920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Es wird das Lebensbild des badischen und württembergischen Malakozoologen Raphael Slidell Freiherr
von Erlanger (*23. Juli 1865, Paris, † 29. November
1897, Heidelberg) aufgezeigt. Der Anlass zur Beschäftigung mit diesem bedeutenden, heute kaum noch bekannten Naturforscher des 19. Jahrhunderts aus Heidelberg ergab sich durch den antiquarischen Erwerb
eines Separatabdruckes seiner Habilitationsschrift.
R. von Erlanger reichte für seine Habilitation alle seine
Publikationen kumulativ ein. Der zweite Teil der Paludina viviparus-Publikation in den Morphologischen Jahrbüchern 1893 wurde dabei aber als Habilitationsschrift
herausgehoben und mit diesem Vermerk separat publiziert. Obwohl Erlanger bereits sehr früh verstorben ist,
hat er mehrere wichtige zoologische und malakozoologische Publikationen vorgelegt. Hierbei ragen seine
Arbeiten über die Kiemenschnecke Viviparus (Mollusca: Prosobranchia) und über Bärtierchen (Tardigrada)
hervor.
Ob am Sonntag, dem 14. Mai 1848 die Besucher des badischen Residenztheaters in emotionale
Wallung gerieten, lässt sich nicht mehr ermitteln. Es gibt dazu aus der Karlsruher Presse keine
Berichte. Allerdings ist dies stark zu vermuten, denn man führte „Dorf und Stadt“ auf, jenes
Theaterstück, das in der Saison 1847/48 in
allen Staaten des Deutschen Bundes sensationellen Zuspruch erfuhr und bis dato nicht erlebte Besucherscharen ins Theater lockte. Geschrieben hatte es die heute völlig unbekannte
Charlotte Birch-Pfeiffer (1800–1868), damals
Starautorin des deutschen Theaters. Während
ihr Rührstück die Verbrüderung zweier gegensätzlicher Lebenswelten zelebriert, waren
an fast gleicher Stelle nur zwei Monate zuvor
politische Welten aufeinandergestoßen, und
dies macht den besonderen Reiz des Karlsruher „Theaterfrühlings“ aus. Am 1. März 1848
nämlich erhoben Tausende Anhänger der freiheitlich-demokratischen Bewegung um den
charismatischen Advokaten Friedrich Hecker
vor dem Badischen Landtag im Karlsruher
Ständehaus die Forderungen der vorangegangenen Mannheimer Versammlung: Abschaffung von Adelsprivilegien und Befreiung der
Bauern. Der sogenannte Karlsruher „Petitionensturm“ bildete in Baden den Auftakt zur
„Märzbewegung“, und die Massenpräsenz von
nahezu 20.000 Demonstranten signalisierte
das Mobilisierungspotential der jungen Demokratiebewegung.
Vor 80 Jahren übertrug man Georg Kraft zum
1. Juli 1930 offiziell die Leitung der archäologischen Denkmalpflege für Südbaden. Diesen Beschluss, der sich in den Akten des
Denkmalpflegereferats in Freiburg findet,
fasste der Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte Badens am 30. Juni 1930. Als 1922
das Ministerium die staatliche Denkmalpflege
auf dem Gebiet der Ur- und Frühgeschichte
neu organisierte und den Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte schuf, übernahm Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Deecke (1862–1934),
von Haus aus Geologe, dessen Geschäftsführung. Er fungierte als wissenschaftlicher Berater des Ministeriums, unterbreitete Vorschläge
bezüglich des Ausgrabungsprogramms und
für die Bestellung der ehrenamtlich tätigen
Pfleger. Rückblickend betrachtet hat Deecke
die Anfänge für eine funktionierende Denkmalpflege gelegt, die Georg Kraft 1926 aufgegriffen und in eigener Regie weiterentwickelt hat.
Zu den legendären Gestalten des »Wilden Westens« gehört der Revolverheld William
Bonney (1859–1881), den man allgemein »Billy the Kid« nannte. Er verdankt seine
Berühmtheit einer bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzung in der kleinen Stadt
Lincoln im US-Bundesstaat New Mexico im Sommer 1878. Drei Jahre nach diesem
bewaffneten Konflikt wurde Billy the Kid von Sheriff Pat Garrett erschossen. Im
Nachhinein verklärten ihn Schriftsteller, Musiker und Filmleute zu einem »Robin
Hood des 19. Jahrhunderts« und schufen so den Mythos, der den Westernhelden bis
heute umgibt. Inzwischen sind Hunderte von Büchern über Billy the Kid erschienen,
und auch der Bürgerkrieg im Lincoln County (»Lincoln County War«) konnte durch
neuere Forschungen genauer rekonstruiert werden. Auslöser dieses gewalttätigen
Konflikts war der Nachlass des auf der Domäne Monrepos geborenen Emil Fritz.
Aber es gibt noch weit mehr Bezüge zum Königreich Württemberg, die mitten hinein
führen in die unmittelbare Umgebung der königlichen Familie.
Eigentlich hatte man ja gedacht, es sei alles schon gesagt: zumindest über die Jahre, die Wilhelm Hausenstein als erster konsularischer und diplomatischer Vertreter Deutschlands in Paris verbrachte und in denen er versuchte, das Eis zu brechen, ja zum
Schmelzen zu bringen. [1] Und war nicht auch schon alles über die
Schwierigkeiten gesagt, die man ihm, wie nicht anders zu erwarten, in Frankreich machte, aber ebenfalls in Deutschland? Offenbar nicht.
Einmal und nie wieder
(2011)
Emil Sutor wurde am 19. Juni 1888 in Offenburg geboren. Dort
erhielt er auch seine erste - und zwar gründliche, handwerkliche
- Ausbildung als Holzbildhauer in der Werkstatt von Simmler
und Venator, die viele Kirchen belieferte. [1] Von 1907 bis 1909
studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei dem bekannten,
ja berühmten Hermann Volz; von 1910 bis 1911 arbeitete er
unter Bruno Wollstädter in Leipzig und bildete sich anschließend
in Dresden, München, Stuttgart und Paris weiter. Danach, 1913,
kehrte er nach Offenburg zurück, wo er eine „ Werkstatt für Friedhofskunst" gründete. Dann kam der Krieg, der ihn an verschiedene Fronten führte. Im Jahre 1919 fand er sich wieder bei Volz
in Karlsruhe ein, nun, und bis 1921, als dessen Meisterschüler. In
Karlsruhe lebte er, vielbeschäftigt, bis ihm der Tod am 13. August
1974 den Meißel aus der Hand nahm. [2]
Friedrich Benz-Meisel
(2011)
Die bis zur Gemeindereform selbstständige Gemeinde Oberachern verlieh am 11. Dezember 1919 einer Persönlichkeit die
Ehrenbürgerschaft, obwohl diese seit rund 50 Jahren nicht mehr
im Achertal wohnte und fast schon genau so lange in der Schweiz
seinen beruflichen und privaten Lebensmittelpunkt hatte: Friedrich Benz-Meisel. Dass diese Ehrung mehr als gerechtfertigt war
und er gleichzeitig ein erfolgreicher Unternehmer sein konnte,
obwohl er kein gebürtiger Schweizer war, soll nachstehend aufgezeigt werden. [1]
Friedrich Benz wurde am 17. August 1853 in Oberachern
geboren. Er war der Sohn des aus Kappelrodeck stammenden
Sägemüllers Johann Benz und seiner Ehefrau Amalia Sauter, der
Tochter des Oberacherner Papierfabrikanten Daniel Sauter.
Derselbe betrieb eine Papier- und Sägemühle - teilweise auf „geweihtem Boden", denn ein Teil seines Firmengeländes war der
Standort der ehemaligen Johanneskirche und Keimzelle der bis
zu Beginn dieses Jahres existierenden Hartpappenfabrik Lott. [2]
Am 3. Juni 1853 überschrieb Daniel Sauter seinen Betrieb auf
seine Tochter und Johann Benz konnte sich fortan „Papierfabrikant" nennen.
Friedrich Benz hatte noch drei Geschwister: Sein älterer und
einziger Bruder Karl verstarb nur 22-jährig in Amerika, seine beiden Schwestern starben schon im Kindesalter. [3]
Am 15. Oktober 1862 trat das Gesetz über die Gleichstellung der
Israeliten in Baden in Kraft. Auch in Offenburg musste den Juden
die bürgerliche Niederlassung erlaubt werden. Zwar bestand im
13. Jahrhundert bereits eine Judengemeinde, deren Tauchbad
noch heute erhalten ist. In den Pestjahren des 14. Jahrhunderts
erlosch die Gemeinde jedoch und kein Jude durfte sich mehr dauerhaft in der Stadt niederlassen. [1]
Der erste, der vom soeben erst erworbenen Recht auf Niederlassung Gebrauch machte, war Maier Stein (1825-1879), der am
24. Oktober 1864 der erste jüdische Bürger Offenburgs [2] wurde. Er
war ein Sohn von Lemle Stein. Dessen Witwe samt den erwachsenen Söhnen und einer Enkelin, deren Mann und der Schwiegersohn aus Diersburg, gehörten gleichfalls zu den zuerst nach
Offenburg übergesiedelten Juden. Am 27.1.1863 lebten bereits
37 Juden in Offenburg.
Am Anfang einer über fünfhundertjährigen Überlieferungsgeschichte, einer Erzählung aus dem 15. Jahrhundert, stehen zwei
Büsten aus rotem Sandstein gemeißelt, das Bildnis einer jungen
Frau und eines älteren Mannes, die offenbar zusammengehören. [1]
Da Nachrichten über ihre Entstehung und Bedeutung spärlich
sind, hat man sie recht verschieden gedeutet. Man kann von
ihrem ursprünglichen Standort ausgehen und sich fragen, was sie
an solcher Stelle bedeuten konnten. Sie waren ursprünglich, im
15. Jahrhundert, Teil eines Portals im Innenhof der neuen Kanzlei in Straßburg, die im Zentrum der Stadt am heutigen Gutenbergplatz lag.
Im Oktober 1924 wurde in der Gaswerkstr. 17 im Offenburger
Westen ein Viehhandelsbetrieb eröffnet. Über die Erfolgsaussichten des neuen Geschäftes unter der Leitung des jüdischen Kaufmannes Julius Hammel sprach sich ein naher Verwandter im
Nachhinein sehr zuversichtlich aus: ,,Julius Hammel war ein äußerst fleißiger und tatkräftiger Mann, der seinem Geschäft mit großem
Eifer nachging. Er hatte auch das erforderliche Betriebskapital, wodurch
ihm die Geschäftsführung wesentlich erleichtert wurde ... Ein Viehhändler, der die nötigen Betriebsmittel besitzt, kann Vieh auf eigene
Rechnung kaufen und verkaufen (im Gegensatz dazu wenn man sein
Geschäft auf Provisionsbasis führt). Ich erinnere mich, dass J.H. in
früheren Jahren große Viehgeschäfte mit Salomon Oppenheimer in
Freistett und Eduard Hammel in Karlsruhe tätigte ... Er galt als einer
der größten und kapitalkräftigsten Viehhändler im ganzen Bezirk. Er
unterhielt eigene Stallungen in Offenburg und in Renchen und beschäftigte ständig mindestens einen Knecht ... "*1 Und in der Tat konnte
sich der neugegründete Betrieb nicht nur erfolgreich etablieren,
sondern blühte bis Ende der 1920er Jahre geradezu auf.
August Koehler (1844-1919)
(2011)
Im Jahr 1751 baute Joseph Stöckle am Mühlbach zwischen Lautenbach und Oberkirch eine Papiermühle mit einem Wasserrad,
das neben dem Stampfwerk für die Hadern auch noch eine Öltrotte antrieb. Viermal wechselte der kleine Betrieb in den folgenden Jahrzehnten den Besitzer, keinem war wirtschaftlicher Erfolg
beschieden. Der fünfte Papiermacher, der die Mühle 1802 erworben hatte, geriet bereits 1807 in Konkurs, ersteigert wurde der
Betrieb nun von dem Ettlinger Kaufmann Otto Koehler. Dessen
Sohn Johann Ignaz hatte das Papiermacherhandwerk in Ettlingen
erlernt, bereits 1809, mit 20 Jahren, übernahm er von seinem
Vater die Mühle, im gleichen Jahr heiratete er die Oberkircher
Bäckerstochter Maria Anna Geldreich. Das kleine Werk - 1813
wird von zwei Gesellen und einem Lehrjungen berichtet - reichte
nicht aus, die Familie zu ernähren. Von Anfang an wurde Landwirtschaft betrieben, vor allem Weinbau, der bereits für die Ettlinger Vorfahren nachgewiesen ist.
Wie kann man nur eine Heilige vergessen? - War Gertrud überhaupt eine Heilige? Im amtlichen Verzeichnis aller von der Kirche anerkannten Heiligen, dem Martyrologium Romanum, ist ihr
Name nicht enthalten.[1] Es wurde 1583 von Papst Gregor XIII.
veröffentlicht, im Rahmen von Ordnungsmaßnahmen, die er
während seines dreizehnjährigen Pontifikats auf verschiedenen
Feldern des kirchlichen Lebens ergriffen hat.
Emil Durain, 1825 in Dorf Kehl geboren, war eine der prägendsten und bekanntesten Kehler Persönlichkeiten seiner Zeit und
blieb vielen -weit über Kehl hinaus - nicht nur wegen der tragischen und folgenschweren Umstände seines Freitodes im Jahr
1892 lange in lebhafter Erinnerung. Durain wird oft in anderen,
historischen Arbeiten erwähnt, es existiert über ihn ein reicher
Fundus an Informationen, bisher jedoch keine zusammenfassende, freimaurerische Biografie. So sollen in dieser Arbeit Leben
und Schicksal des Kaufmannes, Politikers und Freimaurers Emil
Durain aufgezeigt werden.
Die Hauptwerke des hanau-lichtenbergischen Pfarrers und Dichters Quirin Moscherosch sind inzwischen zwar erfasst und beschrieben worden, [1] doch ist noch immer mit kleineren bisher
unbekannten oder wenig bekannten Texten und Versen aus seiner Feder zu rechnen. [2]
Hinweise auf drei solche Texte sind uns aus verschiedenen Quellen bekannt geworden.
Zum ersten hat Fritz Roth[3] schon 1970 ein lateinisches Gedicht verzeichnet, das Quirin Moscherosch auf den Tod von Dorothea Diana von Salm, Wild- und Rheingräfin, verfasst hat.
Fritz Haller und USM
(2011)
Der französische Ethnologe und Anthropologe Marc Auge hat
1992 den Begriff des „Nicht-Ortes" geprägt. [1] Darunter versteht
man bis heute vor allem mono-funktional genutzte Flächen im
urbanen und suburbanen Raum wie Einkaufszentren, Autobahnraststätten, Bahnhöfe und Flughäfen, aber auch Industriegebiete
darf man dazu zählen. Das Fehlen von Geschichte, Relation und
Identität kennzeichnet den Unterschied zum traditionellen Ort.
Diese Charakterisierung trifft auf alle Gewerbegebiete der an Industrie reichen Städte am Oberrhein zu. Hochwertige Industriearchitektur ist selten. Gerade in Bühl, eine Stadt mit rund 29 500
Einwohnern, deren 1061 steuerpflichtige Betriebe 16953 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze bieten, ist diese Feststellung von Bedeutung. 3,25 Prozent der Gemarkungsfläche (insgesamt 73,19 Quadratkilometer) sind Gewerbe- und Industriefläche.[2] Die zahlreichen Bauten der Unternehmen sind bis auf sehr
wenige Ausnahmen architektonisch völlig anspruchslos, die
großen städtischen Industriegebiete haben keine Aufenthaltsqualität.
Anton Weber
(2011)
Am 30. Januar 1933 beruft in Berlin der 85-jährige Paul von Hindenburg den „Schriftsteller"
und „Regierungsrat im Braunschweigischen Staatsdienste, München" Adolf Hitler zum
Reichskanzler. Das Resultat dieser folgenschweren Entscheidung wird bald „Machtergreifung" genannt werden. Am 27. Februar 1933 brennt das Reichstagsgebäude aus bis heute nicht
einwandfrei geklärten Gründen. Vorwand genug, politische Gegner massiv auszuschalten. Zum
Boykott jüdischer Geschäfte wird am 1. April 193 3 aufgerufen. Sechs Monate später findet in
Nürnberg der „6. Reichsparteitag - Sieg des Glaubens" statt, und der Agitations-Spielfilm
„Hitlerjunge Quex. Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend" wird in die Kinos
geschickt: "Die Ufa sowohl wie alle an diesem Film Mitwirkenden haben sich nicht nur um die
Entwicklung der deutschen Filmkunst, sondern auch um die künstlerische Gestaltung nationalsozialistischen Ideengutes ein großes Verdienst erworben."[1] Am 2. August 1934 stirbt Reichspräsident Hindenburg auf dem ostpreußischen Familienlandsitz Gut Neudeck. Eigentlich soll er
dort auch begraben werden, das NS-Regime organisiert jedoch eine theatralische Beisetzung im
Denkmal für die Schlacht bei Tannenberg.
Adelheid Steinmann
(2011)
Adelheid Steinmann wurde am 26. April 1866 in Heidelberg in ein großbürgerliches Elternhaus hineingeboren. Ihr Vater Heinrich Holtzmann war Professor für Theologie zunächst in
Heidelberg, später in Straßburg. Auch den Kindern wurde selbstredend die höchstmögliche Bildung zuteil. Bruder Robert studierte Geschichte, Bruder Friedrich Medizin, beide schlugen
ebenfalls die akademische Laufbahn ein, beide brachten es wie der Vater zu einer Professur. So
war es nur natürlich, dass auch Adelheid 1886 mit 20 Jahren standesgemäß ins Bildungsbürgertum einheiratete. Ihr Ehemann war der hoch gebildete und zehn Jahre ältere Gustav Steinmann,
Geologieprofessor zuerst in Jena, später in Freiburg. Adelheid Steinmann war eine Politikerin, welcher die Stadt Freiburg ebenso wie die Universität viel zu verdanken hat, die aber im kollektiven Gedächtnis der Stadt nur wenige Spuren hinterlassen hat. Ein erster Schritt, dies zu ändern, war die Benennung einer Straße im Rieselfeld.
Straßenschilder sind kleine Denkmäler, und sie bergen ebenso wie diese eine Gefahr, nämlich
die, dass man zwar den Namen kennt, vielleicht auch täglich an ihnen vorbeigeht, sie aber
eigentlich gar nicht richtig wahrnimmt. Kaum jemand verspürt den Wunsch, mehr dahinter entdecken zu wollen als eben die Kennzeichnung einer Straße, was im Alltag ja in erster Linie dazu
dient, dass sie vom Briefträger oder von der Paketzustellerin gefunden wird.[1]
Der Frauenbeauftragten Frau Ursula Knöpfte ist dafür zu danken, dass sie die vermeintlich
zwingende Logik von kurzer Denkmalehrung und schnellem Vergessen aufgebrochen hat -
zunächst 2006 mit dem Frauengeschichtsplan der Stadt Freiburg, dann mit einer Vortragsreihe,
bei der im Januar 2007 Adelheid Steinmann genauer vorgestellt werden konnte (Abb. 1)[2]
500 Jahre nach dem Tode Konrad Stürtzels, des Erbauers des repräsentativen Gebäudes, das
nachmals „Basler Hof' genannt wurde und in dem heute der Freiburger Regierungspräsident
residiert, sich Stürtzels zu erinnern und dies in eben diesem Gebäude zu tun, ist zweifellos
angemessen.[1] Der Zerstörung am 27. November 1944, als der Bau völlig ausbrannte, folgte
glücklicherweise sechs Jahre später der Wiederaufbau durch das südbadische Staatliche
Hochbauamt - ,,dank dem für Baudenkmalpflege und jegliche geschichtlichen Werte so aufgeschlossenen badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb", wie Joseph Schlippe schrieb. [2] Für
den von der Zerstörung besonders stark betroffenen nördlichen Teil der Altstadt hat die Wiederherstellung des historischen Baues eine konstitutive Bedeutung. Wenn man auf dem sogenannten „Großen" oder „Kleinen Sickingerplan" von 1589 die Bebauung der „Großen Gaß"
oder „Hauptgaß" auf der Strecke zwischen dem Christophstor im Norden und dem Martinstor
im Süden, also auf der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, verfolgt, fällt die hervorragende Bedeutung des Stürtzelschen Palais noch mehr ins Auge als heute, wo es mit langen Kaufhausfassaden konkurriert.[3] Nach seiner Errichtung um 1500 übertraf die der „Großen Gaß" zugekehrte Westfassade des Stürtzelschen Baues allein schon aufgrund ihrer Ausmaße - sie ist 32 m lang
- sogar die Westfassade des Heilig-Geist-Spitals mit ihrer vorgesetzten doppelten Freitreppe; sie
deklassierte die gesamte übrige Bebauung der Straße ohnehin - oder andersherum ausgedrückt:
Stürtzels Palais wertete die zwar breite, aber bis dahin nicht repräsentativ gestaltete „Hauptgaß"
städtebaulich auf.
Sibilla von Bondorf lebte am Ende des 15. Jahrhunderts in den Klarissenklöstern in Freiburg
im Breisgau und auf dem Wörth in Straßburg, wo sie etwa 1524 verstarb. Sie stammte vermutlich aus der Familie von Bondorf, die an verschiedenen Orten im Südwesten Deutschlands
beheimatet war. In den Unterlagen, die es über diese Familie gibt, wird eine Sibilla jedoch nicht
genannt. Es ist natürlich möglich, dass sie den Namen Sibilla als Nonne angenommen hat. Die
meisten Bilder hat Sibilla für Heiligenlegenden gemalt, die im Freiburger Klarissenkloster oder
in Straßburg in alemannisch geschrieben wurden. Es sind dies die Legenden des hl. Franziskus
von Assisi nach Bonaventura, der hl. Klara von Assisi nach Thomas von Celano und die der hl.
Elisabeth, Landgräfin von Thüringen nach Dietrich von Apolda. Weitere Bilder finden sich in
der Klarissenregel aus dem Bickenkloster in Villingen, dem ursprünglichen Beginenkonvent,
und in „Gesangbüchern" anderer Freiburger Klöster. Die Bücher sind zum Teil von dem
,,besten" Buchbinder der Zeit, Rolet Stos aus Freiburg im Uechtland, gebunden. Die Bilder,
Miniaturen, sind auf Pergament gemalt, die dann in die jeweiligen Texte eingebunden sind. Die
Größe der Bilder in den Legendenbüchern ist einheitlich 7 cm x 10 cm. Ein Bild hat Sibilla
selbst mit ihrem Namen signiert: hec pictura est a sorore sibilla de bondorff orate
deum per ea. Dieses Bild ist von der Schwester Sibilla von Bondorf - betet zu Gott für sie. Ihre
übrigen Bilder „signierte" sie sehr oft mit dem Bild einer knienden Nonne - wie Graffiti-Sprayer mit ihrem take. Ihr Stil ist allerdings so einmalig, dass ihre Bilder sehr leicht erkennbar sind. Sie zeichnen sich gegenüber zeitgenössischen Bildern, anderen Miniaturen oder
Altarbilder durch ihre Farbigkeit und Heiterkeit aus. Die Details sind sehr fein ausgemalt, wie
etwa die Augen, die im Original nur 1 mm Durchmesser haben, sind mit Iris und Pupille ausgeführt. Der Kunsthistoriker und Museumsmann des vorigen Jahrhunderts, Ludwig Justi,
schrieb über die Miniaturen der Elisabeth-Legende: [. . .} darin eingeheftet viele kostbare farbige Bilder auf Pergament - es waren starke Eindrücke meiner Kindheit, wenn mich mein Vater
dies wundersame Buch betrachten ließ.
Die Entwicklung des heutzutage so bemerkenswert vielfältigen Freiburger Musiklebens erlebte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung. Zu jener Zeit, als es in
Freiburg weder Konzertagenturen noch ein ständiges Symphonieorchester gab, war man auf
die organisatorische Tätigkeit der Musikvereine angewiesen, welche sowohl durch eigene
Aufführungen wie auch durch Einladung auswärtiger Künstler das hiesige Konzertleben
bestritten. So war es etwa dem Engagement der „Liedertafel" und später des „Philharmonischen
Vereins" zu verdanken, dass Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy oder Franz
Liszt, und später einige seiner bedeutendsten Schüler, in der Breisgaustadt konzertierten und
somit deren Musikleben wesentlich bereicherten. Der am 22. Oktober 1811 im ungarischen Raiding (heute Burgenland/Österreich) geborene
Franz Liszt gilt bis heute als der Inbegriff des Klaviervirtuosen schlechthin. Nachdem er bereits
als „Wunderkind" durch sein Klavierspiel Aufsehen erregt hatte, inspirierte ihn die Begegnung
mit dem Violinvirtuosen Niccolo Paganini im Jahr 1831 dazu, dessen Kunstfertigkeit durch
eine umwälzende Weiterentwicklung der Spieltechnik auf das Klavier zu übertragen.