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Die Evangelische Landekirche in Baden hat seit 1821 den Bekenntnistand einer sog. Bekenntnisunion. Vor allem von lutherischer Seite hat es seit jeher starke Vorbehalte gegen die Unionsbildungen gegeben. Bereits im 19. Jahrhundert hat das zur Separation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden von der Landeskirche geführt. Aber auch innerhalb der Landeskirche gab es heftige Auseinandersetzungen über das Verhältnis von Lehr- und Kircheneinheit in der Union und die Frage, welche Bedeutung der Anerkennung bestimmter Bekenntnisschriften in der Kirchenverfassung theologisch und rechtlich zukommt. Dieser Streit wurde zuletzt mit Vehemenz im Zusammenhang mit der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in öffentlicher Synodaldebatte ausgetragen. In der Diskussion
über den Vorspruch zur neuen Grundordnung der Landeskirche von 1958 war vor allem der Wortlaut von Abs. 4 hoch kontrovers, der damals in der heute noch gültigen Fassung wie folgt festgelegt worden ist: Sie anerkennt, gebunden an die Unionsurkunde von 1821 und ihre gesetzliche Erläuterung von 1855, namentlich und ausdrücklich das Augsburger Bekenntnis als das gemeinsame Grundbekenntnis der Kirchen der Reformation, sowie den kleinen Katechismus Luthers und den Heidelberger Katechismus nebeneinander, abgesehen von denjenigen Katechismusstücken, die zur Sakramentsauffassung der Unionsurkunde in Widerspruch stehen.
Die folgende Geschichte spielte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Raum Freistett ab. Es ging dabei um Holz, Geld und Recht und liefert den Stoff zu einem spannenden Historiendrama. Im Mittelpunkt steht der neureiche, skrupellose, aber geniale Kaufmann Georg Daniel Kückh mit seiner wohlhabenden Gattin Anna Barbara, geb. Saltzmann. Ausgestattet mit der satten Mitgift Anna Barbaras kauft der reiche Kückh um 1730 halb Freistett auf. Das genügt ihm nicht. Er kauft einem Baron einen Wald ab und lockt drei adelige Herren mit einem tollkühnen Plan. Er will aus Holz bares Geld zu machen, die Wälder der Region abholzen und das Holz über einen Kanal in die von ihm neu gegründete Stadt Neufreistett schaffen. Die drei adeligen Landesherrn sind der französische Bischof Kardinal von Rohan, der badische Markgraf Ludwig Georg von Baden und der Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt. Ungefragte Opfer sind die Dorfbewohner der Umgebung. Die einfachen Bauern, Handwerker und Tagelöhner reagieren auf die Pläne verständlicherweise erbost, werden grob und greifen zur Gewalt. Schließlich springt die gütige Kaiserin Maria Theresia dem getäuschten Volke bei und lässt den Kanal wieder zuschütten. Die Geschichte endet mit einem unerwarteten Happy End. Nicht genug! Der verhasste Bösewicht Kückh springt verzweifelt in die Fluten des Rhein. Welch ein tragikomisches Ende! Und ein dichtender Freistetter hält das Ganze für die nachfolgenden Generationen lyrisch fest. Was lernen wir daraus? Es gibt sie also doch, die Gerechtigkeit, die das gute Volk vor bösen Schurken in Schutz nimmt. Soweit im Zeitraffer die Überlieferung der Vorgänge um den Kaufmann Kückh und seinen Kanal.
Im Jahresband 1997 der ORTENAU (Seite 199-220) wurden in Text und Bild Funde aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgestellt, welche die „Archäologie-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums" seit dem Jahre 1992 im tiefsten Gewölbekeller des Hauses Kanzler am Rande der südlichen Stadtmauer der Offenburger Innenstadt geborgen hatte. Der Verfasser hatte die fast fünf Jahre umfassenden stadtarchäologischen Aktivitäten „von der Grube zur Vitrine" und ihre Ergebnisse dargestellt, die dann im folgenden Sommer der Öffentlichkeit in einer großangelegten Ausstellung im Schalterraum der Volksbank Offenburg präsentiert werden konnten. Herr M. Yupanqui Werner, M.A., ergänzte die Darstellung durch eine exakte wissenschaftliche Beschreibung und Datierung des umfangreichen Fundmaterials, insbesondere der Keramik und der gefundenen Gläser. Was hat sich inzwischen im Kanzlerkeller getan? Daß hier eine Fortsetzungsgeschichte geschrieben werden mußte, wie der Untertitel verrät, liegt zweifellos an der hochkomplexen Baugeschichte dieses vielstöckigen Gewölbekellers, der uns immer wieder mit neuen Geheimnissen überrascht und damit als stadtgeschichtlich engagierte Arbeitsgemeinschaft zu neuen Nachforschungen herausgefordert hat.
Die evangelische Stadtkirche in Karlsruhe wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff stark zerstört und musste nach Kriegsende wieder aufgebaut werden. Auch ihr Geläut wurde neu konzipiert, und es wurden neue Glocken gegossen. Jedes Mal, wenn diese Glocken läuten, erinnern sie auch an Wilhelm Rumpf (1900–1964), der von 1934 bis 1964 Orgel- und Glockensachverständiger der badischen Landeskirche war. Mit der Schlagtonmelodie as – c' – es' – f' – as' vermachte Wilhelm Rumpf der evangelischen Stadtkirche den Anfang des kirchentonalen ‚Te deum laudamus’. Nach dem Krieg arbeitete er landesweit am Aufbau der zerstörten Geläute und Orgeln. In Karlsruhe hatte Rumpf von 1917 bis 1920 das Lehrerseminar besucht und zunächst als Volksschullehrer seine Karriere begonnen. Neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer am Fichtegymnasium war er seit 1930 Organist an der Christuskirche, 1932 übernahm er den Bachverein, den er über dreißig Jahre lang leitete. Im Jahr 1933 wurde er zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Er wechselte als Organist an die Stadtkirche und wirkte, als diese im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, vorübergehend bis 1959 auch an der Markuskirche.
Der Karlsruher Schlossplatz
(2007)
In den Sohlen brennt es, brennt es: vor zum Schloßplatz! Da ist
seine stille Schönheit, seine Liberalität und humane Einfachheit; seine
bescheidene Größe, die wie im Gleichnis dennoch alle gemütliche
Weite besitzt. Ihr könnet nicht wissen was dieser Schloßplatz für mich
ist! Die Sonntagvormittage von zehn Jahren gutgläubiger Jugend
liegen mir drin; Parademusik, Schloßwache, Hofkutschen; Schulkameraden,
Tennisfreundinnen, Tanzstundendamen; Theaterzettel mit
dem Namen Felix Mottl, mit Fidelio, Wagner, den Trojanern (wo hört
man sie noch?); Hofopernsänger und Schauspieler, alle ein wenig
geheimnisvoll mit dem Rest Schwarz unter den Augen und den abgeschminkten,
großporigen, ein wenig weichen Wangen; „Herr Wassermann“,
der Karlsruher Possart, Mephisto, Nathan, Marinelli, Wurm
und Nickelmann; die Sängerinnen, ach, die Sängerinnen, [...].
Am Karfreitag 1945 verhaftete eine Volkssturmeinheit unweit von Bad Rippoldsau, das unterhalb des Kniebismassivs liegt,
zwei Flüchtlinge: zwei junge Menschen, welche die Not der Zeit in die Welt hinausgeworfen hatte, wo sie versuchten, ihr
Leben zu retten. Doch sie trafen auf den SS- und SD-Führer, SS-Totenkopfringträger, SS-Ehrendegenträger und „Inhaber des
SS-Julleuchters", den zeitweiligen NSDAP-Ortsgruppenleiter von Wolfach, Karl Hauger, der seines Zeichens - sozusagen
neben seinen unzähligen NS-Parteibeschäftigungen - auch noch Forstamtsleiter des Staatlichen Forstamtes II in Wolfach,
der damals für Bad Rippoldsau zuständigen Forstbehörde, war. Ein Mann, der seine Unterwürfigkeit zu Partei und Staat auch
durch die Tatsache zum Ausdruck brachte, dass er nicht etwa, wie damals noch weithin üblich, im Frack und Zylinder zum
Traualtar schritt: Der Forstmann heiratete 1934 auch nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre, in Forstuniform, sondern
in der schwarzen Uniform der SS. Karl Hauger, im Volksmund von manchen noch heute der „kleine Hitler von Wolfach" genannt, war sich selbst nicht zu schade dafür, sich eigenmächtig zum Richter zu erheben und zum Hinrichter zu erniedrigen.
Also hat der katholische Bruder den lutherischen bekehrt, und der lutherische hat den katholischen bekehrt – dieser Satz findet sich gegen Ende von Johann Peter Hebels Kalendergeschichte Die Bekehrung. Hebel schrieb den Text im Laufe des Jahres 1810 für den im Verlag des Großherzoglichen Lyceums in Karlsruhe herauskommenden Rheinländischen Hausfreund von 1811, und im gleichen Jahr erschien er außerdem im Verlag Cotta in Tübingen innerhalb der Sammlung Schatzkästlein des rheinischen Hausfreunds. Hebel war zu dieser Zeit seit zwei Jahren Direktor des bis 1803 Gymnasium illustre genannten Karlsruher Lyceums, der bedeutendsten Lateinschule des Großherzogtums; außerdem war er 1805 zum Kirchenrat ernannt und 1809 nebenamtlich als Mitglied der Evangelischen Kirchen- und Prüfungskommission berufen worden. Der in Schule und Kirche amtierende Staatsdiener Hebel zeigte also Mut, als er eine solche, allem Anschein nach relativierende Äußerung über zwei offizielle Kirchen des Großherzogtums in die Öffentlichkeit hinausgehen ließ. Welche erkennbare Einstellung hatte Hebel während seiner Karlsruher Berufsjahre als Lutheraner zur katholischen Kirche und außerdem innerprotestantisch zur reformierten Konfession?
Der Kehr
(2003)
Das 19. Jahrhundert ist, vor allem in seiner ersten Hälfte, durch ein starkes Anwachsen der Unterschichten, der abhängig Beschäftigten und der Armut gekennzeichnet. Armut wurde ab etwa 1830 ein Massenphänomen. Das Überhandnehmen der Armen bezeichneten die Zeitgenossen als Pauperismus. Ursache war die Bevölkerungsvermehrung bei stagnierender Wirtschaft und einem ebenfalls stagnierendem Arbeitskräftebedarf. In den 1840er Jahren war die Not dort am größten, wo die Industrie fehlte. Das Ende des Pauperismus in den 1850er Jahren ist auf die Industrialisierung und die von ihr geschaffenen neuen Arbeitsplätze zurückzuführen. Die Mehrheit der Unterschichten laborierte am Rande eines niedrig angesetzten Existenzminimums aufgrund unsteter Beschäftigungsverhältnisse und chronischer Unterbeschäftigung. Unterschichten stellten keine Einheit dar. So gab es Unterschiede zwischen Leuten aus der Stadt und vom Land, zwischen Gesellen, Taglöhnern und Dienstmägden. Welche Auswirkungen diese Lage konkret auf einzelne Menschen, einzelne Familien hatte und welche Rolle
die Mobilität dabei spielte, soll im Folgenden näher untersucht werden.
Der Kinzigtäler Bergbau
(2001)
Seit wann in unserem Raum Bergbau betrieben wird, kann uns bis heute leider niemand sagen. Die Literatur seit der Römerzeit berichtet nicht über den Bergbau. So können wir nur die Bodenfunde befragen. Dabei müssen wir jedoch bedenken, daß viele Spuren des frühen Bergbaus längst durch später an diesen Stellen umgegangenen Tätigkeiten zerstört worden sind. Wie schnell solche Zerstörungen vor sich gehen, konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder bemerken. So sind einige Stollenmundlöcher, die noch vor zwei Jahrzehnten offenstanden, heute nicht einmal mehr an irgendwelchen Merkmalen erkennbar. Sie sind spurlos verschwunden.
Der Kippenheimer Höfer-Fund
(2007)
Mit der offiziellen Übergabe von mehreren hundert professionell restaurierten und archlvisch erschlossenen Originalunterlagen als Depositum an das Kreisarchiv des Ortenaukreises am 24. September 2004 fand ein Projekt des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. seinen erfolgreichen Abschluss, das in Zusammenarbeit mit dem Hauptstaatsarchlv Stuttgart und durch die großzügige Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg einen in Form und Umfang einzigartigen Bestand zur Geschichte des Ortenauer Landjudentums der Forschung zugänglich macht. Mitte der 1990er-Jahre hatte der Kippenheimer Metzgermeister Hans Höfer während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden seines Hauses, verborgen unter alten Schindeln und teilweise eingewickelt in Einschlagpapiere, zahlreiche Dokumente und Schriftstücke gefunden, die sich der Familiengeschichte der im 19. Jahrhundert in diesem Haus lebenden jüdischen Familie Weil/Weill zuordnen ließen. Hans Höfer wandte sich mit seinem überraschenden Fund an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Nach einer längeren Vorlaufphase, in der das Material erstmals gesichtet wurde und vor allem Fragen zu den Besitzverhältnissen und der endgültigen Aufbewahrung geklärt werden mussten, konnte der Bestand zwischen 2003 und 2005 archivisch aufgearbeitet werden.