920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Kunststaatssekretärin Petra Olschowski zeichnete
am 9. September 2016 zehn Persönlichkeiten mit
der Heimatmedaille Baden-Württemberg aus. Diese
wurden für ihr Engagement in der – auch grenzüberschreitenden
– Orts- und Regionalgeschichtsforschung
und der Landeskultur sowie für ihren
Einsatz in der Fasnetstradition, in Volksmusik und
Volkstanz sowie der Chorarbeit geehrt. Die Übergabe
der Medaillen bildet traditionell den Auftakt
der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage
Baden-Württemberg, die dieses Jahr von der Stadt
Bad Mergentheim ausgerichtet werden.
Unter den zehn Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille
war auch Dr. Sven von Ungern-Sternberg,
der Erste Vorsitzende des Landesvereins Badische
Heimat, der zugleich auch Vorsitzender des Münsterbauvereins
in Freiburg ist. Beide an sich getrennte
Funktionen führen in dem Bemühen um die Erhaltung
der kulturellen Leistungen und Bewahrung der
Identität der Regionen zusammen.
Man sollte annehmen, dass die Quellen zur Geschichte der Welfen vollständig publiziert und wissenschaftlich untersucht sind. Das gilt gerade auch für die in Weingarten, dem ältesten nachweisbaren Welfensitz und welfischen Hauskloster, aufgezeichneten Quellen. Sie wurden zusammengestellt vor allem in einer Handschrift aus der Zeit um 1200, die heute als Hs. D 11 in der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. D 11) verwahrt wird, allgemein bekannt durch die Darstellung des Welfenstammbaums und durch die Abbildung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit seinen Söhnen. Kaum beachtet und zum größten Teil seit 300 Jahren unpubliziert ist aber ein Werk, das an die Welfen-Texte der genannten Handschrift anschließt: »De Romanis imper[ator] ibus«, die »Weingartner Kaiserchronik«. Sie ist außerdem in einer zweiten, ebenfalls aus
Weingarten stammenden Handschrift aus derselben Zeit überliefert, heute Hs. B 3 der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. B 3). Die »Weingartner Kaiserchronik« aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stellt sich dar als eine chronologisch angeordnete Liste der »römischen« Kaiser von Julius Cäsar bis zu Heinrich VI. († 1197). Als Grundlage hatte die Weltchronik des Honorius Augustodunensis »De imagine mundi« gedient. Bereits dort waren in die Kaiserliste einige herausragende Ereignisse oder Personen eingefügt worden. Die »Weingartner Kaiserchronik« erweiterte dieses Konzept durch die Aufnahme der Ahnen des Welfenhauses.
August Koehler (1844-1919)
(2011)
Im Jahr 1751 baute Joseph Stöckle am Mühlbach zwischen Lautenbach und Oberkirch eine Papiermühle mit einem Wasserrad,
das neben dem Stampfwerk für die Hadern auch noch eine Öltrotte antrieb. Viermal wechselte der kleine Betrieb in den folgenden Jahrzehnten den Besitzer, keinem war wirtschaftlicher Erfolg
beschieden. Der fünfte Papiermacher, der die Mühle 1802 erworben hatte, geriet bereits 1807 in Konkurs, ersteigert wurde der
Betrieb nun von dem Ettlinger Kaufmann Otto Koehler. Dessen
Sohn Johann Ignaz hatte das Papiermacherhandwerk in Ettlingen
erlernt, bereits 1809, mit 20 Jahren, übernahm er von seinem
Vater die Mühle, im gleichen Jahr heiratete er die Oberkircher
Bäckerstochter Maria Anna Geldreich. Das kleine Werk - 1813
wird von zwei Gesellen und einem Lehrjungen berichtet - reichte
nicht aus, die Familie zu ernähren. Von Anfang an wurde Landwirtschaft betrieben, vor allem Weinbau, der bereits für die Ettlinger Vorfahren nachgewiesen ist.
Altdekan Kurt Müller †
(2020)
Der Geschichts- und Heimatverein Villingen verliert mit Ihm einen der wichtigsten Kenner der Geschichte unserer Stadt, insbesondere hinsichtlich aller unmittelbaren oder mittelbaren kirchenhistorischen Zusammenhänge. Kurt Müller, in Kehl geboren, kam schon als Kind nach Villingen, wo er die Schule besuchte und 1957 das Abitur ablegte. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Würzburg wurde er im Juni 1963 zum Priester geweiht. Damit wurde das 1962 begonnene II. Vatikanische Konzil auch zur Leitschnur seines pastoralen Wirkens.
Zwei Jahre vor dem berühmt gewordenen Kirchentag in Wittenberg erschien 1846 in den Fliegenden Blättern aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg ein Artikel über die Innere Mission in Baden, in dem – wahrscheinlich – Johann Hinrich Wichern schrieb: Baden steht zwischen Württemberg, den Cantonen Basel und Zürich und dem Elsaß eigenthümlich isolirt da, in Beziehung auf die freie Association zu praktisch christlichen Zwecken in unmittelbarster Nähe. Während in den genannten, Baden umgebenden, Ländern Vereine und Anstalten christlicher Liebe aller Art blühen und zunehmen, kommt aus Baden uns kaum eine Kunde von verwandten Unternehmungen zu. Diese Klage über mangelnden missionarischen und diakonischen Einsatz dürfte kaum mit dem Hinweis auf Wicherns defizitäre Kenntnisse zu entkräften sein, galt er doch als überaus gut informierter Fachmann, wie die in der genannten Zeitschrift abgedruckte Auflistung badischer Werke der Inneren Mission zeigt. Die badischen Entwicklungen der Inneren Mission und der „Diakonie“ verfolgte Wichern spätestens seit den frühen 1830er Jahren. Seit dieser Zeit pflegte er auch direkte Kontakte zu Badenern.
Bei der Verzeichnung des Pfarrarchivs Grunbach, Dekanat Schorndorf, Rems-Murr Kreis sind wir auf Briefe und Postkarten von 2 Nachkommen ehemaliger Grunbacher Auswanderer aus den Jahren 1931–1933 gestoßen, die betroffen machen. So schreibt ein Wilhelm Knauer am 28.12.1931 an den damaligen
Ortspfarrer.[1]
Erinnern Sie sich noch?
(2004)
Wie sich Villingen im Laufe der Zeit verändert hat,
wird dieses Jahr im grafischen Werk von Richard
Ackermann (1892 - 1968) gezeigt.
Die Bilder stammen aus drei Zyklen:
Von 1920 Kreidezeichnungen mit dem Titel ,,AltVillingen ",
von 1924 Zehn Lithographien „Villingen" und
von 1968 „Villingen, die Stadt der schönen Türme
und Tore".
Wandel auch im künstlerischen Werk von Richard
Ackermann:
Die Bilder von 1920 noch düster, romantisch, realistisch, ausgearbeitet, abgeschlossen.
Die von 1924 zeigen schon deutlich den Zeitgeist
des Expressionismus. Sie sind hell, skizzenhaft, lassen Überschüssiges weg, sind durch Verzicht
eigentlich viel wesentlicher.
In diesem Jahr hätte Oskar Wickert seinen hundertsten Geburtstag feiern können. 1906 in
Forchheim geboren, verbrachte er seine Kindheit
und Schulzeit in Karlsruhe. Am dortigen Goethegymnasium machte er das Abitur und studierte
anschließend an der Badischen Landeskunstschule,
der heutigen Kunstakademie.
Im Jahr 1929 legte er die Staatsprüfung für das
künstlerische Lehramt an höheren Lehranstalten
ab. Zwei Jahre später folgte das Assessorexamen.
Eine besondere musikalische Begabung befähigte
ihn als junger Lehrer in Baden-Baden an der
Richard-Wagner-Schule vorwiegend Musikunterricht zu erteilen und in Karlsruhe ein renommiertes Doppelquartett zu leiten. Sein Instrument war
das Klavier.
Gotthard Glitsch wurde 2008 70 Jahre alt. Davor war er Vorsitzender des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Die frühen Arbeiten des Gotthard Glitsch, mit kritzelicher, nervöser Strichführung ausgeführt, zeigen in Themen wie die „Jasager“, „Gigantenleben“, „Gefällter“ und „Angreifer“ umrisshafte Figuren.
Die Körper sind verdreht, zeigen Aufruhr, überziehen das Blatt in wilden Bewegungen, zeigen den Künstler der sich widersetzt, der sich befreit, der seinen Weg sucht.
Als ich begann mich mit dem Werk von Guido Schreiber zu befassen, viel mir zunächst die unglaubliche Fülle von Bildern auf. In der Tat hinterließ er ein Werk von mehreren tausend Bildern. Oft entstanden mehrere an einem Tag, selten gab es Wochen ohne Zeichnung oder Aquarell. An manchen Tagen nahm er einen Ort als Anregung für mehrere Bilder. Meist sind die Bilder signiert und datiert oft noch mit Ortsangabe versehen. Auch die undatierten lassen sich auf Grund von Papierformat, Zeichenstil und Motiv einem Entstehungsjahr zuordnen. So lassen sich die über 800 Orte, an denen er seine Motive fand, ziemlich genau datieren und sein Leben lässt sich wie ein Reisebilder-Tagebuch lesen.
Erinnern sie sich noch?
(2005)
1903 als Sohn des Weinhändlers Nepomuk Roth geboren, wuchs er am Oberen Tor auf. Schon früh zeigte er malerisches Talent. Es wird erzählt, ein Malkasten, den er zu Weihnachten erhielt, war ihm wichtiger als alle anderen Geschenke. Später sammelte er Kunstpostkarten. Seine ganze Liebe galt den Impressionisten. Dem Wunsch der Eltern entsprechend, in das
elterliche Geschäft einzutreten, machte er eine Banklehre und arbeitete auch kurz in der Weinhandlung. Aber Fernweh und der Wunsch zu malen trieben ihn bis Südamerika. Dort sah er in den zwanziger Jahren Ausstellungen mit Werken der Impressionisten. Zurückgekehrt stand sein Entschluss fest, Maler zu werden. 1934 ging er für zwei Jahre auf die Akademie nach Karlsruhe um sich das technische Können anzueignen. Der zweite Weltkrieg verhinderte vorerst seine Pläne.
Heckel und Arkadien
(2011)
Bei Renovierungsarbeiten in der Rosenfelder Kirche wurde im Jahr 1993 in
einer wieder frei gelegten Wandnische eine alte Bemalung entdeckt. Wie sich
zeigte, war es ein Wandbild, das die Wandlung des Saulus zum Paulus illustriert. Das damalige Landesdenkmalamt datierte das Jahr der Anbringung dieser Malerei auf etwa 1645.
Leider war die Inschrift unter dem Bild sehr beschädigt. Es ließen sich vom
Stifter nur noch der Vorname »Jerg« und seine Funktion als Bürgermeister
und Heiligenpfleger ablesen, eine Jahreszahl »164 …« und es fand sich eine Art
Wappen dabei.
Das Thema »Auswanderer« hat für die Familienforscher mithilfe der leichteren Suche im Internet nach Nachkommen von ausgewanderten Württembergern eine ganz neue Dimension bekommen. Manche Genealogen hatten bisher
das Thema einfach »links liegen« lassen, weil sie sich davon keine interessanten
Erkenntnisse versprachen. Unsere eigene Familienforschung hat aber durch
die neuen Kontakte auch ganz neuen Schwung bekommen. Wir fanden es sehr
spannend, plötzlich eine große Zahl »neuer« Hartenstein in Übersee zu entdecken, deren Vorfahren in Balingen, Cannstatt und Dornstetten ansässig waren.
Inzwischen haben sich sehr schöne freundschaftliche Kontakte mit den Hartenstein in den USA, in Australien und Südamerika entwickelt. Im Folgenden
seien beispielhaft der Lebensweg und die Familienverhältnisse des Auswanderers Gottlieb Hartenstein dargestellt.
Als mich vor etwa zwei Jahren Herbsters
„Geflügelte Worte aus dem Markgräflerland“1
neugierig machten, wollte ich wissen, wer Karl
Herbster eigentlich war, wo er seine Wurzeln
hatte, welchen Beruf er ausübte und wie sein
Leben verlief. Ich musste feststellen, dass er, –
60 Jahre nach seinem Tode – fast vergessen
war. Meine intensive Beschäftigung mit seinem
Leben und seinen Publikationen hat mich bis
zum heutigen Tag nicht wieder losgelassen.
Bei der Lektüre seines volkskundlichen
Artikels mit obigem Thema wusste ich, dass
hier ein Kenner der örtlichen Gegebenheiten
am Werk war. Herbster begann seinen Streifzug
am Fuße des Blauen, streifte Lörrach und
schwenkte mit seinen Betrachtungen schließlich
an den Hochrhein. Beim Stichwort
Lörrach hielt ich inne und las: [...]
Sebastian Franck (1499–1542)
(2012)
In einer 1545, etwa drei Jahre nach Sebastian Francks Tod, publizierten Vorrede zu einem Ehetraktat des Hamburger Pastors Johann Freder beteuerte Luther, er habe bey leben Sebastiani Francken nichts wollen wider jhn schreiben (S. 171). Denn ich solch bösen Menschen zu hoch veracht und allzeit gedacht, sein schreiben würde nichts gelten bei allen vernunfftigen, sonderlich bey Christen leuten, und von sich selbst in kurtz untergehen, wie ein Fluch eines zornigen bösen Menschen. Im Folgenden malt Luther sein Feindporträt weiter bildkräftig aus. Franck, das böse lesterlich maul (S. 172) wird mit einer unfletigen Saw (ebd.) verglichen, und Luther fühlt sich bei ihm erinnert (S. 174) an die schendlichen fliegen, die bei uns zu weilen in der natürlichen noth auff dem heimlichen gemach wollen in den hindern kriechen, und in derselben Rosen
und feinen Blumen sich weiden und jr honig saugen, Und darnach herfur fliegen, wenn sie den russel und fusse daselbst besuddelt haben, wollen sie uns im angesicht, auff der nasen, auff den augen, backen, maul, an dem ehrlichsten Ort sitzen, als kemen sie aus einem wolriechenden lustgarten oder einer Apoteken.
Am 10. 5. und am 1. 6.1557 vernahm der Böblinger Amtsschreiber Hans Rössle
in Gerlingen 22 Zeugen1
. Es ging dabei um den Heuzehnten, welcher sowohl
dem Spital Stuttgart, dem Herzog und auch dem Hof Mauer auf Markung
Münchingen zu unterschiedlichen Teilen zustand. Die Vernehmung fand im
Gasthaus des Gerlinger Wirts Jerg Schuldt statt. Neben den als Zeugen auftretenden Gerlingern kommen auch folgende Personen vor: ...
In Band 21 Heft 11 der Südwestdeutschen Blätter für Familien- und Wappenkunde (März 1997) bezweifelt auf Seite 514 Werner Schmidt mit Recht die
zweite Ehe des Jacob Schopf 62 Jahre nach der Geburt der Tochter Apollonia.
Er verbessert das errechnete Geburtsjahr 1536 auf 1550 und nimmt für die
Geburt des Vaters Jacob Schopf die Zeit um 1525 an.
Am 16. August 1942 erhielten Adolf und Pauline Besag aus der Freiburger Erbprinzenstr. 8 ein
Einschreiben aus Karlsruhe von der Bezirksstelle Baden-Pfalz der Reichsvereinigung der Juden
in Deutschland (RJD): Auf behördliche Weisung eröffnen wir Ihnen, dass Sie zur Teilnahme
an einem am Samstag, den 22. August 1942 von Karlsruhe abgehenden Abwanderungstransport
bestimmt sind. Wir bitten Sie, die nachstehenden Anweisungen genau durchzulesen
und zu befolgen und in Ruhe die Vorbereitungen für Ihre Abreise zu treffen. Sie werden nach
Möglichkeit im Laufe der nächsten Tage von einem unserer Mitarbeiter aufgesucht, der Ihnen
mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Anträge auf Befreiung von der Teilnahme am Abwanderungstransport
sind zwecklos. Wir bitten daher, hierwegen weder schriftlich noch mündlich an
uns heranzutreten. Auch die Einreichung ärztlicher Atteste muss unterbleiben. Dass Anträge
an Behörden ohne Einholung einer Auskunft bei uns unzulässig sind, ist unseren Mitgliedern
bekanntgegeben worden. Sie müssen sich in Ihrer Wohnung am 21. Augustabreise bereithalten [...].
Im Oktober 1924 wurde in der Gaswerkstr. 17 im Offenburger
Westen ein Viehhandelsbetrieb eröffnet. Über die Erfolgsaussichten des neuen Geschäftes unter der Leitung des jüdischen Kaufmannes Julius Hammel sprach sich ein naher Verwandter im
Nachhinein sehr zuversichtlich aus: ,,Julius Hammel war ein äußerst fleißiger und tatkräftiger Mann, der seinem Geschäft mit großem
Eifer nachging. Er hatte auch das erforderliche Betriebskapital, wodurch
ihm die Geschäftsführung wesentlich erleichtert wurde ... Ein Viehhändler, der die nötigen Betriebsmittel besitzt, kann Vieh auf eigene
Rechnung kaufen und verkaufen (im Gegensatz dazu wenn man sein
Geschäft auf Provisionsbasis führt). Ich erinnere mich, dass J.H. in
früheren Jahren große Viehgeschäfte mit Salomon Oppenheimer in
Freistett und Eduard Hammel in Karlsruhe tätigte ... Er galt als einer
der größten und kapitalkräftigsten Viehhändler im ganzen Bezirk. Er
unterhielt eigene Stallungen in Offenburg und in Renchen und beschäftigte ständig mindestens einen Knecht ... "*1 Und in der Tat konnte
sich der neugegründete Betrieb nicht nur erfolgreich etablieren,
sondern blühte bis Ende der 1920er Jahre geradezu auf.