920 Biografien, Genealogie, Insignien
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Mitten in den Wirren des Spanischen Erbfolgekriegs ereilte Carl Wilhelm eine folgenschwere Nachricht: Sein Vater, Markgraf
Friedrich Magnus, war am 25. Juni 1709 im Exil in Basel gestorben. Von heute auf morgen sah sich der 30-jährige Erbprinz gezwungen, das Schlachtfeld zu verlassen und die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Völlig unerfahren in diesem Metier, war er zunächst vollständig auf die Ratschläge des Hofpersonals angewiesen, für eigenständige Ideen und Entscheidungen in wichtigen Fragen war wenig Spielraum. Carl Wilhelm musste sich notwendigerweise nach einem im Staats- und Verwaltungswesen bewanderten und erprobten Regierungsbeamten umsehen. Dem jungen Fürsten blieb jedoch eine
mühsame Suche erspart. Er erinnerte sich an Johann Georg Förderer, Edler von Richtenfels, der seit 1707 als Commissionsrat und Bergwerksdirektor in Diensten des Grafen Anton Günther von Schwartzburg in Arnstadt stand und schon seit über zwei Jahren alles daran setzte, an den baden-durlachischen Hof zu kommen.
Wenn der Vorhang fällt
(2005)
Häuser erzählen Geschichte: Familiengeschichte, Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte - all dies verbirgt sich zwischen alten Mauern und zwischen den Zeilen alter Grundbuch- und Liegenschaftsunterlagen. Die Geschichte des in Diedelsheim mehr als 200 Jahre mit „Realwirthsgerechtigkeit“, „Schildgerechtigkeit“ und „Saalwirthsgerechtigkeit“ betriebenen Gasthauses „Zum Löwen“ ist ein gutes Beispiel dafür.
Als der neu berufene ordentliche Professor für Geschichte, Heinrich Johannes Finke,
im April 1899 nach Freiburg kam, befanden sich die Breisgaumetropole und ihre Universität in
einer Phase des Aufschwungs. Die seit 1888 von Oberbürgermeister Otto Winterer regierte
Stadt zählte an der Schwelle zum 20. Jahrhundert über 60.000 Einwohner. Deutlich wird der
Wandel zur Großstadt z.B. am raschen Aufbau einer neuen Infrastruktur, den der offizielle Betriebsbeginn
der „Elektrischen Tram" 1901 symbolisiert, oder an den zwischen 1890 und 1906
vollzogenen Eingemeindungen der Vororte Günterstal, Haslach und Zähringen. Die Feier aus
Anlass der Immatrikulation des 1.500. Studenten an der Albert-Ludwigs-Universität 1898 und
die Zulassung von fünf Frauen zum Studium im Sommersemester 1900, was eine Neuerung in
der Geschichte der Hochschulen im Kaiserreich darstellte, spiegeln die wachsende Bedeutung
der Freiburger Universität innerhalb der deutschsprachigen akademischen Landschaft wider.
Beschäftigt man sich mit Gerhard Ritter und dem deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, so werden zwei Sachverhalte schnell deutlich: Zum einen war Ritter einer der wenigen deutschen Historiker, die sich am Widerstand gegen das
nationalsozialistische Gewaltregime beteiligten, und zum anderen war er einer der ersten deutschen Historiker, die nach Kriegsende über den Widerstand publizierten. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit beiden Facetten des Themas und arbeitet dabei vor allem das konservative sowie das christliche Moment in Ritters Denken und Handeln heraus.
Die Reichsfreiherrn von Drais waren seit der Stadtgründung mit Karlsruhe verbunden, aber
nur der letzte Spross der im Mannesstamm ausgestorbenen Draisens brachte es zu Weltruhm.
Nachdem auch noch kürzlich dessen Lebendmaske – wie die Goethesche aus der Gallschen
Sammlung – wiederentdeckt wurde, wurde es möglich, diese zusammen mit dem neuesten
Erkenntnisstand zum Stadtjubiläum auszustellen. Passenderweise jährte sich auch die superkolossale
Tambora-Eruption in Indonesien zum zweihundertsten Male, die ja dann 1816 jene
Klimakatastrophe bewirkte, welche den Erfinder an den Ersatz der verhungernden Reitpferde
durch sein Zweirad denken ließ. Konzeption und Inhalt der Ausstellung werden im Folgenden
berichtet.
Wenn man nach Alleinstellungsmerkmalen sucht, die einen neuerlichen Weltkulturerbeantrag für den Schwetzinger Schlossgarten motivieren könnten, stößt man auf Technik und Naturwissenschaft im Schloss unter Kurfürst Carl Theodor, der sich nachts für Physikbücher, Wetterstation
und Sternwarte im Schloss interessierte. Weniger bekannt ist sein Gartenphaeton, in heutiger Diktion ein von einem Lakaien angetriebenes Tretauto. Der folgende Beitrag soll aufzeigen, wie dieser erstmals das Interesse des Zweiraderfinders Drais am Landverkehr weckte, und wie
der derzeitige Forschungsstand hierüber ist. Der Gartenphaeton – derzeit im Depot – sollte wieder als Leihgabe oder als Nachbau im Schlossgarten zu sehen sein.
Das Hus-Museum in Konstanz
(2015)
»Europa zu Gast« lautet das Motto des Konziljubiläums in Konstanz, das von 2014
bis 2018 das Kulturprogramm der Stadt bestimmt. Zum 600. Mal jährt sich das Konstanzer Konzil, das einen Höhepunkt der regionalen Geschichte darstellt. Die Feierlichkeiten
und Veranstaltungen ranken sich um die an die Geschichte angepassten Themenjahre.
2015 ist das »Jahr der Gerechtigkeit« und dem böhmischen Theologen und Reformator
Jan Hus [1]
gewidmet, der am 6. Juli 1415 in Konstanz zum Tod auf dem Scheiterhaufen
verurteilt und hingerichtet wurde. [2] Aus diesem Anlass wurde 2014 am Todestag des Reformators das in den 1980er Jahren entstandene und jetzt umgestaltete Hus-Museum in
Konstanz neu eröffnet. Nur ausgesprochen wenige Exponate wurden dafür übernommen. Das Konzept hat sich grundlegend geändert und so spiegelt die Geschichte des
Hus-Museums sowohl die ambivalente Rezeption der Figur Hus wieder als auch aktuelle
Diskurse um die Ausstellbarkeit von Geschichte. Diese Museumsanalyse befasst sich mit
der Ausstellungsinszenierung des Hus-Museums vor seiner Umstrukturierung, bevor sie
diese mit der aktuellen Darstellung in Bezug setzt. Die Problematiken und Schwierigkeiten, denen das Museum sich für die Thematisierung der Causa Hus stellen musste, sind
einerseits spezifisch für diesen Ort, andererseits transportieren sie Fragen und Aufgaben
für die Vermittlung von Geschichte allgemein.
„Ein Vater des modernen Forsts": so überschrieb die RNZ ihre Gratulation zum 90. Geburtstag von Forstdirektor i.R. Alfred Leiblein. Und der Wald lag ihm in jeder Hinsicht am Herzen, nicht
nur, wie beruflich bedingt, als Wirtschaftsobjekt, sondern auch als Biosphäre und Erholungsraum. Und nicht zuletzt war er fasziniert von der Geschichte der Waldungen. Alfred Leiblein wurde am 13. September 1917 als jüngster von drei Söhnen ( und sieben Töchtern) des Landwirts Adolf Leiblein in Schweinberg (heute ein Ortsteil von Hardheim) im Bauland geboren.
Seit dem 17. Jahrhundert zeigte sich an deutschen Universitäten und in ihrem Umfeld eine kontinuierliche und zunehmende Beschäftigung mit den historischen Gegenständen des deutschen Rechts und der deutschen Literatur. Dadurch entstand ein ständiges Wechselspiel zwischen Theorie, Methode, aber auch Praxis von Rechtswissenschaft und Literaturwissenschaft. Mit dem Straßburger Ordinarius der Rechte Johann Schilter (1632–1705) geht es um den fulminanten Anfang einer quellengestützten Forschung, die sich der Erschließung deutscher Sprach- und Rechtsaltertümer zuwandte.
Carl Friderich Herbort
(2014)
In den Archiven der Städte und Gemeinden unseres Landes zählen die Inventarbücher
zu den interessantesten und aufschlussreichsten Zeugnissen der Vergangenheit, und für
die kulturgeschichtliche Forschung sind sie als authentische Quelle von großer Bedeutung. Grund genug also, anhand umfangreicher Unterlagen – Inventarverzeichnis, Tagebuch, Ladeninventar, Schriftverkehr, Warenlager – zu untersuchen, mit welchen Waren
der Bietigheimer Kaufmann Herbort die Bevölkerung einer Landstadt und deren Umgebung im Herzogtum Württemberg gegen Ende des 18. Jahrhunderts versorgt hat.
Um das Ganze in den geschichtlichen Zusammenhang um 1780 einzuordnen, sind
einige Hinweise hilfreich: In Preußen regierte Friedrich II. der Große, Carl Eugen war
Herzog von Württemberg, Goethe stand seit 1776 im Staatsdienst in Weimar, Schiller
war nach den ersten bestandenen medizinischen Examina aus dem Militärdienst entlassen worden und arbeitete an den »Räubern« und Mozart war Hoforganist des Erzbischofs in Salzburg. Könige, Fürsten und Bischöfe als Feudalherren hielten große
Höfe und bestimmten das gesellschaftliche Leben, zu dem auch eine mit erlesenen,
teils exotischen Lebensmitteln und Gerichten reich gedeckte Tafel gehörte.