920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Der in den 1920er Jahren wiedererstarkende Realismus in der Bildenden Kunst entwickelte im deutschen Südwesten, und hier vor allem an der Karlsruher Akademie ein Zentrum mit großer Ausstrahlung. Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Georg Scholz hießen die dominierenden Künstler. Ihr Einfluß, aber auch andernorts herrührende Tendenzen des künstlerischen Realismus spiegeln sich in den Werken von vier Offenburger Malern und Graphikern: Tell Geck, Grete! Haas-Gerber, Albert Henselmann und Hermann Sprauer. Sie alle gehörten zu einer Generation, deren Leben durch zwei Weltkriege und vor allem durch den Nationalsozialismus tief geprägt und gravierend verändert wurde. Wenn man die Biographien vergleicht, gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede. Geboren sind alle in Offenburg im Zeitraum von 1890 bis 1905, Studienorte waren Karlsruhe und München sowie Stuttgart und Düsseldorf. Hermann Sprauer kehrte nach dem Studium nach Offenburg zurück, wo er, nur unterbrochen durch den Kriegsdienst, bis ans Ende seines langen Lebens wirkte. Gretel Haas-Gerber lebte ebenfalls bis zu ihrem Tod in ihrer Heimatstadt, hatte allerdings neben der
ersten Studienzeit eine fast zwei Jahrzehnte währende Zeit in Düsseldorf. Tell Geck war bereits vor dem Krieg nach Stuttgart übergesiedelt, wo er bis an sein Lebensende tätig war. Albert Henselmann blieb Offenburg von allen am wenigsten verbunden, lebte nach der Studienzeit lange in Mannheim, bevor er in die Schweiz und später in die USA auswanderte.
Im Zusammenhang mit dem Vorhaben der Gestaltung eines Prospektes habe ich im Jahre 2003 für die Regionalgruppe Karlsruhe Statements des Landesvorsitzenden zu Profil und Politik der BADISCHEN HEIMAT (Heftjahrgänge 1998-2002) gesichtet und nach Schwerpunkten zu ordnen versucht. Die Zeitschrift BADISCHE HEIMAT versteht sich als Organ für
Landes- und Volkskunde, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz. Das sind große und differenzierte Themenfelder und Arbeitsbereiche, die aber allein noch nichts aussagen, über Methode und Politik diesen Zielen zu dienen. Meist blieb es auch, so will mir scheinen, bei der Bekräftigung, diesen Vorhaben dienen zu wollen. Wer Interessen vertritt, muss sie auch ausformulieren, Kontroversen wagen und sie mit Zähigkeit durchzusetzen versuchen. Da der seit 1998 amtierende Vorsitzende sich mehrfach zu grundsätzlichen Positionen seines Verständnisses von „badischer Heimat" geäußert hat, scheint mir eine zusammenhängende Darstellung der Schwerpunkte seiner Politik für den Verein sinnvoll. Gleichzeitig mag der Aufsatz als
eine Hommage zu seinem 70. Geburtstag gelten.
August Bartholdi
(2004)
Wer kennt nicht die Freiheitsstatue an der Hafeneinfahrt von New York? Jenes 46 Meter hohe Standbild, einer antiken Göttin gleichend, mit der Fackel in der hoch aufgereckten rechten Hand versinnbildlicht nach der Idee seines Schöpfers das Licht der Freiheit, welches die Welt erleuchtet (La Liberte eclairant le monde). Wer war jener August Bartholdi, der dieses
Monument geschaffen hat? Wie kam er zu seinem Kunstwerk und warum feiert die Stadt Colmar im Elsaß im Jahre 2004 sein Andenken?
Besucher der österreichischen Hauptstadt Wien werden immer wieder mit der Geschichte der legendären Kaiserin Sisi konfrontiert. Sisi wurde zu einem besonderen Symbol, gar zu einem Aushängeschild für die Stadt. Über das Leben der österreichischen Kaiserin wurden Filme gedreht, es gibt viele Publikationen über ihr Leben, in vielen Ausstellungen werden
Bilder der berühmten Frau gezeigt, ja es gibt sogar ein Musical über das Leben der legendären Sisi. Prospekte, Bildbände und
Zeitschriften zeigen noch über hundert Jahre nach ihrem Tod auf den Titelseiten Bilder der schönen Kaiserin. Das bekannteste und beliebteste dieser Gemälde ist das mit dem Titel „Kaiserin Elisabeth im Sternenkleid". Es zeigt Sisi in einem langen weißen Kleid, das mit Sternen besetzt ist, auch ihre langen Haare sind mit silbernen Sternen geschmückt. Der Schöpfer dieses Gemäldes war der weltberühmte Künstler Franz Xaver Winterhalter, er wird als der bedeutendste Fürstenmaler Europas im 19. Jahrhundert bezeichnet. In den großen Galerien der Weltstädte, in Schlössern und Kunstsammlungen sind seine Werke ausgestellt. In der einschlägigen Literatur werden Franz Xaver Winterhalter und sein nicht ganz so berühmten Bruder Hermann Fidel angeführt.
Aus dem zweifachen Anlaß eines Schuljubiläums (Goldenes Abitur 1954/2004) und seines 100. Geburtstags wurde in einer Feierstunde am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe an K. J. Fluck erinnert. Er war die längste Zeit seines Lebens Lehrer an dieser Schule, und zwar einer, der die Schule für ihre Schüler unvergeßlich machte wie kaum ein anderer. In seinen letzten neun Jahren (vom 13. Dezember 1959 bis zu seinem Tod am 2. Januar 1969) war er Prälat und Stadtdekan auf St. Stephan.
Heroische Ethik
(2004)
Die Bischöfe von Freiburg, Strasbourg und Basel besprechen regelmäßig Herausforderungen der Gegenwart am Oberrhein. In dieser Verantwortung haben die Bischöfe im Jahr 1982 zum Verhalten der Christen im Konflikt um die Atomenergie Stellung bezogen. Im Jahr 2002 widmeten sich die Bischöfe Saier, Dore, Koch unter dem Gesichtspunkt „Leben am Oberrhein“ Fragen des menschlichen Lebens, das in vielfältiger Weise bedroht ist. (LaO, S. 3) Sie verweisen im Zusammenhang damit auf Einrichtungen, die in dieser zentralen Region Europas angesiedelt sind. Hier befindet sich der Europarat in Strasbourg, das Europäische Parlament und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Karlsruhe ist Sitz der beiden höchsten deutschen Gerichte. In der Region sind auch wichtige chemische, biologische und medizinische Forschungsinstitute und Universitätskliniken mit grundlegenden bioethischen Fragen konfrontiert. Es kommen die großen Pharmaunternehmen vor allem in Basel hinzu, die mit der Gentechnologie neue Produkte und Medikamente entwickeln und sich davon wirtschaftlichen Gewinn erhoffen. In dem besonderen Wort 2002, das die Bischöfe in die Region am Oberrhein
hinein sprechen, verweisen sie „dankbar auf die große humanistische Tradition dieser Region, die sich in Gestalten wie Erasmus von Rotterdam und Albert Schweitzer verkörpert hat, und auf ihre Prägung durch das Christentum über
Jahrhunderte hinweg". (LaO, S. 4) Die Verfasserin ist seit einiger Zeit dabei, dem berühmten protestantischen elsässischen Ethiker Albert Schweitzer den katholischen badischen Ethiker Reinhold Schneider zur Seite zu stellen. Beide zusammen vermögen das Leben am Oberrhein aus neuerem ethischen Denken vertieft zu beleuchten. Sie sind auf verschiedenen Wegen — doch gab es auch einige persönliche Begegnungen — zu einer „heroischen Ethik“ gelangt, wie in der folgenden Abhandlung dargelegt wird.
Kurt Georg Kiesinger - Kindheit und Jugend im gemischtkonfessionellen und gemischtdiözesanen Umfeld
(2004)
Der Kaufmann Christian Kiesinger, geboren am 11. September 1876 in Michelfeld, Gemeinde Oberdigisheim lernte Dominika Grimm, geboren am 16. Juli 1878 in Bubsheim in Ebingen kennen, wohin seine Eltern arbeitsbedingt gezogen waren. Dort arbeitete Dominika im Hause seines Arbeitgebers, um den städtischen Haushalt kennenzulernen. Michelfeld und die umliegenden Gemeinden waren seit Jahrhunderten württembergisch und damit evangelisch geprägt, Bubsheim ebensolange vorderösterreichisch und somit katholisch. Christian Kiesinger und Dominika Grimm waren beide von ihrem Glauben zutiefst geprägt und standen vor einer schmerzhaften Entscheidung sich für die Trauung und Erziehung der Kinder in einer Konfession entscheiden zu müssen. Dominika war klar, eine nichtkatholislche Trauung bedeutet den Verlust von Heimat und Familie, so gut wie den Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche, in deren Geflecht Familie und Verwandtschaft lebte.
"Ein badischer Aloisius"
(2004)
Im Jahr 1950 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Leuchtende Schar. Ein kleines Heiligenbrevier für junge Menschen“ von Albert Krautheimer und Karl Becker. Unter dem 21. Juni findet sich ein Brief an den heiligen Aloysius von Gonzaga. Darin klagt der Verfasser dem Heiligen sein Leid: Er sei durch seine Erzieher frühzeitig auf ihn aufmerksam gemacht worden, habe an den Aloysianischen Sonntagen teilgenommen und ihn so kennen, aber nicht lieben gelernt. Sechsmal habe er angefangen, die Lebensbeschreibung zu lesen, sei aber nie über das erste Fünftel hinausgekommen, denn: „Wenn man sich gerade einmal
freuen wollte, dass du auch ein ‚Mensch aus Erde' warst, dann wurde diese Tatsache vom Verfasser umgehend bedauert. Deine harmlosesten Bubenstreiche wurden als beweinenswerte Sünden hingestellt. Hätten wir dem Autor geglaubt, dann wären wir Buben insgesamt schon damals Schwerverbrecher gewesen. [...] Hätte man uns die Freude über dein echt jungenhaftes Verhalten im Feldlager gelassen, wir wären bestimmt deine besten Kameraden geworden. [...] Aber man ließ uns nicht Kameraden werden [...] man paukte uns ,die Moral von der Geschicht' ein, bis wir nicht mehr wussten, ob du oder wir oder unsere Erzieher einen Knacks hätten. Kurzum: man trieb einen Keil zwischen uns, anstatt uns zusammenzuführen.‘“ Und später heißt es in dem fiktiven Brief: „Überhaupt, man wollte aus dir einen Schmachtlappen machen, einen Trottel,
der weltflüchtig wurde, weil er mit der Welt nicht fertig wurde.“ Der Verfasser des Briefs solidarisiert sich also mit Aloysius.
Die Erzabtei St. Martin in Beuron zog mit ihrer Liturgie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in ihren religiösen Bann, darunter Schriftsteller und Philosophen wie Romana Guardini, Max Scheler, Martin Heidegger und Edith Stein. Selbst Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie, äußerte 1934 einmal den Wunsch, nach Beuron zu fahren. Bei den Mönchen trafen sie auf aufgeschlossene Gesprächspartner. Erwähnt seien nur die Mitbrüder, die sich durch eine besondere philosophische Begabung auszeichneten: P. Placidus Pflumm, P. Anselm Manser, P. Alois Mager und P. Daniel Feuling. Pater Daniel lebte für die Philosophie, aus der wiederum seine Liebe zur Theologie und sein Eifer für die Seelsorge erwuchsen. Wer war Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB?
„Freiburg hat, was alle suchen“. Mit diesem nicht gerade zurückhaltenden Slogan machte die Stadt Freiburg vor einigen Jahren Tourismuswerbung. Ich weiß nicht, ob der Spruch noch offiziell in Gebrauch ist, aber mit seiner Anwendung auf die Freiburger Musikgeschichte gäbe es ohnehin gewisse Schwierigkeiten. Was Freiburg nämlich, anders als von dieser Werbung verheißen, nicht zu bieten hat, sind die ganz bedeutenden Ereignisse oder die ganz großen Namen in seiner Musikgeschichte. Allerdings dürften hiernach wohl auch kaum alle suchen, sondern höchstens ein paar Spezialisten — was die Glaubwürdigkeit des zitierten Werbespruchs zusätzlich in Frage stellt. Daß es in dieser ansonsten in vielerlei Hinsicht sehr begünstigten Stadt an großen Musikerpersönlichkeiten und bedeutenden Ereignissen mangelt, hat die örtliche Geschichtsschreibung schon längst dazu veranlaßt, ihr Augenmerk auf die „sekundären Bedeutsamkeitsmerkmale“ zu richten. Und hier gibt es denn doch manches Interessante zu erzählen. Zum Beispiel, daß Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1837 auf seiner Hochzeitsreise ein paar Tage in Freiburg logierte — in einem Hotel am Münsterplatz, nur ein paar Schritte von hier — und sogar ein bißchen komponiert hat.
Wer die äusseren Zeremonien nicht auf das Sorgfältigste verrichtet, und zwar „mit seel und leyb..., der kan oder wil nit, Gott seinem Herrn, wie er schuldig, recht Christlich im gaistlichen Stand, der zuer vollkommenhait geordnet ist, dienen“. Die Befolgung des Kirchenjahres in Liturgie, frommem Brauchtum und entsprechenden asketischen Übungen gilt nicht nur dem allgemeinen Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi, sondern mehr noch der indi- viduellen Sicherung der Gottesbeziehung. Mit diesen persönlichen Gedanken leitet der Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius seine deutsche Übersetzung „Ordnung Täglicher Caeremonien und gebräuchen Cistertzer Ordens“ ein, die er den Zisterzienserinnen in „Güntersthal bey Freiburg“ widmet. Deren einzige Handschrift mit über 320 Quartblättern (1582/83) befindet sich in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen.
Der Kraichgau gilt seit jeher als die Region des ritterschaftlichen Adels in Süddeutschland. Schon Reinhard v. Gemmingen zählte im Jahre 1631 für den Raum 81 verschiedene Geschlechter auf (Mone 1857:391f.). Ministerialische Dienste für die
nahe gelegenen Mächtigen (Kurpfalz, Baden, Württemberg und die Hochstifte Speyer, Worms, Mainz und Würzburg) brachten diversen Familien Lehen, Vermögen und Ansehen, jedoch auch Abhängigkeit. Die geografische Lage zwischen den Mächten verhalf aber auch zu einer gewissen Freiheit, die je nach Epoche, familiärer bzw. finanzieller Möglichkeit und Risikobereitschaft ganz unterschiedlich genutzt wurde.
Ausgiebig wird 2005 des 200. Todestages Friedrich Schillers gedacht. Auch Marbach
begeht das Gedenkjahr mit Veranstaltungen, blickt allerdings schon auf das Jahr 2009,
den 250. Geburtstag Schillers, der für die Geburtsstadt des Dichters sicher das wichtigere Datum ist.
Manche missgönnen Marbach den Ruhm der Geburtsstadt, oft mit dem Argument, Schiller habe nur vier Jahre seines Lebens in Marbach verbracht und sei daher
kein Marbacher. Dem muss ein Familienforscher natürlich energisch widersprechen,
denn Schillers Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß war eine Marbacher Bürgerstochter aus einer seit Jahrhunderten in der Stadt ansässigen Familie. So lassen sich,
auch über mütterliche Linien und einschließlich der Eltern Schillers, mindestens
14 direkte Marbacher Vorfahren nachweisen.
Zur Schillergenealogie gibt es seit über 100 Jahren eine Fülle von Literatur, wovon
der größte Teil im Umfeld der Feier des 100. Todestages im Jahr 1905 entstanden ist.
Zum Teil handelt es sich um seriöse Forschungen, zum Teil werden aber auch gedruckte Forschungsfehler immer wieder abgeschrieben. Hauptsächlich konzentrierte
sich die Forschung auf die Stammlinie Schiller, allenfalls war noch die Familie Kodweiß interessant. Viele Vorfahren aus mütterlichen Linien sind so bis heute nur fragmentarisch erforscht. Eine erste größere Ahnenliste lieferte 1928 Band 55 des Deutschen Geschlechterbuchs.
1938: die Neumühler Frauen
(2005)
Widerstand gegen das Regime der Nationalsozialisten im Hanauerland? Diese Bewertung geht Zeitzeugen zu weit. Aber Auflehnung gegen das so genannte Dritte Reich hat es gegeben. Neumühl, 1938: Die Kinderschwester Gertrud Hammann wird mitten aus dem Spiel mit den Kindergartenkindern gerissen. Auf Geheiß des Bezirksamtes muss der Bürgermeister der damals 28-Jährigen vor den Kindern eröffnen, dass er sie wegen ihrer jüdischen Abstammung sofort entlassen müsse und der Kindergarten zu schließen sei. Fünf Jahre hatte sie davor zur Zufriedenheit der Neumühler Frauen, insbesondere des Evangelischen Frauenvereins, und in guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem damaligen Bürgermeister in
dieser Einrichtung gearbeitet. Die Diakonisse und ihr Mutterhaus in Mannheim hatten Stillschweigen bewahrt über den Vater Gertrud Hammanns, ein Jude, der zum evangelischen Glauben übergetreten war. ,,Irgendein Menschenkind vom Ort hat meine halb(!)-jüdische Abstammung entdeckt und an entsprechender Stelle bekannt gegeben", schrieb Hammann in ihren Erinnerungen. Und sie berichtete weiter: ,,So wie damals, als ich in den Ort kam, von den Frauen im geschmückten Landauer abgeholt, so begleiteten sie mich jetzt an die Bahn, wo ich zurück in mein Mutterhaus fuhr."
Im Oktober 2002 wäre Schwaigern fast
in „de-Ponte-Stadt" umbenannt worden.
In der Stadtkirche, im Rathaus, in
der Martinskirche waren Dutzende von
Werken des Künstlers Josef de Ponte
ausgestellt gewesen. Hunderte von Gästen
aus nah und fern waren gekommen,
Honoratioren aus Politik, Wirtschaft
und Kirche waren neben vielen
Freunden und Bekannten de Pontes erschienen.
Wie kam es dazu?
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der
Fachwelt als auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher.
Im Jahre 1795 sollte der französische Gesandte in Hamburg, der aus Schorndorf stammende Karl Friedrich Reinhard, für ein vom Konvent beschlossenes Nationalinstitut der Künste und Wissenschaften ausländische korrespondierende Mitglieder aus
Deutschland vorschlagen. Auf der Liste, die Reinhard daraufhin nach Paris sandte,
stand an erster Stelle der berühmteste Gelehrte der Zeit, der Königsberger Philosoph
Immanuel Kant. Darauf folgten Professoren aus Göttingen und sonstige norddeutsche Persönlichkeiten, aber auch noch Namen aus seinem heimatlichen Württemberg, darunter Friedrich Ferdinand Drück, der in Stuttgart Geschichte und Geographie lehrte. Durch den Platz auf der Liste ließ Reinhard zwar den Rangunterschied
deutlich werden, aber allein die Nennung der Schwaben war als Auszeichnung zu
werten.
Dieser Friedrich Ferdinand Drück wird in der Oberamtsbeschreibung von 1866
unter die ausgezeichneten Männer gezählt, deren Wiege in Marbach stand. Und er
gehört wie Friedrich Schiller, Tobias Mayer und Karl Georg von Wächter zu jenen,
die ihren Geburtsort schon in früher Jugend verlassen haben. Dass Drück von allen
am wenigsten im Gedächtnis geblieben ist, hängt damit zusammen, dass die Erinnerung an das unmittelbare Wirken eines Lehrers spätestens mit seinen Schülern erlischt.
Eine Sammlung der Briefe dieses Marbachers an verschiedene Empfänger konnte
vor einiger Zeit vom Stadtarchiv Marbach erworben werden. Dadurch wurde es möglich, einiges über diesen Mann zu erfahren, der zu seinen Lebzeiten zu den herausragenden Gelehrten in Deutschland gezählt wurde und den noch 1904 ein Landeskundler den »gediegensten Humanisten, den Württemberg seit den Tagen der
Renaissance hervorgebracht hat« genannt hat.
Martin Heidegger (1889-1976) studierte in Freiburg im Breisgau als Alumne des erzbischöflichen ,Collegium Borromaeum‘ ab dem Wintersemester 1909/1910 vier Semester katholische Theologie, verließ dann aber das Collegium und wechselte im WS 1911/12 zum Studium der Mathematik, Geschichte und Philosophie. Fünfzig Jahre später ruft der sonst nur spärlich aus seiner Biographie erzählende Philosoph gleich zweimal seinen Dogmatikprofessor Carl Braig (1853-1923) in Erinnerung. Dem Theologen Eugen Biser empfiehlt er etwa zur selben Zeit: „Lesen Sie Braig!“ Im letzten Jahr seiner Freiburger Gymnasialzeit stieß Heidegger auf Braigs Lehrbuch „ Vom Sein. Abriß der Ontologie“ (Freiburg 1896), im Wintersemester 1910/1911 hörte er erstmals eine dogmatische Vorlesung bei Braig. Von ihm ging, sagt der alte Heidegger, „die entscheidende und darum in Worten nicht faßbare Bestimmung für die spätere eigene akademische Lehrtätigkeit“ aus. Jede Vorlesungsstunde Braigs wirkte die langen Semesterferien hindurch auf Heidegger, die er „stets und ununterbrochen bei der Arbeit im Elternhaus (s)einer Heimatstadt Meßkirch verbrachte.“
Bitterkeit empfindet Johanna F., geb. Santo, wenn sie an die vielen rhetorisch ausgefeilten Reden denkt, die am 27. Januar 2005 von Politikern zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz gehalten wurden. Keiner der Volksvertreter vergaß, an die Opfer von Nazi-Deutschland zu erinnern. Die KZ-Opfer nicht zu vergessen,
nie mehr Unrecht auf deutschem Boden zu dulden, war Inhalt aller Gedenkansprachen. Doch war die moralische Entrüstung, die Einforderung von Toleranz und Humanität im gesellschaftlichen Zusammenleben immer auch ein ernst zu nehmendes Anliegen der Redner? Entsprangen die lautstark vorgetragenen Anklagen stets auch einer edlen Gesinnung? Die Mutter von Johanna F., Elsa Santo, war vom 24. November 1944 bis zum 28. April 1945 als politisch Verfolgte im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert. Eine Wiedergutmachung hat sie als Opfer des Faschismus trotz ihrer Anträge und Eingaben an die zuständigen Behörden im Land Baden-Württemberg nie erfahren. Aktenunterdrückung und
Rechtsbeugung haben jegliche Wiedergutmachung verhindert. Dieter Wiefelspütz (MdB), Innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, fasst sein Unverständnis und seine Empörung über die Vorgehensweise der Behörden gegenüber Johanna F. in einem Schreiben vom 8. September 2000 in folgenden Worten zusammen: „Ihr Schicksal und das Ihrer Mutter haben mich tief berührt und Ihr Leidensweg durch die bundesdeutsche Gerichtsbarkeit erfüllt mich mit Zorn und gleichzeitig mit Ohnmacht." Nachfolgend eine Dokumentation zu dem Schicksal von Frau Elsa Santo und ihrer Tochter Johanna.
Bei Durchsicht der Bauakten im Pfarrarchiv Mühlhausen stieß der Autor auf einen
Originalbrief des späteren badischen Revolutionärs Hecker vom 31.3.1842 mit der
Bitte um die Ausstellung eines Taufscheines:
„Großherzogliches Hochwürdiges Pfarramt.
Ich ersuche ein Hochwürdiges Pfarramt mir gefälligst umgehend meinen Taufschein
zuzusenden und die Gebühren per Postnachnahme auf mich zu erheben.
Ich bin geboren zu Eichtersheim den 29 ten September 1811 ehelicher Sohn des
Hofrath Jos. Hecker und seiner Ehefrau Wilhelmine geborene Freiin von Lüder.
Mannheim den 11 42 3 ergebenst Dr. Hecker Obergerichtsadvocat u procurator"
Der vorliegende Aufsatz soll das Wirken des Kirchenbaumeisters Karl Hörth in der Umgebung von Bühl thematisieren. Hörth war als Kirchenbaumeister maßgeblich am Bau der Kirchen in Vimbuch und Greffern sowie am Bau der Friedhofskapelle von Bühl, der Alban-Stolz-Kapelle, beteiligt. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kirche in Vimbuch ist der so genannte „Vimbucher Kirchenstreit" ein wichtiges Kapitel. Er hat die Auseinandersetzung zwischen den Kirchenbaumeistern Hörth und Williard im Band 29 des Freiburger katholischen Kirchenblatts zum Thema und wird auch in der Erörterung berücksichtigt. Folglich ist das Thema auch über Bühl hinaus von Interesse. Intention des Beitrags ist es demnach, auf die Bedeutung Karl Hörths für die Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau hinzuweisen. Dies geschieht aufgrund der Quellenlage nicht in einem gleichmäßigen Umfang. Vielmehr wird das Hauptgewicht des Aufsatzes auf die Kirche in Vimbuch und der daraus resultierenden Auseinandersetzung zwischen Williard und Hörth um die Kirche in Vimbuch liegen, während die beiden anderen sakralen Bauwerke kürzer geschildert werden. Auch deshalb möge dieser Aufsatz Anlass dafür sein, dass sich weitere Interessenten der Kunst- und Kulturgeschichte der vorderen Ortenau mit Hörth, Williard oder anderen Kirchenbaumeistern beschäftigen. Den Anfang der thematischen Schilderung wird ein kurzer biographischer Abriss zu Hörth und zu Williard bilden.
Es ist eine Beerdigung, wie sie Unzhurst noch nie zuvor gesehen hat. In der Pfarrkirche St. Cyriak haben sich 45 Geistliche versammelt; in den harten Holzbänken sitzen nicht nur zahlreiche Gläubige aus dem Ort, Größen der Wissenschaft sind da, Professoren, Doktoren, und alle sind sie an diesem Apriltag 1949 hier, um Abschied zu nehmen von einem der Ihren. Das
gilt für den einfachen Mann aus dem Dorf wie den gelehrten Professor aus der Universitätsstadt. Denn Josef Sauer, der in der Nacht zum 13. April gestorben ist, hat Zeit seines Lebens scheinbar mühelos den Spagat zwischen bäuerlicher Herkunft und ruhmüberhäufter Laufbahn vollbracht. Der Unzhurster Bauernsohn ist zum Freiburger Universitätsrektor und Päpstlichen Hausprälat aufgestiegen, und doch zeigte seine innere Kompassnadel immer in die Heimat, der er zur Lichtgestalt wurde. 1948, am Cyriaksfest, hat die Gemeinde ihren großen Sohn zum Ehrenbürger ernannt. Wissenschaftler, Professoren, Freunde - sie fassen in Worte, was Sauer im Leben geleistet hat. Die Beerdigung selbst zelebriert Dekan Prälat Josef Fischer aus Bühl, der „dem geistig großen Sohn unserer mittelbadischen Heimat ein Wort der Pietät widmete für all seine Leistungen und besonders für die Liebe und Treue seiner Heimat gegenüber."
Der Brauch, ein Stammbuch zu führen, entwickelte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts in akademischen Kreisen. Das bislang älteste überlieferte Stammbuch datiert aus dem Jahr 1545 und stammt aus der Universität Wittenberg. Noch weiter
zurück liegen die Stammtafeln des Adels. Zum Nachweis der Genealogie war es üblich, Geschlechterwappen in Stand- oder Stammbüchern zusammen zu tragen und neben die bildliche Darstellung des Familienwappens einen persönlichen Wahlspruch zu setzen - ein Vorläufer, aus dem sich dann allmählich das Stammbuch, worin sich nunmehr Freunde und Gönner eintragen konnten, entwickelte.
Martin
(2005)
Vor mehr als hundert Jahren wurde das Martins-Brauchtum im Rheinland neu belebt.
Heute gehören die Lichterzüge zu Martini wie vor langen Zeiten die Dienstwechsel
und Pachtzahlungen. Lebendiges Gedenken? Oder ist Martins Leben nicht
doch hinter der Tat - der Mantelteilung - verschwunden, wie Roman Mensing
meint?
Hier soll jedoch kein Lebensbild Martins, sondern nur sein entscheidender Impetus
beschrieben, dazu die bildliche Umsetzung angesprochen werden.
Die wesentlichen Lebensdaten finden sich bei Gregor von Tours (540-594): Geburt
316 oder 317 im pannonischen Sabaria (Szombathely/Ungarn) als Sohn eines römischen
Tribuns aus Pavia. Folgerichtig der Name Martinus: zum Mars gehörend.
Als Zehnjähriger nähert Martin sich gegen den Willen des Vaters als Katechumene
(Taufanwärter) dem Christentum, soll - als Fünfzehnjähriger - aber doch den von
einem Offizierssohn selbstverständlich erwarteten Militärdienst akzeptiert haben,
der auch als gesetzliche Pflicht berichtet wird. Die Elitetruppe der Alae scholares,
der er bald angehört, war zuständig für Wach- und Kontrolldienste. In der Osternacht
339 soll er getauft worden sein.
Georg Hänlin wurde 1556 im vorderösterreichischen Bußmannshausen (bei Laupheim, südl. von Ulm) geboren und hat eine erstaunliche Karriere gemacht. 1569 begann er in Freiburg zu studieren, wobei ihm durch die Stiftungen Bär und Neuburger geholfen wurde. 1572 schloß er die Philosophie mit dem Magistergrad ab und begann mit der Theologie. 1574 empfing er die Priesterweihe und setzte sein Studium in Freiburg fort. 1576 bis 1578 krönte er seine Ausbildung durch einen Lehrgang in scholastischer Theologie am Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom. Als er zurückkam, nahm er im Sommer 1578 die Stellung eines Kollegiat-Dekans und Predigers im Stift St. Martin in Kolmar an und begann gleichzeitig in Freiburg mit seinem Doktorat. In Freiburg war alles gut katholisch gewesen, von Bußmannshausen und Rom ganz zu schweigen. Kolmar aber war seit Jahrzehnten zwischen Katholiken und Anhängern der neuen evangelischen Lehre zerrissen. Der dortige Magistrat war immer stärker auf deren Seite getreten, hatte z.B. ohne den Bischof zu fragen, in St. Martin zahlreiche Nebenaltäre abbrechen lassen, hatte 1575 den ersten evangelischen Prediger in der Stadt angestellt und im gleichen Jahr jedem Bürger die Wahl der Konfession freigestellt. Die Stimmung war erregt. Ordensleute und Priester gerieten beim Volk immer mehr in den Verdacht der Unzucht.
Mit der "Konstituzionsakte" von 1805 hatte sich die "Gesellschaft der Freunde des Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau" unter den Schutz des Hauses Fürstenberg gestellt. Fürst Joachim Egon, der Landesadministrator und Vormund des minderjährigen Fürsten Karl Egon II. hatte ihn in prachtvoller Urkunde huldvollst bestätigt und gewährt. Dem jungen Verein wurde sogar aus der fürstlichen Schatulle für wenige Jahre ein Budget in Höhe von 300 Gulden ausgesetzt – freilich nicht ganz uneigennützig.
Fast hätte er es geschafft, der eindrucksvollen
Galerie von Literaten, die in Baden-Baden
gelebt oder sich doch hier regelmäßig zur Kur
aufgehalten haben, die Reihe der Fjodor
Dostojewski, Justinus Kerner, Reinhold
Schneider, Werner Bergengruen – um nur die
bekanntesten Namen zu nennen – um eine
leichtfüßige, zumindest in vielfachen Farben
schillernde Figur zu bereichern.
Hans Martin Erhardt
(2005)
Er gehört nicht zu den Künstlern, die sich
jeder auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst
schnell wechselnden Mode anschließen, er ist
ein Künstler, der sich lieber abseits hält vom
„visuellen Entertainment“ – ein Ausspruch von
ihm –, dabei doch nicht als ein rückständiger
Traditionalist gelten darf, sondern mitten in
seiner Zeit steht. „Keiner entrinnt seiner
Epoche“, sagt er. Die Rede ist von Hans Martin
Erhardt, der, geboren in Emmendingen, am
28. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern konnte,
ein Anlass, dem er allerdings keine allzu
große Bedeutung zumessen mochte.
Es waren über 200 Gäste, die am 16. März
2004 der Einladung der „Badischen Heimat“
und des Staatsarchivs Freiburg ins Regierungspräsidium
Freiburg folgten – im Gedenken an
den vor 50 Jahren verstorbenen früheren
badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb.
Der Hausherr, Regierungspräsident Dr. von
Ungern-Sternberg, begrüßte und sprach in
anerkennenden Worten über die politischen
Leistungen in den schwierigen Jahren nach
Kriegsende und speziell über die Lebensleistung
von Leo Wohleb.
Es gilt in diesem Artikel einen kritischen
Geist aus der Zeit der Wende vom 16. zum
17. Jahrhundert zu würdigen, der Pfarrer in
Baden war und eines der ersten Bücher gegen
Hexenverfolgungen und Folter verfasste. Wenn
Anton Praetorius auch nicht der erste war, der
seine Stimme gegen diese Verfolgungen erhob,
so tritt er doch als erster evangelischer Pfarrer
vehement für die völlige Abschaffung der
Folter ein.
1704 wird Stanislas Leszczynski zum
ersten Mal zum polnischen König gewählt,
1709 wird er von August II., Kurfürst von
Sachsen, (1670–1733) vertrieben und nach
dem Tode Augusts 1733 zum zweitenmal
gewählt; der Sohn Augusts II. aber setzt sich
als König August III. durch. 1735 verzichtet
Stanislas Leszczynski auf den Thron, behält
den Titel König und erhält als Entschädigung
für den Verlust der polnischen Krone die Herzogtümer
Bar und Lothringen. Stanislas ist
nun „König von Polen der Ehren wegen und
Herzog von Lothringen dem Namen nach“
(F. Maguin, R. Florentin).
Im zweiten Band von Marcel Prousts
epochalem Roman „Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit“ wird der junge Marcel der
Prinzessin Mathilde vorgestellt, einer Tochter
von Jérome Bonaparte, dem jüngsten Bruder
Napoleons, der von 1807 bis 1814 König von
Westfalen war, und einer Tochter des Königs
von Württemberg: „Ah! Da ist jemand, der Sie
interessieren wird, sagte Swann zu mir. Die
alte Dame war jetzt nur noch drei Schritte von
uns entfernt und lächelte uns mit erwärmender
Freundlichkeit an. Swann nahm den
Hut ab, Madame Swann versank in einen Hofknicks
und wollte die Hand der Dame küssen,
die einem Porträt von Winterhalter glich …“
Sehr geehrter Herr Professor Schreiber,
sehr geehrte Frau Schreiber, sehr geehrter
Herr Landrat Dr. Michel, sehr geehrte Herren
Bürgermeister, sehr geehrte Damen und
Herren,
mein Vortrag heute über „Problematik und
Möglichkeiten zur Offenhaltung der Landschaft“
ist zugleich Anlass, einem Referenten
dieser Veranstaltung, Herrn Prof. Schreiber, im
Auftrag des Bundespräsidenten Prof. Horst
Köhler, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland
zu überreichen.
„Nun sind wir hier angelangt. Baden ist ein
wahres Paradies der Schönheit. Die gestrige
Eisenbahnfahrt war allerdings furchtbar; die
Hitze war schon des Morgens, als wir abfuhren,
sehr groß, steigerte sich aber noch …. In
Karlsruhe wurde für eine Stunde Aufenthalt
gemacht, und die Königin besuchte die Großherzogin
Mutter. Das Schloss, in dem sie
wohnt, ist sehr schön und wundervoll eingerichtet
… Um 8 Uhr ging es weiter nach
Baden, wo wir nach 9 Uhr anlangten und wo
auf dem Bahnhof großer Empfang war. Dann
fuhren wir nach dem Haus Messmer, in dem
die Königin immer wohnt. Dicht vor demselben
liegt das Konversationshaus und die
Promenade; der Blick aus den Fenstern auf die
Berge ist bezaubernd.“ Das schrieb 1862 Adele
Gräfin zu Dohna[1] in Briefen an ihre Mutter,
gesammelt in einem umfänglichen Band, den
das Generallandesarchiv Karlsruhe 1995 mit
anderen Akten, den sogenannten Augusta-
Koffern, aus markgräflichem Besitz erworben
hat.[2]
Marianne Weber
(2005)
Der Verfasser hat im Heft 3/2003 der
Badischen Heimat über die Parlamentstätigkeit
Marie Bernays als einer der ersten badischen
Parlamentarierinnen berichtet. Die erste Rednerin
im badischen Parlament in Karlsruhe
nach Einführung des Frauenwahlrechts war
aber Marianne Weber, die Frau des berühmten
Soziologen Max Weber. Sie hat am 15. Januar
1919 die Bedeutung dieses Tages herausgestellt,
weil damals zum ersten Mal Frauen in den
badischen Landtag eingezogen sind.
Reinhard Fieser
(2005)
Im Zuge des anbrechenden 19. Jahrhunderts
war der bescheidene Badeort Baden-
Baden aufgestiegen zum angesehenen Weltbad.
Wehrmauern und Stadttürme fielen, um
Parks und Promenaden Platz zu machen. Das
neue Konversationshaus, ein Theaterneubau
und die klassizistische Trinkhalle wurden erstellt,
Hotelpaläste überragten nunmehr die
Ufer der Oos. Rasch wurde es Mode, die Urlaubszeit
hier in der Schwarzwaldlandschaft
und an den heißen Quellen zu verbringen.
Bürger und Adlige, Finanzleute und Mätressen,
Künstler und Spieler aus vielen Ländern
quartierten sich während der Sommermonate
in der Stadt ein.
Im Donner der Motoren
(2005)
„Karl Kappler sei der Schumi der 1920er
Jahre“, so urteilt die Auto-Bild über den einst
so bekannten Badener. Der Ausnahme-Rennfahrer
war vor einem dreiviertel Jahrhundert
mit über 300 Siegen auf so legendären Marken
wie Mercedes, Simson Supra, Benz oder
Bugatti einer der erfolgreichsten deutschen
Rennfahrer und erzielte auch respektable
Erfolge im Ausland.
Im vergangenen Herbst war ich im Münster
St. Stephan in Breisach um dieses ehrwürdige
Bauwerk einmal näher von innen zu betrachten,
und dabei stieß ich am Zeitschriftenstand
auf eine Ausgabe der Zeitschrift „unser Münster“
des Münsterbauvereins, Ausgabe 1/96 und
auf Seite 9 war ein Artikel über 3 Wappen, am
Lettner im Breisacher
Münster abgedruckt.
Albert Konanz (1915–1993)
(2005)
Albert Konanz hatte mit seinem 1942 nach fünf Studiensemestern an der Technischen Hochschule in Karlsruhe abgeschlossenen Maschinenbaustudium das Fundament zu
seinem späteren Wirken als Erfinder und
Unternehmer gelegt. Sein Spezialwissen
gründete auf dem systematischen Besuch von
Vorlesungen und Seminaren bei den Professoren
Kirschbaum und Plank, erster Mitbegründer
der Verfahrenstechnik, zweiter
Nestor der Klimatechnik; beide Ordinarien
sollten später in ihren Disziplinen Weltruf
erlangen.
Louise Kachel-Bender
(2005)
Die Welt des Theaters muß das junge
Mädchen magisch angezogen haben. Von
früher Jugend an kannte Luise keinen anderen
Berufswunsch, als in die geheimnisvolle
Atmosphäre der Bühne, der Rampenlichter, der
Kulissen und Soffitten, in eine andere Welt
eben, einzutauchen. Dass die Eltern der am 7. 9. 1842 in Karlsruhe geborenen Luise ihren Berufswunsch lenkten, darf bezweifelt werden; der Vater Michael Bender, ein Polizeibeamter, und die Mutter Margareta geb. Metz ließen, wie es scheint, die Schwärmerei ihrer Jüngsten eher geschehen, als dass sie sie förderten. Gleichwohl, am 27. 5. 1853 betrat die Zehnjährige erstmals die weltbedeutenden Bretter.
„Die Geschichte von High-Tech in Kurorten
muss noch geschrieben werden“ stellte
1997 Hans-Erhard Lessing in einem Aufsatz
über Karl Drais fest.1 In der Tat fällt es bis
heute schwer, das „mondäne“ Baden-Baden mit
dem „Zeitalter der Revolutionen“ (Leopold von
Ranke) in Verbindung zu bringen. Das gilt
sowohl für die herausragende Rolle Baden-
Badens in der Revolution 1848/49 als auch auf
technischem Gebiet.
„Kunst muss dienen“
(2005)
Albert Finck wurde am 9. Juli 1895 in
Bretten geboren. Sein Vater hatte eine Ausbildung
an der Landesbauschule abgeschlossen,
konnte aber seinen Beruf als Baumeister
wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht
aufnehmen.
Seine schulische Ausbildung beendete
Albert Finck in Bretten und seine seminaristische
Ausbildung in Villingen und Freiburg
schloss er mit einem staatlichen Zeichenlehrerexamen
ab. In dieser Zeit erlernte er die
englische und französische Sprache. Er pflegte
das Klavierspiel und war ein begeisterter Fußballspieler.
Zwischen Sonne und Halbmond
(2005)
Am 8. April 1655, also vor genau 350
Jahren, ist Ludwig Wilhelm in Paris geboren.
Sein Taufpate war der Franzosenkönig Ludwig
XIV., eine besondere Ehre für den badischen
Erbprinzen und Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Prinzessin Christina
von Savoyen-Carignano. Mit 19 Jahren begann
seine militärische Laufbahn in der Kaiserlichen
Armee. Aber 1677 musste er – gerade
22 Jahre alt – die Regierung seiner Markgrafschaft
übernehmen.
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"
,,Kraichtal hat einen Verlust erlitten, dessen Tragweite wir kaum erahnen können." Dieser Satz aus dem Nachruf von Bürgermeister-Stellvertreter Bernward Hemberger zum überraschenden Tod des überaus beliebten Kraichtaler Bürgermeisters
Horst Kochendörfer Ende November 2004 hat auch heute, über ein Jahr nach diesem für die Stadt und die gesamte Region schockierenden Ereignis, nichts von seiner Gültigkeit verloren. Horst Kochendörfer hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen - die heimatgeschichtliche und museale Arbeit nicht ausgenommen.
Inhalt dieser Veröffentlichung sind Korrekturen und Ergänzungen zu den im Sippenbuch Hüfingen genannten Namensträgern Ruf, und zwar zu denen unter den Nummern 3521 bis 3525, für die sich eine Scharfrichterabstammung nachweisen lässt. Die dort für sie auch angeführte Berufsbezeichnung Metzger trifft in keinem Falle zu, denn den Scharfrichtern wie den Abdeckern war der Zugang zu zünftigen Gewerben verwehrt. Sie galten mehr oder weniger als „unehrlich", wurden einerseits von der Bevölkerung gemieden, andererseits aber von ihr als Heilkundige für Mensch und Vieh begehrt. Ihr Heiratskreis war eingeschränkt, da sie sich meistens nur mit ihresgleichen verehelichen konnten, was zu regelrechten Scharfrichterdynastien führte.
Wilhelm Baur
(2005)
Zu den wichtigen Botanikern des 19. Jahrhunderts in Baden gehört Wilhelm Baur. Er kam am 29. September 1839 in Salem zur Welt; sein Vater Franz-Xaver Baur war dort badisch-markgräflicher Hofapotheker. Vater Baur war selbst auch floristisch aktiv und verfasste eine Pflanzenliste des Überlinger Gebietes, die 565 Arten enthielt. 1845 siedelte die Familie nach lchenheim bei Offenburg über; Vater Baur gründete dort eine neue Apotheke. Wilhelm Baur begann nach dem Schulbesuch in lchenheim und Besuch des Gymnasiums in Offenburg mit der Apothekerausbildung, zunächst in der väterlichen Apotheke in
lchenheim, dann bei F.X. Leiner in Konstanz und schließlich in Hallein bei Salzburg.
Adolf Schmitthenner
(2005)
Kindheit und Jugend
Am Ende des Jahres 1850 bezog in Neckarbischofsheim eine junge Pfarrfamilie das
Haus des zweiten Pfarrers, das gegenüber dem Turm der Stadtkirche steht. Heinrich
Schmitthenner, der neue Pfarrer, kam von Kälbertshausen'. Das „Dörflein, das
fernab von aller Welt liegt", wie Adolf Schmitthenner später dessen Lage am Rande
des Kraichgaus in der Erzählung „Friede auf Erden" beschreibt2
, war fünf Jahre
lang die erste Pfarrstelle von Heinrich Schmitthenner gewesen.
Seine Frau Mathilde Luise war eine Tochter des Pfarrers Christian Philipp Herbst,
der zuletzt Pfarrer in Mundingen, im Kirchenbezirk Emmendingen war. Das Ehepaar
Schmitthenner zog mit zwei Kindern in das zweite Pfarrhaus ein, mit Auguste,
der älteren und dem knapp einjährigen Heinrich, der später einmal einer der
Nachfolger seines Vaters in Kälbertshausen werden sollte. Ein drittes Kind, Theodor,
war nach drei Monaten gestorben und ruhte auf dem Friedhof in Kälbertshausen.
Als im September 2003 anlässlich der Neueröffnung der restaurierten ehemaligen Synagoge in Kippenheim als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte zahlreiche frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger Kippenheims eingeladen waren, war beim Blick auf die Namensliste der jüdischen Gäste eine Lücke feststellbar. Während bei diesem feierlichen Anlass eine Reihe von
Mitgliedern der jüdischen Familien Auerbacher, Maier, Wachenheimer und Wertheimer bzw. deren Verwandte oder Nachkommen anwesend sein konnten, suchte man den Namen der früheren Kippenheimer Kaufmannsfamilie Durlacher vergeblich. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Zum einen fielen die letzten in Kippenheim verbliebenen Angehörigen der Familie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer. Die Namen von fünf Familienmitgliedern befinden sich auf der Gedenktafel für die Kippenheimer Opfer des Nationalsozialismus, die 1998 in der Vorhalle der ehemaligen Synagoge angebracht wurde. Demzufolge sind heute keine Mitglieder aus der Familie Durlacher mehr am Leben, die das Leben in
Kippenheim noch aus eigener Anschauung kennen und darüber berichten könnten. Ein zweiter Aspekt ist die Abwanderung eines größeren Zweiges der Familie in die Großstadt Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wo es den Durlachers gelang, sich neue ökonomische Möglichkeiten im Weinhandel zu erschließen. Dieser Wegzug trug mit dazu bei, dass die Familie Durlacher im Vergleich zu den anderen genannten jüdischen Familien Kippenheims im 20. Jahrhundert weitaus weniger Mitglieder im Ort umfasste. Der folgende Beitrag versucht, die Entwicklungsgeschichte dieser „vergessenen" Kippenheimer Familie anhand schon bekannter sowie neu entdeckter Quellen in ihren Grundzügen zu rekonstruieren. Da der nach Hamburg umgesiedelte Familienzweig zudem exemplarisch für den seit langem als Desiderat angesprochenen, bislang aber noch immer nur ansatzweise erforschten Urbanisierungsprozess der oberrheinischen Landjuden steht, soll diesem Punkt ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Hier werden Hinweise darauf gesucht, welche Bedeutung der ursprüngliche Heimatort für die Identitätsbildung der verbürgerlichten einstigen Landjuden hatte bzw. es wird der von Heiko Haumann eingebrachten Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Einschätzungen und Ansichten bei den Juden vorherrschten, die die Landgemeinden hinter sich gelassen und ihr Glück in den größeren Städten gesucht hatten.
,,Ich als geborener Badener"
(2005)
Der Anruf aus Bonn kam ungelegen. Denn jetzt, im März 1950, wollte Wilhelm Hausenstein endlich in Ruhe gelassen werden; wollte nur noch lesen, schreiben, auch reisen, kurz: sein eigenes Leben leben, das ohnehin zur Neige ging. Und dass er sich diese Ruhe redlich verdient hatte, konnte keiner bestreiten. Am 17. Juni 1882 war er in Hornberg im Schwarzwald geboren worden; hatte das Gymnasium in Karlsruhe und die Universitäten in Heidelberg, Tübingen und München besucht; und hatte, nach einer glanzvollen Promotion in mittlerer und neuerer Geschichte, Nationalökonomie und Paläographie, in Paris der ehemaligen Königin von Sizilien als Vorleser gedient und sich dann noch einmal in München in den Hörsaal gesetzt, um Kunstgeschichte zu studieren. Dann war er einer der bedeutendsten Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Kunstschriftsteller, auch Reiseschriftsteller seiner Zeit geworden: mit zahllosen Artikeln und Aufsätzen und mit rund 40 Büchern etwa über barocke, expressionistische und exotische Kunst; über Fra Angelico, Giotto, Carpaccio, Rembrandt; über Paul Klee und andere zeitgenössische Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war. Dann, nach 1933, hatte er keine Bücher mehr schreiben dürfen, aber als Redakteur der berühmten ,Frankfurter Zeitung' noch eine Weile überwintern können - aber ohne den Machthabern irgendeine Konzession zu machen; war schließlich doch entlassen worden und dadurch in große Not
geraten, auch weil Margot Hausenstein, die er 1919, mit Rilke und Preetorius als Trauzeugen, geheiratet hatte, eine belgische Jüdin war. Die einzige Tochter Renee-Marie hatte mit dem letzten Schiff noch nach Brasilien flüchten können.
In Memoriam Charles Hermand
(2005)
Wo der Ort dieses schrecklichen Verbrechens vom 12. April 1945 war, ist merkwürdigerweise lange Zeit unklar gewesen. Merkwürdig deshalb, weil ein Zeitzeuge eindeutig die Artilleriekaserne in der Prinz-Eugen-Straße als Lager der Gefangenen benannt hatte. Auch der Historiker Uwe Schellinger schrieb 1998 in seiner Arbeit über die Ihlenfeld-Kaserne, das Massaker
sei „aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der Ihlenfeldkaserne, sondern in der 1939-1941 erbauten Artilleriekaserne verübt worden". Doch in der Öffentlichkeit standen zwei Kasernen zur Diskussion, die Ihlenfeld- und die Artilleriekaserne: 41 Kriegsgefangene, Juden, Katholiken, Orthodoxe, Protestanten aus Polen, Belgien, Frankreich und anderen Nationen sind damals, drei Tage vor dem Einmarsch der französischen Truppen in die Stadt, also kurz vor der endgültigen Befreiung, in einem Kasernenkeller bestialisch erschlagen worden.
Wer die großen Marien-Wallfahrts-Orte im deutschsprachigen Raum - etwa Altötting in Bayern oder Mariazell in Österreich - besucht, ist sicher auch beeindruckt von den vielen Votiv-Tafeln, den Votiv-Gaben und den schriftlichen Bekenntnissen über erhaltene Hilfe in jeder Not. Deshalb ist es erstaunlich, dass man in der bedeutenden Wallfahrtskirche zu Lautenbach vergeblich nach solchen Beweisen der Volksfrömmigkeit sucht. Aber dies war nicht immer so. Im Archiv der Pfarrei Lautenbach befindet sich ein Manuskript, welches uns wertvolle Aufschlüsse liefert. Pater Adalbert Hardt, von 1740 bis zu
seinem Tode am 28. Dezember 1754 Rektor der Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu Lautenbach, hat in seinem Werk „Kurzer doch gründlicher Bericht von der alten und berühmten Wallfahrth zu Maria in Lautenbach, so eine kleine stundt oberhalb Oberkirch im Breysgau gelegen, und denen Regulierten Chorherren Praemonstratenser Ordens in dem löblichen Gotteshaus Allerheiligen gehörig ist" im 17. Kapitel eine Vielzahl von „miraculosen Begebenheiten" überliefert. Er beschreibt darin zahlreiche Votiv-Tafeln und Votiv-Gaben und übermittelt uns die umfangreichen ursprünglichen Texte. Durch diese Fleißarbeit ist es möglich, das Einzugsgebiet der Lautenbacher Wallfahrt und die ganze Bandbreite der unterschiedlichsten Anliegen der Pilger kennen zu lernen.
Das Leben des Johann Gottfried Tulla, Pfarrerssohn und Ingenieur, war nicht spektakulär. Und ebensowenig spektakulär ist sein Lebenswerk, die Rektifikation, die Begradigung des Oberrheins. Der fließt heute so selbstverständlich durch die Landschaft, als wenn er schon immer so geflossen wäre. Wasserbau war ein eher unauffälliges Geschäft, nicht zu vergleichen mit prächtigen Kirchen, neugotischen Brauereien oder wuchtigen Fabrikhallen, wie sie das 19. Jahrhundert liebte. Dennoch: die Kunst oder die Technik des Wasserbaus hat - und sicher nicht zufällig exakt in der Zeit Tullas - einen beredten Fürsprecher gefunden, der dem nüchternen Schaufeln in der Erde, dem Buddeln im Schlamm seine menschliche Würde und seinen poetischen Glanz verliehen hat. Faust, zweiter Teil, fünfter Akt. Ein gewaltiger Dammbau soll neues Land gewinnen. ,,Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt! Es ist die Menge, die mir frönet, Die Erde mit sich selbst versöhnet, Den Wellen ihre Grenze setzt, Das Meer mit strengem Band umzieht."
Pfarrer Ludwig Müller von Bad-Peterstal war der erste Priester, der aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul, Bad Peterstal, hervorging. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Der Weg zum Priester war hart, denn die Eltern waren arm und die finanziellen Sorgen groß. Pfarrer Ludwig Müller war ein frommer, gütiger und eifriger Priester. Besonders verehrte er den Heiligen Geist, die Dritte göttliche Person. Der am 1. Juli 1896 zum Priester geweihte Ludwig Müller starb am hochheiligen Dreifaltigkeitsfest, dem 27. Mai 1945. Pfarrer Ludwig Müller lebte in politisch schwerer Zeit. Er ist Vorbild, auch dann für die Wahrheit einzutreten, wenn damit Leid und Opfer verbunden sind.
Kein Glück war ihm beschieden, dem Erbauer des neuromantischen Schlösschens
Remseck. Die nach ihm kamen, stammten aus einem friesischen Grafengeschlecht
und luden gern sich Gäste ein. Bleistiftskizzen und Aquarelle, Gedichte und eher zufällige Bemerkungen schildern das gastfreundliche Treiben hoch über der Remsmündung als ein Idyll, auf weite Strecken ungetrübt vom Lauf der Welt. Zu Anfang
indes war jener Bergsporn alles andere als ein beschaulicher Landsitz. Von einem
Raubnest namens Rems ist gar die Rede, das Philipp von Schwaben anno 1204 hier
ausgehoben habe. Eine Urkunde aus dem Jahre 1286 nennt dann erstmals auch eine
Burg mit Namen Rems.
Die Burg Rems dürfte bereits für den Grafen Ulrich I. eine strategisch wichtige
Rolle gespielt haben, als er nach dem Ende der Staufer die Gunst der Stunde nutzte
und sich Teile des Reichsgutes aneignete. Im Konflikt mit dem Habsburgerkönig Rudolf!. musste Graf Eberhard I. dann freilich klein beigeben und seine beiden stärksten Festen bis 1298 zum Faustpfand geben: die Burgen Rems und Wittlingen. Doch
Eberhard hielt nicht still, so dass sich insbesondere die Reichsstädte in Gefahr wähnten und gegen ihn zu Felde zogen. Über die Burg Rems fielen im Jahre 1311 vermutlich die Esslinger her, um sie dem Erdboden gleich zu machen.
Erst Eberhard II. gelang es, die Macht des Schwäbischen Städtebundes zu brechen.
Zu diesem Zweck ließ er 1360 auch die Burg Rems eilends wieder aufbauen. Als nun
aber die Württemberger nach der Schlacht bei Döffingen 1388 fest im Sattel saßen,
verlor die Burg Rems ihre Funktion als Stützpunkt der gräflichen Macht. Mitsamt
dem dazugehörigen Flecken Neckarrems wird sie nun mehrfach verpfändet. 1436
noch einmal notdürftig in Stand gesetzt, war sie in der Folgezeit offenbar so weit heruntergekommen, dass man ihre Steine 1576 auf den Abbruch verkaufte. Nur der 17
Meter hohe Bergfried mit seinen mehr als klafterdicken Mauern blieb stehen, bis er
1792 in sich zusammenfiel.
Es war ohne Zweifel ein eindrucksvolles Schauspiel mit hochrangigen Teilnehmern,
das am Tag der Kreuzerhebung im Herbst, also am 14. September, vor genau 600
Jahren in dem gräflich-württembergischen Amtsstädtchen Marbach am Neckar stattfand. Erzbischof Johann II. von Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs
in deutschen Landen und als solcher ein Kurfürst, stand da in großer Runde »mit
unser hande uff unser hertze geleit«. Anwesend bei der Zeremonie waren zwei weitere hochadelige Territorialherren, Markgraf Bernhard I. von Baden und Graf Eberhard III. von Württemberg, sowie zahlreiche Vertreter von Bürgermeistern, Räten
und Bürgern von Straßburg und 17 weiteren Reichsstädten, nämlich Ulm, Reutlingen, Überlingen, Memmingen, Ravensburg, Biberach, Schwäbisch Gmünd, Kempten, Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Pfullendorf, Isny, Leutkirch, Giengen, Aalen, Bopfingen und Buchhorn. Diese Herren hatten ihre Finger zum Schwur erhoben (»mit
uffgebotten vingern«) und gemeinsam wurde »gelopt und gesworen«, eine am selben
Tag urkundlich abgefasste Vereinbarung »getriulich, war und stäte« zu halten.
Diese Vereinbarung ist unter der Bezeichnung »Marbacher Bund« bekannt
Anlässlich des Todes von Herzog Carl Eugen von Württemberg, dem Gründer, Eigner und langjährigen Förderer der Ludwigsburger Porzellan-Manufaktur, wurde im
Rahmen einer aufwendigen landesweiten Inventur auch in diesem Betrieb der Stichtagsbestand für alle Waren und Produktionsmittel ermittelt. Dabei wurden neben
einer Vielzahl damals erstellter Inventare für Rohmaterialien, Halb- und Fertigwaren
in einer separaten Liste die noch vorhandenen »Bossier-Formen und Modelle« aufgenommen, die für eine Porzellan-Manufaktur ein wesentlicher Aktivposten waren.
Sie wurde auf drei eng beschriebenen Seiten zum 24. Oktober 1793 zusammengestellt, vom Kassierer Eberhard Johann Friedrich Wider bewertet und vom damaligen
Direktor der Manufaktur, Joseph Jakob Ringler, gegengezeichnet.
Als 52. Zeile dieser Liste findet man etwa in der Mitte der Einzelposten: »6 zu
Gruppen, alß Leda, Diana, Juno und dergleichen«, was bedeutet, dass die Modellhohlformen zu sechs, leider nur teilweise aufgezählten Themen gefunden und erfasst
worden waren. Die Zeilen des Inventariums sind wohl geordnet; ihre Inhalte sind
nach Themen oder Größen zusammengefasst. Ausnahmen hierzu bilden nur die
Schlusszeilen, die bezeichnet wurden mit »unterschiedlichen Galanten Kindern«
oder »unterschiedlichen Historischen Fygurn«.
Schon seit langem waren die Verfasser der Vereinsgeschichte auf der Suche nach einem Porträt des Mitbegründers und - nach Schreckensteins Tod - zweiten Direktors der „Gesellschaft der Freunde vaterländischer Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau". Weder im Baarvereins-Archiv, noch im FF. Archiv existiert ein Bildnis dieser
interessanten Persönlichkeit. Auch die Recherchen in den Bildarchiven von Wolfenbüttel (Porträtsammlung der Herzog-August-Bibliothek) und Wien (Österreichische Nationalbibliothek) sowie in medizingeschichtlichen Fachlexika blieben ohne Erfolg.
Im Jahre 1991 wies Professor Hermann Brommer die Autorin auf den Riegeler Bildhauer Anton Anreith hin, der in Kapstadt (Südafrika) Karriere machte und dessen Wirken noch heute an vielen Stellen in der Stadt und der Kapregion zu sehen ist.
Auch die Suche nach Anton Anreith im Internet führt schnell nach Kapstadt. Während er in seiner Heimat nahezu unbekannt ist, findet er in der afrikanischen Kunstgeschichte Beachtung.
Im Chor der ehemaligen Franziskanerkirche ist eines der größten Exponate des Franziskanermuseums ausgestellt: die Verkleidung eines Heiligen Grabes aus dem Münster. Bei Konzerten bilden ihre scherenschnittartigen Umrisslinien einen außergewöhnlichen Hintergrund. Sie ist aber auch häufig durch eine Schalwand verdeckt. So führt dieses Kunstwerk ein relativ bescheidenes und unauffälliges Dasein, nur dem aufmerksamen Museums- und Konzertbesucher gibt es Rätsel auf: Um was handelt es sich bei diesem merkwürdigen Exponat? Gehört es zur ursprünglichen Ausstattung der Franziskanerkirche? Wurde es das ganze Jahr in einer Kirche präsentiert? Wie genau wurde es genutzt? Was ist dargestellt? Alle diese Fragen werden im Altertümerrepertorium, also dem ersten Verzeichnis der Altertümersammlung der Stadt Villingen (um 1876), beantwortet.
Karl Hirth wurde am 23. März 1869 in Villingen als „ehelicher Sohn des Schusters Fridolin Hirth und der Franziska Konstanzer“ geboren. Er hatte acht Geschwister. Sein Vater hatte seine Werkstatt in der Rietstraße heutige Nummer 21 und war ein begeisterter Krippensammler. Der mündlichen Familienüberlieferung folgend besaß er mehrere Krippen. Mit dem Aufbau seiner Hauskrippe war Fridolin Hirth Wochen vor Weihnachten beschäftigt, wobei er die Hälfte seines Wohnzimmers vom Fenster bis zur Tür für seine Krippe ausgeräumt hat. Die Krippenlandschaft baute er jedes Jahr neu auf. In Wandnischen seiner Wohnung richtete er kleinere Krippen ein. Eine Krippe war im Wandschrank des Wohnzimmers das ganze Jahr über aufgestellt.
Nach seinem Tod 1890 soll seine Witwe Teile dieser Krippensammlung „an Herren aus der Schweiz“ verkauft haben, ein anderer Teil ging später an Karl Kornhaas.
„Diße ding hon ich nitt vß fürwiz geschriben sunder vs bitt ettlicher andächttiger schwestern. War sölches listt oder hörtt, der bitt gott och für mich arms schwesterle, ich sy lebendig oder tod.“ Diese ausdrucksstarken Worte Sr. Euphrosinas zeigen in knapper Form einen wesentlichen Teil ihres Ordenslebens. Sie schrieb nicht aus Neugierde, sondern aus Demut und Pflichterfüllung ihren Mitschwestern gegenüber und bittet Gott um das Gebet der Lesenden. Es sind vor allem zwei Aufgaben, die das Leben eines Ordensmitglieds bestimmen. Die Zwiesprache mit Gott im Gebet und die selbstlose Arbeit im Geist der Evangelien.
Erinnern sie sich noch?
(2005)
1903 als Sohn des Weinhändlers Nepomuk Roth geboren, wuchs er am Oberen Tor auf. Schon früh zeigte er malerisches Talent. Es wird erzählt, ein Malkasten, den er zu Weihnachten erhielt, war ihm wichtiger als alle anderen Geschenke. Später sammelte er Kunstpostkarten. Seine ganze Liebe galt den Impressionisten. Dem Wunsch der Eltern entsprechend, in das
elterliche Geschäft einzutreten, machte er eine Banklehre und arbeitete auch kurz in der Weinhandlung. Aber Fernweh und der Wunsch zu malen trieben ihn bis Südamerika. Dort sah er in den zwanziger Jahren Ausstellungen mit Werken der Impressionisten. Zurückgekehrt stand sein Entschluss fest, Maler zu werden. 1934 ging er für zwei Jahre auf die Akademie nach Karlsruhe um sich das technische Können anzueignen. Der zweite Weltkrieg verhinderte vorerst seine Pläne.
Zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Familienforschung unter Bürgerlichen noch selten war, hatte Studienrat Helmuth Sehellenberg, der Vater der in Kork lebenden Diakonissenschwester Irmtraut, die Familienchronik der Sehellenbergs zusammengestellt. Darin brachte er auch Auszüge aus den „Lebenserinnerungen" seiner Tante Ida Crecelius geb. Sehellenberg (1854-1934). Die gesamten Aufzeichnungen, welche Ida Crecelius etwa 1925 auf einer alten Schreibmaschine niedergeschrieben hat, sind heute im Besitz von Schwester Irmtraut Sehellenberg. Ida Sehellenberg wurde 1854 in Deutschneureuth - heute Neureut - bei Karlsruhe geboren, wo ihr Vater Theodor Pfarrer war. Ida war die älteste von vier Geschwistern. Ihr Bruder Theodor, der am 9. Februar 1857 geboren wurde, starb bereits am 18. September desselben Jahres. Ihr Bruder Gotthold (1860) und ihre Schwester Luise (1861) kamen in Hesselhurst zur Welt. 1858 erhielt Theodor Sehellenberg die Pfarrstelle in Hesselhurst, 1869 wurde er in Kork Pfarrer und Dekan. lda erhielt eine gute Ausbildung in Freiburg am Institut Meyer, das von einer Freundin ihrer Mutter geleitet wurde. 1882 wurde sie in der Korker Kirche von ihrem Vater mit Albert Crecelius getraut. lda lebte mit ihrem Mann in Meersburg, Konstanz und bis 1916 in Freiburg, wo Albert Crecelius zum Domänenrat ernannt wurde. Beide erzogen ihre vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter, in „gleichmäßiger Pflege von Körper, Geist und Gemüt". Zwei ihrer Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, die ledige Tochter wurde Professorin in Heidelberg. Als Albert Crecelius pensioniert wurde, zogen er und seine Frau Ida nach Heidelberg. Nach dem Tod ihres Mannes 1924 lebte lda Crecelius bis zu ihrem Tod 1934 bei ihrer Tochter in Heidelberg, besuchte häufig Bekannte im Hanauerland und schrieb ihre Erinnerungen nieder.
In der Obhut des um das Allgemeinwohl sehr verdienstvollen Geheimen Commerzienrates Ferdinand Reiß und seiner Gemahlin Pauline, Besitzer des weithin bekannten Gutshofes Hechtsberg in der damaligen Gemeinde Sulzbach bei Hausach, wuchsen vier Töchter und sechs Söhne auf. Von der mütterlichen Seite, einer Adligen von Seutter geprägt, gehörte es zur Familientradition, dass die Söhne dem Vaterland als Soldaten bzw. als Offiziere dienten. Nur einer sprengte diese Regel, Rudolf Archibald, der deshalb als ,,Schwarzes Schaf der Familie" immerhin als „Kommissar im weißen Mantel", als Kriminologe, weltweit Anerkennung fand. Alle anderen fünf Söhne folgten der Tradition.
Der Kaiser vor Meersburg
(2005)
Ich uni ze ainem affen werden, als ich ze Merspurg wart. Diese Worte legte Mitte der
1340er Jahre ein anonym er Dichter Ludwig dem Bayern in den Mund und spielte damit
auf die Niederlage des kaiserlichen Heers bei der Belagerung Meersburgs an. Der Wittelsbacher, der nach einer Doppelwahl Albrecht von Hohenberg den Konstanzer Bischofsstuhl verschaffen wollte, hatte im Sommer 1334 drei Monate lang erfolglos die
Stadt berannt, in die sich Anhänger des Gegenkandidaten Albrechts zurückgezogen
hatten. Der längste Aufenthalt des Kaisers im Südwesten des Reichs brachte ihm am Ende nur Spott ein.
Die Forschung zu Ludwig dem Bayern hat diese Belagerung seit Carl Müller im
Jahr 1879, der noch einen Satz dazu verlor, in ihren Darstellungen nicht einmal mehr
erwähnt, auch die Standardwerke zur südwestdeutschen Landesgeschichte gehen nicht
auf diese Ereignisse ein. Die Regionalforschung glaubte, ohne sich eigens mit der
Belagerung zu beschäftigen, bislang im m er den Schilderungen der Chroniken, sie differenzierte nicht zwischen den Überlieferungssträngen und vermischte diese kritiklos.
Dabei kann gerade dieses Ereignis und dessen Wahrnehmung durch die Zeitgenossen
in der Frage nach dem politischen Handlungsspielraum des Wittelsbachers erhellend
wirken.
Graf Johann II. von Montfort-Rothenfels, bekannt als der »Kammerrichter«, ist
bis heute biographisch nur sehr unzureichend erfasst. Wie kaum ein anderes Mitglied
des Hauses Montfort war Graf Johann II. nicht nur persönlich durch seine Ehe mit der
Gräfin Johanna von Arenberg, sondern auch beruflich als kaiserlicher Kämmerer und
Rat mit der großen Welt im Reich Karls V., in dem die Sonne nicht unterging, mit den
Niederlanden und Spanien verbunden. Über die Heirat seiner Stieftochter Margaretha
knüpfte Johann II. ein familiäres Band zu dem niederländischen Adelsgeschlecht van
Montfoort. Graf Johanns Porträt bewahrt die National Gallery of Ireland in Dublin. Mit
großer Liebe hing er aber auch an seiner schwäbischen Heimat, besonders am Schloss
Rothenfels, wohin er immer wieder zurückgekehrt ist. Der Schüler des großen Juristen
Ulrich Zasius pflegte den Umgang mit den Humanisten, u. a. mit dem gelehrten polnischen Diplomaten Johannes Dantiscus. Und wie alle Mitglieder des Hauses Montfort
hielt auch Graf Johann II. unbeirrt an der katholischen Lehre fest.
Südöstlich der Stadt Radolfzell erstreckt sich die 3,5 km lange, bis zu 800 m breite
Bodenseehalbinsel Mettnau, einer der in der Region häufigen Moränenrücken. Die
Mettnau teilt den nordwestlichen Untersee in den Zeller See und den Gnadensee. »Die
>Au in der Mitte< des Sees [so wurde der Name Mettnau u. a. gedeutet hat sich von der
Viehweide im Mittelalter über den Reb- und Obstbau zum bevorzugten Wohngebiet, zur
Erholungslandschaft mit Bädern und Sportanlagen sowie zum Kulturzentrum gewandelt.«
Inmitten einer Parklandschaft erhebt sich nahe der Spitze der Halbinsel das Scheffelschlössle mit seinem von einer hohen, gestaffelten Haube gekrönten dreistöckigen
Turm, das - um geben von Badeanlagen und modernen Kurbauten - längst nicht m ehr das
dominierende Bauwerk auf der Mettnau ist, als das es einst errichtet wurde: Das Schloss
entstand 1878 durch den Umbau eines Gutshauses für den seinerzeit äußerst populären
und geschätzten Dichter Joseph Victor (von) Scheffel, der fünf Jahre zuvor bereits die
>Villa Seehalde< auf der Mettnau hatte erbauen lassen. Was veranlasste nun den »Dichterfürsten« der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, innerhalb von nur fünf Jahren zwei
herrschaftliche Wohnsitze zu erbauen, die nur 1,5 km voneinander entfernt liegen und
zudem beide von bedeutenden Architekten entworfen wurden? Die Beantwortung dieser
Frage ist das Anliegen m eines Beitrages. Doch zuvor sei der Bauherr, der heute nur noch
wenigen Menschen bekannt ist, kurz vorgestellt.
Jacob Burckhardt am Bodensee
(2005)
Der bedeutendste Schweizer Historiker des 19. Jahrhunderts, der Basler Jacob
Burckhardt (1818-1897), verfasste ein Werk über »Die Zeit Konstantins des Grossen«, den
»Cicerone« und ein Buch über »Die Kultur der Renaissance in Italien«; unser Jahrhundert
kennt ihn als den Verfasser der »Weltgeschichdichen Betrachtungen«.
Burckhardts Biograph Werner Kaegi schrieb: »Es war ein besonderer Augenblick
in seinem Leben, als er sich entschloß, den Text auszuarbeiten, den er in der Folgezeit
dreimal als Vorlesung gehalten und dann wieder fallen gelassen hat. Erst nach seinem
Tode sollte das Werk, zu dem er jetzt die Feder ansetzte, den Weg über die Welt hin antreten. [...] Burckhardt war inzwischen fünfzigjährig geworden. Er muß das Gefühl gehabt
haben, es sei jetzt an der Zeit, die bisherige Weltentwicklung, wie er sie als Gelehrter
kannte, zusammen mit den Dingen, die er selbst erlebt hatte, als Ganzes zu überschauen
und darüber vor den Studenten zu sprechen. Er tat es im Winter 1868/69 vor 3° Zuhörern in einer einstündigen Vorlesung, die er angekündigt hatte: Über das Studium der
Geschichte« Diese Vorlesung gab Jakob Oeri 1905 als »Weltgeschichtliche Betrachtungen« heraus.
In der Todesanzeige der Schüler und Freunde des Verstorbenen ist als Motto ein Zitat von Augustinus (Conf. IX, 10) gewählt worden, das aus dem Abschiedsgespräch mit der Mutter Monnica genommen ist: die Nähe zum Ewigen, als der Tag nahte, da sie aus diesem Leben scheiden sollte. Mutter und Sohn standen in Ostia am Tiber allein, gelehnt ans Fenster, von wo man in den inneren Garten des Hauses sah. „Et dum loquimur et inhiamus illi, attingimus eam toto ictu cordis — Und da wir also davon sprachen und danach verlangten, berührten wir das Ewige leise und wie mit einem vollen Schlag des Herzens“. Eine bewegende, ja erschütternde Metapher. Auf diese Weise ist das Wesen von Karl Suso Frank im Zentrum erfaßt und seine Gründung in den großartigen Texten der Kirchenväter und den Quellen der alten Kirchengeschichte, die er über Jahrzehnte gelehrt und erschlossen hat. Denn sein besonderes wissenschaftliches Interesse galt der Erforschung der Ursprünge der christlichen Askese und der Geschichte des Mönchtums. Dieses Wissen hat er in zwei wichtigen Werken versammelt:„Grundzüge des christlichen Mönchtums“ und „Lehrbuch der Geschichte der Alten Kirche“ — in viele Sprachen übersetzt. Geborgen in einer großen Familie war er mit sieben Geschwistern aufgewachsen in der Bescheidenheit und Einfachheit der Eltern, die als Korbmacher das Brot verdienten.
Wenn der Vorhang fällt
(2005)
Häuser erzählen Geschichte: Familiengeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte - all dies verbirgt sich zwischen alten Mauern und zwischen den Zeilen alter Grundbuch- und Liegenschaftsunterlagen. Die Geschichte des in Diedelsheim mehr als 200 Jahre mit „Realwirthsgerechtigkeit“, „Schildgerechtigkeit“ und „Saalwirthsgerechtigkeit“ betriebenen Gasthauses „Zum Löwen“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Auf den ersten Blick wird man sich fragen, was ein Bericht mit dieser Überschrift im Brettener Jahrbuch zu suchen und was dieser Werner Gerich mit Bretten zu tun hat. Im folgenden Aufsatz möchte ich dazu beitragen, an die Person Werner Gerich zu erinnern, der in seinem Brettener Lebensabschnitt einer der erfolgreichsten Firmensanierer in China gewesen ist, genauer gesagt in der ca. 8,45 Mio. Einwohner großen Stadt Wuhan am Jangtse.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der Fachwelt wie auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher. Erwin Huxhold wurde am 9. Dezember 1914 in der damals zu Preußen gehörenden schlesischen Metropole Breslau geboren. Der
mittelalterliche Stadtkern dieser Großstadt weckte schon sehr früh sein Interesse für die historischen Gebäude, insbesondere für den Fachwerkbau, aber auch für modernes Bauen. So war es fast selbstverständlich, dass er nach dem Abitur an der
Technischen Hochschule Architektur studierte. Wegen des Einzugs zum zweijährigen Wehrdienst im Jahre 1937 und der anschließenden Kriegsteilnahme von 1939 bis 1945 musste er das Studium unterbrechen.
Am 25. Juni 2005 hat Erwin Huxhold nach einem außergewöhnlich erfolgreichen Berufsleben die Bühne dieser Welt verlassen. Die Fundamente seiner beruflichen Karriere hat er in seiner Geburtsstadt, in Breslau gelegt. Am 9. Dezember 1914 geboren - der Erste Weltkrieg hatte gerade erst begonnen -, besuchte er die Volksschule in Breslau in den Jahren 1921 bis 1924 und wechselte anschließend an die Bender-Oberrealschule am gleichen Ort, wo er die Reifeprüfung im Frühjahr 1933 ablegte. Ohne Zweifel am beruflichen Ziel, erfolgte gleich danach die Hinwendung zum Bauwesen, im Besonderen zur Architektur. Im Wintersemester 1933/34 begann er nach zweimonatiger Tätigkeit auf dem Bau seine Fachausbildung in der Hochbauabteilung der Höheren Technischen Staatslehranstalt für Hochbau und Tiefbau in Breslau und nahm drei Jahre später an der
Abschlussprüfung teil. „Aufgrund des Ausfalles der abgehaltenen Prüfung“ hat ihm der Prüfungsausschuss das Prädikat „Mit Auszeichnung bestanden“ erteilt (25.7.1937).
Am 9. Dezember 1914 wurde Erwin Huxhold als Sohn des Werkmeisters Richard Huxhold und dessen Ehefrau Martha, geborene Klammt, in Breslau/Schlesien geboren. Schwierige Jahre des Ersten Weltkrieges und die anschließenden
Notzeiten prägten seine Kindheit und Jugend. Von 1921-1933 besuchte er zunächst die Volksschule in Breslau und später die
Oberrealschule, wo er 1933 die Reifeprüfung ablegte. Noch zum Sommersemester schrieb er sich in seiner Heimatstadt
für das Architekturstudium ein, das er 1937 vorläufig beendete.
Am 21. Juni 1738 ging in der Kanzlei des herzoglichen Regierungsrats in Stuttgart ein voluminöser Bericht des »fürstlichen Commissarius« Johann Friedrich Geiger ein. Geiger stellte darin auf rund 400 Seiten ausführlich dar, was er über die – wie es im Titel seines Berichts heißt – »zwischen dem Expeditionsrat und Vogt Viktor Stephan Essich zu Besigheim und dem daselbstigen Magistrat obwaltenden Differentien« hat ermitteln können. Geiger war zehn Monate zuvor, im August 1737, auf Befehl Herzog Carl Rudolphs nach Besigheim geschickt worden, nachdem sich Vogt Essich Ende April 1737 beim Regierungsrat »wider die große Unbotmäßigkeit« des Magistrats und der Bürgerschaft beschwert und um Hilfe und Untersuchung der Angelegenheit gebeten hatte. Wer diesen Bericht und die beigelegten Dokumente sowie zwei andere, nicht weniger umfangreiche Kommissionsakten aus den Jahren 1743/44 und 1755/56 liest, kann leicht nachvollziehen, weshalb Friedrich Breining in seinem 1903 herausgegebenen Buch »Alt-Besigheim in guten und bösen Tagen« den Vogt Essich zu den »schlimmen« Vögten rechnete. Breining lieferte für seine Einschätzung zwar keine nähere Begründung, berief sich aber auf eben diese Kommissionsakten, die heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrt werden. Sie zeigen das Bild eines Beamten, der zwar durchaus tüchtig und fähig war, dessen Amtsführung jedoch in einem hohen Maß durch Eigennutz, Missbrauch und Überschreitung seiner Befugnisse und nicht zuletzt auch immer wieder durch große Gewalttätigkeit geprägt war.
Während der umfangreichen Instandsetzung der Ludwigsburger Schlossanlage traten aus den Fehl- und Zwischenböden des Schlosses immer wieder Fundstücke zu Tage. Darunter finden sich auch Schriftstücke aus dem Schulunterricht: Lateinübungen, deutsche Schreibübungen, Sprachübungen in Russisch, Französisch, Englisch und Mathematikaufgaben. Ein kleines Heft, gefunden in der Ahnengalerie, enthält englisch-deutsche und englisch-französische Dialoge, und aus dem Jagdpavillon stammt eine Seite aus einem Schulheft von Jenni Appolt 1822, die wohl ein Diktat enthält. Jenni war wahrscheinlich die Tochter von Christian Wilhelm Appolt, der 1817 Registrator beim Finanzdepartement war, dann Sekretär bei der Finanzkammer des Neckarkreises. Beide Institutionen hatte ihren Sitz im Schloss. Alle diese Funde stammen von Kindern aus dem Hofpersonal und dem Beamtenstab, einige der Fremdsprachenübungen vielleicht auch von den Hofdamen oder gar von einer Prinzessin. Da stellte sich mir die Frage, wie die Erziehung der württembergischen Prinzen aussah? Gibt es von ihnen noch Unterrichtshefte? Es gibt sie im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.
Hitlers Umbauprogramme für Berlin, Nürnberg oder München zu nationalsozialistischen Vorzeigemetropolen gerieten in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in den Fokus detaillierter
kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Forschung. Die größenwahnsinnige Bauwut beschränkte sich jedoch keineswegs auf einige ausgesuchte Großstädte: Eine neuere Studie belegt etwa am Beispiel Posen (heute Poznan), da Hitler selbst während des Krieges eine
führenden Architekten noch mit ehrgeizigen Projekten auf gerade erobertem Terrain beauftragte. In mancherlei Hinsicht kann Straßburg dabei als westliches Gegenstück zu Posen betrachtet werden: Kaum zufällig sollte in beiden Städten eine Reichsuniversität eröffnet werden
und kaum zufällig sollten die jeweiligen Gauleiter auf Geheiß des „Führers" innerhalb von zehn
Jahren die umliegenden Gebiete germanisieren bzw. entwelschen.
Im Sommer 1940 entwarf Hitler die Grundlinien eines gewaltigen Bauprojektes für die elsässische Metropole, des en Ausführung er seinem ,.Leibarchitekten" Alben Speer anvertraute.
Al Gegenstück zum mittelalterlichen, vom Münster dominierten „Alten Straßburg" würde
fortan das „Neue Straßburg" von der Gigantomanie des „Tausendjährigen Reiches" zeugen.
August Ruf und Eugen Weiler
(2006)
Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat August Ruf (1869-1944) und Eugen Weiler (1900-1992) viele Jahre nach ihrem Tod den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Überreicht wurde diese höchste Auszeichnung, die der israelische Staat zu vergeben hat, im Rahmen einer Feierstunde in Singen am 24. Juli 2006, eine weitere Feierstunde fand am 25. Juli 2006 in Rufs Heimatstadt Ettenheim statt. Damit wurden die beiden Priester der Erzdiözese Freiburg für etwas ausgezeichnet, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: Sie haben einem Menschen das Leben gerettet. Was die Tat so besonders macht, dass ihnen postum diese besondere Anerkennung zugedacht wurde, sind deren Umstände: Sie haben im Jahr 1942 einer deutschen Jüdin zur Flucht in die Schweiz verholfen und sie somit vor der Ermordung in den Gaskammern von Auschwitz bewahrt. Etwas besonderes ist auch die Tatsache, dass es mit August Ruf und Eugen Weiler zwei deutsche Geistliche sind, die mit dieser Ehrung bedacht wurden — sie sind damit die ersten Priester der Erzdiözese Freiburg, denen dies widerfahren ist. Wenn sich auch die Erzdiözese eigentlich keinerlei Verdienste in Zusammenhang mit der Tat der beiden Priester zurechnen kann, und wenn auch die Ehrung selbst ohne Zutun der Bistumsleitung oder -verwaltung zustande gekommen ist, so fällt doch vielleicht ein kleiner Widerschein auf die Erzdiözese Freiburg und ihren Klerus zurück. Der aus Singen stammende Freiburger Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle hat es sich daher nicht nehmen lassen, im Rahmen der Singener Veranstaltung der beiden Männer ehrend zu gedenken und ihnen nachträglich noch den gebührenden Dank für ihre Leistung abzustatten.
Joseph Victor von Scheffel
(2006)
Die Bibliographie erfaßt die Ausgaben von Werken Joseph Victor von Scheffels sowie die
deutschsprachige und fremdsprachige Sekundärliteratur zu Scheffel aus dem Zeitraum 1945
bis 2005 nach Möglichkeit vollständig. Zu diesem Zweck wurden die in Abschnitt B verzeichneten
Bibliographien und Nachschlagewerke ausgewertet. Die Recherche wurde im März
2006 abgeschlossen.
Konrad, von 934 bis 975 Bischof von Konstanz, wird im allgemeinen dargestellt mit einem Kelch, auf dem eine Spinne sitzt. Dies verweist auf folgende Geschichte: Als Konrad bei der Feier der heiligen Messe am Ostertag den Kelch abdeckte und das Blut Christi trinken wollte, sah er, dass eine giftige Spinne in den Kelch gefallen war. „Mit festem Glauben trank er den Kelch aus, überzeugt davon, dass das Gift ihm nicht schaden werde. Die Umstehenden befiel Trauer und Furcht. Doch Konrad setzte sich nach dem Gottesdienst mit den übrigen zum Mahl. Et reclinato super mensam capite, exitum araneae aperto praebet ore, quae nec mori in homine Dei, nec mortem potuit inferre. Tum quanta convivarum exultatio, quanta de viri constantia suboritur admiratio, lector potius animo concipiat, quam exprimendum verbis exigat“ („Und nachdem er sein Haupt auf den Tisch geneigt, gewährte er mit offenem Munde der Spinne den Ausgang, die im Manne Gottes weder hatte sterben, noch den Tod bringen können. Wie groß darauf der Jubel der Speisenden war, welche Bewunderung der Standhaftigkeit des Mannes sich erhob, möge der Leser lieber selbst im Geist erfassen, als in Worten ausgedrückt verlangen“.) Dieses sogenannte Spinnenwunder ist in der ältesten Überlieferung der Lebensbeschreibung von 1190 noch nicht enthalten und taucht erstmals in der Handschrift der Vita in der württembergischen Landesbibliothek von 1456 auf, fand aber wohl schon seit dem 13. Jahrhundert allmählich Eingang in die Konradsvita; auch in der Legenda aurea des Jacobus de Voragine wird sie immerhin schon in einer Handschrift des 14. Jahrhunderts erwähnt.
Der 200. Geburtstag des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar gibt den Anlass, die Rolle von Villinger und Schwenninger Forschern und Mitgliedern des Vereins einmal näher zu untersuchen. Welchen Stellenwert hatten die Vereinsmitglieder aus Villingen und Schwenningen im Baarverein in den vergangenen zwei Jahrhunderten? War der Baarverein ein allein auf Donaueschingen bezogener Verein? Seit wann gab es in Villingen und Schwenningen Geschichtsvereine und welche Stellung nahmen diese gegenüber dem Baarverein ein. Diese Fragen sollen bei der Untersuchung des Themas behilflich sein. Auch soll auf die Forscherpersönlichkeiten selbst, ihre Herkunft und ihre Arbeitsgebiete, eingegangen werden. Die
Untersuchung erstreckt sich bis zum Ende der 1980er Jahre.
1726 wurde in Rastatt Prinzessin Elisabeth Eleonora Augusta von Baden-Baden geboren. Sie erwarb 1765 die Herrschaft Lichteneck und lebte bis zu ihrem Tod 1789 überwiegend in Riegel, nur die Wintermonate und die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie
in Freiburg. Hier besaß sie bei Ihrem Tod drei Häuser und beeinflusste, wie Heinrich Schreiber berichtet, das kulturelle Leben in der Stadt: ,,Wesentlich trug zur Förderung der Musik (...)
die Kapelle bei, welche die Prinzessin Elisabeth von Baden-Baden (...) , zur Tafel und zu Konzerten an ihrer Hofhaltung zu Freiburg angestellt hatte; deren Virtuosen auch nach ihrem Tod
größtenteils daselbst zurückblieben und die musikalischen Abende, zumal in den Häusern de
Adels fortsetzten". Aber es gibt noch weitere Hinweise auf ihre Beziehung zu Freiburg in der
Literatur, z.B. in einem Aufsatz von Joseph Ludolf Wohleb oder bei Karl Bannwarth, der in
ihr die Stifterin einer Votivtafel für St. Ottilien (1756) sah. Der Riegeler Pfarrer Ferdinand
Gießler konzentrierte sich dagegen bei einer Beschäftigung mit Prinzessin Elisabeth auf
deren Aufenthalt in Riegel. Darüber hinaus wird sie in der Literatur nur vereinzelt erwähnt.
Anhand der bisher vorliegenden Forschungsergebnisse und den Quellen soll nachfolgend versucht werden, eine Übersicht über das Leben der Prinzessin zu geben.
Am 11. Januar 2004, dem Vorabend ihres 60. Todestages, hatten sich in der Offenburger Kulturagentur „in der Sonne" zahlreiche Menschen eingefunden zu einer Gedenkstunde für die Ärztin Dr. med Hertha Wiegand geb. Lion, die in dieser Stadt und in den umliegenden Dörfern von 1919 bis zum Praxisentzug durch die Nazis 1938 als sozial engagierte Ärztin für
Frauen und Kinder praktiziert hatte und am 12. Januar 1944 - 53 Jahre alt und seit Jahren schwer krank - durch die Deportation von den Nazis in den Suizid getrieben worden war. Im Ritterhausmuseum Offenburg hing lange Jahre ein vom Maler Emil Brischle geschaffenes Porträt dieser Ärztin als damals etwa Achtunddreißigjähriger: schmales Frauengesicht, ernstes Lächeln, dunkler Pagenkopf vorm Hintergrund des Praxisinterieurs - ob der eine oder die andere der alten Offenburger die Ärztin so als Kindheitserinnerung behalten haben mochte? Seit 1992 trägt eine kleine Straße am westlichen Rand des Stadtteils „Kreuzschlag" den Namen Dr.-Hertha-Wiegand-Straße. Der Nachlass Dr. Hertha Wiegands wird seit dem 22.11.1919 im Archiv der Stadt Offenburg aufbewahrt, als Schenkung ihrer Tochter Dorothea Siegler-Wiegand (1964-1986 Leiterin der Stadtbücherei Offenburg). Dieser Nachlass ist der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich, indes sind Bearbeitung und Findbuch-Katalogisierung nunmehr abgeschlossen.
Wer war Maximilian Letsch?
(2006)
Der Berichterstatter (von nun an B. genannt) erinnert sich, dass ihm erzählt wurde, dass der alte Letsch erst etwas anderes, besseres gewesen, dann aber Gärtner geworden sei, dann die Tochter seines reichen Dienstherrn geheiratet und mit ihr in ihrer schönen Villa in der Friedhofstraße, dem Rastatter Bahnhof gegenüber, gewohnt habe; und dass diese Villa, als der Bahnhof im Krieg bombardiert wurde, ebenfalls getroffen worden und mit allem, was in ihr war, abgebrannt sei. Danach wohnte der alte Letsch in einer hölzernen Baracke, die er sich auf das Grundstück hatte stellen lassen, wusch sich unter der Wasserpumpe und wurde mit seinem Vollbart, mit Sandalen zu jeder Jahreszeit, Rucksack und Stock, von B. zuweilen in der Unterstadt gesehen, wo er beim Metzger Schempp einkaufte. Er war, als er starb, 103 Jahre alt.
Beim Ausbruch der Französischen Revolution im Jahr 1789 glich die Landkarte des deutschen Südwestens einem mit einer Vielzahl größerer und kleinerer, zum Teil sogar winziger Flecken besetzten bunten Teppich: Mehrere hundert Territorien, geistliche und weltliche Herrschaften sowie Reichsstädte, drängten sich im Geviert von Rhein, Main und Bodensee, dem heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Einige wenige der nach Einwohnerzahl, Gebietsumfang und wirtschaftlich-sozialer Struktur höchst unterschiedlichen staatlichen Gebilde übten bestimmenden politischen Einfluss aus. Das größte und geschlossenste dieser Territorien war das rund 600 000 Einwohner zählende Herzogtum Württemberg. Es besaß sein Kräftezentrum im Mittleren Neckarraum, schob sich aber weit nach Westen bis in die Kammlagen des nördlichen und mittleren Schwarzwalds sowie nach Norden bis zum Unterlauf von Kocher und Jagst vor, im Süden verfügte es mit der Exklave Tuttlingen über einen Stützpunkt an der Donau sowie im Osten um Heidenheim und Königsbronn auf der Ostalb über eine von seinem Hauptterritorium getrennte Vorpostenbastion. Abgesehen von der beharrlichen Zielstrebigkeit, mit der die Grafen, seit 1495 Herzöge von Württemberg seit dem Spätmittelalter ihre territoriale Machtbasis erweiterten, wirkte sich die im Münsinger Vertrag von 1482 verbriefte Unteilbarkeit des Landes für die Folgezeit sehr günstig aus. Die festgefügte Einheit Württembergs blieb selbst in Krisensituationen unangefochten.
Die 200. Wiederkehr der Entstehung des Königreichs Württemberg und die Wiederentdeckung eines »Kolossalmedaillons«, des wohl ersten großen eisernen Kunstgusses der damaligen königlichen Hüttenwerke Wasseralfingen, geben Anlass, über
Entstehungsgeschichte und vermutlichen Modellkünstler zu berichten. Das Thema erhält aus der Verflechtung politik-, kunst- und wirtschaftshistorischer Gesichtspunkte seinen besonderen Reiz. Die Industrialisierung Europas hatte in England ihren Vorreiter und erreichte um 1800 parallel zu den politischen Umwälzungen auf dem Kontinent mit zunehmender Eisenproduktion einen allgemeinen Aufschwung. Für Württemberg galt das erst, als der seit 1797 regierende Herzog Friedrich II. im Rahmen der Säkularisierung sich die Eisenhütten im Kochergebiet und damit die aufstrebende Hütte Wasseralfingen aneignete.
Wird ein Gasthof 550 Jahre alt, sollte ein so außergewöhnliches Ereignis auch gebührend gefeiert
werden. Dies beabsichtigte die Familie Keller im Jahr 2004, wollte aber zur Sicherheit
die erste Nennung ihres Gasthauses „Schwarzer Adler" überprüft haben.* Seit 1454
bestehe es schon, schrieb Archivpfleger Dr. Fauler in den 1970er-Jahren, ohne allerdings eine
Quelle anzugeben. Umfangreiche Recherchen waren notwendig, um diese Angabe zu überprüfen.
Auf der Suche nach der berühmten "Stecknadel im Heuhaufen" musste das Umfeld des
Dorfes Oberbergen, seiner Herrschaft und einer Besitzer bis weit ins Mittelalter untersucht werden. Außerdem sollte hierbei auch versucht werden, den Ursprung der jetzigen Familie
Keller so weit wie möglich zurückzuverfolgen. Die Geschichte diese Gasthauses ist daher
auch gleichzeitig ein Stück Familiengeschichte, die hier bis zum ersten Besitzer des "Schwarzen Adlers", Franz Anton Keller dargestellt wird. Die Fortsetzung bis in die jüngste
Zeit wird in einer eigenen Publikation erfolgen.
Prächtig sollte sie ausfallen, die für den September 1890 in Emmendingen geplante Säkularfeier zum Stadtjubiläum. Hatte doch 1590, drei Jahrhunderte zuvor, der badische Markgraf Jacob III. den damaligen Marktflecken zur Stadt erhoben. Von der Ankündigung des Festes im „Hochberger Boten“ am 26. Juli bis zum einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss vom 21. August 1890, „das projektierte Jubiläumsfest nicht abzuhalten“, verging kein Monat. In dieser kurzen Zeitspanne war am 2. August 1890 im Emmendinger Gasthaus Engel eine allgemeine Volksversammlung einberufen worden, die von ca. 30 Personen besucht wurde. „Daraus schloß man, daß das Interesse für eine solche Feier in hiesiger Stadt kein großes sei und sowohl mit Rücksicht darauf als ,weil manche Herren doch nicht gewillt seien, den katholisch gewordenen Markgrafen zu verherrlichen‘ — wie der Herr Bürgermeister Roll in dieser Versammlung öffentlich sagte — ließ man den früheren Beschluß bezüglich des Festzuges und der Feier überhaupt fallen. Man sieht daraus, mit welchem Vorurtheil die Leute erfüllt sind — gegen alles, was katholisch ist. O Toleranz!“ Dieser bislang nicht veröffentlichte Eintrag in der Emmendinger Pfarrchronik wirft ein bezeichnendes Licht auf die interkonfessionellen Spannungen, die nach Abklingen des badischen Kirchen- und Kulturkampfes vielfach an altbadisch-evangelischen Orten weiterhin bestanden. Durch die von Napoleon geförderte Bildung „Großbadens“ war im deutschen Südwesten ein neues politisch-gesellschaftliches Konstrukt entstanden.
Anlass zu dieser Arbeit gab ein Artikel von Manuela Müller in der „Badischen Zeitung" vom
13. Oktober 2004. In der Reihe „Wohnen im Denkmal (8)" wurde dort über „Die Erbprinzenstraße 15/ Alternativer Lebensraum im bürgerlich-städtischen Wohnbau der Gründerzeit" berichtet. Die angeschlossene Info-Box für den Leser enthielt unter anderem folgende Daten:
"Geschichte
1882: Die Erbprinzenstraße entsteht, erste Häuser sind die Nr. 1, 2 und 4.
1883: Das Haus 15 wird für die „Stahlhandlung en gros" August Bühne und Companion erbaut.
1885: Johann Carl Christoph Schleip, aus Thüringen stammender Gutsbesitzer, Konzertmeister,
später Privatier erwirbt das Haus und vermietet es."
Diese Angaben stehen im Widerspruch zur schriftlich überlieferten Lebensgeschichte des Urgroßvaters meines Mannes, Johann Carl Christoph Schleip, die uns als Hochzeitsgeschenk der
Familienältesten, Sunniva Bayne,
vorliegt. Da auch in neuerer Literatur keinerlei Hinweise auf
die Entstehung der Erbprinzenstraße und der daran erbauten Häuser aufzufinden waren, war
davon auszugehen, da die bezüglich mehr oder weniger Unkenntnis vorherrschte. Eine Korrektur von Seiten der „Badischen Zeitung" wurde abgelehnt. Ich hielt es daher für meine
Pflicht, genauer zu recherchieren und die Dinge in den richtigen Kontext zu stellen, zumal da
Doppelhaus Erbprinzenstraße Nr. 13/15 1982/83 al Baudenkmal der Gründerzeit in die Liste
der Kulturdenkmäler Baden-Württemberg aufgenommen wurde und die Familie des Erbauers, Johann Carl Christoph Schleip, in engem Zu ammenhang mit dem bekannten „Grabmal
des Mädchens mit den immer frischen Blumen" auf dem Alten Friedhof in Freiburg steht.
Ein Leben … zeichnen
(2006)
Zeichnungen. Tausende einzelner Blätter und Dutzende durchnummerierte Skizzenbücher, dicke Blöcke und Hefte dokumentieren das über lange Jahre absolvierte tägliche Arbeitspensum und das große zeichnerische Spektrum im Werk von Wilhelm Flamm. Beeindruckend ist die fast programmatische Kontinuität im Zeichnen und das akribische Festhalten von alltäglichen Situationen und außergewöhnlichen Momenten eines langen Lebens.
Wenn der noch allseits gut bekannte „fürstenbergisch gesinnte Altbadener“ Karl Siegfried Bader als einer der „Großen des 20. Jahrhunderts“ u. a. in den Bereichen der Kriminologie in dem großartigen „Badischen Kalendarium“ von Hauß/Schmid (Seite 194) verdiente Erwähnung findet, soll mit einigen Worten auch an das Wirken eines anderen angesehenen badischen Kriminologen des 19. Jahrhunderts erinnert werden: vor über 200 Jahren, am 13. Juni 1805 kam in Gerlachsheim bei Lauda/Königshofen Ludwig Hugo Franz von Jagemann zur Welt. Als Sohn des Mannheimer Ehrenbürgers Philipp Anton von
Jagemann, Stadtdirektor und späterer Hofgerichtspräsident in Mannheim, erhielt er dort seine Schulbildung, um dann zum Rechtsstudium die Universitäten in Heidelberg und Göttingen zu beziehen. Mit 22 Jahren bestand von Jagemann das juristische Staatsexamen.
„Einen anderen habe ich in Tegel noch mehr gesehen und gelegentlich auch heimlich gesprochen, den Jesuitenpater Delp. Weder seine Kleidung noch auch sein etwas rustikales Denkergesicht verrieten den Kleriker; er war Konvertit und einer der scharfsinnigsten und einfallsreichsten Mitarbeiter der ,Stimmen der Zeit‘, jenem bedeutenden, in jeder Hinsicht hochstehenden Organ der Jesuiten. […] Er war – wie die meisten – ungebeugt und ungebrochen“. Diese Sätze stammen aus den Erinnerungen des Theologen Hanns Lilje (1899–1977) und schildern seinen Eindruck von seinem Mithäftling Alfred Delp, der am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof wegen „Hoch- und Landesverrats“ zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.
Curt Balke
(2006)
Als Curt Balke vor nunmehr 50 Jahren, am 26. September 1955, im Alter von 72 Jahren gestorben war, widmete ihm die „Freiburger Turnerschaft von 1844“ einen ehrenden Nachruf, der mit den Worten schloss: „Mehr als 35 Jahre war Curt Balke ,unser Architekt‘. Er war nicht nur unser Berater in allen baulichen Fragen, er war auch ein Turner mit Leib und Seele, ein feinsinniger Mensch und alle Zeit ein guter Kamerad.“
Die Ahnen der Familie Ebner
(2006)
Während meiner Kinder- und Jugendzeit wurde ich durch die Ahnenbilder tagtäglich auf meine Vorfahren aufmerksam. So versuchte ich einiges über sie in Erfahrung zu bringen. Das Geschlecht der Ebner läßt sich bis ins 15. Jahrhundert in Tiefenhäusern nachweisen. Johann Michael Ebner, mein fünffacher Urgroßvater, war Vogt und Gastwirt in Immeneich und Einungsmeister der Einung Wolpadingen in der Grafschaft Hauenstein.
Drei Portrait-Büsten in weißem Marmor und eine in Terrakotta stellte der junge, hochbegabte Bildhauer Friedrich Schildhorn 1913 bei der internationalen Kunstausstellung im Münchener Glaspalast aus. Damit hatte er einen ersten Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn erreicht und zugleich einen Platz unter den besten Kunstschaffenden seiner Zeit erworben.
Elisabeth Alexiewna, geborene Prinzessin Luisa Maria Augusta von Baden, war die Gemahlin des russischen Kaisers Alexander I.
und regierte Russland 25 Jahre lang. Im Jahr 2004 feierte man den 225. Geburtstag der Kaiserin. Nach Darstellung deutscher und russischer Zeitgenossen galt sie als die schönste königliche Frau Russlands, ja ganz Europas. Sie war hoch gebildet und hatte einen starken Charakter. Jeder, der Elisabeth Alexiewna kannte, bewunderte ihre Schönheit. Katharina die Große verglich sie mit der griechischen Göttin Psyche. Der große russische Dichter Alexander Puschkin war von der Schönheit der Kaiserin begeistert und schrieb heimlich Gedichte für sie. Der große deutsche Komponist Ludwig van Beethoven widmete ihr seine einzige Polonaise für das Klavier, das Opus Nr. 89.