920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Karl Heitz (1909–1977)
(2020)
Am 20. Dezember 1948 wählte der Offenburger Gemeinderat ein neues Stadtoberhaupt, die beiden aussichtsreichsten Bewerber waren dabei Walther Blumenstock und Karl Heitz als Kandidaten der Sozialdemokraten bzw. der CDU. Karl Heitz
hatte den Vorteil, gebürtiger Offenburger zu sein und bislang beruflich, außer in Karlsruhe und in Straßburg, vor allem in
seiner Heimatstadt gewirkt zu haben. Blumenstock war dagegen schon während der Weimarer Zeit Beigeordneter gewesen. Im März 1933 hatte er den Mut besessen, öffentlich gegen das Aufziehen der NS-Fahne auf den Gebäuden der Stadtverwaltung zu protestieren. Als Reaktion hierauf hatten ihn die Nationalsozialisten aus dem Amt bzw. in die Niederlande ins Exil gedrängt. Noch immer lebte Blumenstock in Haarlem und musste von dort seine Kandidatur betreiben. – Gleichwohl sah es zunächst so aus, als könnte Blumenstock für sich eine Mehrheit erreichen, denn die ersten vier ausgezählten Stimmen entfielen auf ihn. Am Ende setzte sich jedoch Heitz mit einer Stimme Mehrheit durch.
Karl Ratzel †
(2020)
Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe (SMNK),
Karl Ratzel aus Linkenheim-Hochstetten, von
1974 bis 2014 wohnhaft in der Karlsruher Waldstadt, verstarb am 1. November 2020 im Alter
von 92 Jahren in Linkenheim-Hochstetten. Er hat
für das Karlsruher Naturkundemuseum jahrelang
ehrenamtlich durch Präparation von getrockneten Faltern aus Altausbeuten und seine Mitarbeit
bei der Aufstellung der Hauptsammlung, insbesondere für die Gattung Eupithecia, Bleibendes
hinterlassen.
Karl Schmider
(2020)
Es war im Herbst des Jahres 1993, als ich mich als 15-jähriger, schüchterner Bub auf den Weg von meinem Elternhaus über
die Kinzig auf die andere Seite meiner Heimatstadt Hausach machte. Ich stand kurz vor Beginn meiner kirchenmusikalischen C-Ausbildung und mein zukünftiger Lehrer, Bezirkskantor Matthias Degott in Gengenbach, hatte mir geraten, Kontakt mit einem gewissen Karl Schmider aufzunehmen, seinerzeit Kirchenmusiker an der Kirche St. Arbogast in Haslach. Während der dreijährigen Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchenmusiker wird den Absolventen nämlich empfohlen, aktiv an einem Kirchenchor teilzunehmen, um dessen Aufgabenbereiche innerhalb der Liturgie und die wöchentliche Arbeitsweise mit solch einem Chor kennenzulernen
Karl-Friedrich Krieger
(2020)
Am 26. Januar 2020 verstarb mit dem emeritierten Mannheimer Ordinarius für mittelalterliche Geschichte, Karl-Friedrich Krieger, eine der prägenden Gestalten der deutschen Spätmittelalterforschung, der sich auch bleibende Verdienste um
die Erforschung der südwestdeutschen Landesgeschichte erworben hat.
Im Pfarrarchiv des Radolfzeller Münsters U. L. F. liegt ein Kopialbuch des Chorherrenstifts Radolfzell. Darin findet sich die Abschrift eines bizarren Briefwechsels zwischen dem Reichenauer Abt Johann Pfuser von Nordstetten (1464–1491) und König Ludwig XI. von Frankreich (1461–1483) aus dem Jahr 1481. Abt Johann schildert den materiellen Ruin seines Klosters, das einst von Karl dem Großen, einem Vorgänger König Ludwigs, reich ausgestattet worden sei. Er ersucht den König um Hilfe für Reichenau und um seine Aufnahme als Hofkaplan; als Gegenleistung bietet er ihm die Entsendung einer bewaffneten Schar zur königlichen Streitmacht an. König Ludwig XI. antwortet knapp: Er versichert, der Abtei Reichenau gewogen zu sein, ohne auf das Angebot einzugehen und ohne konkrete Leistungen in Aussicht zu stellen; allenfalls wolle er Abt Johann als Bischof auf eine französische Kathedralkirche berufen.
Seit seinem Dienstantritt 1983 in der Landesbibliothek Karlsruhe hat Ludger Syré die Baden-Redaktion der Landesbibliographie Baden-Württemberg betreut. »Keine relevante Veröffentlichung über Baden entgeht ihm. Er sorgt dafür, dass der ›Lesestand‹ zum Oberrhein stets aktuell bleibt« (Julia Freifrau Hiller von Gaertringen). Im regionalisierten Baden sieht sich die Badische Heimat zunehmend auf Akteure außerhalb des Vereins angewiesen, die badische Themen behandeln. Mit der Regionalbibliographie, der Betreuung oberrheinischer Literatur im Lesesaal und Veröffentlichungen in verschiedenen
Vereinszeitschriften, u. a. auch in der Badischen Heimat, ist Ludger Syré ein ausgezeichnetes Beispiel für einen solchen Akteur. Wir bedanken uns bei ihm mit der Würdigung seiner Lebensleistung in Verbindung mit der Festschrift »Liber amicorum für Ludger Syré«.
Ludwig Maier ist ein Architekt, der für das Erzbistum Freiburg eine Vielzahl von katholischen Kirchen geplant und teilweise errichtet hat. Er wurde als Sohn eines Gastwirts geboren und studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Strasbourg an dem Karlsruher Polytechnikum. Hier lernte er die verschiedenen Baustile kennen, und die von ihm geplanten und erbauten
Kirchen waren entweder im neugotischen, neuromanischen oder im neubarocken Baustil erstellt worden. Diese Kirchen wurden seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Imitate abgetan. Heute sieht man sie als Kunstwerke an, die erhaltens- und schützenswert sind.
M. Martina / Gaby Merkle
(2020)
Schwester M. Martina, aufgewachsen als Gaby Merkle in Villingen, lebt seit vielen Jahren im Kloster Unserer Lieben Frau in Offenburg. Dort begleitete sie jahrelang junge Mädchen in den Klosterschulen, führte die Klostergemeinschaft in ein neues Jahrhundert und engagierte sich in und für die Stadt Offenburg und ihre Menschen. Welche Wege führten sie ins Kloster und
wie wurde aus der kleinen Gaby aus der Villinger Südstadt die Superiorin eines Schulordens?
Maikäfer flieg …
(2020)
Das Leben eines Menschen nachzuzeichnen, braucht es etwas mehr als einer Blechdose mit ein paar persönlichen Schriftstücken, einer vom Todesschuss perforierten Kalenderseite, einer Gasmaskenbrille und eines halben Bleistifts. Auch das Grab auf einem Soldatenfriedhof in Ungarn und die Erinnerungen der Familie reichen für ein vollständiges Porträt nicht aus. Es sind einzig die 31 Briefe, die der Kaufmann Heinrich Heindel zwischen April und Dezember 1944 an seine Frau Susanna in Heidelberg richtete. Es handelt sich teils um längere, teils um kurze, oft in Eile verfasste Mitteilungen.
Manfred Kranz
(2020)
Und alle, alle kamen am 30. September 2019 in die Eventhalle des Hotel-Restaurants Fallerhof in Hausen a. d. Möhlin, um mit Manfred Kranz seinen 100. Geburtstag zu feiern. Der Jubilar präsentierte sich physisch und geistig bewundernswert fit und unterhielt seine Gäste wie gewohnt kurzweilig, witzig und anekdotenreich. Dass er einmal in der Filmbranche, und dazu sehr erfolgreich, tätig sein würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Sein Vater betrieb eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle gegenüber dem Gasthaus Burg Falkenstein unweit des Hirschsprungs am Beginn der vielfrequentierten Höllentalstraße. Und hier lernte der 16-jährige Kfz-Lehrling eines Abends 1935 Sepp Allgeier beim Reparieren seines Ford Eifel kennen. Zwei Tage später nahm er das Angebot des renommierten Chefkameramanns des Bergfilmregisseurs Dr. Arnold Fanck und dessen einstigen Zöglingen Luis Trenker und Leni Riefenstahl als Stativträger an. Allgeier machte ihn auch mit seiner in Paris gebauten Filmkamera, einer robusten und zuverlässigen Debrie Parvo L, vertraut und finanzierte ihm ein
dreimonatiges Volontariat bei den zur Zeiss Ikon AG gehörenden Ernemann-Werken in Dresden. Er begleitete Allgeier nach Berlin, lernte Leni Riefenstahl kennen (»große Dame«), konnte schon einige Szenen selbst drehen, sowie nach Pantschowa im südlichen Banat, wo sein Lehrmeister einen Film über Donauschwaben machte.
Matthäus Hermann exhumiert seinen 1941 in Russland gefallenen Sohn und überführt ihn nach Schiltach
(2020)
Als vielleicht einmalige, persönliche Selbstausführung eines kleinen und unbekannten Menschen während des Kriegs 1939/45 bezeichnete der in Radolfzell lebende Bahnbeamte Matthäus Hermann (1896–1969) eine 1941 getätigte Aktion: Die Heimüberführung des Leichnams seines beim sog. „Russlandfeldzug“ gefallenen Sohnes Ernst. Von einigen Berufskollegen gebeten beschrieb er sie 1963 in einer 17-seitigen Abhandlung unter dem Titel Ein dunkler Ausschnitt aus meinem Leben!. Zugehörige Fotos sind leider nicht erhalten, sodass die Ereignisse in Russland durch Aufnahmen bebildert sind, die der aus Schiltach stammende Franz Bächle (1913–2000) als Wehrmachtssoldat dort 1942 gemacht hat.
Die „Wacht am Rhein“ ist die Dichtung eines gebildeten jungen Mannes, der in
seinen politischen Vorstellungen – nicht ohne Widersprüche – von den Ideen des
Vormärz geprägt war. Als 1840 in Frankreich Forderungen nach einer Eroberung
des Rheinufers als einer natürlichen Grenze aufkamen, verfasste er einen Text,
der nach seinem frühen Tod eine ungeheure Konjunktur erlebte und – inzwischen
Lied geworden – im Kaiserreich gleichsam zur inoffiziellen Nationalhymne der
Deutschen aufstieg. Die „Wacht am Rhein“ zog sich wie ein roter Faden durch
den Krieg von 1870/71 und auch durch den schrecklichen Ersten Weltkrieg, und
ihre ersten Töne waren während der ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs die
Erkennungsmelodie der Sondermeldungen des Wehrmachtsberichtes. Der Dichter jener Zeilen, Max Schneckenburger, stammte aus unserer Region, nämlich
aus Talheim. Er ist heute, ebenso wie sein einst allbekannter Text, weitgehend
vergessen.
Zur 1200-Jahr-Feier 1970 und kurz vor Bildung der Stadt Kraichtal brachte die Gemeinde Menzingen das Buch „Menzingen – Ein Gang durch 1200 Jahre Geschichte“ heraus. Der Autor Günter Bienwald, langjähriger Lehrer und Gemeinderat, hat darin einen Überblick zur Ortsgeschichte gegeben, ist aber auch auf das dörfliche Leben in der Nachkriegszeit eingegangen. Im geschichtlichen Teil seines Buches hat Bienwald verschiedene heimatkundliche Veröffentlichungen des langjährigen Pfarrers von Menzingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Dr. Otto Becher, erwähnt. Was 1970 jedoch kaum bekannt war: Otto Becher hat ein 400-seitiges Manuskript zur Ortsgeschichte von Menzingen hinterlassen, das nach seinem Tod im Jahr 1930 viele Jahrzehnte im Familienbesitz schlummerte. Auf Initiative des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal, insbesondere von Dr. Karl Sommer, ist dieses Manuskript 2002 unter dem Titel „Bilder aus Menzingens Vergangenheit“ übertragen und gedruckt worden. Aus dieser reichen Quelle, Ergebnis einer unermüdlichen Archivarbeit des Pfarrers, wollen wir im Folgenden zitieren, wobei es sich nur um wenige Schlaglichter handeln kann. Dr. Bechers Buch selbst war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wer auch immer sich einmal an eine neue Ortsgeschichte von Menzingen wagen sollte, wird darin viele Anregungen und Hinweise finden
Er war beleidigt. „Normalerweise“, hielt er mir entgegen, „schreiben die Linken ihre Zulassungsarbeiten bei mir.“ Ich erinnere mich noch, dass er sich eher geringschätzig über den mit Ernst Bloch aus der DDR geflohenen Dozenten G. äußerte, bei dem ich meine Abschlussarbeit angemeldet hatte. „Schreiben Sie doch über Lenin, das interessiert mich“, empfahl er mir zum Abschied. Ich war 1970 nach Heidelberg gekommen, um das Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule zu beenden. Natürlich nicht nur deswegen. Heidelberg sei ja eine „Zitadelle des Aufstands“ gewesen, poetisierte die FAZ. An der Hochschule in Neuenheim schloss ich mich der linken Basisgruppe an. Die Genossen legten mir nahe, zu Löffler zu gehen. Tatsächlich waren die meisten der Genossen eifrige Besucher in Löfflers Vorlesungen und schrieben bei ihm die sogenannte Zulassungsarbeit. Er ist unangenehm, aber wahrscheinlich ein Linker, so versuchten sie mich einzustimmen. Ein Dozent, der mit ihnen, und wenn ich gewollt hätte, auch mit mir auf politisch gleichrangiger Ebene kommunizierte. Schon reizvoll!
Bei Recherchen in den digitalisierten Beständen des Generallandesarchivs stieß ich auf drei Seiten im Fundus der Glasnegative Wilhelm Kratts, die Nachzeichnungen von mittelalterlichen Fensterbildern enthielten: Paare in frommer Haltung und in spätmittelalterlicher Adelstracht, ergänzt um eine große Zahl von Wappen. Die archivalischen Informationen verorteten die Darstellungen in der evangelischen Kirche in Mahlberg, und auf allen drei Seiten prangte mehrmals prominent das Geroldsecker Wappen. Die Darstellungen waren mir vollkommen unbekannt, und eine nochmalige Durchsicht der einschlägigen Literatur zeigte auch, dass sie der Geroldseckerforschung bislang nicht aufgefallen waren. Meine Suche nach den Zeichnungen blieb sowohl in Mahlberg als auch in Karlsruhe erfolglos, und erst nach ausgiebigen Recherchen gelang es mir, die Originale im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden ausfindig zu machen.
Im Kraichgauort Knittlingen hütet das Faust-Museum sorgsam, was man für die Hinterlassenschaften des historischen Dr. Faustus hält: Einen Giftschrank und ein Pergament mit dem alchemistischen „SATOR-AREPO“-Zeichen. Neben einer Melanchthon-Äußerung und der notariell beglaubigten Abschrift eines Knittlinger Kaufbriefs von 1542 stützen Schrank und Pergament die Annahme, der historische Dr. Faustus stamme aus dem Kraichgauort. Diese lokal geschichtliche Verwurzelung ist es nicht zuletzt, die Goethe-Kenner und Touristen in das Knittlinger Faust-Museum zieht. Eine genaue wissenschaftliche Untersuchung des Alters von Giftschrank und Tinte auf dem „SATORAREPO“-Pergament lehnte der frühere Leiter des Faust-Museums, Günther Mahal, jedoch ab. Inzwischen erkennt man in Knittlingen an, dass der Giftschrank aus Expertensicht ungefähr aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt und nicht direkt auf den historischen Dr. Faustus zurückgeht. Soviel Wirklichkeitssinn ist anerkennenswert, besonders weil andere Ortschaften, darunter das im nördlichen Kraichgau gelegene Helmstadt-Bargen, aufgrund wider streitender Indizien auch schon einmal den Anspruch erhoben haben, Geburtsort des Fausts zu sein. Belegt ist seine Tätigkeit als wandernder Wunderheiler, Magier und Alchimist. Bei vielen Zeitgenossen hatte er einen schlechten Ruf, galt als Scharlatan, Herumtreiber und Betrüger. Mehrere Städte haben ihm die Einreise verwehrt oder ihn ausgewiesen. Nachdem er etwa 1540 im breisgauischen Staufen vermutlich bei einer Explosion ums Leben gekommen war, behaupteten manche, ihn habe der Teufel geholt.
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen ging als Autor des „Simplicissimus“ in das allgemeine Bewusstsein ein; sein sonstiges, umfangreiches Werk ist dagegen weithin in Vergessenheit geraten. (Eine der wenigen Ausnahmen stellt die von Bertolt Brecht wieder aufgegriffene „Landstörzerin Courasche“ dar.) Dabei wäre da und dort noch manches zu entdecken. Im letzten Band der Gesamtausgabe, und in ihm fast an letzter Stelle, findet sich ein im Jahre 1667 erstmals erschienener „Anhang / Etlicher wunderlicher Antiquitäten / so der fliegende Wandersmann zeit seiner wehrenden Reiß / in einer abgelegenen Vestung an dem Meer gelegen / und von den Türcken bewohnet / gesehen und verzeichnet“. Anders als die eigentliche Erzählung vom Wandersmann, die aus dem Französischen übersetzt wurde, scheint dieser Anhang von Grimmelshausen selber zu stammen (der in jenem Jahr erst als Wirt „Zum Silbernen Sternen“ in Gaisbach bei Oberkirch und dann als Schultheiß in Renchen amtierte). In ihm kritisiert er auf nahezu beispiellose Weise den zu seiner Zeit florierenden Reliquienkult: indem er ihn lächerlich macht.
Von Jägern und Gejagten
(2020)
Im Jahr 1828 veröffentlichte der württembergische Kameralbeamte und leidenschaftliche Wanderer Friedrich Ludwig Bührlen (1777–1850) sein Buch „Bilder aus demSchwarzwald“. Unter anderem schilderte er darin die Eindrücke und Beobachtungen einer 1825 in Begleitung seines Sohnes unternommenen Wanderung. Sie führte ihn von Sindelfingen nach Straßburg und von dort aus zurück bis Freudenstadt. Am 27. September 1825 passierte Bührlen das Dorf Besenfeld im Murgtal und hielt dazu später fest, dass er und sein Sohn vor dieser Gegend „einige Schauer gehegt [hätten], weil erst neulich in der Nähe von hier der berüchtigte Wilderer und Räuber Rothenbühler aufgegriffen worden“ sei. Die „Schauer“ scheinen allerdings mit einem gerüttelt Maß Sensationslust und Neugierde durchmischt gewesen zu sein: Bührlen bedauerte ausdrücklich, dass er wegen der späten Stunde keine Gelegenheit fand, den Sonnenwirt Berger aus Besenfeld, dem die Festnahme gelungen war, aufzusuchen, „um die näheren Umstände aus seinem eigenen Mund zu hören“.
Am 9. Dezember 1933 brach Patrick Leigh Fermor, 18 Jahre alt, in London zu einer Reise auf, die ihn bis nach Istanbul führen und deren Beschreibung ihn viele Jahre später berühmt machen sollte; es gibt kaum etwas, was mit ihr zu vergleichen wäre. Auf seinem Weg kehrte der Reisende für einen Tag in Bruchsal ein, wo ihn das ehemals fürstbischöfliche Schloss mehr beeindruckte als alles davor und vieles danach.
Der bekannte Schweizer Schriftsteller Conrad Ferdinand Meyer hat eine Reihe von sachlich klingenden Geschichtserzählungen herausgebracht, die zu seiner Zeit viel gelesen wurden. Deutlich hebt sich von diesen Werken eine überaus humorvolle Novelle ab, wo in einem Kirchlein am Zürichsee der Pfarrer während des Gottesdienstes droben auf der Kanzel einen Schuss abgibt. In unserem Beitrag wird aufgezeigt, dass sich ein solcher Vorfall tatsächlich abgespielt hat, und zwar in einer badischen Dorfkirche.