920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Im Sommer 1999 stieß ich im Verlauf von Archivrecherchen, die im Zusammenhang mit Nachforschungen zur Literatur des südwestdeutschen Frühhumanismus standen, in der Colmarer Stadtbibliothek auf ein schmales Konvolut deutschsprachiger
Briefe bzw. Brieffragmente. Dabei weckte vor allem das erste der insgesamt zehn Stücke umfassenden 'Sammlung' mein Interesse, lieferte dieses nahezu vollständig erhalten gebliebene Schreiben doch nicht nur wertvolle Hinweise zur Identität
sowohl der Absenderin als auch der Empfängerin, sondern auch zum familiären Hintergrund und zu weiter reichenden verwandtschaftlichen Beziehungen der Adressantin wie auch der Adressatin. Und da ergänzende Sondierungen zum sozialgeschichtlichen Umfeld des Briefzeugnisses darüber hinaus einige auch in literaturgeschichtlicher Hinsicht interessante Einblicke gewährten, liegt es nahe, die wichtigsten Resultate, die im Zusammenhang mit der Erschließung dieses bis zum
gegenwärtigen Zeitpunkt kaum beachteten Briefes gewonnen werden konnten, im Rahmen übergeordneter Zusammenhänge ins Blickfeld zu rücken.
Helden unter Bauern
(2001)
Neueren literaturwissenschaftlichen Bemühungen zufolge will es scheinen, als sei
Heinrich Wittenwilers komisch-didaktisches Versepos >Der Ring< um 1408/10 in
Konstanz' entstanden und einem gleichnamigen adligen Advokaten und - wohl
späteren - Hofmeister am bischöflichen Hof zuzuweisen, der zwischen 1387 und
1395 in mehreren historischen Quellenzeugnissen namentlich aufgeführt wird.
Dabei lassen die von der jüngeren Forschung mit guten Gründen erwogene Autorzuweisung, der auf der Basis plausibler Argumente vorgeschlagene Datierungsspielraum sowie die Lokalisierung des Textes, aber auch seine produktions- und
rezeptionsgeschichtliche Einordnung in das Umfeld des Konstanzer Bischofshofes
zugleich die wichtigsten Determinanten der Entstehung und Primärrezeption des
>Ring< erkennen, nämlich ein anscheinend sehr spezifisches Eingebundensein dieses Werkes innerhalb eines Kreises von Klerikern, Adligen, Patriziern und ihnen
nahestehenden Bürgern, der wenige Jahre vor dem Beginn des Konstanzer Konzils
(1414-1418) Bischof Albrecht Blarer (Amtszeit: 1407 -1410 , gest. 1441)tS umgeben haben könnte.
Waltraud Oloff
(2001)
„Das alte Stadtbild hat mich sofort fasziniert und
inspiriert, als ich hier ankam; ich habe mich gleich
in Villingen verliebt“, sagt Waltraud Oloff spontan, als sie nach den ersten Eindrücken gefragt
wird, als sie aus dem Schwabenland in den
Schwarzwald kam. Das war vor knapp 50 Jahren.
Genau gesagt: Am 25. August 2001 ist sie ein
halbes Jahrhundert hier künstlerisch tätig. Die
Spuren ihres Schaffens sind deutlich erkennbar.
Waltraud Oloff hat in dieser Zeit nicht nur ein
Stück Kunstgeschichte, sondern auch ein Stück
Stadtgeschichte geschrieben, denn sie hat, wie
kaum jemand anders, den Wandel des Gesichtes
dieser Stadt in ihren Bildern dokumentiert.
Daß der Rhein eigentlich keine Trennungslinie ist, zeigte am Oberlauf schon immer die Praxis. Wir sehen dies hier am Beispiel der Grafschaft Hanau-Lichtenberg: Das heute noch sogenannte Hanauerland umfaßt die Landschaften um das rechtsrheinische Kehl und das linksrheinische Buchsweiler und Lichtenberg, nordwestlich der Stadt Hagenau. Dieses Land
am Oberrhein gehörte seit 1480 zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Der linksrheinische Teil kam 1763 an Hessen-Darmstadt, die rechtsrheinischen Ländereien an Baden. Im elsässischen Hanauerland waren auch die Herren von Gayling begütert, insbesondere im Gebiet Pfaffenhofen-Niedermodern, Berstett, Zutzendorf etc ... , wo mehrere kleinere Schlösser in ihrem Besitz waren. Die Gemeinde Niedermodern hat auch noch heute das Gaylingsche Wappen in ihrem Siegel. Heute hat die
Familie von Gayling ihren Wohnsitz im Schloß Ebnet bei Freiburg, nachdem sie ihre elsässische Heimat in den Wirren der französischen Revolution 1793 verlassen mußte.
Naturmuseen haben traditionell die Aufgabe, Schätze der uns umgebenden Natur zu bewahren und der Öffentlichkeit einen Zugang zu ihnen zu eröffnen, der zuallererst auf Anschaulichkeit beruhen sollte. Hierfür ist das Auswahlprinzip des Naturalienkabinetts noch immer nicht überlebt: Der Besucher erwartet Großes, Schönes, Skurriles, Exotisches für ein ergötzliches Betrachten. Dort, wo die Grenzen der Erkennbarkeit (Ludwig Beck betont oft: der Mensch ist ein Augentier)
oder des Ekels und der Lächerlichkeit überschritten werden (die Regenwürmer hat schon Goethe zum Ziel faustischen Spottes gemacht), geht der Schauwert gegen Null. Welche Chance soll also das “einförmige Wurmgewimmel” im Boden, sollen millimeterkleine Bewohner der Bodenstreu im Besucherinteresse haben? So ähnlich hat wohl die Frage gelautet, die sich Direktor Dr. Erwin Jörg stellen musste, als sich 1975 ein Bodenzoologe um die Stelle des Leiters des Bereiches Zoologie im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe bewarb. Schlimmer noch: Es war ein Professor der Universität Bochum, der seine Erfahrungen aus Südamerika bezog und unmissverständlich forderte, Bodenbiologie am Museum Karlsruhe zu etablieren. Was aber kann ein Universitätsmensch mit ausstellungsfernen Forschungsideen Nützliches an einem Museum leisten?
Am 20. Oktober 1999 starb Dr. Hans Georg Amsel im hohen Alter von 94 Jahren. Von 1955 bis 1971 war er als Leiter der Entomologischen Abteilung am damals noch Landessammlungen für Naturkunde genannten Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe tätig. Vor allem dieser Zeit und dem, was dabei von ihm geleistet worden ist, soll dieser Nachruf gewidmet sein.
Eine Eröffnung im klassischen Stil: Die „Jakob-Ebner-Stube“ wurde am 5. Oktober 2001 im Gasthaus „Zur Linde“ ihrer Bestimmung übergeben. Ein feierlicher Akt, der in Anlehnung an Emil Baaders Verfahrensweise gestaltet wurde. Grußworte der Honoratioren und Berichte von Zeitzeugen (teilweise in Dialektvortrag) wechselten mit musikalischen Beiträgen. Kinder der Grund- und Hauptschule erfreuten mit der Präsentation Unteralpfener Persönlichkeiten und einem Hebelgedicht. Konstante Pflege des badischen Erbes und die partnerschaftlichen Kontakte zur Schweiz, ins Elsaß und zum württembergischen Landesteil waren Aspekte im Beitrag von Adolf Schmid, unseres Landesvorsitzenden.
Überall im ganzen Land stehen an den Wegesrändern zuweilen bemerkenswerte Flurkreuze. Jedes davon erzählt eine, oft schicksalhafte Geschichte. Auch in der Umgebung von Waldshut findet man sie. Das eigenartigste und historisch wertvollste davon dürfte das Buchholzkreuz sein, das aber besser unter dem Namen „feißtes Herrgöttle" oder „der feyß liebe Hergott" im Volksmund bekannt ist. Es steht südwestlich von Gaiß, mitten im Wald, an der Verbindungsstraße nach Unteralpfen, dort wo der „Hotzenwald-Querweg" von Waldshut her in sie einmündet. Dieses massive Sandsteinkreuz ist mit seiner einfachen bäuerlichen Form nach der eingemeißelten Inschrift „1699" und „ATM", vor über 300 Jahren von Adam Tröndlin, Müller aus
Unteralpfen, erstellt worden. Ungewöhnlicherweise hatte man den Christuskörper und das Kreuz aus einem Steinblock herausgemeißelt. Über dem Haupt des Gekreuzigten sind die Symbole Sonne und Mond wohl aus Platzmangel aufeinander dargestellt. Nach der Liturgie sollten sie aber vom Betrachter aus gesehen nebeneinander angebracht sein. Links (rechte
Hand) die Sonne und rechts der Mond. Die Bedeutung dieser beiden gegensätzlichen Zeichen werden heute nicht mehr richtig verstanden, und man versucht in zahllosen Kommentaren, sie zu erklären. Vermutlich versinnbildlichen die zwei Himmelskörper das gesamte Universum und die Göttlichkeit.
Den Namen Eugen Wenz wird man in jedem Lexikon und in allen homöopathischen oder naturheilkundlichen Fachbüchern vergebens suchen. Eugen Wenz ist also völlig unbekannt in der historischen Forschung. Aber auch in seiner eigenen Zeit hat Eugen Wenz wenig von sich reden gemacht, obwohl er 42 Jahre lang, von 1895 bis 1937, als Laienheiler praktiziert hat und
obwohl er unermüdlich Flugblätter, Broschüren und Bücher verfasst und herausgegeben hat. Wenn Wenz aber so unbedeutend und unbemerkt war, warum also, so fragen Sie sich vielleicht zurecht, beschäftige ich mich dann seit über zwei
Jahren mit Wenz?
Johann Jacob Heber (1666-1724) - ein Feldmesser und Kartograf im Bodenseeraum und in Oberschwaben
(2001)
Im 18. Jahrhundert war in den Territorien Südwestdeutschlands die Durchführung einer Steuerreform ein sehr wichtiges Thema. Beschwerden der Untertanen
über Steuerungerechtigkeiten veranlassten die Regierungen dieser großen und kleinen Staaten, eine solche Reform durchzuführen. Da die Steuer in erster Linie aus
dem landwirtschaftlichen Ertrag ermittelt wurde, war die Vermessung der landwirtschaftlichen Grundflächen eine unerlässliche Voraussetzung für eine gerechte
Besteuerung. Durch die sogenannten Renovationsvermessungen erfolgten die Ermittlung der nutzbaren Flächen und die Darstellung der Vermessungsergebnisse in
Verzeichnissen und in großmaßstäbigen Flurkarten. Allerdings fielen die Ergebnisse dieser Vermessungen sehr verschieden aus. Vielfach blieben die Reformprojekte unvollendet. Neben diesen Vermessungsarbeiten für ein Steuerkataster waren
natürlich auch Vermessungen für topografische Landesaufnahmen und im Laufe
des 18. Jahrhunderts in vermehrtem Umfang auch für Vereinödungen, eine frühe
Vorstufe der heutigen Flurneuordnung, durchzuführen. Für diese umfangreichen
und vielgestaltigen Aufgaben wurden zahlreiche Feldmesser benötigt. Ein durch
große Leistung und fachliches Können herausragender Vertreter dieses Berufsstandes war der Feldmesser und Kartograf Johann Jacob Heber.
Die Freiherren von Schauenburg sind in Staufen nicht unbekannt: An der Fassade des Rathauses ist ihr Wappen angebracht, und man kann der Aufschrift entnehmen, dass die Stadt von 1627 bis 1722, also beinahe 100 Jahre lang, unter ihrer Herrschaft stand. Allerdings zeigt sich nicht auf den er ten Blick, wie sie ihre Herrschaft ausgeübt und welche nachhaltigeren Spuren sie in der Stadt und im Stadtbild hinterlassen haben. Auch in der Ortsliteratur und in den Akten und Urkunden des Stadtarchivs Staufen lassen sich nur wenige direkte Zeugnisse schauenburgischer Präsenz in Staufen finden. Selbst in dem großen Urkundenbestand der Freiherren von Schauenburg, der in den letzten Jahren erschlossen worden ist, sind nur ganz wenige Stücke vorhanden, die die Art und Weise schauenburgischer Herrschaftsausübung in Staufen dokumentieren könnten.
- hopp la, guck mal da! Aus einem mit einem blauen Band zusammengeknoteten Stoß alter Briefe, verschlissener Inflationsgeldscheine mit Millionenbeträgen und seit Jahrzehnten beglichener Haushaltsrechnungen zückt Mutter ein Schulheft hervor. Die Farbe des Umschlags ist so verblichen, daß man kaum zwischen blau und violett unterscheiden kann. - ach ja, mein Schulheft! damals war ich erst. . . Moment mal, Januar 1918, na erst sieben! Tatsächlich verkündet ein mit verschnörkelten Arabesken verziertes Etikett: Elsaß-Lothringen Emma Rublé Straßburg - komisch doch, damals die Schreibart mit e! Vater bestand ausdrücklich auf dem é mit Akzent.
Europäer?
(2001)
Otto Flake ist 1880 in Metz geboren, 1963 in Baden-Baden gestorben. Sein Vater war Verwaltungsbeamter in Elsaß-Lothringen, Flake verbrachte so seine Kindheit im Saargemünd, Mulhouse, Colmar, studierte in Straßburg. Literarische Aktivitäten entwickelte er zusammen mit Rene Schickele. Vorbild waren die französischen Romanciers Balzac, Flaubert, Stendhal. Als freier Schriftsteller hatte er vielfache Ortswechsel, ab 1928 lebte er überwiegend in Baden-Baden. Er bearbeitete u. a. auch viele badische Themen: ,,Kaspar Hauser", ,,Türkenlouis", zwei Bände „Badische Chronik". Vor allem aber überzeugte er auch als zuverlässiger Übersetzer und Herausgeber wichtiger Texte aus der französischen Literatur, verstand sich ganz bewußt als Mittler zwischen Frankreich und Deutschland (Vgl. die Kurzbiographie von Erich Kleinschmidt in BW-Biographien I, 85 ff). Die Resignation kennzeichnet sein Spätwerk.
Haslach im Kinzigtal, November 1944. Amerikanische Panzer stehen kurz vor Straßburg. Da geht ein älterer Herr zum Haslacher Postamt und gibt für seinen Sohn Telegramme auf. In sein Tagebüchlein notiert er „5 Telegramme abgesandt. Führer - Himmler - Goebel - Gauleiter u. Gestapo/Straßburg, 56,- Mark". Die Telegramme kamen an. Die meisten landeten beim „Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei", Heinrich Himmler. Sie liegen jetzt im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde.
Ihm und den anderen Führern des Großdeutschen Reiches wird darin aus Haslach die Wende im längst aussichtslosen Krieg versprochen - die schon oft angekündigte, immer wieder versprochene Wunderwaffe. Himmler solle sofort eine Kommission von fähigen Physikern schicken, die bei Harry Hasso in Haslach, Ringstraße 2, den Alpha-Omega-Motor besichtigen sollen. Er benötige nur am Anfang ein wenig Energie und laufe dann endlos. Einmal in Gang gesetzt, löse das rotierende Gerät die Probleme des Dritten Reiches.
Unnötig zu sagen, daß es vermessen von mir war, Albert Baumgarten, der mich mit schonungsvoller, fast zarter Bestimmtheit darum gebeten hat, zuzusagen, hier, wenngleich nur kurz, aufzutreten. Aber drei Dinge reizten mich sogleich: die Schwierigkeit, zunächst, der Aufgabe für mich, dann der Umstand, daß Du, lieber Christoph, mir würdest zuhören müssen,
schließlich, Du weißt es, ich muß es ganz laienhaft sagen, gefallen mir Deine Sachen, die geschriebenen und die gezeichneten, seit langem - sie sprechen mich an, sie reden mit mir. Es gibt ein schönes, vielleicht etwas braves von Hans H. Hofstätter 1995 herausgegebenes Buch „Kunst und Künstler in Baden. Das 19. und 20. Jahrhundert." Da kommt im Personenregister Christoph Meckel nicht vor. Man muß wohl sagen - zu Recht, denn ein Künstler in Baden ist er wirklich nicht. Er lebt wenig oder gar nicht hier, und er hat auch einmal darüber geschrieben, warum er dies nicht tut. Kindheit
und frühe Jugend waren nicht nur in Freiburg, sondern auch in Erfurt und in Berlin; in Berlin wurde er geboren, und dort ist er, wenn er nicht woanders, zum Beispiel in der Provence, ist, noch immer. Doch, um zu dem genannten Buch
zurückzukehren: Rudolf Dischinger kommt in ihm vor, und bei dem hat Christoph Meckel studiert. Meckel selbst schreibt in einem kurzen, besser gesagt prägnanten Abriß: ,,Zeichnungen seit Ende des Krieges [da war er neun]. Realgymnasium bis Unterprima, danach zwei Semester Kunstakademie Freiburg in der Zeichenklasse bei Rudolf Dischinger, der hart und herzlich auf Arbeit bestand, womit Erkenntnis, Wissen, Sitzkraft gemeint war".
Ich bin im August 1937 in Bruchsal geboren und wohnte bis zur Zerstörung der Stadt am ersten März 1945 in einem großen L-förmigen Mietshaus, mit zwölf Wohnungen und zwei Eingängen. Der eine Eingang mündete auf die Wilderichstraße und der andere auf die Schloßstraße. Der geräumige Hinterhof mit seinen Teppichstangen und kleinen Gärten war allen gemeinsam. Und die Kinder vom Eingang Wilderichstraße und vom Eingang Schloßstraße kannten sich und spielten miteinander. Für
mich kam vom Eingang Wilderichstraße altersgemäß nur der gutmütige „Hauserklaus" in Frage. In meinem Eingang wohnten Winfried und Gisela, die ein Jahr älter waren, und als stolze Erstkläßler auf mich herabsahen. Als Besitzerin eines - mit einer Kerze betriebenen - Puppenherds, auf dem man nicht nur Brotsuppe kochen konnte, wußte ich mich aber unentbehrlich zu machen.
Ein Beispiel dafür, daß man den größten Teil seines Lebens abseits seines Geburtslandes verbringen und dennoch mit seiner
badischen Heimat zeitlebens verbunden bleiben kann, ist Professor Dr. Horst Ferdinand, der am 4. April dieses Jahres seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Seine Wiege stand in Ettenheim, und er entstammte väterlicher- wie mütterlicherseits
einer in Baden verwurzelten Familie. Seinen ersten Lebensabschnitt verbrachte er hauptsächlich in Ettenheim, Freiburg und Karlsruhe, doch seit mehr als 50 Jahren hat er seinen familiären und beruflichen Mittelpunkt in Bonn.
Helmut Lutz
(2001)
„Grenzüberschreitung" - das ist schon immer sein Ziel gewesen, Grenzen überwinden mit den Mitteln der Kunst. Als der Künstler Helmut Lutz sich vor 30 Jahren auf dem Münsterberg in Breisach ansiedelte, dort sein Wohnhaus und sein Atelier teilweise mit eigenen Händen baute, ging sein Blick über den Rhein, über die deutsch-französische Grenze hinweg, hinüber zum Festungsstern nach Neuf-Brisach. Der doppelt-achteckige Festungsstern hatte geradezu magische Wirkung auf ihn, inspirierte ihn zu einem Werk von monumentalen Ausmaßen, zu seinem „Sternenweg": Ein Kunstwerk mit Figuren und Instrumenten u. a. aus Stahl, Stein und Holz - ein Mysterienspiel, ein „Spectaculum" aus Klang und sparsam eingesetzter Sprache, aus Schwingung und Bewegung - ein kultisches Weg-Spiel, zu dem der spanische Komponist Cristobal Halffter die Musik schuf. Der Künstler verstand dieses Werk von Anfang an als seine „Europa-Weg-Initiative", womit er beides zugleich benennt: seine Lebensaufgabe und den Weg zu deren Verwirklichung. Europa „erfahren" und auf diese Weise an einem
zukunftsfähigen Europa bauen, dieses Ziel hat er, seitdem er an der Realisierung dieser Utopie arbeitet, nie aus den Augen gelassen.
Mal ehrlich, kennen Sie die Farben der Stadt Villingen? „Blau – weiß” oder „weiß – blau”?
So kleinlich und zweitrangig die Frage für den geschichtlich Desinteressierten sein mag, was gerade
während der Tausendjahrfeierlichkeiten bei einigen „Offiziellen” der Stadt festzustellen war, um so mehr
dürfte sie für den von Interesse sein, der Geschichte ernst nimmt und die Symbole achtet. Vorab: Vom
Prinzip her ist „blau – weiß” ebenso richtig wie „weiß – blau”.
Spricht man aber von den heutigen Stadtfarben Villingens, so ist „weiß – blau” richtig. Folgende Ausführungen sollen diesen Umstand näher erläutern, da er in der bisherigen Geschichtsschreibung weder
eine besondere Erwähnung, noch eine Erklärung erfährt.
Alle Lichter der einst so beschwingten Bäderstadt Baden-Baden waren im Verlaufe des Krieges erloschen. Geschlossen das Kleine Theater, verstummt das Kurorchester, verriegelt die Pforten der Spielbank. Die Hotels umgewandelt in Lazarette voll verwundeter Soldaten. Die Gasthäuser, Pensionen und alle freistehenden Privatzimmer belegt mit Personen aus
Norddeutschland, deren Häuser den Bombenangriffen zum Opfer gefallen waren. Leer gähnten die Schaufenster, die wenigen vorhandenen Nahrungsmittel waren rationiert. Tag und Nacht warnten die Sirenen vor heranfliegenden Bombergeschwadern oder herabstoßenden Tieffliegern, eilig stürzten die Menschen in die Luftschutzkeller. Am 12. April 1945 rückten französische Truppen auf Baden-Baden vor. Dank des mutigen Eintretens dreier Bürger konnte der Abzug schussbereit aufgefahrener deutscher Geschütze erreicht und damit eine Beschießung oder Bombardierung der Stadt durch die Alliierten im letzten
Moment abgewendet werden.