920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Kollegiengebäudes I der Universität Freiburg ist es
lohnend, den Blick auch auf das repräsentativste originale Ausstattungsstück des Gebäudes, das
zwischen 1910 und 1912 von Hans Adolf Bühler (1877–1951) geschaffene Prometheusfresko, zu
richten. Es befindet sich in der sogenannten Prometheushalle über den Türen zur
Aula im ersten Obergeschoss des Gebäudes und dominiert mit einer Höhe von beinahe vier Metern und einer Länge von elf Metern den mit schwarzem Marmor getäfelten Raum. Nach seiner
Fertigstellung löste das Gemälde neben überaus begeisterten Reaktionen damals wie heute Diskussionen unter den Universitätsangehörigen aus. Während einst Hans Adolf Bühlers Interpretation des Prometheusmythos und vor allem die Nacktheit der Figuren kritisiert wurden, sorgt das
Gemälde heute wegen der kulturpolitischen Aktivitäten des Malers zur Zeit des Nationalsozialismus für Zündstoff.
Auf dem "Alten Friedhof" in Ludwigsburg befindet sich ein auffälliges Grabmal. Ein
2,4 Meter hoher Granitblock trägt das Bronzerelief eines gut aussehenden bärtigen
Mannes. Darunter steht, kaum mehr zu lesen: »Anton Schott. 25. Juni 1846 – 13. Januar 1913. Dem Meister des Gesanges, dem edlen Menschen errichtet von dankbaren
Freunden.« Wer war dieser Anton Schott?
Anton Albert Schott – königlich württembergischer Artilleriehauptmann und
Heldentenor – ist am 24. oder 25. Juni 1846 auf der Domäne Staufeneck bei Salach
im damaligen Oberamt Göppingen geboren. Er starb am 6. Januar 1913 in Stuttgart
und wurde dort eingeäschert. Bei der Trauerfeier spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 den Walchschen Trauermarsch und die Kapelle des Feldartillerieregiments Nr. 29 den Schottschen Bardenchor »Stumm schläft der Sänger«. Die Trauerrede hielt Georg Feldweg, damals evangelischer Pfarrer in Jesingen, später in
Großbottwar. Seine Majestät der König hat den Hinterbliebenen des verstorbenen
Kammersängers und Hauptmanns der Landwehr a. D. Anton Schott »Allerhöchst
seine Teilnahme« aussprechen lassen.
Anton Schotts Ehefrau Laura geb. von Schroeder starb zwei Tage nach ihm, am
8. Januar 1913, auf Schloss Abenberg südlich Nürnberg. Ihr Leichnam wurde nach
Ludwigsburg übergeführt und zusammen mit der Asche ihres Gatten am 13. Januar 1913
auf dem »Alten Friedhof« beigesetzt. Wieder spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 und wieder hielt die Trauerrede Pfarrer Feldweg. Er war mit der Schwester
von Antons Frau verheiratet, mit Ida geb. von Schroeder. Ihre Aufzeichnungen sind
eine wichtige Quelle für das Leben des Artillerieoffiziers und Heldentenors.
Die Aldinger Biblia latina
(2013)
Die Aldinger Kirchengeschichte ist noch zu schreiben. Neben den veralteten Angaben der Oberamtsbeschreibung Ludwigsburg bietet der Blick in die politische Ortsgeschichte wertvolle Hinweise. Zur spezifischen Geschichte der Aldinger Kirche
St. Margareta jedoch gibt es bisher ausschließlich bau- und kunsthistorische Veröffentlichungen. Nähere Angaben zur Kirchengeschichte bzw. weitergehend zur
Aldinger Kulturgeschichte liegen nicht vor bzw. sind mir nicht bekannt.
Im Zuge der wissenschaftlichen Katalogisierung der biblischen Handschriften in
Folio (Großformat) der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart im Rahmen
des Handschriftenkatalogisierungsprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist nun eine Handschrift aufgetaucht, die Aldingen direkt betrifft und die für
die Kirchengeschichte Aldingens von größtem Interesse sein dürfte. Dieser Codex,
eine lateinische Bibelhandschrift (Cod. bibl. 2o9), beinhaltet die Schriften des Alten
und Neues Testaments inklusive der Apokryphen nach der Vulgata samt den Vorreden
des Hieronymus – also alles in allem eine von zahlreichen überlieferten mittelalterlichen Handschriften mit der lateinischen Vulgata-Textfassung. Daran schließt
sich das »Summarium biblicum«, also die Inhaltsübersicht über die biblischen
Bücher, des Alexander de Villa Dei (Alexander Gallus, *1170) an, die aber hier fälschlicherweise Albertus Magnus (um 1200–1280) zugeschrieben wird (fol. 456 r: »Explicit
glosarium Magistri Alberchti Ratisbonensis Episcopi«).
Das Besigheimer Lied
(2013)
Eine tragische Liebesgeschichte erschüttert Mitte des 19. Jahrhunderts die kleine
Oberamtsstadt Besigheim. Am 18. Februar 1847 morgens um 6 ½ Uhr wird Caroline
Gottliebe Wölfing, die ledige Tochter des Stadtrats und Bäckermeisters Wölfing,
erschossen auf dem Kirchhof aufgefunden. Ob »selbst oder von fremder Hand« gemordet, vermochte der Schreiber, der den Todesfall unter der Nummer 24 in seinem
Leichenschaubuch notiert, nicht sagen. Gewissheit hat er jedoch über das Alter der
Toten: Gerade mal 18 Jahre, drei Monate und vier Tage ist Caroline geworden.
Eine Stunde später, um 7 ½ Uhr, die nächste grausige Entdeckung: Buchhalter Dietrich
findet seinen Untermieter, den ledigen Bauführer Friedrich Kübler aus Heilbronn, erschossen in seinem Zimmer. Dieses Mal ist die Todesursache klar: Selbstmord. Auch er
war zum Zeitpunkt seines Todes ein junger Mensch: 28 Jahre, acht Monate und 24 Tage.
Beide Leichen werden am 20. Februar 1847 auf dem Kirchhof außerhalb der Stadtmauern beerdigt. Die von Caroline morgens um 9 ½ Uhr, die Leiche Friedrichs
»abends um drei Uhr«. Der Bestattung war eine Obduktion vorausgegangen.
Bei beiden wurde ein Schuss in die Herzgegend festgestellt. »Die Wölfing« sei beim
Auffinden schon »blutleer«, also länger tot gewesen, ansonsten gesund. »Der Kübler«
hingegen hätte einige Abnormitäten aufzuweisen, wie eine geschwollene Leber und
weißliche Ablagerungen im Gehirn, die nach Meinung des obduzierenden Arztes
seinen »abnormen« Charakter und letztlich die Tat erklärten.
1837 erscheint das Handwörterbuch der praktischen Apothekerkunst von Wilhelm Ludwig Bachmann. Es ist „den ausgezeichneten Chemikern Herrn Hofrath und Professor Dr. Andreas Buchner sen. in München und Herrn Apotheker Jakob
Bernhard Trautwein in Nürnberg aus reiner Liebe, Freundschaft und Verehrung gewidmet".
Actum Donnerstags, den 20. Januar Anno 1701, so eröffnet Stadtschreiber Rudolf Wagenseil seine Protokolle des Ehrsamen Rates der Stadt Lahr, die bis zum 30. Dezember 1704 reichen. Lahr besitzt damit eine lebendige Quelle seiner Stadtgeschichte für die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts. Annelore Hey hat die teilweise schwer lesbaren 727 Seiten für den Historischen Arbeitskreis Lahr transscribiert. Dankenswerterweise kann ich für die Daten und wörtlichen Zitate dieses Aufsatzes auf Frau Heys Arbeit zurückgreifen.
Vor 26Jahren verneinte Hermann Fautz in diesem Jahrbuch die Frage, ob „das Kloster Wittichen eine Grablege der von Hohengeroldseck" gewesen sei. Lediglich drei von ihnen, darunter zwei Klosterfrauen, wären dort bestattet. Nach ihm fanden die „meisten Herren und Frauen von Hohengeroldseck [ ... ] ihre letzte Ruhestätte beim Kloster Schuttern". Dort hätte die Familie das erbliche Vogtei- und Schirmrecht besessen. Wittichen war damit ausgeschieden. An Hermann Fautz konnte nicht gezweifelt werden, war er doch die Autorität für die Geschichte des hinteren Kinzigtales. Im Übrigen wurde in den vielen Darstellungen über die Geroldsecker allenfalls beiläufig und meist nur für einzelne Angehörige der Familie erörtert, wo sie bestattet worden waren. Zuletzt hielt Bühler die Frage, wo ihre Grablege sei, für ein „weiterhin ungelöstes Rätsel der Geschichte" . Vor dem 13. Jahrhundert wurde ihr Name nur drei Mal erwähnt, weshalb ihr Aufstieg nicht nachvollzogen werden kann. Sie waren schon mächtig, als sie in die Geschichte eintraten, und sie gehörten dem Hochadel an. Sie waren nicht verwandt mit der Familie gleichen Namens aus dem Elsass, die meistens als „von Geroldseck am Wasichen" bezeichnet wird, und deren Burgen als Ruinen bei Zabern stehen.
,,En Alsace/Im Elsass ... ": Mit diesen Worten beginnt die Autobiographie Les mots (1964) von Sartre (1905-1980), jenes „Erz-Parisers", der den einen Teil seines Lebens an der Seine verbrachte und im anderen sich dorthin zurücksehnte. Kann
man sich Sartre am Oberrhein vorstellen, durch ein elsässisches Fachwerkdorf schlendernd, womöglich am Tresen einer
„Winstub" sitzend? In das gängige Bild, das viele sich von dem französischen Dichter-Philosophen machen, passt dies zumindest nicht. Doch die Familie von Sartres Mutter stammt aus dem Elsass, er selbst verbrachte hier entscheidende Wochen
und Monate seines Lebens: als Knabe vor und nach dem Ersten Weltkrieg, als Romancier und Soldat im Kriegsjahr 1939/40 und als weltberühmter Denker und diskreter Besucher in der Nachkriegszeit. Vor allem aber spielt das Elsass eine nicht zu unterschätzende Rolle in seinem Werk: als realer Produktionsort literarischer und philosophischer Schriften (z.B. L'age de raison, L'etre et le neant) sowie als fiktionaler Schauplatz seiner Romane und Erzählungen (z.B. La mort dans l'ame, Les mots).
Bis heute kennen viele Ortenauer in der Schulzeit gelernte Gedichte des Oberkircher Ehrenbürgers August Ganther auswendig. Dr. Philipp Brucker, der ehemalige Lahrer Oberbürgermeister, schrieb einmal, er habe in seiner Kindheit keine größere
Familienfeier erlebt, bei der nicht ein Verwandter Gedichte August Ganthers rezitiert habe. Hotelier Karl Müller, der frühere Inhaber des Hotels „Grüner Baum" in Oberkirch-Ödsbach, kann von einem Besuch von Senator Franz Burda erzählen, bei dem Burda zu Müllers Überraschung aus dem Gedächtnis ein Gedicht August Ganthers vortrug.
Am 26. Februar 2013 jährte sich der Geburtstag von Eugen Falk-Breitenbach, den seine Freunde und Verehrer auch gerne ,,'s Hansjaköble von Huuse" nannten, zum 110. Mal. In Offenburg kam er als Sohn eines Lokführers auf die Welt. Als er acht Jahre alt war, wurde der Vater nach Hausach versetzt. Die Vorfahren der Falks stammen aus Haslach; einer von ihnen ist der von Hansjakob geschilderte „Jägermurer", der so genannt wurde, weil er im Sommer Maurer und im Winter Jäger war. Früh zeigte
sich, dass der junge Eugen künstlerisch begabt war. ,,Ich sah jeden Maler für einen Heiligen an, und es wurde in
mir der Wunsch wach, auch einmal ein Maler zu werden," sagte er einmal im Rückblick.