920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Georg Philippi †
(2010)
Mit dem Namen Georg Philippi verbindet sich ein weites Feld botanischer Arbeit. Ihn als Bryologen oder als Pfanzensoziologen, als Ökologen oder gar als Floristen zu bezeichnen, würde nur einen Teil seiner wissenschaftlichen Tätigkeit umreißen. Er war all dies in einer Person, und dies ist aus heutiger Sicht eine sehr selten gewordene Breite – deshalb dürfen wir ihn als eine Ausnahmeerscheinung in der Feldbotanik unseres Landes sehen. Mit Bewunderung nehmen wir wahr, mit welcher Gründlichkeit er in all diesen Bereichen arbeitete – abzulesen an der Qualität seiner Publikationen, die große Erfahrung widerspiegeln. Sein Arbeitsfeld war das Gelände. Seine dort gemachten Beobachtungen und gewonnenen Kenntnisse der Arten und ihrer Habitate waren Ausgangspunkt seiner Themen und Projekte.
Vor 80 Jahren übertrug man Georg Kraft zum
1. Juli 1930 offiziell die Leitung der archäologischen Denkmalpflege für Südbaden. Diesen Beschluss, der sich in den Akten des
Denkmalpflegereferats in Freiburg findet,
fasste der Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte Badens am 30. Juni 1930. Als 1922
das Ministerium die staatliche Denkmalpflege
auf dem Gebiet der Ur- und Frühgeschichte
neu organisierte und den Ausschuss für Ur- und Frühgeschichte schuf, übernahm Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Deecke (1862–1934),
von Haus aus Geologe, dessen Geschäftsführung. Er fungierte als wissenschaftlicher Berater des Ministeriums, unterbreitete Vorschläge
bezüglich des Ausgrabungsprogramms und
für die Bestellung der ehrenamtlich tätigen
Pfleger. Rückblickend betrachtet hat Deecke
die Anfänge für eine funktionierende Denkmalpflege gelegt, die Georg Kraft 1926 aufgegriffen und in eigener Regie weiterentwickelt hat.
Georg Kerner
(2015)
»Ich lebe vollkommen im Jetzt – nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der
Zukunft.« – »Ich tue gern Dinge, die mir Angst machen.« – »Ich besitze ein beinahe
unkontrollierbar nervöses Wesen.«
»Die 8 Monate, die ich jetzo in [der] Toskana bin, sind die unruhigsten meines revolutionären Lebens – denn ich liege Tag und Nacht auf der Straße, und meine Reisen in
den letzten 2 Monaten sind ein wahrer und harter Winterfeldzug – dabei bin ich nur
krank, sobald einige Tage von Ruhe eintreten und befinde mich sogleich wiederum besser,
wenn es wieder zu Pferd geht. […] allein, lieber Gott, ich werde so bleiben, und das
Schicksal hat mich dazu verdammt, auf dem nämlichen Punkt mich herumzudrehen.«
Die ersten drei Zitate stammen von dem australischen Filmschauspieler Heath Ledger,
der 2008 mit 28 Jahren an einem Medikamentenmix gestorben ist. Das letzte Zitat
steht in einem Brief, den Georg Kerner 1799 an Louise Scholl, die Schwester seiner
ehemaligen Braut Auguste Breyer, geschrieben hat.
Diese Gegenüberstellung soll gleich zu Beginn die Ruhelosigkeit Georg Kerners
– und damit seine Modernität – aufzeigen. Er sei, meinte ein Freund, »einem Kometen
zu vergleichen, der eine Welt von elektrischem Feuer in sich trug«. Bei Kerner ging
es immer ums Ganze, ging es um Leben oder Tod. Sein Leben lang suchte er die
Gefahr – und dafür war er in die richtige Zeit geboren.
Georg Jakob Schneider
(2013)
Die Synagoge war als Gebets-, Lern- und Versammlungshaus das Zentrum des rituellen Lebens der sogenannten "Judendörfer". Alle Synagogen in Südbaden, die zwischen 1852 und 1870 eingeweiht wurden, sind nach Plänen von Georg Jakob Schneider (1809-1883) erbaut worden. Das Leben und Werk Schneiders ist nur wenig erforscht. Dies ist erstaunlich, immerhin wirkte er an der Erbauung des Ortenberger Schlosses bei Offenburg mit und entwarf das bekannte Freiburger „Colombi-Schlösschen“. Möglicherweise hängt die Nichtbeachtung Schneiders mit der langanhaltenden Missachtung der Kunstgeschichte an dem von ihm praktizierten Historismus zusammen, vielleicht auch mit dem geringen Interesse, die der Baugattung Synagogenbau lange entgegengebracht worden ist, auf die Schneider sich spezialisiert hatte.
Es gibt zwei konkurrierende Thesen zum Lebenslauf des historischen Faust. Eine alte These, die auf Johannes Manlius zurückgeht und dessen berühmten Lehrer Philipp Melanchthon als Zeugen für die Geburt des umstrittenen Magiers in Cundling (d.h. Knittlingen), mit dem Vornamen Johann, angibt. Die andere, entgegengesetzte These erschien erst 1913 mit der Edition von Kilian Leibs Wettertagebuch durch Karl Schottenloher. Mit einer knappen Aufzeichnung in diesem Werk kam zum ersten Mal ans Licht, dass Faust, mit Vornamen Georg, nun als einer von Helmstadt bei Heidelberg identifiziert wurde. Man möchte also wissen: Stammte Faust nicht aus Knittlingen, sondern aus Helmstadt? Hieß er Johann oder Georg? Was bedeutet dieser Unterschied? Der Streit um die Frage der Herkunft schuf jedenfalls Verwirrung und hat zur Folge, dass man nicht mehr glaubt, es könne eine klare Linie von den historischen Anfängen zur Legende und schließlich zum mythischen Faustbuch von 1587 gezeichnet werden.
Da steht man jahrelang im Zentrum Freiburgs am Bertoldsbrunnen, wartet auf die Straßenbahn, schaut den vorbeieilenden Menschen zu, prüft die Auslagen der Geschäfte, achtet auf das Stimmengewirr der vielen ausländischen Studenten – und übersieht über so lange Zeit eine an der Hausmauer des Kapfererhauses in der Salzstraße angebrachte Tafel, auf der es heißt:
In diesem Hause verbrachte seine Jugend Georg Hauger (1792–1859), ein Mitkämpfer von Andreas Hofer, dessen Gebeine er 1823 aus Mantua nach Innsbruck entführte, wo er in der Hofkirche heute neben ihm ruht.
Die Vita eines Staatsdieners des 19. Jahrhunderts beansprucht besonders dann gesteigertes Interesse, wenn Kohärenz und Kontinuität der Aktenlage und zugleich autografische Belege den Nachvollzug attraktiv machen. Entsprechend vorliegender persönlicher Erkenntnisse finden Persönlichkeiten der Geschichte des Forstgewerbes zumeist nur marginales Interesse und die Biografien schwimmen unter Daten, Zahlen, Anmerkungen und Statistiken versteckt im ,,Meer der Geschichte". Typisch fanden so die Stationen des Lebens des am 13. 7. 1813 in Wertheim geborenen Georg Christof - ein Sohn des Johann Christof Bach, Handelsmann und Bürger von Wertheim und der Katharina Apollonia Platz - bisher weder in Triberg noch in Wolfach, Ettlingen, Kandern, Gerlachsheim, Langensteinbach, Pforzheim irgendwelche Aufmerksamkeit.
„Satelliten erfasst“, meldet der GPS-Empfänger.
Der 15-jährige Lukas tippt Koordinaten
ein. Kreise und Säulen blinken auf dem Display,
Pfeile zeigen die Himmelsrichtungen an. Lukas
blickt angestrengt auf das gelbe Gerät. „Hier
geht’s lang“. Lisa und die anderen Jugendlichen
folgen ihm. Geocaching begeistert Jugendliche
für das Wandern und Erwachsene für die
Schatzsuche, zu Fuß oder mit dem Mountainbike.
Selbst technik-verliebte Stubenhocker
entdecken wieder die Natur. Lukas hat im Internet
ein neues Ziel für eine Schnitzeljagd auf die
moderne Art gefunden. Und die heißt: Geocaching,
zusammengesetzt aus Geo (Erde) und
dem englischen Wort cache (verstecken). Es
gibt Leute, die verstecken irgendwo Dosen
voller kleiner netter Dinge und einem Logbuch,
eine Art Tagebuch. Dann veröffentlichen sie im
Internet Hinweise auf das Versteck, indem sie
dort die Koordinaten mit einer Beschreibung
des Schatzes eintippen. Lukas, Lisa und auch
immer mehr Erwachsene nutzen ihr GPSGerät,
um solche Schätze zu finden. GPS bedeutet
Global Positioning System (deutsch: Globales
Positionsbestimmungssystem), ursprünglich
vom US-Verteidigungsministerium für militärische
Zwecke entwickelt. Mit dieser Technik
des weltweiten, satellitengestützten Navigationssystems
funktionieren die „Navis“ in den
Autos. Auch Spaziergänger können akkubetriebene
„Navis“ mitnehmen, die Landkarten
mit dem genauen Standort anzeigen.
Auf der Suche nach Belegen für Kunstwerke, die stilistisch bestimmten Meistern
zuzuschreiben waren, stieß ich - nicht ohne Grund - wiederholt auf Verwandtschaftsbeziehungen
dieser Künstler. Daß solche verwandtschaftlichen
oder persönlichen Verbindungen in manchen Fällen zu Aufträgen geführt hatten,
legte ich bereits vor einigen Jahren am Beispiel der Breisgauer Barockbildhauer
Johann Baptist Sellinger, Johann Christian Wentzinger und
Joseph Hör dar. Ich erkannte und unterstrich dabei den Wert gründlicher
familienkundlicher Kenntnisse besonders in Fällen, in denen für Kunstwerke
weder durch Signaturen noch durch schriftliche Belege die Urheberschaft der
Künstler zu sichern gewesen war; denn neben der Stilkritik hatte die Genealogie
zusätzliche Begründungen für die Zuschreibung der Arbeiten geliefert.
Gelehrte Unterweisung
(2017)
Zunächst zum Kloster Rheinau gehörend, war Tiengen seit dem 12. Jahrhundert mit dem Stadtrecht ausgestattet. Für die Baugeschichte der heutigen Kirche ist von Bedeutung, dass die Grafen von Sulz von 1482 bis 1687 in Tiengen saßen und dass danach bis zum Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 die Landgrafschaft bei den Fürsten von Schwarzenberg lag, die jedoch ihre Hauptbesitzungen in Böhmen hatten. Von den früheren Kirchen ist wenig bekannt. Immerhin soll Bernhard von Clairvaux wie im Freiburger Münster auch hier zum Kreuzzug gepredigt haben. Für das Jahr 1572 ist unter dem Grafen von Sulz die Grundsteinlegung für eine Kirche belegt, die dann 1681 renoviert und 1720 um zwei Seitenkapellen erweitert worden war. Es muss sich, versehen mit einem für das Stadtbild unbedeutenden Turm, um einen einfachen, relativ niedrigen Kirchensaal gehandelt haben, wie der noch im Neubau von 1753 erhaltene Chorbogen zeigt.