900 Geschichte und Geografie
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Der Vogesensandstein
(1991)
Das heutige Landschaftsbild der Vogesen ist das Ergebnis einer langen erdgeschichtlichen
Entwicklung. Über dem im Erdaltertum gebildeten und wieder
großenteils abgetragenen Sockel, dem Grundgebirge, lagerte sich im Mittelalter
der Erdgeschichte, dem Mesozoikum, eine mächtige Abfolge von Sedimenten ab.
Sie nahmen zwischen dem damaligen skandinavisch-russischen Nordkontinent
und einem im Süden liegenden Meer, der sog. Thetys, einen breiten Raum ein,
das sog. germanische Becken. In einem Zeitraum von etwa 40 Millionen Jahren
(ca. 240-200 Mill. v.Z.) entstanden hier folgende Schichten:
zuerst die klastischen, d.h. aus Trümmern älterer Gesteine bestehenden Ablagerungen
des Buntsandsteins unter festländischen und flach-marinen Bedingungen,
dann die karbonatreichen marinen Sedimente des Muschelkalks,
zuletzt die festländisch (terrestrisch) beeinflußten Bildungen des Keupers.
Dieser Dreiteilung der Gesteine entspricht die germanische Trias, eine Einheit
der geologischen Gliederung, die vor rund 150 Jahren benannt wurde (v. Alberti
1834). Diese Schichten wurden später zum Teil noch durch die des Jura
überdeckt. Erst seit dem Übergang zur Neuzeit der Erde (Tertiär) wurden alle
diese Sedimente durch eine infolge der Alpenfaltung ausgelöste Ausgleichsbewegung
gehoben und verbogen. Zwischen den so gehobenen Randgebirgen der
Vogesen und des Schwarzwalds sank gleichzeitig der Oberrheingraben ein. In
der Folgezeit wurden die Deckschichten des Erdmittelalters (Trias und Jura)
infolge der exponierten Lage auf den Randgebirgen großenteils wieder abgetragen.
Als im 6. Jh. an Stelle der keltisch-romanisierten Bezeichnung von Argentorate
der Name Strateburgum auftaucht, ist dies gleichsam ein Symbol der Europäischen
Mission Straßburgs. Strateburgum, soviel wie die Burg an der Straße gelegen,
weist schon genügend auf das Schicksal und die Geschichte der Stadt hin.
Im Schnittbereiche der beiden großen Kulturkreise des Abendlandes, der im Mittelmeergebiet
entsprungenen römisch-keltischen und der im mittleren Europa
beheimateten germanischen Kultur, gelegen, wurde Straßburg zu einem Ort
materiellen und geistigen Austausches zwischen Westen und Osten. Deshalb
kannte es während seiner wechselvollen 2000-jährigen Geschichte wenig echte
Friedensperioden. Denn hier am Oberrhein führten die Wege der Vermittlung
und Verständigung vorbei, aber auch die Kampfstraßen der Heere.
Das Bürgerbuch von 1356
(2016)
Das Lahrer Bürgerbuch von 1356 gilt seit langem in der Ortsgeschichtsschreibung als eine der wertvollsten Quellen zur Stadtgeschichte. Das im Lahrer Stadtarchiv verwahrte Original zog deshalb schon häufig das Interesse der Historikerinnen und Historiker auf sich. Franz Josef Mone machte 1857 den Anfang und stellte das Bürgerbuch ausführlich vor. Auch Philipp Ruppert widmete ihm 1882 einen Abschnitt in seiner „Geschichte des Hauses und der Herrschaft Geroldseck“. 1912 beschäftigte sich der Pfarrer und Heimatforscher Heinrich Neu mit der Quelle. 1928 erschien die Dissertation von Marta Paulus, die sich des Bürgerbuchs unter namenskundlichen Gesichtspunkten annahm. Eine neue Stufe erklomm die Bürgerbuchforschung dann nach dem Zweiten Weltkrieg durch die intensive Beschäftigung von Winfried Knausenberger mit der Quelle. Knausenberger stellte in über zehnjähriger Arbeit besonders familienkundliche und topographische Aspekte in den Mittelpunkt. Seine Arbeiten förderten eine große Zahl von Details ans Tageslicht, litten aber unter methodischen Mängeln. Oft fehlten eine systematische Herangehensweise und eine leitende Fragestellung. Obgleich niemand, der sich mit dem Lahrer Bürgerbuch beschäftigt, an Knausenbergers umfangreichem Werk vorbeikommt, hat es aus diesen Gründen in der Stadtgeschichtsschreibung kaum Spuren hinterlassen.
Vineta am Oberrhein
(2017)
Für die größten Naturkatastrophen in der zwischen Schwarzwald und Vogesen liegenden Tiefebene war abgesehen von einzelnen starken Erdbeben stets der Rhein verantwortlich. Er war der prägende Gestalter dieser Landschaft, bevor Tulla ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein festes Bett zwang. Wenn er auch meist friedlich dahin mäanderte, so konnte er sich bei Hochwasser mit brachialer Gewalt über die mehrere Kilometer breiten Flussauen hinaus ausdehnen und der Niederterrasse hie und da nicht nur fruchtbaren Ackerboden entreißen sondern auch auf dem Hochufer liegende Ortschaften oder Teile davon hinwegspülen. Und war das Hochwasser wieder zurückgegangen, blieb meist ein neues Labyrinth an Gießen und Inseln zurück, während der Hauptstrom mit seinem Talweg als tiefster Stelle in einem immer neuen Bett dahinfloss. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, dass der Rhein Jahrhunderte lang auf der Ostseite des Breisacher Burgbergs geflossen ist. Der schon für die Römer bedeutsame Ort wird noch im zehnten Jahrhundert ein „oppidum Alsatiae“ genannt und befand sich auch lange Zeit in einer Insellage. Erst bei einem schweren Hochwasser im Jahre 1295 verlagerte sich der Rhein westwärts, sodass sich die Stadt seither vollständig an seinem rechten Flussufer befindet. Viel stärker noch als für Breisach bedeutete der Rhein für das weniger geschützt liegende Neuenburg Wohl, aber auch Wehe. Die vor allem durch den Rheinhandel aufgeblühte Zähringergründung Neuenburg wurde vom sogenannten Magdalenen-Hochwasser im Jahre 1480 zur Hälfte weggerissen.
Ottenheim, 2. August 1952
(2017)
Der Mensch hat das Feuer nicht erfunden, es war immer schon da. Aber der Mensch hat es verstanden, sich das Feuer nutzbar zu machen, es für sein Leben zu zähmen und zu bändigen. Zunächst nur als Licht- und Wärmespender, später auch als Energie für die Wissenschaft und Technik. Doch wenn dieses Urelement der Erde die ihm vom Menschen angelegten Fesseln abschüttelt und in verheerenden Großbränden alles, was sich ihm entgegenstellt, vernichtet, dann ist ihm der Mensch völlig hilflos ausgesetzt. In früheren Epochen war es deshalb auch keine Seltenheit, dass sich zunächst kleine
und vergleichsweise harmlose Brände zu riesigen Feuersbrünsten entwickelten und ganze Dörfer, ja sogar ganze Städte vernichteten. Die Gründe hierfür waren vielfältiger Natur.
„Großbrand wütete in Ettenheim“, so titelte der „Ettenheimer Heimatbote“ am Mittwoch, dem 19. September 1962. Er berichtete, dass rund 25 Fahrzeuge im Depot der französischen Streitkräfte in Ettenheim völlig zerstört wurden, weitere beschädigt. Das Feuer hatte im Materiallager des Bauunternehmers Wilhelm Angster begonnen, das dann völlig abbrannte. Die umliegenden Häuser der Anwesen Häfele und Ullrich wurden teilweise schwer beschädigt, das Wohnhaus der Familie Schmidt nur angesengt. Auch die Lahrer Zeitung hatte sehr ausführlich berichtet.
Großalarm
(2017)
In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1984 war der Himmel über Friesenheim und Oberweier hell erleuchtet. Im Sägewerk Späth, einem zwischen den beiden Ortsteilen gelegenen Traditionsbetrieb, war kurz vor Mitternacht ein verheerender Brand ausgebrochen. „Die Nacht wurde zum Tag“, formulierten angesichts des weithin sichtbaren Flammenherds die Reporter der Lahrer Zeitung in ihrer Berichterstattung. Das Feuer auf dem Späth-Firmengelände war bis zum damaligen Zeitpunkt eines der größten Brandunglücke in der Region um Lahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis heute ist dieser Großbrand in der kollektiven Erinnerung der Friesenheimer und Oberweierer Bevölkerung präsent geblieben.
In den Kriegen der Amerikaner unter Georg Washington nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 gab es zunächst Rückschläge bis zu ihrem entscheidenden Sieg gegen die Engländer bei Yorktown im Jahr 1781. Frankreich unterstützte aufgrund eines Hilfsvertrages die amerikanischen Rebellen. Die französischen Truppen kämpften unter dem Befehl ihres Generals Rochambeau gemeinsam mit dem amerikanischen Heer unter Washington. Dabei setzten die Franzosen auch das vom Herzogtum Pfalz-Zweibrücken im Jahr 1757 errichtete Fremdenregiment „Royal Deux-Ponts" ein. Nach einem Geheimvertrag hatte das Herzogtum gegen die Zahlung von 80 000 Gulden ein Infanterieregiment aufzustellen, das in das französische Heer eingegliedert werden sollte. Die geworbenen Männer stammten vor allem aus dem Herzogtum selbst, aus dem Elsaß und aus Lothringen.
Das internationale Bodensee-Jahrbuch versammelt aktuelle Forschung und Information zur Geschichte und Naturkunde des gesamten Bodenseeraums. Am 19. Oktober 1868 wurde in Friedrichshafen der „Verein für Geschichte des Bodensee’s und seiner Umgebung“ gegründet. Aus Anlass des 150. Geburtstages wird die Vereinsgeschichte von den Anfängen bis heute in ihrem historischen Kontext dargestellt. Aus einem Guss und ohne sich in Details zu verlieren, behandelt der Konstanzer Historiker Harald Derschka die Geschichte dieses international einmaligen, in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein grenzüberschreitend tätigen Vereins. Historische Fotos und Dokumente vertiefen den Erzählstrang. Im letzten Teil des Heftes sind sämtliche Hauptversammlungen, alle Präsidenten, Ehrenmitglieder und Funktionsträger erfasst. Ein Namenregister beschließt den Band. Anderthalb Jahrhunderte lang hat der Bodensee-Geschichtsverein die historischen, kulturellen und landschaftlichen Gemeinsamkeiten rund um den See untersucht, beschrieben und in seinem Vereinsleben verwirklicht. Damit hat er einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass wir trotz der modernen staatlichen Grenzziehung und den Verwerfungen zweier Weltkriege den Bodensee heute als die Mitte einer alten Kulturlandschaft betrachten dürfen. Das Jahrbuch wird unter der Schriftleitung von Jürgen Klöckler (Konstanz) herausgegeben vom Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.
Vor 1400 Jahren ließ sich der später heiliggesprochene Einsiedler Gallus an der Steinach nieder. Am gleichen Ort wurde im 8. Jahrhundert durch Otmar eine Mönchsgemeinschaft gegründet, die die Regel des hl. Benedikts annahm. Die Benediktinerabtei St. Gallen entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Klöster Europas. Weltbekannt sind die Stiftsbibliothek St. Gallen, die ehemalige Klosterkirche und die einzigartigen Bestände an Handschriften und Urkunden. Seit 1983 gehört der Stiftsbezirk St. Gallen zum Weltkulturerbe der UNESCO. Als Beitrag zum Gallusjubiläum (612/2012) widmet der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung den 130. Band der Schriften in Gänze der ostschweizerischen Kulturlandschaft mit dem Zentrum St. Gallen. Als exzellenter Kenner beschreibt der Kunst- und Kulturhistoriker Johannes Huber die den ehemaligen Klosterstaat St. Gallen durchziehende Fürstenland-Strasse. Entlang dieser in den 1770er-Jahren angelegten Reichsstrasse, die von wirtschaftlicher, staatspolitischer und militärischer Bedeutung war, lässt sich die Kulturlandschaft der Abtei St. Gallen erschließen und die angrenzenden Landschaften Toggenburg, Rheintal und Appenzell erreichen. Es öffnet sich ein weites Feld für spannende Entdeckungen. Das Jahrbuch wird unter der Schriftleitung von Jürgen Klöckler (Konstanz) herausgegeben vom Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.
Auch heute fließt die Schutter noch durch das Gelände der ehemaligen Benediktinerabtei. Sie versorgte die barocke Klosteranlage mit frischem Wasser, füllte den Fischteich, versorgte die Springbrunnen und spendete reichlich Wasser für die große Gartenanlage, in der die Mönche ihre Andacht pflegen und ihr Gemüse und Obst anbauen konnten. Eine weitere Aufgabe des Flusses war jedoch, das große Mühlrad im Bachbett der Schutter anzutreiben. Man sieht heute nichts mehr vom Gebäude der ehemaligen Klostermühle. Das Klappern des Mühlrades und das Donnern des Wassers, wenn es das große Wasserrad antrieb, sind schon lange verstummt. Der Standort der Klostermühle ist bekannt, an der senkrechten Uferwand der Schutter lässt sich noch gut erahnen, wo das Mühlrad einmal stand und über Getriebe und Gestänge das steinerne Mahlwerk in Bewegung setzte. Auch im Bachbett zeugen Steine noch vom Wasserzufluss und der Fundamentierung des Mühlrades. Die Brücke auf das östliche Betriebsgelände ist noch vorhanden.
Schifffahrt auf dem Bodensee
(2020)
Schon Funde aus der Jungsteinzeit belegen, dass auf dem Bodensee Schifffahrt betrieben wurde. Die Römer bauten in Brigantium (Bregenz) einen Hafen und stationierten dort ihre Bodenseeflotte. Im frühen Mittelalter reisten Wandermönche wie Kolumban und Gallus oder Bischöfe wie Gebhard II. von Bregenz per Schiff von einem Ende des Sees zum anderen. Neben Personen transportierten die Schiffer vor allem Wein und Getreide sowie Waren aller Art von einem Ufer zum anderen. Während Kaiser Friedrich Barbarossa 1158 auf dem Reichstag von Roncaglia mit dem Wasserregal die Schifffahrt auf Flüssen zum königlichen Recht erklärte und damit für die Nutzung der Flüsse Abgaben einhob, bestätigte er 1179 den Schiffern auf dem Bodensee ihr hergebrachtes Recht, sich auf dem See frei zu bewegen. In den kommenden Jahrzehnten beanspruchten aber lokale Herren dieses Recht für sich. Herrscherfamilien wie die Staufer, die Grafen von Montfort oder Pfullendorf sowie Klöster wie St. Gallen und Salem und Reichsstädte legten immer öfter fest, wer das Privileg hatte, in ihrem Herrschaftsgebiet Waren zu befördern, um so Abgaben zu generieren. Jeder Landesherr legte fest, wer im eigenen Herrschaftsgebiet Waren anlanden bzw. übernehmen durfte und welche Bestimmungen zum Schutz der eigenen Wirtschaft galten. So überließ Herzog Philipp von Schwaben um 1206 dem Konstanzer Bischof Diethelm die freie Schifffahrt.
Als Dr. Alfons Schäfer zum 1200-jährigen Stadtjubiläum sein Buch „Urkunden, Rechtsquellen und Chroniken zur Geschichte der Stadt Bretten“ vorlegte, lag endlich ein gewichtiges Kompendium vor, in dem die archivalischen Quellen zur Stadtgeschichte in hervorragend editierter Form zusammengefasst waren. Gut vier Jahrzehnte lang war dieses „Brettener Urkundenbuch“ eine wahre Fundgrube für jede weitere Beschäftigung mit der Brettener Stadtgeschichte, enthielt es doch die wesentlichen Bretten betreffenden Quellen aus dem 8. bis zum frühen 19. Jahrhundert. Nach dem Erscheinen von Schäfers umfassender und höchst materialreicher Quellensammlung wurden zunächst nur noch wenige weitere Texte der schriftlichen Überlieferung bekannt, die neue Fakten zur Stadtgeschichte enthielten. Auf einen dieser neu aufgefundenen Texte, den Reisebericht zweier 1667 kurz in Bretten weilender Gothaer Prinzen, wurde 2003 in diesem Jahrbuch eingegangen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Arbeit von Alfons Schäfer auch nach gut vierzig Jahren immer noch ihre Gültigkeit hat. Sie stellt auch weiterhin die zentrale Quellensammlung zur Brettener Stadtgeschichte dar und wird dies sicherlich auch noch über lange Zeit hinweg bleiben. Im Laufe der vier Jahrzehnte, die seit Erscheinen des Brettener Urkundenbuches vergangen sind, ist jedoch die Erschließung von Archivalien, nicht zuletzt auch von solchen aus der Zeit des Mittelalters, weitergegangen.
Bevor man sich mit Gauen, Grafschaften und Grafen beschäftigt, muss kurz auf die Bedeutung dieser Begriffe im 10. bis 12. Jahrhundert eingegangen werden. Der Gau ist ein rein naturräumliches Gebiet, dessen Grenzen meist durch natürliche Gegebenheiten gebildet werden; dies können Bäche, Wasserscheiden, geologische Abbrüche oder Gebirgszüge sein. So
entspricht zum Beispiel die Grenze zwischen Kraich- und Anglachgau dem Anstieg zwischen Rheinebene und dem Kraichgau. Die Grenze zwischen Lobdengau und Anglachgau ist teilweise mit dem Waldangelbach gleichzusetzen, die Grenze Kraichgau/Zabergau geht quer über die Höhen des Strombergs, die Grenze Gartachgau / Zabergau ist mit dem Heuchelberg identisch. Die Grenze Wingarteiba/Elsenzgau verläuft auf den Höhen südlich des Neckars, wie auch die Grenze Elsenzgau/Wormser Waldmark. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Tatsache findet ihre logische Erklärung in der
den Grafen u.a. zugeteilten Aufgabe, der Sicherung des Neckars hinsichtlich Warenverkehr und Fährwesen. Liefe die Grenze entlang des Neckars, so wäre diese Zuständigkeiten beiden Grafschaften zugefallen - was verwaltungstechnisch zu enormen Kompetenzschwierigkeiten geführt hätte.
Die Diskussion um den tatsächlichen Ort des Grafensitzes der Grafschaft Kraichgau, ab 1109 Grafschaft Brettheim genannt, ist alt. Einmal wurde hierfür die Burg in der heutigen Stadt Bretten in Betracht gezogen, ein anderes Mal die Anlage im sogenannten „Burgwäldle". Die Argumentationen beruhen meist auf den wenigen vorhandenen Archivalien, die jedoch oft unterschiedlich interpretiert wurden, insbesondere bei isolierter Betrachtung von größeren historischen Zusammenhängen. Wesentlich seltener wurde der Versuch unternommen, die noch sichtbaren Baulichkeiten unter den Gesichtpunkten der modernen Burgenforschung zu untersuchen und einzuordnen. Der Vergleich mit ähnlicher und stilistisch besser datierbarer Architektur, im besten Fall aus dem näheren Umfeld, ist dabei unerlässlich.
Zur Topographie Burgwäldle
(2008)
Etwa 1750 m Luftlinie südsüdöstlich vom Marktplatz Brettens beginnt ein herrliches Tal, das sich über 4,5 Kilometer in südöstlicher Richtung hinzieht. Täler von ähnlicher Schönheit und Urwüchsigkeit findet man nur noch im Schwarzwald. Die am
südlichen Talrand verlaufende Schienentrasse wird von der KVV-Stadtbahn und der DB befahren; den nördlichen Talrand nimmt bis zum Ortsteil Ruit, der etwa in der Mitte der Talaue liegt, die Kreisstraße 3570 in Anspruch. Der sich auf der Südseite zwischen Bretten und Ruit über 1,5 km erstreckende Höhenrücken steigt von 200 bis auf 250 m über NN an. Seine steile Flanke fällt etwa 50 m ab. Deren Verlauf folgt die Salzach, die in alten Karten auch Kresbach genannt wird.
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Trudpert im Münstertal liegt südlich von Freiburg/Breisgau unterhalb des Belchenmassivs. Der Name Münster, ursprünglich von monasterium (Kloster) abgeleitet, wurde der Name des Tals und der untergegangenen Stadt Münster, einer Bergmannsstadt, die aufgrund des Silberabbaus große Bedeutung hatte. Auch das Kloster St. Trudpert hatte hieraus seinen Reichtum bezogen. Die Vögte des Klosters, die Herren von Staufen, mussten Mitte des 14. Jahrhunderts aus Geldnot die Stadt Münster erneut verpfänden, was zum Unmut der Freiburger Bürger führte, die hier Besitz hatten. Sie stürmten die Stadt und zerstörten die Vogtsburg. Der immer weniger rentabel werdende Silberabbau im 16. Jahrhundert, Naturkatastrophen sowie die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges sorgten für den Untergang der Stadt und die Zerstörung des Klosters.
Die Pestgeschichte des Breisgaues soll mit diesem Beitrag über den Kaiserstuhl nach Westen erweitert werden. Erste aussagefähige Quellen zum Vorkommen der Pest im Abendland stehen ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zur Verfügung. Die aus der Antike im römischen Reich belegten verheerenden Pestwellen können bislang am Oberrhein nicht nachgewiesen werden, sodass es Spekulation bleibt, ob auch die hiesige provinzialrömische Bevölkerung von der Krankheit dezimiert wurde. Zweifelsfrei grassierte am Kaiserstuhl die Seuche in den Jahren 1473, 1477, 1480, 1492, 1501, 1518, 1519, 1526, 1532, 1564, 1575, 1583, 1586, 1594, 1610, 1611 und 1633. Jeder der Kaiserstühler Orte kann in einem der Jahre davon betroffen gewesen sein. Was aber für (fast) alle diese Gemeinden gilt, ist, dass in den Pfarrkirchen und Kapellen ein „Pestheiliger“ verehrt wird.
Three Cheers for the Prince and the Princess! Mit diesen Worten forderte am 15. März 1894 Colonel Henry Bradley Roberts die bei der Grundsteinlegung für die neue englische Kirche in Freiburg versammelte Festgemeinde zu Hochrufen auf den anwesenden Erbgroßherzog von Baden und seine Gemahlin auf. Zuvor hatte die Erbgroßherzogin den zur Einsetzung bereitliegenden Grundstein mittels einer silbernen Maurerkelle mit Mörtel bestrichen, während ihr Ehemann, der spätere Großherzog Friedrich II., in – wie wohl vermerkt wurde – makellosem Englisch die Worte sprach: In the faith of Jesus Christ we lay this stone, in the name of God the Father, God the Son and God the Holy Ghost. Die Stadt Freiburg wurde bei diesem Event durch Bürgermeister Thoma repräsentiert.