920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Bei Betreten des Friedhofes von Windschläg stößt der Besucher in der Mitte der Anlage, nahe dem Friedhofskreuz, auf ein bemerkenswertes, markantes Kleindenkmal: ein Bildhäuschen, dass an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten Andreas
Kaufmann erinnert. So mancher Betrachter, der nachdenklich die Zeilen der Grabinschrift gelesen hatte, mag sich wohl gefragt haben: wer war diese Person, die auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges ihr Leben verlor und so jung sterben musste?
Amtmann Hieronymus Bold
(2015)
Den wenigsten Villingern ist der Bezug zu dem
halbrunden Wappenschild mit der Jahreszahl 1582
in der Schulgasse, links von der Benediktinerkirche,
bekannt. Dieses war schon vor dem Neubau
des Münsterzentrums am Haus Nr. 15 angebracht.
Im Jahre 1970 wurde die ganze Häuserzeile (Nr.
11/13/15/17) abgebrochen.
Das Wappen ist das des Hieronymus Bold d. J.
und seiner Frau Luzia, geb. Kegel. Er war, wie
schon sein gleichnamiger Vater, Amtmann des
Benediktiner-Klosters von St. Georgen.
Am 31. Aug. 1967 wurde im Südkurier ein ausführlicher
Bericht über „Das kleine Wappenschild
in der Schulgasse” unter „heimatliche Kostbarkeiten
am Rande der Villinger Stadtgeschichte”
veröffentlicht.
Die bedeutende Familie Bold wohnte in der
Schulgasse Haus 15, es war das niederste dieser 4
Häuser. Das halbrunde Wappenschild war damals
über der Haustüre eingemauert.
Amalie Haizinger
(2008)
Als „Malchen Morstadt“ kam sie am 6. Mai
1800 in Karlsruhe zur Welt. Ihre Eltern waren
Georg Michael Morstadt (* 1763 † 1842) und
Friederike Jacobina Pastart (* 1763 † 1822).
Über Generationen, bis zurück ins 17. Jahrhundert
reichend, hatten die männlichen Vorfahren
der Morstadts bedeutende Ämter der
Evangelischen Kirche inne. Einige der alten
prächtigen Epitaphen sind heute noch im
Lahrer Denkmalhof sorgsam verwahrt.
So stammte auch Georg Michael aus einer
angesehenen kinderreichen Pfarrersfamilie,
die in dem kleinen Breisgau-Ort Broggingen
lebte. Bis heute ist hier im Türsturz des Pfarrhaus-
Eingangs zu lesen: „Morstadio Pastore
MDCCLIX“. Der ältere Bruder Friedrich
August (* 1759 † 1829) studierte ebenfalls
Theologie und wirkte als Pfarrer in Tutschfelden,
Kleinkems, Bischoffingen und Bickensohl
am Kaiserstuhl.
Altnuifra, das vor der 1721 erfolgten Gründung von Neunuifra (heute Ortsteil
von Pfalzgrafenweiler) einfach Nuifra hieß, ist eine alte Siedlung. Der Ortsname, der in alten Schriften als Nieverun, Niuferon o. ä. erscheint, wird aus
dem Althochdeutschen niwi-farun = Neu-Fahrer, Neusiedler, abgeleitet. [1]
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte Ende des 11. Jh., als kurz nacheinander Teile von Altnuifra von den Grafen Alwig und Hermann von Sulz
und den Brüdern Burkhard und Berthold von Staufenberg dem Kloster
Hirsau geschenkt wurden. Das Kloster Hirsau trat diesen Besitz an sein in
den 1080er-Jahren neu gegründetes Tochterkloster Reichenbach ab, das noch
weiteren Nuifraer Besitz von Egilolf und Rapoto von Breitenau erhielt. [2] Aus
diesen vielfältigen Schenkungen kann geschlossen werden, dass Altnuifra
ursprünglich wesentlich größer war als zu Beginn der Neuzeit, als nur noch
zwei Höfe vorhanden waren. [3]
Der Bestrafung von Eltern unehelicher Kinder wurde im Herzogtum Württemberg besondere Bedeutung zugemessen. Die Verfahren zur Ermittlung der
Väter finden sich teils in den Kirchenkonventsprotokollen, teils in Amtsprotokollen »in causis mixtis« [1]
. Letztere wurden im 19. Jahrhundert unter dem
Titel Skortationsprotokolle weitergeführt, liegen aber nur für wenige Ämter
noch vor. Die Einziehung der teils empfindlichen Strafen ist in den Amtsrechnungen [2]
, für Klosterämter auch in den Landschreibereirechnungen [3] verbucht.
Mit der Publikation des Ortsfamilienbuches Sulzfeld (OFB) wurden einige
ältere Listen veröffentlicht, die die Möglichkeit bieten, Sulzfelder Familien des
15. und 16. Jh.s bis an den Beginn der Kirchenbücher im Jahr 1638 zu verfolgen. Es handelt sich um zwei Rugzettel (1489 und 1529), dann Lagerbücherauszüge von 1541, 1554, 1570, 1575, die Frongeld und Bodenzinse der
Bevölkerung gegenüber ihrer Herrschaft, den Göler von Ravensburg, verzeichnen. Es folgen eine Prozessvollmacht der Gemeinde Sulzfeld von 1581,
ein Rugzettel von 1584, weitere Lagerbuchauszüge von 1599 und 1606 mit
Zinsabgaben. [1] 1617 brachten die Einwohner Sulzfelds eine Beschwerde gegen
ihre Grundherren, die Göler von Ravensburg, an die Grafen von Öttingen als
Oberlehensherren vor, u. a. wegen Erhöhung der Fron. [2] Dieser Prozess ist
nicht nur wegen der aufgeführten Sulzfelder Zeugen wichtig, sondern auch
deshalb, weil er Auszüge aus älteren Lagerbüchern enthält, die als Original
vernichtet worden sind. Dazu kommen Sulzfelder Untertanenverzeichnisse
von 1626, 1641 und 1650, sowie ein Einwohnerverzeichnis von 1662/64. [3]
Gleichzeitig bietet die folgende Untersuchung die Möglichkeit, strittige
Zuweisungen im OFB von Personen zu diskutieren und zu verbessern.
Altdekan Kurt Müller †
(2020)
Der Geschichts- und Heimatverein Villingen verliert mit Ihm einen der wichtigsten Kenner der Geschichte unserer Stadt, insbesondere hinsichtlich aller unmittelbaren oder mittelbaren kirchenhistorischen Zusammenhänge. Kurt Müller, in Kehl geboren, kam schon als Kind nach Villingen, wo er die Schule besuchte und 1957 das Abitur ablegte. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Würzburg wurde er im Juni 1963 zum Priester geweiht. Damit wurde das 1962 begonnene II. Vatikanische Konzil auch zur Leitschnur seines pastoralen Wirkens.
Für altansässige Familien in Denkendorf, Nellingen und Berkheim ist es fast
zwangsläufig, dass im Verlauf der Generationen ein Mauz in der Ahnenliste
auftaucht. Hierbei spielte die räumliche Nähe der drei Ortschaften, aber auch
der Umstand, dass der gemeine Flecken Berkheim ein Filialort des Klosters
Denkendorf war, eine große Rolle. So können wir z. B. im 16. Jahrhundert
einen regen heiratsgetriebenen Bevölkerungsaustausch dieser drei Ortschaften
feststellen. Mit zunehmender räumlicher Entfernung, beispielsweise mit Köngen,
Ruit und Scharnhausen, gab es deutlich weniger Zu- und Abgänge.
Taucht im Stammbaum ein Nellinger, Berkheimer oder Denkendorfer
Mauz auf, dann landet man nahezu zwangsläufig bei Bartholomäus Mautz in
Nellingen. Von diesem Bartholomäus Mautz ist bekannt, dass er aus Berkheim
stammt und 1594 nach Nellingen geheiratet hat. Er ist der Stammvater fast
aller heutiger Nellinger, Denkendorfer und auch Berkheimer Mauz. Von seinem
Vater ist das Todesdatum in Berkheim bekannt. Er wurde namentlich als
Alt Bartlin Mautz vermerkt und hatte mehrere Kinder. Grundsätzlich kann
man nach den Kirchenbüchern festhalten, dass der überwiegende Teil seiner
Kinder und Enkel nicht in Berkheim verblieben ist.2
Alt Bartlin Mautz ist um 1524 geboren. Wo ist er geboren, wer war der
Vater? Er wird in Lehensbriefen als Leibeigener des Klosters Denkendorf
bezeichnet. Damit spricht auf den ersten Blick einiges auch für Berkheim als
Geburtsort oder zumindest dafür, dass seine Mutter aus Denkendorf oder
Berk heim stammte.
Haslach im Kinzigtal, November 1944. Amerikanische Panzer stehen kurz vor Straßburg. Da geht ein älterer Herr zum Haslacher Postamt und gibt für seinen Sohn Telegramme auf. In sein Tagebüchlein notiert er „5 Telegramme abgesandt. Führer - Himmler - Goebel - Gauleiter u. Gestapo/Straßburg, 56,- Mark". Die Telegramme kamen an. Die meisten landeten beim „Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei", Heinrich Himmler. Sie liegen jetzt im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde.
Ihm und den anderen Führern des Großdeutschen Reiches wird darin aus Haslach die Wende im längst aussichtslosen Krieg versprochen - die schon oft angekündigte, immer wieder versprochene Wunderwaffe. Himmler solle sofort eine Kommission von fähigen Physikern schicken, die bei Harry Hasso in Haslach, Ringstraße 2, den Alpha-Omega-Motor besichtigen sollen. Er benötige nur am Anfang ein wenig Energie und laufe dann endlos. Einmal in Gang gesetzt, löse das rotierende Gerät die Probleme des Dritten Reiches.
150 Jahre nach Henhöfers Tod stellt sich die Frage, welches war denn seine Wirkung und inwiefern ist er als einer der Lehrer unserer Kirche – ein Doktor, wie er von den Heidelberger Theologen genannt wurde – noch aktuell. Wir tun dies nicht ohne die gebotene Zurückhaltung, wohl wissend, dass uns nur ein begrenztes und vorläufiges Urteil zusteht. Meine innere Nähe zu ihm gestehe ich gerne. Henhöfer gehört für mich zu den theologischen Vätern und Lehrern, von denen unsere Landeskirche nicht allzu viele aufzuweisen hat. Aber ich möchte ihm kein Denkmal errichten und ihn auch nicht verklären. Denkmäler sind doch gleichsam Versteinerungen und verklärende Heiligenbilder, sie entsprechen nicht dem reformatorischen Verständnis jener Lehrer und Zeugen der Wahrheit, zu denen wir Henhöfer rechnen dürfen. Ein lebendiges, ehrendes und ehrliches Gedenken wird die Grenzen achten, die ihm und uns gesetzt waren und sind, einem jeden in seiner Zeit und Welt. Das Wort des Paulus vom Maß des Glaubens (Röm 12,3), das von Melanchthon so oft zitiert wurde, gilt und darum überschreibe ich meinen dritten Abschnitt Henhöfer in seinen Grenzen. Nach dieser Klärung und Eingrenzung möchte ich ihn zum Schluss unter uns neu ins Gespräch bringen, das ist sozusagen das Vermächtnis. Eine Thesenreihe soll diesen Versuch einer Aktualisierung zusammenfassen und zur Diskussion stellen.