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Verabschiedung von Frau Kohler und Herrn Kohler bei der Mitgliederversammlung 2006 in Lörrach
(2006)
Liebe, sehr geehrte Frau Kohler,
leider haben Sie sich entschlossen, mit dem heutigen
Tag Ihre Tätigkeit beim Landesverein Badische
Heimat Freiburg aufzugeben. Zwanzig Jahre lang sind
Sie im Haus der Badischen Heimat gegenwärtig gewesen,
haben Sie sich als kompetente und unverzichtbare
Sachwalterin des Vereins erwiesen. Gerade die
Betreuung der Mitglieder erfordert Ausdauer – und
manchmal auch starke Nerven. Ihrer Arbeit auf diesem
Feld haben wir es zu verdanken, dass es möglich gewesen
ist, die Quartalshefte der Badischen Heimat nicht
nur korrekt zustellen zu können, sondern deren Druck
und Versand auch zuverlässig bezahlen zu können. Es
war eine Tätigkeit, die nicht immer einfach war, aber es
ist Ihnen gelungen, in all den Jahren Gelassenheit und
Distanz zu bewahren. Dafür sei Ihnen an dieser Stelle
im Namen des Vorstandes, des Beirates und der Mitglieder
herzlich gedankt.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine persönliche
Erinnerung: Als ich 1994 zum ersten Mal nach Freiburg
in das Haus Badische Heimat kam, merkten Sie
bei der Betrachtung der Büroräume an, dass die Möbel
alt seien wie die Mitarbeiterinnen. Nun, wer die ganz
ausgezeichneten Schreinerarbeiten im Haus kennt, der
wird bestätigen können: Beide sind bestens gepflegt
und erhalten; eine Wohltat für das Auge und sehr
bestimmend für die angenehm freundliche Atmosphäre
in ihrer Umgebung.
Zur Verabschiedung von Herrn Adolf Schmid als
Landesvorsitzenden der Badischen Heimat werde ich
in meiner Rede den Rückblick auf seine Tätigkeit mit
kritischen Ausblicken auf die nähere Zukunft des Vereins
verbinden.
Zum siebzigsten Geburtstag von Herrn Adolf
Schmid habe ich im Jahre 2004 im Heft 2 der Badischen
Heimat wichtige Positionen seiner Vereinspolitik
gewürdigt. Ich greife deshalb bei dieser Gelegenheit
auf meine damaligen Ausführungen zurück.
Wenn der noch allseits gut bekannte „fürstenbergisch gesinnte Altbadener“ Karl Siegfried Bader als einer der „Großen des 20. Jahrhunderts“ u. a. in den Bereichen der Kriminologie in dem großartigen „Badischen Kalendarium“ von Hauß/Schmid (Seite 194) verdiente Erwähnung findet, soll mit einigen Worten auch an das Wirken eines anderen angesehenen badischen Kriminologen des 19. Jahrhunderts erinnert werden: vor über 200 Jahren, am 13. Juni 1805 kam in Gerlachsheim bei Lauda/Königshofen Ludwig Hugo Franz von Jagemann zur Welt. Als Sohn des Mannheimer Ehrenbürgers Philipp Anton von
Jagemann, Stadtdirektor und späterer Hofgerichtspräsident in Mannheim, erhielt er dort seine Schulbildung, um dann zum Rechtsstudium die Universitäten in Heidelberg und Göttingen zu beziehen. Mit 22 Jahren bestand von Jagemann das juristische Staatsexamen.
Einfach so …
(2006)
Im Vorfeld zu dieser Veranstaltung habe ich nachgefragt, ob es für diesen Hurst-Abend einen besonderen Anlass gibt – ob etwa eine Auszeichnung vorgesehen ist, irgendwo zwischen Wanderstockplakette vom Schwarzwaldverein und Nobelpreis, oder ob Harald Hurst ein runder Geburtstag ins Haus steht, zu dem sich die Gratulanten versammeln. Die Antwort war: Nein, man feire einfach so – und diese Antwort hat mir gefallen.
Wirken in Wirren
(2006)
Seine schillernde Biographie ist allein schon faszinierend. Mit brillanter Gelehrsamkeit ausgestattet und politischem Ehrgeiz
erfüllt, wußte er zu überzeugen, wenn auch seine Wirkung begrenzt schien. Als badischer Unterrichtsminister war er wohl am erfolgreichsten, sicher auch als Hochschullehrer, der zu allen Zeiten seine Hörer gefangen hielt. Ein demokratischer Liberaler und zugleich kritischer „Antiparlamentarier“, wie einige ihn gescholten haben, mit Mussolini sympathisierend und in skeptisch abwehrender Distanz zu Hitler, drum ein Gegner der Rassenideologie, und doch Promotor einer Völkerpsychologie, die andere für „angepaßt“ hielten, charakterfest mit opportunistischen Zügen, auf jeden Fall eine bemerkenswerte Persönlichkeit.
Ein Leben … zeichnen
(2006)
Zeichnungen. Tausende einzelner Blätter und Dutzende durchnummerierte Skizzenbücher, dicke Blöcke und Hefte dokumentieren das über lange Jahre absolvierte tägliche Arbeitspensum und das große zeichnerische Spektrum im Werk von Wilhelm Flamm. Beeindruckend ist die fast programmatische Kontinuität im Zeichnen und das akribische Festhalten von alltäglichen Situationen und außergewöhnlichen Momenten eines langen Lebens.
Wer war Maximilian Letsch?
(2006)
Der Berichterstatter (von nun an B. genannt) erinnert sich, dass ihm erzählt wurde, dass der alte Letsch erst etwas anderes, besseres gewesen, dann aber Gärtner geworden sei, dann die Tochter seines reichen Dienstherrn geheiratet und mit ihr in ihrer schönen Villa in der Friedhofstraße, dem Rastatter Bahnhof gegenüber, gewohnt habe; und dass diese Villa, als der Bahnhof im Krieg bombardiert wurde, ebenfalls getroffen worden und mit allem, was in ihr war, abgebrannt sei. Danach wohnte der alte Letsch in einer hölzernen Baracke, die er sich auf das Grundstück hatte stellen lassen, wusch sich unter der Wasserpumpe und wurde mit seinem Vollbart, mit Sandalen zu jeder Jahreszeit, Rucksack und Stock, von B. zuweilen in der Unterstadt gesehen, wo er beim Metzger Schempp einkaufte. Er war, als er starb, 103 Jahre alt.
Schon seit langem suchte der Verfasser dieses Beitrags im gesamten Süden des mittleren Schwarzwaldes nach einem historischen Hofensemble, das er lediglich von einer rund 100 Jahre alten Ansichtspostkarte mit der wenig aussagekräftigen Aufschrift „Schwarzwälder Bauernhof“ kannte (Bild 1) – leider ohne Erfolg. Das Interesse galt dem historischen Hintergrund dieses stattlichen Hofguts, primär der Bauzeit und dem Bautyp des alten Schwarzwaldhauses, wie auch dem Longinuskreuz. Da die Karte aber weder einen Ort noch den Hofnamen verrät, standen die Chancen, das Hofgut zu finden, von vorn herein schlecht. Einen winzigen Lichtblick bot die Einprägung auf der Kartenrückseite: „J. G. Fleig, Photogr. Verl. Hornberg. No. 15“. Aber auch der half zunächst nicht weiter. Die Hoffnung, das Hofgut jemals zu finden, sank gegen Null. Gab es diesen Hof überhaupt noch? War er zwischenzeitlich vielleicht schon bis zur Unkenntlichkeit modernisiert oder einem Brand zum Opfer gefallen?
725 Jahre Büchenau
(2006)
Zum 22. Mai, dem Tag Christi Himmelfahrt, 1281 findet Büchenau seine erste urkundliche Erwähnung. Urkundlich, obgleich
man den entsprechenden Text nur aus einer gut hundert Jahre jüngeren Abschrift kennt. Die Ausfertigung – das „Original“ – der Urkunde ist seit langem verschollen. Aber diese Einschränkung hinsichtlich der Überlieferung kann die Büchenauer Festesfreude in keiner Weise trüben, denn die Lorscher und Weißenburger Urkunden, auf die sich in den zurückliegenden
Jahrzehnten so viele 1200-Jahrfeiern von Dörfern und Städten der näheren und weiteren Umgebung stützten, sind ebenfalls nicht im Original sondern nur abschriftlich überliefert. Entscheidend bleibt die Glaubwürdigkeit der Urkunde an sich – und die ist bei dem Text, der dem Büchenauer Jubiläum zugrundeliegt, so wenig zweifelhaft wie bei der andernorts bemühten Lorscher oder Weißenburger Überlieferung.
Dreimal Karlsruhe
(2006)
Gar manche künstlich hinaufgeschraubte ehemals kleinfürstliche Residenzstadt sank wieder zum unscheinbaren Landstädtchen
herab, welches uns nur noch durch ein verwaistes Schloß und heruntergekommene Adelssitze an seinen früheren Glanz erinnert. Andre künstliche Städte sind aber auch weit über ihren Ursprung hinausgewachsen und behaupten jetzt eine steigende innere Notwendigkeit. (…) Als Beispiel nenne ich Karlsruhe. W. H. Riehl, Land und Leute (1899)
Faktisch endete das Heilige Römische Reich deutscher Nation im August 1806, als Franz II. unter dem Druck Napoleons die
Kaiserkrone niederlegte. Vorausgegangen waren Feldzüge Frankreichs, die in die Sonderfrieden von Basel und von Campo Formio, den Kongress von Rastatt und die Friedensschlüsse von Lunéville und Pressburg mündeten. Besiegelt wurde so die gewaltsame Annexion des gesamten linksrheinischen Reichsgebiets durch Frankreich.
„Am Anfang war Napoleon“, mit dieser apodiktischen Formulierung beginnt Thomas Nipperdey sein glänzendes Werk „Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und moderner Staat“. Nicht zufällig erinnert dieser Satz an das 1. Buch Genesis, das ja ähnlich anhebt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Natürlich ist Nipperdey weit davon entfernt, die fundamentalen Unterschiede bei beiden Prozessen durch die Lust am Konstruieren von Analogien und die Verliebtheit in
treffende Formulierungen zu übersehen. Während nämlich Himmel und Erde aus dem Nichts geschaffen wurden, also ein
schöpferischer Akt sui generis vorlag, Gott und den Menschen ein Wohlgefallen, an dessen Ende zumindest für kurze Zeit paradiesische Zustände herrschten, erinnert der Prozess, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts die politische, soziale und geographische Landkarte Europas grundlegend veränderte, bei weitem nicht an eine Entwicklung, die unter paradiesischen
Umständen stattfand.
Das Jahr 1806 begann für die Vorfahren hier im Breisgau recht spannend vor 200 Jahren. Innerhalb von nur drei Jahren erlebten sie, dass gleich zum zweiten Mal hintereinander ihre Obrigkeit, ihr Landesherr, sozusagen ihre Staatszugehörigkeit gewechselt wurden. Zuerst wurden sie abgeschnitten von der „milden österreichischen Hand“. Die Region ging 1803 an den Herzog von Modena bzw. an dessen Schwiegersohn Ferdinand (den die Freiburger vergeblich hierher lockten mit dem Spruch „O lieber Vater Ferdinand, besuche bald dein treues Land!“). Nun kam man 1806 unter badische Hoheitsgewalt, unter den Markgrafen bzw. Kurfürsten Karl Friedrich, der sich bereits Herzog von Zähringen nannte. So ließ sich wohl mit Titeln Loyalität
erzeugen! Am 15. Januar nahm der „Besitznahmekommissar“ Carl Wilhelm Franz Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn den Breisgau offiziell in badischen Besitz.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Oettinger, sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister
Fenrich, Kaiserliche und Königliche Hoheiten, meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir bitte zunächst, mich als thematisch legitimierten Referenten auszuweisen, spreche ich hier doch nicht als Rektor der südbadischen Universität Freiburg, sondern als Politikwissenschaftler mit einer gewissen emotionalen Bindung an den Gegenstand der Rede: „Das badische Erbe in Baden-Württemberg“.
Die BADISCHE HEIMAT erscheint in einem vierteljährlichen Rhythmus, deshalb ist es der Schriftleitung erst im Heft 4/2006
möglich, zu dem zunächst von der Landesregierung geplanten Verkauf der Handschriften der Badischen Landesbibliothek
Karlsruhe Stellung zu nehmen. Im nachhinein schien es der Schriftleitung sinnvoll und notwendig, ad usum et memoriam
Lectoris zumindest eine Chronologie der Diskussion um die Handschriftenaffäre an Hand der Presseberichte und -kommentare zu erstellen. Der Handschriftenstreit betrifft ja nicht nur die Badische Landesbibliothek, sondern auch die Stadt Karlsruhe, den
Badischen Landesteil und die BADISCHE HEIMAT, sondern letztlich auch das kulturelle Erbe des ganzen Bundeslandes. Sehr schnell stellte sich heraus, dass der Streit um die Handschriften eine kulturpolitische Dimension annahm, die weit über die Grenzen des Bundeslandes hinausging.
„Du bist die Erfüllung meiner Träume. Ich liebe dich. Ich könnte es aber jederzeit auch bleiben lassen. Also liebe ich dich in voller Freiheit!“ – Wäre das nicht eine befremdliche Liebeserklärung? – „I can’t stop lovin’ you.“ – Würde man dem Evergreen nicht eher vertrauen? Wäre das andere nicht sogar unheimlich? – Denn nur einem Teufel steht die volle Bandbreite aller Optionen offen. Je nach Laune kann er dann und wann auch als Engel erscheinen. Ein Engel kann immer nur Engel sein. – Wenn Ferdinand, wie Luise hofft, ihrer Unfreiheit, ja: Unfreiheit, vertraut hätte und nicht dem diktierten Brief, dann hätte „Kabale und Liebe“ nicht tödlich zu enden brauchen. Dann hätte er gewusst, dass seine Luise so etwas überhaupt nicht kann, dass sie gar nicht die Freiheit hat, ihn derart schmählich zu verraten und zu betrügen.
Die Ahnen der Familie Ebner
(2006)
Während meiner Kinder- und Jugendzeit wurde ich durch die Ahnenbilder tagtäglich auf meine Vorfahren aufmerksam. So versuchte ich einiges über sie in Erfahrung zu bringen. Das Geschlecht der Ebner läßt sich bis ins 15. Jahrhundert in Tiefenhäusern nachweisen. Johann Michael Ebner, mein fünffacher Urgroßvater, war Vogt und Gastwirt in Immeneich und Einungsmeister der Einung Wolpadingen in der Grafschaft Hauenstein.
Wie hat man gelebt, wie hat man gearbeitet und was hat sich ereignet? Darüber werde ich hier berichten. Als Tochter von Frieda und Martin Ebner war die Land- und Gastwirtschaft vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg meine Heimat. Zu jener Zeit befanden sich im Erdgeschoß neben der Heimatstube und Nebenzimmer zwei Privaträume. Der Saal, der für
größere Anlässe, wie Theateraufführungen und Versammlungen diente, war im ersten Stock. Eine große Erleichterung beim Bewirten brachte der Umbau in den 50er Jahren, denn seither sind alle Wirtschaftsräume auf einer Ebene und in Küchennähe. Nun beginne ich mit dem Jahresablauf.
Drei Portrait-Büsten in weißem Marmor und eine in Terrakotta stellte der junge, hochbegabte Bildhauer Friedrich Schildhorn 1913 bei der internationalen Kunstausstellung im Münchener Glaspalast aus. Damit hatte er einen ersten Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn erreicht und zugleich einen Platz unter den besten Kunstschaffenden seiner Zeit erworben.
Kaum ein Student sieht sie, wenige Professoren kennen sie, ein Schattendasein führen sie neben einem Treppenabgang in der Universität Freiburg – die Rede ist von der Gruppe der neun Musen, die im Treppenhaus zwischen Kollegiengebaude I und III und der alten Bibliothek seit genau zehn Jahren aufgestellt sind, nachdem sie die Stadt Freiburg der Albrecht-Ludwigs-Universität als Dauerleihgabe überlassen hat.
„Einen anderen habe ich in Tegel noch mehr gesehen und gelegentlich auch heimlich gesprochen, den Jesuitenpater Delp. Weder seine Kleidung noch auch sein etwas rustikales Denkergesicht verrieten den Kleriker; er war Konvertit und einer der scharfsinnigsten und einfallsreichsten Mitarbeiter der ,Stimmen der Zeit‘, jenem bedeutenden, in jeder Hinsicht hochstehenden Organ der Jesuiten. […] Er war – wie die meisten – ungebeugt und ungebrochen“. Diese Sätze stammen aus den Erinnerungen des Theologen Hanns Lilje (1899–1977) und schildern seinen Eindruck von seinem Mithäftling Alfred Delp, der am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof wegen „Hoch- und Landesverrats“ zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.
Elisabeth Alexiewna, geborene Prinzessin Luisa Maria Augusta von Baden, war die Gemahlin des russischen Kaisers Alexander I.
und regierte Russland 25 Jahre lang. Im Jahr 2004 feierte man den 225. Geburtstag der Kaiserin. Nach Darstellung deutscher und russischer Zeitgenossen galt sie als die schönste königliche Frau Russlands, ja ganz Europas. Sie war hoch gebildet und hatte einen starken Charakter. Jeder, der Elisabeth Alexiewna kannte, bewunderte ihre Schönheit. Katharina die Große verglich sie mit der griechischen Göttin Psyche. Der große russische Dichter Alexander Puschkin war von der Schönheit der Kaiserin begeistert und schrieb heimlich Gedichte für sie. Der große deutsche Komponist Ludwig van Beethoven widmete ihr seine einzige Polonaise für das Klavier, das Opus Nr. 89.
Curt Balke
(2006)
Als Curt Balke vor nunmehr 50 Jahren, am 26. September 1955, im Alter von 72 Jahren gestorben war, widmete ihm die „Freiburger Turnerschaft von 1844“ einen ehrenden Nachruf, der mit den Worten schloss: „Mehr als 35 Jahre war Curt Balke ,unser Architekt‘. Er war nicht nur unser Berater in allen baulichen Fragen, er war auch ein Turner mit Leib und Seele, ein feinsinniger Mensch und alle Zeit ein guter Kamerad.“
Mit Beginn der 90er Jahre und der „konzeptionellen Wende“ von der Sozial- zur Mentalitätsgeschichte bzw. der im Erwachen begriffenen neuen Kulturgeschichte, kann heute rückblickend von einem „Paradigmenwechsel“ in der Erforschung des Ersten Weltkriegs gesprochen werden. In dieser Wendezeit rückte auch seit Mitte der 80er Jahre das individuelle „Kriegserlebnis“ des einfachen Soldaten in den Mittelpunkt einer am Kriegsalltag orientierten „Geschichte von unten“, deren Vertreter sich mit ihrem alltags- und mentalitätsgeschichtlichen Ansatz als Reaktion auf die traditionelle historiographische Forschung unter politikgeschichtlichen Gesichtspunkten verstanden. Den massenhaft zwischen Front und Heimat kursierenden Kriegsbriefen der Soldaten, der so genannten „Feldpost“, kam unter diesem Paradigmenwechsel als „unentdeckte historische Quellengattung“ eine besondere Rolle zu.
Unter denen, die 1933 oder später ihr deutsches Vaterland verließen, sich vor den neuen Herren in Sicherheit zu bringen
suchten, waren auch Photographen, meist jüdische Photographen, deren Namen man schon kannte oder noch kennen lernen sollte. Unter ihnen waren Alfred Eisenstaedt, der in die USA entwich; Gisèle Freund, die nach Paris ging; Andrei Friedmann, der dasselbe tat und sich dann Robert Capa nannte; Helmut Gernsheim, der in London unterkam; Kurt Hübschmann, dem unter dem Namen Hutton dasselbe gelang; Erich Salomon, der sich in Holland verbarg, bis er von den anderen Deutschen aufgespürt
und im KZ umgebracht wurde; und Felix H. Man.
Die Klosterinsel Reichenau
(2006)
Die Landschaft rund um den Bodensee legt als Kulturlandschaft ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und kulturellen Rolle der Klöster in dieser Region Baden-Württembergs ab. Der Bodenseeraum bildete mit der Bischofstadt Konstanz, dem geistigen Zentrum Alamanniens, Jahrhunderte lang eine kulturelle Einheit. Die Entstehung dieser Kulturlandschaft ist eng mit der Geschichte der zahlreichen um den See gelegenen Stifte, Abteien und Klöster verbunden.
Vor 200 Jahren war das Schwarzwaldkloster St. Blasien für einige Tage württembergisch. Am 18. Januar 1806 stürmten Soldaten aus dem Württembergischen in das damals recht abgelegene Albtal, es waren 80 Grenadiere und dreißig Mann zu Pferd. Angeführt wurden die Militärs von einem Hauptmann. Die Soldaten öffneten die Klosterpforte, traten in die Räume
der Mönche und erklärten dem Abt, dass nunmehr das gesamte Anwesen der sanktblasianischen Benediktiner den Württembergern gehöre. Damit diese Übernahme dann auch nach außen dokumentiert war, brachten die Soldaten umgehend das Wappen des württembergischen Königs an der Eingang des Klosters an. Fast zur gleichen Zeit marschierten
württembergische Truppen nach Berau und belagerten dort das zu St. Blasien gehörende Frauenkloster.
Eine badisch-preußische Ehe
(2006)
Vor 150 Jahren, 1856 – war es wirklich eine „gute alte Zeit“? Sechs Jahre zuvor hatte die Revolution das Großherzogtum erschüttert, Soldaten hatten gemeutert, Großherzog Leopold war mit seiner Familie geflüchtet. Die Preußen mußte er um Hilfe bitten, und Wilhelm, Prinz von Preußen, der Bruder des preußischen Königs, sorgte mit seinen Truppen als Zwingherr für die nachfolgende Reaktion. Mit mehr als einem Drittel des Staatshaushalts von 20 Millionen Gulden berechnete man später die Revolutionsschäden, davon allein 1,5 Millionen Gulden für die preußische Besatzung.
Aus Vielfalt ein Ganzes
(2006)
Manche sind gerührt, manche voller Stolz, wenn das Badnerlied erklingt: „Das schönste Land in Deutschlands Gau’n, das ist mein Badner Land“. Was für ein Land muss das sein: Tief in den Herzen wie in der Geschichte verwurzelt, gleichsam von Gottes Hand geschaffen! Aber war dieses Großherzogtum Baden in Wirklichkeit nicht ganz anders entstanden? Geformt als ein Kunstprodukt, auf ganz und gar revolutionäre Weise, gegen Recht und Herkommen hervorgebracht, mehr oder minder zusammen geklaubt und geraubt, von auswärtigen Mächten ins Leben gerufen …? Vergegenwärtigen wir uns, wie dieses Baden
zustande kam, von wem es geschaffen wurde und mit welchen Klammern man es zur Einheit zusammen gefügt hat.
Die Zeitspanne 1806 bis 2006 bezeichnet nicht, wie fälschlicherweise behauptet, „200 Jahre Baden“, sondern erinnert daran,
dass vor zweihundert Jahren Baden zum Großherzogtum erhoben worden ist und dass in den nächsten 112 Jahren die badische Geschichte „beispielhafte Bedeutung“ (Gerd Hepp) erlangte.