920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Matthäus Greuter arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt Straßburg, danach in Lyon und Avignon und schließlich in Rom als Kupferstecher und Verleger. Greuters Kupferstiche wurden von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt, Kardinäle, Päpste und Fürsten zählten zu seinen Auftraggebern. Zahlreiche Kunsthistoriker bezeichneten ihn als einen der besten Kupferstecher seiner Zeit und beklagten stets, dass er dennoch wenig bekannt und sein Werk kaum erforscht sei. Diese Situation hat sich insbesondere dank der Beiträge von Robert Zijlma, Maria Barbara Guerrieri Borsoi und Peter J. Bell erheblich verbessert. Dennoch ist der Name Greuter bis heute verhältnismäßig wenig bekannt und zahlreiche Stiche seines umfangreichen und vielseitigen Werkes sind unpubliziert.
Verlag und Herausgeber der Reihe The New Hollstein German entschieden sich daher für eine umfassende Bearbeitung des Werkes dieses Künstlers, die in den nächsten Jahren erscheinen wird.
Im Dorf- und Uhrenmuseum in Gütenbach befindet sich eine Flötenspieluhr mit der Signatur „Mathias Siedle“. Die Uhr hat 48
Pfeifen, zwei Zugregister und ein 24-Stundenwerk; auf einer Walze sind acht Melodien gespeichert. Das Besondere an dieser Flötenspieluhr ist die Reinheit des Klangs, ein warmer und weicher Ton, die exakte Präsentation der Stücke ohne Nebengeräusche, eine „mechanisch und musikalisch gute Spieluhr […]“.
Martin Wallner †
(2018)
Am 25. Januar 2018 ist im hohen Alter von 98 Jahren Martin Wallner verstorben. Mit ihm ist nicht nur der älteste Mitarbeiter aus der Gemeinschaft derjenigen von uns gegangen, die im vergangenen Jahrhundert den Grundstein zum Werk über „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“ gelegt haben, sondern zugleich auch der letzte Vertreter ehrenamtlich tätiger Faunisten aus damaliger Zeit, die ihr Wissen über die Verbreitung der Arten dieser Tiergruppe in unserem Land zur wissenschaftlichen Auswertung kostenlos zur Verfügung stellten. Damit meine ich den mit autodidaktisch erworbenen, umfassenden Kenntnissen ausgestatteten, akribisch arbeitenden Naturbeobachter. Er gehörte von Anfang an zur Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V., die am 24. Mai 1967 im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (den ehemaligen Landessammlungen) ins Leben gerufen wurde.
Martin Butzer/Bucer wurde als Sohn eines wenig begüterten Küfers am Martinstag des Jahres 1491, also am 11. November, in Schlettstadt geboren. Schlettstadt (frz. Selestat), zwischen Colmar und Straßburg gelegen, war damals eine Reichsstadt, die im ausgehenden 15. Jahrhundert etwa 4000 Einwohner zählte, die von Handwerk, Weinbau und Landwirtschaft lebten. Das Haus der Familie befindet sich am westlichen Rande der Stadt, ganz am Rand, da, wo einst die ärmeren Handwerker wohnten. Das Haus steht übrigens noch unverändert, ist aber recht baufällig und
steht leider nicht unter besonderem Schutz.
Martin
(2005)
Vor mehr als hundert Jahren wurde das Martins-Brauchtum im Rheinland neu belebt.
Heute gehören die Lichterzüge zu Martini wie vor langen Zeiten die Dienstwechsel
und Pachtzahlungen. Lebendiges Gedenken? Oder ist Martins Leben nicht
doch hinter der Tat - der Mantelteilung - verschwunden, wie Roman Mensing
meint?
Hier soll jedoch kein Lebensbild Martins, sondern nur sein entscheidender Impetus
beschrieben, dazu die bildliche Umsetzung angesprochen werden.
Die wesentlichen Lebensdaten finden sich bei Gregor von Tours (540-594): Geburt
316 oder 317 im pannonischen Sabaria (Szombathely/Ungarn) als Sohn eines römischen
Tribuns aus Pavia. Folgerichtig der Name Martinus: zum Mars gehörend.
Als Zehnjähriger nähert Martin sich gegen den Willen des Vaters als Katechumene
(Taufanwärter) dem Christentum, soll - als Fünfzehnjähriger - aber doch den von
einem Offizierssohn selbstverständlich erwarteten Militärdienst akzeptiert haben,
der auch als gesetzliche Pflicht berichtet wird. Die Elitetruppe der Alae scholares,
der er bald angehört, war zuständig für Wach- und Kontrolldienste. In der Osternacht
339 soll er getauft worden sein.
Marliese Echner-Klingmann
(2018)
Das Licht dieser Welt erblickte sie im Januar 1937, ihr Vater fiel noch 1945, Eschelbronn - der Bauernhof ihrer Großeltern und das Heim ihrer eigenen Familie - war ihr Lebensraum. Erst vor wenigen Jahren zog sie sich in eine auswärtige Wohngemeinschaft zurück. Ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau ließ nicht vermuten, dass sie „solche" Spuren hinterlassen würde. Was zeichnete sie aus? Scharfe Beobachtung, Sensibilität, soziales Bewusstsein, Sarkasmus, Humor - und ein besonderes Gefühl für Sprache: Mundart wie Hochdeutsch gleichermaßen.
Vieles erinnert heute in Mittelbaden, vor allem Rastatt, an diesen großen badischen Landesherren. In Rastatt gibt es die Ludwig-Wilhelm-Straße, es gibt das altehrwürdige Ludwig-Wilhelm-Gymnasium, in Baden-Baden befindet sich das Markgraf-Ludwig-Gymnasium, und auch an anderen Orten mag es Bildungseinrichtungen gegeben haben und geben, die ebenso benannt wurden.
Aber nicht nur Orte der Bildung wurden nach dem Türkenlouis benannt, auch für Orte der Einkehr, wie so manche Gastwirtschaft, musste der werbewirksame Name des Markgrafen herhalten.
Wer immer sich mit "badischer Geschichte" befasst, der wird für sich selbst und für seine Leser klären müssen, welchen Raum er zu beschreiben gedenkt. Zahlreiche Autoren haben
diese Aufgabe auf recht verschiedene Weise gelöst. Vor allem waren es historische Jubiläen, die den Anlass dafür boten, sich mit "Baden" zu beschäftigen, so wie dies in den Jahren 2002 und 2006 der Fall war, als man der 200. Wiederkehr der Schaffung des Kurfürstentums und des Großherzogtums Baden gedachte – wie übrigens auch des Nachbarlandes Württemberg, das wie Baden zum Kurstaat und danach zum Königreich erhoben wurde. Zum ersten Großherzog wurde der
bisherige Markgraf Karl Friedrich von Baden, dessen 200. Todestag im Jahr 2011 wiederum den Anlass zu einem Jubiläum bot, das den Gründer des modernen Baden feierte. Diese Daten markieren denn auch den tiefgreifendsten Einschnitt, den es in der neuzeitlichen Geschichte des deutschen Südwestens und auf der Landkarte der deutschen Länder gegeben hat. Erst seit diesem Zeitpunkt gibt es das
Land Baden in jenen von nun an festliegenden Grenzen, die alle politischen Veränderungen bis zum 2. Weltkrieg überdauert haben,
Prächtig sollte sie ausfallen, die für den September 1890 in Emmendingen geplante Säkularfeier zum Stadtjubiläum. Hatte doch 1590, drei Jahrhunderte zuvor, der badische Markgraf Jacob III. den damaligen Marktflecken zur Stadt erhoben. Von der Ankündigung des Festes im „Hochberger Boten“ am 26. Juli bis zum einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss vom 21. August 1890, „das projektierte Jubiläumsfest nicht abzuhalten“, verging kein Monat. In dieser kurzen Zeitspanne war am 2. August 1890 im Emmendinger Gasthaus Engel eine allgemeine Volksversammlung einberufen worden, die von ca. 30 Personen besucht wurde. „Daraus schloß man, daß das Interesse für eine solche Feier in hiesiger Stadt kein großes sei und sowohl mit Rücksicht darauf als ,weil manche Herren doch nicht gewillt seien, den katholisch gewordenen Markgrafen zu verherrlichen‘ — wie der Herr Bürgermeister Roll in dieser Versammlung öffentlich sagte — ließ man den früheren Beschluß bezüglich des Festzuges und der Feier überhaupt fallen. Man sieht daraus, mit welchem Vorurtheil die Leute erfüllt sind — gegen alles, was katholisch ist. O Toleranz!“ Dieser bislang nicht veröffentlichte Eintrag in der Emmendinger Pfarrchronik wirft ein bezeichnendes Licht auf die interkonfessionellen Spannungen, die nach Abklingen des badischen Kirchen- und Kulturkampfes vielfach an altbadisch-evangelischen Orten weiterhin bestanden. Durch die von Napoleon geförderte Bildung „Großbadens“ war im deutschen Südwesten ein neues politisch-gesellschaftliches Konstrukt entstanden.
Mitten in den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs ereilte Carl Wilhelm eine folgenschwere Nachricht: Sein Vater, Markgraf
Friedrich Magnus, war am 25. Juni 1709 im Exil in Basel gestorben. Von heute auf morgen sah sich der 30-jährige Erbprinz gezwungen, das Schlachtfeld zu verlassen und die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Völlig unerfahren in diesem Metier, war er zunächst vollständig auf die Ratschläge des Hofpersonals angewiesen, für eigenständige Ideen und Entscheidungen in wichtigen Fragen war wenig Spielraum. Carl Wilhelm musste sich notwendigerweise nach einem im Staats- und Verwaltungswesen bewanderten und erprobten Regierungsbeamten umsehen. Dem jungen Fürsten blieb jedoch eine
mühsame Suche erspart. Er erinnerte sich an Johann Georg Förderer, Edler von Richtenfels, der seit 1707 als Commissionsrat und Bergwerksdirektor in Diensten des Grafen Anton Günther von Schwartzburg in Arnstadt stand und schon seit über zwei Jahren alles daran setzte, an den baden-durlachischen Hof zu kommen.
Nachdem der Verfasser mehrere Abgeordnete des alten badischen Landtages (Ludwig Marum, SPD; Josef Ziegelmeyer, Zentrum; Rupert Rohrhurst, Nationalliberale Partei; Friedrich Weber, SPD und Johann Georg Banschbach, Konservative Partei) untersucht hat, beschreibt er nun mit Marie Bernays eine der ersten weiblichen Abgeordneten des demokratischen Parlaments in Karlsruhe, deren Todestag sich im Frühjahr 2004, am 22.4.1939, zum 65. Mal jährt.
Marie Baumgartner
(2002)
Marie Baumgartner entstammte dem Geschlecht der Mühlhauser Textilindustriellen Koechlin. Durch ihre Heirat mit Jakob (Jacques) Baumgartner im Jahre 1851 kam sie zwanzigjährig nach Lörrach. Wie sehr indes die geistreiche und belesene Frau, die einen Teil ihrer Erziehung in Rouen genossen hatte, ihrer Heimat, der französischen Kultur und Lebensart verbunden blieb, beweist die Entschiedenheit, mit der sie nach dem deutsch-französischen Krieg überzeugte Elsässerin blieb. Sie soll sogar Gedichte und Schriften gegen die Germanisierung und Prussifizierung des Elsass' verfasst haben.
Marianne Weber
(2005)
Der Verfasser hat im Heft 3/2003 der
Badischen Heimat über die Parlamentstätigkeit
Marie Bernays als einer der ersten badischen
Parlamentarierinnen berichtet. Die erste Rednerin
im badischen Parlament in Karlsruhe
nach Einführung des Frauenwahlrechts war
aber Marianne Weber, die Frau des berühmten
Soziologen Max Weber. Sie hat am 15. Januar
1919 die Bedeutung dieses Tages herausgestellt,
weil damals zum ersten Mal Frauen in den
badischen Landtag eingezogen sind.
Im Zusammenhang mit ihrem Sohn, dem Dichter und Lebensreformer Emil Gött, wurde Maria Ursula Gött, geb. Schneller, in der regionalen Literaturgeschichte immer wieder erwähnt, am Rande zwar, aber mit dem Hinweis, dass sie im Leben ihres Sohnes eine bedeutende Rolle gespielt habe, und mit der Andeutung, dass ihre Biographie ein Geheimnis berge. Gemeint war die Frage nach dem leiblichen Vater ihrer Kinder Emil und Ida, die Josef Gött bei der Eheschließung 1866 adoptiert hat. In diesem Beitrag »Maria Ursula Gött, geb. Schneller, die Mutter des Dichters Emil Gött, Biographie einer unehelichen Mutter 1843 – 1927« wird der Versuch unternommen, mittels intensiver Quellensuche eine Antwort zu finden. Die Personalakten des in Freiburg fast vergessenen Bürgermeisters von Theobald lieferte ein Indiz, seine Nachlass-Akte den Weg zu einem seiner legitimen Nachfahren, der die Neuigkeit gelassen aufnahm und ein Bild des Genannten beisteuerte.
Maria Rigel
(2007)
Maria Rigel wurde 11. 9. 1869 in Adelsheim geboren, wo ihr Vater als Notar tätig war. Sie besuchte von 1876–1883 die Volksschule zu Adelsheim, ab 1883–1884 die Höhere Mädchenschule in Mannheim und von 1884–1887 das Klosterinstitut in Offenburg. Der Besuch der höheren Schule gab ihr die Möglichkeit, das Lehrerinnenseminar in Karlsruhe zu besuchen. Hier legte Maria Rigel 1889 die 1. Lehrerinnenprüfung ab und wurde am 5. 8.1889 als Volkschulkandidatin in den badischen
Schuldienst aufgenommen. 1890 bestand sie die 2. (höhere) Lehrerinnenprüfung. Die erste planmäßige Anstellung als Hauptlehrerin erfolgte 1902 in Mannheim, 1924 wurde sie hier als Oberlehrerin und am 1. 10.1927 als Rektorin in der K-5 Schule ernannt.
Fünf Monate, nachdem Herzog Friedrich I. von Württemberg (* 19. 8. 1557)
am 29. Januar 1608 gestorben war, erstellten die württembergischen Räte, insbesondere Melchior Jäger von Gärtringen (1544 –1611), [2]
ein Gutachten über
dessen Konkubinen und Kupplerinnen, die damals in Haft saßen. [3]
Mit den
sogenannten Ehebrecherinnen gingen die Räte erstaunlich milde um; sie wiesen auf deren Jugend hin und rieten, »die Strafe in Gottes Hand fallen zu lassen«. Bezüglich der sechs verhafteten Kupplerinnen meinten sie, zwei von
ihnen seien weniger belastet, nämlich die Schulmeisterin in Freudenstadt und
die Ketterlin im Harnischhaus. [4]
Strenge Strafen empfahlen sie dagegen bei der
Möringerin in Urach, der Lichtkämmerin in Tübingen, der Hausschneiderin
zu Heidenheim und der Anna Maria im Harnischhaus. Ihre Haushalte sollten
aufgelöst, sie selbst »aus den Augen geräumt« werden. Über Magdalene
Möringer habe ich bereits ausführlich berichtet. [5]
Anna Maria im Harnischhaus, Ehefrau des Trabanten Hans Jacob Stählin, [6]
und die Ketterlin [7]
finden
sich später nicht mehr in den Akten. Über die drei anderen Kupplerinnen hingegen erfährt man verhältnismäßig viel, da sie, ebenso wie Magdalene Möringer, beim Reichskammergericht (RKG) in Speyer gegen Herzog Johann Friedrich (1582–1628), den Sohn und Nachfolger Herzog Friedrichs, geklagt haben.
Wenn wir Marbacher Epitaphe und Grabdenkmale suchen, werden wir an
drei Orten fündig. Die Stadtkirche birgt zwei Holzepitaphe, die allerdings aus
der Alexanderkirche stammen. Weitere Denkmale sind nicht vorhanden, da
dieses Gotteshaus nie Bestattungskirche war und auch keinen Friedhof hat.
Die Stadtkirche liegt mitten in der Stadt und war ursprünglich eine Frühmesskapelle. Einige schöne Grabsteine befinden sich auf dem Marbacher Friedhof
nördlich der Alexanderkirche. Sie sind allerdings an dieser Stelle zu vernachlässigen, da sie in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datieren, wo die genealogische Überlieferung ohnehin schon recht dicht ist.
Manfred Sauer
(2011)
„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben" zitiert
Manfred Sauer Thornton Wilder in der Broschüre über seine Stiftung
- und um Goethe nicht auszulassen: ,,Niemand weiß, wie weit
seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat". Er weiß es.
Im Sommer 1963, kurz vor dem Abitur, hatte sein Vater ihn zur
Verbesserung der Sprachkenntnisse nach London geschickt. Am
zweiten Morgen wich der junge Mann beim Sprung in die Themse
einem Pudel aus und es geschah das, was er den „Knacks" nennt.
Halswirbelbruch. Großes Glück im Unglück: Eine Krankenschwester
übernahm unverzüglich die Wiederbelebung, ein Arzt sorgte für den
Transport nach Stoke Mandeville. Viele Ärzte dort waren Juden, aus Deutschland
geflohen. Dr. Ludwig Guttmann gehörte zu ihnen. ,, Dennoch erlebte ich keine
Ressentiments" berichtete Manfred Sauer am 3. Juli 1999 in der Orthopädischen
Klinik Heidelberg bei seinem Vortrag zum 100. Geburtstag Sir Ludwig
Guttmanns. ,,Die von ihm entwickelte und in Stake seit 1944 bewährte Behandlungsmethode
war ... noch einmalig. Aus aller Welt kamen Ärzte, Schwestern und
Physiotherapeuten ... nach Stake". Der straffe Stundenplan ließ den Patienten keine
Möglichkeit auszuweichen. Sie wurden gefordert. Guttmann schätzte (Gruppen-)
Sport. Das Versprechen Guttmanns an Sauers verzweifelten Vater wird heute mit
Stolz wiederholt: ,,Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler."
Manfred Marquardt
(2002)
Manfred Marquardt wurde am 25.12.1927 in Lörrach in eine Handwerkerfamilie (Tapeziermeister) geboren, besuchte dort von 1934-39 die Hebelschule und anschließend bis 1948 das Hans-Thoma-Gymnasium, unterbrochen durch Arbeitsdienst in Böhmen und Kriegsdienst in der Wehrmacht. Nach dem Abitur studierte er ein Semester an der Universität Freiburg „Philosophie des Geistes" bei Prof. H. Müller, ,,Vom Wesen der Erziehung" bei Prof. Fink und „Psychologie der menschlichen
Beziehung" bei Prof. Bender. In einem diskussionsfreudigen Künstler- und Lehrerkreis mit dem Dichtermaler Paul Hübner, dem Keramiker Hermann Messerschmidt, mit Walter Eichin, Heinz Baumgartner und Ulf Schünemann wurde, geprägt durch die Erfahrungen in der Nazizeit, ein neues, optimistisches Menschenbild entworfen, die Entwicklung der modernen Malerei und Musik der Welt außerhalb Deutschlands nachgeholt. Dem Jazz blieb Manfred Marquardt enthusiastisch verbunden bis ans Lebensende. Von 1949-51 studierte er an der Pädagogischen Akademie in Lörrach mit dem Abschluss für das Lehramt an Volksschulen. Seine erste Stelle war in Marzell, im oberen Kandertal, von wo aus er auch die Söhne des Wirts auf dem Hochblauen (1167 m) unterrichtete, im Winter nach anstrengender Tour auf Skiern.
Manfred Markus Jung
(2000)
Seine Handschrift, nach vorn strebend, mit weichen Zügen, in warmen, runden Schwüngen füllt sie das Papier. Da ist nichts Flüchtiges, Verwischendes. Die Anfangsbuchstaben seines Namens sind aus der Tiefe geholt, so als ob er zuerst Luft holt, bevor er loslegt. Als ob er zuerst eine Schreibstrecke des Nachdenkens bräuchte, um anzufangen. Die kleinen ns sind
gerade an der Kippe. Sie schließen sich nicht, wie es vorgeschrieben wäre, sie sind leicht dem u zugeformt. Eine behutsame Offenheit, nicht mit der Tür ins Haus fallend, aber auch nicht verschlossen. Spätestens wenn die Gedichte Stimme werden, sich vom Geschriebenen in den Raum lösen, dann liegt alles offen. Er wählt fast immer schwarze Stifte, ob Kuli oder Feder. Schwarz. Was man schwarz auf weiß... Es hat etwas Gesetztes. Vielleicht auch er. Vor allem aber, man muß diese Texte auch immer wieder sehen. Mundart wird bei ihm zu Lesart.