920 Biografien, Genealogie, Insignien
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- Ziegler, Leopold 〈1881-1958〉 (1)
- Zürn, Hinrich (1)
„Ein trüber Geist hat sich ins Haus geschlichen
und hält den Rundgang in dem weiten Raum.
Kein Freudenstrahl will mehr die Brust durchdringen,
sie seufzt gefangen, wie im schweren Traum.
Mein Herr und Gott, o lass’ mich nicht verzagen,
an dir nicht wanken und auf dich vertraun.
Als Glaubende in froh und trüben Tagen
mit Mut und Hoffnung in die Zukunft schaun“.
Heinz Scheible 75 Jahre
(2007)
Heinz Scheible, der am 4. August 2006 seinen 75. Geburtstag feierte, wurde in
Pforzheim geboren. Früh fand er seine Lebensaufgabe: das von Gunst und Hass
verwirrte Bild des Humanisten und Reformators Philipp Melanchthon zurecht zu
rücken und seine 10 000 Stücke umfassende Korrespondenz in einer kritischen,
kommentierten Edition heraus zu geben.
Nach der Promotion beim Kirchenhistoriker Heinrich Bornkamm 1960 gründete
Scheible 1963 die Melanchthon-Forschungsstelle in Heidelberg. Unter der Obhut
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat sie sich zu einem wichtigen
deutschen Forschungsunternehmen auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte
entwickelt und mit ihrem langjährigen Leiter internationales Ansehen errungen.
Für die Menge des Briefmaterials entwickelte Scheible einen speziellen Stufenplan
für die Edition und nutzte vorausschauend schon 1970 die Möglichkeiten der
EDV. Von der Forschungsstelle wurden bisher die Regesten, Ortsregister, Personenregister
A-K und mehrere Bände Texte (bis 1537) publiziert.
Aus Scheibles Bibliographie hervorzuheben ist sein Artikel „Melanchthon" in der
Theologischen Realenzyklopädie und seine Melanchthon-Biographie zum 500. Geburtsjubiläum
des Reformators.
Der Freiburger Erzbischof Dr. Hermann Schäufele ( 1906-1977) und sein Geburtsort Gemmingen-Stebbach
(2007)
Am 14. Mai 1958 wurde Dr. Hermann
Schäufele von Papst Pius XII. zum Erzbischof
von Freiburg und Metropoliten der
Oberrheinischen Kirchenprovinz ernannt,
am 16. September in sein Amt eingeführt
und am 23. Dezember in Rom von Papst
Johannes XXIII. mit dem Pallium bekleidet.
Er leitete die Erzdiözese über 19 Jahre
lang und verstarb, völlig unerwartet, im
Jubiläumsjahr 1977, in dem die Erzdiözese
den 150. Jahrtag ihrer Errichtung feierte2 .
Erzbischof Schäufele war Konzilsvater
beim Zweiten Vatikanischen Konzil,
Protektor des Deutschen Caritasverbandes,
Mitglied der römischen Kongregation für
die Bischöfe, Mitglied der Kommission der
Deutschen Bischofskonferenz für gesellschaftliche
und sozial-caritative Fragen.
Uriel von Gemmingen
(2007)
Die Freiherren von Gemmingen sind eine der wenigen Adelsfamilien im Kraichgau,
die sich seit dem hohen Mittelalter bis heute erhalten haben. Ihr Geschlecht
war zahlenmäßig von Anfang an eines der stärksten, hatte umfangreichen Grundbesitz
weit über den Kraichgau hinaus und hat sich daher auch früh in viele Seitenlinien
aufgespaltet. Dass eine so große Familie auch immer wieder bedeutende
Persönlichkeiten hervorbringt, ist nicht verwunderlich. Eine besonders große Zahl
gebildeter und einflussreicher Familienmitglieder hatten die Gemminger im 15.
und 16. Jahrhundert aufzuweisen. Unter ihnen ragen Hans der Reiche, der als
Doktor beider Rechte zeitweise Hofrichter am kurpfälzischen Hof in Heidelberg
und sogar Vizedom, d.h. Stellvertreter des Kurfürsten, war und dessen Enkel
Dietrich, Wolf und Philipp eine zentrale Rolle in der Reformation im Kraichgau
spielten}, und Hans der Kecke, der Begründer der Michelfelder Linie, hervor.
Gelegentlich wird dieser im Gegensatz zu Hans dem Reichen, dem Begründer der
Guttenberger Linie, auch Hans der Arme oder auch Keckhans genannt.
Der Teppich von Michelfeld
(2007)
Die von C. A. Koch's Nachfolger gemeinsam mit der Deutschen Buchgemeinschaft
1968 herausgegebene Sammlung sämtlicher Holzschnitte Albrecht Dürers
enthält als Nr. 343 und 344 zwei Blätter mit dem Titel „Der Teppich von Michelfeld".
Aus dem dreieinhalb Zeilen umfassenden Text über dem ersten der beiden
Holzschnitte geht hervor, dass Dürer an „Mitfasten" (= 6. März) des Jahres 1524
das Schloss „Michelfeldt am Rheyn" besuchte und einen Teppich mit diesen „Figuren"
und „Reymen" ,,gefunden" und, weil er von ihm so beeindruckt gewesen sei,
,,abgemalet und abgemacht" habe.
Mit diesem „Michelfeldt am Rheyn" ist kein anderer Ort als das Michelfeld im
Kraichgau, heute Teilort von Angelbachtal, gemeint. Wie aber kommt der weit über
das damalige Deutsche Reich hinaus bekannte, in Nürnberg lebende Künstler Albrecht
Dürer in dieses kleine, der Reichsritterfamilie von Gemmingen gehörende
Dorf? Der badische Archivar Mone ist der Auffassung, dass Dürer „mehr als einmal
in Michelfeld, wo ein Bad- und Gesundbrunnen war, und im Kraichgau gewesen
ist". Dies würde der o. g. Text auf dem Holzschnitt beweisen, in dem nicht nur der
Ort „Michelfeld", sondern auch das genaue Datum des Besuchs, nämlich „zu mit/asten
Im Tausent Fünffhundert und Vierundzwaintzig ]ar" genannt werden.
Am 10. Oktober 2006 erlag Franz Reichsgraf
von Degenfeld-Schonburg im Alter von
44 Jahren seinem schweren Leiden. Mit ihm
verlor der Heimatverein Kraichgau ein
langjähriges Beiratsmitglied.
Franz Reichsgraf von Degenfeld-Schonburg
übte nach seiner Rückkehr in den Kraichgau
über 10 Jahre lang das Amt eines Beirates aus
und war in dieser Funktion zuständig für die
Zusammenarbeit mit den Archiven unserer
Region sowie für die Verbindungen und
Kontaktpflege mit dem Adel im Kraichgau.
Er arbeitete mit im Arbeitskreis „Burgen
und Schlösser im Kraichgau". Unvergessen
ist seine Mitwirkung an der Konzeption und
dem Aufbau der Wanderausstellung „Auf
Berggipfeln und in den Ebenen - Burgen
und Schlösser im Kraichgau", an der Artikelserie
„Burgen und Schlösser im Kraichgau"
in der Eppinger Zeitung im Herbst
2000 und an dem Begleitheft zur Ausstellung,
dessen zwei Auflagen er betreute. In ebenso guter Erinnerung wird er uns
bleiben als kompetentes Mitglied des Arbeitskreises, der die gemeinsam vom Evangelischen
Dekanat Eppingen-Bad Rappenau und dem Heimatverein Kraichgau
durchgeführte Wanderausstellung „Reformation und Humanismus im Kraichgau"
zusammen mit einem Ausstellungsbegleitheft erarbeitete. Mehrere Aufsätze und
zahlreiche Rezensionen in den Kraichgau-Jahrbüchern entstammen seiner Feder.
Keines der einschlägigen Denkmalinventare, weder Adolf von Oechelhäusers
Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden1, noch die beiden Dehio-
Handbücher Baden-Württemberg2 erwähnen das bedeutende klassizistische
Erinnerungsdenkmal des Eberhard von Gemmingen, noch das ( erst 2002 wieder
entdeckte) Epitaph des Ottheinrich (1.) von Gemmingen in der ev. Pfarrkirche
Hoffenheim.
Bei Oechclhäuser mag das daran liegen, dass der lnventarisator bei seiner sonstigen
Akribie die damals (1909) relativ neue (1841 vollendete) neugotische Kirche nicht
der Begehung wert erachtete; er erwähnte lediglich kurz die Vorgängerbauten, aber
weder die bedeutende Walcker-Orgel noch das Gemmingen-Denkmal.
Wohl in der Nachfolge von Oechelhäuser erwähnte Georg Dehio im Handbuch
der Deutschen Kunstdenkmäler Baden-Württemberg I (1964) Hoffenheim nicht.
Erst in der Neuauflage von 1993 findet die Kirche als früher Bau der Hübsch-
Schule Beachtung- das Gemmingen-Denkmal nicht.
Die Vergangenheit ist für uns Nachfahren der Familie Gomer, der Auswanderer
von einst, die aus Adelshofen, dem neippergischen Reichsritterschaftsort im
Kraichgau, stammen, besonders wichtig.
Die Geschichte der deutschen Auswanderung nach Russland reicht viele Jahrhunderte
zurück.
In der Geschichte der russischen Zaren wird schon im 17. Jahrhundert die sog.
Deutsche Vorstadt als Stadtteil von Moskau erwähnt. In ihr wohnten deutsche
Fachkräfte. Diese geschlossene Ausländersiedlung hatte später für die russische
Geschichte eine weit größere Bedeutung als die der übrigen Ausländer. In ihr fand
der zukünftige Zar Peter der Große auch seine große Liebe Anna Mons, die Tochter
eines deutschen Goldschmiedemeisters.
,,Hajo Rheinstädter ist ein Glücksfall für Kraichtal, aber auch für das Land Baden-
Württemberg", betonte Innenminister Heribert Rech bei der Aushändigung des
Bundesverdienstkreuzes am Bande, das der Bundespräsident für das herausragende
denkmalschützerische Engagement Rheinstädters verliehen hat. Dieser Aufgabe
habe er im Ehrenamt sein ganzes Leben gewidmet, so Rech.
,,Ein besonderer Glücksfall für den Kraichgau ist sein Umzug nach Gochsheim gewesen",
so Rech. Sozusagen vor der Haustür habe Rheinstädter ein ideales Tätigkeitsfeld
für sein Lebensthema gefunden: die Erhaltung und den Wiederaufbau
historischer Architektur, von Denkmälern und Gebäuden. Als Baudirektor des
Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe hatte er sich in besonderer Weise um den
Wiederaufbau des Bruchsaler Barockschlosses verdient gemacht.
Bildung war im Mittelalter und auch noch zu Beginn der Neuzeit ein Privileg der
begüterten Schichten. Nur der Adel und das wohlhabende städtische Bürgertum
konnten es sich leisten, ihre Nachkommenschaft von der täglich anstehenden
Arbeit freizustellen. Längst hatte man in diesen Kreisen erkannt, dass die schulische
Bildung in einer immer komplizierter werdenden Welt das Fundament für ein
Studium oder eine spätere berufliche Laufbahn darstellte.
Die Funktion der als Lateinschulen angelegten Bildungseinrichtungen bestand in
erster Linie darin, den Nachwuchs für die Kirche und die Verwaltung des Staates
heranzuziehen. Ihre Zöglinge bildeten eine Elite in einer ansonsten des Lesens und
Schreibens unkundigen Bevölkerung.
Ich bin gern do ...
(2007)
Als Ilse Rohnacher im Oktober 1981 zum ersten Mal beim Mundartdichterwettstreit in Bockenheim an der
Weinstraße antrat, hätte sie sich sicher den Erfolg ihrer
Texte in den kommenden Jahren nicht träumen lassen.
Der erste Auftritt in Bockenheim war nicht gerade ermutigend.
Ilse Rohnacher hatte es gewagt, mit dem
Gedicht „Na un?!", einem Gedicht ohne Endreim, am
Wettbewerb teilzunehmen. Sein Inhalt befasst sich mit
dem Geburtenrückgang der Pfälzer und der Dialektsprache
der Gastarbeiterkinder und endet mit dem
Fazit: Mir hawwe genau so viel Pälzer wie früher, bloß
hawwe sie annere Name. Na un?!
Der Weg zu Hinrich Zürn gestaltet sich nicht ganz einfach: sein Atelier- und Wohnhaus liegt im Kraichgau zwischen Gemmingen, Stebbach und Richen auf dem gräflichen Gut Schomberg, unterhalb der Burg Streichenberg. Durch den Gemminger Steinbruch führt ein Feldweg in die Senke unterhalb der Burg, wo die Familie eine ehemalige Mühle bewohnt, deren Mauern aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Nachdem die Mühle 1963 ihren Betrieb einstellen musste, konnten Hinrich Zürns Eltern sie 1972 pachten. Nach den Jahren des Studiums und Unterwegs-Seins ist Hinrich Zürn mit seiner Frau Britta und den drei Kindern Jakob, Carlotta und Grete in das Haus seiner Kindheit zurückgekehrt: 2005 konnten sie das unter Denkmalschutz stehende Gebäude erwerben und umbauen, so dass nun drei Generationen darin ihren Platz finden.
„Straßentumult in Karlsruhe“
(2007)
Liberales Baden? Da blickt man in erster Linie auf die Zeit Großherzog Friedrichs I. (1852–1907) zurück, als der Liberalismus
regierende Partei wurde. Historikern schien freilich schon die Zeit vor der Revolution 1848, der Vormärz in Baden anders akzentuiert zu sein als anderswo, durch bekannte Professoren und Journalisten, durch Abgeordnete der II. Kammer, durch eine qualifizierte Beamtenschaft, den sogenannten „Geheimratsliberalismus“ geprägt, ein „Testfeld für Fortschrittlichkeit“ trotz des bundesdeutschen Metternich-Systems, eine „Schule des vormärzlichen Liberalismus“ trotz Obrigkeitsstaat, so Franz Schnabel.
Im Dorf- und Uhrenmuseum in Gütenbach befindet sich eine Flötenspieluhr mit der Signatur „Mathias Siedle“. Die Uhr hat 48
Pfeifen, zwei Zugregister und ein 24-Stundenwerk; auf einer Walze sind acht Melodien gespeichert. Das Besondere an dieser Flötenspieluhr ist die Reinheit des Klangs, ein warmer und weicher Ton, die exakte Präsentation der Stücke ohne Nebengeräusche, eine „mechanisch und musikalisch gute Spieluhr […]“.
Im 20. Jahrhundert ist die Bühlerhöhe Ort der Erholung und Genesung für einige Politiker. Dies belegen die Besuche von Gustav Stresemann, Hermann Müller und Konrad Adenauer. Auf sie wird im vorliegenden Beitrag eingegangen. Dabei wird berücksichtigt , wie die genannten Parlamentarier in menschlicher Hinsicht gewirkt haben. Auch wird darauf eingegangen, wie von der Bühlerhöhe aus Einfluß auf die Politik genommen worden ist. Der „Schuß von Bühlerhöhe“ und die Sitzung
des Kabinetts Adenauer II vom 1. September 1954 sowie die Unterredung des deutschen Bundeskanzlers mit dem amerikanischen Senator McWilsey sind dafür zwei Beispiele. Nicht verschwiegen werden soll, dass auch Adolf Hitler Gast auf der Bühlerhöhe war, da sich bei dieser Gelegenheit eine namentlich nicht bekannte Frau sich durch ein sehr mutiges Verhalten ausgezeichnet hatte.
Da steht man jahrelang im Zentrum Freiburgs am Bertoldsbrunnen, wartet auf die Straßenbahn, schaut den vorbeieilenden Menschen zu, prüft die Auslagen der Geschäfte, achtet auf das Stimmengewirr der vielen ausländischen Studenten – und übersieht über so lange Zeit eine an der Hausmauer des Kapfererhauses in der Salzstraße angebrachte Tafel, auf der es heißt:
In diesem Hause verbrachte seine Jugend Georg Hauger (1792–1859), ein Mitkämpfer von Andreas Hofer, dessen Gebeine er 1823 aus Mantua nach Innsbruck entführte, wo er in der Hofkirche heute neben ihm ruht.
Mit dem Frieden von Baden und Rastatt endete 1714 am Oberrhein eine fast hundertjährige Periode von Kriegen, die 1618 mit dem Böhmisch-Pfälzischen Krieg begonnen hatte. Vor allem die „Devastierungspolitik“ Ludwigs XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) hatte am Oberrhein eine systematische Zerstörung von Dörfern, Städten, Kirchen und Herrschaftssitzen zur Folge. Das 18. Jahrhundert wurde zu einer Zeit des Wiederaufbaus. Im Bereich der Sakralarchitektur
waren es vor allem Architekten und Bauhandwerker aus Vorarlberg, die tätig wurden und die barocke Kulturlandschaft um
Rhein und Schwarzwald prägten.
Der Elsässer André Weckmann
(2007)
Beginnen wir diesen Text mit einem offenen Bekenntnis von André Weckmann: „Wir wollen endlich das sein, frei und ganz
das sein, wovon wir schon so lange träumen: mündige, alemannische Franzosen, mündige französische Alemannen.
Diese Hauptbedingung zur Verwirklichung dieses Wunschtraums ist, so paradoxal das für ein- oder hochsprachige Beobachter klingen mag, dass der Dialekt das Fundament unserer kulturellen Existenz bleibt. Denn ohne ihn, der die wichtigste und originellste Ausdrucksform unserer Persönlichkeit ist, ginge unsere Eigenart verloren. Und ohne ihn wäre keine echte französisch-deutsche Zweisprachigkeit möglich. Er steht vor den beiden Hochsprachen nicht als Feind, sondern als Partner. Ein
Partner, der sich im französischen Sprachraum bewegt als Regionalsprache und der zudem die Tür öffnet zur deutschen Standardsprache, also zur gesamtdeutschen Kulturwelt.
„Nachrichten aus der Heimat“
(2007)
Kann jemand erklären, weshalb der Autor Wolfgang Duffner nicht bekannter ist? Dafür, dass sie nicht viel Wind um sich zu machen verstehen, erhalten andere Autoren mitunter viel Aufmerksamkeit und Sympathie. Daran allein kann es also nicht liegen. Dabei nahm dieser Autor gleich mit seinem ersten Buch für sich ein. Duffner hat es, fast 50jährig, 1985 vorgelegt; es hieß „Das neue Rollwagenbüchlein“ und enthielt Prosaminiaturen, über die es länger nachzudenken lohnt, als es braucht sie zu lesen. In dieser Sammlung springt Duffner in regionaler Geschichte und Geographie umher wie Hebel in seinen Kalendergeschichten, behandelt Merk- und Denkwürdigkeiten, häuft Anekdoten auf Phantasien, ohne sich vor Wunderlichem zu scheuen – vor allem aber leiht er seinen Figuren immer dann all seine List, wenn es darum geht, Aufmüpfigkeit zu proben und Rechte einzufordern.
Die letzten elsässischen Literaten, deren Schaffen in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts begann, sind – in der Bundesrepublik ziemlich unbemerkt – von der Bühne abgetreten. Der Lyriker und Erzähler Bernd Isemann war zwar von Geburt Elsässer, in Schiltigheim bei Straßburg geboren, hat aber 1918 Colmar als Wohnsitz verlassen und die größte Spanne seines Lebens in Deutschland verbracht, wo auch die Mehrzahl seiner Schriften erschienen ist. Er gehörte einst, während seines Studiums in Straßburg, zu der Gruppe junger Schriftsteller um die Zeitschrift Der Stürmer, die ihr Erscheinen ab 1902 der Initiative des achtzehnjährigen René Schickele verdankte. Sie bemühte sich, die literarische Entwicklung im Elsaß aus der
Provinzialität der „Heimatliteratur“ und des Epigonentums herauszuführen und den Anschluß an die europäische Moderne zu finden.