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Doktoren, Faust, Hanswurst, Shakespeare, Molière, Lederhändler, alle herauf aus der Versenkung!
(2008)
Ein Wunderdoktor war der Geburtshelfer
des Karlsruher Hofschauspiels. Vielleicht gab
die Komödie vom Dr. Faust, womit der reisende
Medizinmann am 28. Februar 1725 im
theatralen Beiprogramm zu seiner Heilpraxis
Furore machte, ja letztlich den Ausschlag.
Neben seinem Allroundstar, Hanswurst Johann
David Meyer (Mayer), wurde nämlich jener
famose Faust-Darsteller, hauptberuflich Trompeter,
vom Fleck weg in markgräfliche Dienste
engagiert.
Alemannisch – grenzenlos! Unter diesem
Titel veranstaltete das Alemannische Institut
Freiburg i. Br. e. V. im Wintersemester 2007 in
Freiburg eine Vorlesungsreihe mit den neuesten
Ergebnissen zur Dialektforschung im alemannischen
Raum. Der Titel – insbesondere
sein Ausrufezeichen – wirkte provokativ und
wurde in den Redebeiträgen auch kontrovers
diskutiert, denn der alemannische Raum weist
ja bekanntermaßen eine Vielzahl unterschiedlicher
Grenzen auf.
Das Arbeitsgebiet des Alemannischen Instituts
umfasst Teile von insgesamt fünf europäischen
Staaten und bezieht alle wissenschaftlichen
Fachrichtungen mit ein, die sich
im weitesten Sinne mit Landeskunde beschäftigen.
Es setzt sich zusammen aus dem größten
Teil Baden-Württembergs, Bayerisch-
Schwaben, dem Elsass, der deutschsprachigen
Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein und
dem österreichischen Bundesland Vorarlberg.
Auf den Spuren Böhmens
(2008)
Nur auf dem ersten Blick mag es erstaunlich
erscheinen, im Südwesten Deutschlands
böhmische Spuren und Gemeinsamkeiten entdecken
zu wollen. Aber der aufmerksame Wanderer,
der den Schwarzwald und die umliegenden
Gebiete durchstreift und die Geschichte
des Landes ein wenig studiert, wird zu seiner
Überraschung bald eine Anzahl von Erinnerungen
an einzelne Persönlichkeiten wie auch
eine Fülle von landschaftlichen und historischen
Übereinstimmungen und Parallelen
finden, denen nachzugehen es sich lohnt.
Karlsruher Kindheit im Krieg
(2008)
Unser Gedächtnis kann Erinnerungen
nicht völlig unverändert aufbewahren. Es beruht
auf einem komplexen System von Neuronen,
das seine Inhalte immer wieder aufruft,
durcharbeitet und mit neuem Wissen verbindet.
Die frühesten Erinnerungen sind diesem
Vorgang im Laufe des Lebens am häufigsten
unterworfen worden. Da sie aber in der Regel
besonders einprägsam waren, können sie einer
Verwandlung auch besonders gut widerstehen,
zumal dann, wenn es sich um stark emotional
besetzte Erfahrungen gehandelt hat.
Zum Schapbacher Schlössle
(2008)
Dieser Beitrag ist posthum dem Elzacher Heimatforscher Hubert Mäntele gewidmet.
Etwa 2km oberhalb des Schapbacher Ortskerns, unmittelbar an der Landstraße L 96 fallen zwei Bauwerke ins Auge, die nicht in das übrige Landschaftsbild passen. Hier stehen am Fuße des Schmidsbergs (auch Schmiedsberg) eine nur wenige Meter lange Mauer mit zwei unterschiedlich großen, mit rotem Sandstein eingefassten Rundbogentoren (Bild 1) und an einem so genannten Speicher, wie er auch heute noch an einigen historischen Bauernhäusern im Wolf- und Kinzigtal zu finden ist. Allerdings ist im näheren Umfeld dieser merkwürdigen Bauwerke weder eine Burg noch ein historisches Bauernhaus zu entdecken. Dieser Sachverhalt weckte Neugierde, die nach Befriedigung verlangte. Es drängte den Verfasser dieses Beitrags, die Bauwerke aus nächster Nähe genauer zu betrachten, um so vielleicht eine logische Erklärung für ihre Existenz an diesem Ort zu finden.
Wenn man über die Hauptwerke von Kunst und Architektur der Kaiserzeit in Mannheim schreiben will, so fallen dabei unweigerlich die Namen immer derselben Auftraggeber. Die hochkarätigsten Aufträge erteilten auch die bedeutendsten Familien der Stadt, so die Lanz' und Engelhorns. Während in den Mannheimer Quadraten ihre beiden imposanten Stadthäuser hinsichtlich ihrer Ausdehnung und des Reichtums der Ausstattung miteinander konkurrierten, dürfen die Villa Engelhorn (1902-1903 von Rudolf Tillessen, Mannheim) und das Palais Lanz (1908-1913 von Eugène Saint-Ange, Paris) zu den wichtigsten Privatbauten der Villenkolonie Oststadt gezählt werden.
So legendär wie der unternehmerische Erfolg der beiden Bürgergeschlechter waren auch ihre Bauwerke und Kunstsammlungen, mit denen sie ihren durch eigene Verdienste erworbenen Reichtum zur Schau stellten und einen ihrem Vermögen und Einfluss gemäßen repräsentativen Lebensstil pflegten - so wie es der Usus der Zeit war und wie es von ihnen als Spitze der badischen Gesellschaft gleichsam erwartet wurde.
Im Rahmen der anstehenden Baumaßnahmen im Innenraum der Kirche soll, entsprechend den Anregungen aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der "Altar näher zur Gemeinde" gerückt werden. Das ist bereits in vielen Kirchen geschehen, und die Lösung war zumeist, zusätzlich einen Altar am Übergang von Chor- und Kirchenraum zu platzieren. Nun hat bereits vor Jahrzehnte Hans Rolli vom Erzbischöflichen Bauamt in Heidelberg für St. Stephan die Peripherie der kreisrunden Kuppelhalle als einzig möglichen Altarstandort vorgeschlagen - die Mitte des Kirchenraums als Platz musste und muss ja aus liturgie-funktionalen Gründen ausscheiden. Der Altar sollte also eingebunden sein in die umfassende Kreislinie des Kirchenraums am südlichen Ende des nördlichen Kreuzarms, entwickelt etwa in der Zone, wo derzeit die Kommunionbänke stehen (Abb. 1). Dieses Planungskonzept galt bis vor kurzem, wurde jedoch inzwischen von einem "Favorisierten Entwurf" verdrängt, dessen technische Machbarkeit allerdings noch nicht erwiesen ist.
Abschied von Adrien Finck
(2008)
So wir es sein: Wenn einer nicht mehr schreibt, plötzlich fehlt, wird man sich seinen Büchern zuwenden! Adrien Finck, Professor für Germanistik, elsässischer Poet, Übersetzer, engagierter Herausgeber der "Revue Alsacienne de Littérature" ist am 8.Juni 2008 in Strasbourg gestorben.
Finck, geboren 1930 in Hagenbach, kam aus einer alten Bauernfamilie im Sundgau, war mit den Menschen, dem Land verwurzelt; Sprache der Geburt war das Niederalemannische. Der elsässische Poet, traumatisiert durch den deutschen Faschismus, den Verlust des Bruders, verweigerte sich nach 1945 dem Deutschen: "Wie kann man auf einem sprachlichen Trümmerfeld noch leben?".
Im Mai dieses Jahres ist die Straße von Simonswald nach Furtwangen 150 Jahre alt geworden. Die Straße, die am 1.Mai 1858 als "Land- und Poststraße Furtwangen-Bleibach" feierlich eröffnet wurde, heißt heute L 173.
Jahrhunderte lang führte die Verbindung vom Breisgau in die Baar durch das Kilpachtal, einem nach Osten weisendes Seitental des Simonswäldertals. Eine schmale Straße, die heute noch besteht, mit sehr grüßen Steigungen und einer Passhöhe von 1074 m + NN.
1846 begann das Großherzogliche Ministerium des Innern, vertreten durch die Oberdirektionen Triberg und Waldkirch, mit den vorbereitenden Arbeiten für eine neue Straße von Obersimonswald nach Furtwangen (Projektbezeichnung: "Umgehung der Kilpensteige"). Dabei sollte auch die Gemeinde Gütenbach in das Wegnetz eingebunden werden.
"Baden 21", was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Sicher nicht ein Reisebericht über unsere Heimat und auch kein wieder auferstandenes Manifest wie anno 1848. Trotzdem hat dieses "Baden 21" etwas zu tun mit dem Freiheitssinn unserer Region, mit dem Kampf eines David gegen die geballte Macht des Goliath.
"Baden 21" ist eine Antwort der vereinten Bürgerinitiativen an Ober- und Hochrhein gegen die Absicht der Deutschen Bahn AG, im Rheintal eine Güterzug-Schnellstraße in ihrem Sinne zu bauen.
Im Juni diesen Jahres wurde unser Mitglied Dr. jur. Reiner Haehling von Lanzenauer 80 Jahre alt. Dieses Jubiläum soll Anlass für die Betrachtung eines badischen Lebenslaufs geben. Der Vater war gleich nach dem Ersten Weltkrieg Mitglied der Badischen Heimat geworden. Die Publikationen des Vereins stießen auch auf das frühe Interesse des 1928 in Karlsruhe geborenen Sohnes. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1943 führte die Mutter die Mitgliedschaft weiter. 1985 übernahm Dr. Haehling von Lanzenauer diese. Bei seinen zahlreichen historischen Aktivitäten kann er somit auf sein komplettes Archiv unserer Publikationen zurückgreifen.
In seinem Essay "Federbälle" geht Ernst Jünger auf das sinkende Niveau im Gebrauch der deutschen Sprache ein und schreibt: "Für die Finessen wird die Zahl der Empfänger zusehends kleiner; immer mehr Anspielungen fallen ins Leere, die Kenntnis der Bibel, der Mythen, der klassischen Sprachen, der älteren Geschichte und der Weltliteratur voraussetzen.
Aus solchen Gründen fällt auch das Chronogramm der Vergessenheit anheim ..."
Auf den folgenden Seiten soll versucht werden, einige Chronogramme aus dem badischen Raum wieder ins Bewußtsein zu rufen und deren Hintergrund zu erschließen.
Die nachstehenden Quellen spiegeln Beobachtungen eines Zeitzeugen, der im 19. Jahrhundert als bedeutender Jurist, ja als »Taufzeuge« des damaligen öffentlichen Rechts galt. Seine grundlegenden Werke wie die Arbeit zum Völkerrecht gehörten zum Literaturfundus von Anwälten und Diplomaten. Weniger bekannt ist Klübers Tätigkeit für den badischen Hof, dem er in einflußreichen Ämtern diente. Man gewinnt Informationen, oft mit einer eigenwilligen Position vorgestellt, über politische
und kulturhistorische Vorgänge aus seinen Briefen, die ein Müllwerker im Abfall vor der Entsorgung gerettet und dem Generallandesarchiv Karlsruhe zugeleitet hat, hier erstmals in der Originalform zitiert.
Kulturgüterkampf in Baden
(2010)
Am 1. Dezember 2008 wurde in der Universität Karlsruhe durch die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg das Gutachten der Expertenkommission zum Thema »Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz« der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein zahlreiches Publikum im großen Tulla-Hörsaal folgte den Ausführungen der Autoren, sechs an der Zahl, die sämtlich zugegen waren und sich der Diskussion stellten. Das Gutachten schafft Klarheit über die historischen und juristischen Aspekte einer heftigen Kontroverse, die seit September 2006 Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen
gewesen ist.
Nicht nur in architektur- und literaturhistorischer Hinsicht, auch in Fragen der kunstgeschichtlichen Entwicklung waren die Schweiz und der deutsche Südwesten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eng miteinander verknüpft. Ein reger, von stetigem Ideen- und Gedankenaustausch beflügelter Dialog zwischen Malern und Bildhauern, Kunsthistorikern und Kunstkritikern, Museumsleuten und Sammlern sowie ein vielfältiger Ausstellungsbetrieb in Kunstvereinen, Museen und Galerien prägte das besondere Profil der Kunst- und Kulturregion entlang der Rheinschiene zwischen Basel, Karlsruhe und Frankfurt am Main, mit nachhaltigen Auswirkungen bis in das Rheinland nach Düsseldorf und mit Ausstrahlungen in die Region der übrigen Schweiz sowie in die Gebiete am Bodensee und im Württembergischen. Innerhalb der südwestdeutschen Kunstgeschichte der frühen Modeme lässt sich die Beschäftigung mit schweizerischer Malerei und Graphik, von Arnold Böcklin (1827-1901) und Giovanni Segantini (1858-1899) über Ferdinand Hodler (1853-1918) bis Giovanni (1868-1933) und Augusto Giacometti (1877-1947), bei kaum einem anderen Maler so anschaulich beobachten und detailliert nachvollziehen wie bei dem heute weitgehend in Vergessenheit geratenen August Babberger (1885-1936), der zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus in Baden gezählt werden darf.
Baden-Baden
(2010)
Die Anfänge Baden-Badens liegen wie üblich im Dunkel der Geschichte. Vor- und frühgeschichtliche Funde fehlen, und dass der Ringwall auf der Hochfläche des Battert tatsächlich, wie vergleichbare Anlagen am Oberrhein, auf keltische Ursprünge zurückgeht, liegt zwar nahe, muss aber erst noch nachgewiesen werden. Auch eine noch frühere Zeitstellung erscheint
hier nicht ausgeschlossen. So datiert der erste Fund, der Auskunft über eine Besiedlung des Ortes gibt, auf die erste Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts und steht vermutlich mit den suebischen Gruppen in Verbindung, die als Bundesgenossen der Römer im rechtsrheinischen Gebiet Sicherungsaufgaben erledigten und die vom Unteren Neckar bis ins Vorfeld Straßburgs nachgewiesen sind.
Zu den bedeutenden Veranstaltungen des von Robert Batschari begründeten Baden-Badener Automobilturniers, zählt neben der rasanten Flachprüfung, der Tourenfahrt, der Bergprüfung auf verschiedenen Strecken, dem Geschicklichkeitsturnier vor dem Kurhaus naturgemäß die einzigartige mondäne Schönheitskonkurrenz in Baden-Baden. Diese Präsentation der schönsten deutschen Fahrzeuge hatte sich bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre zu einer prestigeträchtigen Konkurrenz entwickelt.
Badevergnügen für jedermann
(2010)
Ein Schwimmbadbesuch dient heute dem Vergnügen oder der sportlichen Betätigung, weniger der Körperhygiene. Vor 150 Jahren war dies noch anders, denn Badezimmer waren in gewöhnlichen Haushalten nicht vorhanden. Eine Maßnahme, die zahlreiche Städte um die Mitte des 19. Jahrhunderts ergriffen, um die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung zu verbessern, war der Bau öffentlicher Schwimmbäder.
Seit etwa 1810 zählte die Stadt zu den großen Bädern Europas, schon in den 1820er Jahren galt es als Luxusbad, nicht zuletzt wegen der hocharistokratischen Klientel. Franzosen, Engländer und Russen machten es zum internationalen Treffpunkt.
Doch verfügte sie noch nicht über die großen »Karawansereien«, wie Wilhelm von Chezy 1831 notierte; das Städtchen erschien ihm wie »die verzauberte Prinzessin im Dorngehege«. Das sollte sich sehr bald ändern. Die Stadt passte sich im Äußeren an die veränderten Bedürfnisse an. Neue öffentliche und private Bauten entstanden.
In der Verbindung aus Kunst und Technik liegt ein Spannungsfeld, auf welchem im 19. Jahrhundert Ideen entsprangen, die bis heute unser Bild der Moderne und nicht zuletzt auch unseren Alltag prägen. Kunst wird im Allgemeinen als schöngeistig und schmückend betrachtet. Sie soll den Betrachter in eine andere Form von Wahrnehmung hinüber führen, ablenken oder Ungewolltes und Störendes kaschieren. Meist wird dabei außer Acht gelassen, dass Künstler neben der kritischen Reflexion ihrer Gegenwart auch Utopien entwickeln, die über den Kunstbetrachterkreis hinaus wirken. Technik hingegen wird als zielorientiert bezeichnet. Es gilt, bestehende Probleme anzugehen und zu einer praktikablen Lösung zu kommen.
Eigentlich war alles vorbereitet: Auf einem traumhaften Grundstück zwischen alten Olivenbäumen und Eichen sollte gebaut werden. Das weiche Licht Südfrankreichs, der unbeschreibliche Duft, der über dieser mediterranen Landschaft liegt - hier an der Cote d'Azur im Örtchen Mougins sollte es entstehen: Das kleine, aber feine Museum des Baden-Badener Kunstsammlers Frieder Burda. Die renommierte Sammlung zeitgenössischer Kunst mit heute rund 1000 Werken hatte längst internationale
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Viele Jahre hat Frieder Burda eher still gesammelt, jetzt war es an der Zeit, die wertvollen
Schätze der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mougins schien der ideale Platz: Pablo Picasso hat hier seine letzten zwölf Lebensjahre verbracht.
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden in Baden-Baden gehört als international renommiertes Ausstellungsinstitut zu den ältesten Kulturinstitutionen der Stadt Baden-Baden und der Region. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1909 als Ausstellungshalle der Freien Künstlervereinigung Baden e. V. ist sie traditionsreiches Schaufenster für klassische, moderne und zeitgenössische Kunst. Träger ist das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
AQUAE
(2010)
Rund um die Thermalquellen des Oostals war in der Mitte des ersten Jahrhunderts die Stadt Baden-Baden von römischen Legionären gegründet worden. Um das Jahr 1000 erbauten die Zähringer droben am Battert ihre Burg Hohenbaden, fortan herrschten sie für Jahrhunderte über Stadt und Land Baden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann in Baden-Baden die schwungvolle Entwicklung vom einfachen Badeort zum mondänen Kurort, der bald als Sommerhauptstadt Europas gerühmt
wurde.
Bereits 1804 hatte der damalige Kurfürst Karl Friedrich am Florentinerberg in unmittelbarer Nähe der Stiftskirche eine Antiquitätenhalle, das Museum Paleotechnicum, erbauen lassen, in der die bis dahin bekannten römischen Altertümer
ausgestellt waren. 1846 musste das Gebäude jedoch einem neuen Dampfbad weichen. Sämtliche Ausstellungsstücke wurden
in die Großherzogliche Altertümersammlung (heute Badisches Landesmuseum) nach Karlsruhe verbracht.
Otto Flake in Baden-Baden
(2010)
Am 15. Juni 1928 war Otto Flake in Baden-Baden eingetroffen. Er hatte das kleine Wohnhaus in der Bismarckstraße 7 erworben. Begleitet wurde er von seiner geschiedenen dritten Ehefrau Erna Bruhn, die er wenige Monate später neuerlich, und nun in vierter Ehe, heiraten sollte. Bei ihnen befand sich ihre gemeinsame Tochter Eva Maria. Ein unruhiges Wanderleben lag hinter dem weitbekannten Schriftsteller. Otto Flake war als Sohn deutscher Eltern, die nach Elsass-Lothringen gezogen waren, in Metz am 29. Oktober 1880 geboren worden.
Thomas Anshelm
(2010)
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts hatte umwälzende Folgen für die Buchproduktion. Waren Bücher bis dahin im wesentlichen von Hand geschriebene Unikate gewesen, konnten sie nun in beliebig großen Auflagen hergestellt werden. In den geistigen Zentren, insbesondere in den Universitätsstädten, kam es rasch zur Gründung von Druckereien, um die wachsende Nachfrage nach Druckerzeugnissen befriedigen zu können.
Christoph Wolff
(2010)
Vor 200 Jahren, laut Kirchenbucheintrag am 26. Juni 1810, wurde in Mannheim als Sohn eines »Blecharbeiters« Johann Christoph Wolff geboren. Der Vater Joseph stammte aus Philippsburg und war katholisch, dessen Ehefrau Ursula war eine geborene May. Der Schul- und Studienfreund von Lorenz Brentano und Friedrich Hecker wählte 1836 als Rechtspraktikant beim großherzoglichen Bezirksamt Baden (Baden-Baden) zu seinem Lebensmittelpunkt. Vereidigt wurde er vom Amtmann von Theobald, der seine politische Karriere bis zum Ende begleitete, schlussendlich sogar strafversetzt wurde.
»Warum in aller Welt war und ist Baden-Baden in Russland so beliebt?« Das Interesse an der russischen Vergangenheit und der russischen Gegenwart der Stadt wächst von Tag zu Tag. Bereits im Jahr 1867 schrieb die junge Frau Dostoevskaja in ihr Tagebuch: »Wie es scheint, haben alle reichen Russen ein Haus in Baden-Baden«. Damals, vor mehr als 140 Jahren bezog sie sich wahrscheinlich auf die Häuser der Fürsten Gagarin und Menschikov, vielleicht aber auch auf das Haus von Ivan S.
Turgenev. Damals, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, zählte man hier bereits 5000 russische Gäste. Und heute? Im Jahr 2009 wurden knapp 50 000 russische Touristen gezählt. Man trifft »die Russen« wirklich überall, und Russisch scheint zur ersten Fremdsprache unserer Stadt geworden zu sein.
Zwischen Oos und Paradies
(2010)
Mit der »Gönner-Anlage« und der »Wasserkunst Paradies« besitzt Baden-Baden gleich zwei Gartendenkmale von Weltrang, wie sich in größeren Städten nicht leicht ein einziges finden ließe. Doch damit beginnen erst die wirklichen Auffälligkeiten: Beide sind nicht allein Marksteine in einer historischen Entwicklung, sondern auch selbstverständliche und sogar außerordentlich populäre Bestandteile des städtischen Lebens. Sie entstammen unterschiedlichen Jahrzehnten, aber derselben Hand.
Die Lichtentaler Allee
(2010)
Die Lichtentaler Allee in Baden-Baden ist der berühmteste Park der Kurstadt im Oostal und zählt zu den bedeutenden Kurparkanlagen Europas. Viele Erzählungen über berühmte Persönlichkeiten, besondere Begegnungen und das gesellschaftliche Leben in der Kurstadt ranken sich um diesen Park und tragen zu seinem besonderes Nimbus bei.
Der kulturgeschichtliche Wert der europäischen Kurstädte wird sowohl durch ihren beachtlichen Denkmalbestand als auch durch ihre lange und bis heute lebendige Tradition bestimmt. Ein wesentlicher Aspekt ist ihre in Archivalien, Gemälden, Grafiken, Fotografien und zeitgenössischen Publikationen hervorragend dokumentierte Geschichte. Das immaterielle Erbe, also die kulturelle und geistige Bedeutung eines Kurortes, darf aber nur im Zusammenhang mit dem materiellen, also den baukünstlerischen Leistungen, gesehen werden. Das gesellschaftliche Leben in den Kurstädten des 19. Jahrhunderts manifestierte sich in der Architektur, die sowohl im Hinblick auf einzelne Gebäudetypen als auch auf städtebauliche Lösungen bemerkenswert ist.
Das Bild der deutschen Kurstadt des 19. Jahrhunderts ist in Baden-Baden am vollkommensten erhalten. Im Gegensatz zu Wiesbaden, der zweiten großen deutschen Kurstadt, blieb Baden-Baden von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs verschont. Friedrich Weinbrenners Kurhaus ist nach dem Abriss des Wiesbadener Kurhauses 1904 das älteste erhaltene Bauwerk dieser Gattung, das Friedrichsbad von Karl Dernfeld wurde zum Vorbild für zahlreiche andere Thermalbäder. Weinbrenners Badischer Hof ist das erste Luxushotel in Deutschland. Die große Zahl der übrigen Bauwerke des Klassizismus und Historismus
vervollständigt das in Deutschland einmalige Bild.
Die erste Auswanderungswelle aus dem deutschen Sprachraum in den Süden Brasiliens (1824-1830) erfolgte schwerpunktmäßig bereits vor 180 Jahren. Vielfach Norddeutsche waren es, die der Werbung von Auswanderungsagenten
folgten. Grundlage dieser ersten Auswanderungswelle war das Regierungsdekret vom 16. März 1820 von König Joao VI.
In diesem Dekret wurden die verschiedenen deutschen Länder aufgefordert, die Einwanderung nach Brasilien zu unterstützen.
Am 7. September 1810, vor 200 Jahren also, wurde in Paris ein Vertrag unterzeichnet, der dem Großherzogtum Baden eine nicht unerhebliche Gebietserweiterung bringen sollte. Zwar ist dieser Pariser Vertrag den meisten Darstellungen der badischen Geschichte nur ein paar Zeilen wert. Das gilt auch für das entsprechende Kapitel im Handbuch der badenwürttembergischen
Geschichte. Allerdings hat Willy Andreas vor fast hundert Jahren eine detaillierte und anschauliche Darstellung »Baden nach dem Wiener Frieden 1809« als Heft 15 der »Neujahrsblätter der Badischen Historischen Kommission« veröffentlicht, auf
die sich die neueren Autoren gerne stützen.
Dies Zitat stammt aus Léon Jessels »Schwarzwaldmädel«, einer Operette, die seit ihrer Uraufführung 1917 große Popularität erreichte und bis heute regelmäßig auf den Spielplänen deutscher Opern- und Operettenhäuser zu finden ist. Ihr Komponist Léon Jessel geriet hingegen in Vergessenheit und wird heute mit seiner erfolgreichsten Komposition nur noch selten in Verbindung gebracht. Dagegen denken viele Menschen bei dem Stichwort »Schwarzwaldmädel« zuerst an den berühmten
Heimatfilm von 1950 mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack in den Hauptrollen. Dieser ging als erster Farbfilm der Nachkriegszeit in die Geschichte Deutschlands ein und war eine der erfolgreichsten deutschen Filmproduktionen.
Die in Steißlingen im Hegau geborenen Brüder Karl Maximilian (1872-1933) und Ernst (1868-1934) Würtenberger waren mit ihrer Heimat eng verbunden. Die Landschaft und die Menschen des westlichen Bodenseeraumes zwischen Steißlingen, Stockach und Konstanz bzw. Kreuzlingen wurden von ihnen immer wieder künstlerisch umgesetzt. So schufen sie in ihrer jeweiligen Technik vor allem Portraits und volksnahe Genreszenen, mal in Gips, Ton oder Bronze, mal auf Papier, Karton oder Leinwand.
Emil Sutor wurde am 19. Juni 1888 in Offenburg geboren. Dort erhielt er auch seine erste - und zwar gründliche, handwerkliche - Ausbildung als Holzbildhauer in der Werkstatt von Simmler und Venator, die viele Kirchen belieferte. Von 1907 bis 1909 studierte er an der Karlsruher Kunstakademie bei dem bekannten, ja berühmten Hermann Volz; von 1910 bis 1911 arbeitete er unter Bruno Wollstädter in Leipzig und bildete sich anschließend in Dresden, München, Stuttgart und Paris weiter.
Die Kirche St. Stephan - nach dem Namenspatron der Großherzogin Stephanie benannt - wurde in den Jahren 1808 bis 1814 von Friedrich Weinbrenner erbaut. Es war die erste katholische Pfarrkirche in der Residenzstadt der Großherzöge von Baden. Ihr folgten zahlreiche andere Kirchenbauten, aber sie war und blieb bis heute die katholische Hauptkirche. Bei ihr handelt es sich zudem um das wohl bedeutendste Bauwerk des berühmten Architekten.
Die Wiese raunt alemannisch, und die schönsten Wörter und Einfälle hat sie Johann Peter Hebel mitgeteilt. Es ist ein sinniger Zufall, dass sie an der Südflanke des Feldbergs unterhalb des Hebelhofs ihren Ursprung hat. Vom höchsten Schwarzwaldbuckel bis zur Mündung in Basel auf 244 m überm Meer legt der Bach und Fluss 55 km zurück und profitiert von 1200 m Höhenunterschied. Der Feldberg-Höchsten, eine baumfreie, windübersäte Bergkuppe, erreicht 1493 m und ist damit die erste Erhebung des gesamten Schwarzwalds. Weiter südlich weist das Herzogenhorn 1415 m auf, und ca. 25 km in westlicher Richtung der Belchen gerade einmal einen Meter weniger.
1783 bis 1791 war Johann Peter Hebel Präzeptoratsvikar am Pädagogium in Lörrach. In der Lateinschule wohnte er auch, vermutlich im 1. OG. Am Lörracher Pädagogium sammelte Hebel grundlegende Erfahrungen als Pädagoge und schloss Freundschaften, die ihm ein Leben lang wichtig blieben. Davon zeugen Briefe an seinen engsten und vertrautesten Freund Friedrich Wilhelm Hitzig, Hebels Nachfolger am Pädagogium und Freund im Proteuserbund, und an Gustave Fecht, die ab 1788 im Pädagogium wohnte.
Sehr verehrte Damen aus nah und fern, liebe Herrn, Wiesentäler Weltbürger und Freunde von Johann Peter Hebel an seinem 250.Geburtstag! Me moss bim Boue ou as Abreisse dengke, man muss beim Bauen auch ans Abreißen denken! sagte jener sonderbare Mann bei uns zu Hause. Dort lebte dieser Baumeister, der also von der Vergänglichkeit eines solchen Hauses wusste, und selbstverständlich auch von unserer eigenen, und von unserem Gastauf-Erden-Status, als hätte er Hebels Gedicht
»Die Vergänglichkeit« gelesen. [...]
Die Basler Hebelstiftung
(2010)
Das Jahr 2010 ist für die Basler Hebelstiftung ein doppeltes Jubiläumsjahr. Sie feiert nicht nur gemeinsam mit den Hebelfreunden diesseits und jenseits des Rheins den 250. Geburtstag Johann Peter Hebels, sondern auch ihr 150-jähriges Bestehen. Ein solches Jubeljahr ist immer auch Anlass, einen Blick zurückzuwerfen. Das möchte ich hier gemeinsam
mit Ihnen tun und all jene Fragen beantworten, die Sie vielleicht beschäftigen, wenn Sie zum ersten Mal von dieser Stiftung und ihrem Wirken am Hebelfest in Hausen hören. Was hat Johann Peter Hebel mit Basel zu tun? Was und wer ist die Basler Hebelstiftung? Was tut eine Basler Stiftung Jahr für Jahr am 10. Mai im badischen Hausen?
Johann Peter Hebel 1760-2010
(2010)
Der Hebelbund Lörrach e.V. ist die jüngste der drei großen Hebel-Institutionen zwischen Hausen und Basel. Die Gemeinde Hausen im Wiesental, dem Ort, in dem der kleine Johann Peter die Winter verbrachte (sommers lebte er in Basel). 1860 wurde die Hebelstiftung Basel von schweizerischen Hebelfreunden gegründet, so entstand der bis heute lebhaft gepflegte Hebel-Kontakt zwischen Hausen und Basel.
Bei bester Gesundheit konnte Johannes Wenk-Madoery aus Riehen am 12. März 2010 seinen 80. Geburtstag feiern. Der Jubilar, der nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht - und das ganz bewusst-, hat über viele Jahre ein Stück der jüngeren Kulturgeschichte der Regio dokumentiert. Zu nennen wären hier an erster Stelle die Hebelfeiern in der Regio. Hebels Vermächtnis zu bewahren, Werk und Geist weiterzugeben, für die Verständigung der Menschen am Oberrhein tätig zu sein, war und ist das Anliegen von Johannes Wenk-Madoery, Spross einer alteingesessenen Riehener Familie.
Wilhelm Zentner: »Unermessliches Reich liebenden Gedenkens«, Uli Däster: »Unentschlossenheit in bestimmender Grundzug seines Charakters«, Heide Helwig: »Luftbild einer Landschaft, in dem Wolkenfelder die Sicht verdecken«, Bernhard Viel:
ldeengeschichtliche Stränge, Franz Littmann: »Hebels Alemannischen Gedichte waren eine Antwort auf die damalige Krise.«.
Griffige Schlagzeilen und ungewöhnliche Titelgeschichten waren schon der Presse des 18. und 19. Jahrhunderts illkommen. So förderte man immer wieder neue Details eines Vorfalls zutage, der sich in manchem mit unserer Geschichte vom Gletschermann Ötzi vergleichen lässt. Im Dezember 1719 stießen Bergarbeiter bei Grabungen in der Kupfermine von Falun
auf den Leichnam eines Mannes. Äußerlich schien er völlig unversehrt. Das Fleisch und die Haut des Mannes hatten sich aber in eine hornartige Masse verwandelt. Das stellten sie mit einer Messerklinge fest, mit der sie ihn anritzten. Nachforschungen ergaben, dass dieser Bergmann vor fast 50 Jahren allein in die Grube eingefahren, seitdem vermisst und
ohne Zweifel durch einen Einsturz ums Leben gekommen sei. Die medizinische Fakultät Uppsala verlangte ihn für wissenschaftliche Untersuchungen. Die Gemeinschaft der Bergarbeiter wollte ihn jedoch nicht herausrücken. Schließlich tauchte die alte Verlobte auf, machte ihr Recht auf ihn geltend und verkaufte ihn für die höchste Summe, die sie erhalten konnte. Es waren 500 Taler. Der Leichnam wurde zur Konservierung unter Glas gelegt, zerfiel jedoch schnell zu einer Art von Asche und wurde 1749, also 30 Jahre nach seinem Auffinden bestattet.
» ... Und so wartete Gustave vergebens, selbst dann noch, als ihr Freund sich in die Lage versetzt sah, eine Frau standesgemäß zu ernähren. So blieb es bei den Briefen an Gustave, die menschliche Dokumente von schlicht bezwingender Macht und Reinheit, ein Kleinod der Briefliteratur, dem Geist vertrauter und zugleich abstandsbewusster Zwiesprache entflossen,
dem Schönsten und Lautersten ebenbürtig, was Hebels Dichtergeist ersonnen.« Mit diesen Worten fasst Wilhelm Zentner treffend zusammen, was in langen Jahren des persönlichen und brieflichen Kontakts zwischen Gustave Fecht und Johann Peter Hebel wuchs und sich gestaltete, - und was beiden verwehrt blieb.
Zum ersten Mal zu Besuch in Schwetzingen war Johann Peter Hebel (vermutlich) bereits als Schüler des Karlsruher Gymnasiums. Kurz vor seinem Examen (1777) unternahm er nämlich eine Ferienwanderung entlang des Rheins bis nach Mannheim. Der damals schon berühmte Schwetzinger Schlossgarten gehörte sicherlich zu den touristischen Höhepunkten dieser Wanderung. Vielleicht hörte er bei dieser Gelegenheit etwas vom ehemaligen Schwetzinger Gartendirektor Friedrich Casimir Medicus (1736-1806).
Hausen spielt jetzt in der Bundesliga. Von außen hat sich eins der vier ältesten Häuser des Dorfes, in dem der Dichter Johann Peter Hebel die Hälfte seiner kurzen Kindheit verbrachte, nicht verändert. Aber wenn man über die schmale Holzstiege nach innen kommt, darf man staunen über ein kleines Wunder. Der Aufklärer des Volkes hätte es so natürlich nicht formuliert. Das Wunder ist die Verwirklichung eines klugen Konzepts. Also spricht man besser von Verwandlung. Aus einer heimatmusealen Puppenstube ist eine literarische Gedenkstätte ersten Ranges geworden - vergleichbar in Baden-Württemberg nur mit
Schillers Geburtshaus in Marbach.
Anlässlich des 250. Geburtstages von Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) gab die Schweizer Postverwaltung (PTT) am 6. Mai 2010 eine Sonderbriefmarke heraus. Sie würdigt damit einen der bedeutendsten Dichter im deutschsprachigen Raum. Hebel war ein Deutscher, blieb aber Zeit seines Lebens eng mit der Schweiz verbunden. So kam er in Basel zur Welt, besuchte dort die Schule und »schenkte« der Rheinstadt mit »Z Basel an mim Rhy« ihre heutige und weit herum bekannte Stadthymne.
Welcher Hebel?
(2010)
Vor Jahren schrieb Walter Ernst Schäfer in der Einleitung zu seinem Aufsatz »Hebel, der Glücksspieler«: »Hebel wurde gebraucht, als Repräsentant alemannischer Rede und Art, als Galionsfigur der aufgeklärten Markgrafschaft, als Stichwortgeber für Almanach und Kalender, als Schulbuchautor, bei Heimatfesten, in Gedenk- und Feierstunden in der Öffentlichkeit und in Schule ... Die vielseitige Brauchbarkeit und Verwendung hat sein Profil abgenutzt, verflacht«. Im Jahre 2010 scheint seine Brauchbarkeit und Verwendung einen bisher nicht gekannten Grad erreicht zu haben, der es nahe legt, von einem verfestivalten Hebel 2010 zu sprechen.
Zum 250. Geburtstag des alemannischen Dichters, Kalenderautors und Kirchenmannes Johann Peter Hebel (1760-1826) ist beabsichtigt, der Öffentlichkeit rechtzeitig zu den Feierlichkeiten im Jahre 2010 erstmals Hebels Predigten und Predigtvorbereitungen in einer wissenschaftlichen Textausgabe im Rahmen der historisch-kritischen Hebel-Edition zugänglich
zu machen. Hebels als Manuskript überlieferte Predigtvorbereitungen sind (abgesehen von wenigen Auszügen) bislang nicht ediert worden. Wer Hebels Predigten lesen will, ist noch heute auf die erste Werkausgabe angewiesen, die in den Jahren 1832-1834 in Karlsruhe erschienen ist.
Johann Peter Hebel
(2010)
In diesem Jahr erinnern wir uns gerne an den 250. Geburtstag von Johann Peter Hebel, den wortgewaltigen und sensiblen Schriftsteller, welcher vor allem der alemannischen Mundart erstmals einen festen Platz in der Literatur des deutschen Südwestens gegeben hat. Sein religiöses Weltbild und sein pädagogischer Eifer verbinden ihn »mit dem Aufklärungszeitalter
Lessings, und in mancher Beziehung ist er Matthias Claudius verwandt«; mit seiner Liebe zu Natur, Volk und Landschaft steht er auch der Romantik sehr nahe. Als Erzähler zeigt er bereits Züge des späteren Realismus.
Ein großer Badener
(2010)
Heuer ist ein Hebeljahr: Am 10. Mai 1760 brachte in Basel Ursula Hebel, geb. Oertlin aus Hausen i. W., Ehefrau des Johann Jakob Hebel, ihr erstes Kind zur Welt. Die Eltern ließen den Buben Hanspeter taufen. In der Peterskirche, wo damals noch der berühmte Totentanz an der Friedhofsmauer zu sehen war. Beide Eltern hatten eine Stelle im Haus der wohlhabenden Basler Patrizierfamilie Iselin.
Am 13. Juni 2009 jährt sich zum 200sten
Male der Geburtstag von Heinrich Hoffmann,
dem Vater des unsterblichen Struwwelpeter.
Man kann sich nur wünschen, dass es den
diversen Gedenk-Veranstaltungen gelingt,
einer größeren Öffentlichkeit klarzumachen,
dass Hoffmann viel mehr war als ein erfolgreicher
Bilderbuch-Macher. Nämlich ein bedeutender,
bis heute meist unterschätzter
satirischer Autor, ein engagierter liberaler
Politiker, der 1848 für seine Vaterstadt Frankfurt
am Main im revolutionären Vorparlament
saß (ohne freilich selbst revolutionär zu sein),
und nicht zuletzt der Erneuerer der Frankfurter
Psychiatrie, dem es gelang, eine neue,
den damaligen modernsten Einsichten entsprechende
Anstalt vor den Toren der Stadt
errichten zu lassen.
Obwohl Heinrich Hoffmann während des
allergrößten Teils seines Lebens in seiner
Vaterstadt Frankfurt wohnte und wirkte,
spielte auch das damalige Großherzogtum
Baden in seiner Vita eine wichtige Rolle,
schließlich studierte er vom April 1829 bis
März 1832 in Heidelberg Medizin. Da Frankfurt
damals noch keine Universität hatte, blieb
den Söhnen der Mainmetropole (den Töchtern
standen die hohen Schulen ohnehin nicht
offen) nichts anderes übrig, als an „ausländischen“
Hochschulen zu studieren.
Vor genau 60 Jahren, als nämlich im März
1948 der Bürgermeister und Landtagsabgeordnete
Gottlieb Reinbold aus Ottoschwanden
(1. Vorsitzender) und Geistl. Rat Pfarrer Josef
Siebold aus St. Märgen (2. Vorsitzender)
den Bund „Heimat und Volksleben“ damals
unter der Bezeichnung: „Arbeitsgemeinschaft
Schwarzwälder Volksleben“ gründeten – mit
der Geschäftsführung wurde Dr. Karl Motsch
betraut – konnten sie nicht ahnen, welche Entwicklung
dieser Verband nehmen würde.
Bereits 1947 hatten sich Josef Fischer aus
Waldkirch, Professor Dr. Johannes Künzig aus
Freiburg, Hauptlehrer Albert Reinhardt aus
Mühlenbach und Dr. Karl Motsch aus Freiburg
um die Gründung dieser Arbeitsgemeinschaft
bemüht. Ein Treffen mit Professor Hermann
Erich Busse, dem Vorsitzenden der Vereins
„Badische Heimat“ brachte wenig Ermunterung.
Seiner Meinung nach war die Schwarzwälder
Volkstracht endgültig vom Aussterben
bedroht. Man ließ sich nicht entmutigen und
beschloss, zum Jahresbeginn den „Hohen
Herren“ in Freiburg, dem Staatspräsidenten Leo
Wohleb, mit einem „Neujahrsbesuch“ die Aufwartung
zu machen. Voller Begeisterung
sicherte dieser seine Unterstützung zu und bat
den Landtagspräsidenten Dr. Person bei der
Gründung einer Organisation behilflich zu sein.
Der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel
erhielt 1986 den Johann Peter Hebel-Literaturpreis.
In seiner Dankesrede legte Peter
Bichsel ein Bekenntnis zum unbekannten
Hebel ab, „der noch ein ganz anderer sein darf
als der, den wir zu erkennen glauben“. Und
Bichsel kann für sich auch eine Neuentdeckung
vermelden: „Dem Pädagogen Hebel
bin ich übrigens erst durch diesen Preis direkt
begegnet. Ich habe endlich auch die Biblischen
Geschichten gelesen. Interpreten und Biographen
Hebels haben oft nur ein verlegenes
Schulterzucken dafür übrig, und ich Esel habe
ihnen jahrelang geglaubt. Ich bitte die Literaturhistoriker
inständig, dieses Fehlurteil endlich
zu korrigieren und nicht noch mehr Esel
von der Lektüre abzuhalten. Ich habe den Aufklärer
Hebel kennengelernt“.
Wie bereits mehrfach in den Editorials
angekündigt, begeht der Landesverein Badische
Heimat im Jahre 2009 sein 100-jähriges
Jubiläum. Wir nehmen dieses Jubiläum zum
Anlass, einen Blick auf die Geschichte des Vereins
zu werfen. In den nächsten beiden Jahren
präsentieren wir uns im Rahmen einer
Wanderausstellung in zahlreichen badischen
Städten. In unserem Jubiläumsjahr werden wir
eine ambitionierte Chronik herausgeben, und
es wird zudem ein Registerband erscheinen,
der die Beiträge der Badischen Heimat für die
Jahre 1986–2007 erfasst.
Eine Wanderausstellung wird unter der
engagierten Federführung von Bernhard
Oeschger vorbereitet. Auf ca. 80–100 m2 Ausstellungsfläche
werden Schautafeln und Einzelobjekte
Einblicke geben über den Gang der
Vereinsgeschichte, eingebettet in die allgemeine
badische Geschichte. Die Ausstellung
steht unter dem Motto 100 Badische Jahre.
Amalie Haizinger
(2008)
Als „Malchen Morstadt“ kam sie am 6. Mai
1800 in Karlsruhe zur Welt. Ihre Eltern waren
Georg Michael Morstadt (* 1763 † 1842) und
Friederike Jacobina Pastart (* 1763 † 1822).
Über Generationen, bis zurück ins 17. Jahrhundert
reichend, hatten die männlichen Vorfahren
der Morstadts bedeutende Ämter der
Evangelischen Kirche inne. Einige der alten
prächtigen Epitaphen sind heute noch im
Lahrer Denkmalhof sorgsam verwahrt.
So stammte auch Georg Michael aus einer
angesehenen kinderreichen Pfarrersfamilie,
die in dem kleinen Breisgau-Ort Broggingen
lebte. Bis heute ist hier im Türsturz des Pfarrhaus-
Eingangs zu lesen: „Morstadio Pastore
MDCCLIX“. Der ältere Bruder Friedrich
August (* 1759 † 1829) studierte ebenfalls
Theologie und wirkte als Pfarrer in Tutschfelden,
Kleinkems, Bischoffingen und Bickensohl
am Kaiserstuhl.
Wer zu einer Rückblende auf die Polizei im heutigen Regierungsbezirk Freiburg seit ihrer Errichtung im 19. Jahrhundert beitragen will, muss unvermeidlich vorab das zu ihrer Entwicklungs- und Ereignisgeschichte in Beziehung stehende Territorium abstecken. Wir haben es so gesehen mit
– den Divisionen I, II und III der Großherzoglichen
Badischen Gendarmerie mit den
Sitzen Konstanz (für den Seekreis), Freiburg
(für den Dreisamkreis) und Offenburg
(für den Kinzigkreis) – später teilweise
geändert in Oberrheinkreis und Mittelrheinkreis
(mit Sitz in Rastatt),
– der Gendarmerie und Polizei in den 1864
ins Leben getretenen Landeskommissärsbezirken
Konstanz und Freiburg bzw. den
Kreisen Konstanz, Villingen, Waldshut,
Lörrach, Freiburg, Offenburg und Baden,
wobei 1869 die Bezeichnung „Division“ in
„Distrikt“ umbenannt wurde,
– den kurzzeitigen Schutzbezirken Freiburg
und Konstanz (als vorbeugende Polizeimaßregel
für die kasernierte Polizei Ende
der 20er Jahre eingerichtet)
– der Polizei im Lande Baden (nach der Verreichlichung)
– der Polizei im Lande Baden in der französischen
Besatzungszone (1945–1952)
und ab da
– mit der Landespolizei im Regierungsbezirk
Südbaden und seit 1973 im neugegliederten
Regierungsbezirk Freiburg des Landes
Baden-Württemberg
zu tun. Diese Lokalisierung führt dann
direkt zu den vielfältigsten Polizeistrukturen,
die mindestens eine zeitlang typisch für den
badischen Verwaltungsaufbau waren.
Am 28. September 2008 wäre Hauptkonservator Dipl.-Ing. Martin Hesselacher hundert Jahre alt. Von 1956 bis 1973 war er Leiter der
staatlichen Denkmalpflegebehörde in Südbaden
und im Regierungsbezirk Freiburg.
Seine Tätigkeit, sein unermüdliches Wirken
für den Gedanken der Denkmalpflege haben bis
heute ihre Spuren hinterlassen. So sind die
etwa zwanzig als Gesamtanlagen geschützten
Ortsbilder in dieser Gegend vor allem auf seinen
Einsatz zurückzuführen.
Mode und Tracht waren im Markgräflerland,
wie die frühen historischen Archivalien
zum Aussehen der sogenannten „Vrenelitracht“
im 18. Jahrhundert belegen1, im
wahrsten Sinne des Wortes eng miteinander
verflochten.
Dies verwundert nicht. Ist doch im Verbreitungsgebiet
der sogenannten „Markgräfler
Tracht“, welche die „Vrenelitracht“ 1765 per
Dekret ablöste, eine charakteristische Konstellation
gegeben, die in der Trachten- und
Bekleidungsforschung der Europäischen Kulturanthropologie
bereits in anderen deutschen
Trachtenregionen untersucht worden ist.
Vor 180 Jahren verstarb der badische
Oberst und „Bändiger“ des Rheins, Johann
Gottfried Tulla, in Paris.
Als am 27. März 1828 Johann Gottfried
Tulla in Paris verstarb, verlor das Großherzogtum
Baden seinen fähigsten und weit über
die Landesgrenzen hinaus bekannten Straßenund
Wasserbauingenieur seiner Zeit. Seine
letzte Ruhestätte fand Tulla fernab seiner
badischen Heimat auf dem Friedhof Montmartre
in Paris. Der Grabstein, der im Auftrag
des Großherzogs von Baden errichtet wurde,
zeigt den Rhein in seinem natürlichen und
„rectifizierten“ Verlauf als Erinnerung an den
Wasserbauer Tulla sowie eine Bogenbrücke
und ein aufgeschlagenes Mathematikbuch mit
dem Satz des Pythagoras als Sinnbild für den
Brücken- und Straßenbauer Tulla.
Tullas Ende war von großen Leiden bestimmt,
was der von Philipp Jakob Scheffel verfasste
Nekrolog von 1830 eindrucksvoll darlegt.
Der Untertitel „Bewegungsabläufe in Stein“
soll bei einem Vortrag über ein spätgotisches
Monumentalkreuz überraschen und zugleich
ein Wesensmerkmal der Kunst des Niclaus von
Leiden vorab benennen (Abb. 1). Das weit
über sechs Meter hohe Sandsteinkreuz, das
ursprünglich auf dem Alten Friedhof in Baden-
Baden aufgestellt war, ist ein außerordentliches
Meisterwerk der spätgotischen Skulptur.
Das Kreuz, das sich inzwischen in der Stiftskirche
befindet, wird sicherlich geschätzt, doch
als sensationelles Kunstwerk wird es leider
immer noch nicht betrachtet. Einige Erfindungen,
die das Grabmonument von Niclaus
von Leiden aufweist, heben es jedoch weit
heraus aus dem, was nach der Mitte des 15.
Jahrhunderts nördlich der Alpen entsteht.
Die beiden Chroniken der Stadt Laufenburg
sind eine wahre Fundgrube für alle, die
sich für die Geschichte dieser deutschschweizerischen
Doppelstadt interessieren. Mit
außerordentlich großer Sorgfalt und nach
allen Regeln historischer Forschung haben die
Autoren ein reichhaltiges Material zusammengetragen
und gut nachvollziehbar in Wort und
Bild dargestellt. Selbst bei einem so gewaltigen
Vorhaben, die dreibändige Stadtgeschichte
erfasst die Zeiträume von den quellenmäßig
nicht eindeutig belegbaren Anfängen der
Besiedlung bis in die Jahre 1980 (Deutsch-Laufenburg)
und 1985 (Schweizerische Laufenburg),
kann nicht auf alle Ereignisse detailliert
eingegangen werden. So wird zum Beispiel die
Periode der Salpetererunruhen in den der
Stadt unmittelbar benachbarten hauensteinischen
Einungen im achtzehnten Jahrhundert
nur am Rande erwähnt.
Schnee von gestern
(2008)
Durch die Industrialisierung während des
19. Jahrhunderts änderten sich die Lebensumstände
vieler Menschen recht erheblich.
Insbesondere die wohlhabenden Bürger der
Städte zog es hinaus ins Grüne. Das Ursprüngliche,
Unverfälschte, die Freiheit in der Natur
war für die in den Büros oder Werksanlagen
tätige Stadtbevölkerung etwas Kostbares, das
es in ihrem unmittelbaren Umfeld kaum noch
gab. Der Schwarzwaldtourismus begann.
Die Geschichte der Stadt Stockach ist eng
mit der einst auf städtischer Gemarkung
befindlichen, 1782/1783 abgetragenen Nellenburg
verknüpft. Die kleine Siedlung, am Fuß
des Burgberges an der Aach gelegen, wurde
erstmals 1150 urkundlich mit Namen erwähnt.
Vermutlich verlegte Graf Mangold II. von
Nellenburg-Veringen das Dorf nach 1250 auf
eine Anhöhe und gründete eine Stadt mit planmäßig
angelegten Straßen. Der Nachweis für
die Existenz einer Stadt im Rechtssinn ist
durch eine Urkunde vom 10. August 1283
gewährleistet. Seither sind 725 Jahre vergangen,
ein guter Anlass für die Gemeinde,
2008 ein Stadtjubiläum zu feiern.
Nach einem kurzen historischen Überblick
wird im vorliegenden Beitrag Stockachs großherzoglich-
badische Zeit vom 19. bis ins frühe
20. Jahrhundert ins Visier genommen. Als
Verwaltungssitz befanden sich in Stockach
wichtige Behörden der dem Amtsbezirk zugeordneten
Gemeinden. Die traditionelle Wirtschaftsstruktur
der Stadt mit ihren kleinen
Handwerksbetrieben und einer eher bäuerlichen
Prägung verlor ihre Bedeutung, und
Stockach entfaltete sich allmählich zu einem
lebendigen Industriestandort. Abschließend
werden mehrere, mit Stockach eng verbundene
Künstlerpersönlichkeiten des 19. und 20.
Jahrhunderts vorgestellt.
Vor 75 Jahren, am 16. August 1933, hat der
Orden der Jesuiten die leerstehenden Fabrikationsräume
der in Konkurs geratenen Spinnerei
St. Blasien gekauft. Der Erwerb durch die
Jesuiten war für die Entwicklung der kleinen
Schwarzwaldgemeinde eine bedeutende Entscheidung.
Das prächtige Gebäude in dessen
Mittelpunkt die große weitbekannte Kuppelkirche
des heiligen Blasius steht, war Jahrhunderte
eine Abtei der Benediktiner. In der
Mitte des 10. Jahrhunderts siedelten sich in
dem engen Tal der Alb einige Mönche an.
Woher sie kamen, darüber gibt es unterschiedliche
Angaben. Sie gründeten eine
klösterliche Gemeinschaft. Für ihre aus rohen
Holzbalken zusammengefügte Kapelle erhielten
die Männer vom Kloster Rheinau eine
Reliquie des heiligen Blasius. Die kleine Klause
wurde nunmehr Cella blasii genannt.
„Satelliten erfasst“, meldet der GPS-Empfänger.
Der 15-jährige Lukas tippt Koordinaten
ein. Kreise und Säulen blinken auf dem Display,
Pfeile zeigen die Himmelsrichtungen an. Lukas
blickt angestrengt auf das gelbe Gerät. „Hier
geht’s lang“. Lisa und die anderen Jugendlichen
folgen ihm. Geocaching begeistert Jugendliche
für das Wandern und Erwachsene für die
Schatzsuche, zu Fuß oder mit dem Mountainbike.
Selbst technik-verliebte Stubenhocker
entdecken wieder die Natur. Lukas hat im Internet
ein neues Ziel für eine Schnitzeljagd auf die
moderne Art gefunden. Und die heißt: Geocaching,
zusammengesetzt aus Geo (Erde) und
dem englischen Wort cache (verstecken). Es
gibt Leute, die verstecken irgendwo Dosen
voller kleiner netter Dinge und einem Logbuch,
eine Art Tagebuch. Dann veröffentlichen sie im
Internet Hinweise auf das Versteck, indem sie
dort die Koordinaten mit einer Beschreibung
des Schatzes eintippen. Lukas, Lisa und auch
immer mehr Erwachsene nutzen ihr GPSGerät,
um solche Schätze zu finden. GPS bedeutet
Global Positioning System (deutsch: Globales
Positionsbestimmungssystem), ursprünglich
vom US-Verteidigungsministerium für militärische
Zwecke entwickelt. Mit dieser Technik
des weltweiten, satellitengestützten Navigationssystems
funktionieren die „Navis“ in den
Autos. Auch Spaziergänger können akkubetriebene
„Navis“ mitnehmen, die Landkarten
mit dem genauen Standort anzeigen.
Prof. Dr. Klaus Schrenk, seit 1995 Direktor
der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, tritt am
1. März 2009 die Stelle eines Generaldirektors
der Bayerischen Gemäldesammmlungen an. Er
folgt Reinhold Baumstark, der im Februar
2009 in Pension geht. Bei den Bayerischen
Gemäldesammlungen handelt es sich um eine
der drei größten Sammlungen in Deutschland.
Es gehören dazu die drei Münchener Pinakotheken,
die Staatsgalerie Altdeutsche Meister
in Augsburg die Schackgalerie und in Zukunft
auch das Brandhorst-Museum mit zeitgenössischer
Kunst.
1901 in ihrer 85. Ausgabe machte die in der
Fachwelt allseits bekannte Deutsche Bauzeitung
der Leserschaft die Mitteilung, dass in
der Residenzstadt Karlsruhe mit Professor
Adolf Hanser „einer der erfolgreichsten jüngeren
Architekten des Großherzogtums“ am 18.
Oktober desselben Jahres im Alter von gerade
einmal 43 Lebensjahren einem schweren Leiden
erlegen sei; schon im Frühjahr 1900 war er
an einer Influenza heftig erkrankt, wovon er
sich nicht wieder so recht erholen sollte.1 Das
Schicksal entschied, so weiter im Nekrolog,
ihn „aus einer reichen Tätigkeit“ vorzeitig
abzuberufen, und in der Baugeschichte des
Landes habe sich der Verstorbene durch seine
Werke ein über die Zeit bleibendes Andenken
gesetzt. Welche Karriere und welches Lebenswerk
aber verbarg sich hinter jenem Architekten
namens Adolf Hanser? Was hatte er in
der Profession Überdurchschnittliches zustande
gebracht, so dass an der Wende zum 20.
Jahrhundert von berufener Seite in ihm einer
der kommenden Baumeister des Landes gesehen
worden war?
Nachdem ich in früheren Zeitschriften der
Badischen Heimat einige Parlamentarierinnen
des Badischen Landtags der ersten Stunde vorgestellt
habe, werde ich nun einen wirtschaftlich
einflussreichen Abgeordneten des badischen
Parlaments würdigen.
Richard Freudenberg wurde am 9. Februar
1892 in Weinheim geboren, besuchte seit 1901
das Weinheimer Realgymnasium und schloss
dieses 1911 mit dem Abitur ab. Vom Wintersemester
1911/12 an studierte er zuerst in
Bonn, dann in den USA, Berlin und Frankfurt
a. M. Botanik. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges
brach er sein Studium ab und trat in die
elterliche Lederfabrik Carl Freudenberg in
Weinheim ein. 1918 wurde er hier Prokurist
und 1921 Geschäftsführer. Er trat am 19. 11.
1919 für den Mannheimer Rechtsanwalt Friedrich
König in den Badischen Landtag als Abgeordneter
der Deutschen Demokratischen Partei
(DDP) ein und war von 1920–1925 Mitglied
des Haushaltsausschusses.1 Im Jahr 1919 begann
auch seine kommunalpolitische Arbeit in
Weinheim.
Sanierung der Trockenmauern und Steintreppen
am Castellberg, dem weinbaulichen
Wahrzeichen der Winzergemeinde und der
Rebanlage des Mundweins des Markgrafen und
späteren Großherzogs
Die terrassierte Weinberganlage am Dottinger
Castellberg ist eines der wenigen gut
erhaltenen Beispiele dieser Art in Südbaden
und daher als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Seine Geschichte, Ausführung und Form
machen den Castellberg zu einem hochrangigen
Denkmal historischer Landnutzung,
die heute noch lebendig ist. Der Weinberg
wurde ab 1784 im Zusammenhang mit der
Förderung des Weinbaus und der Einführung
der Gutedel-Traube durch den Markgrafen
Karl-Friedrich angelegt. Die kulturhistorisch
gewachsenen Rebterrassen an den steilen
Hängen sind in harter, körperlicher Arbeit von
den Winzern errichtet worden und bilden ein
besonders eindrucksvolles Zeugnis des historischen
Weinbaus. Sie gliedern die Steillagen
in stufenförmige Strukturen, welche die Arbeit
am Rebstock erleichtern bzw. die Begehbarkeit
verbessern und Abschwemmungen bei Starkregen
abmindern. Mit großem handwerklichem
Können und mit viel Einfühlungsvermögen
haben sich die Winzer diese Extremlagen
als Wiege für Spitzenweine erschlossen.
Der Pater Marquard Herrgott, ein St.
Blasischer Widersacher der Hauensteiner
während der „Salpeterer-Unruhen“ des 18.
Jahrhunderts, beschreibt in seinen Tagebüchern
die politische Beschaffenheit der
Grafschaft Hauenstein in Vorderösterreich
anhand ihres einen Tannenbaum darstellenden
Wappens. Gleichzeitig liefert Marquard eine
zwar parteiisch-einseitige, aber trotzdem
pointierte Beschreibung der hier anzutreffenden
bäuerlichen Freiheiten und Herrschaftsverhältnisse
sowie der sich aus dieser speziellen
Konstellation ergebenden Problematik:
Die Wurzel könne als die Summe der
Freiheiten und Privilegien der Grafschaft aufgefasst
werden.
Im Jahre 1670 erklärte Papst Clemens X.
als Oberhaupt der katholischen Kirche den 2.
Oktober zum „Tag der heiligen Schutzengel“.
Deshalb war es symbolträchtig, dass ausgerechnet
am 2. Oktober 2007 in Bretten das
„Deutsche Schutzengelmuseum“ eröffnet wurde,
mit dem das museale Angebot der Melanchthonstadt
eine weitere Ergänzung und Profilierung
erfuhr. Allerdings beschränkt sich das
neue Museum, das als Dauerausstellung seine
Heimstatt in den beiden oberen Stockwerk des
300 Jahre alten Schweizer Hofs in der Brettener
Altstadt gefunden hat, ganz bewusst nicht
nur auf die Präsentation von Exponaten aus
der christlichen oder gar nur der katholischen
Glaubenswelt. Im Mittelpunkt der Konzeption
steht vielmehr die wesentlich weiter greifende
Idee eines interkulturellen Vergleichs, der
seinerseits Chancen für die Entwicklung eines
interreligiösen Dialog bieten kann.
Unter Bruchsals Straßen
(2009)
Die historisch bedeutsame Stadt Bruchsal
liegt am Austritt des Saalbaches aus dem
Kraichgauer Hügelland in die oberrheinische
Tiefebene. Der Nordteil der mittelalterlichen
und heutigen Stadt mit Marienkirche und
bischöflicher Burg befindet sich auf einer
flachen, in die Niederung ausgreifenden Geländezunge.
Südöstlich schließt lange Zeit durch
das versumpfte Saalbachbett getrennt die im
Gelände ansteigende Siedlung um die Peterskirche
an.
Entlang des Westrandes des Kraichgauer
Hügellandes verlief eine unter dem römischen
Kaiser Trajan etwa 100 n. Chr. angelegte römische
Straße. Bruchsal befindet sich unweit
dieser vermutlich auch im Mittelalter genutzten
Verkehrsachse, die von Basel über Ladenburg
nach Mainz führte. Die verkehrsgünstige
Lage begünstigte im Mittelalter das Entstehen
einer Markt- und Zollstelle in Bruchsal.
Schriftliche Nachrichten hierfür liegen jedoch
erst ab dem Spätmittelalter vor.
Als Zweiflüssestadt spielte Mannheim
schon seit seiner Gründung eine gewisse Rolle
für die Rheinschiffahrt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts
konnte sich die Kommune dann zu
einer der wichtigsten deutschen Hafenstädte
im Binnenland entwickeln. Die Quadratestadt
war im Laufe ihrer Geschichte aber nicht nur
als Umschlagplatz für die Flußschiffahrt von
Bedeutung. Mit der „Schiffs- und Maschinenbau
AG“, umgangssprachlich „Schimag“ abgekürzt,
besaß die Stadt an Rhein und Neckar im
19. und 20. Jahrhundert eine wichtige Schiffswerft,
die im Laufe ihres rund 80jährigen
Bestehens die unterschiedlichsten Schiffstypen
produzierte. In seiner Werbung bezeichnete
sich das Unternehmen in den 50er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts selbst stolz als
„Größte Binnenschiffswerft in Deutschland“.
Was haben die Menschen vor rund 300
Jahren für Kleidung getragen? Bei den Gedanken
dazu überlegen wir, wie die Vorfahren z. B.
gekocht und gewaschen haben, wie die Urahnen
einst die Ernte einbrachten oder im Wald
arbeiteten. Alter Hausrat wird gesammelt,
liebevoll gepflegt, oft auch wieder funktionsfähig
gemacht und voll Stolz gezeigt und vorgeführt.
Dabei wird allerdings zumeist an
einem recht idealisierten Bild der „guten alten
Zeit“ gestrickt. In der Realität wird das Leben
unserer Altvorderen aber sicher nicht so einfach
und schön gewesen sein. Ein wichtiger
Aspekt bei all diesen Überlegungen, wie es
denn früher so war, ist aber auch die Frage der
damaligen Kleidung. Bauer und Bäuerin waren
zum Teil mit der Herstellung ihrer eigenen
Kleidung selber beschäftigt. Selbst gepflanzter
Flachs und Wolle aus dem eigenen Schafstall
verarbeiteten sie nach vielen mühevollen
Arbeitsgängen schlussendlich am eigenen
Webstuhl oder Spinnrad. Dieser aufwändige
Prozess beschäftigte unsere Vorfahren einen
großen Teil ihres Lebens. Nicht nur für die
gute Kleidung, auch für die normale Werktagsund
Arbeitskleidung musste gesorgt werden.
Für diejenigen, die sich die Stoffe dazu besorgen
mussten wurde vorgeschrieben, möglichst
billige Ware einzukaufen. Nur dem Adel und
den reicheren Bürgern waren die besseren und
wertvolleren und damit auch teureren Produkte
vorbehalten.
Das Glas … fängt das Licht ein und spielt
mit ihm, aber es hält es nicht auf. Es vollbringt
das Wunder von erstarrter Luft und von trockenem
Nass. Der Glasbläser … flößt dieser
Traummaterie Leben ein und schenkt ihr mit
unglaublicher Geschicklichkeit die verschiedensten
Formen. Sie passt sich all seinen Launen
an, bläht, dehnt und rundet sich nach
seiner Phantasie. Geheimnisvolle Künste verleihen
ihr die schillernden Farben des Regenbogens
und der seltensten Edelsteine, die
Adern des Marmors, die Trübung der Wasser,
den Dunst der Wolken, die Glut der Morgenröte.
In den Händen anderer Schöpfer lässt es
sich schleifen wie Stein, ziselieren wie Silber,
stechen wie Kupfer, bemalen wie Leinwand
und emaillieren wie Porzellan.
Gateau, Die Glaskunst
Ein Kardinal aus Durlach
(2009)
Die Zweiteilung der badischen Markgrafschaft
in die Gebiete der Linien Baden-Baden
und Baden-Durlach im 16. Jahrhundert brachte
bekanntlich nicht nur politische, sondern
auch – viel stärker trennende – konfessionelle
Grenzlinien hervor. Baden-Baden blieb auf der
Seite der katholischen Kirche, Baden-Durlach
führte die Reformation ein. Im Kampf der
beiden konfessionellen Lager auf der Ebene des
Reiches hielt sich Baden-Baden eng an den
Kaiserhof in Wien und blieb damit bei einer
alten Tradition des badischen Hauses. Baden-
Durlach dagegen tat sich unter den evangelischen
Reichsständen durch besonderen
Eifer hervor.
Wer das 1967/68 neu erbaute Gasthaus
„Großbauer-Linde“ (Bild 1) in St. Georgen-
Stockwald besucht oder sieht, wird sich kaum
ein Bild von dem einstigen, noch bis vor
wenigen Jahrzehnten an diesem einsamen Ort
stehenden stattlichen Bauerngasthaus (Bild 2)
machen können. Ein Blitzschlag um die Mittagszeit
des 5. Juni 1966 legte das altehrwürdige,
bis auf den Sockel völlig aus Holz
erbaute Großbauernhaus innerhalb einer
Stunde in Schutt und Asche. Damit war
wieder einmal mehr ein sehr geschichtsträchtiges
regionales Denkmal bäuerlicher
Kultur unwiederbringlich ausgelöscht.
Geblieben sind außer Erinnerungen der unmittelbar
Betroffenen einige alte fotografische
Bilder und Zeichnungen. Insbesondere die
Fotografien vermitteln einen unverfälschten
Eindruck von dem einstigen bäuerlichen Gasthaus
und der Atmosphäre in den Räumen
dieses stattlichen Hauses; sie regten zu der
folgenden Rückschau an.
2009 jährt sich zum 80. Male das Bestehen
der St. Hedwig-Klinik in der Mannheimer
Innenstadt. Anlässlich dieses Jubiläums soll die
Gründungsgeschichte der den Einheimischen
vor allem als Geburtsklinik wohl vertrauten
Institution erstmals ausführlich dargelegt werden.
Die unter schwierigsten Bedingungen ins
Leben gerufene Einrichtung ist ein bis heute
lebendiges Denkmal der Wohltätigkeit in den
wirtschaftlichen Notzeiten der Zwischenkriegsjahre
und zugleich ein seltenes Beispiel
für die Umnutzung eines Patrizierhauses zu
einem Krankenhaus. Das Studium der gut
versteckten Akten der Klinik hat aufgezeigt,
dass der Mannheimer Prälat Joseph Bauer
diesem Projekt seine besondere Aufmerksamkeit
geschenkt hatte und bis zu seinem Tod tief
mit dem Haus verbunden blieb. Außerdem
wird erstmals die Rolle der tief religiösen Lanz-
Tochter Emily Bumiller dargelegt, einer heute
zu Unrecht vergessenen Wohltäterin, ohne
deren Engagement es die Klinik in dieser Form
niemals gegeben hätte.
Organisierte Heimatpflege hat im deutschen
Südwesten eine rund ein Säkulum umfassende
Tradition. Der Schwäbische Heimatbund
und der Landesverein Badische Heimat,
beide „Kinder“ der um 1900 einsetzenden
„Heimatschutzbewegung“, schicken sich in
diesem Jahr an, jeweils ihr 100-jähriges
Bestehen zu feiern. Bescheiden nimmt sich da
die Geschichte des Arbeitskreises Heimatpflege
Regierungsbezirk Karlsruhe aus, der seit
nunmehr 25 Jahren im Nordosten des Bundeslandes
Baden-Württemberg das Ziel verfolgt,
all jene Kräfte zu fördern und zu bündeln,
denen es um die Förderung des Geschichtsbewusstseins,
den Erhalt von Traditionen, den
Denkmal- und den Naturschutz geht. Regierungspräsident
Dr. Trudpert Müller (1920–
1991), der erste von mittlerweile fünf Vorsitzenden
des Arbeitskreises – seit der Gründung
1984 steht immer der jeweilige Leiter oder die
Leiterin des Regierungspräsidiums Karlsruhe
an der Spitze des AK Heimatpflege –, formulierte
es so: „Seit seiner Gründung haben sich
der Arbeitskreis und alle in ihm zusammengeschlossenen
Vereinigungen zum Ziele gesetzt,
das Heimatbewusstsein von unten her zu
stärken, von der örtlichen Ebene her, von dort,
wo die Traditionen gewachsen sind, wo sich
Geschichte realisiert hat.“
1. ABSCHIED FÜR IMMER?
„Die Fenster und Läden wurden geschlossen,
die Leitungen abgestellt. Der Polizist,
der manchmal oben bei mir zum Rechten
sah, bemerkte, dass ich noch Butter, Brot,
Käsekuchen, Äpfel einpacken sollte. So als Proviant
für ein paar Tage – als ob es mir ums
Schlucken gewesen wäre.
Die Türen wurden geschlossen, mit Papierstreifen
versiegelt. Ohne zu fragen, lud ich
unser Gepäck auf das Wägele, das das Mädchen
ziehen half. Ihre eigenen Sachen stellte sie im
Nachbarhaus ab. Wir standen schon vor der
hinteren Haustüre (für Lieferanten und Menschen
2. Klasse), die Polizei hinter uns, als
Pfarrer W. bestürzt durch den Garten kam,
nach wenigen Worten verstand, uns die Hand
drückte, ein Wort mit auf den dunklen Weg
gab, der alten Vierundachtzigjährigen und uns
Jüngeren. Dann gingen wir zum Auto. Ich
noch einmal an unserem Haus vorbei. Frau
Amtsrichter Kehrle begegnete uns. Hinter
einem Vorhang bewegte sich eine Gestalt. Wir
gingen stumm und tränenlos. Marie und ich
mit dem Wägele voraus.“
Schon drei Jahrhunderte alt ist der Gedanke,
das Haus mit all seinen Aspekten zu untersuchen.
Dies ist Aufgabe der Hausforschung.
Am Anfang stehen Namen verdienter Männer
wie Justus Möser (westfälischer Amtmann
1775, 1786), Georg Landau 1855 (Archivar in
Kassel), Moritz Heyne (Göttingen, 1899),
August Meitzen (Berlin, 1868, 1882), Karl
Rhamm (Innsbruck, 1897, 1909), Rudolf
Meringer (Graz, 1905). Sie beschäftigten sich
mit der Hausforschung aus beruflichem
Interesse oder der Neigung zu Heimat und
Bauernhaus und konnten in verschiedenen
Zeitschriften ihre Meinungen austauschen.
Standen sie im Staatsdienst, so untersuchten
sie zunächst das eigene Gebiet unter Beachtung
der Länder- oder Provinzgrenzen und
teilten die Hauslandschaften nach diesen Kriterien
ein. Waren sie Volkskundler, befassten
sie sich mit dem Leben, den Sitten, Gebräuchen
und Gegenständen.
Im Rahmen einer Festveranstaltung in
Anwesenheit des für die Landesdenkmalpflege
zuständigen Wirtschaftsministers Ernst Pfister
wurde am 6. April dieses Jahres im Hospitalhof
in Stuttgart der Denkmalschutzpreis Baden-
Württemberg 2008 verliehen, die landesweit
wichtigste Auszeichnung für private Denkmaleigentümer.
Der unter der Schirmherrschaft
von Ministerpräsident Oettinger stehende
Preis, 1978 als Peter-Haag-Preis für den württembergischen
Landesteil ins Leben gerufen
und nunmehr bereits zum dreißigsten Mal vergeben,
umfasst seit neun Jahren auch Baden,
nachdem der Landesverein Badische Heimat
seit 2000 gemeinsam mit dem Schwäbischen
Heimatbund als Auslober auftritt. Auch dieses
Mal war es die Wüstenrot Stiftung, die durch
ihre großzügige finanzielle Unterstützung die
Preisvergabe erst möglich machte.
Ein hübsches 12-zeiliges Gedichtautograph
Ferdinand Freiligraths auf einem
Albumblatt gelangte unlängst über den
österreichischen Autographenhandel in die
Lippische Landesbibliothek in Detmold, die
in ihrem Literaturarchiv eine der umfangreichsten
Sammlungen zu diesem im Jahre
1810 in der lippischen Residenz geborenen
Dichter bewahrt. Das Blatt trägt am Schluss
in der markanten ausgeschriebenen Hand
des Lyrikers eine dreizeilige Widmung, seine
Unterschrift sowie Ort und Datum. Da das
Gedicht keinen Titel aufweist, liegt die
Zuordnung nicht unmittelbar auf der Hand.
Bei näherem Hinsehen handelt es sich
jedoch um die Übersetzung zweier Strophen
des 18-strophigen Gedichts „Epistle to
William Simson“, das der schottische Dichter
Robert Burns (1759–1796) im Mai 1785
verfasst hat. Schon als junger Mann von
diesem fasziniert, hatte Freiligrath die
Epistel übersetzt und ihr den unverfänglichen
Titel „An einen Freund“ gegeben.
Bevor einiges zum Entstehungsumfeld
dieser poetischen Reminiszenz zu sagen ist,
folgen zunächst die Verse:
„Was bedeutet uns Baden?“
(2009)
1. DAS BADEN DER „ERINNERUNGSPOSTEN“
UND DER „IDENTITÄTSKERNE“
In einem Interview der Badischen Neuesten
Nachrichten mit dem Landesvorsitzenden von
Ungern-Sternberg wurde auf die politische
Zurückhaltung der badischen Heimat bei aktuellen
Fragen in der Vergangenheit hingewiesen.
In Zukunft dagegen hält es der Vorsitzende
für angezeigt, „sich zu Wort zu melden,
sobald es um badische Belange geht“.
Die Option für die Notwendigkeit der politischen
Stellungnahme des Landesvereins ist
über 25 Jahre alt. Schon 1982 schrieb L.
Vögely: „Wir werden in Zukunft mehr Stellung
beziehen müssen und unsere Meinung deutlicher
zu sagen haben, damit wir helfen, das zu
erhalten, was lebensnotwendig ist: eine menschengerechte
Heimat“ (BH 2/1982, S. 179).
Wenn sich der Landesverein in Zukunft zu
Wort melden will, sobald es um badische
Belange geht, muss gefragt werden, was denn
nach 57 Jahren „Baden in Baden-Württemberg“
unter Baden zu verstehen sei.
Am 9. November 1918 gab Reichskanzler
Prinz Max von Baden [1867–1929] ohne eine
formelle Erklärung von Kaiser Wilhelm II.
[1859–1941] abzuwarten dessen Abdankung
bekannt. Zugleich übertrug er die Regierungsgeschäfte
auf den Reichstagsabgeordneten
Friedrich Ebert [1871–1925]. Am selben Tag
rief Philipp Scheidemann [1865–1939] vom
Berliner Reichstag die Deutsche Republik aus.
Einen Tag später, einem Sonntag, wurde eine
provisorische Landesregierung in Karlsruhe
unter dem Mannheimer Sozialdemokraten Anton
Geiß [1858–1944] gebildet. Die Ausarbeitung
einer neuen Landesverfassung nahm die
vorläufige badische Landesregierung zügig in
Angriff. Sie entschied sich, einen vorläufigen
Entwurf nicht selbst zu erstellen, sondern dies
einer Arbeitsgruppe zu überlassen. Die abschließende
Ausarbeitung der neuen Verfassung
sollte durch eine verfassungsgebende
badische Nationalversammlung erfolgen, deren
Wahl am 22. November 1918 angeordnet
und auf den 5. Januar 1919 festgesetzt wurde.
Im 19. Jahrhundert wanderten alleine in
den Jahren 1840–1883 etwa 219 000 Badener
nach Amerika aus. Durch wirtschaftliche
Reformen, eine stark anwachsende Bevölkerung,
die durch Realerbteilung im Westen
und Südwesten herbeigeführte Bodenzersplitterung
und die Gewerbefreiheit im Handwerk
stiegen sowohl die transnationale als
auch die interne Migration sprunghaft an. Zu
den entscheidenden Auslösern der rapide
anwachsenden Auswanderung können die
Teuerungs- und Ernährungskrisen in den
1830er und 1840er Jahren gezählt werden, die
durch Missernten und anhaltenden Lohndruck
entstanden sind. Die Landwirtschaft, das hausindustrielle
Gewerbe und das Handwerk konnten
die enormen Bevölkerungsmassen nicht
mehr beschäftigen, und das aufstrebende
Fabrikwesen war noch nicht imstande das
Überangebot an Arbeitskräften aufzunehmen.
Landesvorsitzender der Badischen Heimat
von Ungern-Sternberg eröffnete im Regierungspräsidium
Freiburg, Basler Hof, die Wanderausstellung
anläßlich des 100 jährigen
Jubiläums des Landesvereins. Anwesend waren
Minister Willi Stächele MdL, Regierungspräsident
Julian Würtenberger und Oberbürgermeister
Dr. Dieter Salomon, als Vertreter
des Landes Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums
Freiburg und der Stadt
Freiburg.
An den Anfang meines Vortrages stelle ich
eine idealisierte Abbildung des im 18. Jahrhundert
über die Grenzen Hollands hinaus
berühmten Naturalienkabinetts des Levinus
Vincent (1658–1727). Dieser Kupferstich,
welcher der Beschreibung seiner Sammlung:
Wondertooneel der Nature, Amsterdam 1706
vorangestellt ist, verdeutlicht den Luxus und
die Vielfalt eines zeitgenössischen Naturalienkabinetts.
Levinus Vincent, ein durch den
Tuchhandel reich gewordener Amsterdamer
Bürger, sammelte naturalia (Muscheln,
getrocknete und in Weingeist eingelegte Präparate,
Insekten) und artificialia (ethnografische
Gegenstände, Gemälde und Blumenbilder),
die er in Schränken, in Vitrinen oder
offen in einem als Galerie gestalteten Raum in
Amsterdam präsentierte. Mit dieser Sammlung
wandte er sich an ein breites, bürgerliches
Publikum. Deshalb druckte er den Katalog der
Sammlung in Niederländisch und in Französisch.
Er konnte für drei Gulden oder für
zwei Gulden und den Eintrittspreis zu seiner
Sammlung erworben werden.
Bruder Eusebius Kassel
(2009)
… fast allein in der Schwellung und
Schwingung der Hügelketten (…) scheint der
Süden sich auszudrücken. Aber so wellen sich
auch die Rebenhügel zwischen Schwarzwald
und Rhein. Und wie dort grünen auch um Assisi
Eichen und großblättrige Linden; flammt der
Mohn im hohen Korne auf, wiegt sich die Kornblume,
noch tiefer zwischen den Halmen verborgen;
umkränzen die Reben zerfallene Burgen.
Reinhold Schneider, Assisi
Was konnte einer erwarten, der im Jahre
1878, am 11. Februar, in Würmersheim geboren
wurde? In einem Dorf, das damals 350 Einwohner
hatte und von dem es noch ein halbes
Jahrhundert später1 hieß, es gehöre „zu den
geringsten, unansehnlichsten und eines zivilisatorischen
Anstrichs am meisten bedürftigen
Gemeinden“ und sei „wie eine vergessene Siedlung“?
Und in einem winzigen Häuschen in der
Auer Straße Nr. 1? Und als achtes von zwölf
Kindern (drei Jungen, neun Mädchen in dichter
Folge) des Mesners Johann Kassel und
seiner Frau Katharina, geb. Martin? Andreas
Kassel konnte nicht viel erwarten.
Schöne Tage in Bretten
(2009)
Historische Staatsgrenzen zwischen deutschen
Ländern bereiteten ihren Bürgern oft
bedrückende Erfahrungen, ihre Überwindung
glückliche Augenblicke. Das wissen wir nicht
erst als Zeitgenossen von „Mauerbau“ und
„Wiedervereinigung“. Deutsche Kleinstaaterei
gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte beispielsweise
auch Friedrich Schiller, dessen
250ster Geburtstag heuer gefeiert wird, das
Leben schwer (Abb. 1). „Die Grenze“, berichtet
Andreas Streicher in seinen (posthum erschienenen)
Mitteilungen über „Schillers Flucht“
aus Stuttgart, wurde „mit einer Freude betreten,
als ob rückwärts alles Lästige geblieben
wäre und das ersehnte Eldorado bald erreicht
sein würde“. Angenehme Gegenden und das
muntere Wesen und Treiben der rüstigen
Bewohner beflügelten offenbar den jungen
Dichter. Die unmittelbar bevorstehende Ankunft
im „freundlichen“ Bretten verwandelte
sein „bisher etwas düsteres Gemüt“ zur „gefälligsten
Heiterkeit“.
"Wanderausstellung der Badischen Heimat
gibt ereignisreichen Jahren ein Gesicht“, so
schrieb der Südkurier in seinem Artikel zur
Ausstellung. Nach Freiburg, Karlsruhe und
Mannheim war die Ausstellung vom 3. 9.–
15. 10. 09 in der Galerie der Bürger- und
Narrenzunft Tiengen im Schloss zu sehen. Am
Mittwoch, 2. 9. 09 wurde die Ausstellung im
Schlosskeller eröffnet.
Die Ausstellungseröffnung traf trotz
Ferienzeit auf großes Interesse. Alle Plätze
waren besetzt, als Bürgermeister Manfred Beck
die Gäste begrüßte. Die Eröffnungsrede hielt
Heinrich Hauß. Seit 1982 ist er Chefredakteur
der Vierteljahreszeitschrift der Badischen Heimat.
Unter seiner Leitung etablierte die
Badische Heimat ein hochwertiges Medium,
denn Hauß verlangt von seinen Autoren bei
allen historischen Themen immer auch ein
Gespür für Aktualität.
"Bi uns cha me au alemannisch schwätze“.
So steht es auf dem kleinen blauen „Bäpperli“,
das zum Markenzeichen der Muettersproch-
Gsellschaft geworden ist und das dem Verein
einen festen Platz in der heimatverbundenen,
südbadischen Vereinslandschaft eingebracht
hat.
Das war nicht immer so. Die Muettersproch-
Gsellschaft war bei ihrer Gründung ein
zartes Pflänzchen, das gepäppelt werden musste.
Anfang der 1960er-Jahre traf sich ein
Arbeitskreis von alemannischen
Mundartdichtern,
dessen Motor der aus Sulzburg
stammende Hubert
Baum war. Mit zu dem
Dichterzirkel gehörten Karl
Kurrus (Endingen), sowie
Richard Gäng (Freiburg),
der Hausacher Eugen Falk-
Breitenbach und der Stühlinger
Hans Matt-Willmatt
sowie die Dichterinnen Ida
Preusch-Müller (Müllheim),
die Elsässerin Lin Ritter-
Potyka, die aus Obereggenen
stammende Lina Kromer, sowie Hedwig
Salm und Gertrud Albrecht (beide Freiburg).
Was hat Sie an der Aufgabe, die Mannheimer
Kunsthalle zu leiten, besonders gereizt
und was reizt Sie, nachdem Sie mit Stadt und
Institution nun einige Erfahrungen gesammelt
haben, immer noch oder noch mehr?
Dr. L.: Zunächst war es ja die Geschichte
der Kunsthalle und deren vorhandene Substanz:
Fünf großartige Direktoren, die eine
bedeutende internationale Sammlung zusammengetragen
haben. Die Sammlung beginnt
im Impressionismus, geht dann weiter
über Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit.
Der Begriff „Neue Sachlichkeit“ wurde ja aus
diesem Haus heraus formuliert.
Es reizt mich natürlich, hier im 21. Jahrhundert
anzuknüpfen, die Sammlung zu aktualisieren
und weiter zu entwickeln.
Diese Sammlung ist das Herzstück des
Museums und alle Gedanken, die wir uns über
das Programm machen, entwickeln wir aus
dieser Sammlung heraus.
In wohl kaum einer anderen Region
Deutschlands wird das Erscheinungsbild der
Kulturlandschaft derart eng mit der Vorstellung
einer zugehörigen Bauernhausarchitektur
verbunden, wie das für den
Schwarzwald gilt. Der bekannte Schwarzwälder
Hausforscher, Volkskundler und Gründer
des „Freilichtmuseums Vogtsbauernhof“ in
Gutach/Schwarzwaldbahn Prof. Hermann
Schilli setzte einem Gutachten aus dem Jahre
1960 folgende Feststellung voraus: Der
Schwarzwald verdankt seine Sonderstellung
unter allen deutschen Mittelgebirgen nicht
seiner Natur – sondern seiner Kulturlandschaft.
Diese wird geprägt durch: 1. Den
Schwarzwaldhof, 2. das Flurbild.1 Was Schilli
hier mit wenigen Worten zum Ausdruck bringt
– die ästhetisch-harmonische Einheit von
Schwarzwaldhaus und Landschaft – veranschaulichen
insbesondere die Abb. 1 und 2,
sicher aber auch die übrigen, in diesem Beitrag
einbezogenen inzwischen historischen bildlichen
Einzeldarstellungen der unterschiedlichen
Schwarzwälder Haustypen.
Eine „bescheidene Mannschaft“ von 35 Mitarbeitern
betreut mit „sorgfältig überdachter
und eingeteilter Zeitplanung“ unter der Leitung
eines Ingenieurs mit schweren Schneepflügen,
mit Splitt- und Sandstreuwagen sowie
einem Opel-Blitz-Wagen mit Unfallmaterial die
65 km lange Autobahnstrecke zwischen Achern
und Riegel. So steht es in einem Artikel aus
dem Ortenauer Heimatblatt vom 20. Januar
1962, in dem ausführlich über den damaligen
Winterdienst auf der Rheintal-Autobahn berichtet
wurde. „Die noch junge Fahrbahn“, so
hieß es dort weiter, „will liebevoll behandelt
werden, wenn nicht schon bald die ersten Reparaturen
fällig sein sollen“.