920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Am 14. August 1849, Punkt 4 Uhr morgens, ereignete sich am Mannheimer Hauptfriedhof ein Justizmord, der nie gesühnt wurde. Die Ausführung des fadenscheinigen Todesurteils wurde rasch vollzogen. Keine 12 Stunden zuvor war es im Gerichtssaal des Alten Kaufhauses in Nl gefällt worden. Als Richter fungierten preußische Offiziere, die eigentlich für die Gerichtsbarkeit in Baden gar nicht zuständig waren. Und das Urteil gegen von Trützschler stand von Anfang an fest. Darüber machte sich der Delinquent, der selbst Jurist war, keine Illusionen.
Als Wilderich von Walderdorff am 22. April 1797 als Fürstbischof von Speyer die Nachfolge von Damian August von Limburg-Styrum antrat, war die politische Konstellation alles andere als positiv zu bezeichnen. Schon die Wahl selbst stand unter ungünstigen Vorzeichen. Ursprünglich hätte sie am 24. April stattfinden sollen, wurde aber wegen der militärischen Lage auf den 22. April vorverlegt.
Als Thomas Jefferson im Jahre 1788 als Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Paris diente, brauchte er nicht lange, sich eine Meinung über die europäischen Staaten zu bilden: Über die Deutschen als Volk hatte Jefferson widersprüchliche Eindrücke gewonnen. Die Gelegenheit, seine Neugierde über die Deutschen und das Rheinland zu befriedigen, ergab sich im Frühjahr 1788, als Jefferson, zusammen mit John Adams, nach Amsterdam reisen musste, um von holländischen Banken eine amerikanische Anleihe von zwei Millionen Dollar zu erhalten.
Maler Wilhelm Hasemann (1850-1913) ließ sich im Schwarzwalddorf Gutach nieder. Die Landschaft und ihre Bewohner bestimmten sein weiteres künstlerisches Schaffen, und Wilhelm Hasemann verlieh beidem Gestalt und Wirkung. Seine Übersiedlung nach Gutach lockte weitere Künstler an, die eine äußerst produktive Gemeinschaft bildeten, die »Gutacher Künstlerkolonie«. Zu Recht wird dieser Vereinigung mehrerer seit den 1880er Jahren in Gutach tätigen und ansässigen Maler die Popularisierung der Gutacher Tracht zugeschrieben, die bereits um die Wende zum 20. Jahrhundert zur prototypischen Kleidungsform des Schwarzwaldes aufgestiegen war und heute als Werbeikone eines ganzen Bundeslandes gilt.
Anlässlich des 200. Todestages von Karl Friedrich arbeitete Heinrich Hauß die Literatur der 80er und 90er Jahre in thematischen Gruppen auf. Hauß kam zu dem Schluss, dass "[w]as aber über Karl Friedrich hinausweist, das schufen die Beamten, deren Tradition er selbst ins Werk gesetzt hatte. Und so gehören nach Gothein die Beamten neben der Dynastie und der landständischen Verfassung zu den drei Grundsäulen des badischen Staates."
Adam Remmele
(2011)
Bambi in Baden
(2016)
»Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde« hieß ein Buch des Wiener Literaten Felix Salten, das sehr bekannt wurde – vor allem durch den Film, den Walt Disney nach ihm schuf. Aber dann waren es zwei badische Bildhauer, Else Bach und Emil Sutor, und zwei badische Verleger, Karl Fritz und Franz Burda, die aus der Figur das machten, was sie heute ist.
Heute weithin unbekannt ist der am meisten beschäftigte Freiburger Barockmaler Johann Pfunner, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 300. Mal jährt. Aus Tirol stammend, kam er schon in jungen Jahren nach Freiburg, wo er später Bürgerrecht und Zunftzugehörigkeit erwarb.
Von hier aus entfaltete er eine umfangreiche Tätigkeit, von der noch knapp 300 Arbeiten an über 40 Orten zwischen Appenweier im Norden und Schliengen im Süden, Mulhouse im Westen und Schömberg im Osten, zumeist in Kirchen, erhalten sind. Es lohnt sich, ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Künder der christlichen Botschaft neu zu entdecken!
Friedrich Kaiser (1815 Lörrach – 1889 Berlin) war über 30 Jahre lang Bildberichterstatter für die ab 1843 aufgelegte Leipziger Illustrirte Zeitung. Schwerpunkt der Illustrirten war die regelmäßige Darstellung aktueller Ereignisse in einer Verbindung von Bild und Text – eine
Neuheit, da in Deutschland bis dahin Zeitungsberichte ohne Bilder erschienen. Fast von Anfang an war Friedrich Kaiser an dieser visuellen Berichterstattung beteiligt: Er zeichnete z. B. Szenen der Badischen Revolution von 1848/49, die als Holzstiche in der Illustrirten erschienen.
Wenn man nach Alleinstellungsmerkmalen sucht, die einen neuerlichen Weltkulturerbeantrag für den Schwetzinger Schlossgarten motivieren könnten, stößt man auf Technik und Naturwissenschaft im Schloss unter Kurfürst Carl Theodor, der sich nachts für Physikbücher, Wetterstation
und Sternwarte im Schloss interessierte. Weniger bekannt ist sein Gartenphaeton, in heutiger Diktion ein von einem Lakaien angetriebenes Tretauto. Der folgende Beitrag soll aufzeigen, wie dieser erstmals das Interesse des Zweiraderfinders Drais am Landverkehr weckte, und wie
der derzeitige Forschungsstand hierüber ist. Der Gartenphaeton – derzeit im Depot – sollte wieder als Leihgabe oder als Nachbau im Schlossgarten zu sehen sein.
Eduard Schopf
(2016)
Der Artikel ist die erste umfassende Vertextung des Lebens von Eduard Schopf, dem Begründer des Versandunternehmens Eduscho, dem zeitweiligen »Marktführer« der Konsumware Kaffee in Deutschland. Vielen älteren Bürgerinnen und Bürgern sowie begeisterten Kaffeetrinkern wird der Name Eduscho heute noch geläufig sein; jedoch aktuell bleibt Eduscho beim Thema Kaffeetrinken nur noch im Zusammenhang mit dem Tchibo-Produkt »Eduscho-Gala« augenscheinlich und lebendig. Der gelernte Bankkaufmann und Unternehmer baute Eduscho
»durch modernen Versandhandel zu einem der größten Kaffeeröster Deutschlands aus.« Über das Leben und Wirken dieses bedeutenden Kaufmanns erfahren wir bislang sehr wenig, weil das gesamte Firmenarchiv seiner Fabriken und Anlagen in Bremen im August 1944 aufgrund eines alliierten Luftangriffs zerstört wurde.
Franz Xaver Winterhalter
(2016)
Franz Xaver Winterhalter aus Menzenschwand ist der einzige badische Maler seiner Zeit, der internationalen Ruf erreichte. Seit dem Tode Winterhalters im Jahre 1873 wurden seine Werke in Deutschland nicht mehr im Kontext gezeigt. Die Ausstellung in Freiburg, in dem der
13-jährige Winterhalter in den Herderschen Anstalten 1818 eine Lehre begann, versucht in internationaler Kooperation, seine »herausragendsten Werke seines Oeuvre« zu präsentieren und eine »Neubewertung« vorzunehmen.
Fast vergessen und doch nie ganz – die Erinnerung an Gustav Adolph Unselt ist brüchig und kann nur noch von wenigen Zeitzeugen oder Fachleuten wach gehalten werden. Nahezu unbekannt waren seine Jugend- und Lehrjahre, die mühsam in kirchlichen und staatlichen Überlieferungen sowie in Archiven erfragt und erforscht werden mussten. Erst seine Schwetzinger Zeit als Hofgärtner ist durch eigenhändige Aufzeichnungen besser dokumentiert. Herauszustellen
sind hierbei seine Bemühungen um den Erhalt des Schlossgartens und seine Verdienste um die Züchtung ertragreicher Spargelsorten, die letztlich, und dies soll voller Dankbarkeit ausgedrückt werden, den Ruhm Schwetzingens als Spargelstadt begründeten. Und das bis zum
heutigen Tage! Wer war also Gustav Adolph Unselt? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen
werden.
Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden fast alle badischen Menschen jüdischer Herkunft (und die aus der Pfalz und dem Saarland), über 6500 Menschen, unter der Regie der Gauleiter Wagner und Bürckel aus ihrem bisherigen Leben gerissen und nach Gurs im Südwesten Frankreichs gebracht. Unter den Deportierten befanden sich nur wenige, die bis dahin literarisch-künstlerisch tätig gewesen waren.
Berty Friesländer-Bloch, 1902 in Gailingen geboren, hatte eine Ausbildung in der Krankenpflege. Neben ihrer Arbeit in diesem Bereich verfasste sie erinnernd-beschreibende Texte und vor allem Stücke für die Bühne im regionalen Umfeld. Zusammen mit ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn geriet sie an ihrem Geburtsort in die Maschinerie der Deportation.
Der wohl bekannteste, ins literarische Leben integrierte Schriftsteller unter den Deportierten war der 68-jährige, in Karlsruhe geborene Alfred Mombert, ein
Lyriker und Dramatiker. Er wurde zusammen mit seiner Schwester in Heidelberg in einen der Züge nach Gurs gezwungen. Unter den Deportierten befand sich auch der 6-jährige Herbert Odenheimer aus Bühl, der später den Namen Ehud Loeb annahm.
In der Weimarer Republik, insbesondere in deren Endphase, wurde die politische Auseinandersetzung in Karlsruhe wie in vielen deutschen Großstädten durch den Gegensatz von Nationalsozialisten und den Vertretern der anderen politischen Parteien beherrscht. Dabei unterschied sich die von beiden Seiten offen gezeigte
gegenseitige tiefe Abneigung qualitativ kaum.
Am 14. Juni 1920 starb Max Weber, Professor für Gesellschaftslehre, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie an der Universität München, im Alter von nur 56 Jahren. Schon die Nachricht in der Frankfurter Zeitung gab der allgemeinen Bestürzung Ausdruck, und auch alle späteren Nachrufe beklagten die Schwere des Verlusts, den Wissenschaft und Öffentlichkeit erlitten hatten. Das wissenschaftliche Werk des Toten wurde gewürdigt und gleichzeitig sein tiefes, unaufhebbares Anderssein respektiert.
Weshalb nur schrieb Goethe ein Drama über Götz von Berlichingen, nicht aber eines über Franz von Sickingen? Weshalb ein Drama über Götz, einen notorischen Unruhestifter und „Raubritter“ eher provinziellen Zuschnitts, der mit seinen aus der Zeit gefallenen Fehden ganz Oberdeutschland in Atem hielt, der mit seinem Engagement im Bauernkrieg scheiterte und der über dem anschließenden langjährigen Hausarrest auf seiner Burg Hornberg am Neckar alt wurde, einen Mann, dem – abgesehen von dem durch ihn selbst in Auftrag gegebenen Grabmal im Kloster Schöntal an der Jagst – bislang nur zwei Denkmäler gesetzt wurden, 1962 unterhalb der Burg Krautheim an der Jagst in Erinnerung an seinen dort entbotenen, viel zitierten Gruß, man möge ihn hinden lecken, und schließlich 1999, anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums der örtlichen Burgfestspiele vor dem Rathaus in seinem mutmaßlichen Geburtsort Jagsthausen. Freilich: Zu Ehren sowohl Götz von Berlichingens als auch Franz von Sickingens hat bereits im späten 18. Jahrhundert der kunstsinnige, im Stil der Zeit mit einer literarischen
Tafelrunde die Ritterromantik pflegende fränkische Reichsritter Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen im Landschaftspark seines Schlosses Bettenburg in den Haßbergen ein Denkmal errichten lassen. Es wäre denkbar, dass Götz und Franz zu den Vorfahren des Truchsessen gehörten.
Am 24. Juli 2011 verstarb in Karlsruhe im Alter von 77 Jahren Dr.
Gerhard Stamm. Er war von 1973 bis 1996 Leiter der
Handschriftenabteilung der Badischen Landesbibliothek. Mit der
Veröffentlichung von drei gedruckten Katalogen machte die
wissenschaftliche Beschreibung der
Handschriften der Badischen Landesbibliothek
in seiner Amtszeit einen großen Sprung nach
vorn. Das deutsche Bibliothekswesen verliert
mit Gerhard Stamm einen seiner
profundesten Kenner des Alten Buches.
Johann Arnold Mathy
(2016)
Johann Peter Arnold Mathy (1755–1825), wie der ganze Taufname lautet, ist durch das Interesse der badischen Geschichtsschreibung an seinem Sohn Karl Mathy (1807–1868) bekannt geworden. Karl Mathy war einer der Führer der badischen Liberalen um die Mitte des 19. Jahrhunderts, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Staatssekretär in der dort gebildeten Reichsregierung, großherzoglicher Handelsminister, zuletzt Leitender Staatsminister. Sogleich nach Karl Mathys Tod hat Gustav Freytag, der angesehene Publizist und Verfasser historischer Romane, eine Biographie über seinen Freund geschrieben (1870), die mit einem längeren Kapitel über den Werdegang des Vaters beginnt.
Freytag besaß durch seine Freundschaft mit Mathy Verbindung zur Familie und konnte auf deren Schilderungen und den Nachlass zurückgreifen. Indessen hatte schon der für die preußische Rheinprovinz wichtige Rheinische Antiquarius 1854 auf Johann Arnold Mathy hingewiesen. Zu dessen 100. Todestag im Jahre 1925 brachte der Enkel Ludwig Mathy im Rahmen einer Familiengeschichte mehrere Beiträge über seinen Vorfahren ein, die dessen Bild bereichern. Damit
liegen die Grundlagen für jede Beschäftigung mit Arnold Mathy vor.