920 Biografien, Genealogie, Insignien
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László Trunkó †
(2022)
László Trunkó wurde am 8. Mai 1935 in der zentralungarischen Kleinstadt Szolnok als einziger Sohn des promovierten Juristen István Trunkó und der Erzieherin Erzsébet Trunkó geb. Riszner, geboren. Der Vater war ab 1940 am obersten
Verwaltungsgerichtshof in Budapest beschäftigt. Er wurde 1950 als „Klassenfeind“ von den Kommunisten aus dem Staatsdienst entlassen. Die Familie verarmte daraufhin. László Trunkó nahm 1953 unmittelbar nach seinem Abitur sein
Geologiestudium mit Schwerpunkt Paläontologie an der Eötvös-Loránd-Universität auf. Der mit Staatsgewalt niedergeschlagene ungarische Volksaufstand, der am 23. Oktober 1956 mit einem friedlichen Protest der Studenten der Universitäten in Budapest begonnen hatte, zwang ihn zur Flucht nach Deutschland. Dort wurde er sofort als politischer Flüchtling anerkannt, setzte sein Geologiestudium an der Georg-August-Universität Göttingen fort und schloss es 1960
mit der Diplomprüfung ab. Bereits ein Jahr später wurde er auf der Grundlage seiner für die Diplomarbeit gesammelten Daten promoviert. László Trunkó arbeitete damals unter anderem über oligozäne Foraminiferen (Grossheide & Trunkó 1965; Trunkó 1965).
Albert Hauser
(2009)
Noch rankt sich so manche Legende und Anekdote um die ersten Helden im Fahrradsattel. Einige wenige Namen strahlen bis heute hell, aber die meisten sind aus unserer Erinnerung entschwunden. Sie alle sind jedoch ein wichtiger und unverzichtbarer Teil einer überaus spannenden und wechselvollen Sportgeschichte. Zu den Pionieren des Radsports in der Ortenau zählt auch der Altenheimer Albert Hauser. Allerdings fällt es schwer dessen Leben, insbesondere die sportlichen Lebensstationen nachzuzeichnen. Schriftliche Unterlagen über ihn sind, wenn überhaupt, überaus spärlich und auch nur verstreut archiviert vorhanden. Nachkommen aus seiner Ehe mit Berta Maurer sind keine hervorgegangen. Die wenigen Zeitungsartikel in denen er erwähnt ist, geben die im Radrennsattel errungenen sportlichen Erfolge und Leistungen lediglich im „Telegrammstil" bekannt. Zeitgenossen, die die sportiven „Heldentaten" Hausers noch miterlebt haben, sind entweder bereits gestorben oder können sich nur noch an einige wenige Sequenzen seiner sportlichen Stationen erinnern. Und so ist nicht nur Albert Hauser selbst, sondern auch der größte Teil seiner zum Teil herausragenden Sporttriumphe im Lauf der Jahre in Vergessenheit geraten. Insofern ist es heute sehr schwer noch ein authentisches Bild der einstigen Radrennsportlegende zu rekonstruieren. Und dabei war Albert Hauser in den Jahren zwischen 1925 und 1935 in aller Munde.
Die Häß ist ein ausgesprochen schwatzhaftes, vorlautes Weib, die über alles zu meckern und zu kritisieren hat und vom Nationalsozialismus nicht das Geringste wissen will. Genau so steht es im Original des Ermittlungsberichts der Geheimen Staatspolizei vom 1. Juli 1942 an den Oberstaatsanwalt beim Sondergericht in Freiburg. Wenige Tage zuvor, am 16. Juni 1942, hatte die damals 49-jährige Gast- und Landwirtin Lina Häß aus Ottenheim in einer Gastwirtschaft im elsässischen Erstein bei der Ankündigung einer Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht mit einer abweisenden Handbewegung folgende Äußerung gemacht: Ach was, es ist ja doch nicht wahr, was gesagt wird. Johann Klumpp, ein Oberwächter der Festungsdienststelle Karlsruhe und vermutlich ein überzeugter Nationalsozialist, hatte den Ersteiner
Gendarmerieposten über den Vorfall unverzüglich fernmündlich informiert. Lina Häß wird festgenommen und am 26. August 1942 vor dem Sondergericht Freiburg wegen eines Vergehens nach dem „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz von Polizeiuniformen“ angeklagt. Nicht einmal drei Monate nach „der Tat“, am 10. September 1942, wird sie vom Sondergericht Freiburg zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Dr. med. vet. Heinz Krüger
(2021)
„Tiere haben oft Schmerzen, die sie uns nicht mitteilen können. Deshalb habe ich als Tierarzt eine Grundsatzbereitschaft, gleich an welchem Tier.“ Dieser Satz war für den am 19. September 2019 verstorbenen Ottenheimer Tierarzt Dr. Heinz Krüger sein ganzes, über 35 Jahre dauerndes Berufsleben die selbstauferlegte Verpflichtung gegenüber der Kreatur. Kranken Tieren zu helfen, sie wieder gesund zu machen, das war seine Berufung. Deshalb fühlte er sich bei seiner Arbeit mit allen Tieren ganz besonders verbunden. Die Freude war immer dann besonders groß, wenn er seinen großen und kleinen Freunden mit seiner medizinischen Kunst helfen konnte. Über viele Jahre hinweg war der Veterinär aus Leidenschaft ein mobiler „Viehdoktor“ und als einziger im gesamten Ried unterwegs. Sein Kombi-Pkw war fahrende Praxis, Apotheke und Büro in einem.
Von meinem hundert Jahre alten handgeschriebenen Stammbaum konnte ich ableiten, dass ich in der sechsten Urenkelgeneration von einem Levi abstamme, der, um
1710 geboren, in Eppingen, einer Kleinstadt in Südwestdeutschland
lebte. Das Vorwort zu dieser Stammtafel
beginnt mit einer stilistisch gedrechselten
Feststellung:
"Weitsichtige Familien führen Buch über
ihre Generationen, ein Brauch, der schon
im Buch der Bücher, der Bibel, vorkommt,
wo detaillierte Beschreibungen von einzelnen Personen und ihren Nachfahren zu finden sind. Unter den Israeliten war es yichus, eine Ehre, wenn über eine Familie
gut gesprochen wird. In diesem Sinne verdient die Familie Frank von Eppingen diese
Anerkennung wegen ihres beispielhaften
Bürgersinns und ihrer Humanität."
Die direkte Abstammungslinie der Franks
wird in der Stammtafel mit dem Geburtsjahr
jeder Person wie folgt aufgeführt: Levi (um
1710), Isaak (um 1735), Levi (1765) und
lsaak (1793). Von der Zeit ab wurden die
Namen weltlich, und die Kette setzt sich fort
mit Namen wie Wolf, Julius, Arthur und
schließlich mir, Werner Ludwig, jetzt als
Werner Louis Frank bekannt.
Melanchthon wurde in der Gelehrtenwelt des europäischen Humanismus, die vor allem eine literarische Bewegung war, die sich an der Antike orientierte, groß. Bereits im Alter von 21 Jahren wurde er zum Professor für Griechisch an die Universität nach Wittenberg berufen. Schon bald geriet er jedoch in den Bannkreis der Reform-Ideen Martin Luthers und wurde in Folge zu einem der wichtigsten Mitstreiter für die Sache der Reformation. Melanchthon gilt heute als Reformator und Universalgelehrter von europäischem Rang.
Bei Recherchen in den digitalisierten Beständen des Generallandesarchivs stieß ich auf drei Seiten im Fundus der Glasnegative Wilhelm Kratts, die Nachzeichnungen von mittelalterlichen Fensterbildern enthielten: Paare in frommer Haltung und in spätmittelalterlicher Adelstracht, ergänzt um eine große Zahl von Wappen. Die archivalischen Informationen verorteten die Darstellungen in der evangelischen Kirche in Mahlberg, und auf allen drei Seiten prangte mehrmals prominent das Geroldsecker Wappen. Die Darstellungen waren mir vollkommen unbekannt, und eine nochmalige Durchsicht der einschlägigen Literatur zeigte auch, dass sie der Geroldseckerforschung bislang nicht aufgefallen waren. Meine Suche nach den Zeichnungen blieb sowohl in Mahlberg als auch in Karlsruhe erfolglos, und erst nach ausgiebigen Recherchen gelang es mir, die Originale im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden ausfindig zu machen.
Während mehr als tausend Jahren hatte das Benediktinerkloster an der Steinach
weite Gebiete in der heutigen Ostschweiz und nördlich von Rhein und Bodensee maßgeblich geprägt. Seine Aufhebung, die am 8. Mai 1805 im Großen Rat des zwei Jahre zuvor
neu gegründeten Kantons St. Gallen nur äußerst knappe Zustimmung fand, bedeutete
deshalb einen entscheidenden staatspolitischen, religiösen und kulturellen Bruch mit
einer wechselvollen und reichen Vergangenheit, die zurück reichte bis zur Grundlegung
der Abtei im Jahr 612 durch den irischen Wandermönch Gallus. Vor allem im frühen Mittelalter verfügte das Kloster über zahlreiche Besitzungen im süddeutschen Raum, die es
jedoch im Lauf der Jahrhunderte zugunsten eines geschlossenen, einfacher zu verwaltenden Territoriums in der engeren Region mehrheitlich wieder abstieß. In der Neuzeit
verblieben der Abtei vergleichsweise wenige Herrschaften nördlich des Rheins, darunter Ebringen und Norsingen im Breisgau und Neu-Ravensburg im Allgäu. Während der
revolutionären Wirbelstürme und Umstrukturierungen Ende des 18. Jahrhunderts und
bis zu ihrem Verlust 1803 dienten die exterritorialen Besitzungen dem Fürstabt als willkommener, dem helvetischen Zugriff entzogener Rückhalt im Reich. Die Verflochtenheit
des Gallusklosters mit der Bodenseeregion (und weit darüber hinaus) zeigt sich jedoch
nicht nur in seinen Rechts- und Vermögensausläufern, sondern auch in seiner geistig-geistlichen Ausstrahlung, wie sie sich etwa aus den Konventslisten ablesen lässt. Diese
verzeichnen die Herkunft zahlreicher St. Galler Mönche aus dem süddeutschen Raum
und aus Österreich. Von den 74 Patres und Fratres des letzten Konventes, um den es
im Folgenden gehen soll, stammten vier aus dem heutigen Baden-Württemberg, drei
aus Bayern, zwei aus dem Vorarlberg und einer aus Tirol. Wie das ihrer helvetischen
Mitbrüder nahm auch ihr Schicksal mit der knappen Annahme der Liquidationsvorlage
am 8. Mai 1805 eine heftige Wendung.
Der Beitrag und die Bedeutung des Straßburger Fischers und Ratsherrn Leonhard Baldner (1612-1694) für die Zoologie des Oberrheins - u. a. beschrieb er als erster die Metamorphose des Neunauges und die Fischlaus (Argulus, ,,Pou de poisson")- ist einer breiten Öffentlichkeit erst relativ spät bekannt geworden. Denn sein Vogel- Fisch- und Thierbuch war bis 1974 nur in Manuskriptform verbreitet. Von seinem Lebenswerk, in niederalemannisch-elsässischer Sprache verfasst und mit Abbildungen bekannter Straßburger Maler versehen, ließ er im Laufe der Zeit mehrere Abschriften herstellen. Sie sind zum größten Teil bis heute erhalten, ausgenommen sein als „Das große Fischbuch" bekannte Handexemplar, das 1870 bei der Zerstörung der Straßburger Stadtbibliothek verbrannte.
Die Hauptwerke des hanau-lichtenbergischen Pfarrers und Dichters Quirin Moscherosch sind inzwischen zwar erfasst und beschrieben worden, [1] doch ist noch immer mit kleineren bisher
unbekannten oder wenig bekannten Texten und Versen aus seiner Feder zu rechnen. [2]
Hinweise auf drei solche Texte sind uns aus verschiedenen Quellen bekannt geworden.
Zum ersten hat Fritz Roth[3] schon 1970 ein lateinisches Gedicht verzeichnet, das Quirin Moscherosch auf den Tod von Dorothea Diana von Salm, Wild- und Rheingräfin, verfasst hat.
Unter den Badischen Hoffotografen, die in dem Band "Gut Licht" (2003) aufgeführt werden, fehlt der Name J. Kraemer. Das mag daher kommen, dass Julius Kraemer weniger durch seine Fotografien als durch seine Lichtdrucke bekannt geworden ist. Seit 1872 betrieb er in Kehl ein "»Atelier spez. für Lichtdruck", die spätere "»Kunstanstalt für Photographie und Lichtdruck J. Kraemer in Kehl a. Rhein". Karl Julius Kraemer, so der Eintrag im Kirchenbuch, wurde am 13. September 1840 in Kehl geboren3. Sein Vater, Franz Karl Kraemer, war Bürger und Handelsmann in Kehl, verheiratet mit Karoline Julia Kraemer, geb. Semerau. Es ist noch unbekannt, wie J. Kraemer zur Fotografie kam.
Beim Betreten der alla hopp!-Anlage in Sinsheim fallen mehrere alte Torbögen auf, der älteste von 1604. Angaben zu den früheren Standorten und den ehemaligen Besitzern fehlen. Der größte und prächtigste jedoch liefert wenigstens einen Namen: Stoffel Killinger. Und die Jahreszahl: 1614. Es ist aber ganz klar, dass die alla hopp!-Anlage nicht der ursprüngliche Standort ist. Das Wissen, wo sich die Torbögen, darunter etliche aus der Zeit vor dem Brand von 1689, zunächst befanden und wann sie an ihren jetzigen Standort gebracht wurden, ging im Laufe der Zeit von nicht einmal 50 Jahren verloren. Dabei ist es ganz einfach: „Schau nach bei Ratzel“.
David Heinz Gumbel hat jahrzehntelang an der New Bezalel Akademie in Jerusalem unterrichtet und dadurch eine ganze
Generation von Silberschmieden in Israel so geprägt, dass er als „Father of Silversmiths“ bezeichnet wurde. Werke von ihm
sind weltweit in Synagogen und berühmten Museen vertreten und erzielen immer noch sehr hohe Preise. Trotzdem ist er in
seiner Heimat praktisch unbekannt. Er – und seine Familie – haben es aber verdient, dass man sich an sie erinnert. Heinz Gumbel wurde am 10. Oktober 1906 in Sinsheim geboren. Eigenartigerweise gaben seine Eltern in der Geburtsanzeige im Landboten keinen Namen für ihn an, sondern schrieben nur: „Der zweite Junge ist heute glücklich angekommen. Dies zeigen hocherfreut an Sigmund Gumbel u. Frau. Im Geburtsregister wird er als Heinz Detlev eingetragen und wurde anscheinend in Deutschland immer Heinz genannt. Nach seiner Emigration nach Jerusalem änderte er seine Vornamen zu David Heinz.
Auf einer Tagung im März 2010 in Bad Herrenalb, bei der der „Fall“ des „nichtarischen“ Pfarrers Kurt Lehmann (er zählte nach den Gesetzen des NS-Staates als „Halbjude“) eine besondere Rolle spielte, kam es immer wieder zur Frage der Kontinuität im Verhalten der Badischen Landeskirche in ihrer Haltung zum NS-Staat bis 1945 und, damit in unmittelbarem Zusammenhang stehend, der anschließenden Auseinandersetzung der Landeskirche mit ihrem Verhalten (und ggf. einem etwaigen Versagen) gegenüber den Übergriffen des NS-Staates. Symptomatisch für das Verhältnis der Kirche zu einer etwaigen Schuld schien dabei ihre Handlungsweise gegenüber den „nichtarischen“ Pfarrern Ernst (Vater) und Kurt Lehmann (Sohn) zu sein.
Haslach im Kinzigtal, November 1944. Amerikanische Panzer stehen kurz vor Straßburg. Da geht ein älterer Herr zum Haslacher Postamt und gibt für seinen Sohn Telegramme auf. In sein Tagebüchlein notiert er „5 Telegramme abgesandt. Führer - Himmler - Goebel - Gauleiter u. Gestapo/Straßburg, 56,- Mark". Die Telegramme kamen an. Die meisten landeten beim „Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei", Heinrich Himmler. Sie liegen jetzt im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde.
Ihm und den anderen Führern des Großdeutschen Reiches wird darin aus Haslach die Wende im längst aussichtslosen Krieg versprochen - die schon oft angekündigte, immer wieder versprochene Wunderwaffe. Himmler solle sofort eine Kommission von fähigen Physikern schicken, die bei Harry Hasso in Haslach, Ringstraße 2, den Alpha-Omega-Motor besichtigen sollen. Er benötige nur am Anfang ein wenig Energie und laufe dann endlos. Einmal in Gang gesetzt, löse das rotierende Gerät die Probleme des Dritten Reiches.
Die Liebe siegt in Offenburg
(2003)
Im Jahr 1895 wurde Friedrich Walter Traube in Köln geboren. [1] Er ging in
Offenbµrg zur Schule und „trat ins Bankfach ein", wie er in einem Lebenslauf später schrieb. Doch zunächst kam der Krieg, und Fritz Traube wurde
Soldat. Von August 1914 bis Oktober 1919 sei er Infanterist gewesen, dabei dreimal verwundet und mit einigen Orden dekoriert worden. Nach Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft war er ab 1919 wieder in
Offenburg in einer Bank tätig. 1926 trat er in die NSDAP ein, doch im Mai
1929 trat er vorübergehend aus. Erst im Juli 1930 trat er wieder ein,[2] und
1931 auch in die SS. Im erwähnten Lebenslauf [3] schrieb er 1940, er sei deren „Begründer im Kreis Offenburg".
Ende Mai 1935 lag an den Zeitungsständen außerhalb Deutschlands wieder die wöchentliche Illustrierte für Arbeiter, seit 1925 unter dem Namen AIZ bekannt, die seit 1933 nicht mehr in Deutschland erscheinen durfte - wie so viele Zeitungen und Zeitschriften. Nun erschien sie in Prag, mittlerweile im 14. Jahrgang. Die Nummer 21 vom 23. Mai 1935 hatte für ein kommunistisches Blatt ein ungewöhnliches Titelbild: Das ganze Blatt füllte ein SS-Mann in voller Montur, daneben waren zwei seiner Ausweise abgebildet. Daraus war zu erkennen, dass er aus Offenburg stammte und ein zwar sehr junger, doch schon „alter Kämpfer" war: „Der SS-Sturmbann II/86 bescheinigt hiermit dem SS-Mann Hans Bächle, daß er während der Kampfzeit 1931/32 als Angehöriger der H.J. während seiner Freizeit als Gehilfe auf der Geschäftsstelle der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP (Völkische Buchhandlung) dem damaligen Geschäftsführer Otto Sorge wertvolle Dienste durch sein
stets hilfsbereites Einspringen bei dringenden Arbeiten geleistet hat. Bächle konnte trotz seiner Jugend zu wichtigen Arbeiten für die Bewegung herangezogen werden und hat sich stets als durchaus zuverlässig bewiesen. (. .. ) 8.9.34 Sorge, SS-Truppführer im Stabe II/86, s.Zt. Geschäftsführer der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP. Der Führer des Sturmbanns II/80, m.d.F b. Göring, SS-Sturmführer." Die Schlagzeilen darunter - Das Geständnis eines SS-Mannes - ,,Ich war Wächter im Gestapo-Gefängnis Columbiahaus!" - Grosser Bildbericht im Innern dieses Blattes. - verwiesen auf den längeren Beitrag im Heft. Auch er war mit Fotos anschaulich gestaltet. Die Originale dieser Fotos sind jetzt, 2004, wieder aufgetaucht - im Nachlass jenes schwarz uniformierten einstigen Jünglings. Sie lagen jahrzehntelang in einer Nähmaschine am Rande Offenburgs, in einer Blechdose.
,,Mörder" waren sie fast alle nicht, denn ihre braunen Kollegen von der Paragraphenfront hatten rechtzeitig im Krieg das Strafgesetzbuch geändert - kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion. Und nach dem Krieg hatten diese Experten, nunmehr in Bonn, wieder alles so arrangiert, dass man sie allenfalls als „Gehilfen" belangen konnte. ,,Täter" waren nach höchstrichterlicher Rechtsprechung nur die Herren Hitler, Hirnmler, Heydrich - denn die waren schon lange tot. Nur diese Haupttäter hätten grundsätzlich aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Alle anderen, soweit sie nicht Exzesstäter waren, töteten nur „auf Befehl" und waren damit keine Mörder. Schon früh, gleich nach dem Krieg, wurde auf die unvorstellbaren Verbrechen des Berufsstandes hingewiesen, der schon kraft seines Berufseides diese Taten nicht hätte begehen dürfen. Dem Nürnberger Prozess 1946 folgten einige Prozesse gegen bestimmte Gruppen, u.a. gegen Ärzte. Aus dem Nürnberger Ärzteprozess stammen die Unterlagen, die im März 1947 in Heidelberg veröffentlicht wurden (Alexander Mitscherlich und Fred Mielke, Das Diktat der Menschenverachtung). In der Dokumentation ging es um die Tätigkeit von 23 SS-Ärzten und deutschen Wissenschaftlern: Medizinische Versuche in den Lagern, das „Euthanasie"-Programm und die „Jüdische Skelettsammlung für das Anatomische Institut der Reichsuniversität Straßburg". Der rassistische Alltag der Erbgesundheitsgerichte mit zehntausenden Verfahren kam dabei nicht vor.
Europäer?
(2001)
Otto Flake ist 1880 in Metz geboren, 1963 in Baden-Baden gestorben. Sein Vater war Verwaltungsbeamter in Elsaß-Lothringen, Flake verbrachte so seine Kindheit im Saargemünd, Mulhouse, Colmar, studierte in Straßburg. Literarische Aktivitäten entwickelte er zusammen mit Rene Schickele. Vorbild waren die französischen Romanciers Balzac, Flaubert, Stendhal. Als freier Schriftsteller hatte er vielfache Ortswechsel, ab 1928 lebte er überwiegend in Baden-Baden. Er bearbeitete u. a. auch viele badische Themen: ,,Kaspar Hauser", ,,Türkenlouis", zwei Bände „Badische Chronik". Vor allem aber überzeugte er auch als zuverlässiger Übersetzer und Herausgeber wichtiger Texte aus der französischen Literatur, verstand sich ganz bewußt als Mittler zwischen Frankreich und Deutschland (Vgl. die Kurzbiographie von Erich Kleinschmidt in BW-Biographien I, 85 ff). Die Resignation kennzeichnet sein Spätwerk.
Dass erst im Jahre 1961, über 160 Jahren nach seinem Gebrauch, erstmals ein bis
dahin noch unbekannter Manufakturmarkentyp auffiel, war schon ein Anlass zur
Verwunderung. Obendrein wurde er entdeckt von einem Kunsthistoriker und Privatforscher einer Porzellanmanufaktur, der diese Marke fälschlicherweise zugeschrieben worden war und für die sie infolgedessen abgelehnt werden musste.
Ernst Kramer aus Fulda war es, der das Zeichen für die fuldische Porzellanmanufaktur zurückwies und es richtigerweise der Ludwigsburger Manufaktur als deren
erste F-Marke zuordnete. Kramer hatte damit für Ludwigsburg einen bis dahin
unbekannten Markentyp entdeckt. Sein Fund schloss eine Lücke, da nunmehr
nicht nur für die Herzöge Carl Eugen und Ludwig Eugen, sondern auch für einen
dritten der vier württembergischen Regenten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Verwendung einer eigenen Manufakturmarke nachgewiesen war.
Bei dem Markenfund von 1961 wurde ein F einer - pinselbedingt serifenlosen -
Linearantiqua-Schrift von einer Krone überdeckt, sofern man die von
den Marken der 35-jährigen Manufakturzeit unter Herzog Carl Eugen von Württemberg bekannte und auch bei der Kramer-Marke noch verwendete Ludwigsburger »Krone« als eine solche bezeichnen darf. Denn sie ist streng genommen ein
kronenähnlicher Herzogshut, ein Mixtum aus Krone und Fürstenhut.
Die Form des gemarkten Stückes in Zusammenhang mit dem Dekor - einer
polychromen Blütenmalerei - gab die Sicherheit, dass das Stück und damit die
Marke aus Ludwigsburg stammen musste. Denn eine Tasse identischer
Form und in stilistisch gleicher Malerei war mit Doppel-C-Marken des Herzogs
Carl Eugen im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart bekannt. Nach dieser Information und auf Zuraten von Mechthild Landenberger, der damals in diesem Museum für Keramik zuständigen Konservatorin, schrieb Kramer die Marke
dem Herzog Friedrich II. zu. Dieser war am 23. Dezember 1797 durch den Tod
seines Vaters Herzog von Württemberg geworden, wurde 1803 Kurfürst und am
1. Januar 1806 durch Napoleons Gnaden als Friedrich 1. erster König von Württemberg.