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In der Weimarer Republik, insbesondere in deren Endphase, wurde die politische Auseinandersetzung in Karlsruhe, wie in anderen deutschen Großstädten auch, durch den Gegensatz von Nationalsozialisten und den Vertretern der anderen
politischen Parteien beherrscht. Neben dem verbalen parlamentarischen Schlagabtausch war es dabei ab 1929 vermehrt auch im öffentlichen Raum zu Handgreiflichkeiten bzw. körperlichen Attacken zwischen beiden Seiten gekommen. Als erster Vorfall dieser „Politik der Straße“ (Ernst Otto Bräunche) ist die sogenannte Hoelz-Schlacht vom 23. April 1929 zu nennen. An diesem Tag sprach Max Hoelz, ein aus Sachsen stammender und 1921 führend an kommunistischen Aufständen in Mitteldeutschland beteiligter Kommunist, in der Karlsruher Festhalle, wobei es am Ende der Veranstaltung zu einer tätlichen Auseinandersetzung
zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten gekommen war, bei der Hoelz selbst verletzt wurde und erheblicher Sachschaden entstand. Ein weiterer Vorfall, der bisher nur wenig bekannt war, stellt die Prügelei zwischen Nationalsozialisten und einer Gruppe internationaler Konferenzteilnehmer im Gasthaus „Darmstädter Hof“ vom 19. Dezember 1929 dar.
Der "Neue[n] Badische[n] Landeszeitung" vom 8. Februar 1916 ist zu entnehmen, dass ein eiserner Hirsch "als Wahrzeichen des gegenwärtigen Krieges und des Opfersinnes der Einwohnerschaft" in St. Blasien aufgestellt worden sei. Dieser Beitrag will keine Kriegsschilderung sein, sondern an zwei kleinen, dem Leben einer überschaubaren Gemeinde entnommenen Beispielen Anfang und Ende des von manchen Historikern als "Urkatastrophe" bezeichneten Ersten Weltkriegs aufzeigen: Hier die genagelte Symbolik der Opferbereitschaft , aber erst recht der Leiden und Tragödien (Gefallene und Hinterbliebene, aber auch seelisch und körperlich verletzte Heimkehrer), da der schale Nachgeschmack des Endes und des Überlebens.
Im Jahre 1962 veröffentlichte das Journal
,L'Arche’, das Presseorgan der in Frankreich lebenden Juden, ein außerordentlich
langes Gedicht unter dem Titel ,Stebbach -
Eppingen im Land’. Sein Autor: Emmanuel
Eydoux.
Ungewöhnlich daran war nicht nur, dass
dieser Text, der eher einer Erzählung in
Strophenform als einem Gedicht glich, in
einer französischen Zeitung und in französischer Sprache publiziert wurde, sondern
auch, dass sein Verfasser sich mit den örtlichen Gegebenheiten und manchen familiären Verhältnissen in Stebbach ganz gut
auszukennen schien. Obwohl niemand im
Dorf den Namen Emmanuel Eydoux jemals
gehört hatte, war eines aber bald klar: Ein
Ortsfremder konnte das Gedicht nicht
geschrieben haben! War man in der Lage,
es zu übersetzen, so ergaben sich schnell
konkrete Hinweise, dass sich hinter dem
Pseudonym Emmanuel Eydoux der französische Philosoph und Schriftsteller
deutsch-jüdischer Herkunft Roger Emmanuel Eisinger verbarg.
Milliardenfach verschickt, stellen die Bildpostkarten bedeutsame visuelle Zeugnisse aus dem Ersten Weltkrieg dar, die insbesondere unter mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Aspekten interessant sind. Als persönliche Mitteilungen eröffnen sie ihrem Betrachter die Möglichkeit, sich dem Ersten Weltkrieg und seinen Auswirkungen aus einer anderen Perspektive, der privaten, zu nähern. Dank ihrer Eigenschaft als Objekte zeitgenössischer Sammelbegeisterung fanden zahlreiche Karten aus den Kriegsjahren ihren Platz in privaten Postkartenalben und haben sich so für die Nachwelt erhalten. Neben Briefen waren Postkarten auf lange Zeit oftmals die einzige Kommunikationsmöglichkeit, das einzige Bindeglied zwischen den Soldaten an der Front und ihren Angehörigen in der Heimat. Den Bildpostkarten kam somit der Charakter eines Lebenszeichens von Seiten der Soldaten zu, dessen Ausbleiben Grund zu Besorgnis gab: das Fehlen einer Nachricht konnte Verwundung, Vermisstsein, Kriegsgefangenschaft oder sogar Tod bedeuten. Für die Kartenschreiber stand ein breites Angebot an Bildpostkarten zur Verfügung, aus dem für jeden Anlass und jeden Empfänger die passende Karte ausgewählt werden konnte. Die dargestellten Motive reichen von Zeichnungen und Fotografien vom Kriegsschauplatz über naive Liebespostkarten und patriotischen Festtagsgrüßen bis hin zu Porträtaufnahmen einzelner Soldaten. Bei der Mehrzahl der Bildpostkarten handelt es sich um industriell produzierte Massenware. Es finden sich jedoch auch einzelne Serien, beispielsweise mit Jugendstilmotiven, die sich durch eine hohe künstlerische Qualität auszeichnen. So unterschiedlich die Bildpostkarten auch sein mögen, verbindet sie jedoch eine zentrale Gemeinsamkeit: Die oftmals grausame Realität des Kriegsalltags ist auf ihnen nicht zu sehen. Vielmehr zeigen sie tröstliche Klischeebilder einer friedlichen Idylle, unwahre und verharmlosende Konstruktionen einer idealisierten Gegenwelt zur Hölle des Krieges.
Im Herbst 2004 wurde das Wasser des Unterhölzer Weihers, wie üblich, abgelassen, um den Fischbesatz zu „ernten". Der Angelverein Donaueschingen-Pfohren hat dieses Gewässer für die Aufzucht von Jungfischen, vor allem Karpfen, gepachtet.
Das Fangergebnis war aus der Sicht der Angler katastrophal. Praktisch keiner der etwa viertausend eingesetzten Jungkarpfen hatte überlebt. In den Trockenjahren 2003 und 2004 wurden extrem niedrige Sauerstoffwerte im Wasser des Unterhölzer Weihers gemessen. Möglicherweise liegt hierin die oder eine Ursache für das schlechte Aufzuchtergebnis bei den eingesetzten Jungkarpfen. Unter der Federführung der Abteilung für Naturschutz beim Regierungspräsidium Freiburg und des Instituts für Angewandte Forschung der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen wurde daraufhin ein Konzept zur ,,Sanierung" des Unterhölzer Weihers entwickelt.
"Theologen, Maler, Musiker"
(2000)
Anläßlich einer der jährlichen Routinefahrten in den „traumhaft-sonnigen Blütenfrühling“ nach Weinheim an der Bergstraße -
das wie ein „Stadtmärchen“ aus Franken imponiert und als „wunderschönes altes Städtchen“ von K. Demmel besungen wird,- von „den Göttern herrlich bedacht mit jedem Gut“ , - wo froh bewegtes Leben der Corpsburschen auf der Wachenburg oder Burg Windeck (ehemalige Lorscher Klosterfeste, sagenumwoben) und mit lustigem studentischen Treiben in den engen Fachwerkgassen zur Pfingstzeit das „Städtchen“ jährlich romantisiert - sendete der SWR im Autoradio Kammermusik von Ermanno Wolf-Ferrari -; apropos kam dabei noch der Hinweis auf väterliche Wurzeln des Komponisten in Weinheim. Ein new look! - , der spätestens dann zur Evidenz wurde, als man im Weinheimer Stadtarchiv genealogische Hinweise im Text- und Bildband vom Leben des Malers und Komponistenvaters August Wolf fand, dessen Vorfahren Theologen und fürstliche
Bedienstete waren (2A).
1988 legte der Historiker Clemens Vollnhals – inzwischen Leiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung in Dresden – eine umfangreiche Dokumentation „Die evangelische Kirche nach dem Zusammenbruch. Berichte ausländischer Beobachter aus dem Jahre 1945“ vor. Darin präsentierte er 72 bis dahin völlig unbekannte Dokumente US-amerikanischer, britischer und französischer Kirchenvertreter, die unmittelbar nach Kriegsende das zerstörte und besiegte Deutschland besucht und erste Kontakte zu deutschen Kirchenvertretern geknüpft hatten. Die Dokumente, die in der Zeit zwischen Mai und Dezember 1945 entstanden, hatte Vollnhals unter anderem in den „National Archives in Washington“, in den damals noch in Colmar lagernden Beständen der „Archives de l’Occupation française en Allemagne et en Autriche“ sowie im „Archiv des Lutherischen Weltbundes“ und des „Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf“ entdeckt. Drei dieser ausländischen Beobachter hatten dabei auch die Badische Landeskirche und die Erzdiözese Freiburg besucht: Sylvester C. Michelfelder und Stewart W. Herman aus den USA sowie Marcel Sturm aus Frankreich. Ihre Berichte sind eine einmalige historische Quelle für die Situation der evangelischen und der katholischen Kirche in Baden in den ersten Nachkriegsmonaten 1945.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt die Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (National- und Universitätsbibliothek Straßburg) im Herbst 2014 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Bodleian Library in Oxford eine große Ausstellung mit dem Titel "1914, la mort des poètes" ("1914 – Der Tod der Dichter"). Sie ist drei renommierten europäischen Dichtern gewidmet, die an der Front gefallen sind: dem Franzosen Charles Péguy, dem Deutschen und gebürtigen Elsässer Ernst Stadler – der auch der erste Péguy-Übersetzer ins Deutsche war – und dem Engländer Wilfred Owen. Mit dieser Ausstellung, die in Frankreich von der Mission du Centenaire mit ihrem nationalen Label ausgezeichnet wurde, wird auch das historische Bibliotheksgebäude nach mehreren Jahren umfangreicher Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Sie ist auf das literarische Werk der drei Dichter ausgerichtet und weist mit erstrangigen Dokumenten (Manuskripten, Erstausgaben, Zeichnungen und Stichen) die Brüche und Verwerfungen hin, die die zunehmende Kriegsgefahr und dann der Krieg selbst in ihrem OEuvre hervorriefen. In einem Gespräch mit Claire Daudin, der Vorsitzenden des Freundeskreises Charles Péguy und Mitglied des wissenschaftlichen Ausstellungskomitees, erörtern die Kuratoren Julien Collonges und Jérôme Schweitzer einige Überlegungen, die ihrem Ausstellungskonzept zugrunde liegen. Dabei geht es in unterschiedlichem Grad immer um die Frage nach dem Bezug von uns Heutigen zu diesen fernen Werken, die bald vertraut, bald rätselhaft erscheinen, und zu diesem traumatischen – zum Teil immer noch unverständlichen – historischen Ereignis, das sie geprägt hat. Inwiefern verkörperten Charles Péguy und Ernst Stadler das Europa der Literatur und der Kultur, das in der Katastrophe unterging? Ist Péguy wirklich der kriegerische Nationalist, als den man ihn manchmal hinzustellen beliebt, und wie soll man erklären, dass sein Werk, das doch fremden Kulturen gegenüber so off en und dialogbereit ist, nach seinem Tod derart missdeutet werden konnte? Welche symbolischen Tode (Entstellung, Vereinnahmung, Nichtbeachtung) bedrohen diese der Nachwelt überlieferten Werke? Welches Verhältnis hatten diese Dichter zu einem Krieg, der heute einhellig verurteilt wird, und was können wir nach 100 Jahren überhaupt davon verstehen? Und wie soll man schließlich zwischen Glorifizierung und historischer Distanz ihre Werke so präsentieren, dass die Botschaft der Ausstellungsstücke, die von ihrem Einsatz und ihrer Arbeit Zeugnis geben, das heutige Publikum erreicht?
"Umschulung"
(2013)
Dieser Text ist in einer französischen Original-Version 2010 unter dem Titel "Umschulung. Témoignages d’instituteurs alsaciens déplacés en pays de Bade (1940–1945)" erschienen. Der Verfasser widmet diese deutsche, gekürzte Version seinen deutschen Freunden und bedankt sich bei seinem Kollegen und Freund Herrn Anton Burkard aus Merzhausen für seine Hilfe bei der Übertragung dieser Fassung ins Deutsche.
Während der deutschen Besatzung Frankreichs wurden elsässische Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einer sogenannten Umschlung unterzogen. Sie müssen nun nach dem deutschen Lehrplan unterrichten, der ihnen in mehrmonatigen Lehrgängen "beigebracht" wird. Deutsch ist nun Schulsprache und bis 1941 wird auch noch in Sütterlinschrift geschrieben. Es finden auch Lehrgänge für nationalsozialistisches Geschichtsdenken statt. Die mehrmonatigen Aufenthalte bei der Besatzungsmacht sind für viele der jungen Lehrerinnen und Lehrer eine schwere psychische Belastung. Zeitzeugenberichte sind die Grundlage dieses Beitrags.
Vor kurzem wurde bekannt, dass das seit 1969 auf dem Gelände des früheren Hoftheaters angesiedelte Bundesverfassungsgericht eine Erweiterung in den Botanischen Garten Karlsruhes plane. Zumindest bezieht sich die
Ausschreibung des Wettbewerbs für einen Erweiterungsbau allein auf die Südostecke des Botanischen Gartens. Der Architekturwettbewerb schloss alternative Standorte aus. Der von dem Berliner Architekten Paul Baumgart realisierte Gebäudekomplex von 1969 fügte sich in den Schlossplatz auf der Ostseite und den Botanischen Garten auf der Westseite problemlos ein. Die spätromantische, trapezförmig zwischen 1854 und 1857 angelegte Parkanlage von Heinrich Hübsch würde aber, sollte das BVG einen Bau auf der Rasenfläche in der Südostecke des Botanischen Gartens erstellen, in
ihrer Ausgewogenheit zerstört, auch wenn nur 730 Quadratmeter der Wettbewerbsfläche verbaut werden sollten (Hans-Jürgen Papier, BNN 12.7.2002).