940 Geschichte Europas
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Nationale und militärische Symbole spielten in der Gesellschaft des Kaiserreichs bereits nach den Befreiungskriegen (1813/15), spätestens jedoch nach der Reichsgründung 1871 eine große Rolle. Kaiserbüste oder -bild, Kriegsspielzeug und Andenken an die Militärzeit gab es in vielen Haushalten. Der Erste Weltkrieg verstärkte diese Tendenz. Andenkenartikel in Form von Gedenkblättern, Münzen, Schmuck und Geschirr wurden massenhaft produziert und verkauft. Fast alle deutschen Steingut- und Porzellanmanufakturen beteiligten sich an diesem Hype. Wandteller, Sammeltassen und Vasen mit patriotischen Sprüchen und Dekoren, Kriegsmotiven und Durchhalteparolen sowie figürliche Keramik in Form von Infanteristen und Dragonern halfen, den Inlandsmarkt zu mobilisieren und den infolge des Krieges reduzierten Auslandsumsatz zu kompensieren. Mit ihrer Hilfe sollte kommenden Generationen der "Geist der großen Zeit" veranschaulicht und im Volk die patriotische Gesinnung gefestigt werden. Gleichzeitig dienten diese Erinnerungsstücke als Bindeglied zwischen Front und Heimat, und ihr Kauf wurde in der Bevölkerung als moralische Unterstützung der Soldaten verstanden.
"Fastnacht der Hölle"
(2014)
"Fastnacht der Hölle" – so umschrieb Ernst Jünger die apokalyptischen Eindrücke, die im ersten voll industrialisierten Krieg auf die Soldaten einstürmten. Die gleichnamige Ausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg versucht zu rekonstruieren, welche Reize die
sinnliche Wahrnehmung von Kriegsteilnehmern, aber auch Zivilisten zwischen 1914 und 1918 vor ungeahnte Herausforderungen stellten. Sie fragt wie die Menschen den Krieg sahen, hörten, rochen, schmeckten und fühlten. Ausgewertet wurden dafür Tagebücher und Feldpostbriefe von Menschen aus Baden und Württemberg. Desillusionierte Soldaten, von der Familie getrennte Familienväter, besorgte Eltern und verzweifelte Hausfrauen kommen zu Wort. Visuell erzeugten die Kämpfe sowohl "großartige Schlachtenpanoramen" als auch "schreckliche Bilder" von zerstörten Landschaft en und entstellten Leichen "ohne Gesicht". In der Heimat bekam man jedoch nur Bilder von fröhlichen Soldaten zu sehen. Selbst Aufnahmen aus Lazaretten zeigten eine heile Welt mit einem "Zauber von Heiterkeit". Zu hören war an der Front die "Höllenmusik" tausender Geschütze. In Städten wie Freiburg, Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart ertönten hingegen "Sirenen und Alarmschüsse", die vor Fliegerangriff en warnten.
Die Feste Kaiser Wilhelm II.
(2014)
Die Feste Kaiser Wilhelm II. ist eine deutsche Festungsanlage des Ersten Weltkrieges. 1914 war sie die größte und technisch modernste Befestigungsgruppe weltweit und spielte eine wesentliche Rolle für die deutsche Kriegsstrategie. Heute ist ein Teil der gigantischen Anlage für Besucher zugänglich, wo die Funktion der Festung und der unterirdische Alltag der Soldaten im Rahmen von Führungen leicht verständlich gemacht werden.
Historiker lieben die großen Linien, wie sich Staaten entwickeln, zwischen Hegenomie und Gleichgewicht taktieren. Kriege werden geführt und nach Friedensschlüssen sucht man wieder neue Wege, so lesen wir häufig in großen
Darstellungen. Das ist oft eine »glatte« Geschichtsschreibung, und man fragt, wer hat denn die Schlachten geschlagen?
Ein besonders krudes Beispiel jährt sich zum zweihundersten Male: der Marsch Napoleons Großer Armee nach Moskau und deren Untergang. Dabei waren auch Soldaten aus dem neuen Großherzogtum Baden. Man sollte sich ihrer erinnern.
Der Zugriff der Könige
(2015)
Am 1. Januar 2016 wird in Frankreich die regionalpolitische und administrative Einheit Elsass
aufgelöst. Sie hatte, von den reichsdeutschen Zwischenzeiten abgesehen, seit dreieinhalb
Jahrhunderten in unterschiedlichen Formen Bestand. Das Land mit seiner sehr besonderen
Geschichte und Bevölkerung wird nun in eine Großregion eingebettet sein, die von der Ile de
France bis zum Rhein reicht. Was wird die Umarmung mit sich bringen? Sind weitere Verluste
an Eigenart zu erwarten? Die Anfänge der Geschichte können Sie in dem folgenden Beitrag
kennen lernen.
Seit Anfang 2016 ist die Region Elsass nicht mehr existent. Sie ist nun Teil der Megaregion Grand Est. Im Elsass hat die von Paris aus verfügte Fusion, die ohne Volksbefragung durchgeführt wurde, heftige Proteste ausgelöst. Die Forderung, das Elsass als eigenständige Region zu erhalten, fand in der Bevölkerung nahezu ungeteilte Zustimmung. Der Verlust der Eigenständigkeit hat eine öffentliche Debatte über die elsässische Identität ausgelöst. Die Wertschätzung der Regionalsprache und der eigenen regionalen Kultur verzeichnen einen deutlichen
Aufschwung.
Die Ausstellung »Reformation! Der Südwesten und Europa« im Zeughaus C5 der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim folgt auf die Ausstellung »Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt«. Sie soll eine Erweiterung der Päpste-Ausstellung sein
und zeigen, wie sich die Reformation wegen der Verweltlichung des Papsttums und der Kirche im Südwesten
Deutschlands ausgebreitet hat.
Zu Anbeginn des Deutsch-französischen Krieges von 1870/71 unternahm eine von Graf Zeppelin geführte Patrouille einen legendär gewordenen Erkundungsritt weit hinein in Feindesland. Die Teilnehmer dieses Fernspähtrupps nannte man Zeppelinreiter. Zu ihnen gehörte der aus Großbritannien stammende 27-jährige Leutnant William Herbert Winsloe. Von seinem Schicksal soll berichtet werden.
Thema der Ausstellung und des Katalogs ist »Europa unter der Herrschaft Napoleons mit einigen der Folgen, die sich daraus ergaben«. »Über die Bedeutung des napoleonischen Erbes für das heutige Europa besteht also kein Zweifel. Deshalb und weil bislang keine Ausstellung den gesamteuropäischen Rahmen den napoleonischen Herrschaft zum Thema hatte,
hat sich die Bundeskunsthalle vorgenommen, transnational zu argumentieren«. »Das napoleonische Erbe« in Europa ist »Ergebnis komplexer Wechselwirkungen, grenzüberschreitender Dynamiken und vielschichtiger Erinnerungskonstruktionen.«
Im Januar 2014 trat in Frankreich das Gesetz zur Neuordnung der Territorialverwaltung und Stärkung der großen Städte (Métropoles) in Kraft . Am 17. Dezember 2014 verabschiedete die französische Nationalversammlung eine einschneidende Gebietsreform. Die Zahl der Regionen wurde zum Jahreswechsel von 22 auf 13 zurückgeführt. Im Lichte der Europäisierung werden die neuen Gebietskörperschaften die kritische Größe erreichen und gleichzeitig mit mehr Kompetenzen und Mitteln ausgestattet. Staatspräsident François Hollande sieht darin weitere
wichtige Schritte auf der Reformagenda zur Modernisierung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit seines Landes, vor allem aber einen Beitrag zum Sparkurs der französischen Regierung.