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Auch nach 1933 war, wenigstens in Deutschland, nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Zahllose Lebensläufe, auch
bisher geradlinige, bogen plötzlich in andere Richtungen ab, brachen ab, verloren sich im Ungefähren und, im Ungewissen. Menschen tauchten unter, oder auch erst auf. Das Leben ging zwar weiter, aber wie?
Ludwigsburg, eine barocke Stadt, mit Stadtmauer und Toren bewehrt? Eine für uns
heute ungewöhnliche, jedoch für den Stadtgründer Herzog Eberhard Ludwig und
seinen übernächsten Nachfolger, Herzog Carl Eugen, eine gar nicht so abwegig erscheinende Vorstellung.
Bereits 1726 entwarf der junge Architekturstudent Johann Christoph David Leger,
wohl nach Anregung durch den Stadt- und Schlossbaumeister Donato Giuseppe Frisoni, den Plan einer sternförmigen Befestigungsanlage rund um Ludwigsburg im Stil
des bekannten französischen Festungsbaumeisters Sebastien Vauban. Der aufwendige Plan wurde nicht realisiert, doch verordneten 1730/31 zwei herzogliche Resolutionen, dass die Stadt nebst dem dazugehörenden Bezirk »zur Abhaltung des widerlichen Vagantengesindels mit einem Graben-Rampart und Palisaden umschlossen
werde«. 1732 begann man mit den Bauarbeiten im Süden der Stadt nach einem Plan
des Baumeisters Leopoldo Retti. Vollendet wurde das Befestigungswerk allerdings
nie; nach dem Tod von Herzog Eberhard Ludwig Ende Oktober 1733 kamen die
Arbeiten schnell zum Erliegen.
25 Jahre später griff Herzog Carl Eugen, mehr der Not als dem eigenen Wunsch
gehorchend, den Gedanken einer Stadtbefestigung wieder auf und ließ die Stadt mit
einer Mauer umgeben und mit Toren verschließen. Die Gründe für diesen Entschluss
werden am besten vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Siebenjährigen Krieges verständlich.
"Ein badischer Aloisius"
(2004)
Im Jahr 1950 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Leuchtende Schar. Ein kleines Heiligenbrevier für junge Menschen“ von Albert Krautheimer und Karl Becker. Unter dem 21. Juni findet sich ein Brief an den heiligen Aloysius von Gonzaga. Darin klagt der Verfasser dem Heiligen sein Leid: Er sei durch seine Erzieher frühzeitig auf ihn aufmerksam gemacht worden, habe an den Aloysianischen Sonntagen teilgenommen und ihn so kennen, aber nicht lieben gelernt. Sechsmal habe er angefangen, die Lebensbeschreibung zu lesen, sei aber nie über das erste Fünftel hinausgekommen, denn: „Wenn man sich gerade einmal
freuen wollte, dass du auch ein ‚Mensch aus Erde' warst, dann wurde diese Tatsache vom Verfasser umgehend bedauert. Deine harmlosesten Bubenstreiche wurden als beweinenswerte Sünden hingestellt. Hätten wir dem Autor geglaubt, dann wären wir Buben insgesamt schon damals Schwerverbrecher gewesen. [...] Hätte man uns die Freude über dein echt jungenhaftes Verhalten im Feldlager gelassen, wir wären bestimmt deine besten Kameraden geworden. [...] Aber man ließ uns nicht Kameraden werden [...] man paukte uns ,die Moral von der Geschicht' ein, bis wir nicht mehr wussten, ob du oder wir oder unsere Erzieher einen Knacks hätten. Kurzum: man trieb einen Keil zwischen uns, anstatt uns zusammenzuführen.‘“ Und später heißt es in dem fiktiven Brief: „Überhaupt, man wollte aus dir einen Schmachtlappen machen, einen Trottel,
der weltflüchtig wurde, weil er mit der Welt nicht fertig wurde.“ Der Verfasser des Briefs solidarisiert sich also mit Aloysius.
Mit seinem nun in zwei Bänden vorliegenden Werk über die um 1800 getroffenen Maßnahmen zur Stadterweiterung von Karlsruhe hat Gottfried Leiber einen wichtigen Beitrag zur Weinbrennerforschung geliefert. Allen, die sich so gewissenhaft wie er mit dem Werk des klassizistischen Architekten beschäftigen, will sagen, es aus den Quellen aufzuarbeiten suchen, gebührt Respekt; denn sich auf Weinbrenner einzulassen, erfordert Mut und Ausdauer. Zu verwoben sind die werkimmanenten Zusammenhänge, als daß sie auf Anhieb ein sicheres Urteil erlauben.
"Licht für Schwetzingen"
(2004)
Im Jahr 1998 konnte die Stadt Schwetzingen auf 125 Jahre Gasversorgung zurückblicken. Ein Jahr nach Unterzeichnung des Vertrages mit dem Privatunternehmer Riedel aus Heidelberg zur Errichtung einer Gasfabrik beleuchteten Ende 1873 die ersten Gasflammen die Straßen von Schwetzingen. Im Jahr 1898 übernahm die Stadt das Gaswerk in Eigenregie, aus dem die heutigen Stadtwerke hervorgegangen und an dessen Stelle sie heute noch zu finden sind. Die Geschichte des Gases, der
ersten Gasfabriken in Deutschland, ist auch in Schwetzingen die Geschichte der Beleuchtung von Straßen und öffentlichen Plätzen.
"Uns ist in alten Mären ..."
(2004)
Das Nibelungenlied gehört insofern zu den besonderen Dichtungen des Mittelalters, als es außer seiner eigentlichen in Handschriften überschaubaren Lebenszeit, etwa von 1200 bis zum Beginn des 16. Jh.s, auch noch eine erschließbare Vorgeschichte und in der Neuzeit eine wirkungsmächtige Nachgeschichte hat. Diese Nachgeschichte hat 1945 eine ideologische Wende. Für Baden-Württemberg speziell gibt es noch ein weiteres bedeutungsvolles Datum, den Übergang der letzten der drei berühmten alten Handschriften in den Besitz der Landesbank und der Badischen Landesbibliothek im Jahre 2002.
André Weckmann ist am 30. November 1924 in Steinburg im Zorntal bei Zabern/Saverne geboren. Seine Eltern, einfach und bescheiden und katholisch, betrieben dort die „Dorfwirtschaft''; in der Familie und mit den Gästen redeten sie ganz natürlich ihren traditionellen Dialekt. Im elterlichen Wirtshaus bekam so der kleine André vielerlei Varianten der heimischen elsässischen Mundart zu hören. Und der Junge war sehr aufmerksam, hatte beste Sensoren für die Kraft, die Vielfalt, den Reichtum seiner
alemannischen Muttersprache.
Man kann es kaum noch glauben, dass dies einmal möglich war: dass es damals, unter Hitler, jeden treffen konnte, jederzeit, und ohne jeden Grund. Und besonders schnell traf es die, die den Herrschenden ohnehin ein Dom im Auge waren; nämlich die, die sich, statt dem neuen Staat, der Kirche widmen und weihen wollten. Niemand wird je wissen, wie viele von ihnen ihr Leben lassen mussten; ihre Zahl geht in die Tausende. Allein ins KZ Dachau wurden, allein aus der Erzdiözese Freiburg, 21 Priester eingewiesen, von denen 16 überlebten. Aber ihnen, den Geretteten, hatte es oft die Sprache verschlagen; zu sagen, was sie erlebt und erlitten hatten, war gewiss nicht leicht, und wer wollte es hören? So nahmen sie ihre Erinnerungen mit ins Grab. Um so wertvoller sind die, die sich erhalten haben - wie die einer im Kinzigtal geborenen, in Bühl eingetretenen und eingekleideten Ordensschwester, die als Schutzhäftling Nr. 25150 im KZ Ravensbrück gefangen saß; Erinnerungen, die in dieser Form bisher unbekannt waren und in ihr hier zum ersten Mal bekannt gemacht werden.
Ein kleines deutsches Dorf in Südwestsibirien mit dem Namen Hauf ist unser Geburtsort. Vor 105 Jahren gründeten die ersten Umsiedler aus dem Wolgagebiet diese Ortschaft in der Nähe von Omsk. Ich habe das Dorf auf mehreren Seiten meines Buches „Der lange Weg aus Sibirien" beschrieben. Es war wohl klein, aber von allen Geschehnissen in Russland betroffen - so wollte es die russische Geschichte. Noch nach dem 2. Weltkrieg zählte das Dorf 50 Höfe. Alle Bewohner waren Deutsche, und es waren
nicht nur ihre Namen deutsch, sondern auch ihre Sprache. So blieb es bis in die 70er-Jahre, als dort eine Geflügelfabrik gebaut wurde und das Dorf, das zum deutschen Rayon Asowo gehört, mehr als doppelt so groß wurde. Mehrmals wurde versucht, den deutschen Namen der Ortschaft durch einen russischen zu ersetzen, doch die alten Bewohner setzten sich erfolgreich für die Beibehaltung des alten Namens ein. So ist es bis heute geblieben, auch wenn es dort inzwischen nur noch ganz wenige Deutsche gibt.
„Die Ortenau" weist in den 83 Jahrgängen seit ihrer Gründung im Jahr 1910 weder zum Stichwort „Zigeuner" noch zum Namen Sinti einen Eintrag auf. Das ist schon bemerkenswert, wenn man an die mehrhundertjährige Anwesenheit dieses Volkes in Deutschland denkt. Sollten die „Zigeuner" durch die Jahrhunderte hinweg so ganz ohne Erwähnung in den Archiven der Ortenau geblieben sein? Natürlich nicht. In den Ratsprotokollen der mittelbadischen Städte, in fast jedem Kirchenbuch und jeder Adelsrechnung finden wir ihre Spuren. Allerdings, und das mag bereits einer von mehreren Gründen für die fehlende Kenntnisnahme durch die Historiker sein, sind sie dort mit unterschiedlichen Namen registriert. Oft heißen sie „Heiden", was ein alter, schon seit der Einwanderung in Deutschland im 15. Jahrhundert bekannter Name für sie ist. Manchmal werden sie auch die „Tatern" genannt, manchmal „die Leute aus dem Kleinen Ägypten" oder überhaupt „Ägypter", und alles das meint doch eigentlich „Zigeuner". Die Eigennamen Sinti oder Roma finden wir noch nicht in den Archiven. So wird sich dieser Beitrag zur Geschichte eines Volkes in Mittelbaden des archivisch am häufigsten belegten Namens „Zigeuner" bedienen, der Quellenlage
entsprechend immer ohne Gänsefüßchen.
Vor etwa 3 Wochen brachte mir mein zuständiger Blockleiter einen Mahnzettel ins Haus, dessen Aufschrift vor dem Abhören ausländischer Sender warnt. Leider war meine Neugierde immer noch größer als die Angst, so dass ich auch trotz des Zettels noch einige Male ausländische Sender abhörte. Mit diesen Worten gestand der Metallarbeiter Ernst W. ein, verbotenerweise
ausländische Stationen eingeschaltet zu haben. Das Hören ausländischer Sender war mit Kriegsbeginn aufgrund der „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen" des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels verboten worden. Diese so genannte Rundfunkverordnung vom 1. September 1939 unterschied nach zwei Tatbeständen: Abhören (§ 1)
und Weiterverbreiten (§ 2).
Nicht ohne Grund spielt das Wasser in Mythen und Religionen der Völker eine große Rolle. Denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Daher wählte der Mensch seit frühester Zeit seine Lager- und Siedlungsplätze in der Nähe von Quellen oder stehenden bzw. fließenden Gewässern. Bau und Unterhaltung öffentlicher Brunnen gehörten später in Dörfern und
Städten zu den Aufgaben der Daseinsvorsorge. Bereits im 18. Jahrhundert ergaben sich aber in unserem Raum durch die Verdichtung der Besiedlung und der Bebauung eine erkennbare Verknappung des Wassers und wegen der Abwässer und Abortanlagen eine zunehmende Verunreinigung der Brunnen. Aber erst das sprunghafte Bevölkerungswachstum im 19.
Jahrhundert, die neuen medizinischen Erkenntnisse über die tödlichen Gefahren verseuchten Wassers und der Bedarf an Wasser als Energieträger (Dampfmaschine) erzwangen neue Wege und aktives Handeln bei der Wasserversorgung. Sie musste zudem mit der planvollen Entsorgung des gebrauchten Wassers gekoppelt werden.
150 Jahre Engagement
(2004)
Wenn die Sparkasse Villingen-Schwenningen am
1. Februar 2004 auf 150 Jahre des Bestehens
zurückblickt, sind trotz immensen Wachstums,
mehrfach geänderter politischer Rahmenbedingungen, starken gesellschaftlichen Umwälzungen
und mannigfaltigen Neuerungen auf dem Gebiet
der Technik die Wurzeln klar erkennbar: Am
1. Februar 1854 nahm die Spar-, Waisen- und
Leihkasse für den Amtsbezirk Villingen den
Geschäftsbetrieb auf. Und noch heute ist die
Sparkasse VS das Institut aus der Region, in der
Region, für die Region.
Bertolt Brecht formulierte einst überspitzt, dass es
vom moralisch-ethischen Standpunkt aus keinen
Unterschied mache, ob man eine Bank eröffne oder
überfalle. Beides sei gleich verwerflich. Wie bei den
meisten Bonmots ist die Kernaussage so natürlich
nicht haltbar, aber mehr als ein Körnchen Wahrheit
findet sich doch. Denn die Sparkassen allgemein
und eben auch die in Villingen sowie die gleich alte
in Triberg sind eben aus sozialen Erwägungen
heraus gegründet worden. Im heutigen Sprachgebrauch würde man sagen, dass die damals bestehenden Bankhäuser, für Baden waren jene in Basel
und Frankfurt maßgeblich, die Marktchancen des
Retail-Geschäftes nicht erkannt hatten. Auf alle
Fälle waren sie ihrer gesellschaftlichen und sozialen
Verpflichtung, so wie man heute Unternehmen in
einen gesamtgesellschaftlichen Kontext einbindet,
nicht gerecht geworden.
Am Stephanstag 2004 kann die Katholische Kirchengemeinde St. Stephan, Karlsruhe, auf den 190. Kirchweihtag zurückblicken. Damals, am 26. Dezember 1814, war es ein großer Freudentag für die noch kleine katholische Gemeinde in der Residenzstadt, in ihre nun vollendete Hauptkirche einzuziehen. Am Namenstag der Großherzogin Stephanie konnte im Auftrag des Mainzer Erzbischofs dessen Weihbischof, Herr von Kobern, die neue Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus einweihen. Eingezogen ist die Gemeinde in einen großartigen Kirchenbau von Friedrich Weinbrenner. Als Zentralraum mit seiner über 30 Meter freigespannten Kuppel und vier Kreuzarmen hat er sich bis heute als wahrer Glücksfall vor allem für die Feier auch festlicher Gottesdienste bestätigt. Mit seiner imposanten Monumentalität, vom Stadtbild nicht mehr
wegzudenken, hat sich der Gesamtbau und vor allem der Innenraum als anpassungsfähig auch an das heutige Liturgieverständnis der Gemeinde erwiesen.
200 Jahre Neuschwetzingen
(2004)
Nur wenige Kilometer von der ehemaligen Residenzstadt des Herzogtums Neuburg a. d. Donau entfernt, liegt in einem früheren Moorgebiet, dem Donaumoos, das Dorf Neuschwetzingen, das im Jahre 2002 den 200. Jahrestag seiner Gründung feiern konnte. Bereits im Jahre 1778 beauftragte Kurfürst Carl Theodor erstmals eine eigens gebildete Hofkommission, einen Plan zur Trockenlegung des größten Niedermoors Süddeutschlands zu erarbeiten. Möglich wurde dies durch das ihm 1777 zugefallene Erbe, des Kurfürstentums Bayern, dessen Landesgrenze zum Herzogtum Pfalz-Neuburg mitten durch das Donaumoos führte und die nun bedeutungslos geworden war. Die Umsetzung der Planung gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet, wobei widrige Umstände der damaligen Zeit, wie z. B. der Bayerische Erbfolgekrieg, aber auch die zu erwartenden hohen Kosten eine schnelle Realisierung unmöglich machten.
A father's story
(2004)
All across the world, in all walks of life, families everywhere look forward to Summer vacations as a way to spend meaningful time together. When my own children were young, I made it a point every year to take them to someplace exciting and new-Florida and New York in the United States, Switzerland and Italy in Europe, Ecuador and various Colombian cities in South America. I always hoped that, as adults, they would look fondly upon the memories they had of their vacation days with their father and one day do the same with their own children.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde das Schwarzwälder Benediktinerkloster St. Blasien mehrfach von aufständischen Bauern angegriffen. Die um ihr Recht und um Freiheit kämpfenden Männer haben die Gebäude der Mönche in Brand gesetzt, das wertvolle Mobiliar und ein Teil der Sammlungen, wie die Bibliothek, zerstört. Auch wütete zu jener Zeit im Schwarzwald die Pest, viele Menschen dieser Region sind an dieser ansteckenden Krankheit gestorben. Unter den Opfern waren einige Klosterangehörige. In dieser schweren Zeit hat das Konvent den bisherigen Großkeller Pater Caspar Müller zum Klostervorsteher gewählt und dem noch jungen Angehörigen der Gemeinschaft ein große Verantwortung auferlegt.
Dass mitten im Villinger Rietviertel in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhundert
legendäre Straßenmotorräder gebaut wurden, ist
heute nur noch wenigen bekannt. Johann Götz
unterhielt in der Färberstraße im heutigen
Gebäude des Spielsalons Tip Top eine Werkstätte,
mit der er vom Kapellenweg am Villinger
Kneippbad in die Innenstadt umgesiedelt war. Es
waren wirtschaftlich schwierige Zeiten, aber vor
allem eine Ära, in der die Mobilität die Menschen
faszinierte. Seit 1873 war die Schwarzwaldbahn in
Betrieb, Motorräder gehörten zu den weiteren
Fortbewegungsmitteln der ersten Stunde. Die
Industrialisierung drückte den Städten ihren ehernen Stempel auf. Die Villinger selbst lernten beispielsweise mit dem Aufstieg der SABA Licht- und
Schattenseiten der neuen Ära kennen. Genau von
dort kam Johann Götz, Mitte der zwanziger Jahre
machte sich der Meister im Zuge der Weltwirtschaftskrise selbstständig.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich in St. Georgen ein
Gremium bestehend aus Vertretern verschiedener
Gruppierungen damit, Spuren des ehemaligen
Klosters St. Georgen sichtbar zu machen. Eine
zweiwöchige Veranstaltung in der Lorenzkirche,
der ehemaligen Leutekirche des Klosters, war
der Anfang. Vorträge und musikalische Veranstaltungen ergänzten die Ausstellung von Gegenständen und Bildern.
Das 1084 gegründete Benediktiner-Kloster des heiligen Georg hatte eine wechselvolle Geschichte.
Von seiner großen Bedeutung im 12. und 13. Jahrhundert zeugen nur noch alte Urkunden und Akten.
Als Württemberg die gesamte Schirmvogtei über
das Kloster besaß, führte Herzog Ulrich zwangsweise den evangelischen Glauben in St. Georgen
ein und vertrieb die Mönche. Nach einer kurzen
Zwischenstation in Rottweil bauten diese ihre Besitzung in Villingen zu einem Kloster aus. Es hieß
nun „Kloster St. Georgen, dermalen zu Villingen".
Nach der Zerstörung der Klostergebäude in
St. Georgen im Jahre 1633 wurden diese nie mehr
aufgebaut. Nachdem die Ruinen noch über 200
Jahre lang das Ortsbild bestimmten, führten
Brandunglücke und die rasche Entwicklung des
Ortes im 19. Jahrhundert zum fast vollständigen
Verschwinden der Klosterüberreste. Dies machte es
für die Veranstalter sehr schwierig, Klosterspuren
aufzuzeigen. Einzige greifbare Zeugen aus der
St. Georgener Klosterzeit sind am Ort ein paar
Grabplatten von Erbbegräbnissen, einige Steine
von der Klosterkirche und ein kleiner Rest der ehemaligen Klostermauer.
August Bartholdi
(2004)
Wer kennt nicht die Freiheitsstatue an der Hafeneinfahrt von New York? Jenes 46 Meter hohe Standbild, einer antiken Göttin gleichend, mit der Fackel in der hoch aufgereckten rechten Hand versinnbildlicht nach der Idee seines Schöpfers das Licht der Freiheit, welches die Welt erleuchtet (La Liberte eclairant le monde). Wer war jener August Bartholdi, der dieses
Monument geschaffen hat? Wie kam er zu seinem Kunstwerk und warum feiert die Stadt Colmar im Elsaß im Jahre 2004 sein Andenken?
Im Jahr 1979 ging das Haus des alemannischen Landschaftsmalers und Mundartdichters Eugen Falk-Breitenbach mit seinem gesamten Inventar in den Besitz der Stadt Hausach im Kinzigtal über. Bis zum heutigen Tage unverändert, scheint es noch die Atmosphäre des früheren Bewohners zu atmen. Nur selten bleibt ein solches Ensemble ohne schwerwiegende Eingriffe bestehen. Zum 25. Todestag des Malers Eugen Falk-Breitenbach eröffnete die Stadt Hausach am Samstag, 21. August 2004, in der ehemaligen Bahnmeisterei (Eisenbahnstr. 9) eine Ausstellung zu Leben und Werk des badischen „Malerpoeten".
Auswanderung aus Großweier
(2004)
Die Auswanderung aus Großweier beginnt etwa um 1780, als die ersten Personen nach Ungarn ziehen. Leider gibt es nicht sehr viele schriftliche Dokumente und nur selten findet man in den Kirchenbüchern einen Hinweis wie bei Friedrich Hauns: ,,tota farnilia in Hungaria est". Unter Verwendung der Angaben in dem Buch von Werner Hacker „Auswanderung aus Baden und dem Breisgau" in Verbindung mit den Kirchenbüchern habe ich festgestellt, dass etwa 40 Personen zwischen 1780 und 1800 Großweier in Richtung Osten verlassen haben. Es müssen aber auch welche nach Algerien ausgewandert sein, denn in einer Randnotiz im Kirchenbuch findet sich der Eintrag, dass der 1821 geborene Franz Bauer in Blidah (Algerien) verstorben sei. Der Hauptstrom der Auswanderer geht aber Richtung Westen, nach Amerika. Zwischen 1830 und 1890 verlassen etwa 350 Personen ihr Heimatdorf, um in Amerika ein neues Leben aufzubauen. Dass das nicht immer leicht war, zeigt ein Brief, den Anselm Pfeiffer an Mathias Pfeiffer, meinen Ur-Großvater, geschrieben hat.
Rastatt kann bis heute als Musterbeispiel für eine barocke Planstadt am Oberrhein gelten. Das mittelalterliche Rastatt, verkehrsgünstig im Mündungsgebiet der Murg in den Rhein gelegen, übersteht den Dreißgjährigen Krieg, wird aber im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 (wie auch andere Städte in der Rheinebene) nahezu vollständig von Franzosen zerstört.
Diese Zerstörung birgt den Keim zum Aufstieg zu einem Erinnerungsort in sich. Markgraf Ludwig Wilhelm entschließt sich
nämlich um 1700, das zerstörte Rastatt zu seiner befestigten Residenz auszubauen. Das bereits im Bau befindliche Jagdschloss wird nach Versailler Vorbild zur prächtigen Barockresidenz, die Stadt zu einer barocken Planstadt modernsten Stils gestaltet. Die Bedeutung des neuen Rastatt wird alsbald sichtbar: 1714 wird mit dem Rastatter Frieden der Spanische Erbfolgekrieg beendet. Napoleon lädt 1797 nach Rastatt, längst nicht mehr Residenzstadt, dafür aber zum bedeutendsten Verwaltungszentrum im mittelbadischen Kreis herangewachsen, zu einem internationalen Kongress ein. In Wien beschließt 1815 der Deutsche Bund, Rastatt zur Bundesfestung zu machen, deren Bau 1842/44 begonnen und 1849 nahezu fertig gestellt wird. Rastatt wird zum bedeutendsten Militärstandort am Oberrhein.
Seit 1909 existiert unser Landesverein Badische Heimat, gegründet kurze Zeit nachdem 1904 in Dresden in einem gesamtdeutschen Verband die Notwendigkeit, die Heimat zu pflegen und zu schützen, nachdrücklich gefordert worden war. Seit Generationen waren/sind nun Tausende aktiv, um den Reichtum in unserer so vielfältig strukturierten Kulturlandschaft zu entdecken und zu propagieren und ihr Wissen in politischen Programmen und Aktivitäten umzusetzen. Kultur wollen wir dabei auch zukünftig ganz bewusst sehr weit fassen als sehr komplexes Ganzes - eine Summe von Erfahrungen, Mannigfaltigkeit von Kenntnissen und Fertigkeiten, eine Vielfalt von ästhetischer Qualität und wandelbarem Kulturverständnis, ein Vielerlei von Kunstwerken, Bräuchen und Sitten, wie sie sich in unserer Heimat entwickelt haben und wie sie unser aller Leben bereichern und verfeinern können. Wir stehen zu vielen dieser Traditionen mit ihren geistigen und religiösen Wurzeln in unserer Heimat, die ja zumeist wesentlich im Rahmen der europäischen Kulturgeschichte geprägt sind. In der Kulturlobby - dieser Ausdruck sei mir gestattet - also in der Interessenvertretung aller künstlerischen Kräfte in Literatur, Theater, Musik, aller Formen der Bildenden Kunst usw. sehen wir deshalb unsere besondere, vornehme Aufgabe. Es geht um die Unterstützung für Archive und Museen (die aber dem interessierten Publikum viel leichter zugänglich sein müssen!); unser Engagement gilt der Denkmalpflege; unsere Stimme muss deutlich bleiben bei der Diskussion und Deutung geschichtlicher Vorgänge bzw. historischer Persönlichkeiten; wichtig ist uns der Erfahrungsaustausch über Vereinsgrenzen und politische Hürden hinweg. Es gibt viel zu tun, das Füllhorn unserer Möglichkeiten ist groß. Wir wollen hier verzichten auf lange Listen, auf eine umfassende Darstellung unserer Arbeitsbereiche; aber wir wollen nicht verzichten auf dieses Profil, Anpassung gilt nicht. Wir sagen laut und verständlich, woran wir glauben und wie wir unser Tun in Freiheit und Verantwortung begründen, selbstbewusst und hoffnungsvoll.
„Lebendige Brücke zwischen gestern und heute. Ehemaliges Ständehausgelände soll keinesfalls ein ,totes Museum' werden" lautete die Schlagzeile eines Artikels der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 20. Februar 1988. Berichtet wurde über eine Veranstaltung des Vereins „Badische Heimat" und eben der Badischen Neusten Nachrichten. Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion über die Nutzung des noch verbliebenen Restgrundstücks des Badischen Ständehauses im vollen Gange. Ehe auf diese öffentlich in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, über Zeitungsberichte und Leserbriefe sowie im Karlsruher Gemeinderat geführte Debatte eingegangen wird, soll in einem ersten Schritt noch einmal die historische Bedeutung des Ständehauses umrissen werden. Den Abschluss bildet eine Bilanz von 10 Jahren Erinnerungsstätte Ständehaus und ein kurzer Ausblick zur möglichen weiteren Entwicklung der Erinnerungsstätte Ständehaus.
Die faunistische Bearbeitung der Ichneumonidae Badens wird mit den Unterfamilien der Adelognathinae und Ctenopelmatinae fortgesetzt. Aus diesen Unterfamilien werden 138 Arten aus Baden nachgewiesen. Zwei sind neu für Deutschland:
Glyptorhaestus pumilus Hinz, 1975 und Rhorus austriator Aubert, 1988 (Ctenopelmatinae, Pionini); zwei fehlen im Verzeichnis von Horstmann (2001): Anoncus referendus (Heinrich, 1953) und Barytarbes superbus Schmiedeknecht, 1914
(Ctenopelmatinae, Mesoleiini). Es werden Wirte von 13 Arten der Ctenopelmatinae mitgeteilt, die durch Zuchten festgestellt
wurden.
Schwarzwälder Geigen sind bei weitem nicht so
berühmt wie Schwarzwälder Uhren, Schinken oder
Kirschtorte. Dass der Schwarzwald einst auch ein
Zentrum des Geigenbaus war, ist nur den wenigsten bekannt. Umso interessanter sind die
Zeugnisse, die diesen Handwerkszweig belegen
oder illustrieren helfen.
Das Schild einer Musikuhr aus der Sammlung des
Franziskanermuseums bietet einen ungewöhnlichen Einstieg in das Thema. Das Schild ist mit
44 x 64 cm sehr groß, was sich aus der Größe des
Uhr- und Musikwerks ergibt, dem es vorgesetzt ist.
Denn der Sinn des Uhrschildes bestand - neben
dem Hauptzweck, Träger des Zifferblattes zu sein -
darin, Werk und Glocke zu verbergen. Dem quadratischen Schild wurde daher ein Halbkreis aufgesetzt, der im Durchmesser etwas kleiner war und
die Glocke verdeckte. Während die Zwickel, welche das Zifferblatt freilässt, häufig mit ornamentalen Blumen (,,Apfelrosen") verziert sind, bietet dieser Halbkreis Raum für figürliche Darstellungen.
Im vorliegenden Fall ist hier eine Genreszene, eine
typische Situation aus dem Alltag der damaligen
Zeit, dargestellt.
Boll bey Ufhausen
(2004)
Seit einigen Jahren versieht die Stadt Freiburg ihre historischen Gebäude mit kleinen grauen Tafeln, auf denen das Gebäude und seine Geschichte kurz vorgestellt werden. Einheimischen und Touristen werden so die Sehenswürdigkeiten nahe gebracht. Der Anlass, der frühen Geschichte des Freiburger Stadtteils St. Georgen nachzugehen, war eine dieser grauen Tafeln. Sie ist am so genannten Bollhof, einem Staffelgiebelbau aus dem 16. Jahrhundert angebracht (Abbildung 1). Der Hof, so ist darauf zu lesen, sei erstmals zum Jahr 873 als Lehnshof des Klosters St. Gallen belegt. Da eine Überprüfung dieses Sachverhalts anhand der St. Galler Urkunden ohne Ergebnis blieb, waren weitere Nachforschungen zur frühen Geschichte St. Georgens angeraten. Hierzu soll auf die einzelnen Ortsteile und deren Geschichte im Mittelalter eingegangen werden. Dies wird zur Frage führen, ab wann Boll und der dortige Hof historisch greifbar sind und in welchem Verhältnis beide zu den weiteren St. Georgener Teilorten standen.
Die Sparkasse Haslach i. K. und Zell a. H. feierte im Oktober 2003 ihr 150-jähriges Bestehen - und bot zu diesem Jubiläum einen einzigartigen Kunstgenuss im Rahmen einer Ausstellung der Kunstwerke von Bruno Lenz: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skulpturen. Bruno Lenz feierte im November 2001 seinen 90. Geburtstag. Trotz seines hohen Alters und physischer Beeinträchtigung ist er noch immer künstlerisch tätig und erfolgreich, noch immer kreativ und vital - eine ganz
außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, die wie nur wenige die Tüchtigkeit des Musikers und das Talent des bildenden Künstlers in sich vereint. Der Lehrersohn Bruno Lenz, geboren am 8. November 1911 in Bollenbach bei Haslach im Kinzigtal, erhielt schon sehr früh Geigenstunden bei seinem Vater, den er freilich bald an Meisterschaft übertraf. 1924 zog die Familie Lenz um nach Zarten ins Dreisamtal.
,,Der badische Silcher", so wurde der Komponist des bekannten Volksliedes „0 Schwarzwald o Heimat", der in Gengenbach am 29. April 1837 geboren wurde, schon zu Lebzeiten genannt. Das alte alemannische Geschlecht der Isenmanns wurde schon 1588 in den Kirchenbücher von Gengenbach urkundlich erwähnt. Sie haben sich in der ganzen Ortenau niedergelassen. Die Urgroßeltern des Komponisten waren Bürger in Nordrach, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben. Christoph Isenmann, der in Zell geboren wurde, kaufte sich mit seiner Frau Verena geb. Herrmann aus Nordrach einen Hof um 1753, der lange als Isenmannhof bekannt war. Der Großvater Josef, der 1768 in Nordrach geboren wurde, erlernte das Bäckerhandwerk. Er zog nach Gengenbach und gründete mit seiner Frau Karotine geb. Vetter, eine Bäckerei. Er ist bei der Geburt seiner Kinder als Klosterbeck im Taufregister eingetragen. Von seinen neun Kindern sollte Sohn Josef Bäcker lernen und das Geschäft weiterführen. Er war der Vater des Komponisten Carl Isenmann. Verheiratet war er mit Magdalena Kopp aus Friesenheim.
Carolinea. - 62 (2004)
(2004)
Als am 20. September 2002 Bundespräsident Johannes Rau den Offenburger „Salmen" in seiner doppelten Funktion als
bedeutenden Erinnerungsort demokratischer Traditionen in Deutschland und als Erinnerungsort an die Vernichtung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger während der NS-Herrschaft eröffnete, lag das „Offenburger Freiheitsfest" bereits fünf Jahre zurück. Doch ist ohne dieses Fest, das damals in Baden-Württemberg den Auftakt zu zahlreichen Feierlichkeiten, Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen im Rahmen „150 Jahre Demokratiebewegung und Revolution 1847-1849"
bildete, weder die Renovierung des „Salmen"-Gebäudes noch der Versuch zu verstehen, seit September 2003 einen „Offenburger Freiheitstag" zu etablieren. Ein Blick zurück auf die Vorbereitung und Durchführung des „Offenburger Freiheitsfests" sowie auf die Reaktion insbesondere überregionaler Medien soll die Bedeutung dieser Veranstaltung und ihre
öffentliche Wahrnehmung in Erinnerung rufen. Es soll gezeigt werden, dass in Offenburg die Vergangenheit nicht nur als Last empfunden wird, sondern dass hier der Versuch unternommen wurde, auf Vergangenes aktiv und durchaus mit spielerischem und freudigem Engagement zurückzugreifen. Dies hat sehr viel mit der Frage nach der Identität der Deutschen gerade nach dem Umbruch von 1989 und der vollzogenen deutsch-deutschen Einigung angesichts eines dynamischen
europäischen Einigungsprozesses zu tun.
Der industrielle Aufschwung des 19. und 20. Jahrhunderts hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Städte. In dieser Zeit hatten die Bahnen im Deutschen Reich eine Streckenlänge von etwa 50 000 km erreicht. Der Ausbau der Hauptstrecken war damit weitgehend abgeschlossen. Die Bahnen wurden damals noch von den Ländern als Staatsbahnen und von Privatgesellschaften geplant, gebaut und betrieben. Im Großherzogtum Baden waren 720 Dampflokomotiven, 1745 Personen-, 251 Gepäck- und 12 682 Güterwagen im Bestand. Die für die Fahrzeuge im nordbadischen Raum vorhandenen Reparatur-Werkstätten waren den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Für umfangreiche Schäden und planmäßig, vom Gesetzgeber vorgeschriebene Untersuchungen mussten größere Werkstätteninspektionen, später Ausbesserungswerke genannt, gebaut werden.
Die erste urkundliche Erwähnung von Schwetzingen findet sich im Lorscher Codex aus dem Jahr 766. Seit 1350 besitzen die pfälzischen Wittelsbacher Rechte an der Wasserburg von Schwetzingen, die zuvor einem einheimischen Adelsgeschlecht gehörte. Im 15. Jahrhundert wird der Besitz durch stetigen Zukauf von Land ausgebaut, 1472 wird zum ersten Mal ein Garten erwähnt. Die Wasserburg Schwetzingen wurde von den Kurfürsten von der Pfalz als Jagdaufenthalt genutzt, um im
benachbarten Hardtwald zu jagen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Dorf und Burg Schwetzingen erheblich zerstört, nur die Außenmauern blieben stehen. Kurfürst Karl Ludwig (reg. 1648-1680) baute die Gebäude zu einem respektablen Wasserschloss aus, um darin seine morganatische zweite Gemahlin, Luise von Degenfeld, logieren zu können. Seine Tochter Elisabeth Charlotte, die berühmte Liselotte von der Pfalz und spätere Ehefrau von Philipp von Orleans, verbrachte in Schwetzingen einen Teil ihrer Kindheit und gedenkt dieser in ihren Briefen. Wegen des Erbes der Liselotte brach der Pfälzisch-Orleansche Erbfolgekrieg aus, zu dessen Beginn 1689 Schwetzingen erneut zerstört wurde. Unter dem katholischen Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (reg. 1690-1716), der wegen der Zerstörungen in der Pfalz in Düsseldorf im Herzogtum Jülich-Berg residierte, wurde das Schloß Schwetzingen wieder aufgebaut. Der Baumeister Adam Breunig errichtete das Schloß zwischen 1699-1715 als eine zeitgemäße Dreiflügelanlage. Aus dieser Zeit stammen auch die Wappenpfeiler am Eingang des Schloßhofes mit dem Wappen von Johann Wilhelm und seiner zweiten Ehefrau Anna Maria Louisa de Medici. Erst der Bruder und Nachfolger, Kurfürst Carl Philipp (reg. 1716-1742), bezog das Schwetzinger Schloß 1720 und ließ einen bescheidenen Barockgarten anlegen. Dieser erstreckte sich bis in die Höhe des Arionbassins und wurde von einem monumentalen Orangeriegebäude als Querriegel abgeschlossen. Den glanzvollen Höhepunkt als kurpfälzische
Sommerresidenz erlebte Schwetzingen erst unter dem kunstsinnigen Kurfürsten Carl Theodor.
Das gotische Kreuz aus dem Benediktinerkloster St. Trudpert und das Benediktinerkloster Mariastein
(2004)
Vom 18. Oktober bis 9. November 2003 wurden im Augustiner-Museum zu Freiburg im Breisgau die zwei mittelalterlichen Kreuze, beides hochwertige Goldschmiedearbeiten, die einst der breisgauischen Benediktinerabtei St. Trudpert in Münstertal Schwarzwald gehört hatten, ausgestellt. Das ältere, das so genannte Niello-Kreuz aus dem 12. Jahrhundert, befindet sich noch heute am ursprünglichen Ort als Eigentum der Pfarrgemeinde von St. Trudpert in Münstertal. Das andere, — es stammt aus dem 13. Jahrhundert, — kam über Umwege in die staatliche Ermitage St. Petersburg. Von diesem Kreuz ist aber auch bekannt, dass es eine Zeitlang im Besitze des Benediktinerklosters Mariastein war. Allerdings sind die Umstände des Erwerbs unklar. Über den Verkauf dieses gotischen Kreuzes blieb jedoch im Kloster Mariastein die Überlieferung erhalten, dass es in der Zeit des Aufenthaltes der aus Mariastein vertriebenen Mönche in Delle (1875-1901) verkauft wurde. Im Folgenden soll diesen verwickelten Spuren etwas nachgegangen werden, um etwas Klarheit zu schaffen, auch wenn einige Fragen offen bleiben müssen.
Das Grundgebirge der Baar
(2004)
Das Schwarzwälder Grundgebirge tritt in der Baar nur an wenigen Stellen zutage. Brigach, Breg und Wutach haben jeweils ihre Täler oder Schluchten in die Schichten des Deckgebirges eingetieft und dessen Unterlage freigelegt (Abb.1). In dem vorliegenden und zwei folgenden Aufsätzen werden am Beispiel freier solcher Aufschlüsse die wichtigsten Gesteine, ihre Entstehung und gegenseitigen Verhältnisse behandelt.
Im November 1459 reiste Markgraf Karl I. von Baden nach Mantua in Italien zu Papst Pius II. Er war im Auftrag seines Schwagers, des Kaisers Friedrich III., unterwegs, benutzte aber die Gelegenheit dieser Reise, um auch in eigener Sache tätig zu werden. Er beantragte und erhielt die Genehmigung, in seiner Stadt Pforzheim eine Universität zu errichten und zuvor die Stadtkirchen in Pforzheim und Ettlingen in Kollegiatstifte umzuwandeln. Die Stiftskirchen wurden tatsächlich eingerichtet. In Pforzheim allein wurden dadurch 24 Personalstellen geschaffen, aus denen man die Universitätslehrer besolden konnte. Dies war eine übliche Finanzierungsmethode und wurde auch später nach der Reformation noch ähnlich gehandhabt. Der Schulrektor Johannes Sturm im evangelischen Straßburg, von dem nachher noch die Rede sein wird, war Kanonikus der Kirche St. Thomas. Der badische Markgraf hatte also zeitgemäß für seine Universität vorgesorgt, aber leider waren schon von 1462 an die eingerichteten Pfründen nicht mehr bezahlbar. Denn die militärische Niederlage bei Seckenheim gegen den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zog eine finanzielle Katastrophe für das kleine Land nach sich. Pforzheim hätte beinahe vor Tübingen (1477) und Wittenberg (1502) eine Universität in seinen Mauern gesehen.
Tiengen feiert jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli sein großes Heimatfest, den „Schwyzertag", und erinnert sich dabei an die Rettung der Stadt aus großer Not im Jahre 1415. Im Festgottesdienstes des diesjährigen Schwyzertages, am 7. Juli 2002, wurde durch den Erzbischöflichen Oberrechtsdirektor Dr. Bernd Mathias Kremer die silberne Herzkapsel des letzten
Landgrafen von Sulz feierlich der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt übergeben. Zuvor befand sich die Kapsel in der Sammlung des Erzbischöflichen Archivs in Freiburg. Die Übergabe erfolgte an dem Ort, an dem der Leichnam des Grafen einst beigesetzt worden war. Die nun folgende Darstellung gibt einen Einblick in das Leben des letzten Sulzer Landgrafen und besonders in die Geschichte der Herzkapsel.
Das Kinzigtal vor 100 Jahren
(2004)
Auch für den Heimatforscher gilt der alte Spruch: ,,Zu den Quellen!", wenn es darum geht, Neues zu erforschen, zu entdecken oder Verschollenes zu finden. Zahlreiche große und kleine Archive halten Quellenmaterial bereit. Doch auch die Tageszeitungen können als ausgezeichnete Quellen herangezogen werden. Was heute aktuell, ist morgen bereits Geschichte. Fast alle Zeitungsverlage archivieren jahrgangsweise ihre Ausgaben, meist in gebundener Buchform. Bei
entsprechender Vorsprache können die Ausgaben eingesehen werden. Vor allem bei Gemeinde- oder Vereinsjubiläen können zeitgenössische Berichte als verlässliche „Zeitzeugen" benutzt werden. Für einen monatlichen Jahrhundertrückblick für das Kinzigtal habe ich mir die Ausgaben des „Der Kinzigthäler" - Verlagsort Wolfach - für das Jahr 1903 ausgewählt. Da diese Zeitung auch als „Amts- Verkündigungs-Blatt für den Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Wolfach" diente, mussten die Gemeinden die laufenden Zeitungen sammeln und jahrgangsweise binden und archivieren lassen. Das erleichtert die Durchsicht bzw. die Erarbeitung. Dabei habe ich festgehalten, was heute noch allgemein von Interesse sein könnte.
Über den Giebeln der Baden-Badener Altstadt thront der Bau des Neuen Schlosses. Es kann eine wechselvolle Geschichte vorweisen: Im Jahre 1479 verlegte Markgraf Christoph I. seine Residenz von der alten Burg Hohenbaden droben am Battert hinab in diesen einige Jahrzehnte zuvor erstellten Schlossneubau. Der wurde im Jahre 1689 von den Franzosen verwüstet, danach nur zögerlich wieder aufgebaut, denn ab 1706 hatte Markgraf Ludwig Wilhelm, genannt Türkenlouis, das im Versailler Zeitstil erbaute Rastatter Schloss zu seinem Regierungssitz gemacht. Nach der Vereinigung der beiden badischen Landesteile im Jahre 1771 diente das Baden-Badener Schloss den Landesherren für Sommeraufenthalte, schließlich nahm die volkstümliche Großherzogin Luise bis zum Tode 1923 hier ihren Witwensitz. Schon im Jahre 1919 war im Abfindungsvertrag mit der badischen Republik vereinbart worden, dass das Neue Schloss weiterhin im Besitz des Hauses Zähringen verbleiben sollte.
Wer sich um die Geschichte Schwetzingens bemüht, sieht sich einer Vielzahl von Archiven gegenüber, die für ihn Material bereithalten. Zentrale Bedeutung gewinnt jedoch vor allen das Stadtarchiv Schwetzingen. Obwohl das Stadtarchiv als notwendiger Teil der Stadtverwaltung schon lange besteht, können sich viele Menschen von der Funktion, der Bedeutung
und den einmaligen Beständen dieser Institution auch in Schwetzingen keine rechte Vorstellung machen. Ihre Grundlage wird seit geraumer Zeit im Gesetz über die Pflege und Nutzung von Archivgut (Landesarchivgesetz) vom 27.7.1987 beschrieben. Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg ein solches Gesetz geschaffen. In seinem § 7 heißt es: ,,Die Gemeinden und Landkreise verwahren, erhalten und erschließen Unterlagen von bleibendem Wert. . . mit den entsprechenden Amtsdrucksachen als Archivgut in eigenen Archiven; sie sollen das Archivgut nutzbar machen." Damit wird das Stadtarchiv - anders etwa als das Museum - zu einer kommunalen Pflichtaufgabe gemacht. Dies war freilich nicht neu, denn schon die Akten- und Archivordnung des Landes Baden-Württemberg für die Gemeinden vom 29.6.1964 hatte das Archivwesen derart definiert. Als neu führte das Gesetz das Benutzungsrecht ein: ,,Jedermann, der ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht, hat nach Maßgabe der Benutzungsordnung das Recht, das Archivgut nach Ablauf der
Sperrfristen zu nutzen, soweit sich aus Rechtsvorschriften oder Vereinbarungen mit derzeitigen oder früheren Eigentümern nichts anderes ergibt." Das Stadtarchiv steht daher nicht nur im Dienst seiner Trägerverwaltung, sondern im Dienst der gesamten Gesellschaft. Eine Stadtverwaltung hat dem voll und ganz zu entsprechen.
An dieser Stelle wird ein kurzer Abriss über den Stand der Geschichte der Weichtierkunde im deutschsprachigen Raum und
speziell in Baden vorgelegt. Es folgt eine Beschreibung der verschiedenen Rechercheansätze zur Aufklärung des Lebenslaufes des badischen Malakozoologen Hermann Seibert. Sein Lebenslauf und sein wissenschaftliches Werk werden dokumentiert. Anhand von Überresten wird der Umfang seiner Sammlung erörtert.
Zu Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts trafen für die ehemals wohlhabende Amtsstadt Marbach mehrere Ereignisse zusammen, die zu einem Niedergang
führten, der noch heute Auswirkungen hat: Der Stadtbrand im Jahr 1693 sowie der
Bau von Schloss und Stadt Ludwigsburg.
Seit 1677, bis 1693 unter Vormundschaft, regierte in Württemberg Herzog Eberhard Ludwig. 1697 schenkten ihm Stadt und Amt Marbach 50 Dukaten zur Hochzeit, ohne zu ahnen, was er wenige Jahre später zu ihrem Nachteil ersann. Der absolutistische Herrscher legte 1704 den Grundstein des Ludwigsburger Schlosses, dem
der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Siedlung folgte. Diese vom Herzog begünstigte Ansiedlung, die auch auf Kosten von Marbach einen eigenen Amtsbezirk
erhielt, sollte in den Folgejahren zu einem großen Hindernis für die Entwicklung der
1693 abgebrannten Amtsstadt Marbach und zu einer finanziellen Belastung für das
ganze Amt werden. Außer Marbach, das noch an den Folgen der Zerstörung von
1693 litt, waren auch Stuttgart, das um seinen Charakter als Residenzstadt nicht zu
Unrecht fürchtete, und Markgröningen, das seinen jahrhundertealten Amtssitz an
die junge Stadt abtreten musste, betroffen.
Die Erzabtei St. Martin in Beuron zog mit ihrer Liturgie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in ihren religiösen Bann, darunter Schriftsteller und Philosophen wie Romana Guardini, Max Scheler, Martin Heidegger und Edith Stein. Selbst Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie, äußerte 1934 einmal den Wunsch, nach Beuron zu fahren. Bei den Mönchen trafen sie auf aufgeschlossene Gesprächspartner. Erwähnt seien nur die Mitbrüder, die sich durch eine besondere philosophische Begabung auszeichneten: P. Placidus Pflumm, P. Anselm Manser, P. Alois Mager und P. Daniel Feuling. Pater Daniel lebte für die Philosophie, aus der wiederum seine Liebe zur Theologie und sein Eifer für die Seelsorge erwuchsen. Wer war Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB?
Die Grabdenkmäler auf dem im Jahre 1572 auf Kappler Gemarkung neu angelegten Bühler Friedhof sind nicht nur Zeugnisse frommen Gedenkens für die Verstorbenen, sondern haben auch seit langem als wertvolle steinerne Urkunden das Interesse der Historiker und Kunstgeschichtler geweckt. Im Jahre 1900 ließ der Mooser Pfarrer und Bühler Historiker Karl Reinfried im Acher- und Bühler Boten eine Artikelserie unter dem Titel „Der Bühler Friedhof und die Friedhofkapelle" in den Nummern 248-253 erscheinen. Fast ein Jahrhundert später im Jahre 1995 verfasste Sascha Falk im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Instituts eine umfangreiche Bestandsaufnahme der kunsthistorisch bedeutsamen Zeugnisse: ,,Grab- und Gedenksteine des Bühler Friedhofs". Eine Dokumentation der Grabinschriften bis zum Jahr 1650 wird zur Zeit von der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erstellt.
Der Engel in Horben
(2004)
Trotz der vorgeschrittenen Demontage lässt sich noch erahnen, dass hinter den mächtigen Mauern einmal ein stolzer Gasthof gestanden haben muss - nicht zuletzt hat der Charakter des Hauses den Widrigkeiten des Abrisses so lange standgehalten. Das große Haus im typischen Schwarzwaldstil erinnert noch an den Glanz vergangener Tage. Auf der sieben Kilometer südlich von Freiburg gelegenen Hochfläche bietet sich derzeit noch der idyllisch anmutende Ortsteil Langackern inmitten einer herrlichen Schwarzwaldlandschaft dar. Die Dorfgeschichte scheint hier stehen geblieben zu sein, denn vieles lässt eine liebenswerte Tradition vermuten - war es doch im Besonderen der Engel, der die Abläufe im Dorf sowie die Dorfgeschichte wesentlich geprägt hat. Wie so manchem Traditionsgasthof der Region sind dem Engel die große Grundstücksfläche im Innerortsbereich, eine landschaftlich exponierte Lage sowie hohe Grundstückspreise zum Verhängnis geworden.
Wer die äusseren Zeremonien nicht auf das Sorgfältigste verrichtet, und zwar „mit seel und leyb..., der kan oder wil nit, Gott seinem Herrn, wie er schuldig, recht Christlich im gaistlichen Stand, der zuer vollkommenhait geordnet ist, dienen“. Die Befolgung des Kirchenjahres in Liturgie, frommem Brauchtum und entsprechenden asketischen Übungen gilt nicht nur dem allgemeinen Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi, sondern mehr noch der indi- viduellen Sicherung der Gottesbeziehung. Mit diesen persönlichen Gedanken leitet der Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius seine deutsche Übersetzung „Ordnung Täglicher Caeremonien und gebräuchen Cistertzer Ordens“ ein, die er den Zisterzienserinnen in „Güntersthal bey Freiburg“ widmet. Deren einzige Handschrift mit über 320 Quartblättern (1582/83) befindet sich in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen.
An der Stelle des heutigen Gebäudes des Acher- und Bühler Boten in der Hauptstraße 55 in Bühl stand ursprünglich das renommierte Gasthaus „Zum Hirschen". Die Schildgerechtigkeit wurde diesem Wirtshaus vermutlich bereits in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg verliehen. 1626 wird Georg Klaiber als Wirt des „Hirschen" urkundlich erwähnt. Damals hielt das Landkapitel Ottersweier in diesem Gasthaus regelmäßig seine Konferenzen ab. Als Besitzer des „Hirschen" werden Johannes Lichtenauer (1650), Hans Adam Klaiber (1684), Christoph Klaiber (1727) und Leopold Edelmann (1804) genannt. Sebastian Reinfried war von 1807 bis 1848 Eigentümer des „Hirschen". Ihm folgten die Familien Moscherosch und Martini (1862 bis 1897). 1897 ging das Gasthaus durch Kauf in den Besitz der Gesellschaft Unitas über. Diese entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Vereine. Sie wollten sich durch den Kauf des „Hirschen" einen Rahmen für ihre Veranstaltungen geben. Die Gesellschaft beschloss, auf dem großen Grundstück hinter der Gaststätte, das bis zur heutigen Friedrichstraße reichte, ein geräumiges Vereinshaus zu bauen. 1898 wurde dieser Neubau nach Plänen des Architekten Johannes Schroth vom Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe errichtet. Er erhielt zu Ehren Großherzog Friedrichs von Baden den Namen Friedrichsbau.
Der lange Weg zur Moderne
(2004)
Die Erinnerung des Malers Andre Ficus hält im späten Rückblick eine Erfahrung fest,
wie sie in jener Zeit viele gemacht haben. Kultur, eben noch Instrument ideologischer Bevormundung und Einübung in fehlgeleiteten Patriotismus, wurde im Kontext der Nachkriegszeit zum integralen Moment des Neuanfangs und Ausdruck der Umkehr zu einer zivilen und
gesitteten Existenz, ja eine Art Nenner, auf den sich die menschlichen Hoffnungen bringen
ließen. Wenn die unmittelbaren Nachkriegsjahre nicht nur Jahre der Not und Entbehrung,
sondern auch eines neuen Optimismus und der Euphorie waren, so dank eines ungeahnten
kulturellen Aufbruchs. Man war noch einmal davongekommen, und Kultur wurde für viele
zum Träger eines neuen Lebensgefühls. Nicht zuletzt mit Bezug auf sie wurde rückblickend
von einer Zeit der schönen Not gesprochen, und wenn für das Jahr 1945 der Ausspruch »So viel Anfang war nie« bemüht wird, dann meint er vor allem das Erlebnis einer neugeschenkten geistigen Freiheit.