920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Wenn hier ein kurzer Blick auf die Vorsitzenden geworfen werden soll, so nicht, weil mit diesen gleichsam der ganze Kirchengeschichtliche Verein zu fassen ist oder gar auf diese Persönlichkeiten zu reduzieren sei. Die Vorsitzenden waren oftmals Exponenten dessen, was in einer bestimmten Zeit an Geschichtszugängen und -vorstellungen, auch im spezifisch landeskirchengeschichtlichen Bereich, gedacht wurde. Am Anfang des Kirchengeschichtlichen Vereins stand ein historisch interessierter Pfarrer, Dekan Wendelin Haid aus Lautenbach im Renchtal. Dieser Geistliche verstand es, seinen Kontakt zu Historikern und Theologen, zu Geistlichen und anderen Gebildeten zu nutzen, um für eine Vereinsgründung zu werben. Dabei erhielt der Verein, wie schon angesprochen, mit seiner Zeitschrift, dem Freiburger Diözesanarchiv, das nach Vorarbeiten seit 1865 ziemlich regelmäßig erscheinen konnte, sein eigentliches Profil und Forum. Als Organisation dafür stand ein sogenanntes Comité von Gelehrten zur Verfügung. Die Schriftleiter, zunächst Pfarrer Wendelin Haid, dann der Freiburger Alttestamentler Prof. Dr. Joseph König brachten ihre – wie es hieß – „lokalhistorischen“ Interessen und Kompetenzen ein.
Wer die äusseren Zeremonien nicht auf das Sorgfältigste verrichtet, und zwar „mit seel und leyb..., der kan oder wil nit, Gott seinem Herrn, wie er schuldig, recht Christlich im gaistlichen Stand, der zuer vollkommenhait geordnet ist, dienen“. Die Befolgung des Kirchenjahres in Liturgie, frommem Brauchtum und entsprechenden asketischen Übungen gilt nicht nur dem allgemeinen Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi, sondern mehr noch der indi- viduellen Sicherung der Gottesbeziehung. Mit diesen persönlichen Gedanken leitet der Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius seine deutsche Übersetzung „Ordnung Täglicher Caeremonien und gebräuchen Cistertzer Ordens“ ein, die er den Zisterzienserinnen in „Güntersthal bey Freiburg“ widmet. Deren einzige Handschrift mit über 320 Quartblättern (1582/83) befindet sich in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen.
In der alten Durlacher Friedhofskapelle gab es aus der Stadtgründungszeit Karlsruhes zehn
Grabsteine für 13 »natürliche« Kinder des regierenden Markgrafen Carl Wilhelm sowie seines
Bruders Christoph. Diese Kinder waren 1718–1722 im Alter von einem Tag bis zu drei Jahren
gestorben. Solch eine Grablege für frühverstorbene uneheliche Kinder der Regenten ist unter
allen Fürstentümern des damaligen Heiligen Römischen Reichs einzigartig.
Im Jahre 1885 besuchte Amand Goegg aus Renchen – wohlbekannt aus den Darstellungen zum Aufstand in Baden 1849 –
mit seiner Schwester Anna in Mailand die Familie von August
Stigler und fand hier überaus herzliche Aufnahme. August
Stigler? Wer war das?
August Stigler wurde am 26. Juli 1832 in Renchen geboren. [2]
Sein Vater, Jakob Stigler, geboren am 31.3.1795 in Urloffen, [3]
war ein Sohn des dortigen „Kronen“-Wirts Franz Joseph Stigler
und dessen Ehefrau Franziska Geldreich. Die Stiglers sind seit
1650 in Urloffen als Gastwirte nachweisbar – Nachkommen
wurden in vielen Orten der Ortenau als Gastwirte ansässig. Die
Mutter von August Stigler, Katharina, war eine 1796 geborene
Tochter des Renchener „Salmen“-Wirts Franz Joseph Behrle.
Im Mittelpunkt dieses Beitrages steht die Familie von Reichskanzler Hermann Müller. Bei keinem anderen Weimarer Regierungschef ist die Diskrepanz zwischen seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte wie für die Geschichte des deutschen Parlamentarismus und diejenige der deutschen Arbeiterbewegung und der Vernachlässigung durch die historische Forschung so eklatant. Bis heute gibt es keine wissenschaftliche Biographie über den ersten sozialdemokratischen
Außenminister in der deutschen Geschichte, der 1919 den Versailler
Vertrag unterschrieb, den zweimaligen Reichskanzler der Weimarer Republik und den rund zwölf Jahre amtierenden Partei- und Fraktionsvorsitzenden der SPD. Der vorliegende Beitrag soll einen weiteren Baustein zu dieser Biographie liefern. Darüber hinaus spiegeln sich im Schicksal der Familie von Hermann Müller exemplarisch die menschliche Tragödie und die nach 1945 noch jahrzehntelang spürbaren Folgen, die in Deutschland und Europa durch die NS-Diktatur
verursacht wurden.
Der in den 1920er Jahren wiedererstarkende Realismus in der Bildenden Kunst entwickelte im deutschen Südwesten, und hier vor allem an der Karlsruher Akademie ein Zentrum mit großer Ausstrahlung. Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Georg Scholz hießen die dominierenden Künstler. Ihr Einfluß, aber auch andernorts herrührende Tendenzen des künstlerischen Realismus spiegeln sich in den Werken von vier Offenburger Malern und Graphikern: Tell Geck, Grete! Haas-Gerber, Albert Henselmann und Hermann Sprauer. Sie alle gehörten zu einer Generation, deren Leben durch zwei Weltkriege und vor allem durch den Nationalsozialismus tief geprägt und gravierend verändert wurde. Wenn man die Biographien vergleicht, gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede. Geboren sind alle in Offenburg im Zeitraum von 1890 bis 1905, Studienorte waren Karlsruhe und München sowie Stuttgart und Düsseldorf. Hermann Sprauer kehrte nach dem Studium nach Offenburg zurück, wo er, nur unterbrochen durch den Kriegsdienst, bis ans Ende seines langen Lebens wirkte. Gretel Haas-Gerber lebte ebenfalls bis zu ihrem Tod in ihrer Heimatstadt, hatte allerdings neben der
ersten Studienzeit eine fast zwei Jahrzehnte währende Zeit in Düsseldorf. Tell Geck war bereits vor dem Krieg nach Stuttgart übergesiedelt, wo er bis an sein Lebensende tätig war. Albert Henselmann blieb Offenburg von allen am wenigsten verbunden, lebte nach der Studienzeit lange in Mannheim, bevor er in die Schweiz und später in die USA auswanderte.
Das Haus, das Ruhe ist
(2013)
Vorbemerkung: Der Verfasser hat zu dem von Michael Brunner und Marion Harder-Merkelbach herausgegebenen Band »11oo Jahre Kunst und Architektur in Überlingen (850-1950)« einen Beitrag über »Kunstwissenschaftler in Überlingen« beigesteuert.
Der vorgesehene Umfang schloss den Abdruck autobiographischer Texte und einschlägiger biographischer Darstellungen, auf die der Verfasser während seiner Recherchen
stieß, leider aus. Da es sich dabei jedoch meistenteils um unbekannte Arbeiten und nachgelassene Texte handelt, die im Kontext biographischer Forschung der Kenntnis wert
sind, schien es sinnvoll, dieses notgedrungene Versäumnis in einer umfangreicheren
Form nachzuholen. Dies wird in diesem Beitrag versucht. Wie bereits die Beschränkung
auf das 20. Jahrhundert einerseits und auf die deutsche Bodenseeseite andererseits belegt, kann es sich hierbei nur um einen Ausschnitt handeln. Von daher erklärt sich auch
die auffällige Prägung des ausgewählten Personenkreises durch die politische Geschichte
des 20. Jahrhunderts.
Robert Reitzel
(2002)
Im Jahre 1889 sah das Städtchen Schopfheim Besuch aus den USA. Der Emigrant Robert Reitzel aus Langenau, von seinem Vater 20jährig als vermeintlicher Taugenichts nach Amerika abgeschoben, hatte von einem Gönner Geld für eine Europareise geschenkt bekommen. Doch Reitzels Heimweh erwies sich, wie jede sentimentale Regung, als ein zweifelhafter Ratgeber - denn die Wiederbegegnung wurde zu einer einzigen Enttäuschung. Überall fand der Wiesentäler, der 1849 just in der Nacht
zur Welt gekommen war, als sein Elternhaus nach Schriften und Revolutionären durchsucht wurde, die badisch-demokratische Tradition in einem „spezifischen Preußentum" ersäuft, und das allenthalben sichtbare „preußische Wappenvieh" bewies ihm unfehlbar eine „unfreie Grundstimmung". Aus dem einst demokratischen „Statthalter von Schopfheim" seines Onkels Georg Uehlin war nach dem deutsch-französischen Krieg ein nationalliberales Blättchen geworden, und was Reitzel selbst betraf, so musste er erkennen, dass er das Stigma des schwarzen Schafes der Familie und der verkrachten Existenz noch immer nicht los geworden war. Zwar hatte sich Reitzel drüben zu einem geachteten Schriftsteller entwickelt und in Detroit ein eigenes Blatt begründet - doch wer wusste das schon in der alten Heimat, wo ihm der Vater, ein ehemaliger Schulmeister, und die eigenen Verwandten mit unverhohlenem Misstrauen begegneten.