Wissenschaftlicher Artikel
Filtern
Erscheinungsjahr
- 2008 (222) (entfernen)
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (222) (entfernen)
Sprache
- Deutsch (222)
Gehört zur Bibliographie
- nein (222)
Schlagworte
- Geschichte (14)
- Bretten (7)
- Familie (7)
- Freiburg im Breisgau (7)
- Karlsruhe (7)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (7)
- Schwarzwald (6)
- Baden (5)
- Nationalsozialismus (5)
- Oberrheinisches Tiefland (5)
Der Vertrag zwischen Fürstenberg und Villingen von 1501/1516 - eingebunden in Pergamentfragmente
(2008)
Zwischen den Pergamentfragmenten des Stadtarchivs Villingen-Schwenningen, die Edith Boewe-Koob beschreibt, befinden sich Abschriften eines Vertrages, den das Haus Fürstenberg und die Stadt Villingen im Jahre 1501 geschlossen haben. Der
Vertrag wurde über einen längeren Zeitabschnitt zwischen den beiden Parteien ausgehandelt und wohl erstmals im Jahre 1501 als Konzept niedergeschrieben. Der endgültige Vollzug durch Besiegelung fand jedoch erst im Jahre 1516 durch Friedrich Graf zu Fürstenberg statt. Hintergrund des Vertrags waren jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen dem Hause Fürstenberg, das bis zum Jahre 1326 der Stadtherr von Villingen war und der Stadt Villingen über Macht und Einfluss in und um Villingen. Die aufstrebende Stadt versuchte ihren Einflussbereich auszudehnen und denjenigen ihres ehemaligen Stadtherrn zurückzudrängen. Dies gelang ihr offensichtlich auch. Im Einzelnen ging es um die Ausdehnung des Hoheitsbereichs der Stadt, um Geleit- und Zollrechte, die Verfolgung flüchtiger Eigenleute, die Zuständigkeit von Gerichten, um die gegenseitige Anerkennung von Münzen und von Gerichtsurteilen. Jagdgerechtigkeiten, Zugang zu den Märkten, Ausleihe von Henkern und die zukünftige Schlichtung von Streitigkeiten waren weitere Vertragspunkte .
Eine Bildhauerfamilie mit langer Tradition ist die Familie Winterhalder. Über sieben Generationen wurde das Bildhauerhandwerk ausgeübt. Angefangen hat die Bildhauerei im Schwarzwald mit Bartle Winterhalder. Er wurde um 1617 in Urach als Sohn des Bauern Kaspar Winterhalder auf der Kalten Herberge geboren. Am 10. August 1638 heiratete er die Hofwitwe Ursula Hummel vom Oberfaltengrund in Neukirch, deren Mann Bartle Faller der Hexerei angeklagt und 1638 in Triberg als Hexer hingerichtet worden war. Bartle war bis 1654 Beständer auf dem Oberfallengrund für den erbberechtigten Stiefsohn Georg Falter aus der ersten Ehe seiner Frau. Schon vor der Heirat und auch als Bauer hat er wohl oft und gern zum Schnitzmesser gegriffen und sich die ersten Kenntnisse des Schnitzens angeeignet. Deshalb gab er bereits mit 37 Jahren den Hof an seinen Stiefsohn Georg ab. Nun konnte er auf dem Leibgeding sich ganz der Bildhauerei widmen.
Denk mal an Elisabeth!
(2008)
"Wir verbinden eine Ära immer mit dem Namen eines Mannes", lautete einmal Joachim Egon Fürst zu Fürstenbergs
Antwort auf die Frage des ZEITmagazin, warum seine 1767 in Regensburg als Maria Elisabeth Alexandrina Augusta
Carolina Josepha Walburga Prinzessin von Thurn und Taxis geborene - ein vil edel magedin hätte sie vermutlich der Jäger und Sammler Joseph von Laßberg nach dem Vorbild der jungen Kriemhild genannt - und 54-jährig in Heiligenberg
gestorbene Ahnin Fürstin Elisabeth in der Familiengeschichte gar nicht gut wegkommen. Die Journalistin glaubte nämlich
beobachtet zu haben, dass Frauen allgemein in der Historie der Fürstenberger nicht zählten und dass die schon mit einunddreißig Jahren Witwe gewordene "Fürstin teutscher Frauen" (Laßberg) im Besonderen wahrscheinlich wegen ihres "bedenklichen Lebenswandels" und der " innigen Freundschaft", der Mesalliance mit Laßberg links liegen gelassen werde. Dabei gehöre ihr doch ein Denkmal gesetzt.
Als vor fünfzehn Jahren Johannes Humpert im Heft 45 dieser Zeitschrift seinen Aufsatz über " Eine römische Straße durch den südlichen Schwarzwald' veröffentlichte, schien damit eine alte Streitfrage endlich entschieden. Denn in zwei Jahren
intensiver Geländearbeit hatte der Autor viele Argumente, Fakten wie auch Indizien zusammengetragen und zumindest für Teilstücke dieser Verbindung zwischen Breisgau und Baar schlüssige Beweise vorgelegt. Wie die von ihm selbst referierte Diskussion zeigt, konnte er bei seiner Straßenforschung an frühere Beobachtungen anknüpfen, die aber für eine Entscheidung nicht ausgereicht hatten. So dominierte lange Zeit die von R. Nierhaus vertretene Auffassung, dass die 73/74 n. Chr. gebaute Straße durch das Kinzigtal, die von Straßburg ("ab Argentorate") hinauf nach Rottweil und von dort weiter in Donautal führte, in römischer Zeit die einzige Querverbindung über den Schwarzwald gewesen sei.
Der Begriff der "Fahrbereitschaft" bezeichnet an sich einen Wagenpark samt dem dazugehörenden Personal für die Dienste der Verwaltung, des Militärs oder der Wirtschaft. Neben dieser bis heute unter den Bezeichnungen "persönlicher Fahrer des... " oder "öffentlicher Fuhrpark" anzutreffenden Einrichtung firmierte jedoch bis zum Ende der 1940er Jahre eine Verwaltungsstelle eigener Art. Recht häufig stößt man in der Kriegszeit und unmittelbaren Nachkriegsgeschichte auf diese weitgehend dem Vergessen anheim gefallene und durchgängig als "Fahrbereitschaft " bezeichnete Organisationseinheit, die für Landkreise und Städte wie auf Anforderung der Besatzungsbehörde oder der für verschleppte Ausländer zuständigen UNRRA, danach der OIR/IRO, Personen- und Warentransporte der unterschiedlichsten Art auszuführen hatte und der weitere Kompetenzen im Transportwesen zugeeignet waren. Ihre Anfänge reichen dabei zeitlich zurück in die zweite Hälfte der 1930er Jahre als dem Beginn einer gelenkten und für Kriegsvorbereitungen wie Kriegführung notwendigen Bewirtschaftung aller Transportkapazitäten.
"Bis zu einem frohen Wiedersehen"·telegrafiert Max Egon II. Fürst zu Fürstenberg am 4. November 1908 von Donaueschingen aus dem österreichischen Grafen Rudolf Colloredo-Mannsfeld jun. und rät ihm, die "Kugelbüchse für jeden Fall"
mitzubringen, um so für die Treibjagden mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. im Unterhölzer Wald und am Amtenhauser Berg gerüstet zu sein.
Vor 10 Jahren hat es noch kaum jemand für möglich gehalten: Vom kontrollierten Zerfall zur Reaktivierung nach der DlN 19700. Nach erfolglosen Anläufen in der Vergangenheit verfolgt die Stadt Vöhrenbach das Sanierungsprojekt Linachtalsperre seit 1998 mit Nachdruck, so dass diese in 2006/2007 realisiert werden konnte. Die Vision des Zusammenwirkens von Denkmalschutz, Erzeugung regenerativer Energie, Klimaschutz (C0 2-Vermeidung), Naherholung, Ökologie und sanftem
Tourismus wurde und wird unter Einsatz von großem bürgerschaftlichem Engagement, hohem technischem und wissenschaftlichem Know-how und entsprechendem bürokratischen und finanziellem Aufwand, Finanzmitteln von Bund, Land, Stiftungen, Sponsoren und nicht zuletzt der kleinen Schwarzwaldstadt Vöhrenbach Wirklichkeit.
Gedenken an Hans Hauser
(2008)
Über den alemannischen Mundartdichter Hans Hauser wurde schon zu seinen Lebezeiten geschrieben; Ehrungen für sein Schaffen durfte er in vielfältiger Weise persönlich entgegen nehmen. Seine Dichtkunst erlangte aber erst eine gewisse
Popularität als Hans Brüstle, ein seinerzeit bekannter Villinger Lehrer, über ihn im Ekkhart Jahrbuch von 1968 schrieb und ihn in einen größeren Kontext alemannischer Mundartdichtung hineinstellte. Brüstle erkannte in seinem Aufsatz eine „Villinger Stadtsprache“, deren Charakteristik sich im wesentlichen bis heute erhalten hat und die etwas Abgeschlossenes, Eigenwüchsiges hat. Diese Sprache – so Brüstle – sei die Muttersprache Hans Hausers, denn aus seinen Gedichten spreche die Sprache seiner Mutter, die ihr Leben lang die städtische Mundart gesprochen habe. „Und nur im Umgang mit der Mutter, deren Vorfahren seit einigen Jahrhunderten in der
Stadt ansässig waren, konnten sich Ohr und Zunge in der zuverlässigsten Weise an das heimische Idiom und in seinen sprachlichen Schöpfungen Klang und Gestalt finden.“ Die persönlichen und sprachlichen Wurzeln von Hans Hauser werden
Gegenstand der weiteren Betrachtungen in diesem Aufsatz sein.
„Spätestens nach den Verordnungen Kaiser Joseph II. († 1790) wurden im Villinger Münster keine Gräber mehr eingebracht; die weitgehende Umgestaltung des Innenraumes des Münsters in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert mit ihrer Fußbodenerhöhung ließ die alten Gräber überschütten, einplanieren und vergessen – bis in unsere Tage“, schrieb 1979 der Archäologe Thomas Keilhack. Dabei ist man mit den herausgenommenen steinernen Grabplatten nicht sehr pietätvoll umgegangen. Dem Vernehmen nach landeten sie als Hauseintrittsteine oder gar als „starke Steindeckel“ über den neuen Entwässerungskanälen der Innenstadt. Damit verschwanden Zeugnisse für eine identifizierbare, individuelle Zuweisung an eine bestimmte Person, deren Gebeine im Kirchenboden verblieben waren.
Die Welvert-Kaserne
(2008)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung der Welvert-Kaserne, die 1935/36 als Boelcke-Kaserne gebaut wurde. Daneben steht die heutige Lyautey-Kaserne, die 1913/1914 erbaut wurde und in den 1920er
Jahren den Namen Richthofen-Kaserne erhielt. Die Hauptgebäude stehen heute unter Denkmalschutz. In den Jahrzehnten, in denen die Kasernen gebaut wurden, entstand und entwickelte sich die Firma Saba. Zwischen der Welvert- und der Lyautey-Kaserne ist deutlich die Kirnacher Straße zu erkennen. Auch die Kreuzung der Kirnacher Straße mit der Dattenberg- und Richthofenstraße ist gut erkennbar. Am oberen Bildrand sieht man die große Kreuzung Kirnacher/Peterzeller Straße.
Am linken Brigachufer, jenseits der Bickenbrücke, neben der Fußgängerbrücke hinauf zum Landratsamt beim neuen Busbahnhof, steht ein merkwürdiges, an Totengebein gemahnendes Steinkreuz, das 1976 errichtet wurde durch Spenden der Geistlichen aus Villingen, der Stadt Villingen und der Münsterpfarrei. Am Sockel steht der erläuternde Text „Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle, Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört, wurde sie zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche. Das Nägelinkreuz in der Kapelle, hochverehrt, ist im Münster geborgen. „Gekreuzigter Herr Jesus Christus, beschütze deine Stadt“. Also wird hier an eine Kapelle erinnert, die mindestens 500 Jahre lang der Verehrung eines besonderen Heiligtums der Stadt, des Nägelinkreuzes, gedient hat.
In dem Privileg Kaiser Ottos III. vom 29. März 999erhielt Graf Berthold das Recht, die aller höchste Erlaubnis und die Gewalt für seinen Ort Villingen einen öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten und auf Dauer einzurichten. Die Entwicklung Villingens zur Stadt war ohne das vorstehende Marktprivileg undenkbar, denn dieses ermöglichte den Einwohnern die materiellen Voraussetzungen für eine städtische Entwicklung zu schaffen. Der Markt war eine Bedingung für das Entstehen und die Entwicklung des städtischen Handwerkerstandes, des Zunftbürgertums und des
Warenaustausches von Stadt und Land.
Gotthard Glitsch wurde 2008 70 Jahre alt. Davor war er Vorsitzender des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Die frühen Arbeiten des Gotthard Glitsch, mit kritzelicher, nervöser Strichführung ausgeführt, zeigen in Themen wie die „Jasager“, „Gigantenleben“, „Gefällter“ und „Angreifer“ umrisshafte Figuren.
Die Körper sind verdreht, zeigen Aufruhr, überziehen das Blatt in wilden Bewegungen, zeigen den Künstler der sich widersetzt, der sich befreit, der seinen Weg sucht.
Die europäische Wasserscheide über den Schwarzwald unmittelbar südlich, eingekerbt zwischen dem
Mosenberg im Osten sowie dem Mühlenberg im
Westen, mit deren Höhengrenze um 1000 Meter,
nimmt von der hochgelegenen Quelle aus der
Prisenbach seinen nördlichen Weg nach Triberg zur
Gutach hinunter. Von ihm leitet sich der Name des
Zinkens „Prisen“ ab. Komunalpolitisch gehört der
Winkel zu Schönwald, obwohl die wirtschaftliche
Anbindung vorwiegend bergabwärts nach Triberg
führt.
Strukturen des „und“
(2008)
Das 150-jährige Jubiläum der Gewerbevereine und
der Gewerbeausstellungen in Villingen und
Schwenningen im Jahr 2007 war Anlass für die
Ausstellung „Im Zeichen des Fortschritts“, die
sowohl im Villinger Franziskanermuseum als auch
auf der Südwest-Messe zu sehen war und noch bis
zum 22. Juni 2008 im Schwenninger Uhrenindustriemuseum besichtigt werden kann. Bei der
Konzeption des Projekts erwies sich schnell, wie
eng die Geschichte der Gewerbeausstellungen mit
der der Museen verzahnt ist. Dieser wichtige und
heute weitgehend in Vergessenheit geratene Zusammenhang soll im folgenden am Beispiel der
Schwarzwälder Gewerbeausstellungen in Villingen
etwas genauer untersucht werden.
Zur ständischen Festkleidung, der sogenannten
„Tracht“ wie wir heute sagen, gehörte auch in der
ehemaligen Reichsstadt Villingen bei höheren
Ständen sowie bei Bürger- und Bauersfrauen die
entsprechende Kopfbedeckung.
Das Bedecken des weiblichen Kopfes gehörte
seit altersher zum Normverhalten des weiblichen
Geschlechtes, eingeführt von den Männern zur
optischen Verschließung der Frau. Schreibt doch
schon der Apostel Paulus im Brief an die Korinther
(11/5–7): „… jede Frau dagegen, die betet oder aus
Eingebung redet mit unverhülltem Haupt, entehrt
ihr Haupt …, denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so lasse sie sich auch das Haar abschneiden …, denn der Mann ist das Abbild und
Abglanz Gottes, die Frau ist aber der Abglanz des
Mannes.“ Aus diesem Tuch, der den Kopf bedeckte, entwickelte sich im Laufe der Zeit der
mittelalterliche „Schlayer“, aus diesem wiederum
eine gebundene Form, die „Gebende“, wie sie uns
auf Bildwerken und Statuen (Uta v. Naumburg)
überliefert ist.
Unweit vom Zusammenfluss vom Wieselsbach mit
einem Bächlein, das vom Neuhäuslewald her seinen Weg findet und dann erst den Namen
„Warenbach“ trägt, steht die Schleifekapelle. Die
Villinger nennen sie liebevoll „s’Schlifi-Käpelle“.
Ihren Namen hat dieses kleine Gotteshaus von dem
jenseits des Warenbachs gelegenen „Schleife-Hof“.
Heute ist der Hof ein Landwirtschaftsgut, doch
zuvor diente er bis zum Jahre 1895 als „Grob- &
Feinschleiferei“.
Zu den ältesten, reichsten und vornehmsten
Familien der spätmittelalterlichen Stadt Rottweil
zählten die Freiburger oder Friburger. Ihr Name
dürfte auf die Herkunft der Familie aus Freiburg im
Breisgau oder Freiburg in der Westschweiz hinweisen. 1243 kommt der Name „Freiburger
(Vriburgere)“ in Zürich vor1. Schon im Jahre 1300
erreichte Eberhard Freiburger Amt und Würde
eines Rottweiler Schultheißen. Bis 1550 saßen
danach nicht weniger als 14 männliche Angehörige
der Familie im Rottweiler Rat und vier stiegen
sogar zur Würde eines Bürgermeisters der
Reichsstadt auf.
Das vom Heimleiter Hans-Jürgen Braun dem
Alten- und Pflegeheim St. Lioba gestiftete Wegkreuz hat auf dem Parkgelände zwischen Altenheim
und Kindergarten einen neuen Standort gefunden.
Die Christusfigur hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Vorbesitzer des Grundstücks Vöhrenbacher Straße 16, Rudolf Engesser,
hatte wohl einen Großonkel, einen aus Villingen
stammenden Klosterbruder Agadon Münch, im
Benediktiner Kloster Rheinau bei Schaffhausen.
Eine Fasnet, die schon Jahrhunderte alt ist, der
Verein aber erst 125 Jahre besteht. Warum diese
Divergenz?
Es ist nachgewiesen, dass die Villinger Fasnet bis
ins Jahr 1494 zurückreicht. Damals hielt am 13.
Februar Franziskanerpater Johannes Pauli vor den
Nonnen des Bickenklosters eine Predigt, die niedergeschrieben ist und somit auch der Nachwelt
erhalten blieb. Darin taucht zum ersten Mal für
Villingen das Wort Fasnet auf und das gleich mehrfach! Diese Originalaufzeichnungen befinden sich
heute in der Berliner Staatsbibliothek.
Wer am Samschdigmorgê uf dê Märd ins Schdädle
got, isch immer ufêm neuschdê Schdand. „Bisch du
au scho dêrd gsi, do muêsch na, des muês mo g’sehe han; spitze sag i dir“.
Des isch Villinge. Die beste Werbung für unser
Theater ist unser eigenes Publikum. Vorankündigungen, Programme, Plakate und Presse können
die Menschen nicht annähernd so inspirieren, was
die Mund zu Mundpropaganda erreicht. Und
wenn die Leute sagen: „Jetzt hond si scho widder
ufg’hört …, die kinnê doch voelängerê“, dann lässt
das das Herz eines jeden Amateurschauspielers
höher schlagen.
Eigentlich fing alles eher betrüblich an. So emotional man vom Publikum in den Himmel gehoben
wird, so vernichtend wird das Urteil gefällt, wenn
die Vorführung nicht den Geschmack desselben
getroffen hat.
Als im Jahr 1972 die beiden Städte Villingen und
Schwenningen zur gemeinsamen Stadt vereinigt
wurden, gab es in jedem der beiden Stadtbezirke
ein Krankenhaus, das baulich etwas ältere in
Schwenningen. Beide Krankenhäuser waren jeweils
so strukturiert, wie es damals für Städte dieser
Größenordnung üblich war. In beiden Häusern
waren jeweils die großen medizinischen Fachgebiete Innere Medizin, Chirurgie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe vertreten, Villingen besaß
zudem ein Kinderkrankenhaus.
Mittelalterliche Handschriften aus der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Georgen in Villingen
(2008)
Bildung und Kultur in Deutschland stehen neuerdings zum Verkauf. Im „Kulturgüterstreit“
(„Handschriftenstreit“) zwischen der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe und der baden-württembergischen Landesregierung um eine eventuelle Veräußerung von Handschriften hat die
Politik wieder einmal jegliches Fingerspitzengefühl
vermissen lassen. Ein Verkauf der Handschriften
scheint als Folge des nationalen und internationalen Protestes zwar abgewendet, doch ist weiterhin
Misstrauen gegenüber solchen politischen Entscheidungen angebracht. Auch Handschriften des
ehemaligen Klosters St. Georgen im Schwarzwald
bzw. des frühneuzeitlichen Benediktinerklosters in
Villingen wären von einem Verkauf betroffen gewesen. Das Folgende will daher nachdrücklich aufmerksam machen auf die mittelalterlichen Codices
einer Klosterbibliothek, die vom 17. bis zu Beginn
des 19. Jahrhunderts in Villingen beheimatet war.
In einem unscheinbaren Buch, das in braunem
Packpapier eingebunden war, wurde das lang vermisste Original der Chronik über den 30-jährigen
Krieg1 im Archiv des Klosters St. Ursula entdeckt.
Die Schreiberin war die damalige Priorin der
Klarissen und spätere Äbtissin Juliana Ernstin, eine
Villinger Bürgerstochter. Sie war Zeitzeugin und
konnte deshalb die Schrecken des 30-jährigen
Krieges aus eigener Erfahrung schildern. Lange
Zeit war diese wichtige Quelle nicht auffindbar.
Nun kann dieser Bericht, der nicht nur für
Villingen, sondern für den ganzen südwestdeutschen Raum von großer Bedeutung ist, der
Allgemeinheit vorgestellt werden. Die Chronik
wurde in lesbares Deutsch übertragen, ohne aber
den Satzbau gravierend zu ändern. Die mit „und“
verbundenen langen Sätze wurden öfters geteilt,
um die Anhäufung von Haupt- und Nebensätzen
zu umgehen.
Renaissance im Alten Rathaus
(2008)
Das Alte Rathaus in Villingen wird 2008
Schauplatz einer Ausstellung mit hochwertigen
Glasmalereien und Prunkwaffen aus einer einzigartigen Privatsammlung. Ausgehend vom historischen Ratssaal von 1537 wird die Zeitepoche der
Renaissance mithilfe von Kabinettscheiben, flämischen Rundscheiben, den zugehörigen Scheibenrissen und Waffen wie Bidenhänder, Radschlosspuffer und Teschinke verlebendigt. Schon in den
Aktionen des Schülerprojektes „Intermezzo“ (2005
–2007) wurde mit großer Resonanz diese
Zeitebene gewählt, um das Publikum für das eindrucksvolle Gebäude und seine besondere
Ausstattung zu sensibilisieren. Parallel zum
Geschichtsspektakel „Bürgertrutz und Pulverdampf“ des Werbekreises Villingen am 31. Mai
und 1. Juni 2008 sind Tage der offenen Tür im
Alten Rathaus und in der Ausstellung geplant.
Vortrag anlässlich des 150-jährigen Jubiläums
der Kolpingfamilie Ettlingen am 10.
Januar 2008
Wie müssen sich Christen verhalten, wenn
die Gesellschaft in Rechtlosigkeit, Gewalt und
Terror versinkt, wenn Parteien sich des Staats
bemächtigen, die Familien entzweit und der
Glaube bedroht wird? Welche Lehren ziehen
wir aus dem Verhalten der Generation, die das
so genannte Dritte Reich erdulden musste?
Am Beispiel der badischen Stadt Ettlingen
– einer kleinen Insel des geführten Widerstands
im braunen Meer der 30er Jahre – sollen
einige Antworten auf diese Fragen gegeben
werden, die wohl ein ewiges Thema für uns
Deutsche bleiben werden.
Geführter Widerstand?
Der Direktor der Landesbibliothek Karlsruhe, Dr. Peter Michael Ehrle, ging aus Empörung über
die vom Rechnungshof geplanten Stellenkürzungen Ende März 2008 ohne offizielle Verabschiedung
vorzeitig in den Ruhestand. Nach der Denkschrift des Landesrechungshofes mußte er
davon ausgehen, dass 28,1 Personalstellen bei derzeit 91,5 Stellen gestrichen werden sollten. Das
hätte mehr als ein Viertel des Personalbestandes bedeutet. Besonders ärgerlich war dabei die
Ungleichbehandlung der Badischen Landesbibliothek gegenüber der Württembergischen, bei der
nur 4,4 Stellen gestrichen werden sollten.
Fast unbemerkt von eine größeren Öffentlichkeit
hat sich seit 1998 in der südbadischen
Kreisstadt Emmendingen eine einzigartige
Institution entwickelt, die als Sammelstelle für
Tagebücher, Erinnerungen und Briefwechsel
mittlerweile über 6000 private Zeitzeugnisse in
ihren Bestand aufgenommen hat.
Die es betraf, haben freilich rasch davon
Gebrauch gemacht. Ebenso ist das Archiv den
großen Tageszeitungen und Zeitschriften nicht
verborgen geblieben, obwohl ihm nichts
Spektakuläres eignet.
Was bei Schriftstellern
selbstverständlich ist, dass ihre mehr oder
weniger privaten Aufzeichnungen Teil ihres
Nachlasses sind und damit nach ihrem Tode in
die entsprechenden Archive eingehen, z. B. in
das Deutsche Literaturarchiv Marbach a. N.,
galt nicht für gewöhnliche Sterbliche; es gab
bis vor kurzem keinen Ort, wo die Hinterlassenschaft,
die privaten Aufzeichnungen, die
Briefwechsel und Memoiren von Leuten ohne
literarische Ambitionen hätten gesichert werden
können.
Überraschung, nein, Fassungslosigkeit war
das Gefühl, das viele Katholiken im Erzbistum
Freiburg erfüllte, als sie am 3. März 1958
durch die Frühnachrichten – und später am
Tag dann durch eine Ansprache von Weihbischof
Hermann Schäufele – im Radio vom
Tod ihres Oberhirten Eugen Seiterich erfuhren.
Viele Freiburger, darunter der gleichaltrige
und wenige Wochen später gleichfalls verstorbene
Schriftsteller Reinhold Schneider,
entnahmen die Nachricht dem Trauergeläute
des Münsters. Damit freilich, daß nun schon
zum dritten Mal innerhalb eines Jahrzehnts
ein Erzbischof begraben werden mußte, hatte
in jenen Vorfrühlingstagen kaum jemand
gerechnet: Eugen Seiterich, vor dreieinhalb
Jahren erst ins Amt gekommen, war ein für
einen Erzbischof geradezu jugendlicher Mann
von nicht ganz 55 Jahren, der, so hatte man
meinen können, seinen Zenit noch gar nicht
erreicht hatte.
„Erziehung als Politikum“
(2008)
Einen Vorwurf könnte Franz Sales Wocheler,
zu dessen Gedenken dieser Vortrag anlässlich
des 175-jährigen Jubiläums der Leopold-
Sophien-Bibliothek in diesem Jahr stattfindet,
einen Vorwurf könnte er heute nicht mehr aufrecht
halten: Er könnte vermutlich nicht mehr
von den „blinden groben Überlingern“ reden,
die den Wert seiner Büchersammlung weder
kennen noch ihn kennen lernen wollten. Dies
nämlich schrieb Wocheler 1833 an seinen
Freund Ignaz Heinrich von Wessenberg in
Konstanz, als er sich bei ihm für ein Buchgeschenk
bedankte. Nein, so scheint es nicht
mehr zu sein: die Überlinger, zumindest die
hier versammelten, wissen heute wohl zu
schätzen, dass ihre Leopold-Sophien-Bibliothek
von großem kulturhistorischem Wert ist,
zu dem Wocheler mit der Schenkung seines
Buchbestandes den Grundstein gelegt hat. Mit
dem 175jährigen Jubiläum dieser wertvollen
Büchersammlung, das den Anlass für diese
Vortragsreihe gibt, soll deren Geschichte einerseits
ebenso wie die Erinnerung an ihren
größten Gönner andererseits im Gedächtnis
der Nachwelt lebendig erhalten werden.
Die Universität Karlsruhe (TH)2, gegründet
1825 als Polytechnische Schule und damit die
älteste technische Universität in Deutschland,
zählt zu den leistungsstarken Hochschulen in
Deutschland. Mit rund 18 000 Studierenden zu
Beginn des neuen Jahrhunderts erreichte die
Universität Karlsruhe (TH) zwar nicht die
Masse der Hochschul-Kolosse in Berlin,
München oder Köln, sie zeichnete sich jedoch
in besonderem Maße durch ihre Forschungsorientierung
aus, insbesondere in den
Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Am 23. Juli 1808 erhielt Großherzog Karl
Friedrich von Baden den Besuch des französischen
Gesandten in Baden, Auguste de
Talleyrand, ein Vetter des ehemaligen Außenministers
Talleyrand. Er wünschte im Auftrag
Napoleons unter Hinweis auf den Rheinbundvertrag,
wonach „jeder Krieg […] den einer der
kontrahierenden Theile zu führen haben
könnte, für alle zur gemeinsamen Sache wird“,
die Bereitstellung eines Infanterieregiments.
Talleyrand erklärte, dass Frankreich für den
Unterhalt der Truppen aufkommen würde,
sodass Baden nur den Sold zu bezahlen hätte.
Dennoch sah der Großherzog erhebliche Kosten
auf Baden zukommen, da seine Soldaten in
Friedenszeiten an elf Monaten des Jahres zu
Hause waren und nicht besoldet wurden.
Es ist wohl keinem Staatsdiener und Chef
eines Faches mit seinen Arbeiten schlimmer
als mir mit dem katholischen Kirchenbau
ergangen, so die Klage des Oberbaudirektors
Friedrich Weinbrenner, als die Kirche St.
Stephan schon seit mehreren Jahren vollendet
stand. Gemeint war damit in erster Linie seine
aufreibende Zusammenarbeit mit dem Staatsbeamten
Caspar Joseph Oehl, dem Vorsitzenden
des sechsköpfigen katholischen
Kirchenvorstands. Tatsächlich war die Baugeschichte
der Kirche vom Anfang bis zu ihrer
Fertigstellung von ständigen Meinungsverschiedenheiten
zwischen Architekt und Bauherr
geprägt, wovon erhaltene Akten der Kirchengemeinde
in ungewöhnlich vielen Einzelheiten
berichten.
Als mich vor etwa zwei Jahren Herbsters
„Geflügelte Worte aus dem Markgräflerland“1
neugierig machten, wollte ich wissen, wer Karl
Herbster eigentlich war, wo er seine Wurzeln
hatte, welchen Beruf er ausübte und wie sein
Leben verlief. Ich musste feststellen, dass er, –
60 Jahre nach seinem Tode – fast vergessen
war. Meine intensive Beschäftigung mit seinem
Leben und seinen Publikationen hat mich bis
zum heutigen Tag nicht wieder losgelassen.
Bei der Lektüre seines volkskundlichen
Artikels mit obigem Thema wusste ich, dass
hier ein Kenner der örtlichen Gegebenheiten
am Werk war. Herbster begann seinen Streifzug
am Fuße des Blauen, streifte Lörrach und
schwenkte mit seinen Betrachtungen schließlich
an den Hochrhein. Beim Stichwort
Lörrach hielt ich inne und las: [...]
Im Oktober 2007 bekam die Albert-Ludwigs-
Universität es schwarz auf weiß bestätigt.
Sie darf sich Exzellenz-Universität nennen. Aus
dem bundesweiten Wettbewerb ging sie erfolgreich
hervor und gehört seitdem zum Kreis der
neun bundesweit anerkannten „Exzellenzen“.
Dass allein vier davon im badischen Landesteil
von Baden-Württemberg liegen, lenkte die
Blicke der Medien einmal mehr in den Südwesten
des Landes.
Was bedeutet die Auszeichnung für die Universität
Freiburg?
Mit der Auszeichnung zur Exzellenzuniversität
haben sich für die Universität Konstanz
vollkommen neue Horizonte eröffnet: Sie wird
zu einem der attraktivsten Zentren für junge
Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher in
Deutschland, aber auch auf internationaler
Ebene. Von Anfang an hat sie ihre Stärken
genutzt, um sich in diesem Wettbewerb erfolgreich
zu behaupten. Jung an Jahren, lebendig
und höchst aktiv – genau diese Faktoren waren
die richtigen, um erfolgreich am Ziel anzukommen
und sich im bundesweiten Wettbewerb
der Exzellenzinitiative zu behaupten.
Bei gemeinsamen Nachforschungen über
Goldschmiede-Arbeiten im Breisgau erfuhr ich
schon 1977 von meinem Freund Alfred Erhart1,
Goldschmied und Metallbildhauer, dass
das Freiburger Collegium Borromaeum eine
interessante Monstranz besitze. Deren Meistermarke
war damals allerdings nicht zu identifizieren
und auch deren Herkunft gab einige
Rätsel auf. Erst jetzt war es mir möglich, den
entstandenen Fragen nachzugehen.
DIE MONSTRANZ
Sie ist aus Silber geschaffen und teilweise
vergoldet, mit zwölf Glassteinen besetzt. Insgesamt
71,5 cm hoch, 33 cm breit, während
der Fuß 28 x 21,5 cm misst.2 Eindeutig ist
durch das am Fußrand eingestempelte Beschauzeichen
die Entstehung der Monstranz in
Augsburg zwischen 1747 und 1749 gesichert.
Die daneben liegende, klar erkennbare Meistermarke
gibt uns außerdem den Goldschmied
bekannt. Im Monstranzfuß wurde ein Kartuschenspiegel
der Vorderseite mit dem fein
gravierten Stifterwappen geschmückt. Fragen
zur Entstehung und Herkunft der Monstranz
lassen sich damit beantworten.
Reinhold Schneider zwischen Existenz und Literatur, Andenken und wissenschaftlicher Rezeption
(2008)
Lebensbeschreibungen oder Abhandlungen
zu Reinhold Schneiders Leben und Werk
beginnen in den letzten Jahren auffälligerweise
mit Fragen wie: „Wer ist Reinhold Schneider?“
(Thiede) „Wer war Reinhold Schneider“? (von
Lanzenauer) oder „Mit wem haben wir es hier
zu tun“? (Kuschel). Diese für etablierte Schriftsteller
ungewöhnlichen Fragen zeigen wohl
unter anderem an, dass Reinhold Schneider
„heute in Deutschland weithin vergessen ist“.
Der vehemente Einsatz Leo Wohlebs für ein
selbständiges Baden hat den Blick vieler Zeitbetrachter
verstellt und dabei die sozialpolitischen
Leistungen des Staatspräsidenten in den
Hintergrund treten lassen. Aber gerade dessen
Einsatz für einen sozial wirksamen Staat
bringen die Wesenszüge des Mannes zum Vorschein,
dem die Frage der sozialen Gerechtigkeit
als Student, als Pädagoge und vor allem als
Politiker beim Wiederaufbau der Staatlichkeit
im deutschen Südwesten ein zentrales Anliegen
war.
Leo Wohleb wurde in der katholisch geprägten
Tradition in Freiburg erzogen1. Der
elterliche Wohnsitz gehörte zur Pfarrei St.
Martin, in der Heinrich Hansjakob von 1884
bis 1913 tätig war.
Ein Baum und eine Schaukel
(2008)
Dass die Eindrücke, die man als Kind empfing,
nicht verlöschen, selbst „in ihren kleinsten
Teilen“ nicht, hat schon Goethe behauptet
(und in seinen autobiographischen Schriften
auch bewiesen). „Man denkt doch am längsten
dran, was einem in der Jugend begegnet ist“2,
heißt es auch bei Johann Peter Hebel; was der
sogenannte Hausfreund freilich ganz natürlich
findet, denn „man hat am längsten Zeit, daran
zu denken“3. Und woran denkt man dann? An
Ereignisse, Erlebnisse, an Menschen und an
Dinge; ja, auch an Dinge, die etwas bedeuteten,
auch wenn man oft nicht wusste, was es war;
vielleicht war es ja das Leben, das eigene,
selbst.
Die Landschaft der Oberrheinaue und ihre
Auewälder haben seit dem 30-jährigen Krieg
bewegte Zeiten erlebt, über die wenig bekannt
ist. Allgemein wird angenommen, die Rheinaue
sei bis zur Korrektion des Flusses durch
den badischen Ingenieur Tulla unzugänglich,
versumpft, häufig überschwemmt und weitgehend
untauglich für die Landnutzung gewesen.
Deshalb hätten sich auch bis ins 19. Jahrhundert
urwaldartige Weichholz- und Eichen-
Ulmenwälder halten können, die großflächig
bei der Flusskorrektion vernichtet wurden.
Eingehende Untersuchungen der Forstlichen
Versuchsanstalt in Freiburg haben hierzu neue
Erkenntnisse gebracht, über die berichtet wird.
Die historische Landschaftsentwicklung der
deutsch-französischen Oberrheinaue zwischen
Basel und Karlsruhe und die Landschaftsentwicklung
der Oberrheinaue zwischen Karlsruhe
und Mainz sind an zahlreichen Rheinabschnitten
untersucht.
… als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs
„Fahnen und Flaggen, Grenzsteine und
-pfähle, Siegel und Wappen begegnen jedermann
als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs. Sie gestatten eine
schnelle Orientierung am geschichtlichen
Werdegang eines Ortes, einer Landschaft oder
eines Geschlechtes, bieten aber auch dem
Bewohner oder Besucher einer Region eine
gute Gelegenheit zum weiteren Kennenlernen
seiner Umwelt, die nicht zuletzt von historischen
Voraussetzungen bestimmt ist“.2
Am ehesten wird der Bürger wohl bei einer
Verlängerung seines Ausweises, bei einer
amtlichen Beglaubigung oder in Verbindung
mit dem Schulzeugnis mit einem Siegel in
Berührung kommen.
Baden
(2008)
Nach langen Jahren des Lebens in der Fremde, wenn das Auge sich
schon fast an den Horizont der Ebene gewöhnt hat, fühlt es plötzlich
die Nähe der Bergwände als wunderbares Glück. Der Duft des Frühjahrs
verschleiert die steilen, waldbekleideten Hänge, die hinter südlichen
Nadelhölzern und weitverstreuten Blütenbäumen schimmern; der
Raum schließt sich wieder, der so lange und vielleicht allzu lange offen
war, und zugleich zieht die Ebene weit draußen mit den wandernden
Wolken, dem dann und wann aufdämmernden Gebirgskamm jenseits
des Rheines und dem blitzenden Stromlicht um so mächtiger hinaus.
Das ist ja die Heimat immer gewesen: Umschlossenheit und ruhelose
Sehnsucht; Hingabe an das Nächste, Vertrauteste und Verlangen nach
der Weite, die doch nur der durchdringt, der sein Erbe mit sich trägt.
Aber wahres Erbe will langsam errungen sein; und vielleicht gehört ein
ganzes Leben dazu, daß wir den Ort begreifen, an dem wir geboren
werden.
In dem folgenden Beitrag tritt eine Mannheimer
Frauengestalt und Persönlichkeit in
den Vordergrund, deren wechselvolles Leben
sich vom ausgehenden 19. bis weit in die zweite
Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt: Gisella
Lanz-Giulini, italienischer Abstammung, Angehörige
des Großbürgertums, Fabrikantengattin,
Oststadtbewohnerin und Bauherrin.
Bildnisse und Architekturen geben einen
Einblick in ihre Lebensabschnitte in Mannheim
von 1885 bis 1931 und von 1957 bis 1973. Diese
werden zwischen 1931 und 1957 durch den Aufenthalt
auf dem familieneigenen Anwesen
Schloss Marbach in Öhningen-Wangen am
Bodensee und durch eine vorübergehende
Wohnzeit in Heidelberg unterbrochen.
Der angehende Schriftsteller Reinhold
Schneider hatte im Jahre 1933 sein umfangreiches
historiographisches Werk über die
Hohenzollern vorgelegt. Einige Zeit später ließ
ihn sein Verleger Jakob Hegner wissen, dass
der bekannte Kulturphilosoph Leopold Ziegler
sich lobend über dieses Buch geäußert habe.
Schneider nahm das zum Anlass, an Ziegler
Dankeszeilen zu senden: … es ist für mich eine
sehr große Freude, von Ihnen anerkannt zu
werden. Es ist der Anbeginn einer lebenslangen
Freundschaft.
Am 13. Mai 1903, wird Reinhold Schneider
im Hotel Messmer in Baden-Baden geboren.
Sein Vater Wilhelm Schneider und seine
Mutter Wilhelma geb. Messmer führen dieses
Hotel, das sich seit Generationen in Familienbesitz
befindet. In der Stiftskirche der Bäderstadt
erhält Reinhold die katholische Taufe von
Kaplan Henninger. Von einem Besuch der
Volksschule mag die Mutter nichts wissen,
gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Bruder
wird Reinhold einige Jahre lang von einer Privatlehrerin
unterrichtet, deren Dachstockwohnung
in der Baden-Badener Altstadt die
beiden täglich erklimmen müssen. Ab Sommer
1912 besucht Reinhold die Baden-Badener
Oberrealschule. Späterhin wird er sie als eine
Art Bildungsburg am Berghang bezeichnen, in
der man bloß eine Synthese des verwässerten
deutschen Idealismus mit den Naturwissenschaften
versuche.
In Heidelberg, der alten kurpfälzischen
Residenz am Neckar, plant derzeit eine Gruppe
von ansässigen Unternehmern, den Lustgarten
des Kurfürsten Friedrich V. aus dem Anfang
des 17. Jahrhunderts, den „Hortus Palatinus“,
zu rekonstruieren und in ein betriebswirtschaftlich
orientiertes Marketingkonzept des
Schlosses einzubinden. Die Unternehmer, allen
voran Phora-Gründer Hans-Joachim Wessendorf,
Prof. Klaus Tschira und Manfred Lautenschläger
sehen sich selbst nicht als Investoren,
sondern als „Mäzene“, die der Stadt mit ihrem
Engagement ein Geschenk machen wollen.
Was hat es mit diesem Hortus Palatinus auf
sich?
Reinhold Schneider ist heute in Deutschland
weithin vergessen, zumindest bei der
jüngeren und insbesondere bei der studentischen
Generation. Die Gründe hierfür liegen
zunächst im großen gesellschaftlichen Kontext:
in der Entchristianisierung, in der Erblindung
der Lesenden für christliche Dimensionen,
eine Erblindung, die der antichristlichen,
zumindest achristlichen Grundausrichtung
heutiger Philosophie in Europa
zuzuschreiben ist. Die Folge war, zumindest
im deutschsprachigen Raum, ein generelles
Verblassen der Anziehungskraft des Renouveau
chrétien. Reinhold Schneider teilt dieses Los
mit den anderen seinerzeit bedeutenden
christlichen Namen wie etwa Gertrud von Le
Fort, Elisabeth Langgässer, Rudolf Alexander
Schröder, Werner Bergengruen, Jochen Klepper
und deren Mitstreiter. Autoren aus der
zweiten Reihe gar sind dem Gedächtnis fast
gänzlich verschwunden. Wer kennt noch, um
allein ihn zu nennen, das Werk des im Kriege
gefallenen Siegbert Stehmann?
Er teilt seit weit über einem halben Jahrtausend die Schicksale der Stadt Bruchsal, er hat die freudigen Tage gesehen und die schlimmen. Ja, er ist gewissermaßen selbst ein Symbol der wechselvollen Stadthistorie und ein starkes Stück Geschichte mitten im Zentrum von Bruchsal. Vor genau 650 Jahren wurde der markante Bergfried, dieser mächtige mittelalterliche Burgturm des Alten Schlosses der Speyerer Fürstbischöfe, erstmals dokumentiert. Und er hat eine äußerst massive "Geburtsurkunde": Eingemauert auf halber Höhe ist an seiner Ostseite bis heute das Steinrelief des Bischofs Gerhard II. von Ehrenberg mit der lateinischen Jahreszahl MCCCLVIII (1358) zu erkennen. Was übrigens nicht ausschließt, dass die ersten baulichen Ursprünge des Bergfrieds sogar noch viel weiter in die Vergangenheit zurückdatieren.
Literatur am Bodensee? Ein weites Meer,
um das berühmte „weite Feld“ von Theodor
Fontanes zu wässern. Es gibt zwar einen
ungefähren Anfang – Walahfried Strabo, um
808 oder 809 geboren, Abt des Klosters Mittelzell
auf der Reichenau und ein Mann der
Dichtung –, aber noch kein Ende. Alles was zur
Literatur am See gesagt werden kann, bleibt
Fragment, an dieser Stelle sowieso: Sowohl der
exemplarische Exkurs in die Vergangenheit, als
auch der Blick in die Literatur der Gegenwart,
der Schwerpunkt dieser gewagten Literatour.
Der See – die Einheimischen sprechen nur
vom See, wenn sie den Bodensee meinen – verbindet
oder trennt, wie man will, drei Länder.
Das verkompliziert das Thema und diese Darstellung.
Aber am vorarlbergischen und auch
am Schweizer Ufer des Sees existiert eine
bemerkenswerte Literatenszene. [...]