943 Geschichte Deutschlands
Filtern
Erscheinungsjahr
- 2015 (66) (entfernen)
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (66)
Gehört zur Bibliographie
- nein (66)
Schlagworte
- Geschichte (14)
- Nationalsozialismus (12)
- Zeitschrift (10)
- Weltkrieg 〈1914-1918〉 (7)
- Baden (6)
- Erster Weltkrieg (6)
- Biografie (5)
- Heidelberg (5)
- Evangelische Landeskirche in Baden (4)
- Judenverfolgung (4)
- Karlsruhe (4)
- Kurpfalz (4)
- Lahr/Schwarzwald (4)
- Bruchsal (3)
- Evangelische Kirche (3)
- Freiburg im Breisgau (3)
- Weimarer Republik (3)
- Barmen-Gemarke (2)
- Bauernkrieg 〈1525〉 (2)
- Bodensee-Gebiet (2)
- Deportation (2)
- Gleichschaltung (2)
- Kirche (2)
- Kraichgau (2)
- Landesverein Badische Heimat (2)
- Ludwig V., Pfalz, Kurfürst 〈1478-1544〉 (2)
- Ludwigsburg (2)
- Oberrheinisches Tiefland (2)
- Pfarrer (2)
- Projektunterricht (2)
- Synode (2)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (2)
- Wahl (2)
- Achern-Illenau (1)
- Achtnich, Theodor 〈1857-1928〉 (1)
- Arbeitshaus (1)
- Armer Konrad (1)
- Baar (1)
- Bad Rappenau (1)
- Baden-Baden (1)
- Barmer Theologische Erklärung (1)
- Bauer, Johannes 〈1860-1933〉 (1)
- Bauernaufstand (1)
- Beck, Franz August 〈1829-1898〉 (1)
- Beer, Georg 〈1865-1946〉 (1)
- Bekennende Kirche (1)
- Bernheim, Ludwig 〈1884-1974〉 (1)
- Bevölkerung (1)
- Bildungspolitik (1)
- Bodensee (1)
- Breisgau (1)
- Bretten (1)
- Bräunlingen (1)
- Bühl (Baden) (1)
- Bürgerwehr (1)
- Deutsche Christen (1)
- Deutschland 〈Gebiet unter Alliierter Besatzung, Französische Zone〉 (1)
- Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma (1)
- Dreißigjähriger Krieg (1)
- Drittes Reich (1)
- Dunningen (1)
- Eckert, Erwin 〈1893-1973〉 (1)
- Edingen 〈Rhein-Neckar-Kreis〉 (1)
- Ehmann, Johannes 〈1958-〉 (1)
- Eichendorff, Joseph von 〈1788-1857〉 (1)
- Elsass (1)
- Entnazifizierung (1)
- Evangelische Theologie (1)
- Forschung (1)
- Frankreich (1)
- Freimaurerei (1)
- Friedrich IV., Pfalz, Kurfürst 〈1574-1610〉 (1)
- Frommel, Otto 〈1871-1951〉 (1)
- Fürstenberg, Friedrich Rudolph von 〈1602-1655〉 (1)
- Fürstpropstei Ellwangen (1)
- Gefallener (1)
- Geschichtsbewusstsein (1)
- Geschichtsschreibung (1)
- Geschichtsunterricht (1)
- Gugel, Bastian 〈-1514〉 (1)
- Gumpp, Johann Konrad 〈1646-1704〉 (1)
- Gymnasium (1)
- Hansjakob, Heinrich 〈1837-1916〉 (1)
- Haslach im Kinzigtal (1)
- Heidelberg-Rohrbach (1)
- Heidelberg-Wieblingen (1)
- Heimattage Baden-Württemberg (1)
- Herrschaft Geroldseck (1)
- Hipler, Wendel 〈1465-1526〉 (1)
- Hochstift Eichstätt (1)
- Hochstift Speyer (1)
- Hochstift Worms (1)
- Hunnen (1)
- Hölderlin-Gymnasium 〈Heidelberg〉 (1)
- Inflation (1)
- Jagdrecht (1)
- Jubiläum (1)
- Juden (1)
- Jüdische Gemeinde (1)
- Kappes, Heinz 〈1893-1988〉 (1)
- Karlsruhe-Durlach (1)
- Kinzigtal (1)
- Kirchengeschichte (1)
- Kirchenkampf 〈1933-1945〉 (1)
- Kirchlich-Theologische Sozietät in Württemberg (1)
- Kirnhalden (1)
- Klein, Paul 〈1871-1957〉 (1)
- Kloster Lorsch (1)
- Kollektives Gedächtnis (1)
- Konstanz (1)
- Konzentrationslager Theresienstadt (1)
- Konzentrationslager Vaihingen (1)
- Konzil von Konstanz 〈1414-1418, Konstanz〉 (1)
- Kreistag (1)
- Kriegsgefangener (1)
- Kriegsnagelungen (1)
- Lahr/Schwarzwald 〈Region〉 (1)
- Landkreis Lahr (1)
- Landkreis Ludwigsburg (1)
- Landkreis Sinsheim (1)
- Landrat (1)
- Lazarett (1)
- Lehmann, Ernst 〈1861-1948〉 (1)
- Lehrerbildung (1)
- Lemme, Ludwig 〈1847-1927〉 (1)
- Luftkrieg (1)
- Luther, Martin 〈1483-1546〉 (1)
- Löffingen (1)
- Mannheim (1)
- Marbach am Neckar (1)
- Marbach am Neckar 〈Region〉 (1)
- Mauer 〈Rhein-Neckar-Kreis〉 (1)
- Meinungsäußerung (1)
- Nationalpolitische Erziehungsanstalt (1)
- Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (1)
- Natur (1)
- Neckarland (1)
- Niebergall, Friedrich 〈1866-1932〉 (1)
- Notgeld (1)
- Odenwald (1)
- Offenburg (1)
- Ortenau (1)
- Ortenau 〈Süd〉 (1)
- Ortenaukreis (1)
- Persönlichkeit (1)
- Pfalz (1)
- Pfalzgraf bei Rhein (1)
- Pfinzgau-Museum 〈Karlsruhe〉 (1)
- Pfälzischer Erbfolgekrieg (1)
- Philipp Christoph, Trier, Erzbischof 〈1567-1652〉 (1)
- Platz (1)
- Preußen (1)
- Propaganda (1)
- Pädagogische Hochschule Heidelberg (1)
- Reformation (1)
- Regierungsbezirk Oberpfalz (1)
- Reichspogromnacht (1)
- Revolution 〈1848〉 (1)
- Rheinau 〈Ortenaukreis〉 (1)
- Rost, Gustav 〈1884-1958〉 (1)
- Sanitätsdienst (1)
- Schiltach (1)
- Schloss Kaltenstein 〈Vaihingen an der Enz〉 (1)
- Scholl, Karl Friedrich 〈1809-1862〉 (1)
- Schubert, Hans von 〈1859-1931〉 (1)
- Schule (1)
- Schulpolitik (1)
- Schulrecht (1)
- Schwarzwald-Baar-Heuberg (1)
- Sigismund, Heiliges Römisches Reich, Kaiser 〈1368-1437〉 (1)
- Sinsheim (1)
- Soldat (1)
- Spanischer Erbfolgekrieg (1)
- Staat (1)
- Stadtbefestigung (1)
- Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais (1)
- Statistik (1)
- Staufer, Dynastie : 950-1268 (1)
- Stössel, Hendrik 〈1953-〉 (1)
- Territorium (1)
- Theologie (1)
- Totengedächtnis (1)
- Troeltsch, Ernst 〈1865-1923〉 (1)
- Ulrich, Württemberg, Herzog 〈1487-1550〉 (1)
- Umerziehung (1)
- Universität Heidelberg. Historisches Seminar (1)
- Universität Heidelberg. Theologische Fakultät (1)
- Vaihingen an der Enz (1)
- Villingen im Schwarzwald (1)
- Vortrag (1)
- Waibstadt (1)
- Weltkrieg 〈1939-1945〉 (1)
- Widerstand (1)
- Wildbann (1)
- Wittelsbacher 〈Dynastie〉 (1)
- Württemberg (1)
- Zehntscheuer (1)
- Zeitung (1)
- Zweireichelehre (1)
Als am 6. September 1950 die 32 Abgeordneten des Sinsheimer Kreistages den Bürgermeister von Mühlacker, Dr. Paul Herrmann, im zweiten Wahlgang mit 17 zu 15 Stimmen zum neuen Landrat wählten,2 glaubten nur wenige Kreiseinwohner, dass der 36-jährige Volkswirt, der sich überraschend gegen die favorisierten Mitbewerber Carl Dornes und den amtierenden kommissarischen Landrat Walther Reidel durchgesetzt hatte, dem Landkreis Sinsheim die nächsten 22 Jahre ununterbrochen vorstehen sollte. Diese Vermutung wird indirekt durch eine - freilich nicht repräsentative - Meinungsumfrage in der Elsenzstadt bestätigt, die die „Rhein-Neckar-Zeitung fünf Tage nach der Wahl Herrmanns veröffentlichte. Wenngleich einige der Befragten hofften, dass es mit dem neuen Landrat nun endlich aufwärts gehe, so überwog jedoch bei der Mehrzahl große Skepsis.
Das Häuflein Neonazis, das ca. zweimal jährlich Sinsheim heimsucht, beruft sich auf Sinsheim als eine „Stadt der Bewegung." Und bis zur Auflösung des Kreises wurde das Autokennzeichen SNH von Auswärtigen spöttisch mit „Sehnsucht nach Hitler" übersetzt. Aber waren Stadt und Amtsbezirk Sinsheim wirklich eine frühe und besonders starke Hochburg der Nationalsozialisten? Für die Zeit der Weimarer Republik und danach liegen über den Raum Sinsheim im Gegensatz zu den umliegenden Städten und fast allen Nachbargebieten nur sehr wenige Veröffentlichungen vor. Zwar gibt es für 39 der 45 Orte Ortschroniken, aber die Zwanziger Jahre und die anschließende NS-Zeit finden darin mit wenigen Ausnahmen nur summarisch Erwähnung als Notzeit nach Krieg und Weltwirtschaftskrise, sowie Ehrentafel der Gefallenen und Vermissten, allenfalls werden noch ein paar Wahlergebnisse angeführt.
Mauer im Jahr 1820
(2015)
Für die Zeitschrift „Palaeos", die der Verein „Homo heidelbergensis von Mauer
e.V." in unregelmäßigen Abständen herausgibt', recherchierte ich 2014 hauptsächlich
im Generallandesarchiv Karlsruhe für einen Beitrag über die Geschichte der
Sandgrube, in der im Jahre 1907 der Unterkiefer des Homo heidelbergensis gefunden
worden war. Heinz Roth, Archivar der Gemeinde Mauer, machte mich darauf aufmerksam, dass im
Archiv des Rathauses in
Mauer die alten „Beilagen"
der Gemeinde-Rechnung
Mauer vorhanden
sind. Gemeinsam
sichteten wir die in
Halbleder gebundenen
Unterlagen (Abb. 1) und
ordneten sie chronologisch.
Bis auf einen Band
waren alle von 1820 bis
1908 in relativ gutem
Zustand erhalten. Deshalb
dehnte ich die Recherchen
zum Sand und
zum Sandabbau in Mauer
auf die Beilagen aus.
1. Stadtmuseum: Die Geschichte der Stadt soll anlässlich des Stadtjubiläums »gegen den Strich gebürstet« werden (Flyer). Die Ausstellung setzt sich damit bewusst von einer konventionellen, allzu positiven, hochlobenden Sicht ab. Diese Sicht entspricht einem Trend, alles möglichst mit Augenzwinkern, mit Ironie zu sehen. 2. Pfinzgaumuseum: Die Ausstellung im Pfinzgaumuseum ist mit 15 Stationen kompakter und überschaubarer als die Ausstellung im Karlsruher Stadtmuseum. Die Zeitspanne umfasst Stationen wie 1196 (Tatort Durlach, ein spektakulärer Kriminalfall) und 1689 (Zerstörung der Stadt) und reicht bis 2015 (»Durlach«-Schriftzug am Turmberg a la Hollywood).
Nicht nur unbeschwertes Feiern unter dem Vorzeichen der Heimattage, auch kritisches
Hinterfragen von problematischen Aspekten der Regionalgeschichte gehören in Bruchsal
erklärtermaßen zum Spektrum der Heimattageveranstaltungen 2015. Am Beispiel der
Deportation nach Gurs 1940 (75. Jahrestag) wie auch der Kriegszerstörung von Bruchsal
1945 (70. Jahrestag) umreißt der Beitrag die entsprechenden Bemühungen der Stadt und ihre
historischen Hintergründe.
Heinrich Hansjakob (1837–1916) gehört mit seinen 74 Werken bis heute zu den bekanntesten
Schriftstellern Badens. Der Autor von »Bauernblut« und »Erzbauern« wurde von den
Nationalsozialisten vereinnahmt und seine Bücher als »Blut- und Boden-Literatur» verfälscht.
Manfred Hildenbrand untersucht die Hintergründe dieser Fehlinterpretation.
Im Jahre 1920 gründeten heimat- und geschichtsbewusste Männer und Frauen aus Bruchsal
und Umgebung die, wie man damals noch sagte, »Ortsgruppe Badische Heimat Bruchsal«. Der
Beitrag des heutigen Vorsitzenden Jörg Teuschl gibt einen Überblick über die geschichtliche
Entwicklung der jetzigen Regionalgruppe.
Der Autor befasst sich mit der Frage, was Verlust der Heimat bedeutet, insbesondere auch im
Zusammenhang mit der Verfolgung unserer jüdischen Mitbürger zur Zeit des Nationalsozialismus.
Er zeigt anhand von Beispielen aus Bruchsal, wie derer gedacht werden kann und
muss, denen ihre Heimat genommen wurde.
Ganz schön aufgeweckt
(2015)
In dem Buch »100 Jahre für Baden« ist ein ausführlicher Bericht über die Geschichte der Regionalgruppe Karlsruhe im 20. Jahrhundert enthalten. Besonders hervorgehoben wird die rege Veranstaltungstätigkeit unter den Vorsitzenden Dr.
Eberhard Knittel (1951–1987), Reg.-Dir. Udo Theobald (1987–1992) und OStR Jörg Vögely (1992–2002). In den fünfziger Jahren gab es manchmal bis zu drei Veranstaltungen im Monat und die Mitgliederzahl war auf fast 1000 gestiegen. Nach einer Vakanz im Vorstand im April 2002 wurde am 9. April 2003 ein neuer Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender wurde der Stadtrat Dr. Hans-Jürgen Vogt, als Stellvertreter wurde Prof. Dr. Siegfried Rietschel gewählt und Elisabeth Schraut M.A. übernahm die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Der Deutsche Städtetag bietet eine Übersicht an, die laufend aktualisiert wird und in der für 2015 19 Städte genannt sind, die in diesem Jahr ein Stadtjubiläum feiern. Angeführt wird diese von Bitburg, das auf eine 1300-jährige Geschichte zurückblicken kann. Die am 17. Juni 1715 gegründete Stadt Karlsruhe kann da altersmäßig natürlich nicht mithalten und nur das vor 150 Jahren zur württembergischen Stadt Weingarten erhobene vormalige Altdorf verhindert, dass Karlsruhe in dieser Liste auf dem letzten Platz steht. Trotz seines jugendlichen Alters hat Karlsruhe aber schon eine, wenn auch – vor allem wegen des Jubiläumsjahrs 1915 – nicht ungetrübte Tradition von Stadtjubiläen aufzuweisen. Im Folgenden soll diese Tradition vor allem
unter dem Aspekt des Ertrags für die Stadtgeschichtsschreibung und des jeweiligen Beitrags des Stadtarchivs vorgestellt
werden.
Karlsruhe und Baden-Baden
(2015)
Karlsruhe ist mit seinen 300 Jahren Stadtgeschichte eine junge Stadt. Als solche fühlt sie sich auch, leichtfüßig, mit tiefer badischer Bindung, aber eben ohne tradierte, historische Verwurzelung. Diese »Leichtigkeit« der Jugend ist es aber gerade, die den deutlich älteren Teilen der Stadt zuweilen missfällt. So fühlen sich Grötzingen mit den amtlichen Wurzeln seit 935 n. Chr. und vor allem die alte Residenz Durlach nicht nur als Vorfahren, sondern quasi als Mütter von Karlsruhe. Auch wundert sich so manche historisch reich entfaltete Stadt der Region über diese »jugendliche Unbeschwertheit« Karlsruhes, wie zum Beispiel
Bretten mit seinem berühmtesten Sohn Philipp Melanchthon (1497–1560), Bruchsal, seit dem ausgehenden Mittelalter Sommerresidenz der Speyrer Bischöfe, Ettlingen mit seiner reichen römischen Vergangenheit oder Rastatt und Bühl, die beide auf eine annähernd 1000-jährige Geschichte zurückblicken können.
Ein wichtiges Ereignis für die historische Entwicklung des rheinfränkischen Raumes war zweifellos die Gründung der Benediktinerabtei Lorsch im Jahre 764. Diese Abtei wurde damals als Eigenkloster von Cancor, dem Grafen im Oberrheingau, zusammen mit seiner Mutter Williswinda gestiftet. Der Klosterort lag auf einer Insel, die sich zwischen zwei Armen der Weschnitz befand. Diese Niederung stellte einen alten Nebenarm des Neckars dar und war daher
ein relativ tiefes Feuchtgelände. Die Stifter übergaben das Kloster ihrem prominenten Verwandten, dem Erzbischof Chrodegang von Metz, dem Primas der fränkischen Reichskirche. Dessen Bruder Gundeland besetzte als erster Abt das neue Kloster mit Mönchen aus Gorze, wo er zuvor Abt gewesen war. Chrodegang erhielt 765 die Reliquien des hl. Nazarius und ließ diese nach Lorsch übertragen, wo sie die Bedeutung der Neugründung steigerten. Im Jahre 774 wurde das Kloster von Altenmünster, das sich ungefähr 500 Meter westlich der späteren
Abtei befand, in feierlicher Inszenierung auf die neue Stelle verlegt. Bei diesem Akt waren Karl der Große, der Mainzer Erzbischof Lul und weitere vier Bischöfe anwesend, was ohne Zweifel auf die hohe Bedeutung dieses Vorgangs und die Ausstrahlung der neuen Abtei hinweist. Karl der Große entschied 772 auch einen Streit zwischen Cancors Sohn und Abt Gundeland um Besitzrechte zugunsten des Klosters. Im gleichen Jahr übergab Abt Gundeland sein Kloster dem mächtigen Frankenkönig und erhielt dafür Immunität und Königsschutz. Damit war Lorsch in die Reihe der Reichsklöster aufgestiegen und Teil der
karolingischen Klosterpolitik geworden.
Zwischen Mars und Minerva
(2015)
Am 7. November 1914 fand im Hauptgebäude der Universität Heidelberg (der heutigen Alten Universität) die öffentliche Antrittsvorlesung des Privatdozenten Wolfgang Windelband statt. Ihr Thema lautete: Habsburg und Hohenzollern. Wolfgang Windelband hatte sich im Sommersemester mit einer Arbeit über die Markgrafschaft Baden im 18. Jahrhundert habilitiert. Dann brach der Krieg aus, und andere Themen waren gefragt, z. B. Habsburg und Hohenzollern. Windelband gab einen Überblick über das schwierige Verhältnis der beiden Dynastien seit dem 13. Jahrhundert, kam aber zu dem Ergebnis, dass man immer aufeinander angewiesen gewesen sei. Schon im 18. Jahrhundert habe man die
Gefahr eines Zweifrontenkriegs empfunden, zumal mit Blick auf die asiatische Großmacht Russland. Österreich habe Zeit gebraucht, seine Aufgabe als Puffer gegen niedrigere Kulturen zu akzeptieren. Nun aber sei der feste Bund zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn eine Garantie für den Sieg im gegenwärtigen Krieg und für den künftigen Frieden.
Am 1. Dezember 1503 verstarb Herzog Georg von Bayern-Landshut in Ingolstadt ohne männliche Nachkommen hinterlassen zu haben. Der Tod des Fürsten war ein Ereignis, das heftige Betriebsamkeit auf der diplomatischen Bühne auslöste. Unter Vermittlung Kaiser Maximilians I. wurden Bemühungen zur Schlichtung zwischen den Herzögen von Bayern-München und den Pfalzgrafen bei Rhein unternommen, da beide Anspruch auf das Landshuter Erbe erhoben. Argumentativ war Albrecht IV., das Oberhaupt der Münchener Linie, zweifellos im Vorteil. Er konnte sich auf eine Vielzahl von Urkunden, hier besonders prominent auf die Teilungsurkunde von 1392, sowie auf die agnatische Verbindung zu Herzog Georg berufen. Die Pfälzer hingegen bauten ihre Argumentation
darauf auf, dass die Tochter des Verstorbenen, Elisabeth, den Sohn Kurfürst Philipps, Ruprecht, geheiratet hatte. Bereits 1496 hatte Herzog Georg in seinem Testament die Hochzeit mit einem Sohn des Kurfürsten bestimmt und – gegen die Regelungen in der Teilungsurkunde – festgelegt, dass das Landshuter Erbe durch die weibliche Erbfolge an die pfälzischen Wittelsbacher fallen sollte. In den letzten Jahren vor seinem Tod war der Herzog vor allem darum bemüht gewesen, Vorkehrungen dafür zu treffen, dass das Fürstentum nach seinem Ableben über Elisabeth an die kurpfälzische Linie des Hauses kam.
Zwei Kaiser, eine Memoria?
(2015)
Der Speyerer Dom ist einer der bedeutendsten Erinnerungsorte Europas. Seit seiner Stiftung am Anbruch des zweiten Jahrtausends ist er ein christlicher Sakral- und Memorialbau einzigartigen Rangs. Das hat der Dom vor allem seinen Kaiser- und Königsgräbern zu verdanken. Nach der Bestattung seines Stifters, dem ersten Salierkönig Konrad II. (1024–1039), wurde der Dom mit den Begräbnissen der übrigen salischen Herrscher, Heinrich III. (1039–1056), Heinrich IV. (1056–1106) und Heinrich V. (1106–1125), zunächst zur dynastischen Grabkirche und entwickelte sich dann bis in das 14. Jahrhundert mit weiteren
Königssepulturen zur hervorragendsten Herrschergrablege des Heiligen Römischen Reichs. Dementsprechend wurde an diesem symbolträchtigen Ort die liturgische Memoria der toten Herrscher in besonderem Maße gepflegt. Noch Ende des 15. Jahrhunderts sprach der Humanist und Speyerer Domvikar Jakob Wimpfeling bei einer von Kaiser Maximilian I. angeordneten Seelmesse für die verstorbenen Könige in seiner Lobrede vor dem Habsburger und seinem Gefolge sowie weltlichen und geistlichen Dignitären mehrerer europäischer Herrschaftsterritorien vom Dom als dem ruhmvollsten Begräbnisort (sepulture gloriosissimum locum), an dem das Gedächtnis jener Könige rege sei (Hic crebra est illorum regum memoria).