943 Geschichte Deutschlands
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Zu Beginn bin ich mir durchaus bewusst, dass der Begriff „Nachwendezeit" ein heutiger, ein moderner ist und schlichtweg die Zeit nach der Wiedervereinigung von DDR und BRD nach den Jahren 1989/1990 bedeutet. Es war also eine Nachwendezeit nach einem Wiedervereinigungsvertrag und nicht nach einem Krieg. ,,Nachwendezeit" 1802 bis 1820 bedeutete in diesem Sinne weit mehr. Es war eine Zeit, in der politische Werte und die Philosophie sich grundlegend gewandelt haben. Die sogenannte Aufklärung strebte eine geistige Freiheit an und die Französische Revolution in ihrer Folge erstrebte die Abschaffung der Feudallasten und die Säkularisation (die Umwandlung der geistlichen, kirchlichen Güter in weltlich-staatliche). Napoleon war der Repräsentant dieser beiden Strömungen. Die europäischen anderen Länder wandten sich gegen ihn in mehreren Koalitionskriegen, in denen sich verschiedene Kriegspartner zusammen gegen Napoleon stellten.
Sie verloren aber diese Kriege nacheinander, so dass plötzlich und insbesondere seit dem Frieden von Luneville Napoleon und seine geistig-politische Welt an der Spitze Europas standen. Er wollte dies nutzen und insbesondere die Grenzen Frankreichs nach Osten an den Rhein vorschieben. Dies waren die immer wiederkehrenden Forderungen seiner Friedensschlüsse.
Vor 200 Jahren stimmte der Deutsche Reichstag dem sog. Reichsdeputationshauptschluss zu, der am 25. Februar 1803 in Regensburg beschlossen und veröffentlicht wurde. Dieser Reichsdeputationshauptschluss bedeutet in der deutschen Politik das Ende der Kleinstaaterei und das Entstehen von Mittelstaaten wie etwa von Baden und Württemberg. Er bedeutet aber auch kleinräumig - für die Ortenau etwa - das Ende der landesherrlichen Flickenteppich-Struktur vieler kleiner Landesherrschaften, wie etwa des Hanauerlands, der Reichslandvogtei, der Grafschaft Gengenbach, der Fürstenberger und des Fürstbischofs in Straßburg. Der Reichsdeputationshauptschluss an sich war ein erstes und nur ein vorläufiges Ende von vielen Kriegen seit 1792, die in der Französischen Revolution von 1789 begründet waren. Die Nachbarn Frankreichs sahen die Revolution und Napoleon als Umsturz des bestehenden Herrschaftssystems und schlossen sich in Koalitionen gegen Frankreich zusammen, um diese Gefahr abzuwehren.
Urach und das Ermstal
(1979)
Die alte Residenz- und Oberamtsstadt Urach liegt im oberen Abschnitt des
Ermstales, einer Landschaft, die teil hat an zwei völlig verschiedenartig geprägten
Räumen: der Mittleren Schwäbischen Alb, einer industrie- und städtearmen Zone,
auf der einen Seite und zum anderen an den Ballungszentren des Vorlandes. Diese
Grenzlage hat Urach mit zahlreichen anderen Städten des Landes gemein, wobei
allerdings im einzelnen die Entwicklung recht unterschiedlich verlaufen ist. So wird
etwa Urach von den meisten Pfortenstädten, wie diese Städte auch wegen ihrer
Lagebeziehung bezeichnet werden, nicht nur hinsichtlich der Bevölkerungszahl,
sondern auch der wirtschaftlichen Leistungskraft nach übertroffen. Gemessen an
ihrer Größe besitzt die Stadt allerdings eine erstaunlich hohe zentralörtliche Bedeutung.
Bevor wir der Frage nach den Ursachen dafür nachgehen, sollen zunächst die
naturräumlichen Bedingungen ins Auge gefaßt werden, unter denen sich die Entwicklung
Urachs und seines Umlandes vollzogen hat.
Vom Fürstensitz zum Rathaus
(2005)
Das Schlösschen lebte alle Perioden des
urbanen Lebens mit, es wurde umgebaut und
erweitert, mit anderen Höfen und Häusern verbunden,
vermietet, verkauft und wieder umgebaut.
Schließlich stellte das Schloss, so wie es
sich auf der Anhöhe offenbart, ein Konglomerat
von etwa acht Bauteilen dar, die,
nunmehr eins geworden und in geschlossener
Figur sich präsentierend, doch Zeugen aller
wichtigsten Ereignisse der letzten Jahrhunderte
waren.
Die Adresse ist im heutigen Mannheim nicht zu finden. Die Menschen, das Haus, sogar die Straße sind verschwunden. Die Hausbewohner fehlen im Adressbuch der Stadt seit 1940. In Archiven dagegen geben schriftliche Dokumente Auskunft. Auch in den Erinnerungen ehemaliger Mannheimer in den USA und in Israel leben das Mietshaus und seine Bewohner in schmerzlicher Erinnerung fort. Einige wenige der früheren Bewohner oder Besucher haben überlebt. Sie, die hier als Kinder oder junge Menschen ein und aus gingen, erinnern sich durchaus. Juden lebten hier bis zum 22. Oktober 1940, dem Tag, an
dem die Reise in die Todeslager begann. Wie konnten über 2000 unschuldige Menschen einer Stadt mit Wissen der
Bevölkerung aus ihren Wohnungen abgeführt, deportiert und später getötet werden? Was war da vorausgegangen, wie sah die psychologische und technische Vorbereitung aus, wie konnte alles mit Wissen, vielleicht sogar mit Billigung der Nachbarn geschehen? Eine gültige Antwort wird es wohl nie geben. Dieser Beitrag ist der Versuch einer Rekonstruktion der Ereignisse in einem Wohnhaus.
Im April 1999 trat bei Bauarbeiten in der Mannheimer Kreuzkirche unter dem Altar der Grundstein von 1933 ans Tageslicht. In der in ihm verborgenen Kassette befanden sich neben den üblichen Grundsteinbeigaben eine von den damaligen Vertretern der Kirchengemeinde verfaßte Urkunde mit einem den Nationalsozialismus verherrlichenden Text. Er war am 17.10.1933 in den Grundstein eingelegt worden. Der Bezirk Mannheim der Badischen Heimat ließ die örtliche Presse von dem Fund wissen. Unter der Überschrift „Erinnerungen an ,unselige Tage‘“ berichtete der Mannheimer Morgen am 24.4.99 über den Fund.
Das erste große Interesse an der Heidelberger Schlossruine spiegelt sich Anfang des 19. Jahrhunderts in den nationalen und internationalen Protesten gegen den bereits verfügten Abriss der Ruine wider. Ende des 19. Jahrhunderts tobte ein Streit um den Wiederaufbau der Schlossruine, bei dem der moderne auf Erhaltung der Ruine zielende Denkmalschutz entstand. Damit verbunden war der Beginn erster wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Schloss durch Adolf von Oechelhäuser 1887, Bezirksbaudirektor Julius Koch und Architekt Fritz Seitz 1891, Gymnasialprofessor Karl Pfaff 1897, Baudirektor Josef Durm 1903: Die zu dem Ergebnis kam, die historische Quellenlage insbesondere, was die erste Heidelberger Burganlage betrifft, ist ausreichend uneindeutig. Einzig der Baubefund als solcher biete nach Koch und Seitz die Möglichkeit Fragen zu beantworten. So wurde erstmals die Ruine selbst als Primärquelle aufgefasst. Die Quellenlage, wie sie sich uns heute zeigt, besagt auch, dass man sich dabei vor allem auf die Ruine selbst beschränkte; was außerhalb der Ringmauer war, blieb im wahrsten Sinne des Wortes außen vor, weil die zusätzlichen Kosten der Bearbeitung durch Koch und Seitz nicht zu finanzieren waren. Insbesondere die Südwestecke ist ein relativ unbeschriebenes Blatt. Eine Erklärung dafür mag sein, dass der Zugang zum Schloss seit Jahrhunderten von Osten bzw. Süden erschlossen war.
Wilhelm Heinrich Riehl (1822-1897), der Begründer einer volksgewachsenen Kulturgeschichle, hat einmal geschrieben, der Gang durchs Taubertal sei ein Gang durch die deutsche Geschichte. Damit hat er Recht. Aber zu keiner Zeil kam dieser liebenswerten Region - mit Ausnahme der urfränkisch - merowingischen Besiedlung der ostfränkischen Landschaft und der christlichen Missionierung der Franken als elementare Voraussetzung unserer Kultur - eine so hohe Bedeutung zu wie in der
Zeit der Bauernerhebung von 1525. Bauernkrieg steht dafür in den Geschichtsbüchern. Man bezeichnet damit landläufig von Anfang an die Hintergründe, Motive und Vorgänge, obwohl der Begriff im Kern die Sache einseitig ungenau trifft, weil er „die größte Massenerhebung, welche die Geschichte unserer Nation bisher zu verzeichnen hat", wie der liberale Historiker Friedrich von Bezold diese Bewegung bereits 1886 nennt - lediglich auf die Ereignisse der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Hohen Herren und dem Gemeinen Mann reduziert; denn mehr als 250 Jahre lang hat man in dieser ersten Revolte oder Revolution der Deutschen einzig und allein ein ungerechtfertigtes Aufbegehren, die Zerstörung und blinde Gewalt - einen Krieg der Bauern eben - gesehen, obschon wir sehr eingehend wissen, dass das blutige Ende doch eher ein Krieg gegen die Bauern war. Die Waffen hatten zu viele mundtot gemacht. Und doch erfahren wir ihre Lebendigkeit aus vorhandenen Überresten jener Zeit, aus Spuren, aus Zeugnissen anderer Menschen, von Literaten und Künstlern.
Obwohl durch die Haager Landgerichtsordnung von 1907 Angriffe auf unbefestigte Orte und Städte geächtet waren, wurden bald nach Kriegsbeginn 1914 auch unverteidigte Städte aus der Luft angegriffen. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Westfront wurden auf deutscher Seite vor allem die südwestdeutschen Großstädte Mannheim, Karlsruhe und Freiburg Opfer von französischen und britischen Luftangriffen. Erste Versuche, weiter entfernt gelegene Rüstungsfabriken zu treffen, führten zu Flügen über den Schwarzwald nach Friedrichshafen, Rottweil und Oberndorf. Diese drei Städte wurden im Laufe des Krieges mehrfach gezielt angegriffen, während andere Orte eher zufällig getroffen wurden. Nach einem Überblick über den Stand der Luftrüstung zu Beginn des Krieges werden im Folgenden zunächst die Angriffe auf die Rüstungsbetriebe dargestellt und
anschließend die eher zufälligen Bombenabwürfe auf weitere Städte und Dörfer der Region aufgeführt.
J. B. Kißling schreibt in seiner Geschichte des Kulturkampfes: „In der Schulfrage dachte der badische Liberalismus bereits im Jahre 1831 daran, die Schule von der Kirche zu ‚emanzipieren‘, der Antrag fand aber nur in der Zweiten Kammer eine
Majorität.“ Die Regierung habe an der „durch Geistliche geübten Schulaufsicht“ festgehalten. Die freie Schule war ein altes Ideal der Liberalen, während Erzbischof und Regierung am traditionellen Ideal des vertrauensvollen Zusammenwirkens von
Staat und Kirche festhielten. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten „zu einer Aktivierung des Katholizismus“ war der Freiburger Staatswissenschaftler Prof. Franz Joseph Buß. Er wandte sich „gegen Staatskirchentum und alle liberalen und nationalkirchlichen Tendenzen“. Zuerst in Baden entstanden seit 1844 katholische Vereine, 1846 gab es hier die erste „Massenpetition“ gegen die „Deutschkatholiken“, es entstand der „Ultramontanismus als antiliberale Massen-Opposition.
Ebenfalls 1846 hat der Heidelberger Professor der Rechte und Abgeordnete der Zweiten Kammer C.J.A. Mittermaier
„die Lösung der Schule von der Geistlichkeit und der Kirche“ erneut gefordert. „Die Bewegung des Jahres 1848 griff auch auf die beiden großen Glaubensgemeinschaften über“, in der Zweiten Kammer wurde die „Kommunalschule, welche für alle Konfessionen gemeinschaftlich und dem Einfluß der Kirche entzogen sein sollte“ gefordert.