund der 2018 in Lahr stattfindenden Landesgartenschau lohnt sich jedoch eine neuerliche Beschäftigung mit dessen facettenreicher Geschichte, mit der sich auch eine Ausstellung im Erdgeschoss der Villa Jamm ab Frühjahr 2018 unter dem Titel „Der Garten - der Gründer - die Stadt“ beschäftigt. Sie bezeugt das bereits seit langem in Lahr bestehende Bewusstsein um die Bedeutung öffentlicher Grünanlagen für die Lebensqualität einer Stadt und belegt auch die weit zurückreichende Tradition des verantwortungsvollen Umgangs und der zeit- und kostenintensiven Pflege derartiger „Naherholungsgebiete“, von deren Erfahrung die Landesgartenschau 2018 profitiert. Außerdem kann der Stadtpark in Lahr auf eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte - vom Privatbesitz zur städtischen Einrichtung - zurückblicken, die im Geroldsecker Land und weit über diese Region hinaus ihresgleichen sucht.
Der Prinzengarten wurde größtenteils in den Jahren 2001 bis 2004 durch den Freundeskreis Prinzengarten mit finanzieller Unterstützung der Stadt Ettenheim wiederhergestellt. Den Namen wählte man aufgrund der Tatsache, dass der Garten früher von dem französischen Prinzen Louis Antoine Henri de Bourbon-Conde (Titel: Duc d'Enghien) und der Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort, einer Großnichte des Kardinals Louis de Rohan, mehrfach genutzt wurde. Beide Personen gelten als „das Ettenheimer Liebespaar“. So erhielt der Garten einen markanten, unverwechselbaren Namen.
In der nördlichen Altstadt von Lahr gibt es ein besonderes Kleinod - den Rosengarten neben dem Lahrer Finanzamt. Neben dem spätbarocken Gebäudeensemble verzaubert der Garten ganz leise die Besucherinnen und Besucher. Der Garten liegt im Grabenbereich der mittelalterlichen Befestigung der nördlichen Stadterweiterung zwischen der ehemaligen inneren und äußeren Stadtmauer. Mit dem Beginn des Barocks hatten die Stadtmauern ihre Funktion verloren und wurden daher in Zier und Nutzgärten umgewandelt. Im 19. Jahrhundert nutzte der Sohn des letzten Henkers von Lahr an den Garten angrenzende Gebäude als Wein- und Essighandlung. Dies kann man heute noch an den gewaltigen alten Gewölbekellern erkennen, optimal für Wein- und Essiglagerung.
Von dem in der Landschaft der Ortenau ehemals reichlich vorhandenen Klosterleben ist heute leider nicht viel übrig geblieben. Wie viele andere Klöster musste auch die große Abtei in Schuttern das Schicksal der Säkularisation über sich ergehen lassen. Von der ehemaligen Benediktinerabtei ragt heute noch die ehemalige Klosterkirche weit sichtbar in das Rheintal und ist mit ihrer Kirchturmhöhe von 76 m der zweithöchste Kirchturm in der Erzdiözese Freiburg. Nur das Freiburger Münster mit 116 m Höhe übertrifft die Klosterkirche. Die Kirche ist heute Pfarrkirche von Schuttern. Sie ist mit dem direkt angebauten Pfarrhaus, einigen barocken Häusern im Umfeld und vielen Teilen der Klostermauer auch heute noch ein beeindruckender Überrest der großen Klosteranlage.
Diese Geschichte handelt nicht von der Schönheit eines Gartens oder vom Nutzen eines Biotops. Ihr Thema ist das genaue Gegenteil. Sie beschreibt den Verlust von beidem und versucht zu verstehen, warum in diesem Fall Garten und Biotop an Bedeutung und Wert verloren und nach und nach einem Baugebiet Platz gemacht haben. Sie führt zurück in die unmittelbare Nachkriegszeit, als die Menschen ihren Alltag neu ordnen mussten und als Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge die Ortsansässigen vor große Herausforderungen stellten. Diese Geschichte spielt in Reichenbach: damals ein überschaubarer
Ort, heute eine immer beliebter werdende und wachsende Wohnstätte am Rande der Stadt.
Wer bei Kappel an „Parks und Gärten“ denkt, dem kommt unweigerlich der weithin bekannte und viel besuchte „Taubergießen“ mit seinen ursprünglichen Altrheinarmen, Auewäldern und Orchideenwiesen in den Sinn. Er bildet zusammen mit der Île de Rhinau einen einzigartigen grenzüberschreitenden Naturpark entlang des Rheins. Für Außenstehende indes völlig unbekannt sind Kappels Gärten „hinter den Gassen“. Mitten im Ort gelegen, wo sie niemand vermutet, sind diese grünen Oasen charakteristisch für die „vorne“ an den Hauptstraßen vielfach schon verlorengegangene Dorfidylle. Entstanden sind die üppigen Hinterhofgartenlandschaften mit der strahlenförmigen Erweiterung des mittelalterlichen Dorfkerns entlang der „Kirche-“, „Leye-“ (Löwen) und „Mihligass“ (Mühlenstraße) sowie der Vorau, wobei gerade der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht allmählich sondern planmäßig erfolgte Ausbau der „Kirchegass“ (heute Rathausstraße) über ihren mittelalterlichen Bestand weit nach Osten hinaus raumplanerisch bemerkenswert ist.
Peter Anselm Riedl war ein international angesehener Kunsthistoriker und ein streitbarer Geist, der es klug verstand, die Finger an den richtigen Stellen in die Wunden zu legen. Bewegte er sich in seinen ersten Schaffensjahren auf, seiner Zunft entsprechend, „sicherem“ wissenschaftlichem Terrain – er nahm sich historischen Kirchenbauten, vor allem derer in Siena an − so „weitete“ sich sein Blick mit zunehmender Erfahrung, indem er die „Objekte kunsthistorischer Begierde“ in einen Alltagskontext setzte. In der Sehnsucht nach Italien liegen die Städtebauer und die Kunsthistoriker in ihrer Suche nach den Wurzeln des „Wahren und Guten“ gar nicht so weit auseinander. Auch wir wurden während unseres Studiums nicht nur zum Zeichnen nach Italien geschickt, galten uns die Italiener, wenn es um das Entwerfen ging, als Vorbilder, gleich ob die großen Baumeister der Renaissance, wie Brunelleschi, Alberti oder Palladio, ob umstrittene Architekten der Moderne wie Adalberto Libera oder Giuseppe Terragni oder ob Zeitgenossen wie Vittorio Gregotti oder Georgio Grassi. Wir studierten deren Schriften und „kopierten“ ihre Entwürfe.
Das Mehrerauer Bodenseeufer
(2017)
Die »Bodenseelandschaft« der Tourismuswerbung suggeriert Vorstellungen von einer Kulturlandschaft mit den Merkmalen eines arkadischen Harmonierens von Natur und Kultur. Noch gibt es Restbestände solcher Uferbereiche mit nicht zu unterschätzenden Erinnerungen an eine lange zurückreichende naturnahe Kultivierung. In anderen Ufergebieten könnte hingegen die überspitzte Feststellung des Soziologen und Landschaftsexperten Lucius Burckhardt zu denken geben: »Kulturlandschaft ist die Landschaft, in die man zu spät kommt, deren Reiz darin besteht, dass man gerade noch lesen
kann, wie es einmal war.« Wenn ein vorwiegend ästhetisch wahrgenommener Landschaftswandel thematisiert wird, dürfte eine überfachliche Sicht erwartet werden, für die im Bereich spezialisierter Wissenschaften jedoch niemand zuständig zu sein scheint. Was eine Landschaft für das subjektive Erleben reizvoll und liebenswert macht, lässt sich nur unter Teilaspekten objektivieren. Heute sind Untersuchungen mit fachspezifisch herangezogenen Indikatoren des Umweltschutzes und der Freizeitbedürfnisse unverzichtbar, sie stoßen aber bei Analysen der Landschaftswahrnehmung an Grenzen. Es zeigt sich, wie das subjektiv Ansprechende durch die Verschiedenartigkeiten der individuellen Interessen und Betrachtungsweisen sehr abweichend erlebt werden kann.
Rohrbach ist ein seit über 1250 Jahren verbriefter, historisch gewachsener Ort und heute Stadtteil im Süden Heidelbergs. Seit dem 30-jährigen Krieg mehrfach bis an die Grenzen seiner Existenz verwüstet hat der ursprünglich durch Landwirtschaft und Weinbau dörflich geprägte Ortsteil, Anfang des 20. Jahrhunderts, unterbrochen durch zwei Weltkriege, eine dynamische Entwicklung durchlaufen. Diese hat nicht zuletzt zusammen mit Heidelberg zu einem starken Einwohner- und Arbeitsplatzzuwachs geführt, der heute noch anhält. Heidelberg hat einen dementsprechend großen Bedarf an Wohnraum. Dem Grundsatz Innen- vor Außenentwicklung und dem sparsamen Umgang mit der Ressource Boden folgend, versucht die Stadt durch die
Konversion frei werdender Flächen zu entsprechen. Noch bevor die großen Chancen durch den Abzug der Amerikaner abzusehen waren, bot sich eine erste große Möglichkeit mit der Wiedernutzung des ehemaligen Industriegeländes der Waggonfabrik Heinrich Fuchs.
Wie ein Rund umgibt die Eppinger
Altstadt den Kirchhügel, auf dem sich
die Stadtpfarrkirche „Unsere Lieben
Frau“ erhebt. Obwohl immer wieder
Brände die Stadt heimgesucht haben,
sind die mittelalterlichen Straßenführungen bis heute weitgehend erhalten.
Dieser Beitrag, der ursprünglich als Vortrag gehalten wurde, beschäftigt sich
mit der wechselvollen Geschichte der
Bebauung auf und um den Kirchhügel
sowie mit der Funktion von Gebäuden,
soweit mir davon Nachrichten zugänglich waren. Bei der Bemühung von
Originalquellen stößt man immer wieder
auf Überraschungen, und man wird
gezwungen, liebgewonnene bisherige
Auffassungen in Frage zu stellen. Viele
Fragen können auch nicht endgültig
beantwortet werden.
Als zu Beginn 2015 das Bürgerforum „Leben und Wohnen in der Villinger Innenstadt” den Vize-Chef des Stadtbauamtes, Erich Hargina, zu Gast hatte, durften die Gäste davon ausgehen, dass auch das Thema „Ring- und Grünanlagen” in Villingen schon längst auch eine Historie hat. Es sind zwar nur die wahrlich warmen Monate Mai bis Oktober, während denen der Radler großer Schwung zwischen Riettor und Romäus-Gymnasium unterwegs ist. Doch spätestens dann geht auch dem Passanten meist der Blick auf, dass die Grünflächen um die Villinger Stadtmauer von Frühjahr bis in den Herbst was Besonderes sind und nicht nur, weil hier auf historischem Boden ‚gewandelt‘ wird.
In historischen Zeiten, als Villingen noch eine „feste Stadt” war, lief hier der Wasser gefüllte Wehrgraben rings um die Altstadt. Der entnommene Aushub bildete einen breiten Wall, die sogenannte Fülle. Entlang dieser Fülle verlief eine feste zweite Mauer und ein weiterer Wassergraben mit 15 Metern Breite.
Das langjährige Engagement des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Schwetzingen für die Anerkennung als Weltkulturerbe fand 2012 auf der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in St. Petersburg trotz der formalen Vorläufigkeit kein gutes Ende. Der Beitrag beleuchtet die inhaltliche Positionierung, den turbulenten Verlauf mit Rücknahme und Neuantrag,
die sich wandelnden Rahmenbedingungen des Welterbeumfeldes und die umstrittene Rolle von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege.