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- Villingen-Schwenningen-Villingen (37) (entfernen)
Am 1. Juli 1704, im Spanischen
Erbfolgekrieg, überschritt
der französische Marschall
Tallard den Rhein bei
Kehl und rückte mit etwa
29.000 Mann über Waldkirch
durch das Prechtal
nach Hornberg. Sein Ziel war
zunächst die Hochebene von
Hardt zwischen Rottweil und
Villingen, dann wollte er über
Tübingen und Urach nach
Ulm ziehen, um sich mit den
Bayern zu vereinigen. Er hatte
dabei die Absicht, Villingen
zu erobern und in der Stadt
ein Hauptdepot für die weiteren
militärischen Operationen
zu schaffen.
Schon seit mehreren Tagen
war die Stadt von französischen
Truppen umschwärmt,
und am 16. Juli begann die
Belagerung. Laufgräben wurden
ausgeworfen und die Stadt
beschossen. Schon waren Breschen
gelegt und die Villinger
erwarteten den Sturm – da
zog am 22. Juli der Feind
ab. Tallard sah sich in seiner
Hoffnung, die kleine Stadt
in zwei Tagen zu erobern,
getäuscht und die sechstägige
Belagerung hatte ihn in seiner
Hauptaufgabe, dem schnellen
Vormarsch nach Bayern,
aufgehalten.
Bauliche Maßnahmen, seien es Hochbauten oder
stadträumliche Entwicklungen sind immer „Äußere Zeichen“ und somit das Ergebnis von Entscheidungsprozessen mit, in der Regel, genau definierten Zielen. Diese „Äußeren Zeichen“ sind aufgrund des erheblichen logistischen und finanziellen Aufwandes Ausdruck der Ernsthaftigkeit mit
der sie von den unterschiedlichsten Auftraggebern
angegangen werden. Bei den hier zu beschreibenden Beispielen, dem Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn AG, dem städtischen Bahnhofsvorplatz und dem Zentralen Omnibus-Bahnhof waren jeweils eigenständige Ziele zu formulieren.
War es damals mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes der Startschuss zur Reaktivierung
öffentlichen Raums, der Erhöhung der Aufenthaltsqualität und daraus das Entstehen einer weiteren Visitenkarte für unsere Stadt an diesem wichtigen, Fremde begrüßenden Stadteingang, anlässlich
der 1000 Jahr Feierlichkeiten, so war es beim
Umbau und der teilweisen Sanierung des Bahnhofsgebäudes ein Zeichen von Seiten der Deutschen Bahn AG, die Attraktivität des eigenen Produktes nach außen durch eben solche baulichen
Maßnahmen zu dokumentieren.
„Auferstanden aus Ruinen...“ singen die Menschen
in den neuen Bundesländern schon lange nicht
mehr. Aber die Villinger könnten eigentlich diese
Melodie jetzt anstimmen, denn ein Stück lieb
gewordener Stadtgeschichte, das vor fast 60 Jahren von Fliegerbomben in Schutt und Asche gelegt wurde, ist zu neuem Leben erwacht: Die
Bickenkapelle. Leider nur als Modell, geschaffen
von Dietmar Kempf.
Sein Name klingt ziemlich altertümlich, sein
Aussehen ist es nicht: der schnittige Teil des
„Gutleuthaus“ in der Villinger Gerwigstraße 6 ist
erst zweieinhalb Jahre alt (Abb. 1), und der Rest als
umfangreich sanierter Nachkriegsbau des einstigen
„Maison de France“ auch nur ein paar Jahrzehnte
älter. Das, was im Villinger Gutleuthaus aktuell
getan wird, ist als Handlung aber durchaus als uralt
zu bezeichnen: Der Caritasverband für den
Schwarzwald-Baar-Kreis mit seinen inzwischen
350 haupt- und noch einmal so vielen ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat dort
seinen zentralen Sitz und er versucht, sogar schriftlich
definiert in seinem Leitbild, als katholischer
Wohlfahrtsverband das umzusetzen, was ein wohltätiger
Nazarener vor 2.000 Jahren mit Herz und
Hand predigte und konkret vorlebte.
Was geschieht eigentlich mit der Kunst in und an öffentlichen Gebäuden, wenn
diese verkauft und vom neuen Besitzer abgerissen werden? Ein durchaus aktuelles Thema, denn viele in den Nachkriegsjahren errichtete kommunale Gebäude
müssen mittlerweile grundlegend saniert werden oder sie fallen der Abrissbirne
zum Opfer.
Jüngstes spektakuläres Beispiel eines solchen Rückbaus ist das Villinger
Klinikum. Das komplette Areal wurde an den Bauträger Top-Bau (Villingen-Schwenningen) verkauft, der im Sommer und Herbst 2015 alle Gebäude zugunsten eines Wohnparks mit neuen Häusern dem Erdboden gleichmachte. Top-Bau
hatte der Stadt zwar zuvor das Angebot unterbreitet, die fest verankerten Kunstwerke auf deren Kosten abnehmen zu lassen.
Die Besucher der jüngst
restaurierten Johanneskirche an der Gerberstraße
haben vermutlich dem
Grabmal, das bis zur
Kirchen-Renovation 2012
auf der rechten Seite nahe
der Kanzel angebracht war,
bisher wenig Beachtung
geschenkt.
Die Kirche wurde spätestens
1336 erstmals erwähnt, 1711 begegnet sie
uns als barockisierte Kirche
zu St. Johann, seit 1859 ist
sie die evangelische Johanneskirche. Zu ihr gehörte
seit langer Zeit der historisch
bisher nicht untersuchte
Gedenkstein. Davon wird zu reden sein.
Es war ein Ereignis ersten Ranges, das in die
ganze Region ausstrahlte: Die Einweihung des
Franziskaner-Konzerthauses am 17. September
1982, also vor 30 Jahren. Als „Meilenstein in der
Geschichte der Doppelstadt“ wurde es gepriesen
und mit einem Reigen von mehr als einem
Dutzend hochkarätiger Konzerte bis in den
Dezember hinein gefeiert. Dass der „Franziskaner“
von seiner Strahlkraft als Kulturzentrum nichts verloren
hat, hat er in den drei Jahrzehnten eindrucksvoll
bewiesen.
Post wird Landratsamt
(2022)
In der Blütezeit des deutschen Kaiserreichs (1871 – 1918) entstanden zahlreiche Villen und Häuser im sogenannten historistischen Stil mit dem bewussten Rückgriff auf Schmuckelemente der deutschen Vergangenheit. Diese Formensprache verflocht sich dann mit dem floralen Jugendstil und brachte besonders filigrane und großzügige Bauten hervor. In Villingen entstanden so neue Quartiere außerhalb der Stadtmauer wie das Romäus-Gymnasium und das Villinger Krankenhaus in der Herdstraße (Friedrichskrankenhaus). Weitere bedeutende Stadterweiterungen in dieser Zeit fanden auch in der Mönchweilerstraße, Vöhrenbacher Straße, Schillerstraße sowie dem Benediktinerring statt. Auch die Luisenstraße, an der Brigach gelegen und in nächster Nähe zum Bahnhof, ist trotz einiger kriegsbedingter Verluste noch immer vom Stil dieser Zeit
geprägt.
Oberes Tor im Kleinformat
(2022)
Als im Jahr 1988 das 100. Jubiläum der Erbauung des Villinger Aussichtsturms gefeiert werden konnte, kam beim Veranstalter und beim Vorstand der Narrozunft die Idee auf, den im Metallbau geübten Handwerksmeister Ächtner zu fragen, ob er sich an den Bau eines Modells des Turmes wagen würde. Nach reiflicher Überlegung und dem Studium der Planunterlagen aus
dem Stadtarchiv machte er sich 1990 an´s Werk und konnte bereits zwei Jahre später vor staunendem Publikum das Modell im Maßstab 1 : 50 im Münsterzentrum präsentieren. Dieses Modell des 30 Meter hohe Aussichtsturm auf der Wanne ist in allen Teilen bis in kleinste Details maßstabsgetreu nachgebildet und ist als Dauerleihgabe im Franziskaner-Museum ausgestellt.
Sie sind Tag und Nacht im Dienst. Jederzeit ansprechbar. Immer gleich freundlich und sachlich geben sie Auskunft über das, was sich in der Stadt im Laufe der Jahrhunderte tat: Die kleinen viereckigen Tafeln an markanten historischen Gebäuden in Villingen. Für die Einheimischen sind sie schon ein vertrauter Anblick geworden und man hat sich so daran gewöhnt, dass man sie oft gar nicht mehr wahrnimmt. Wir regen uns höchstens darüber auf, dass manche schlecht behandelt werden, das heißt,
dass sie zerkratzt, beschmutzt oder gar zerstört werden. Dabei haben sie pflegliche Behandlung verdient. Wir haben sie liebevoll die „kleinen blauen Stadtführer“ genannt und viele von ihnen schon in den Jahresheften des Geschichts- und Heimatvereins, dem sie ihre Existenz zu verdanken haben, vorgestellt. Hier folgt eine dritte Staffel und damit ein kurzer Stadtrundgang.
Unweit vom Zusammenfluss vom Wieselsbach mit
einem Bächlein, das vom Neuhäuslewald her seinen Weg findet und dann erst den Namen
„Warenbach“ trägt, steht die Schleifekapelle. Die
Villinger nennen sie liebevoll „s’Schlifi-Käpelle“.
Ihren Namen hat dieses kleine Gotteshaus von dem
jenseits des Warenbachs gelegenen „Schleife-Hof“.
Heute ist der Hof ein Landwirtschaftsgut, doch
zuvor diente er bis zum Jahre 1895 als „Grob- &
Feinschleiferei“.
Lokalpolitik, Presse und die Menschen in Villingen verfolgten über Jahrzehnte den Niedergang des Unternehmens, das einst zu den führenden Weltmarken der Phonoindustrie zählte und einer der größten Arbeitgeber der Region war. Die letzten Gebäude des Großunternehmens fallen in diesem Jahr der Spitzhacke zum Opfer, auf dem einst großen Betriebsareal entsteht einer neuer Villinger Stadtteil. Doch vor dem letzten Akt der sichtbaren Unternehmensgeschichte wurden die letzten Fabrikgebäude noch zur Kunstkulisse, zu Projektionsflächen von Ideen lokaler Künstler, die den alten Gemäuern einen letzten Glanz verleihen.
Bei dem Gebäude Bickenstraße 5 in Villingen
handelt es sich um ein sehr schmales, viergeschossiges
Gebäude, welches fluchtend in die traufständige
Bebauung der Bickenstraße eingebunden ist.
Das Haus hat wegen des in Villingen hoch anstehenden
Grundwasserspiegels keinen eingetieften
Keller.
Über der Fassade des 19. Jahrhunderts mit ihren
glatt geschnittenen Fensterrahmen und dem
Ladeneinbau im Erdgeschoß befindet sich mittig
auf dem Satteldach eine Aufzugsgaupe.
Aufgrund seiner Aussagekraft für die Architektur-
und Stadtbaugeschichte Villingens ist das
Haus aus wissenschaftlichen und vor allem aus
baugeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal:
„Gemäß § 2 DSchG und seiner Erhaltung liegt insbesondere
wegen seines dokumentarischen und exemplarischen
Wertes im öffentlichen Interesse.”
Den älteren Villinger Bürgern ist die Wöhrle Theres mit ihrem Gemischtwarenladen in der Gerberstraße 5 sicher noch in guter Erinnerung. Es gab
fast nichts, was sie nicht in ihren Regalen verstaut
hatte, und vor allem wusste sie über das Bescheid,
was im Städtle vor sich ging.
Bis in die 60-er Jahre wurde der Gemischtwarenladen betrieben. Von der Stadt wurde das Gebäude
erworben. In den nachfolgenden Jahren erlebte das
Haus eine wechselvolle Nutzung.
Im EG war zeitweise ein 3.-Welt-Laden, in den
oberen Geschossen bewohnten Wohngemeinschaften die Räume. Später waren Asylbewerber untergebracht.
Das Abt-Gaisser-Haus ist am Tag seiner feierlichen Eröffnung ein Gebäude, bei welchem es
selbst mir als Architekt aus heutiger Sicht schwerfällt, es mit den üblichen technischen, wirtschaftlichen und funktionalen Aspekten zu beschreiben.
Sie erleben hier ein Gebäude, das Emotionen
weckt und das voll von Geschichten und wertvollen Details auf eine lange Vergangenheit zurück -
blicken kann. Eine Vergangenheit, die seit ca. 1200
n. Chr. untrennbar mit der Villinger Stadtgeschichte verwoben ist – denn bereits beim Bau
der Villinger Stadtmauer wurde der „Grundstein“
für das Abt-Gaisser-Haus gelegt
Im Auftrag von Erzherzog Albrecht VI., Regent in den habsburgischen Vorlanden und Bruder des Kaiser Friedrich III., selbstherrlich und verschwenderisch auftretend, wurden in Villingen im Jahre 1456 mit dem Gelehrten Matthäus Hummel
Verhandlungen zur Gründung der ersten Universität Freiburg im österreichischen Vorlande geführt und im Jahre 1457 vollendet.
Und so war dann Matthäus Hummel Mitgründer der Universität Freiburg und erster Rektor im Jahre 1460. Er war Doktor der Fakultät der „Freien Künste“, der Vorgängerin der philosophischen Fakultät, Doktor des kanonischen Rechts sowie ernannter Rektor der Theologen, Mediziner und der Juristen. Hummel wohnte in der Bickenstraße. Zur damaligen Zeit waren die Universitäten,
auch „Hohe Schulen“ genannt, Kirchenstiftungen. Und so lag es nahe, dass zahlreiche österreichische Kirchenlehen, darunter die der Münsterkirchen der Städte Freiburg, Breisach und Villingen dazu bestimmt wurden, die notwendigen materiellen Grundlagen für den Neubau zu erbringen.
Die Neueröffnung des Abt-Gaisser-Hauses am
11. Dezember 2010 beendet endlich den 30-jährigen „Dornröschenschlaf“ dieses für Villingen stadthistorisch sehr wertvollen Gebäudes, das als
Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im
Sinne des § 12 Denkmalschutzgesetz (eingetragen
im Denkmalbuch am 16.11.1978) eingestuft ist.
Die Johanneskirche in der Gerberstraße 11 in Villingen ist als Sachgesamtheit Johanniterkirche mit Messnerhaus ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte Villingens. Dies gilt sowohl für seine Architektur – wie auch Religionsgeschichte. Das Gebäude stellt deshalb aus wissenschaftlichen, vor allem bau- und stadtbaugeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal
dar. Seine Erhaltung liegt insbesondere wegen seines
dokumentarischen und exemplarischen Wertes im Interesse der Öffentlichkeit. Die Johanneskirche ist Teil der dichten
Bebauung des historischen Stadtkernes innerhalb der ehemaligen Wehrmauer.