920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Das Besondere an Arnolds Kunst zu der damaligen Zeit: Er thematisiert den Kriegsalltag und seine Bilder haben außergewöhnliche Entstehungsgeschichten, oft unter dramatischen Umständen. Der Maler hat sie nicht im geschützten Atelier
ohne störenden Betrieb und Lärm gemalt, auch nicht auf der Staffelei inmitten einer Landschaft mit reizvollen, idyllischen
Motiven wie die damaligen Plain-air-Maler. Die Bilder sind vielmehr mitten im Kriegsgeschehen des Ersten Weltkriegs
entstanden, im Schützengraben, im Stollen, auf dem Beobachtungsstand. Die Arbeiten haben einen doppelten Wert: Sie zeigen den Schrecken des Kriegs und seiner Folgen und sie sind zugleich authentische historische Erinnerungsstücke des Ersten Weltkriegs.
Den großen Sitzungssaal im Schutterwälder Rathaus ziert an der Wand ein bemerkenswertes Gemälde, das das frühere Ortszentrum samt historischen Trachtenträgerinnen und -trägern zeigt. Ein kleines Schild daneben weist auf den Schöpfer des Bildes, Andreas Schnebelt, hin. Wie viele andere Künstler ist auch er mittlerweile in Vergessenheit geraten und es wird Zeit, im 80. Jahr des Entstehens des Kunstwerkes, an ihn zu erinnern.
Bei einer restauratorischen Untersuchung und Bestandsaufnahme der Weingartenkirche in Offenburg – Zell-Weierbach im Hinblick auf eine anstehende Renovation des Kirchengebäudes wurde neben der Untersuchung der Bausubstanz auch die Kirchenausstattung erfasst. Hierbei fiel der Kreuzweg aus 14 als silhouettierte Reliefs geschnitzten Stationen auf, an dem weder eine Signatur noch irgendeine archivalische Erwähnung festgestellt werden konnte.
Die Lahrer Familie Wickertsheimer geht auf den 1677 in Malterdingen geborenen Johannes Wickersheim zurück, der in Lahr das Metzgerhandwerk betrieb und Wirt des Gasthauses zur Krone war. Wilhelm Wickertsheimer wurde als ältester Sohn des Malermeisters Johann Wilhelm Wickertsheimer und dessen Frau Sofie, geborene Eckermann, am 9. September 1886 in Lahr geboren. Die Familie wohnte zunächst in der Bismarckstraße unweit des Spitals und zog dann um in die Kreuzgasse (heute Gärtnerstraße) in ein kleines Haus, das der Urgroßvater mütterlicherseits um 1792 erworben hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg wohnte man in der Bleichstraße. Sein späteres Wohnhaus in der Wasserklammstraße (heute abgerissen) hat Wickertsheimer mit einem farbenprächtigen Gemälde verewigt.
Als „Aufbruch ins Badnerland“ wird die Wende des jungen Malers Wilhelm Hasemann bezeichnet, die er 1880 seinem Leben gab: 1850 in Mühlberg an der Elbe geboren und dort aufgewachsen, wurde er 1866 zum Studium an der Königlichen
Akademie der Künste in Berlin zugelassen, deren Abgangszeugnis mit „Prämie“ er 1872 erhielt. Er wechselte an die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule in Weimar (bis 1879), um dann als Illustrator nach München zu gehen. Dort erreichte ihn eine Anfrage für die Bebilderung einer Prachtausgabe der Novelle „Die Frau Professorin“ des viel gelesenen Schriftstellers Berthold Auerbach (1812–1882), Begründer des literarischen Genres der Dorfgeschichte. Nach Übersendung der Probearbeiten empfahl Auerbach zum Kennenlernen der Landschaft und der Menschen Hasemann einen Aufenthalt „in dem an der Eisenbahn gelegenen Schwarzwald-Dorf Guttach (bei Hornberg)“: „Auf Schritt und Tritt werden Sie Malerisches finden“. Im April 1880 traf er hier ein und begann gleich, die Landschaft und die trachtentragenden Bewohner zu skizzieren und sich wohlzufühlen: „Es ist aber auch wunderschön hier im Schwarzwalde […] Habe ich in den Bauernstuben gezeichnet […] Ebenso interessant ist die hiesige Tracht“.
Weit in die Ortenau hinein grüßt heute von Ortenberg aus das Schloss als Wahrzeichen der Gemeinde und der Umgegend.
Wieder erbaut wird es von 1833 bis 1843 durch den livländischen Großkaufmann Gabriel Leonhard von Berckholtz (1781–
1863) aus Riga. Er ist Geschäftsführer des durch seinen Vater Jacob Johann von Berckholtz (1750–1812) begründeten Handelshauses Jacob Johann Berckholtz & Comp. Zu der Firma gehören ein Lagerhaus, eine Brauerei, mehrere weitere Immobilien in Riga sowie die Güter Mahrzen und Alt-Kalzenau. Jacob Johann Berckholtz & Comp. ist im 18. und 19. Jahrhundert weltweit einer der führenden Marktvertreter im Exporthandel und vertreibt Waren aus Nordamerika, Brasilien und Europa bis nach Russland. Geschäftsberichte und Anzeigen geben Aufschluss über die gehandelten Waren: Fisch, Salz, Stoffe, Leder, Bekleidung, Kohle, Holz, Korken, Ziegel, Obst, Tabak, Zigarren oder Wein, der meist aus Frankreich importiert wird. Dies geschieht sicherlich durch einen Geschäftskontakt mit Gabriel Leonhards Bruder, Jacob Johann von Berckholtz (geboren 1783), der 1819 sein Haus in Riga verkauft, nach Paris auswandert und dort im 9. Arrondissement im Boulevard Poissonnière 242 lebt. Nährere Dokumente und Informationen zu Jean-Jacques de Berckholtz – wie er sich fortan in Frankreich nannte – wurden bei einem Brand der Archives de la préfecture de police de Paris während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 völlig zerstört. Jean-Jacques stirbt 1856 kinderlos in Paris, hinterlässt Gabriel Leonhard sein gesamtes Vermögen an im Testament nicht weiter bestimmten Möbeln und Immobilien und findet in der Familiengruft auf dem Bühlwegfriedhof in Ortenberg seine letzte Ruhe.
Es gibt fromme Bilder, denen man auch außerhalb des Kirchenraums auf Schritt und Tritt begegnet: am häufigsten dem des
gekreuzigten Jesus, dann dem seiner Mutter Maria. Doch schon an dritter Stelle folgt, überraschenderweise, das des heiligen Johannes Nepomuk. Dafür, dass er auch im mittelbadischen Raum, und im 18. Jahrhundert, unzählige Male dargestellt wurde, gibt es gute Gründe.
Fluchtweg und Fluchthelfer
(2017)
Eine Flucht ist ein eiliges, manchmal unerlaubtes oder heimliches Verlassen eines Ortes, das Ausbrechen aus einer Gefangenschaft oder ein plötzlicher Rückzug, ein Davonlaufen vor Feinden,
Katastrophen oder Ähnlichem. Alle diese Aspekte scheinen sich auch bei der sogenannten Flucht
Papst Johannes XXIII. vom Konstanzer Konzil im März 1415 zu vereinigen und führten für seinen Fluchthelfer Friedrich in ein politisches Desaster ungeahnten Ausmaßes.
Bleibt noch vorauszuschicken, dass es aus historischer Perspektive zwei Päpste mit dem
Namen Johannes und derselben Ordnungszahl gab. Als Angelo Giuseppe Roncalli nach seiner
Papstwahl 1958 den Namen Johannes XXIII. wählte, machte dies den offiziellen Standpunkt
des Papsttums deutlich, dass es vor ihm keinen anderen legitimen Papst dieses Namens gegeben
habe. Dennoch ist die historische Persönlichkeit Johannes XXIII. auf dem Konstanzer Konzil
1415–1418 nicht zu leugnen. Baldassare Cossa wurde auf dem Konzil von Pisa 1409 zum Papst
gewählt und amtierte bis zu seiner Absetzung am 31. Mai 1415 in Konstanz als Papst Johannes XXIII. Neben ihm agierten aber noch zwei weitere Männer als Päpste, die sich allesamt
gegenseitig den Anspruch auf den Stuhl Petris streitig machten. Genau dieses ungeheure Kirchenschisma war die Ausgangslage für das Konstanzer Konzil, das versuchte, eine für die christliche
Welt unerträgliche Situation neu zu ordnen.
Markgraf Bernhard I. von Baden (* um 1364, † 5. Mai 1431) gilt im Rahmen der Geschichte
Badens als besonders erfolgreicher Territorialpolitiker und man hat ihn als „den eigentlichen
Begründer des badischen Territorialstaats“ bezeichnet. In jedem Fall betrieb er zweifellos nach
innen und außen tatkräftig den Ausbau und die Konsolidierung der markgräflich-badischen Herrschaft. Nach einer Phase wiederholter Erbteilungen, die vor allem die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts prägten und die mit einem zeitweiligen Verlust ihres Fürstenrangs einhergingen, erlangten die Markgrafen von Baden erst unter Bernhard I. wieder fürstliches Niveau. Eine wichtige
Voraussetzung dafür war sicher die Vereinigung aller markgräflich-badischen Besitzungen und
Herrschaftsrechte in der Hand Markgraf Bernhards, die er nach dem Tod seines jüngeren Bruders
Rudolf VII. im Jahr 1391 erreichte.
Vor 600 Jahren tagte das Konzil von Konstanz, genauer vom 5. November 1414 bis zum 22. April
1418. Die freie Reichsstadt Konstanz hatte sich als Konzilsort gegen Alternativen wie Straßburg
oder Basel durchgesetzt und wurde für dreieinhalb Jahre Schauplatz eines „Weltereignisses des
Mittelalters“. Anlässlich dieses Jubiläums wurde die Stadt Konstanz 2014 als Ort für die Große
Landesausstellung Baden-Württemberg ausgewählt. Doch nicht nur das: Die Stadt stellte ein umfangreiches Programm zusammen und widmete sich seitdem bis einschließlich 2018 mit größtem
Aufwand und Einsatz nicht nur dem historischen Gedenken, sondern mehr noch assoziativen
Verbindungslinien zu heutigen Fragestellungen und Problemen.
"Was für ein Schweinswal"
(2017)
Erste nachweislich nach lebenden Modellen geschaffene Karikaturen der Neuzeit finden sich im zeichnerischen Werk der Brüder Annibale und Agostino
Carracci, die damit als Begründer der Kunstform der Karikatur und ihrer Theorie gelten. Das Verb »caricare« meint übertreiben. Die »übertriebenen Bildnisse«
(»ritrattini carichi«) des Annibale Carracci (1557–1602) waren Porträts, »in denen
der Künstler vorhandene Missbildungen, Missproportionen, auffällige Züge
eines Gesichts oder auch die Formen eines Körpers übertreibend wiedergibt«.
Die Künstler zeichneten diese Bilder, um ihre Freunde zu amüsieren oder zu
hänseln und griffen dabei vermutlich auf die vermeintliche Wissenschaft der
Physiognomie zurück, die sich mit der Ähnlichkeit menschlicher Typen mit
Tiergestalten befasste.
Die Karikatur findet sich allerdings schon in der Antike und es ist gut
möglich, dass bereits frühere groteske Köpfe der Renaissance lebende Vorbilder
hatten, also eigentlich Karikaturen waren. Gombrich verweist zudem auf
die Tradition der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schandbilder,
die zwar eher rohe Beschimpfung als ein witziger Vergleich sind, aber durchaus
als Vorstufen der Karikatur betrachtet werden können.
Insofern sind die Brüder
Carracci nicht die eigentlichen Erfinder der Karikatur, aber deren Wiederentdecker, Verbreiter und Begründer des Karikaturbegriffs, der im 18. Jahrhundert
fortgeführt wird.
Von den württembergischen Königinnen ist die erste, Königin Charlotte Auguste
Mathilde, die unbekannteste geblieben. Dabei war sie als geborene Prinzessin
von Großbritannien und Irland nach der Rangordnung des europäischen Adels
durchaus mit den späteren Königinnen Katharina und Olga, beide geborene
Großfürstinnen von Russland, zu vergleichen. Ihr Heimatland stieg während
ihrer Lebenszeit zur Weltmacht auf. Sie selbst heiratete 1797 Herzog Friedrich II.
von Württemberg, der 1803 zum Kurfürsten erhoben wurde und 1806 die Königswürde annahm. So war Charlotte Mathilde zwar schließlich Königin in einem
relativ kleinen Land, aber sie war immerhin Königin.
Die geringere Popularität der Monarchin gegenüber ihren Nachfolgerinnen
dürfte zwei Gründe haben. Zum einen war sie mit König Friedrich verheiratet,
der als schwierige Persönlichkeit galt.
In seine Zeit fiel die Säkularisation und
Mediatisierung, aber seine Regierungsjahre waren auch von schweren Krisen,
ausgelöst durch Kriege und eine Reihe von Missernten, bestimmt. Neben dem
willensstarken, autoritären König verblasste die Gemahlin etwas, weil sie sich nicht
direkt in die Politik ihres Ehemannes einmischte. Dabei nahm sie interessiert
Anteil an den politischen Entwicklungen, denn sie war an einem bedeutenden
europäischen Hof aufgewachsen. Als das Herzogtum Württemberg im Zweiten
Koalitionskrieg zwischen Frankreich und Österreich massiv von französischen
Truppen bedroht wurde, bat Charlotte Mathilde ihren Vater König Georg III.,
für Württemberg Partei zu ergreifen und ihren Gemahl zu unterstützen. Außerdem spielte der Umstand eine Rolle, dass König Friedrich bereits aus seiner
ersten Ehe drei Kinder hatte, der Erbprinz bei der zweiten Eheschließung also
bereits geboren war.
Untrennbar mit der frühen Ludwigsburger Stadtgeschichte ist die Gestalt der
Christina Wilhelmina von Grävenitz (1685–1744) verbunden. Sie war 24 Jahre
die Mätresse des Ludwigsburger Stadtgründers Eberhard Ludwig und prägte
dessen Regierungszeit wie kein anderer Mensch.
Mätressen verdankten in der Frühen Neuzeit ihren Aufstieg vor allem ihrem
Aussehen. Und wer könnte das Aussehen der Grävenitz besser beurteilen als ein
Zeitzeuge. Heinrich August Krippendorf hatte als ihr Privatsekretär über viele
Jahre sehr engen Kontakt zu ihr. Er schreibt aus der Retrospektive:
»Es war ... an der Grävenitz
gar nichts Schönes, außer der Busen und Hände. Ihre
Augen, Haar und Taille von der allergemeinsten Sorte, die Zähne die heßlichsten
von der Welt, der Gang negligent. Ihr Angesicht, welches jederzeit mit Farde so
starck übergeschmiert war, als ob sie einem [G]ipser die Arbeit verdungen, gliche
ohne diesem Anstrich einem alten Epitaphio, woraus das Gold gekratzt worden, indem es die Blattern gar grob verderbt hatten. Nechst diesem ist es schier unmöglich
zu glauben, wie Eberhard Ludwig die Grävenitz die letzten 12 Jahre ihres Dominats
über lieben können, denn sie ward durch eine ausgestandene Kranckheit so unförmlich dick, daß es Kunst brauchete, sie einzuschnüren, welches auch sehr selten und
nur bey den vornemsten Hoffestins geschahe.
Zu Ferdinand von Freiburg
(2017)
Im XXXI. Jahrgang dieser Zeitschrift wurde 2008 vom Verfasser des vorliegenden Beitrags erstmals in groben Zügen die Geschichte der Villinger Familie Freiburger (Fryburger, von Freiburg) skizziert. Auf Grund der dürftigen Quellenlage
musste diese Darstellung der Geschichte der Familie für das 17. Jahrhundert vergleichsweise unvollständig bleiben, vor allem was Ferdinand von Frieburg betraf, von dem sich allenfalls zusätzlich zeigen ließ, dass er in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges und in den Jahren danach in Villingen eine gewisse Rolle gespielt haben muss.
Rund und groß = Kunst?
(2017)
Es war in der 75. Sitzung des Aufsichtsrates
der Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH
(SVS), am 6. Februar 1984, als nach intensiver
Diskussion der Beschluß fest stand: Der Geschäftsführer
Dr. Hans Schlenker wird beauftragt Vorschläge
zur farblichen Gestaltung des zu bauenden
Gasspeichers unter „Beiziehung eines Fachberaters
sowie der Stadtverwaltung zu erarbeiten und dem
Aufsichtsrat wieder vorzulegen” . Ein großer Speicher
für Erdgas war dringend erforderlich, um die
Verbrauchsschwankungen in der Gasversorgung
im tagesrhythmischen Verlauf, verursacht sowohl
durch private Haushalte, als auch durch industrielle
Bedarfe, auszugleichen. Mit der Fundamentierung
für den Speicher war im Frühjahr 1983
begonnen worden und nach neun Monaten war
die Metallkugel fertiggestellt.
Die geschichtliche Überlieferung kann einseitig
sein. Nicht jeder Lehrer am Benediktinergymnasium,
der mit den Ideen seiner Zeit vertraut
war und seinen Schülern etwas mitgeben konnte,
hat auch eine Spur aus Texten hinterlassen. Das
Wirken und Denken von Pater Gottfried Lumper
jedoch wird in zahlreichen Briefen und tausenden
Seiten aus seiner Feder greifbar. So erscheint er in
der Rückschau als der bedeutendste Lehrer und
Gelehrte, den das Villinger Kloster hervorgebracht
hat.
Paul Revellio
(2017)
Revellio (* 24. September 1886 Hüfingen; † 1. Juli 1966 Villingen) wurde als Sohn des Buchdruckers Carl Revellio in Hüfingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und danach das Gymnasium in Donaueschingen, worauf er das Studium der Geschichte an der Universität Freiburg aufnahm und er dort 1913 bei Heinrich Finke mit seiner Dissertation „Hans, der Gelehrte von Schellenberg” promovierte. Ab 1919 bis 1952 avancierte Revellio zum Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte am Real-Gymnasium Villingen und war begleitend auch Stadtarchivar in Villingen (1919 – 1966). Aus dieser Position heraus veröffentlichte Revellio zahlreiche Beiträge zur Früh- und Kunstgeschichte seiner Heimat, mit wesentlichen Forschungsbeiträgen zur vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen in der Baar, was ihm auch durch seine Funktion als Grabungsleiter bei der römischen 'villa rustica' in Engen-Bargen möglich wurde. Und Revellio versäumte nicht, den Aufbau und den Erhalt des
Franziskaner-Museum in Villingen zu fördern.
Manchmal muss man Jahrtage etwas „zueinander hin biegen”, damit sie in eine Retrospektive passen. Das gilt für Hans Brüstles populäre Veröffentlichung in 1971, also vor 45 Jahren, aber auch für die Dezember-Jährung 2017 zu seinem 110. Geburtsjahr und schließlich dem 40ten Todestag 1976. Ein einst populärer Zeitgenosse (1907 – 1976), den es insgesamt zu würdigen gilt
als Lehrer, Lyriker, Schriftsteller, Lokalhistoriker und GHV-Mitbegründer.
Geboren 1907 bei Oberkirch im Schwarzwald
kam er mit seinen Eltern 1908 nach Villingen, wo
sein Vater als Baumeister wirkte.
Schon zweimal stand ein Artikel über Herta Kümmerle in der »Badischen Heimat«: zum einen 2008, als ihr für ihre herausragenden ehrenamtlichen Verdienste um die Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe die Ehrennadel verliehen wurde, zum anderen 2011 anlässlich ihres 90. Geburtstags, an dem ihr der Landesvorsitzende der Badischen Heimat,
Dr. Sven von Ungern-Sternberg, persönlich die Glückwünsche des Landesvereins überbrachte. Nun hat die Regionalgruppe Karlsruhe der Badischen Heimat die traurige Aufgabe, den Mitgliedern mitzuteilen, dass Herta Kümmerle im Juli 2017 verstorben ist.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre Dienste stellte. Wie, wenn nicht so, hätte es der Sohn eines Schonacher Holzhauers in Bahia zum Ordenspriester und zugleich zum bedeutendsten Kunsthistoriker seiner neuen Heimat bringen können? Er war freilich nicht der einzige, der die Gelegenheit nutzte, die sich ihm unversehens bot – nämlich dadurch, dass die Beuroner Benediktiner die nahezu ausgestorbenen brasilianischen Abteien wieder mit Leben füllen wollten. Ludwig Grieshaber alias Dom Clemente Maria da Silva-Nigra (1903–1987) hat seine alte Heimat dennoch nie vergessen, und sie ihn ebenfalls nicht.