920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Albert Konanz (1915–1993)
(2005)
Albert Konanz hatte mit seinem 1942 nach fünf Studiensemestern an der Technischen Hochschule in Karlsruhe abgeschlossenen Maschinenbaustudium das Fundament zu
seinem späteren Wirken als Erfinder und
Unternehmer gelegt. Sein Spezialwissen
gründete auf dem systematischen Besuch von
Vorlesungen und Seminaren bei den Professoren
Kirschbaum und Plank, erster Mitbegründer
der Verfahrenstechnik, zweiter
Nestor der Klimatechnik; beide Ordinarien
sollten später in ihren Disziplinen Weltruf
erlangen.
Louise Kachel-Bender
(2005)
Die Welt des Theaters muß das junge
Mädchen magisch angezogen haben. Von
früher Jugend an kannte Luise keinen anderen
Berufswunsch, als in die geheimnisvolle
Atmosphäre der Bühne, der Rampenlichter, der
Kulissen und Soffitten, in eine andere Welt
eben, einzutauchen. Dass die Eltern der am 7. 9. 1842 in Karlsruhe geborenen Luise ihren Berufswunsch lenkten, darf bezweifelt werden; der Vater Michael Bender, ein Polizeibeamter, und die Mutter Margareta geb. Metz ließen, wie es scheint, die Schwärmerei ihrer Jüngsten eher geschehen, als dass sie sie förderten. Gleichwohl, am 27. 5. 1853 betrat die Zehnjährige erstmals die weltbedeutenden Bretter.
„Die Geschichte von High-Tech in Kurorten
muss noch geschrieben werden“ stellte
1997 Hans-Erhard Lessing in einem Aufsatz
über Karl Drais fest.1 In der Tat fällt es bis
heute schwer, das „mondäne“ Baden-Baden mit
dem „Zeitalter der Revolutionen“ (Leopold von
Ranke) in Verbindung zu bringen. Das gilt
sowohl für die herausragende Rolle Baden-
Badens in der Revolution 1848/49 als auch auf
technischem Gebiet.
„Kunst muss dienen“
(2005)
Albert Finck wurde am 9. Juli 1895 in
Bretten geboren. Sein Vater hatte eine Ausbildung
an der Landesbauschule abgeschlossen,
konnte aber seinen Beruf als Baumeister
wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht
aufnehmen.
Seine schulische Ausbildung beendete
Albert Finck in Bretten und seine seminaristische
Ausbildung in Villingen und Freiburg
schloss er mit einem staatlichen Zeichenlehrerexamen
ab. In dieser Zeit erlernte er die
englische und französische Sprache. Er pflegte
das Klavierspiel und war ein begeisterter Fußballspieler.
Zwischen Sonne und Halbmond
(2005)
Am 8. April 1655, also vor genau 350
Jahren, ist Ludwig Wilhelm in Paris geboren.
Sein Taufpate war der Franzosenkönig Ludwig
XIV., eine besondere Ehre für den badischen
Erbprinzen und Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Prinzessin Christina
von Savoyen-Carignano. Mit 19 Jahren begann
seine militärische Laufbahn in der Kaiserlichen
Armee. Aber 1677 musste er – gerade
22 Jahre alt – die Regierung seiner Markgrafschaft
übernehmen.
In den Morgenstunden des 13. Juli 1943 wurde ein junger Soldat der deutschen Wehrmacht zu einem Steinbruch nahe der ukrainischen Stadt Melitopol am Asowschen Meer geführt. Dem Mann stand seine Hinrichtung bevor. Ein Feldkriegsgericht
hatte ihn wegen „Fahnenflucht im Wiederholungsfall" zum Tode verurteilt. Mehr als vier Jahrzehnte später berichtete ein Augenzeuge über die nun folgenden Minuten: ,,Zur Verkündigung des Urteils mußte der Hinrichtungszug auf ein Kommando
stramm stehen und das Gewehr präsentieren und die Offiziere mußten grüßen. Eine Fahne war, glaube ich, auch dabei. Dann verlas der Schreiber-Unteroffizier mit lauter Stimme feierlich das Urteil: ,Im Namen des Volkes! Der Soldat Hermann Keller wird wegen Fahnenflucht im Wiederholungsfall und Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt!"
,,Kraichtal hat einen Verlust erlitten, dessen Tragweite wir kaum erahnen können." Dieser Satz aus dem Nachruf von Bürgermeister-Stellvertreter Bernward Hemberger zum überraschenden Tod des überaus beliebten Kraichtaler Bürgermeisters
Horst Kochendörfer Ende November 2004 hat auch heute, über ein Jahr nach diesem für die Stadt und die gesamte Region schockierenden Ereignis, nichts von seiner Gültigkeit verloren. Horst Kochendörfer hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen - die heimatgeschichtliche und museale Arbeit nicht ausgenommen.
Inhalt dieser Veröffentlichung sind Korrekturen und Ergänzungen zu den im Sippenbuch Hüfingen genannten Namensträgern Ruf, und zwar zu denen unter den Nummern 3521 bis 3525, für die sich eine Scharfrichterabstammung nachweisen lässt. Die dort für sie auch angeführte Berufsbezeichnung Metzger trifft in keinem Falle zu, denn den Scharfrichtern wie den Abdeckern war der Zugang zu zünftigen Gewerben verwehrt. Sie galten mehr oder weniger als „unehrlich", wurden einerseits von der Bevölkerung gemieden, andererseits aber von ihr als Heilkundige für Mensch und Vieh begehrt. Ihr Heiratskreis war eingeschränkt, da sie sich meistens nur mit ihresgleichen verehelichen konnten, was zu regelrechten Scharfrichterdynastien führte.
Wilhelm Baur
(2005)
Zu den wichtigen Botanikern des 19. Jahrhunderts in Baden gehört Wilhelm Baur. Er kam am 29. September 1839 in Salem zur Welt; sein Vater Franz-Xaver Baur war dort badisch-markgräflicher Hofapotheker. Vater Baur war selbst auch floristisch aktiv und verfasste eine Pflanzenliste des Überlinger Gebietes, die 565 Arten enthielt. 1845 siedelte die Familie nach lchenheim bei Offenburg über; Vater Baur gründete dort eine neue Apotheke. Wilhelm Baur begann nach dem Schulbesuch in lchenheim und Besuch des Gymnasiums in Offenburg mit der Apothekerausbildung, zunächst in der väterlichen Apotheke in
lchenheim, dann bei F.X. Leiner in Konstanz und schließlich in Hallein bei Salzburg.
Adolf Schmitthenner
(2005)
Kindheit und Jugend
Am Ende des Jahres 1850 bezog in Neckarbischofsheim eine junge Pfarrfamilie das
Haus des zweiten Pfarrers, das gegenüber dem Turm der Stadtkirche steht. Heinrich
Schmitthenner, der neue Pfarrer, kam von Kälbertshausen'. Das „Dörflein, das
fernab von aller Welt liegt", wie Adolf Schmitthenner später dessen Lage am Rande
des Kraichgaus in der Erzählung „Friede auf Erden" beschreibt2
, war fünf Jahre
lang die erste Pfarrstelle von Heinrich Schmitthenner gewesen.
Seine Frau Mathilde Luise war eine Tochter des Pfarrers Christian Philipp Herbst,
der zuletzt Pfarrer in Mundingen, im Kirchenbezirk Emmendingen war. Das Ehepaar
Schmitthenner zog mit zwei Kindern in das zweite Pfarrhaus ein, mit Auguste,
der älteren und dem knapp einjährigen Heinrich, der später einmal einer der
Nachfolger seines Vaters in Kälbertshausen werden sollte. Ein drittes Kind, Theodor,
war nach drei Monaten gestorben und ruhte auf dem Friedhof in Kälbertshausen.
Als im September 2003 anlässlich der Neueröffnung der restaurierten ehemaligen Synagoge in Kippenheim als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte zahlreiche frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger Kippenheims eingeladen waren, war beim Blick auf die Namensliste der jüdischen Gäste eine Lücke feststellbar. Während bei diesem feierlichen Anlass eine Reihe von
Mitgliedern der jüdischen Familien Auerbacher, Maier, Wachenheimer und Wertheimer bzw. deren Verwandte oder Nachkommen anwesend sein konnten, suchte man den Namen der früheren Kippenheimer Kaufmannsfamilie Durlacher vergeblich. Zwei Gründe sind dafür verantwortlich: Zum einen fielen die letzten in Kippenheim verbliebenen Angehörigen der Familie der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer. Die Namen von fünf Familienmitgliedern befinden sich auf der Gedenktafel für die Kippenheimer Opfer des Nationalsozialismus, die 1998 in der Vorhalle der ehemaligen Synagoge angebracht wurde. Demzufolge sind heute keine Mitglieder aus der Familie Durlacher mehr am Leben, die das Leben in
Kippenheim noch aus eigener Anschauung kennen und darüber berichten könnten. Ein zweiter Aspekt ist die Abwanderung eines größeren Zweiges der Familie in die Großstadt Hamburg gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wo es den Durlachers gelang, sich neue ökonomische Möglichkeiten im Weinhandel zu erschließen. Dieser Wegzug trug mit dazu bei, dass die Familie Durlacher im Vergleich zu den anderen genannten jüdischen Familien Kippenheims im 20. Jahrhundert weitaus weniger Mitglieder im Ort umfasste. Der folgende Beitrag versucht, die Entwicklungsgeschichte dieser „vergessenen" Kippenheimer Familie anhand schon bekannter sowie neu entdeckter Quellen in ihren Grundzügen zu rekonstruieren. Da der nach Hamburg umgesiedelte Familienzweig zudem exemplarisch für den seit langem als Desiderat angesprochenen, bislang aber noch immer nur ansatzweise erforschten Urbanisierungsprozess der oberrheinischen Landjuden steht, soll diesem Punkt ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Hier werden Hinweise darauf gesucht, welche Bedeutung der ursprüngliche Heimatort für die Identitätsbildung der verbürgerlichten einstigen Landjuden hatte bzw. es wird der von Heiko Haumann eingebrachten Frage nachgegangen, welche diesbezüglichen Einschätzungen und Ansichten bei den Juden vorherrschten, die die Landgemeinden hinter sich gelassen und ihr Glück in den größeren Städten gesucht hatten.
,,Ich als geborener Badener"
(2005)
Der Anruf aus Bonn kam ungelegen. Denn jetzt, im März 1950, wollte Wilhelm Hausenstein endlich in Ruhe gelassen werden; wollte nur noch lesen, schreiben, auch reisen, kurz: sein eigenes Leben leben, das ohnehin zur Neige ging. Und dass er sich diese Ruhe redlich verdient hatte, konnte keiner bestreiten. Am 17. Juni 1882 war er in Hornberg im Schwarzwald geboren worden; hatte das Gymnasium in Karlsruhe und die Universitäten in Heidelberg, Tübingen und München besucht; und hatte, nach einer glanzvollen Promotion in mittlerer und neuerer Geschichte, Nationalökonomie und Paläographie, in Paris der ehemaligen Königin von Sizilien als Vorleser gedient und sich dann noch einmal in München in den Hörsaal gesetzt, um Kunstgeschichte zu studieren. Dann war er einer der bedeutendsten Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Kunstschriftsteller, auch Reiseschriftsteller seiner Zeit geworden: mit zahllosen Artikeln und Aufsätzen und mit rund 40 Büchern etwa über barocke, expressionistische und exotische Kunst; über Fra Angelico, Giotto, Carpaccio, Rembrandt; über Paul Klee und andere zeitgenössische Künstler, mit denen er bekannt und befreundet war. Dann, nach 1933, hatte er keine Bücher mehr schreiben dürfen, aber als Redakteur der berühmten ,Frankfurter Zeitung' noch eine Weile überwintern können - aber ohne den Machthabern irgendeine Konzession zu machen; war schließlich doch entlassen worden und dadurch in große Not
geraten, auch weil Margot Hausenstein, die er 1919, mit Rilke und Preetorius als Trauzeugen, geheiratet hatte, eine belgische Jüdin war. Die einzige Tochter Renee-Marie hatte mit dem letzten Schiff noch nach Brasilien flüchten können.
In Memoriam Charles Hermand
(2005)
Wo der Ort dieses schrecklichen Verbrechens vom 12. April 1945 war, ist merkwürdigerweise lange Zeit unklar gewesen. Merkwürdig deshalb, weil ein Zeitzeuge eindeutig die Artilleriekaserne in der Prinz-Eugen-Straße als Lager der Gefangenen benannt hatte. Auch der Historiker Uwe Schellinger schrieb 1998 in seiner Arbeit über die Ihlenfeld-Kaserne, das Massaker
sei „aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der Ihlenfeldkaserne, sondern in der 1939-1941 erbauten Artilleriekaserne verübt worden". Doch in der Öffentlichkeit standen zwei Kasernen zur Diskussion, die Ihlenfeld- und die Artilleriekaserne: 41 Kriegsgefangene, Juden, Katholiken, Orthodoxe, Protestanten aus Polen, Belgien, Frankreich und anderen Nationen sind damals, drei Tage vor dem Einmarsch der französischen Truppen in die Stadt, also kurz vor der endgültigen Befreiung, in einem Kasernenkeller bestialisch erschlagen worden.
Wer die großen Marien-Wallfahrts-Orte im deutschsprachigen Raum - etwa Altötting in Bayern oder Mariazell in Österreich - besucht, ist sicher auch beeindruckt von den vielen Votiv-Tafeln, den Votiv-Gaben und den schriftlichen Bekenntnissen über erhaltene Hilfe in jeder Not. Deshalb ist es erstaunlich, dass man in der bedeutenden Wallfahrtskirche zu Lautenbach vergeblich nach solchen Beweisen der Volksfrömmigkeit sucht. Aber dies war nicht immer so. Im Archiv der Pfarrei Lautenbach befindet sich ein Manuskript, welches uns wertvolle Aufschlüsse liefert. Pater Adalbert Hardt, von 1740 bis zu
seinem Tode am 28. Dezember 1754 Rektor der Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu Lautenbach, hat in seinem Werk „Kurzer doch gründlicher Bericht von der alten und berühmten Wallfahrth zu Maria in Lautenbach, so eine kleine stundt oberhalb Oberkirch im Breysgau gelegen, und denen Regulierten Chorherren Praemonstratenser Ordens in dem löblichen Gotteshaus Allerheiligen gehörig ist" im 17. Kapitel eine Vielzahl von „miraculosen Begebenheiten" überliefert. Er beschreibt darin zahlreiche Votiv-Tafeln und Votiv-Gaben und übermittelt uns die umfangreichen ursprünglichen Texte. Durch diese Fleißarbeit ist es möglich, das Einzugsgebiet der Lautenbacher Wallfahrt und die ganze Bandbreite der unterschiedlichsten Anliegen der Pilger kennen zu lernen.
Das Leben des Johann Gottfried Tulla, Pfarrerssohn und Ingenieur, war nicht spektakulär. Und ebensowenig spektakulär ist sein Lebenswerk, die Rektifikation, die Begradigung des Oberrheins. Der fließt heute so selbstverständlich durch die Landschaft, als wenn er schon immer so geflossen wäre. Wasserbau war ein eher unauffälliges Geschäft, nicht zu vergleichen mit prächtigen Kirchen, neugotischen Brauereien oder wuchtigen Fabrikhallen, wie sie das 19. Jahrhundert liebte. Dennoch: die Kunst oder die Technik des Wasserbaus hat - und sicher nicht zufällig exakt in der Zeit Tullas - einen beredten Fürsprecher gefunden, der dem nüchternen Schaufeln in der Erde, dem Buddeln im Schlamm seine menschliche Würde und seinen poetischen Glanz verliehen hat. Faust, zweiter Teil, fünfter Akt. Ein gewaltiger Dammbau soll neues Land gewinnen. ,,Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt! Es ist die Menge, die mir frönet, Die Erde mit sich selbst versöhnet, Den Wellen ihre Grenze setzt, Das Meer mit strengem Band umzieht."
Pfarrer Ludwig Müller von Bad-Peterstal war der erste Priester, der aus der Pfarrei Sankt Peter und Paul, Bad Peterstal, hervorging. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Der Weg zum Priester war hart, denn die Eltern waren arm und die finanziellen Sorgen groß. Pfarrer Ludwig Müller war ein frommer, gütiger und eifriger Priester. Besonders verehrte er den Heiligen Geist, die Dritte göttliche Person. Der am 1. Juli 1896 zum Priester geweihte Ludwig Müller starb am hochheiligen Dreifaltigkeitsfest, dem 27. Mai 1945. Pfarrer Ludwig Müller lebte in politisch schwerer Zeit. Er ist Vorbild, auch dann für die Wahrheit einzutreten, wenn damit Leid und Opfer verbunden sind.
Kein Glück war ihm beschieden, dem Erbauer des neuromantischen Schlösschens
Remseck. Die nach ihm kamen, stammten aus einem friesischen Grafengeschlecht
und luden gern sich Gäste ein. Bleistiftskizzen und Aquarelle, Gedichte und eher zufällige Bemerkungen schildern das gastfreundliche Treiben hoch über der Remsmündung als ein Idyll, auf weite Strecken ungetrübt vom Lauf der Welt. Zu Anfang
indes war jener Bergsporn alles andere als ein beschaulicher Landsitz. Von einem
Raubnest namens Rems ist gar die Rede, das Philipp von Schwaben anno 1204 hier
ausgehoben habe. Eine Urkunde aus dem Jahre 1286 nennt dann erstmals auch eine
Burg mit Namen Rems.
Die Burg Rems dürfte bereits für den Grafen Ulrich I. eine strategisch wichtige
Rolle gespielt haben, als er nach dem Ende der Staufer die Gunst der Stunde nutzte
und sich Teile des Reichsgutes aneignete. Im Konflikt mit dem Habsburgerkönig Rudolf!. musste Graf Eberhard I. dann freilich klein beigeben und seine beiden stärksten Festen bis 1298 zum Faustpfand geben: die Burgen Rems und Wittlingen. Doch
Eberhard hielt nicht still, so dass sich insbesondere die Reichsstädte in Gefahr wähnten und gegen ihn zu Felde zogen. Über die Burg Rems fielen im Jahre 1311 vermutlich die Esslinger her, um sie dem Erdboden gleich zu machen.
Erst Eberhard II. gelang es, die Macht des Schwäbischen Städtebundes zu brechen.
Zu diesem Zweck ließ er 1360 auch die Burg Rems eilends wieder aufbauen. Als nun
aber die Württemberger nach der Schlacht bei Döffingen 1388 fest im Sattel saßen,
verlor die Burg Rems ihre Funktion als Stützpunkt der gräflichen Macht. Mitsamt
dem dazugehörigen Flecken Neckarrems wird sie nun mehrfach verpfändet. 1436
noch einmal notdürftig in Stand gesetzt, war sie in der Folgezeit offenbar so weit heruntergekommen, dass man ihre Steine 1576 auf den Abbruch verkaufte. Nur der 17
Meter hohe Bergfried mit seinen mehr als klafterdicken Mauern blieb stehen, bis er
1792 in sich zusammenfiel.
Es war ohne Zweifel ein eindrucksvolles Schauspiel mit hochrangigen Teilnehmern,
das am Tag der Kreuzerhebung im Herbst, also am 14. September, vor genau 600
Jahren in dem gräflich-württembergischen Amtsstädtchen Marbach am Neckar stattfand. Erzbischof Johann II. von Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs
in deutschen Landen und als solcher ein Kurfürst, stand da in großer Runde »mit
unser hande uff unser hertze geleit«. Anwesend bei der Zeremonie waren zwei weitere hochadelige Territorialherren, Markgraf Bernhard I. von Baden und Graf Eberhard III. von Württemberg, sowie zahlreiche Vertreter von Bürgermeistern, Räten
und Bürgern von Straßburg und 17 weiteren Reichsstädten, nämlich Ulm, Reutlingen, Überlingen, Memmingen, Ravensburg, Biberach, Schwäbisch Gmünd, Kempten, Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Pfullendorf, Isny, Leutkirch, Giengen, Aalen, Bopfingen und Buchhorn. Diese Herren hatten ihre Finger zum Schwur erhoben (»mit
uffgebotten vingern«) und gemeinsam wurde »gelopt und gesworen«, eine am selben
Tag urkundlich abgefasste Vereinbarung »getriulich, war und stäte« zu halten.
Diese Vereinbarung ist unter der Bezeichnung »Marbacher Bund« bekannt
Anlässlich des Todes von Herzog Carl Eugen von Württemberg, dem Gründer, Eigner und langjährigen Förderer der Ludwigsburger Porzellan-Manufaktur, wurde im
Rahmen einer aufwendigen landesweiten Inventur auch in diesem Betrieb der Stichtagsbestand für alle Waren und Produktionsmittel ermittelt. Dabei wurden neben
einer Vielzahl damals erstellter Inventare für Rohmaterialien, Halb- und Fertigwaren
in einer separaten Liste die noch vorhandenen »Bossier-Formen und Modelle« aufgenommen, die für eine Porzellan-Manufaktur ein wesentlicher Aktivposten waren.
Sie wurde auf drei eng beschriebenen Seiten zum 24. Oktober 1793 zusammengestellt, vom Kassierer Eberhard Johann Friedrich Wider bewertet und vom damaligen
Direktor der Manufaktur, Joseph Jakob Ringler, gegengezeichnet.
Als 52. Zeile dieser Liste findet man etwa in der Mitte der Einzelposten: »6 zu
Gruppen, alß Leda, Diana, Juno und dergleichen«, was bedeutet, dass die Modellhohlformen zu sechs, leider nur teilweise aufgezählten Themen gefunden und erfasst
worden waren. Die Zeilen des Inventariums sind wohl geordnet; ihre Inhalte sind
nach Themen oder Größen zusammengefasst. Ausnahmen hierzu bilden nur die
Schlusszeilen, die bezeichnet wurden mit »unterschiedlichen Galanten Kindern«
oder »unterschiedlichen Historischen Fygurn«.