920 Biografien, Genealogie, Insignien
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (1607) (entfernen)
Gehört zur Bibliographie
- nein (1607) (entfernen)
Schlagworte
- Biografie (191)
- Geschichte (62)
- Familie (59)
- Nachruf (58)
- Karlsruhe (47)
- Freiburg im Breisgau (37)
- Hebel, Johann Peter 〈1760-1826〉 (36)
- Nationalsozialismus (36)
- Rezeption (33)
- Villingen im Schwarzwald (23)
Am 16. August 1942 erhielten Adolf und Pauline Besag aus der Freiburger Erbprinzenstr. 8 ein
Einschreiben aus Karlsruhe von der Bezirksstelle Baden-Pfalz der Reichsvereinigung der Juden
in Deutschland (RJD): Auf behördliche Weisung eröffnen wir Ihnen, dass Sie zur Teilnahme
an einem am Samstag, den 22. August 1942 von Karlsruhe abgehenden Abwanderungstransport
bestimmt sind. Wir bitten Sie, die nachstehenden Anweisungen genau durchzulesen
und zu befolgen und in Ruhe die Vorbereitungen für Ihre Abreise zu treffen. Sie werden nach
Möglichkeit im Laufe der nächsten Tage von einem unserer Mitarbeiter aufgesucht, der Ihnen
mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Anträge auf Befreiung von der Teilnahme am Abwanderungstransport
sind zwecklos. Wir bitten daher, hierwegen weder schriftlich noch mündlich an
uns heranzutreten. Auch die Einreichung ärztlicher Atteste muss unterbleiben. Dass Anträge
an Behörden ohne Einholung einer Auskunft bei uns unzulässig sind, ist unseren Mitgliedern
bekanntgegeben worden. Sie müssen sich in Ihrer Wohnung am 21. Augustabreise bereithalten [...].
Im Oktober 1924 wurde in der Gaswerkstr. 17 im Offenburger
Westen ein Viehhandelsbetrieb eröffnet. Über die Erfolgsaussichten des neuen Geschäftes unter der Leitung des jüdischen Kaufmannes Julius Hammel sprach sich ein naher Verwandter im
Nachhinein sehr zuversichtlich aus: ,,Julius Hammel war ein äußerst fleißiger und tatkräftiger Mann, der seinem Geschäft mit großem
Eifer nachging. Er hatte auch das erforderliche Betriebskapital, wodurch
ihm die Geschäftsführung wesentlich erleichtert wurde ... Ein Viehhändler, der die nötigen Betriebsmittel besitzt, kann Vieh auf eigene
Rechnung kaufen und verkaufen (im Gegensatz dazu wenn man sein
Geschäft auf Provisionsbasis führt). Ich erinnere mich, dass J.H. in
früheren Jahren große Viehgeschäfte mit Salomon Oppenheimer in
Freistett und Eduard Hammel in Karlsruhe tätigte ... Er galt als einer
der größten und kapitalkräftigsten Viehhändler im ganzen Bezirk. Er
unterhielt eigene Stallungen in Offenburg und in Renchen und beschäftigte ständig mindestens einen Knecht ... "*1 Und in der Tat konnte
sich der neugegründete Betrieb nicht nur erfolgreich etablieren,
sondern blühte bis Ende der 1920er Jahre geradezu auf.
Am 10. 5. und am 1. 6.1557 vernahm der Böblinger Amtsschreiber Hans Rössle
in Gerlingen 22 Zeugen1
. Es ging dabei um den Heuzehnten, welcher sowohl
dem Spital Stuttgart, dem Herzog und auch dem Hof Mauer auf Markung
Münchingen zu unterschiedlichen Teilen zustand. Die Vernehmung fand im
Gasthaus des Gerlinger Wirts Jerg Schuldt statt. Neben den als Zeugen auftretenden Gerlingern kommen auch folgende Personen vor: ...
In Band 21 Heft 11 der Südwestdeutschen Blätter für Familien- und Wappenkunde (März 1997) bezweifelt auf Seite 514 Werner Schmidt mit Recht die
zweite Ehe des Jacob Schopf 62 Jahre nach der Geburt der Tochter Apollonia.
Er verbessert das errechnete Geburtsjahr 1536 auf 1550 und nimmt für die
Geburt des Vaters Jacob Schopf die Zeit um 1525 an.
Sebastian Franck (1499–1542)
(2012)
In einer 1545, etwa drei Jahre nach Sebastian Francks Tod, publizierten Vorrede zu einem Ehetraktat des Hamburger Pastors Johann Freder beteuerte Luther, er habe bey leben Sebastiani Francken nichts wollen wider jhn schreiben (S. 171). Denn ich solch bösen Menschen zu hoch veracht und allzeit gedacht, sein schreiben würde nichts gelten bei allen vernunfftigen, sonderlich bey Christen leuten, und von sich selbst in kurtz untergehen, wie ein Fluch eines zornigen bösen Menschen. Im Folgenden malt Luther sein Feindporträt weiter bildkräftig aus. Franck, das böse lesterlich maul (S. 172) wird mit einer unfletigen Saw (ebd.) verglichen, und Luther fühlt sich bei ihm erinnert (S. 174) an die schendlichen fliegen, die bei uns zu weilen in der natürlichen noth auff dem heimlichen gemach wollen in den hindern kriechen, und in derselben Rosen
und feinen Blumen sich weiden und jr honig saugen, Und darnach herfur fliegen, wenn sie den russel und fusse daselbst besuddelt haben, wollen sie uns im angesicht, auff der nasen, auff den augen, backen, maul, an dem ehrlichsten Ort sitzen, als kemen sie aus einem wolriechenden lustgarten oder einer Apoteken.
Als mich vor etwa zwei Jahren Herbsters
„Geflügelte Worte aus dem Markgräflerland“1
neugierig machten, wollte ich wissen, wer Karl
Herbster eigentlich war, wo er seine Wurzeln
hatte, welchen Beruf er ausübte und wie sein
Leben verlief. Ich musste feststellen, dass er, –
60 Jahre nach seinem Tode – fast vergessen
war. Meine intensive Beschäftigung mit seinem
Leben und seinen Publikationen hat mich bis
zum heutigen Tag nicht wieder losgelassen.
Bei der Lektüre seines volkskundlichen
Artikels mit obigem Thema wusste ich, dass
hier ein Kenner der örtlichen Gegebenheiten
am Werk war. Herbster begann seinen Streifzug
am Fuße des Blauen, streifte Lörrach und
schwenkte mit seinen Betrachtungen schließlich
an den Hochrhein. Beim Stichwort
Lörrach hielt ich inne und las: [...]
Bei Renovierungsarbeiten in der Rosenfelder Kirche wurde im Jahr 1993 in
einer wieder frei gelegten Wandnische eine alte Bemalung entdeckt. Wie sich
zeigte, war es ein Wandbild, das die Wandlung des Saulus zum Paulus illustriert. Das damalige Landesdenkmalamt datierte das Jahr der Anbringung dieser Malerei auf etwa 1645.
Leider war die Inschrift unter dem Bild sehr beschädigt. Es ließen sich vom
Stifter nur noch der Vorname »Jerg« und seine Funktion als Bürgermeister
und Heiligenpfleger ablesen, eine Jahreszahl »164 …« und es fand sich eine Art
Wappen dabei.
Das Thema »Auswanderer« hat für die Familienforscher mithilfe der leichteren Suche im Internet nach Nachkommen von ausgewanderten Württembergern eine ganz neue Dimension bekommen. Manche Genealogen hatten bisher
das Thema einfach »links liegen« lassen, weil sie sich davon keine interessanten
Erkenntnisse versprachen. Unsere eigene Familienforschung hat aber durch
die neuen Kontakte auch ganz neuen Schwung bekommen. Wir fanden es sehr
spannend, plötzlich eine große Zahl »neuer« Hartenstein in Übersee zu entdecken, deren Vorfahren in Balingen, Cannstatt und Dornstetten ansässig waren.
Inzwischen haben sich sehr schöne freundschaftliche Kontakte mit den Hartenstein in den USA, in Australien und Südamerika entwickelt. Im Folgenden
seien beispielhaft der Lebensweg und die Familienverhältnisse des Auswanderers Gottlieb Hartenstein dargestellt.
Heckel und Arkadien
(2011)
Erinnern Sie sich noch?
(2004)
Wie sich Villingen im Laufe der Zeit verändert hat,
wird dieses Jahr im grafischen Werk von Richard
Ackermann (1892 - 1968) gezeigt.
Die Bilder stammen aus drei Zyklen:
Von 1920 Kreidezeichnungen mit dem Titel ,,AltVillingen ",
von 1924 Zehn Lithographien „Villingen" und
von 1968 „Villingen, die Stadt der schönen Türme
und Tore".
Wandel auch im künstlerischen Werk von Richard
Ackermann:
Die Bilder von 1920 noch düster, romantisch, realistisch, ausgearbeitet, abgeschlossen.
Die von 1924 zeigen schon deutlich den Zeitgeist
des Expressionismus. Sie sind hell, skizzenhaft, lassen Überschüssiges weg, sind durch Verzicht
eigentlich viel wesentlicher.
In diesem Jahr hätte Oskar Wickert seinen hundertsten Geburtstag feiern können. 1906 in
Forchheim geboren, verbrachte er seine Kindheit
und Schulzeit in Karlsruhe. Am dortigen Goethegymnasium machte er das Abitur und studierte
anschließend an der Badischen Landeskunstschule,
der heutigen Kunstakademie.
Im Jahr 1929 legte er die Staatsprüfung für das
künstlerische Lehramt an höheren Lehranstalten
ab. Zwei Jahre später folgte das Assessorexamen.
Eine besondere musikalische Begabung befähigte
ihn als junger Lehrer in Baden-Baden an der
Richard-Wagner-Schule vorwiegend Musikunterricht zu erteilen und in Karlsruhe ein renommiertes Doppelquartett zu leiten. Sein Instrument war
das Klavier.
Gotthard Glitsch wurde 2008 70 Jahre alt. Davor war er Vorsitzender des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Die frühen Arbeiten des Gotthard Glitsch, mit kritzelicher, nervöser Strichführung ausgeführt, zeigen in Themen wie die „Jasager“, „Gigantenleben“, „Gefällter“ und „Angreifer“ umrisshafte Figuren.
Die Körper sind verdreht, zeigen Aufruhr, überziehen das Blatt in wilden Bewegungen, zeigen den Künstler der sich widersetzt, der sich befreit, der seinen Weg sucht.
Als ich begann mich mit dem Werk von Guido Schreiber zu befassen, viel mir zunächst die unglaubliche Fülle von Bildern auf. In der Tat hinterließ er ein Werk von mehreren tausend Bildern. Oft entstanden mehrere an einem Tag, selten gab es Wochen ohne Zeichnung oder Aquarell. An manchen Tagen nahm er einen Ort als Anregung für mehrere Bilder. Meist sind die Bilder signiert und datiert oft noch mit Ortsangabe versehen. Auch die undatierten lassen sich auf Grund von Papierformat, Zeichenstil und Motiv einem Entstehungsjahr zuordnen. So lassen sich die über 800 Orte, an denen er seine Motive fand, ziemlich genau datieren und sein Leben lässt sich wie ein Reisebilder-Tagebuch lesen.
Erinnern sie sich noch?
(2005)
1903 als Sohn des Weinhändlers Nepomuk Roth geboren, wuchs er am Oberen Tor auf. Schon früh zeigte er malerisches Talent. Es wird erzählt, ein Malkasten, den er zu Weihnachten erhielt, war ihm wichtiger als alle anderen Geschenke. Später sammelte er Kunstpostkarten. Seine ganze Liebe galt den Impressionisten. Dem Wunsch der Eltern entsprechend, in das
elterliche Geschäft einzutreten, machte er eine Banklehre und arbeitete auch kurz in der Weinhandlung. Aber Fernweh und der Wunsch zu malen trieben ihn bis Südamerika. Dort sah er in den zwanziger Jahren Ausstellungen mit Werken der Impressionisten. Zurückgekehrt stand sein Entschluss fest, Maler zu werden. 1934 ging er für zwei Jahre auf die Akademie nach Karlsruhe um sich das technische Können anzueignen. Der zweite Weltkrieg verhinderte vorerst seine Pläne.
Bei der Verzeichnung des Pfarrarchivs Grunbach, Dekanat Schorndorf, Rems-Murr Kreis sind wir auf Briefe und Postkarten von 2 Nachkommen ehemaliger Grunbacher Auswanderer aus den Jahren 1931–1933 gestoßen, die betroffen machen. So schreibt ein Wilhelm Knauer am 28.12.1931 an den damaligen
Ortspfarrer.[1]
Zwei Jahre vor dem berühmt gewordenen Kirchentag in Wittenberg erschien 1846 in den Fliegenden Blättern aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg ein Artikel über die Innere Mission in Baden, in dem – wahrscheinlich – Johann Hinrich Wichern schrieb: Baden steht zwischen Württemberg, den Cantonen Basel und Zürich und dem Elsaß eigenthümlich isolirt da, in Beziehung auf die freie Association zu praktisch christlichen Zwecken in unmittelbarster Nähe. Während in den genannten, Baden umgebenden, Ländern Vereine und Anstalten christlicher Liebe aller Art blühen und zunehmen, kommt aus Baden uns kaum eine Kunde von verwandten Unternehmungen zu. Diese Klage über mangelnden missionarischen und diakonischen Einsatz dürfte kaum mit dem Hinweis auf Wicherns defizitäre Kenntnisse zu entkräften sein, galt er doch als überaus gut informierter Fachmann, wie die in der genannten Zeitschrift abgedruckte Auflistung badischer Werke der Inneren Mission zeigt. Die badischen Entwicklungen der Inneren Mission und der „Diakonie“ verfolgte Wichern spätestens seit den frühen 1830er Jahren. Seit dieser Zeit pflegte er auch direkte Kontakte zu Badenern.
Altdekan Kurt Müller †
(2020)
Der Geschichts- und Heimatverein Villingen verliert mit Ihm einen der wichtigsten Kenner der Geschichte unserer Stadt, insbesondere hinsichtlich aller unmittelbaren oder mittelbaren kirchenhistorischen Zusammenhänge. Kurt Müller, in Kehl geboren, kam schon als Kind nach Villingen, wo er die Schule besuchte und 1957 das Abitur ablegte. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Würzburg wurde er im Juni 1963 zum Priester geweiht. Damit wurde das 1962 begonnene II. Vatikanische Konzil auch zur Leitschnur seines pastoralen Wirkens.
August Koehler (1844-1919)
(2011)
Im Jahr 1751 baute Joseph Stöckle am Mühlbach zwischen Lautenbach und Oberkirch eine Papiermühle mit einem Wasserrad,
das neben dem Stampfwerk für die Hadern auch noch eine Öltrotte antrieb. Viermal wechselte der kleine Betrieb in den folgenden Jahrzehnten den Besitzer, keinem war wirtschaftlicher Erfolg
beschieden. Der fünfte Papiermacher, der die Mühle 1802 erworben hatte, geriet bereits 1807 in Konkurs, ersteigert wurde der
Betrieb nun von dem Ettlinger Kaufmann Otto Koehler. Dessen
Sohn Johann Ignaz hatte das Papiermacherhandwerk in Ettlingen
erlernt, bereits 1809, mit 20 Jahren, übernahm er von seinem
Vater die Mühle, im gleichen Jahr heiratete er die Oberkircher
Bäckerstochter Maria Anna Geldreich. Das kleine Werk - 1813
wird von zwei Gesellen und einem Lehrjungen berichtet - reichte
nicht aus, die Familie zu ernähren. Von Anfang an wurde Landwirtschaft betrieben, vor allem Weinbau, der bereits für die Ettlinger Vorfahren nachgewiesen ist.
Man sollte annehmen, dass die Quellen zur Geschichte der Welfen vollständig publiziert und wissenschaftlich untersucht sind. Das gilt gerade auch für die in Weingarten, dem ältesten nachweisbaren Welfensitz und welfischen Hauskloster, aufgezeichneten Quellen. Sie wurden zusammengestellt vor allem in einer Handschrift aus der Zeit um 1200, die heute als Hs. D 11 in der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. D 11) verwahrt wird, allgemein bekannt durch die Darstellung des Welfenstammbaums und durch die Abbildung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit seinen Söhnen. Kaum beachtet und zum größten Teil seit 300 Jahren unpubliziert ist aber ein Werk, das an die Welfen-Texte der genannten Handschrift anschließt: »De Romanis imper[ator] ibus«, die »Weingartner Kaiserchronik«. Sie ist außerdem in einer zweiten, ebenfalls aus
Weingarten stammenden Handschrift aus derselben Zeit überliefert, heute Hs. B 3 der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. B 3). Die »Weingartner Kaiserchronik« aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stellt sich dar als eine chronologisch angeordnete Liste der »römischen« Kaiser von Julius Cäsar bis zu Heinrich VI. († 1197). Als Grundlage hatte die Weltchronik des Honorius Augustodunensis »De imagine mundi« gedient. Bereits dort waren in die Kaiserliste einige herausragende Ereignisse oder Personen eingefügt worden. Die »Weingartner Kaiserchronik« erweiterte dieses Konzept durch die Aufnahme der Ahnen des Welfenhauses.
Kunststaatssekretärin Petra Olschowski zeichnete
am 9. September 2016 zehn Persönlichkeiten mit
der Heimatmedaille Baden-Württemberg aus. Diese
wurden für ihr Engagement in der – auch grenzüberschreitenden
– Orts- und Regionalgeschichtsforschung
und der Landeskultur sowie für ihren
Einsatz in der Fasnetstradition, in Volksmusik und
Volkstanz sowie der Chorarbeit geehrt. Die Übergabe
der Medaillen bildet traditionell den Auftakt
der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage
Baden-Württemberg, die dieses Jahr von der Stadt
Bad Mergentheim ausgerichtet werden.
Unter den zehn Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille
war auch Dr. Sven von Ungern-Sternberg,
der Erste Vorsitzende des Landesvereins Badische
Heimat, der zugleich auch Vorsitzender des Münsterbauvereins
in Freiburg ist. Beide an sich getrennte
Funktionen führen in dem Bemühen um die Erhaltung
der kulturellen Leistungen und Bewahrung der
Identität der Regionen zusammen.
Der Lahrer Stadtpark
(2018)
Der Lahrer Stadtpark war schon häufig Gegenstand verschiedenster Veröffentlichungen. Mit Blick auf das Schwerpunktthema des vorliegenden Jahrbuchs „Geroldsecker Land“ und vor dem Hintergrund der 2018 in Lahr stattfindenden Landesgartenschau lohnt sich jedoch eine neuerliche Beschäftigung mit dessen facettenreicher Geschichte, mit der sich auch eine Ausstellung im Erdgeschoss der Villa Jamm ab Frühjahr 2018 unter dem Titel „Der Garten - der Gründer - die Stadt“ beschäftigt. Sie bezeugt das bereits seit langem in Lahr bestehende Bewusstsein um die Bedeutung öffentlicher Grünanlagen für die Lebensqualität einer Stadt und belegt auch die weit zurückreichende Tradition des verantwortungsvollen Umgangs und der zeit- und kostenintensiven Pflege derartiger „Naherholungsgebiete“, von deren Erfahrung die Landesgartenschau 2018 profitiert. Außerdem kann der Stadtpark in Lahr auf eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte - vom Privatbesitz zur städtischen Einrichtung - zurückblicken, die im Geroldsecker Land und weit über diese Region hinaus ihresgleichen sucht.
Am 30. Juni 2002 trat Hauptkonservatorin Dr. Grit Arnscheidt, Stellvertretende Direktorin der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, in den Ruhestand. Mannheim war die Wahlheimat der in Düsseldorf aufgewachsenen Rheinländerin. Nach einem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Anglistik in München, Heidelberg und London, nach Promotion und einer mehrjährigen Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Heidelberg kam sie 1974 nach Mannheim, das fortan nicht nur ihr berufliches Tätigkeitsfeld, sondern auch bevorzugter Gegenstand ihrer Forschungen werden sollte. Als Konservatorin im Städtischen Reiß-Museum bzw. später den Reiss-Engelhorn-Museen hat sie in zahlreichen Ausstellungen und Sonderschauen, Veröffentlichungen und Vorträgen, Exkursionen und Führungen unaufdringlich, doch beharrlich für Mannheimer Stadtgeschichte geworben und auf Eigenart, Gestalt und Wandel dieser Kulturregion aufmerksam gemacht. Interesse für historische Zusammenhänge weckte sie zudem durch einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung in
Mannheim.
Die Familie Kobell stammt ursprünglich aus Hessen. Der Name „Kobel" bzw. ,,Köbel" kann bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Im Zuge der Französisierung im 18. Jahrhundert wurde das „l" verdoppelt, wobei sich diese Schreibweise allerdings erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durchsetzte. Als Stammvater gilt nachweislich Engelbert Kobell, Hochfürstlich Hessen-Darmstädtischer Schultheiß in Niederroßbach, der gegen Ende des 17. Jahrhunderts nach Frankfurt am Main übersiedelte. Sein Sohn Johann Heinrich erhielt dort 1716 die Bürgerrechte. Nach dem großen Brand von Frankfurt 1719 wanderte dieser jedoch mit seiner Familie nach Rotterdam aus. Mit Johann Heinrich Kobell d. Ä. spaltete sich die Familie fortan in eine deutsche und eine holländische Linie auf. Der um 1718 geborene Johann Heinrich d. J. blieb in Holland und war der Vater des späteren Marinemalers Hendrik Kobell sowie des Landschafts- und Tiermalers Jan Kobell. Sein etwa um ein Jahr älterer Bruder Balthasar wurde in Mannheim ansässig und stieg unter Kurfürst Carl Theodor als hoher Finanzbeamter bis zum
kurpfälzischen Hofkammerrat auf.
Klöster gehörten seit dem frühen Mittelalter zu den konstituierenden Elementen von Herrschaft. Beschränkte sich ihre Stiftung noch im 10. Jahrhundert auf Initiativen ranghoher geistlicher und weltlicher Würdenträger aus der Umgebung des Königshauses, so entwickelten seit der Jahrtausendwende insbesondere im Südwesten des Reiches zunehmend Grafen und edelfreie Adelige ein Interesse an Gotteshäusern. Unter dem Einfluss der päpstlichen Partei in dieser Region vollzog sich dabei ein grundlegender Wandel. Denn seit Mitte des 11. Jahrhunderts erbaten Stifter für ihre Klöster nicht mehr, wie bisher, den Schutz des Reiches, sondern den des Apostolischen Stuhls. Sie orientierten sich dabei an den Ideen der Reform. Im Zuge dieser Bewegung entstand auch die Abtei St. Peter. Sie liegt östlich von Freiburg im Breisgau auf einer gewellten Hochfläche des Schwarzwaldes unweit des vermutlich ältesten Verbindungsweges vom Breisgau auf die Baar und zum Bodensee durch das heutige Höllental. Hauptakteur ihrer Stiftung war Herzog Bertold II. († 1111), der Begründer der Zähringerlinie. Auch nach ihrem Aussterben spielte die Pflege ihrer memoria in der Abtei immer wieder eine bedeutende Rolle bis zu deren Aufhebung im Jahr 1806.
Prinz Max von Baden
(2016)
Der Verfasser, Archivdirektor i. R., hat im Generallandesarchiv Karlsruhe im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg den politischen Nachlass des Prinzen Max von Baden, des letzten Reichskanzlers, neu erschlossen, das Inventar steht online. Er resümiert seine Erfahrungen mit der Korrespondenz des Prinzen und schildert sie als Abbild einer Welt im Umbruch. Das Besondere dieser Korrespondenz: Die Briefschreiber stammen aus allen politischen Lagern, von ganz rechts bis weit links.
Als der Badische Landtag am 6. November 1929 zum ersten Mal in seiner neuen Wahlperiode zusammentrat, traf mitten in der Vormittagssitzung die Nachricht vom Tod des Prinzen Max von Baden ein; der Prinz war seit 1889 Mitglied der Ersten Kammer und von 1907 bis 1918 deren Präsident gewesen. Das „Haus“ erhob sich zu einem kurzen Nachruf des Landtagspräsidenten Eugen Baumgartner auf den Prinzen – mit Ausnahme der Fraktionen der Deutschnationalen Volkspartei und der Nationalsozialisten, die demonstrativ den Saal im Karlsruher Ständehaus verließen; die Abgeordneten der Kommunisten blieben sitzen.
Kennzeichnend für die Markgrafen von Baden erscheint während des gesamten
Mittelalters eine prekäre Zwischenposition am unteren Rand des Fürstenranges.
Diese Problematik bestimmte maßgeblich die Herrschaft sbildung und die Handlungsspielräume
der im Grenzbereich zwischen fürstlichem und nichtfürstlichem
Hochadel angesiedelten Familie. Überblickt man ihre Geschichte von der Formierung
des Geschlechts im 12. Jahrhundert über die Phase der Erbteilungen des
14. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert einschließlich der Herrschaft Markgraf
Christophs I., so erreichten die Badener gegen Ende des Beobachtungszeitraums
– im engen Anschluss an das Königtum – zwar schließlich einen Höhepunkt ihrer
Macht, doch blieb ihre fürstliche Rangstellung letztlich stets prekär. Es ergibt
sich somit ein ausgesprochen dynamisches Bild des Auf und Ab einer Familie im
beständigen Kampf um die Wahrung ihrer fürstlichen Rangstellung.
Markgraf Bernhard I. von Baden (* um 1364, † 5. Mai 1431) gilt im Rahmen der Geschichte
Badens als besonders erfolgreicher Territorialpolitiker und man hat ihn als „den eigentlichen
Begründer des badischen Territorialstaats“ bezeichnet. In jedem Fall betrieb er zweifellos nach
innen und außen tatkräftig den Ausbau und die Konsolidierung der markgräflich-badischen Herrschaft. Nach einer Phase wiederholter Erbteilungen, die vor allem die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts prägten und die mit einem zeitweiligen Verlust ihres Fürstenrangs einhergingen, erlangten die Markgrafen von Baden erst unter Bernhard I. wieder fürstliches Niveau. Eine wichtige
Voraussetzung dafür war sicher die Vereinigung aller markgräflich-badischen Besitzungen und
Herrschaftsrechte in der Hand Markgraf Bernhards, die er nach dem Tod seines jüngeren Bruders
Rudolf VII. im Jahr 1391 erreichte.
Hilteboltzwilre - ein Name für einen Weiler im Bann von Offenburg, der nach seiner Ersterwähnung - oder besser: nach dem bisher frühesten bekannten Namensbeleg - im Jahr 1398 bislang nur recht lückenhaft zu verfolgen ist. 1401, 1504 und 1727 wird dieser Name jeweils im Zusammenhang mit einem Wald genannt, wobei es dem Kontext nicht sicher zu entnehmen ist, wo sich dieser kleine Wald genau befand. Die lateinisch abgefaßte Urkunde von 1401 berichtet vom Hildboltsweiler Wäldchen, gelegen in der Pfarrei der Stadt Offenburg, zwischen dem Dorfbann von Hofwei(l)er und dem Stadtwald von Offenburg; es zieht sich unten bis zu diesem Wald hin und oben bis zur Reichsstraße beim Wald von Elgersweier.
Fast vergessen und doch nie ganz – die Erinnerung an Gustav Adolph Unselt ist brüchig und kann nur noch von wenigen Zeitzeugen oder Fachleuten wach gehalten werden. Nahezu unbekannt waren seine Jugend- und Lehrjahre, die mühsam in kirchlichen und staatlichen Überlieferungen sowie in Archiven erfragt und erforscht werden mussten. Erst seine Schwetzinger Zeit als Hofgärtner ist durch eigenhändige Aufzeichnungen besser dokumentiert. Herauszustellen
sind hierbei seine Bemühungen um den Erhalt des Schlossgartens und seine Verdienste um die Züchtung ertragreicher Spargelsorten, die letztlich, und dies soll voller Dankbarkeit ausgedrückt werden, den Ruhm Schwetzingens als Spargelstadt begründeten. Und das bis zum
heutigen Tage! Wer war also Gustav Adolph Unselt? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen
werden.
Der Galiläer aus Kippenheim
(2001)
Für den 8. April 1999 vormittags um 11.00 Uhr hat mir Ruthi Ofek, Steff Wertheimers „rechte Hand" in Public-Relations- und Kulturangelegenheiten, einen Gesprächstermin mit einem der größten Industriellen Israels vermittelt. Der Treffpunkt liegt hoch oben in den Bergen Galiläas in Sichtweite der libanesischen Grenze. Der Ort heißt Migdal Tefen. Hier hat Steff Wertheimer, Chef der „ISCAR"-Gruppe, Anfang der achtziger Jahre mit der Gründung von mittlerweile vier Industrieparks in Israel begonnen, die inzwischen auch grenzüberschreitende Vorbilder für das palästinensische Gaza und die Türkei geworden sind.
Augustin Kardinal Bea
(2003)
„Nach Papst Johannes XXIII. wird er in der Erinnerung vieler als die eindrücklichste Gestalt des Zweiten Vatikanischen Konzils fortleben“, stellte Prof. E. Schlink, der lutherische Konzilsbeobachter fest. Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Westminster, Kardinal C. Heenan, der sagte: „Am Ende wurde Kardinal Bea allgemein, wenn nicht als der gewandteste, so gewiß als der erfahrenste und überzeugendste Redner des Konzils betrachtet“. — Über vierzig Jahre liegen seit dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962—1965) zurück. Die Zeitzeugen, die dieses kirchengeschichtliche Ereignis bewußt erlebt haben, sind spärlicher geworden. Der größte Teil der Konzilsväter ist verstorben und die Aufbruchstimmung, die die Konzilszeit kennzeichnete, scheint der Resignation gewichen zu sein. Die Nachkonzilsepoche ist von einem massiven Säkularisationsschub bestimmt, der zu einer Entleerung der Gotteshäuser führte und in dem viele Kräfte versuchen, kirchliche Bezüge aus unserer Gesellschaft zu verdrängen. Diese Tendenzen lösten fast unvermittelt die Phase ausgeprägter Kirchlichkeit ab, die als Reaktion auf das menschenverachtende Naziregime Staat und Gesellschaft in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts prägte. Die die politische Diskussion um das Verhältniss von Kirche und Staat im Aufklärungszeitalter bestimmenden Gedanken scheinen in ihrer antikirchlichen Variante erst jetzt in voller Wucht zum Durchbuch zu kommen.
Die Mennistenkonzession, das Toleranzedikt des Kurfürsten Karl Ludwig von 1664, markiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung von Freiheits- und Menschenrechten. Mit ihr wurde einer religiös nonkonformen Gruppe ein, wenn auch eingeschränktes, Existenz- und Bleiberecht zugestanden. Nachkommen der damaligen Einwanderer versammeln sich noch heute in den Mennonitengemeinden links und rechts des Rheins. Die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) und der Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) feierten unter dem Motto „Ohne Gewehr und Krieg. Menschen, die aufbauen“ das Jubiläum mit einer zentralen Veranstaltung am 8. November 2014 in Heidelberg.
Dank an Jochen Goetze
(2015)
Lieber Herr Goetze, anlässlich unserer heutigen Mitgliederversammlung möchten wir uns gerne bei Ihnen für Ihr langjähriges Engagement im Heidelberger Geschichtsverein und insbesondere für Ihre Tätigkeit in der Jahrbuch-Redaktion bedanken. Auch als Autor waren Sie von Anfang an dabei und es gibt kaum ein Jahrbuch, in dem kein Beitrag von Ihnen zu finden ist, aber darauf werde ich später noch eingehen. Zunächst wird es etwas persönlich. Als mich vor ein paar Wochen die Bitte erreichte, Sie mit einer kleinen Laudatio zu ehren, habe ich mich spontan dazu bereit erklärt, da ich mich in gewisser Weise als Ihr Schüler empfinde. Die Erinnerungen an Ihre Lehrveranstaltungen, die ich als Student zu Beginn der 1980er Jahre besucht habe, sind mittlerweile natürlich sehr selektiv. Im Gedächtnis geblieben ist mir insbesondere Ihre Erläuterung eines Siegels und was man aus den darauf abgebildeten Personen und Gegenständen alles erfahren kann, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Rechtsstellung hansischer Kaufleute, sondern auch über mittelalterlichen Schiffsbau und andere Aspekte der materiellen Kultur. In der Rückschau zählen Sie zu den fünf bis sechs Lehrerpersönlichkeiten an Schule und Hochschule, die spezifische Interessen bei mir geweckt und mir Zugänge zu neuen Themenbereichen erschlossen haben.
Bedeutung und Auswertungsmöglichkeiten der Konstanzer Investiturprotokolle des 16. Jahrhunderts
(2011)
Ende Juni 2010 konnte nach Abschluss der Redaktions- und Registerarbeiten der Kommentarband zu der schon 2008 im Druck erschienenen, von Franz Hundsnurscher bearbeiteten Regestenedition der Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 16. Jahrhundert ausgeliefert werden. Damit liegt eine fast das gesamte 16. Jahrhundert abdeckende historische Quelle vor, die das Zeitalter der Reformation und Konfessinalisierung aus der verwaltungstechnisch-fiskalischen Perspektive der Konstanzer Kurie beleuchtet. Die Investiturprotokolle des Bistums Konstanz, eines der größten Bistümer nördlich der Alpen, und damit eine bis ins 16. Jahrhundert und darüber hinaus zentrale Instanz für Teile des heutigen Baden Württemberg, der Schweiz und des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg, sind eine wichtige Quelle für unterschiedlichste Fragestellungen. Das in den Protokollen dokumentierte bischöfliche Recht zur Investitur der von den Patronatsherrschaften präsentierten Kleriker lässt sich auf die Trennung geistlicher und weltlicher Anteile an der Pfründenbesetzung in der Folge des Investiturstreits zurückführen. Die Anlage von Investiturprotokollen seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts steht in Zusammenhang mit Verwaltungsrationalisierungen. Wichtige quellenkritische Aspekte ergeben sich durch die Untersuchung der verschiedenen Schritte des Pfründenbesetzungsvorgangs und der dabei entstandenen Schriftdokumente. Wie die Quelle prosopografisch genutzt werden kann, soll exemplarisch anhand von Belegen für Kirchenmusiker des 16. Jahrhunderts gezeigt werden.
Bootsflüchtlinge 1939
(2016)
Am 13. Mai 1939 stach das Transatlantik-Passagierschiff „St.
Louis“ der Hamburg-Amerika Line (Hapag) in Hamburg in See.
An Bord waren über 900 Juden. Unter den Passagieren war –
neben 21 noch jüngeren Kindern – auch die 4-jährige Sonja
Maier aus Malsch bei Ettlingen. Es sollte keine lustige Seefahrt
werden.
Sonja Maier war die Tochter von Ludwig Maier (geboren am
19. August 1901) aus Malsch bei Ettlingen und Freya Valfer
(geboren am 29. Mai 1910) aus der Poststraße 2 in Kippenheim.
Die Hochzeit der beiden fand am 15. Januar 1933 im Wohnort
der Braut statt – es sollte die letzte Eheschließung unter der
Chuppa in der Kippenheimer Synagoge sein.
Die Aldinger Biblia latina
(2013)
Die Aldinger Kirchengeschichte ist noch zu schreiben. Neben den veralteten Angaben der Oberamtsbeschreibung Ludwigsburg bietet der Blick in die politische Ortsgeschichte wertvolle Hinweise. Zur spezifischen Geschichte der Aldinger Kirche
St. Margareta jedoch gibt es bisher ausschließlich bau- und kunsthistorische Veröffentlichungen. Nähere Angaben zur Kirchengeschichte bzw. weitergehend zur
Aldinger Kulturgeschichte liegen nicht vor bzw. sind mir nicht bekannt.
Im Zuge der wissenschaftlichen Katalogisierung der biblischen Handschriften in
Folio (Großformat) der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart im Rahmen
des Handschriftenkatalogisierungsprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist nun eine Handschrift aufgetaucht, die Aldingen direkt betrifft und die für
die Kirchengeschichte Aldingens von größtem Interesse sein dürfte. Dieser Codex,
eine lateinische Bibelhandschrift (Cod. bibl. 2o9), beinhaltet die Schriften des Alten
und Neues Testaments inklusive der Apokryphen nach der Vulgata samt den Vorreden
des Hieronymus – also alles in allem eine von zahlreichen überlieferten mittelalterlichen Handschriften mit der lateinischen Vulgata-Textfassung. Daran schließt
sich das »Summarium biblicum«, also die Inhaltsübersicht über die biblischen
Bücher, des Alexander de Villa Dei (Alexander Gallus, *1170) an, die aber hier fälschlicherweise Albertus Magnus (um 1200–1280) zugeschrieben wird (fol. 456 r: »Explicit
glosarium Magistri Alberchti Ratisbonensis Episcopi«).
Vor 750 Jahren stand Kappel am Rhein für einen kurzen Augenblick im Mittelpunkt des politischen Geschehens am Oberrhein: Am 23. Juli 1266 schlossen hier die Geroldsecker mit ihren Helfern auf der einen Seite und die Straßburger Bürgerschaft mit ihren Verbündeten auf der anderen Seite im Beisein des Straßburger Bischofs Heinrich IV. einen Friedensvertrag. Dieser Friedensschluss beendete formal den von Heinrichs Vorgänger auf dem Bischofsstuhl, Walther von Geroldseck, und seiner Familie verlustreich gegen die Stadt Straßburg geführten sogenannten „Waltherianischen Krieg“. Die Bürgerschaft von Straßburg ging aus diesem Krieg gestärkt hervor: Die Stadt konnte sich endgültig aus der bischöflichen Macht lösen, und es begann Straßburgs goldenes Zeitalter als freie Reichsstadt. Der Bischof verlor nicht nur die Oberhand über Straßburg sondern musste auch auf alle den untergehenden Staufern entrissenen Hausgüter und Reichslehen wieder verzichten. Für die Geroldsecker war dieser verlorene Krieg faktisch das Ende ihrer Bestrebungen, vereint mit der bischöflichen Macht zu einer regionalen Vormachtstellung am Oberrhein zu gelangen. Wie kam es zu dieser
Auseinandersetzung?
Carl Theodors Kinder
(2007)
In der Kapelle von Schloss Zwingenberg am Neckar befindet sich ein Epitaph mit lateinischer Inschrift, deren Übersetzung lautet: „Hier ruht die vortreffliche Mutter der Grafen von Heydeck, Josepha, die im dreiundzwanzigsten Lebensjahr, nachdem sie dem Erdkreis einen Grafen und drei Gräfinnen geboren hatte, am 27. Dezember 1771 zu den himmlischen Wonnen einging“. Bei der Verstorbenen handelt es sich um Josepha Seiffert, die als 16-jährige Schauspielerin und Ballett-Komparsin die Mätresse des 38-jährigen Kurfürsten von der Pfalz Carl Theodor wird. Wenige Jahre später stirbt die junge Frau, nachdem sie dem Fürsten zwischen Januar 1768 und Dezember 1771 drei Töchter und einen Sohn geboren hat. Schon
eh das erste Kind zur Welt kommt, erhebt Carl Theodor die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Josepha
in den Adelsstand, 1769 macht er sie zur Gräfin von Heydeck.
Zum Lahrer Bürgerbuch von 1356 schreibt Ferdinand Stein im Jahre 1827: 11 Von den Bürgern haben sich einige Namen z.B.: Bühler, Künzlin, Dürr, Pfister, Schmelzer, Vieser bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt. Keine einzige Familie war zahlreich und man bemerkt schon hieran, und an der Mannigfaltigkeit der Namen, dass die Bürgerschaft größtentheils aus vor nicht langer Zeit herbeigekommenen Fremden erwachsen war. 11 Eine große „Mannigfaltigkeit" der Familiennamen finden wir auch in den Lahrer Quellen für das 18. Jahrhundert. Der historische Arbeitskreis Lahr erstellte eine Datenbank mit 11000 Datensätzen aus den Ehebüchern der Jahre 1680 bis 1800 und 400 weiteren Sätzen aus Bürgerbüchern, Steuerlisten u. a. Quellen ab 1662. Für einen ersten Werkstattbericht habe ich aus den Zahlen der Eheschließungen und der Taufen die Entwicklung der Bevölkerungszahlen Lahrs im genannten Zeitraum rekonstruiert.
Actum Donnerstags, den 20. Januar Anno 1701, so eröffnet Stadtschreiber Rudolf Wagenseil seine Protokolle des Ehrsamen Rates der Stadt Lahr, die bis zum 30. Dezember 1704 reichen. Lahr besitzt damit eine lebendige Quelle seiner Stadtgeschichte für die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts. Annelore Hey hat die teilweise schwer lesbaren 727 Seiten für den Historischen Arbeitskreis Lahr transscribiert. Dankenswerterweise kann ich für die Daten und wörtlichen Zitate dieses Aufsatzes auf Frau Heys Arbeit zurückgreifen.
Im April dieses Jahres wurde landesweit des 100. Geburtstages von Dr. Gebhard
Müller (1900-1990), 1948 bis 1952 Staatspräsident von Südwürttemberg-Hohenzollern, 1953 bis 1958 Ministerpräsident von Baden-Württemberg, 1958 bis 1971
Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, gedacht. Am 14. April fand
im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart ein Gedenkakt statt, dem sich die
Eröffnung der Wanderausstellung »Gebhard Müller. Christ - Jurist - Politiker«
im Landtag anschloss. Am 17. April, Müllers Geburtstag, veranstaltete die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg im Gobelin-Saal
der Villa Reitzenstein, dem Sitz der Landesregierung, ein Symposium mit dem
Titel »Gebhard Müller. Ein Leben für das Recht und die Politik«. Dabei referierte
der Verfasser über das Thema »Gebhard Müller - ein Politiker aus dem katholischen Milieu«.
Am Abend dieses Tages wurde am langjährigen Wohnhaus von Gebhard Müller
in Ludwigsburg, Schorndorfer Straße 25, durch Oberbürgermeister Dr. Christof
Eichert eine Gedenktafel angebracht, wobei meinerseits in einem kurzen Vortrag
das soziale Umfeld der Familie Müller vorgestellt wurde. Es sollte dabei das
Milieu in der Stadt Ludwigsburg verdeutlicht werden, in dem Gebhard Müller
seine Grunderfahrungen für das Leben erfuhr. Ohne diesen Hintergrund ist
Leben und Wirken des Ehrenbürgers von Füramoos (1953), New Orleans (1955),
Stuttgart (1975) und Tübingen (1978) nicht fassbar.
Am 9. Juli 2003 hat der designierte Erzbischof von Freiburg, Dr. Robert Zolltisch in der Villa Reitzenstein, dem Sitz des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg in Stuttgart den in den Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche festgelegten Eid abgelegt. Die Voraussetzungen dazu sind im Reichskonkordat vom 20. Juli 1933, Artikel 16 gegeben, und lauten: „Bevor die Bischöfe von ihrer Diözese Besitz ergreifen, leisten sie in die Hand des Reichsstatthalters in dem zuständigen Lande bzw. des Reichspräsidenten einen Treueeid“. Die Bischofswahl für die Erzdiözese Freiburg selber ist im Badischen Konkordat vom 12. Oktober 1932 damals mit knappster Mehrheit vom Badischen Landtag verabschiedet geregelt, und wurde am 10. März 1933, wenige Stunden vor der Absetzung der Badischen Staatsregierung durch die Nationalsozialisten nach jahrelangen Verhandlungen und gleichzeitig mit dem Vertrag mit der evangelisch/protestantischen Landeskirche Badens, ratifiziert. Das Ereignis fand wenige Tage nach dem „großen“ Sieg der Nationalsozialisten in der Reichstagswahl vom 5. März 1933 statt, war die letzte Amtshandlung der legalen Badischen Staatsregierung.
Kurt Georg Kiesinger - Kindheit und Jugend im gemischtkonfessionellen und gemischtdiözesanen Umfeld
(2004)
Der Kaufmann Christian Kiesinger, geboren am 11. September 1876 in Michelfeld, Gemeinde Oberdigisheim lernte Dominika Grimm, geboren am 16. Juli 1878 in Bubsheim in Ebingen kennen, wohin seine Eltern arbeitsbedingt gezogen waren. Dort arbeitete Dominika im Hause seines Arbeitgebers, um den städtischen Haushalt kennenzulernen. Michelfeld und die umliegenden Gemeinden waren seit Jahrhunderten württembergisch und damit evangelisch geprägt, Bubsheim ebensolange vorderösterreichisch und somit katholisch. Christian Kiesinger und Dominika Grimm waren beide von ihrem Glauben zutiefst geprägt und standen vor einer schmerzhaften Entscheidung sich für die Trauung und Erziehung der Kinder in einer Konfession entscheiden zu müssen. Dominika war klar, eine nichtkatholislche Trauung bedeutet den Verlust von Heimat und Familie, so gut wie den Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche, in deren Geflecht Familie und Verwandtschaft lebte.
Vor gut 150 Jahren ist das Oeuvre eines Malers zusammengestellt worden, das in
der Folgezeit nicht mehr grundlegend erweitert wurde. Somit musste die anfangs
gefasste Beurteilung des künstlerischen Wesens, seine Einordnung in die Malerei der
Zeit, auch durch die wenigen später hinzugekommenen Werke nicht mehr
grundsätzlich in Frage geteilt und gar geändert werden – sieht man einmal von
untauglichen Versuchen des Kunsthandels ab. Der Anfang dieses Oeuvre ist in das
letzte Lebensjahrzehnt von Albrecht Dürer zu legen, der 1528 verstorben ist. Seine
Kulmination findet in der darauffolgenden Dekade statt.
Helmut Kaiser
(2014)
Am 25. September 2012 verstarb das Mitglied des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar Helmut Kaiser in Villingen/
Schwarzwald nach langer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren. Helmut
Kaiser wurde am 25. Juni 1935 in Villingen geboren und verbrachte dort sein
ganzes Leben. Nach dem Schulabschluss und der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann übernahm er das Schirmfachgeschäft seines Onkels. Später wechselte
er zur Dresdner Bank in Villingen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994
als Bankkaufmann tätig war.
Mit Worten hoher Anerkennung würdigt ein Chronist des 18. Jahrhunderts die Persönlichkeit Johannes Egons, der in den Jahren 1626 bis 1643 Prior des Reichenauer Klosters gewesen ist: „Er war zweifellos ein überaus würdiger Prior, dem das Leben nach der Ordensregel und die Verehrung Gottes, der Gottesmutter und der Heiligen in einzigartiger Weise am Herzen lag, dazu ein nach dem Zeugnis der Gelehrten ungewöhnlich gründlicher Historiker, wie sich an seiner Abhandlung über die bedeutenden Männer der Reichenau und an verschiedenen anderen Schriften erkennen läßt. In seiner gewinnenden und freundlichen Art im Umgang mit Leuten jeglichen Standes war er bewundernswert. Da er in hohem Maß die Gunst des erlauchten Fürsten und Bischofs genoß, erlangte er zum Wohl unseres Reichenauer Konvents die Freiheit, wie ein erfahrener Verwalter eigene Güter hinzuzukaufen.“ Obwohl der Reichenauer Mönch und Historiker Januarius Stahel diese kurze Würdigung erst etwa hundert Jahre nach dem Tod des Priors Johannes Egon niederschrieb, spürt man doch, wie die Erscheinung und das Wirken eines bedeutenden und integren Mannes noch nichts von ihrem Glanz verloren hatten. Frömmigkeit, wissenschaftliches Talent, die Ausstrahlung einer souveränen und gewinnenden Persönlichkeit, diplomatisches Geschick und erfolgreiche Tätigkeit als Verwalter: Es sind viele Facetten, die hier zur Sprache kommen.
Das nachfolgend abgedruckte, zeitgeschichtliche Gutachten wird zur Dokumentation der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen im Bodenseeraum veröffentlicht. Es wurde am 5. Februar 2014 im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Insel Mainau der Öffentlichkeit übergeben.1 Das Gutachten unter dem
Titel »Lennart Bernadotte (1909–2004) während der Zeit des Nationalsozialismus und
in den unmittelbaren Nachkriegsjahren« wird hier in vollem Umfang abgedruckt. Zur
besseren Anschaulichkeit wurde es um Abbildungen aus dem Gräflich Bernadotte’schen
Familienarchiv und aus anderen Archiven ergänzt.
Der gebürtige Ostpreuße Ferdinand Gregorovius1, freischaffender Kulturhistoriker, Geschichtsschreiber der Stadt Rom im Mittelalter und deren erster protestantischer Ehrenbürger, darf wie auch der etwa gleichaltrige, in Basel lehrende Geschichtswissenschaftler Jacob Burckhardt als einer der zentralen Mittler des
19. Jahrhunderts zwischen den Kulturen nördlich und südlich der Alpen gelten. In
über 20 Jahren, von 1852 bis 1874, war Gregorovius so vollkommen in Italien
heimisch geworden, daß er seinem ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehenen Tagebuch 1867 anvertraute: Deutschland und Welschland sind so grundverschiedene Wesen, daß sie keine Brücke verbindet; daher versinkt mir Rom sofort, wenn ich drüben, und das Vaterland, wenn ich hier bin.
Im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, untergebracht auf dem Kasernengelände
der ehemaligen preußischen Hauptkadettenanstalt und später der Leibstandarte-SS
Adolf Hitler, werden unter anderem die erhaltenen SS-Führerpersonalakten verwahrt.
Unter den abertausenden von Dokumenten befindet sich auch das zu Papier verdichtete
Leben von Heinrich Koeppen, dem ersten
Kommandanten der Kaserne in Radolfzell. Bislang ist in der zeitgeschichtlichen
Forschung über den SS-Obersturmbannführer nur bekannt, dass er im September
1939 in Polen den »Heldentod« fand und
deshalb die Kaserne nach ihm benannt
wurde. Ansonsten liegt sein Leben bis
heute gänzlich im Dunkeln. Was lässt sich
auf der Grundlage eines in Berlin gemachten Quellenfundes mit Gewissheit über
Heinrich Koeppen aussagen?