920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Karlsruhe gehören drei Bilder an der Wand: Ein großes fast düsteres Ölbild in opulentem Goldrahmen: An einem einfachen Holztisch in einer Bauernstube sitzt ein ernster, dunkelhaariger Mann. In seiner rechten Hand hält er die Hand eines Mädchens, das mit scheu gesenktem Blick und verlegen mit der linken Hand nach der Schürze greifend, vor ihm steht. Die beiden anderen Ölgemälde sind etwas kleiner. Das eine zeigt einen ernsten, braunhaarigen Mann mit Bart und klaren grauen Augen in dunklem Anzug, das andere eine freundlich lächelnde Frau in einem schlichten trachtenähnlichen Kleid. Sie sitzt an einem Tisch und hält in der linken Hand eine Tasse, in der sie mit einem Löffel in der rechten Hand rührt.
Die vor 150 Jahren entstandene große Ansicht der Stadt Freiburg von Osten, die nach ihrem Schöpfer Joseph Wilhelm Lerch als "Lerchplan" bezeichnet wird, steht in der Tradition der für Stadtdarstellungen seit der frühen Neuzeit beliebten Vogelschauansichten. Das 1,46 Meter hohe und 2,06 Meter breite Wasserfarbengemälde hing über lange Jahre im Lesesaal des Freiburger Stadtarchivs und befindet sich heute wieder im Depot des Augustinermuseums. Es war im Frühjahr 2002 Mittelpunkt der Ausstellung „Freiburg aus der Vogelschau", die vom Museum für Stadtgeschichte erarbeitet und im Augustinermuseum gezeigt wurde.
In einer Zeit, in der immer deutlicher wird, was alles mit der Religion verloren geht, in der (deswegen!) ein neues Interesse an ihr erwacht, ist der „glaubensmüde" Reinhold Schneider aus „Winter in Wien" ein viel gewichtigerer Zeuge für die Überlebensfähigkeit von Religion als der katholische Dichter, der er zuvor war, und worauf ihn viele gerne festgelegt hätten. Für eine kommende Generation sah er die Chance, dass sie „dort beginnen könnte, wo bisher alle endeten: mit des großen Glaubens großer Enttäuschung." (W. 159)
Es gab eine Zeit, da herrschte lange Nacht über Deutschland. Betrügerischen Versprechungen, falschen Hoffnungen nachgebend waren wir Deutschen in ein Zwangssystem hineingeraten, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Schritt für Schritt wurden die Freiheit der Information, die Freiheit der Meinungsäußerung, die Freiheit der Kunst, oft schließlich die
Bewegungsfreiheit des einzelnen beschnitten. Bald schon überzog das verbrecherische Regime ganz Europa mit einem brutalen Eroberungskrieg, zeitgleich verschleppte es voller Rassenwahn Millionen schuldloser Menschen in die Vernichtungslager. Und wer dagegen aufbegehrte, hatte bald um Leib oder Leben zu fürchten. Wenn einer gleichwohl kritisch seine Stimme erheben wollte, musste er sich verklausuliert, absichernd, in Andeutungen und in Gleichnissen äußern. Stets riskierte er den Zugriff der allgegenwärtigen Geheimpolizei. Zu den wenigen, die damals mutig hervortraten, zählte der Schriftsteller Reinhold Schneider. Ich will Ihnen vorab schildern, unter welchen Umständen ich erstmals von ihm erfuhr.
Gespräch mit Adrien Finck
(2003)
- Sie sind ein Kind des Sundgaus, wie Professor Georges Zink oder die Dichterin Lina Ritter, die ein Jugenddrama über den Landvogt Peter von Hagenbach geschrieben hat. Sie beziehen sich ebenfalls auf zwei andere Figuren aus dem Sundgau: die Dichter Charles Zumstein, den Ihr Vater gekannt hat, und Nathan Katz, dem Sie bestimmt selbst noch begegnet sind. Könnten Sie auf Ihre Familienherkunft und den Rahmen Ihrer Kindheit zurückkommen und dabei das Spezifische des HOMO SUNGOVIUS charakterisieren?
Betrachtet man das umfangreiche Werk des badischen Komponisten Franz Philipp (1890-1972), so spiegelt sein musikalisches Œuvre wie kaum ein anderes im 20. Jahrhundert die Tragödie der jüngsten deutschen Geschichte wider. Über 30 Jahre nach dem Tod dieses außerordentlich produktiven Tonkünstlers, der vornehmlich geistliche Werke hinterlassen hat, können Person und Werk Franz Philipps nicht ohne ihre Brüche und Widersprüche dargestellt werden. So erscheint heute Franz Philipp als beinahe tragisch anmutende Persönlichkeit und stellt zugleich ein typisches deutsches Schicksal dar. Deshalb ist es besonders vor dem Hintergrund von Deutschlands dunkelsten Jahren schwer, ein objektives Bild dieses Komponisten zu zeichnen, das allen Facetten seines Schaffens und seiner zwiespältigen Haltung zu Staat und Kirche gerecht wird. Wie so viele Menschen seiner Generation, die Erfahrungen mit drei politisch gänzlich unterschiedlichen Systemen von Kaiserreich, Republik und
schließlich Diktatur gemacht hatten, empfand Philipp die beiden bewusst miterlebten Weltkriege als persönliche Zäsur.
,, ... der Himmel ist nirgends so blau, und die Luft nirgends so rein, und alles so lieblich und so heimisch als zwischen den Bergen von Hausen ... ". Erinnerungen an seine Kindheit im Wiesental haben in dem Dichter und Kirchenmann Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) zeitlebens Heimwehgefühle geweckt. Nach einer erneuten Reise ins „Oberland" im Frühjahr 1799 entstand die erste Gruppe der ,Alemannischen Gedichte".
„Meine Herkunft ist mein Schicksal", sagte Rene Schickele, 1883 geboren. Er verkörpert die Situation des im Elsass Geborenen, der ein Leben lang den Ausgleich über den Rhein hinweg sucht, der ihn literarisch bauen will, mit literarischen Brücken, die diesen Brückenbau für immer dokumentieren: "Der Fremde", "Hans im Schnakenloch", "Das Erbe am Rhein", "Die Witwe Bosca", ,,Himmlische Landschaft" u. a., dazu viele Essays, vielfältige lyrische Belege, geschrieben von einem französischen Staatsbürger und einem deutschen Literaten.
Am 30. Juni 2002 trat Hauptkonservatorin Dr. Grit Arnscheidt, Stellvertretende Direktorin der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, in den Ruhestand. Mannheim war die Wahlheimat der in Düsseldorf aufgewachsenen Rheinländerin. Nach einem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Anglistik in München, Heidelberg und London, nach Promotion und einer mehrjährigen Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Heidelberg kam sie 1974 nach Mannheim, das fortan nicht nur ihr berufliches Tätigkeitsfeld, sondern auch bevorzugter Gegenstand ihrer Forschungen werden sollte. Als Konservatorin im Städtischen Reiß-Museum bzw. später den Reiss-Engelhorn-Museen hat sie in zahlreichen Ausstellungen und Sonderschauen, Veröffentlichungen und Vorträgen, Exkursionen und Führungen unaufdringlich, doch beharrlich für Mannheimer Stadtgeschichte geworben und auf Eigenart, Gestalt und Wandel dieser Kulturregion aufmerksam gemacht. Interesse für historische Zusammenhänge weckte sie zudem durch einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung in
Mannheim.
Nachdem der Verfasser mehrere Abgeordnete des alten badischen Landtages (Ludwig Marum, SPD; Josef Ziegelmeyer, Zentrum; Rupert Rohrhurst, Nationalliberale Partei; Friedrich Weber, SPD und Johann Georg Banschbach, Konservative Partei) untersucht hat, beschreibt er nun mit Marie Bernays eine der ersten weiblichen Abgeordneten des demokratischen Parlaments in Karlsruhe, deren Todestag sich im Frühjahr 2004, am 22.4.1939, zum 65. Mal jährt.