920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Der in seiner Polarisation uneindeutige Titel wirft Fragen auf, die es zu erörtern gilt. Wäre ausschließlich vom Rinderle-Grabmal die Rede, ließe sich das Thema bündig eingrenzen und in beschränktem Umfang an der historischen Persönlichkeit festmachen, der man sich im Rückblick auf das, was sie auszeichnet, gerne erinnert. Thaddäus Rinderle, um das kurz vorauszuschicken, erfreute sich eines erfüllten Lebens, das sich in geistigem Tun und einer ausgleichenden Leidenschaft für technisches Gerät erschöpfte. 1748 in Staufen geboren, währte es 76 Jahre lang. Berufen, es in den Dienst Gottes zu stellen, trat Rinderle in St. Peter im Schwarzwald dem Orden der Benediktiner bei. Dort, wo er schon als Knabe schulisch unterwiesen worden war, sollte er später auch die Priesterweihe erhalten. Seinen Taufnamen Matthias legte er ab, um
sich fortan Thaddäus zu nennen. Anzeichen einer außerordentlichen mathematischen Begabung veranlassten Abt Philipp Jakob Steyrer, den jungen Novizen für ein Hochschulstudium in Salzburg freizustellen, das ihn alsbald in den Stand setzte, sich selber als Professor für angewandte Mathematik an der Universität Freiburg zu empfehlen. Aus seinem Abstraktionsvermögen und einer betont aufgeklärten Unvoreingenommenheit gegenüber naturwissenschaftlichen Erkenntnissen erklärt sich Rinderles Interesse für Astronomie und physikalische Zusammenhänge. Seiner Erfindungsgabe verdanken wir eine Reihe verbesserter Teleskope und vieles mehr, darunter Landvermessern und Architekten nützliche Nivellierinstrumente. Ein besonderes Faible hatte er für Uhren – zweifellos ein Grund, warum man ihm hierzulande so viel Sympathie entgegenbringt. Berühmtheit erlangte der „Uhrenpater“, wie er schon zu Lebzeiten liebevoll genannt wurde, durch eine heute im Deutschen Uhrenmuseum zu Furtwangen aufbewahrte geographisch-astronomische Uhr, die ihn weit über Freiburg hinaus bekannt machen sollte. Erwähnt sei zu guter Letzt, dass er auch zwei Weltkugeln anfertigte. Die Tatsache, dass ein Globus als ikonographisches Bildmotiv sein Grabmal krönt, mag deshalb nicht überraschen, obschon dieser ursächliche Zusammenhang einer anderen Voraussetzung geschuldet ist, wie zu sehen sein wird. Wer auch immer sich mit Rinderle beschäftigt, kommt unweigerlich auf dieses Monument zu sprechen, und sei es nur, um die dort eingeschriebene Inschrift zu zitieren, deren realistischer Sinngehalt nachdenklich stimmt: Vieles hat er im Leben mathematisch errechnet mit Ziffer und Buchstab. Aber die Stunde des Todes bleibt unbekannter als x.
Der vergessene Philosoph
(2018)
Als vor einiger Zeit das Grab des Ehepaars Husserl auf dem Friedhof in Freiburg-Günterstal in den Blick der Öffentlichkeit geriet, blieb eine nur wenige Meter entfernte andere Grabstätte unerwähnt und wohl auch unbemerkt: Diejenige des Philosophen, Psychologen und Pädagogen Jonas Cohn und seiner Ehefrau Elise. Wie der zehn Jahre früher (1859) geborene Edmund Husserl war Jonas Cohn (Abb. 1) jüdischer Herkunft. Er wuchs in Görlitz auf und studierte in Berlin Botanik. In diesem Fach wurde er auch 1892 promoviert und beschloss, sich zunächst (1892-1894) in der experimentellen Psychologie auszubilden. Ab 1896 studierte er bei Heinrich Rickert in Freiburg. Wilhelm Windelband und Rickert waren die Hauptvertreter der südwestdeutschen (bzw. badischen), werttheoretischen Richtung des Neukantianismus. Mit den „Beiträgen zu der Lehre von den Wertungen” war Cohn 1897 der erste Habilitand Rickerts. Seither lehrte er in Freiburg als Privatdozent. 1901 wurde er nichtbeamteter, außerordentlicher planmäßiger Professor für Philosophie und Psychologie. Im gleichen Jahr erschien als erste größere Veröffentlichung seine „Allgemeine Ästhetik”, aufbauend auf „kritischer Wertwissenschaft”. Cohn nutzt in diesem Werk seine umfassende Kenntnis der Kunst- und Literaturgeschichte. Allerdings muss er einräumen, dass er die Musik weit seltener zu Beispielen herangezogen hat als die übrige Kultur, da er völlig unmusikalisch sei.
Paul Mauk wurde am 19. Juli 1900 in Waldkirch geboren. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Militärdienst beim 5. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg (siehe Abb. 1). Die Kriegsstammrolle seiner Einheit verzeichnet: Beruf: Schüler. Mauk fällt fünf Wochen vor seinem 15. Geburtstag am 7. Juni 1915 in Nordfrankreich im Alter von 14 Jahren. Sein Grabstein befindet sich – zusammen mit über 15.000 Weiteren – auf dem Soldatenfriedhof Lens-Sallaumines. 1928 wird seine Biografie veröffentlicht und er als „Jüngster aller Feldgrauen“ bezeichnet. Elf Jahre später, am 11. Juni 1939, laden Bürgermeister Kellmayer aus Waldkirch und Rektor Weber von der dortigen Volksschule – beide NSDAP-Mitglieder – zu einer „Paul-Mauk-Gedenkfeier“ ein. Anlass war die Benennung der Waldkircher Volksschule (heute: Schwarzenbergschule) nach Paul Mauk. Folgende Fragen drängen sich auf: Wie verhielt sich die Militäradministration bei der Freiwilligenmeldung eines gerade 14-Jährigen und wie war hierzu die Rechtslage? Wie haben die Waldkircher und die Freiburger Paul Mauks Leben und Sterben ab 1915 und insbesondere nach 1928 wahrgenommen und bewertet? Wie ist zu erklären, dass ein Schuljunge – wenige Tage nach seinem 14. Geburtstag – sich freiwillig zum Kriegsdienst melden konnte? Welche Rolle spielten die Herkunft, das Elternhaus, die Kirche und die Schule?
Der Theologe, Priester und Universitätsprofessor Engelbert Krebs wurde am 4. September 1881 in Freiburg geboren. Er war ein Sohn des Bankiers Eugen Krebs und seiner Frau Jenny, geborene Komp, die seinen Vater während seiner Studienzeit in Aachen kennengelernt hatte. Neben einer großen Zahl Freiburger Verwandter gab es so auch einen niederländischen Familienzweig. In Freiburg ging Engelbert Krebs nicht nur auf das Großherzogliche Gymnasium (heute Berthold-Gymnasium), sondern er studierte hier auch Theologie. Von 1906 bis 1908 war er Kaplan in Oberkirch in der Ortenau. Danach verbrachte er von 1908 bis 1910 eine weitere Studienzeit in Rom im Campo Santo. Mit einer in dieser Zeit angefertigten Arbeit erwarb er in Freiburg zusätzlich den Doktortitel in Theologie, nachdem er bereits 1903 dort zum Dr. phil. promoviert worden war. 1911 erhielt er die venia legendi für Scholastik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und übernahm dort 1915 eine a.o. Professur für Dogmatik. 1918 erhielt Krebs den Ruf auf den ersten dogmatischen Lehrstuhl in Freiburg und wurde ordentlicher Professor.
Augustin Bea (*1881), Kardinal aus der Gesellschaft Jesu, starb am 16. November 1968 in Rom. Ebendort war ich wenige Wochen zuvor, am 2. Oktober, für die Diözese Aachen in das „Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum“ („Päpstliches Deutsch-Ungarisches Kolleg“) aufgenommen worden. Ich stand also ganz am Anfang meiner römischen Erfahrungen, als ich mich am Vormittag des 19. November zusammen mit anderen Germanikern auf den Weg nach Sankt Peter machte, um dort an dem Requiem für Kardinal Bea teilzunehmen.
Wolfgang Hug war ein außerordentlicher Mensch und ein außerordentlicher Lehrer und Historiker. Vor allem hat er Geschichte und Vergangenheit nicht nur vorbildhaft erforscht, sondern er hat vielen Generationen von Studierenden Geschichte auch zu lehren gelehrt. Viele, die das eine können, können das andere nicht. Wolfgang Hug konnte beides. Ich habe ihn leider nicht mehr als Lehrer und Kollegen, sondern nur noch als emeritierten Professor, der ab und zu an „seiner“ Hochschule vorbeischaute, kennengelernt. Näher sind wir uns erst im Kirchengeschichtlichen Verein der Erzdiözese Freiburg gekommen, dessen Mitglied er bis zuletzt war. Zuweilen hat er mir großzügigerweise auch geschichtsdidaktische Zeitschriften, Bücher und Fachliteratur ins Postfach legen lassen, von denen er glaubte, dass er sie nicht mehr benötige. Ge- freut hat mich, als er mich nach der Verabschiedung seines verdienten Kollegen und Nachfolgers Gerhard Schneider, bei der ich, noch nicht lange im Amt, am 20. Juli 2008 ein paar ehrende und wertschätzende Worte im Schlossbergrestaurant sprechen musste, brieflich im Nachhinein lobte. Ich hätte, wie er es formulierte, genau getroffen, was den Scheidenden auszeichnet, ich hätte es „auf eine überaus gewinnende Art zum Ausdruck gebracht“.
Der Lahrer Stadtpark
(2018)
Der Lahrer Stadtpark war schon häufig Gegenstand verschiedenster Veröffentlichungen. Mit Blick auf das Schwerpunktthema des vorliegenden Jahrbuchs „Geroldsecker Land“ und vor dem Hintergrund der 2018 in Lahr stattfindenden Landesgartenschau lohnt sich jedoch eine neuerliche Beschäftigung mit dessen facettenreicher Geschichte, mit der sich auch eine Ausstellung im Erdgeschoss der Villa Jamm ab Frühjahr 2018 unter dem Titel „Der Garten - der Gründer - die Stadt“ beschäftigt. Sie bezeugt das bereits seit langem in Lahr bestehende Bewusstsein um die Bedeutung öffentlicher Grünanlagen für die Lebensqualität einer Stadt und belegt auch die weit zurückreichende Tradition des verantwortungsvollen Umgangs und der zeit- und kostenintensiven Pflege derartiger „Naherholungsgebiete“, von deren Erfahrung die Landesgartenschau 2018 profitiert. Außerdem kann der Stadtpark in Lahr auf eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte - vom Privatbesitz zur städtischen Einrichtung - zurückblicken, die im Geroldsecker Land und weit über diese Region hinaus ihresgleichen sucht.
Dokumente der Familie Rohan
(2018)
Mitglieder der Familie Rohan emigrierten im Verlauf der französischen Revolution von 1789 in das Ausland und lebten schließlich in Österreich, zu dem damals auch das Land Böhmen gehörte. Dort erwarben sie Grundbesitz, darunter im Jahr 1820 die Herrschaft Swijany mit dem Schloss Sychrov (bei Reichenberg). Die emigrierten Rohans, von denen heute noch viele Nachkommen weit verstreut in Europa leben, können als nächste Verwandte des am 16. Februar 1803 in Ettenheim verstorbenen Kardinals Louis de Rohan gelten. Insbesondere Fürst Camille von Rohan (1801-1892) interessierte sich sehr stark für die Familiengeschichte. Unter ihm und seinem Vorgänger Fürst Charles-Alain wurde das Schloss Sychrov umgebaut und sehr stark vergrößert. Es „sollte jedenfalls in erster Linie die große Vergangenheit der Familie, die ausschließlich die Bretagne und Frankreich betraf, heraufbeschwören“, schreibt Inge Rohan in ihrer Veröffentlichung „Schloss Sychrov. Ein neugotisches Denkmal der Familie Rohan“ (Salzburg 1996). Nach der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1945 musste die Fürstin Margarethe von Rohan mit ihren Kindern Böhmen verlassen. Das Schloss und das Familienarchiv wurden verstaatlicht.
Das Prinzenschlössle oder Ichtratzheimsche Haus in Ettenheim, aus dem der Herzog von Enghien im Morgengrauen des 15. März 1804 auf Befehl von Napoleon Bonaparte entführt worden war, der Prinzengarten mit dem barocken Gartenhäuschen und die Fensterscheibe im Museum, in die der Herzog für seine Geliebte Charlotte de Rohan-Rochefort ein Gedicht eingraviert hatte - sie halten alle die Erinnerung an den französischen Prinzen wach, der am 21. März 1804 wie vorausgeplant im Schlossgraben von Vincennes bei Paris erschossen wurde. Weitgehend unbekannt und auch in der Heimatliteratur nicht beachtet ist jedoch ein monumentales Ölgemälde im Vorraum zum Bürgersaal. Thema dieses Bildes ist die Verhaftung eines jungen, adligen Mannes durch französische Soldaten. Es ist anzunehmen, dass der Künstler die Entführung des Herzogs von Enghien darstellen wollte.
Karl A. Bühler
(2018)
Der Ruf, zwischen den Fronten zu stehen, sich nicht bedingungslos einer Seite zuzuwenden, folgte dem am 26. Februar 1904 in Ottenheim geborenen Pfarrer und Politiker Karl August Bühler bis zu seinem Lebensende. Aber vielleicht gerade deshalb war er als Theologe und Seelsorger wie auch später als Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag und im Deutschen Bundestag für viele eine Vertrauensperson. Durch seine gradlinige Art, verbunden mit dem Mut, die Dinge unumwunden und genau so anzusprechen, wie sie sich ihm aus der ureigenen Sicht boten, wurde er natürlich auch zur Zielscheibe zahlreicher Kritiken. Dennoch schätzten die Menschen seine Gradlinigkeit, seine Verlässlichkeit und den unermüdlichen Einsatz für Gemeinschaft und Gemeinwohl. Als Pfarrer war er eine Vertrauensperson, der bedürftigen Menschen durch menschliche Zuwendung, durch Wort, Trost und Gebet, aber auch durch direkte praktische Hilfe unmittelbar beistand. Später als Politiker wurde er innerhalb der evangelischen Kirche als Pazifist und als Mahner für soziale Gerechtigkeit zu einem glaubwürdigen politischen Zeugen. Im politischen Alltag war er nicht nur ein kompetenter Botschafter seines Wahlkreises, sondern auch ein Politiker zum Anfassen. Er hat mit anderen immer auf Augenhöhe diskutiert und war sich nie zu schade, auch kleineren Ortsvereinen einen Besuch abzustatten. Verständlich, dass der verlässliche und außergewöhnliche Mann vor allem in seinem politischen Lebensabschnitt äußerst populär war. Karl A. Bühler war eine beeindruckende Persönlichkeit, in dessen beruflichen und politischen Stationen sich die Spuren der Hitler- und der Nachkriegszeit verbinden. Dank des vielseitigen und unermüdlichen seelsorgerischen Engagements und des späteren langjährigen beispielhaften Wirkens auf den politischen Bühnen wurde seine Zeit auf Erden zu einem überaus bewegten Leben. Heute jedoch ist Karl A. Bühler, der im Januar 1984 kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres in Lörrach still gestorben ist, aus dem Bewusstsein der Politik und der Öffentlichkeit verschwunden. Deshalb soll mit dieser Arbeit der interessante und ungewöhnliche, mitunter auch komplizierte Lebensweg dargestellt werden, um so an den (fast) vergessenen Theologen und Politiker zu erinnern.
Der Friedrich-Maurer-Park
(2018)
Alle, die den Stadtpark kennen, loben seine Weitläufigkeit, seine Artenvielfalt und vor allem die vorbildliche Gartengestaltung der verschiedenen Grün- und Pflanzenanlagen. Doch eine so perfekte Parkanlage hat in ihrer Unterhaltung auch ihren Preis, der unter anderem auch durch Eintrittsgelder finanziert werden muss. Wie Richard Sottru, Abteilungsleiter Öffentliches Grün und Umwelt, mitteilte, ist ein wichtiger Baustein im Grünkonzept der Stadt Lahr, dass es neben dem Stadtpark, der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt ist, auch andere Parkanlagen geben muss, die der Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Dazu gehört neben dem Park am Rosenweg und dem Park am Werderplatz auch der Friedrich-Maurer-Park in der Tramplerstraße.
Peter Anselm Riedl war ein international angesehener Kunsthistoriker und ein streitbarer Geist, der es klug verstand, die Finger an den richtigen Stellen in die Wunden zu legen. Bewegte er sich in seinen ersten Schaffensjahren auf, seiner Zunft entsprechend, „sicherem“ wissenschaftlichem Terrain – er nahm sich historischen Kirchenbauten, vor allem derer in Siena an − so „weitete“ sich sein Blick mit zunehmender Erfahrung, indem er die „Objekte kunsthistorischer Begierde“ in einen Alltagskontext setzte. In der Sehnsucht nach Italien liegen die Städtebauer und die Kunsthistoriker in ihrer Suche nach den Wurzeln des „Wahren und Guten“ gar nicht so weit auseinander. Auch wir wurden während unseres Studiums nicht nur zum Zeichnen nach Italien geschickt, galten uns die Italiener, wenn es um das Entwerfen ging, als Vorbilder, gleich ob die großen Baumeister der Renaissance, wie Brunelleschi, Alberti oder Palladio, ob umstrittene Architekten der Moderne wie Adalberto Libera oder Giuseppe Terragni oder ob Zeitgenossen wie Vittorio Gregotti oder Georgio Grassi. Wir studierten deren Schriften und „kopierten“ ihre Entwürfe.
Die Forschung über Friedrich Ebert krankt seit jeher an fehlenden Quellen. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Sowohl seine Witwe Louise als auch sein ältester Sohn Friedrich Ebert junior wurden während des Zweiten Weltkrieges in Berlin ausgebombt; darüber hinaus wurden wichtige Archivbestände der Reichspräsidialkanzlei während des sogenannten Dritten Reiches ausgesondert und zerstört. Während der Sammlermarkt nach wie vor mit NS-Devotionalien überschwemmt wird, werden vergleichsweise nur wenige Dokumente und Memorabilia aus dem Umfeld der Sozialdemokratie angeboten, nicht zuletzt, da ein großer Teil von ihnen zu Beginn der Hitler-Diktatur aus Angst vor Verfolgung vernichtet wurde. In der ständigen Ausstellung des Ebert-Hauses können deshalb kaum dreidimensionale Originale über den ersten Reichspräsidenten und die Geschichte der Arbeiterbewegung präsentiert werden. Umso erfreulicher war die Entdeckung, dass Anfang Juni 2016 auf der Seite des bekanntesten Internet-Auktionshauses eine große Porträtbüste des Begründers der deutschen und internationalen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, angeboten wurde. Die der Kaufanzeige beigefügten Fotos zeigten eine gut erhaltene, stattliche (rund 80 cm hohe und 50 cm breite), vermutlich aus der Zeit vor 1918 stammende Büste aus Gips. Der Startpreis der Auktion betrug lediglich einen Euro. Nach einem spannenden Bieterwettbewerb konnte die Lassalle-Büste dann am 11. Juni 2016 für 351,00 Euro plus 19,90 Euro für Porto und Verpackung, also zusammen für 370,90 Euro, vom Ebert-Haus ersteigert werden. Den heiklen Transport überstand das fragile Artefakt unbeschädigt und bestätigte beim Auspacken den Eindruck, den es bereits auf den Fotos gemacht hatte, den eines ästhetischen und ausdrucksstarken Kunstwerkes.
Richard Wagner ist in seinem Leben viel gereist – sowohl aus freien Stücken als auch unfreiwillig, in Begleitung seiner Familie und alleine. Er war dabei mehrfach auf der Flucht, zeitweise vor Gläubigern, vor ungünstigen Umständen, manchmal aber auch vor sich selbst, getrieben von einer inneren Rastlosigkeit. Sein Leben gestaltete sich häufig schwierig, war über lange Zeit geprägt von Existenzsorgen und einem stets gegenwärtigen Kampf um und für das eigene Werk. Eine gewisse Ruhe fand er ab 1864 durch die Unterstützung seines großen Gönners Ludwig II. von Bayern. Hinter dem damals 51-jährigen Komponisten lagen zahlreiche Irrwege, Umzüge, wechselnde Wohnsitze, bezogen mit seiner ersten Ehefrau Minna, in späteren Jahren dann getrennt von ihr. Nicht selten glaubte er anfangs an eine feste Niederlassung, richtete sich häuslich ein, ließ Hausrat und sogar den Erard-Flügel u.a. nach Venedig, Luzern, Paris, Wien nachkommen – und brach dann doch wieder seine Zelte ab. Erst im Jahre 1866 deutet sich mit dem Einzug in das gemietete Landhaus in Tribschen eine gewisse Beständigkeit, ja Sesshaftigkeit an. In seinem ersten eigenen Haus, der „Villa Wahnfried“ in Bayreuth, wohnte er ab April 1874 mit seiner zweiten Frau Cosima, deren Töchtern aus ihrer ersten Ehe mit dem Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow sowie den drei gemeinsamen Kindern Isolde, Eva und Siegfried.
Helios in Heidelberg
(2018)
Die Verlegung des am Rande der Altstadt gelegenen Hauptbahnhofs war schon am Anfang des 20. Jahrhunderts in Erwägung gezogen, aber nie verwirklicht worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Problem wieder aufgegriffen. Der weiter nach Westen verlegte neue Standort sollte mit der Stadt durch eine Prachtstraße verbunden werden, an der Geschäfte, Restaurants und Cafés die Passanten zum Bummeln und Verweilen einladen sollten. Wie wir heute wissen, wurde aus der Kurfürstenanlage (Namensgebung 1959) allerdings vor allem nur eine stark befahrene vierspurige Verkehrsader. Mit der Anlage des Bahnhofgebäudes setzte der Architekt einen städtebaulich ordnenden Akzent, der zwischen der Hauptrichtung der Gleise (etwa Nordwest-Südost) und der geplanten Prachtstraße (etwa Ost-West) vermitteln und zudem als optisches Ende dieser Straße fungieren sollte.
Obwohl biografisch-kunsthistorisch gut dokumentiert, birgt der Heidelberger Bergfriedhof versteckte Details, die sich erst nach vielfachem Hinschauen offenbaren und nach einigen Recherchen ihre Geschichte erzählen. Im Gräberfeld O steht ein Grabstein, ringsum mit Ornamenten des Historismus verziert, der aber eine erst 1939 angelegte Grabstelle markiert. Die Rückseite führt dann in ein anderes Jahrhundert. Zu sehen ist das Porträt eines Verbindungsstudenten, darunter die Inschrift: „August Stöpel / cand. rer. nat. / 1858−1881 / Gest. in Göttingen“.
Im Unterschied zu den weiteren Vorträgen dieser Reihe spreche ich nicht über Texte, sondern über zwei Lebensläufe. Es geht um Theodor Haubach (1896−1945) und Emil Henk (1893−1969). Nach meiner Begrifflichkeit waren beide Georgeaner, auch wenn sie dem Meister selbst persönlich nie begegnet sind. Ihr geistiger Mentor war Friedrich Gundolf, in dessen Kolleg sie saßen und mit dem sie befreundet waren. Noch bevor Haubach 1919 zum Studium nach Heidelberg kam, kannte er Henk, vermutlich von Wandervogelbegegnungen. In Heidelberg trafen sie sich in Gundolfs Vorlesung und im Freundeskreis um Carl Zuckmayer. Haubach war, als er 1923 nach Hamburg ging, bereits SPD-Mitglied, Henk wurde es bald darauf in Heidelberg. Beide wirkten publizistisch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus, beide begannen 1933 unverzüglich mit aktivem Widerstand. 1934 bis 1936 waren sie in Haft. Anschließend richteten sie ihr Berufsleben auf künftiges illegales Handeln aus und suchten ab 1941 neue Kontakte. Am 20. Juli 1944, dem Tag des Stauffenberg-Attentats, waren sie zusammen im Allgäu, in den Tagen danach in Heidelberg. Haubach wurde als Mitglied des Kreisauer Kreises am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Henk dagegen blieb unentdeckt. Ausgewählt habe ich diese beiden Lebensläufe, weil sie erstens mit Heidelberg verbunden sind und weil sie zweitens Antworten geben können auf die Frage nach der politischen Ausstrahlung des Werks Stefan Georges nach dessen Tod 1933. Haubach und Henk hatten bis 1933 sicherlich weitere Impulse erhalten. Aber die
Unbeirrbarkeit, mit der sie dem aufkommenden Nationalsozialismus entgegen traten, ist auch zu verstehen als Frucht der Lehren, die sie bei Gundolf/George erfahren haben. Das kann ich nicht im strengen Sinn beweisen, will es aber biografisch-historisch nachvollziehbar machen.
Schon öfter haben mich Freunde und Bekannte gefragt, was mich denn dazu bewogen hätte, seit mindestens 30 Jahren, zwar nicht anhaltend, doch immer wieder, über Stefan George und seinen Dunkelmännerkreis nachzudenken. Woher dieses seltsame Interesse stamme? Ob ich etwa schwul sei? Vermutlich war ich als Vaterloser, zumal in jüngeren, studentischen Jahren, inständig auf der Suche nach einem geistigen Vater, einem gütigen Lehrer, der mich anleitete und formte. Aber hätte ich mich auch einem selbsternannten „Meister“ unterworfen und das strenge Ritual der Initiation in den Männerbund akzeptiert? Einerseits faszinierte mich die Idee einer jungen Elite, einer „Runde“, eines Kreises der „Geistigen“ durchaus, die Vorstellung, und sei es nur für Momente, zu den Auserwählten zu zählen, zu den Wenigen, die einander bei Kerzenlicht Gedichte vorlasen, im Gegensatz zu den Vielen, die Schlagermusik hörten. Als ebenso arroganter wie unsicherer Jüngling konnte ich mich mit Versen Georges identifizieren, die von einer enormen Anmaßung zeugten, etwa: „Und heute bellt allein des volkes räude“ oder: „Euch all trifft tod. Schon eure zahl ist frevel“, oder „kein schlimmrer feind der völker als die mitte!“ (alle zitiert aus dem Band „Der Siebente Ring“). Das saß, das wirkte wie ein Faustschlag ins moralisierende Zeitgeistgeschwätz und könnte noch heute bei sogenannten guten Demokraten Empörung provozieren.
Alt-Heidelberger Originale
(2018)
Wer sich in der Erinnerungsliteratur auf die Suche nach Alt-Heidelberger Originalen macht, wird schnell fündig. Die Zeit ist längst über sie hinweggegangen, und diese ehemaligen Alt-Heidelberger haben nur noch vage Spuren in der Stadt und in der Erinnerung ihrer heutigen Bewohner hinterlassen. Das mag auch daran liegen, dass Heidelberg eine Stadt der Zugereisten – in manchen Fällen: Hängengebliebenen – ist. Deshalb sind die Originale, um die es im Folgenden exemplarisch gehen soll, im allgemeinen Bewusstsein der Neu-Heidelberger nicht existent, obwohl sie doch in ihren Tagen das Stadtbild selbst wie das öffentliche Leben mitgeprägt haben. Sie waren – und sind – Teil der Heidelberger Kultur- und Sozialgeschichte, allerdings einer, der auf Nimmerwiedersehen verloren zu gehen droht.
2019 jährt sich das Verschwinden der wallonischen Kirche in Heidelberg zum 200. Mal. Dies mag kein Anlass zum Feiern sein, wohl aber zum Gedenken. Grund genug, auf diese Heidelberger Besonderheit zurückzublicken und insbesondere die Schlussphase dieser Einrichtung im Übergang von der Kurpfalz zum badischen Staat zu beleuchten. Diese Phase ist durch die Tätigkeit des Pfarrers Kilian, der seit dem Tod seines Amtsvorgängers Herzogenrath 1780 mehr oder weniger als Chronist des Niedergangs dieser Kirchengemeinde fungierte, recht gut dokumentiert. Wobei die Tätigkeit Kilians vielmehr ein Beispiel dafür ist, wie man selbst unter widrigen Umständen durch hinhaltenden Widerstand und zähe Selbstbehauptung die angekündigte Liquidierung der eigenen Existenz hinauszögern und den einmal eingeschlagenen Weg mit Mut und Selbstvertrauen zu Ende gehen kann.
Schlagen wir in den musikalischen Lexika der vergangenen 250 Jahre nach, dann finden wir unter Bode nur einen Vertreter dieses Namens: Johann Joachim Christoph Bode (1730–1797), Hautboist in einem kurhannovrischen Regiment in Celle, dann Redakteur, Buchdrucker und zeitweise gemeinsam mit Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) Buchhändler in Hamburg. Hier betätigte er sich auch als Übersetzer von Opern- und Oratorientexten. 1773 brachte er die deutsche Ausgabe von Charles Burney‘s bedeutender Schrift „Tagebuch einer musikalischen Reise“ heraus. Ab 1778 lebte er als Geschäftsführer und Gesellschafter der Witwe des dänischen Staatsministers von Bernstorff in Weimar. Geehrt mit Hofrat- und Geheimrattiteln der Höfe von Sachsen-Meiningen, Sachsen-Gotha und Hessen-Darmstadt war Bode Zeit seines Lebens mit bekannten Persönlichkeiten wie dem Reformpädagogen Johann Bernhard Basedow (1724–1790), den Dichtern Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737–1823), Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) sowie Lessing befreundet und pflegte außerdem Kontakt zu den Weimarer Größen Herder, Goethe und Schiller. Als engagierter Freimaurer bekleidete er in der Hierarchie des Ordens hohe Ämter und stand den Illuminaten nahe. Neben seinen schriftstellerischen Tätigkeiten widmete er sich auch der Komposition und veröffentlichte 1754 und 1757 in Leipzig „Zärtliche und schertzhaffte Lieder mit ihren Melodijn“. So lag es auf der Hand, ihm, der sich während seiner Hamburger Zeit auch als Virtuose auf dem Violoncello und dem Fagott profiliert hatte, sämtliche unter Bode bekannten Werke zuzuschreiben, ganz gleich, ob Instrumentalwerke oder Lateinische Kirchenmusik, wobei sich die Frage stellt, welche Beweggründe der Lutheraner Johann Joachim Christoph Bode, der sich zeitlebens im lutherisch geprägten Umfeld
in Hamburg und Weimar bewegte, gehabt haben sollte, lateinische Kirchenmusik (Messen, Miserere, Motetten) zu komponieren.
Die "Ingram" und ihr Wappen
(2018)
Seit den Forschungen des Genealogen Walther Möller gilt als Konsens, dass es zwei Ministerialenfamilien gab, die sich „von Handschuhsheim“ nannten und in keinerlei Verbindung zueinander standen. Tatsächlich sind für die Rumhart/Ingram und die Swicker/Morhart – so benannt nach den jeweils bei ihnen dominierenden Leitnamen – im 12. und 13. Jahrhundert quellentechnisch keine aussagekräftigen Anknüpfungspunkte nachweisbar. Die Ingram, wie ich sie im Folgenden nennen werde – denn der Name Rumhard verschwindet doch recht rasch aus der Familie – sind die ältere der beiden Sippen. Familienmitglieder nannten sich gesichert ab den 1160er Jahren „von Handschuhsheim“ und tauchen in den Quellen damit rund 40 Jahre vor den Swicker/Morhard auf. Die Ingram orientierten und benannten sich schon ab dem frühen 13. Jahrhundert nach Orten südlich des Neckars. Mehrere Ingram sind mit der Benennung „von Heidelberg“, „von Bergheim“ und „von Wieblingen“ in der Folgezeit nachzuweisen. Ihr Wappen wurde, wenn ich das richtig überblicke, bisher in der Forschung entweder übergangen, falsch rezipiert oder stillschweigend für einen Handschuh gehalten. Zweck dieses Beitrags soll sein, das bzw. ein Wappen der Ingram zu zeigen. Sicher geglaubte Thesen sollen einer Prüfung unterzogen werden. Anschließend soll ein kurzer Überblick über die fast unerforschte Familie selbst folgen.
1316 stiftete die adlige Elisabeth von Bisingen zum Gedächtnis an ihren verstorbenen Ehemann dem Johanniterorden ein Haus in Lenzkirch. Es diente zwanzig Jahre lang als Unterkunft für Angehörige des Ordens und für Frauen in Not. Der
folgende Beitrag beleuchtet die Familienverhältnisse der Stifterin, die materielle Ausstattung des Hauses und seine Funktion für die Bewohner und den Orden. Er eröffnet damit an einem Beispiel aus unserer Region Einblicke in adlige Besitzverhältnisse, Geschlechterrollen und Jenseitsvorstellungen im späten Mittelalter.
„Niemand saß ‚zu Recht‘ im KZ“, stellte der Beirat der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ am 12. Dezember 2016 in einer öffentlichen Erklärung fest, „auch Menschen mit dem schwarzen und dem grünen Winkel nicht.“ Der Beirat, in dem Verbände von NS-Verfolgten, historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten und andere Initiativen zusammengeschlossen sind, plädierte für eine „längst überfällige Erinnerung an verdrängte Opfer des NS-Unrechts“. Aktuell fordert eine Petition an den Deutschen Bundestag, diese Opfer endlich anzuerkennen. Zu diesen „verdrängten Opfern“ zählt Kilian Götz, der einzige Löffinger, der in einem Konzentrationslager ermordet wurde. Er ist bis heute nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt und rehabilitiert.
Aus einem Reisetagebuch
(2019)
(Sebastián) Francisco de Miranda (y Rodríguez), am 28. März 1750 in der aufstrebenden Handelsniederlassung Caracas geboren, die 1777 zur Hauptstadt des spanischen
Generalkapitanats Venezuela aufstieg, und am 14. Juli 1816 im Gefängnis von La Carraca
bei Cádiz gestorben, war nicht nur der berühmte Wegbereiter und Vorkämpfer für die
Unabhängigkeit Ibero-Amerikas – el Precursor –, sondern zugleich ein Mann der Aufklärungszeit, der große Reisen unternahm und ein abenteuerliches Leben führte. [1]
Miranda,
ein Freimaurer und Liebhaber der Schönen Künste, war gebildet, hatte Latein studiert,
Griechisch gelernt und sprach neben Spanisch auch Englisch, Französisch und Italienisch. Er besaß eine beachtliche Bibliothek, verfasste viele Briefe, Anträge und Entwürfe,
führte Tagebuch und hinterließ ein voluminöses persönliches Archiv (63 Bände), das –
erst 1922 von Robertson wiederentdeckt – seit 2007 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört und
unter dem Namen Colombeia von der
Academia Nacional de la Historia de
Venezuela verwahrt wird. [2]
Der Scharfrichter, der mit der Schärfe des Schwertes richtet, wird, da er nach dem Spruch des „Hohen Gerichts“ richtet, auch als Nachrichter bezeichnet. Die lateinische Bezeichnung für ihn ist: „carnifex“. Für das „Römische Reich deutscher Nation“ gilt als früheste Nennung eines „professionellen Scharfrichters“ das Jahr 1276 für die Stadt Augsburg. Just in diese Zeit fällt auch die Loslösung der Straßburger Bürger von der bischöflichen Herrschaft des Straßburger Bischofs Walther von Geroldseck, ausgelöst durch die Schlacht bei Hausbergen im Jahre 1262. Damit kann man davon ausgehen, dass in der Folge mit diesem Jahr nicht nur die Reichsunmittelbarkeit, sondern auch der Blutbann verliehen worden ist. Wer die „Hohe Gerichtsbarkeit“ innehat, ist rechtlich befugt, einen Scharf- oder Nachrichter in seinen Dienst zu stellen. Der Straßburger Scharfrichter tritt im Jahre 1286 ans Licht der Geschichte.
Über 10 000 aus südwestdeutschen Heil- und Pflegeanstalten in grauen Bussen transportierte
Menschen wurden 1940 in der »Vernichtungsanstalt« Grafeneck im Rahmen des »Euthanasie-
Programms« des NS-Regimes getötet. Viele davon auch aus der Region Neckar-Odenwald. An
das Schicksal dieser Opfer einer mörderischen Politik zu erinnern, ihre Lebensgeschichten zu
ermitteln und festzuhalten und ihrer somit würdig zu gedenken, haben sich Arbeitsgruppen
in Buchen und Mosbach vorgenommen. Sie leisten damit ebenso wie der Verband der Odenwälder
Museen mit seiner ersten Buchpublikation Beiträge zu einer Gedenkkultur, die zunehmend
aufholt, was jahrzehntelang versäumt wurde.
Öffentliche Archive verwahren vor allem Unterlagen, die sie von der Verwaltung ihres Trägers bei Aktenaussonderungen
erhalten haben. Neben der schriftlichen Überlieferung ihres Trägers übernehmen die Archive aber auch weitere Unterlagen
von bleibendem Wert, soweit sie in das Sammlungsprofil passen. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Gemeindearchiv nur
ortsgeschichtlich interessante Dokumente übernimmt, während eine überörtliche Überlieferung eher für die Kreis- oder
Landesarchive interessant wird. Durch die Übernahme solcher „hausfremden“ Archivalien sollen vor allem Überlieferungslücken geschlossen und vorhandene Archivbestände ergänzt werden. So können Akten von privaten Personen oder Vereinen weitere interessante Informationen zur Orts- und Kreisgeschichte enthalten, die man in Behördenakten nicht ohne weiteres finden würde.
Das vergangene Jahr 2018 war ein Jahr der Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges, „La Grande Guerre“ der Franzosen. In vielen Veranstaltungen, in Beiträgen in Zeitungen und in spezieller Literatur wurde insbesondere an die
Ereignisse vom November 1918 in Deutschland erinnert, die durch die Ergebnisse der neueren historischen Forschung in ein neues Licht gerückt wurden, besonders im Blick auf ihre Bedeutung für die politische Entwicklung unseres Vaterlandes bis in unsere Tage. Dabei konnte leicht der Eindruck einer Sicht von oben auf die Ereignisse aufkommen. Denn in der Tat waren es im November 1918 und in den folgenden Monaten dramatische Ereignisse, die zunächst mit großer Geschichte und großen Namen in Erinnerung sind: nach über sechs Jahrhunderten war das einstmals große und gewaltige Osmanische Reich Geschichte geworden, das jahrhundertealte zaristische Russland verschwand von der Weltbühne, ebenso die ehemals glorreiche österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, wie auch das kaiserliche Deutschland. Neue Staaten entstanden, andere erlebten eine Wiedergeburt: die Tschechoslowakei, die baltischen Staaten, Polen. In Deutschland brach die Revolution aus, es wurde geschossen, „alle Macht den Räten“ hieß eine Parole, rote Fahnen wehten in Berlin auf dem
Reichstag, auf dem Brandenburger Tor und auf dem Berliner Schloss. Die Republik wurde ausgerufen, dazu gleich zweimal.
Höchst unterschiedliche Namen, von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, von Philipp Scheidemann bis Prinz Max von Baden, sind in die Geschichte eingegangen.
Das gedruckte Zeugnis für das gesprochene Wort stand im Fokus der Reihe >>Bücherfunde<< an der Badischen Landesbibliothek. Die Veranstaltung mit dem Titel >>Zwei Frauen im Badischen Landtag: Marianne Weber und Marie Bernays<< fand im Rahmenprogramm zur Ausstellung >>Schlaglichter - 100 Bücher des Jahres 1918<< statt und verwies, als Ausblick zum Ende der Ausstellung zum Umsturz im Jahre 1918, auf die Schaffung einer neuen Verfassungsordnung im März 1919. Zusätzlich passten diese »Bücherfunde« auch zum Gedenken an das Jahr 1968 und den mit diesem Jahr verbundenen Emanzipationsbestrebungen. Ein kurzes Wort des französischen Philosophen Michel de Certeau bringt das Anliegen der Veranstaltung auf den Punkt: »En 1968 on a pris la parole comme en 1789 la Bastille.« Das gilt in noch viel größerem
Maße für die Jahre 1918/1919 in Deutschland, als die Frauen erstmals das aktive und das passive Wahlrecht erhielten. Dank dieser Mitspracherechte im Wortsinn war es möglich, dass sie in der Öffentlichkeit das Wort ergriffen und zur Politik Stellung nahmen.
Helmut Maurer
(2019)
Am 29. Dezember 2018 ist der Konstanzer Mittelalterhistoriker und langjährige Leiter des dortigen Stadtarchivs Helmut Maurer im Alter von 82 Jahren gestorben. Mit ihm verliert die südwestdeutsche Landesgeschichte einen ihrer prominentesten Vertreter. Die im Jahr 2017 zu seinem 80. Geburtstag erschienene Festschrift „Konstanz und der Südwesten des Reiches im hohen und späten Mittelalter“ enthält ein Schriftenverzeichnis mit 14 Monographien und über 200 Aufsätzen. Der Titel der Festschrift umschreibt zugleich den räumlichen und zeitlichen Haupthorizont von Maurers Forschungstätigkeit.
In Heft 4/2018 der Badischen Heimat erschien der Aufsatz »Ein Standpunkt zur ›Stadtpunkte‹-
Tafel in Mannheim« A 1, 2-3 von Hans-Otto Brinkkötter (S. 584–589). Der folgende Text ist
eine Replik des Leiters des Mannheimer MARCHIVUM Ulrich Nieß auf die Kritik des Autors
an Textformulierungen und Bildern auf der Stadtpunkte-Tafel zu Friedrich Engelhorn.
Das 12. Jahrhundert zählt zweifellos zu den besonders fruchtbaren und ereignisreichen Zeiten der europäischen Geschichte. Damals fanden in allen wichtigen Belangen
durchgreifende Veränderungen statt; innerhalb weniger Generationen verwandelte sich
die Lebens- und Gedankenwelt so fundamental wie davor nicht und danach auf Jahrhunderte hinaus nicht mehr. Ein anhaltendes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum ermöglichte einerseits das Entstehen der europäischen Städtelandschaft und ihres Bürgertums, andererseits trug es die Entfaltung der höfischen und ritterlichen Kultur. In der
Kunst und der Architektur erlebte die Romanik ihre späte Blüte, doch wurde sie bereits,
von Nordfrankreich ausgehend, von der Gotik abgelöst. Die Dialektik, also die Kunst des
rationalen Argumentierens, war die Leitwissenschaft dieser Zeit; sie erlaubte es, das
Recht, die Philosophie und die Theologie zu verwissenschaftlichen. Zugleich organisierte sich der Wissenschaftsbetrieb selbst in den ersten Universitäten. Auf der politisch-herrschaftlichen Ebene setzte der allmähliche Aufstieg der Nationalstaaten ein; und mit
den Kreuzzügen griff Europa erstmals weit über seine Grenzen hinaus.
„Die Gegensätze der grossen Revolution, der Widerspruch zwischen der theoretischen Freiheitsphrase und der praktischen
Gewissenstyrannei spiegelte sich in den Geschicken des Strassburgers Priesterseminars während jener unruhigen Zeiten mit
drastischer Deutlichkeit wider. Die praktische Folge war, dass die treugläubigen Professoren und Seminaristen in der Verbannung ein kümmerliches Dasein fristen musssten.“ Das Problem entstand, als am 21. Januar 1791 der Vorstand des Seminars, mit Ausnahme Franz Anton Brendels, Professor des Kirchenrechts, den Eid zur Zivilkonstitution des Klerus
verweigerte. Nachdem Brendel, aus Lohr am Main (Unterfranken) gebürtig, am 6. März im Münster zum konstitutionellen
Bischof gewählt worden war, wurde er am selben Tag von Regens Hirn und den Seminaristen nicht als Bischof anerkannt. Bald hernach mussten sie selbstverständlich dem konstitutionellen Seminar den Platz räumen.
In der Dorfmitte, „Am Durbach“, zwischen Haus-Nummer 3 und 4, zweigt ein ausgebauter Weg, der „Schmiedweg“ (die
Schießgasse) nach Appenweier. Er führt zwischen den beiden Wohngrundstücken 3 u. 4 vorbei, und danach, südlich, gegenüber der Sackgasse „Im Stück“ und dem Friedhof, steht das schmale Transformatoren-Haus. Von hier wurde bis 1989 die
elektrische Versorgung von Ebersweier geregelt und heute (seit 1993) nun zweckentfremdet, doch sinnvoll, dient es als Unterschlupf von gefährdeten Tierarten.
La douleur profonde
(2019)
Am Abend des 4. April 1783 traf eine kleine Reisegesellschaft in Paris ein. Es handelte sich um Markgräfin Karoline Luise von Baden und ihre Begleiter, ihren jüngsten Sohn Prinz Friedrich, Oberstallmeister Friedrich August von Üxküll, Hofdame Christine Franziska von Üxküll, Sekretär Georg Heinrich Vierordt und Vorreiter Martin Neukomm. Da die Markgräfin seit Anfang des Jahres wegen eines Treppensturzes und wegen des Todes ihrer langjährigen Sekretärin und Vertrauten niedergeschlagener Stimmung gewesen war, hatten ihr die Ärzte Ende März zur Luftveränderung und Ablenkung eine Reise nach Paris empfohlen. Sogleich waren die Vorbereitungen getroffen worden und in der Nacht auf den 1. April war die Fahrt – in großer Vorfreude auf Paris, aber unter striktem Inkognito, da sich die Markgräfin nicht imstande fühlte zu repräsentieren – losgegangen. Nachdem sie den 6. April mit Besichtigungen, Spaziergängen und einem Jahrmarktbesuch verbracht hatten, erlitt Karoline Luise abends in der Unterkunft einen Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte. Mit der Nachricht dieses Vorfalls
wurde Vorreiter Neukomm nach Karlsruhe geschickt. Wegen des leichten Rückgangs der Lähmungserscheinungen und der geistigen Klarheit der Markgräfin hoffte man am Morgen des 8. April noch auf ihre vollständige Genesung. Am Mittag desselben Tages erlitt sie jedoch einen zweiten Schlaganfall und verstarb binnen weniger Sekunden.
Krieg der Federn
(2019)
Ein Jahr nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs hielt der gerade von der Universität Heidelberg nach Berlin berufene Philosoph und Theologe Ernst Troeltsch eine Rede mit dem Titel „Der Kulturkrieg“. In dieser Rede blickte Troeltsch auf
das vergangene Jahr 1914 zurück und erläuterte, wie die Deutschen sich zu Beginn des Kriegs erst einmal verblüfft den englischen und französischen publizitischen Angriffen auf ihren preußischen „Militarismus“ und ihre kulturzerstörende „Barbarei“ ausgesetzt sahen. Mit dem Begriff „Kulturkrieg“ beschrieb Troeltsch in dieser Rede vor allem ein intellektuelles Unternehmen der Feinde Deutschlands, einen geistigen Krieg, den Kulturkrieg, den unsere Gegner in der ganzen Welt, bei sich, bei den Neutralen, ja bei den Kolonialen gegen uns schüren und hetzen. Ähnlich argumentierte Troeltsch auch in seiner im selben Jahr verfassten Studie „Der Geist der deutschen Kultur“, in der er befand: Die homerischen Helden begleiteten ihre Kämpfe mit mächtigen Scheltreden, und so hat wohl immer der Kämpfende Lust gehabt, seinen Gegner auch als moralisch minderwertig zu bezeichnen. […] Das scheint ein psychologisches Gesetz zu sein und trifft […] auf alle kämpfenden Parteien zu. Aber das, was wir heute erleben, das ist darüber hinaus noch etwas ganz anderes. Es ist ein neues, durch die moderne Presse ermöglichtes Kriegsmittel. Es ist geradezu ein Kreuzzug oder ein Kulturkrieg gegen Deutschland, der vorhandene Gefühlsdispositionen und Gegensätze benutzt, um möglichst überall eine entschlossene und unüberwindliche Antipathie zu erzeugen.
Fritz Schenk (1906–1985) brachte aufgrund seiner Biographie eine enge Vertrautheit mit Deutschland und Frankreich mit. Als Sohn deutscher Eltern im Grenzort Nouvel-Avricourt in Lothringen geboren, ging er zusammen mit jungen Franzosen zur Schule. Am Ende des Ersten Weltkriegs zog die Familie 1919 nach Kirchheim unter Teck, woher seine Mutter stammte. Dort legte Schenk 1925 das Abitur ab. Es folgten Studienaufenthalte in Tübingen, Berlin, Nancy (zwei Monate) und Paris (ein Semester). Nach dem Studium der Romanistik und Geschichte promovierte er 1932 in Tübingen zu einem zeithistorischen
Thema.
Schreiner, Ordenspriester, Teilnehmer am Konzil: Heinrich Bliestle aus Vöhrenbach (1896 – 1987)
(2019)
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die
in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre
Dienste stellte. Sie bot so denen eine Chance, die sonst vielleicht keine gehabt hätten: Sie konnten Priester, auch Ordenspriester, Ordensbruder, Ordensschwester
werden. So kamen sie oft weit herum, oft hoch hinauf, und manche blieben
ihrer Herkunft stets verbunden. Heinrich Bliestle ist dafür ein Beispiel, an das zu
erinnern sich lohnt.
»Aecht Franck«
(2019)
Ein vergessenes und deshalb nicht gefeiertes Jubiläum war der Anlass für diesen Aufsatz. 2018 feierte Ludwigsburg programmreich »300 Jahre Stadt werden«. Ein anderes, für die Stadt und ihre wirtschaftliche Entwicklung wichtiges und
ebenfalls mit einem Jubiläum verbundenes Ereignis – 150 Jahre Industriestandort Ludwigsburg – rückte dabei in den Hintergrund: Ende 1868, Anfang 1869 nahm nämlich die Kaffeemittel-Fabrik von Johann Heinrich Franck aus Vaihingen in den neu errichteten Fabrikhallen westlich des Ludwigsburger Bahnhofs ihre Produktion auf. Die Ansiedlung von Heinrich Franck Söhne, wie die Firma jetzt hieß, war zum einen für Ludwigsburg ein Glücksfall und zum anderen für Franck das Tor zum großen geschäftlichen Erfolg. Um die steigende Nachfrage nach dem beliebten Zichorienkaffee befriedigen zu können, expandierte die Firma und gründete Zweigwerke in ganz Europa. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum in Ludwigsburg im Jahr 1918 verlieh die Stadt den beiden Teilhabern und Geschäftsführern Robert und Richard Franck für ihre Verdienste um die Stadt die Ehrenbürgerrechte.
Heinz G. Huber hat 1990 in „Ortenauer Lebensläufe“ und zuvor schon in mehreren Beiträgen in der Acher-Rench-Zeitung
(3.8., 8.8., 11.8.1989) die Geschichte dieser einzigartigen jüdischen Institution bereits geschildert. Dabei ist er vor allem auf
deren Gründer und Initiator Siegfried Schnurmann (geb. 1907 in Offenburg, gest. in Freiburg, begraben auf dem dortigen Jüdischen Friedhof) eingegangen, der ihm über das damalige Zustandekommen noch persönlich berichtet hatte.
Am Freitag, dem 5. September 1913, meldete die »Ludwigsburger Zeitung«: »Schreckenstaten eines Geistesgestörten:
Mühlhausen a. Enz, 5. Sept. Heute nach ½ 2Uhr hat der Schwiegersohn des hiesigen Adlerwirts, ein Hauptlehrer aus Degerloch, der offenbar wahnsinnig geworden war, den Ort an vier Stellen angezündet. Drei Scheunen brannten nieder. Als
man ihn ergreifen wollte, schoss er mit einer Browning acht Leute nieder und verletzte etwa zehn. Hierauf flüchtete er in einen Stall, wo er einen Stier erschoss. Nachdem es gelungen war, ihn zu ergreifen, wurde er so zugerichtet, dass an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Er hatte nicht weniger als 250 Patronen bei sich. Zum Löschen wurden in Vaihingen einquartierte Mannschaften vom Feldart.-Regt. 29 (Ludwigsburg) zu Hilfe gerufen.«
Der Schwarzwald ist von einer landschaftlichen Vielfalt geprägt, die viele Touristen und Reisende
begeistert. So kam in den 1950/60er-Jahren die sogenannte Schwarzwaldromantik auf,
die gerade eine erneute Konjunktur erlebt. Im Zusammenhang mit Sagen und Erzählungen
bildete sich der »Mythos Schwarzwald« heraus, an dessen Entstehung Künstler des 19. und
frühen 20. Jahrhunderts wesentlichen Anteil hatten. Neben Hans Thoma und Wilhelm Hasemann
zählt auch Julius Heffner aus Bretzingen (heute ein Ortsteil von Hardheim) zu diesen
prägenden »Schwarzwaldmalern«.
Durch die Analyse eines Gedichts des Dichters Nicolaus Rüdinger (aus: Rüdiger) können die Autoren nachweisen, dass dessen lateinischer Beiname >>Pisovernas<< >>Schefflenzer<< bedeutet. Aus seiner Korrespondenz und seinem poetischen Austausch geht hervor, dass der als Lehrer und Kämmerer in Wertheim wirkende Poet unter den dichtenden Humanisten seiner Zeit durchaus anerkannt war. Dass weder Augusta Bender nach Edwin Roedder als Schefflenzer Heimatforscher auf ihn gestoßen sind, ist erstaunlich. Seine durchweg auf Latein verfassten >>Elegiae Evangelicae<< (Gedichte zu den christlichen Sonn- und Feiertagen), in lutherischem Geist, sind sein Hauptwerk. Aus seinen Kasualgedichten werden das dichterische Netzwerk und manche seiner biographischen Umstände deutlich. Der Aufsatz ist als Vorläufer einer Teilausgabe seiner Werke gedacht, die im Jahr 2020 von denselben Autoren zu erwarten ist.
Für die Badische Heimat hat er zahlreiche Aufsätze verfasst, in den Jahrbüchern »Ekkhart«
1970 sowie 1978 sind seine Schriften verzeichnet, Prof. Dr. Peter Assion (1941–1994) widmete
ihm 1971 die Festschrift »Ländliche Kulturformen im deutschen Südwesten« und verneigte
sich damit vor einem seiner Mentoren: Heiner Heimberger. Als er am 14. Juni 1977 in seinem
Heimatort Adelsheim verstarb, endete mit ihm eine Ära, eine Generation volkskundlicher
Forscher, deren Erlebniswelt noch in der vorindustriell geprägten Provinz, wie in seinem Fall
das Bauland, gründete.
Das Haus »Zum Güldenen Engel« und Friedrich Engelhorn sind für Hockenheims historisches
Selbstverständnis wichtige Eckpfeiler. Das Gasthaus war ein Meilenstein in der wirtschaftlichen
Entwicklung der Familie Engelhorn, obgleich es bereits 1721 an eine andere Hockenheimer
Familie überging. Die ältere sowie jüngere Linie der Familie Engelhorn verzogen schon
bald nach Mannheim. Aus ihnen ging Friedrich Engelhorn als eine der bekanntesten Persönlichkeiten
der Stadt hervor.
Die Firma Winkler, so behaupten Kenner, sei in der Mitte des 20. Jahrhunderts weltweit der bedeutendste Hersteller von Bäckereimaschinen gewesen. Ihre Anfänge in Villingen knüpften an das Bäckereihandwerk und dessen Traditionen an. In der Nachkriegszeit bis 1967 konnte Winkler seine Produktion gewaltig ausbauen. „Wie kein anderer Industriezweig war es dieser Branche der Grundnahrungsmittelindustrie vergönnt, am Aufstieg unserer jungen Nation teilzunehmen.”
Unsere Tageszeitung berichtete 2012 von treuen Urlaubsgästen: Helmut und Ursula Kayan aus Redwood City in Kalifornien verbringen seit einigen Jahren regelmäßig erholsame Tage in Mönchweiler, Helmuts alter Heimat. Helmut Kayan ist 1927 in Mönchweiler geboren und hat hier in schwierigen Zeiten seine Kindheit und Jugend verbracht. Nach kurzem Kriegseinsatz in den letzten Monaten 1944/45 und amerikanischer Gefangenschaft kehrte der 19jährige unversehrt heim und fand in den erlernten Beruf als Werkzeugmacher zurück. Er gründete mit seinem Bruder in Mönchweiler eine Zulieferfirma für mechanische Bauteile. Doch die Zeiten waren schlecht. Ein drückender Schuldenberg lastete bald auf dem kleinen Unternehmen. Helmut fasste einen kühnen Entschluss: Er wollte in die USA auswandern und von dort versuchen, seinem Bruder beim Schuldenabbau zu helfen. Der abenteuerliche Plan gelang. Nach einem längeren Zeitraum waren die alten Verbindlichkeiten gelöscht.
Volker Ellwanger gehört seit vielen Jahrzehnten zu den führenden deutschen Kunstkeramikern.
Fast 30 Jahre lang war er Lehrer an der Schule für Gestaltung in Bern und später Professor
an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Seit seiner Emeritierung im Jahr
2000 ist er freischaffend in Lenzkirch tätig. Kathleen Mönicke, Sprecherin der Regionalgruppe
Hochschwarzwald, hat sich mit ihm über sein künstlerisches Schaffen und seine Beziehung zu
Baden und dem Hochschwarzwald unterhalten.