943 Geschichte Deutschlands
Filtern
Erscheinungsjahr
- 2012 (52) (entfernen)
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (52)
Gehört zur Bibliographie
- nein (52)
Schlagworte
- Geschichte (14)
- Baden (12)
- Zeitschrift (9)
- Heidelberg (5)
- Karlsruhe (5)
- Baden, Familie (4)
- Nationalsozialismus (4)
- Offenburg (4)
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe (3)
- Lahr/Schwarzwald (3)
- Mittelalter (3)
- Ortenau (3)
- Quelle (3)
- Revolution 〈1848〉 (3)
- Bauernkrieg 〈1525〉 (2)
- Biografie (2)
- Bodensee-Gebiet (2)
- Breisgau (2)
- Brief (2)
- Frankreich. Armée (2)
- Juden (2)
- Judenverfolgung (2)
- Kurpfalz (2)
- Landkreis Ludwigsburg (2)
- Nachkriegszeit (2)
- Neuzeit (2)
- Ratsprotokoll (2)
- Verfassung (2)
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (1)
- Amtsgericht (1)
- Appenweier (1)
- Auktion (1)
- Baar (1)
- Bad Rippoldsau (1)
- Baden-Württemberg (1)
- Bassermann, Friedrich Daniel 〈1811-1855〉 (1)
- Bauernbefreiung (1)
- Bekennende Kirche (1)
- Besatzungskind (1)
- Bevölkerung (1)
- Blumberg (1)
- Bodensee (1)
- Bohlsbach 〈Offenburg〉 (1)
- Burg (1)
- Buß, Franz Joseph von 〈1803-1878〉 (1)
- Bürger (1)
- Bürgerrecht (1)
- Deportation (1)
- Deutschland 〈Französische Zone〉 (1)
- Deutschland 〈Gebiet unter Alliierter Besatzung, Amerikanische Zone〉 (1)
- Doggererz AG (1)
- Dreißigjähriger Krieg (1)
- Drittes Reich (1)
- Dunningen (1)
- Entnazifizierung (1)
- Erzbergbau (1)
- Esslingen am Neckar (1)
- Evangelische Kirche (1)
- Feiertag (1)
- Feldlager (1)
- Forstwirtschaft (1)
- Freiburg im Breisgau (1)
- Fürstengrab (1)
- Gagg, Gebhard 〈1802-1866〉 (1)
- Gebietsreform (1)
- Genealogie (1)
- Generallandesarchiv Karlsruhe (1)
- Gewerkschaft (1)
- Handschrift (1)
- Hauger, Karl 〈1906-1985〉 (1)
- Haus (1)
- Heidelberger Katechismus (1)
- Herrschaft Geroldseck (1)
- Hohenzollern, Dynastie : 1061- (1)
- Hüfingen (1)
- Ikonographie (1)
- Kind (1)
- Kirchenrecht (1)
- Kirchenverfassung (1)
- Kloster Sankt Peter im Schwarzwald (1)
- Kriegsverbrechen (1)
- Kulturkampf (1)
- Lahr/Schwarzwald 〈Region〉 (1)
- Landkreis Donaueschingen (1)
- Landkreis Lahr (1)
- Landkreis Villingen (1)
- Lehnswesen (1)
- Leibeigenschaft (1)
- Liberalismus (1)
- Ludwig V., Pfalz, Kurfürst 〈1478-1544〉 (1)
- Ludwigsburg (1)
- Mannheim (1)
- Markgrafschaft Baden-Durlach (1)
- Mord (1)
- Mugdan, Liselotte 〈1917-1989〉 (1)
- Münster Freiburg 〈Freiburg im Breisgau〉 (1)
- Münz, Ernst 〈1915-1969〉 (1)
- Natur (1)
- Nicolai, Ferdinand Friedrich von 〈1730-1814〉 (1)
- Novemberrevolution (1)
- Oberrheinisches Tiefland (1)
- Ortenau 〈Süd〉 (1)
- Ortenaukreis (1)
- Oßweil (1)
- Patronat (1)
- Pest (1)
- Plastik (1)
- Politische Verfolgung (1)
- Recht (1)
- Rechtsprechung (1)
- Reformation (1)
- Regierung (1)
- Register 〈Urkundenlehre〉 (1)
- Reinhardt, Anton 〈1927-1945〉 (1)
- Salem 〈Bodenseekreis〉 (1)
- Schloss Salem (1)
- Schwarzwald (1)
- Sicherheit und Ordnung (1)
- Siebenjähriger Krieg (1)
- Sozialpolitik (1)
- Spruchkammer (1)
- Staatskirche (1)
- Stadtarchiv 〈Freiburg im Breisgau〉 (1)
- Steyrer, Philipp Jakob 〈1715-1795〉 (1)
- Ständehaus Karlsruhe (1)
- Summepiskopat (1)
- Synagoge (1)
- Urach von, Familie : 1000-1261 (1)
- Vatersuche (1)
- Villingen im Schwarzwald (1)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (1)
- Vormärz (1)
- Weimarer Republik (1)
- Wiesneck (1)
- Zwangsarbeiter (1)
Wer immer sich mit "badischer Geschichte" befasst, der wird für sich selbst und für seine Leser klären müssen, welchen Raum er zu beschreiben gedenkt. Zahlreiche Autoren haben
diese Aufgabe auf recht verschiedene Weise gelöst. Vor allem waren es historische Jubiläen, die den Anlass dafür boten, sich mit "Baden" zu beschäftigen, so wie dies in den Jahren 2002 und 2006 der Fall war, als man der 200. Wiederkehr der Schaffung des Kurfürstentums und des Großherzogtums Baden gedachte – wie übrigens auch des Nachbarlandes Württemberg, das wie Baden zum Kurstaat und danach zum Königreich erhoben wurde. Zum ersten Großherzog wurde der
bisherige Markgraf Karl Friedrich von Baden, dessen 200. Todestag im Jahr 2011 wiederum den Anlass zu einem Jubiläum bot, das den Gründer des modernen Baden feierte. Diese Daten markieren denn auch den tiefgreifendsten Einschnitt, den es in der neuzeitlichen Geschichte des deutschen Südwestens und auf der Landkarte der deutschen Länder gegeben hat. Erst seit diesem Zeitpunkt gibt es das
Land Baden in jenen von nun an festliegenden Grenzen, die alle politischen Veränderungen bis zum 2. Weltkrieg überdauert haben,
Aus Anlass des Jubiläums schien es angezeigt, im Sinne der politischen Erinnerungskultur badischer Geschichte an einige historische Daten zu erinnern, die besonders im 18. und 20. Jahrhundert, die Modellhaftigkeit der Politik in Baden zeigen. Zum 60. Geburtstag Baden-Württembergs hat sich die Landeszentrale für politische Bildung entschlossen, einen Jubiläumsband unter dem Titel "Baden-Württembergische Erinnerungsorte" herauszubringen. Die acht ausgewählten Ereignisse des vorliegenden Entwurfes beschäftigen sich dagegen mit politischen Ereignissen, die zeigen, dass Baden zu seiner Zeit, jeweils "eine Spanne voraus" war. Den Texten wurden zur besseren Erschließung des Kontextes biografische Skizzen und Literaturangaben beigegeben.
Aus Platzgründen veröffentlichen wir in dieser Ausgabe nur die ersten vier Erinnerungsgeschichten.
Die Bürgerversammlung am 27. Februar 1848 im Aulasaal des alten Jesuitengymnasiums in Mannheim war das "erstes Ereignis der deutschen Revolution" (P. Blastenbrei). Nach der Nachricht der Abdankung und Flucht des "Bürgerkönigs" Louis Philippe und der Ausrufung der Republik am 24.02.1848, reagierte Mannheim "als erste badische und damit auch erste deutsche Stadt" (P. Blastenbei) auf die Ereignisse in Paris. Am Sonntag, den 27. Februar nahmen auf Einladung von Struve und Hoff über 2500 Personen an einer Volksversammlung im Aulasaal teil. Dort wurden die vier "Märzforderungen" beschlossen: Volksabstimmung mit freier Wahl der Offiziere, Pressefreiheit, Schwurgerichte nach dem Muster Englands und Herstellung eines deutschen Parlaments.
Zu den traditionellen konstitutiven Elementen einer badischen Identität wie gemeinsamen sozialen, wirtschaftlichen, sprachlichen
oder konfessionellen Erfahrungen und vor allem der Zugehörigkeit zu einem hierarchisch gegliederten Personenverband mit der Herrscherfamilie an der Spitze, kam im 19. Jahrhundert die rechtliche und weitgehend auch politische Egalisierung der Badener auf der
Grundlage einer modernen Verfassungsordnung hinzu. Welche Bedeutung die Zeitgenossen diesem neuen konstitutiven Element
badischer Identität zumaßen, lässt sich anhand der Feiern aufzeigen, die zu den Jubiläen der badischen Verfassung von 1818 veranstaltet
wurden: zunächst in einem zeituntypisch kurzen Erinnerungszyklus von 25 Jahren sowie nach 50 und 100 Jahren jeweils in besonderen
politischen Krisenkonstellationen, in denen der Fortbestand der Verfassung in hohem Maße gefährdet erscheinen konnte.
900 Jahre Baden?
(2012)
Eigentlich hat es sich ja längst herumgesprochen: Das 900jährige Jubiläum, das in diesem Jahr mit einer großen Ausstellung des Badischen Landesmuseums und üppigem Rahmenprogramm begangen wird, ist kein Landes- sondern ein dynastisches Jubiläum. Nicht das Land und schon gar nicht sein Name werden in diesen Tagen 900 Jahre alt, vielmehr trat vor 900 Jahren die Dynastie, die dieses Land bis 1918 regierte, zum ersten Mal unter dem Namen Baden in Erscheinung – einem Namen, der in Wirklichkeit sehr viel älter ist.
Rede des Direktors des Badischen Landesmuseums zur Eröffnung der Landesausstellung am 16. 6. 2012
(2012)
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Generalbundesanwalt, sehr geehrter Prinz Bernhard, sehr geehrte Familie von Baden,
meine Damen und Herren,
ich freue mich sehr, dass das Badische Landesmuseum mit Ihnen heute das 900jährige Jubiläum Badens feiern darf. Das Badische Landesmuseum ist zwar vielleicht – trotz unserer 350 000 Sammlungsobjekten – nicht das größte unter den Museen Baden-Württembergs, wenn auch letztes Jahr wieder das bestbesuchte trotz der damaligen Baumaßnahmen im und vor dem Schloss; es ist aber gewiss das internationalste. Durch unsere
Antikensammlung und das Engagement für die orientalisch-islamischen Kulturen kooperieren wir mit Museen in Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Tunesien und jetzt insbesondere Algerien und produzieren entsprechende Ausstellungen. Deswegen vernachlässigen wir aber keineswegs die Kernaufgaben im Bereich der badischen bzw. oberrheinischen Geschichte, Kunst und Kultur. Das zeigt der heutige Tag.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
eine alte Redensart lautet: "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen!« In diesem Jahr feiern wir nicht nur den 60. Geburtstag Baden- Württembergs, sondern auch 900 Jahre Baden. Ich bin gerne in die alte badische Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe gekommen, um mit Ihnen die Jubiläumsausstellung "Baden! 900 Jahre. Geschichten eines Landes" zu eröffnen. Eine Ausstellung, die uns breit und facettenreich, mit vielen Geschichten und Objekten zeigt, was Baden geprägt hat und ausmacht. Die zentrale Frage lautet: Wie wurden wir, was wir sind?
Sehr geehrter Markgraf von Baden, sehr geehrte Markgräfin von Baden, sehr geehrte Markgräfliche Familie, meine Damen und Herren!
I. "Baden … - … Württemberg" – unser Land trägt zwei große Namen. Der erste ist seit 900 Jahren Ihr Name, Königliche Hoheit, Markgraf Max! Und er ist ein wirklich großer Name. Das sage ich als Vertreter der Ersten Staatsgewalt eines republikanischen Staatswesens. Und ich hoffe, Sie und Ihre Familie empfinden meine Feststellung so, wie sie gemeint ist: als politische Ehrbezeugung!
Der Bodenseeraum zählte nicht zu den Stammgebieten des markgräflichen Hauses Baden. Erst durch die "napoleonische Flurbereinigung" der Jahre 1802 bis 1806 gelangte Baden zunächst durch die Säkularisierung in den Besitz der Reichsklöster Salem und Petershausen. Erst seit 1806 erstreckte sich das neu geschaffene Großherzogtum Baden bis an den mittleren Bodensee. Die Ausstellung im Schloss Salem thematisiert zum einen die Eingliederung des Bodenseeraumes in den neuen badischen Staat, zum anderen die Hinwendung von Mitgliedern
des Hauses Baden zur Bodenseeregion.
Frühsommer 1945: Deutschland lag in Trümmern. Das "Dritte Reich", das für sich beansprucht hatte, für alle Zeiten die Geschicke Deutschlands und der "ganzen Welt" zu bestimmen, war in einem Inferno von Tod und Unrecht in sich zusammengebrochen. Nun stand als zentrale Frage im Raum: Wie konnte nach diesem Krieg, den man in Deutschland als "totalen" Krieg bezeichnet hatte, ein Frieden aussehen? War dieses Deutsche Reich, war dieses deutsche Volk überhaupt friedensfähig, hatte es nach Auschwitz noch das Recht, einen Platz in der Gemeinschaft der zivilisierten Nationen einzunehmen? Gleich nach Kriegsende begannen die Alliierten mit dem Wiederaufbau Deutschlands, der mit der Entfernung von Nazi-Strukturen einherging.