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Habent sua fata scholae – nicht nur Bücher,
auch Schulen haben ihre Schicksale. Und sie
könnten in Zukunft entscheidende Einschnitte
erfahren, wenn man in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion
an jene Vorstellungen denkt,
z. B. die Gymnasien, auf die beiden Oberklassen
beschränkt, in Einheitsschulen untergehen
zu lassen. Nicht vom Standpunkt der
Pädagogik oder in Sorge um wissenschaftlichen
Nachwuchs sei hier die Rede. Zu bedenken
ist, weiche kulturelle Tradition einer Bildungsinstitution
verloren ginge, die bis in
unsere Tage wirksam ist. Darum ein Blick ca.
250 Jahre zurück, wo in der Aufklärung das
Gymnasium und seine Lehrer exponierte
Kulturträger waren.
Der äußere Radius seines Lebens war auch nach damaligen Verhältnissen bemessen klein; er erstreckte sich vom Bodensee und der schwäbischen Ostalb bis an den Neckar und den Südschwarzwald im Breisgau, wo er in Freiburg fast drei Jahrzehnte lang als Professor für Moraltheologie und Katechetik sowie später als Domkapitular und Domdekan wirkte. Hinzu kamen während einiger Jahre, in denen er von seiner Freiburger Universität als Abgeordneter in den Badischen Landtag entsandt wurde, regelmäßige Besuche in der Residenzstadt Karlsruhe. Johann Baptist Hirscher wurde am 20. Januar 1788 als erstes von sechs Kindern einer einfachen Bauernfamilie in der Nähe von Bodnegg im heutigen Kreis Ravensburg geboren. Seine schulische Bildung erhielt er auf Anregung des örtlichen Geistlichen in der Prämonstratenserabtei Weissenau. Nach deren Aufhebung im Jahr 1803 wechselte er an das Konstanzer Lyzeum, wo er dem Generalvikar der damaligen Diözese Konstanz Ignaz Heinrich von Wessenberg begegnete, der ihn nachhaltig prägte und schon früh auf seine Begabung aufmerksam wurde. Das sich anschließende Theologiestudium in Freiburg war freilich nur von kurzer Dauer, da der junge Hirscher aus finanziellen Gründen die Universität nach zwei Jahren verlassen musste. Seine ultramontanen Gegner haben ihm später, als er längst zu den führenden katholischen Theologen in Deutschland zählte und als viel gelesener religiöser Schriftsteller anerkannt war, oft seine angeblich lückenhafte wissenschaftliche Ausbildung und seine nur oberflächliche Kenntnis der scholastischen Autoren vorgehalten. Nach dem Besuch des Meersburger Priesterseminars erhielt Hirscher am 22. September 1810 im Konstanzer Münster die Priesterweihe.
Im Sommer 1959 gab Erzbischof Weber
von Straßburg einen Empfang für katholische
Studenten aus Freiburg im Breisgau. Ich war
eine der eingeladenen Studentinnen. Es war
noch nicht selbstverständlich, dass man nach
Frankreich eingeladen wurde, und wir empfanden
es als ein großes Ereignis. Zuerst hielt
Erzbischof Weber eine kurze Rede. Ich muss
gestehen, dass ich vergessen habe, was er
gesagt hatte. Es ist davon auszugehen, dass es
mit der deutsch – französischen Aussöhnung
zu tun hatte. Dann haben wir uns der Reihe
nach persönlich dem Oberhirten von Straßburg
vorgestellt, und wie es zu jener Zeit
üblich war, ist jeder vor ihm niedergekniet und
hat den Bischofsring geküsst. Er wechselte mit
jedem der Gäste einige persönliche Worte. Ich
war ziemlich in der hintersten Reihe und, als
für mich der aufregende Augenblick kam, ich
den Bischofsring küssen durfte und meinen
Namen nannte, verließ Bischof Weber seine
vornehme Zurückhaltung.
Im vorliegenden Band werden die beiden Familienverzeichnisse der Pfarreien
Nöttingen und Remchingen der Öffentlichkeit in Druckform zugänglich
gemacht, die Pfarrer Jakob Petri im Jahr 1696 nach kriegsbedingtem Verlust
der alten Kirchenbücher neu anlegte. Die genealogische Forschung für das
Pfinztal wäre ohne diese beiden Verzeichnisse ein gutes Stück ärmer; sie hat
Jakob Petri also bis heute Außergewöhnliches zu verdanken. Doch wer war
dieser Jakob Petri? Als Seelsorger für mehrere Dörfer hat er während seiner
langen Amtszeit auch die schweren Jahre zweier Erbfolgekriege miterlebt. Im
Folgenden soll sein nicht ganz alltäglicher Lebenslauf nacherzählt werden,
wobei auch seine familiäre Herkunft Berücksichtigung findet.
Im Rahmen der anstehenden Baumaßnahmen im Innenraum der Kirche soll, entsprechend den Anregungen aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, der "Altar näher zur Gemeinde" gerückt werden. Das ist bereits in vielen Kirchen geschehen, und die Lösung war zumeist, zusätzlich einen Altar am Übergang von Chor- und Kirchenraum zu platzieren. Nun hat bereits vor Jahrzehnte Hans Rolli vom Erzbischöflichen Bauamt in Heidelberg für St. Stephan die Peripherie der kreisrunden Kuppelhalle als einzig möglichen Altarstandort vorgeschlagen - die Mitte des Kirchenraums als Platz musste und muss ja aus liturgie-funktionalen Gründen ausscheiden. Der Altar sollte also eingebunden sein in die umfassende Kreislinie des Kirchenraums am südlichen Ende des nördlichen Kreuzarms, entwickelt etwa in der Zone, wo derzeit die Kommunionbänke stehen (Abb. 1). Dieses Planungskonzept galt bis vor kurzem, wurde jedoch inzwischen von einem "Favorisierten Entwurf" verdrängt, dessen technische Machbarkeit allerdings noch nicht erwiesen ist.
Vor 180 Jahren verstarb der badische
Oberst und „Bändiger“ des Rheins, Johann
Gottfried Tulla, in Paris.
Als am 27. März 1828 Johann Gottfried
Tulla in Paris verstarb, verlor das Großherzogtum
Baden seinen fähigsten und weit über
die Landesgrenzen hinaus bekannten Straßenund
Wasserbauingenieur seiner Zeit. Seine
letzte Ruhestätte fand Tulla fernab seiner
badischen Heimat auf dem Friedhof Montmartre
in Paris. Der Grabstein, der im Auftrag
des Großherzogs von Baden errichtet wurde,
zeigt den Rhein in seinem natürlichen und
„rectifizierten“ Verlauf als Erinnerung an den
Wasserbauer Tulla sowie eine Bogenbrücke
und ein aufgeschlagenes Mathematikbuch mit
dem Satz des Pythagoras als Sinnbild für den
Brücken- und Straßenbauer Tulla.
Tullas Ende war von großen Leiden bestimmt,
was der von Philipp Jakob Scheffel verfasste
Nekrolog von 1830 eindrucksvoll darlegt.
In memoriam Peter Sperling †
(2008)
Am 18. Juli 2008 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der Journalist PETER SPERLING im Alter von 74 Jahren. Den Karlsruhern war er als Sprecher des Forschungszentrums Karlsruhe und nach seiner Pensionierung als Pilzberater
am Naturkundemuseum eine vertraute Persönlichkeit. PETER S PERLING wurde am 2.4.1934 in Saaz im Egerland (heute Tschechien) als eines von zwei Kindern des Juristen Dr. FRIEDRICH SPERLING und der Hausfrau LIESL SPERLING geboren. Nach Kriegsende siedelte er mit Vater und Schwester Hannelore nach Bayern über, wo er 1953 in Augsburg seine Abiturprüfung ablegte und anschließend in Würzburg Physik und Chemie studierte. Schon als Student verdiente er sich Dank
pädagogischer Fähigkeiten durch Examensvorbereitungskurse für Pharmazie- und Medizinstudenten und durch journalistische Tätigkeiten das Geld für den Lebensunterhalt.
Während der Zeit des Barocks war das Oberrheingebiet aufgrund seiner geostrategischen Lage in besonderem Maße von den Kriegen zwischen den Herrscherhäusern
Habsburg und Bourbon Ende des 17. und Anfang des 18. Jh. betroffen. Als Abwehrmaßnahmen gegen französische Einfälle in die Gebiete der Vorderen Reichskreise wurden Verteidigungslinien auf den Schwarzwaldpässen und in der Rheinebene angelegt. Diese Befestigungssysteme entstanden in mehreren Phasen in der
Zeit vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1748, besonders aber während des Pfälzischen (1688–1697)
und Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714). Da das Untersuchungsgebiet hauptsächlich im rechtsrheinischen Bereich liegt, werden Speyerbach-, Queich-, Moder- und Lauterlinien nicht mit einbezogen, obwohl sie zum Gesamtsystem gehören
Im Namen der Hyazinthe
(2008)
Wenige Meter entfernt von der alten Klosterpforte des ehemaligen Offenburger Franziskanerklosters (1280-1808) steht an der Südwand des Kreuzgangs ein in dieser Form wohl einmaliges steinernes Schriftdokument barocker Grabsteinpoesie. Wer den schlichten Kreuzgang von der engen Nebenpforte der prachtvollen Klosterkirche aus betritt, sieht zunächst linker Hand die alte hölzerne franziskanische Klosterpforte von 1689 mit ihrem berühmten Chronogramm Marte arDente CLaVstro eXVsto (,,als die Flammen des Krieges wüteten und dabei dieses Kloster eingeäschert wurde"). Vom selben Standpunkt aus nach rechts ist an der Wand auch die mannshohe Grabplatte eines Franziskanerpaters aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert zu erkennen. Auf dem Weg dahin kommt man zunächst aber vorbei an der Franziskanergruft selbst, die jetzt verschlossen ist
und nur durch einen mühsamen Einstieg unter dem Boden zu erreichen ist. Vielleicht führte einst unter der jetzt ebenerdigen Eisenplatte ein Treppenabgang in das Dunkel der grabenartigen Gruft unter dem Chor der Kirche hinab.
Am 27. November 1944 starben bei einem Luftangriff auf die Stadt Freiburg etwa 2.800 Menschen. Zu den Todesopfern zählte auch die Besatzung eines Bombers der Alliierten: sechs junge
Soldaten im Dienst der britischen Royal Air Force (RAF) und einer der Royal Australian Air
Force (RAAF). Bei dieser Maschine, deren Wrackteile in Freiburg gefunden wurden, handelte
es sich um eine Lancaster I, Serien-Nr. NG200, Kennung AS-V, die zur 166 Squadron der
RAF gehörte. Die Maschine war mit einem H2S-Bodenradar mit gekoppeltem Air Position
Indicator ausgestattet. Mithilfe dieser Gerätekombination waren präzise Bombenabwürfe
ohne Bodensicht möglich. Ein Warngerät, der sogenannte Fishpond, sicherte die Maschine vor
Jägerangriffen. Im Bombenraum befanden sich eine HC-Bombe zu 4.000 lbs und fünf SAP-Bomben amerikanischer Bauform zu je 1.000 lbs sowie fünf GP-Bomben und zwei MC-Bomben zu je 500 lbs. Somit betrug die gesamte Bombenfracht 12.500 lbs, etwa 6,25 Tonnen. Hinzu
kamen noch größere Vorräte an Munition (Kaliber 7,7 mm) im Innenraum des Flugzeugs für
die insgesamt zehn Maschinengewehre des Heck-, Mitteoben- und Frontstandes. Das Flugzeug
war im Oktober 1944 in Dienst gestellt worden und hatte erst 29 Flugstunden geleistet. Aufgrund dessen kann man davon ausgehen, dass der Bomber in technisch gutem Zustand war, als
er am 27. November 1944 in Kirmington, Mittelengland, um 16.00 Uhr Ortszeit zum Angriff
auf Freiburg startete und gegen 20.05 Uhr über der Stadt abstürzte.
Der Hunger nach Bildern und Informationen führte im ausgehenden Mittelalter zu einer explosionsartigen Verbreitung von Druckerzeugnissen. Der Rohstoff Papier stand zum ersten Mal in ausreichendem Maße zur Verfügung. In den großen Städten des Oberrheingebietes, wie Basel oder Straßburg etablierten sich Druckwerkstätten, die das damals neue Medium
Buch druckten und herausgaben, um den nahezu unersättlichen Hunger nach Bildung zu stillen. Im Folgenden werden drei Bücher aus dem Bestand der Offenburger Historischen Bibliothek vorgestellt, die im Spätmittelalter und der frühen
Neuzeit, d. h. kurz vor oder kurz nach 1500 entstanden. Diese Werke sind aufgrund der reichen Holzschnitt-Illustrationen hochinteressant und schön gestaltet. Der Gesamteindruck im Zusammenspiel von Text und Bild war von entscheidender Bedeutung, die reichen Illustrationen sollten die Aufmerksamkeit potentieller Käufer auf sich ziehen. Menschen, die der lateinischen Sprache oder des Lesens selbst nicht mächtig waren, konnte so der Inhalt anhand der Bilder erklärt und verständlich gemacht werden.
Am 22. April 1940 erschien in der »Volksstimme«, der sozialdemokratischen Tageszeitung für die Kantone St. Gallen, Appenzell, Graubünden und Glarus, folgende
kurze Notiz: »Unter dem Druck eines kürzlichen, inzwischen formell erledigten Konfliktes mit der Militärzensur und wegen tiefgehender Meinungsverschiedenheiten mit
den maßgebenden Instanzen über den politischen Kurs der schweizerischen Sozialdemokratie hat sich Genosse Dr. H. Kramer genötigt gesehen, der Sozialdemokratischen
Pressunion seinen Rücktritt als Redaktor der >Volksstimme< zu erklären. Er war seit
1. Mai 1926 an unserem Blatte tätig.»
Unweit vom Zusammenfluss vom Wieselsbach mit
einem Bächlein, das vom Neuhäuslewald her seinen Weg findet und dann erst den Namen
„Warenbach“ trägt, steht die Schleifekapelle. Die
Villinger nennen sie liebevoll „s’Schlifi-Käpelle“.
Ihren Namen hat dieses kleine Gotteshaus von dem
jenseits des Warenbachs gelegenen „Schleife-Hof“.
Heute ist der Hof ein Landwirtschaftsgut, doch
zuvor diente er bis zum Jahre 1895 als „Grob- &
Feinschleiferei“.
Hermann Maas als Kreisdekan
(2008)
Im Rückblick auf sein Leben schrieb Hermann Maas 1952: Im Sommer desselben Jahres [1945] wurde ich wieder in den aktiven Kirchendienst aufgenommen und zum Kreisdekan für die zehn Dekanate Nordbadens ernannt. So habe ich als alter Mann fast mehr zu tun als je in meinem Leben, weil die Ökumene, der Kampf gegen den Antisemitismus, die Arbeit und Fürsorge für die einst Geknebelten und Verfolgten, die Pflege der Beziehungen zu den amerikanischen Männern, ein großer Briefwechsel mich im Banne halten, neben der eigentlichen Berufstätigkeit in meiner Kirche.
Fast unbemerkt von eine größeren Öffentlichkeit
hat sich seit 1998 in der südbadischen
Kreisstadt Emmendingen eine einzigartige
Institution entwickelt, die als Sammelstelle für
Tagebücher, Erinnerungen und Briefwechsel
mittlerweile über 6000 private Zeitzeugnisse in
ihren Bestand aufgenommen hat.
Die es betraf, haben freilich rasch davon
Gebrauch gemacht. Ebenso ist das Archiv den
großen Tageszeitungen und Zeitschriften nicht
verborgen geblieben, obwohl ihm nichts
Spektakuläres eignet.
Was bei Schriftstellern
selbstverständlich ist, dass ihre mehr oder
weniger privaten Aufzeichnungen Teil ihres
Nachlasses sind und damit nach ihrem Tode in
die entsprechenden Archive eingehen, z. B. in
das Deutsche Literaturarchiv Marbach a. N.,
galt nicht für gewöhnliche Sterbliche; es gab
bis vor kurzem keinen Ort, wo die Hinterlassenschaft,
die privaten Aufzeichnungen, die
Briefwechsel und Memoiren von Leuten ohne
literarische Ambitionen hätten gesichert werden
können.
Früher gehörten Hausschlachtungen in unserer Gegend fast zu jedem Haushalt. Heute wird nur noch auf wenigen Bauernhöfen geschlachtet. Wie auch heute, wird hauptsächlich das Schwein in landwirtschaftlichen Betrieben geschlachtet.
Dazu wird ein Ferkel gekauft oder vom Mutterschwein selbst gezüchtet. Man füttert es mit Rüben, gekochten Kartoffeln, Brot, Milch und anderem, bis es zu einem prachtvollen Schwein herangewachsen ist. In einigen Gebieten - zum Beispiel in Mühlenbach - werden die Schweine noch im Freien gehalten oder zu bestimmten Zeiten in einen Hof (so genannter Sauhof) gelassen. Dieser Hof ist eingegrenzt, sodass die Schweine nicht abhauen können. Die Schweine haben dadurch einen Auslauf, wühlen mit der Schnauze im Dreck und wälzen sich auch gern darin. Die Schweine fühlen sich dabei wohl. Nur noch selten werden die Schweine so gehalten. Es liegt wohl auch an den zeitlichen Gründen, dass die Schweinehaltung heute nur noch in Schweineställen, -boxen vorkommt. Nach ca. einem Dreivierteljahr ist es dann soweit. Das Schwein ist fett geworden und wiegt etwa drei Zentner. In wenigen Fällen hat es je nach Fütterung ein Lebensgewicht von fünf bis sechs Zentnern, diese Schweine haben meistens sehr viel Fett. Es ist dann auch für den Metzger, der das Schwein schlachten muss, eine anstrengende Arbeit.
Hans Messmer †
(2008)
Nach langer, schwerer Krankheit ist am 9. Juni 2008 im Alter von 72 Jahren HANS MESSMER aus Steißlingen verstorben. Postdirektor HANS MESSMER war als Schmetterlingssammler und Mitarbeiter der Entomologischen Arbeitgemeinschaft im
Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V. viele Jahre lang am Grundlagenwerk über die Schmetterlinge Baden-Württembergs beteiligt. Er lieferte regelmäßig seine Beobachtungsdaten an GÜNTER EBERT, der als Herausgeber am
Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe die Fäden für dieses weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte und
geschätzte Werk in der Hand hielt. HANS MESSMER wurde am 25. Februar 1936 in Stockach geboren und besuchte dort
auch die Grundschule. Das Abitur legte er auf dem Gymnasium in Radolfzell ab und studierte ab 1955 Jura in Wien und Freiburg.
Grenzen überwinden
(2008)
Mit der Internationalen Bodenseekonferenz
(IBK) gehen die verantwortlichen Landesund
Kantonsregierungen der Bodensee-
Anrainer in Deutschland, Österreich und der
Schweiz sowie die Regierung Liechtensteins
konsequent den Weg, auf den wichtigsten
Gebieten gemeinsamen Interesses konstruktiv,
projektbezogen und grenzüberschreitend
zusammen zu arbeiten. Aus der Fülle der
Arbeit der IBK sind hier einige Handlungsfelder
exemplarisch dargestellt.
Gotthard Glitsch wurde 2008 70 Jahre alt. Davor war er Vorsitzender des Kunstvereins Villingen-Schwenningen. Die frühen Arbeiten des Gotthard Glitsch, mit kritzelicher, nervöser Strichführung ausgeführt, zeigen in Themen wie die „Jasager“, „Gigantenleben“, „Gefällter“ und „Angreifer“ umrisshafte Figuren.
Die Körper sind verdreht, zeigen Aufruhr, überziehen das Blatt in wilden Bewegungen, zeigen den Künstler der sich widersetzt, der sich befreit, der seinen Weg sucht.
In dem folgenden Beitrag tritt eine Mannheimer
Frauengestalt und Persönlichkeit in
den Vordergrund, deren wechselvolles Leben
sich vom ausgehenden 19. bis weit in die zweite
Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt: Gisella
Lanz-Giulini, italienischer Abstammung, Angehörige
des Großbürgertums, Fabrikantengattin,
Oststadtbewohnerin und Bauherrin.
Bildnisse und Architekturen geben einen
Einblick in ihre Lebensabschnitte in Mannheim
von 1885 bis 1931 und von 1957 bis 1973. Diese
werden zwischen 1931 und 1957 durch den Aufenthalt
auf dem familieneigenen Anwesen
Schloss Marbach in Öhningen-Wangen am
Bodensee und durch eine vorübergehende
Wohnzeit in Heidelberg unterbrochen.
„Satelliten erfasst“, meldet der GPS-Empfänger.
Der 15-jährige Lukas tippt Koordinaten
ein. Kreise und Säulen blinken auf dem Display,
Pfeile zeigen die Himmelsrichtungen an. Lukas
blickt angestrengt auf das gelbe Gerät. „Hier
geht’s lang“. Lisa und die anderen Jugendlichen
folgen ihm. Geocaching begeistert Jugendliche
für das Wandern und Erwachsene für die
Schatzsuche, zu Fuß oder mit dem Mountainbike.
Selbst technik-verliebte Stubenhocker
entdecken wieder die Natur. Lukas hat im Internet
ein neues Ziel für eine Schnitzeljagd auf die
moderne Art gefunden. Und die heißt: Geocaching,
zusammengesetzt aus Geo (Erde) und
dem englischen Wort cache (verstecken). Es
gibt Leute, die verstecken irgendwo Dosen
voller kleiner netter Dinge und einem Logbuch,
eine Art Tagebuch. Dann veröffentlichen sie im
Internet Hinweise auf das Versteck, indem sie
dort die Koordinaten mit einer Beschreibung
des Schatzes eintippen. Lukas, Lisa und auch
immer mehr Erwachsene nutzen ihr GPSGerät,
um solche Schätze zu finden. GPS bedeutet
Global Positioning System (deutsch: Globales
Positionsbestimmungssystem), ursprünglich
vom US-Verteidigungsministerium für militärische
Zwecke entwickelt. Mit dieser Technik
des weltweiten, satellitengestützten Navigationssystems
funktionieren die „Navis“ in den
Autos. Auch Spaziergänger können akkubetriebene
„Navis“ mitnehmen, die Landkarten
mit dem genauen Standort anzeigen.
Gedenken an Hans Hauser
(2008)
Über den alemannischen Mundartdichter Hans Hauser wurde schon zu seinen Lebezeiten geschrieben; Ehrungen für sein Schaffen durfte er in vielfältiger Weise persönlich entgegen nehmen. Seine Dichtkunst erlangte aber erst eine gewisse
Popularität als Hans Brüstle, ein seinerzeit bekannter Villinger Lehrer, über ihn im Ekkhart Jahrbuch von 1968 schrieb und ihn in einen größeren Kontext alemannischer Mundartdichtung hineinstellte. Brüstle erkannte in seinem Aufsatz eine „Villinger Stadtsprache“, deren Charakteristik sich im wesentlichen bis heute erhalten hat und die etwas Abgeschlossenes, Eigenwüchsiges hat. Diese Sprache – so Brüstle – sei die Muttersprache Hans Hausers, denn aus seinen Gedichten spreche die Sprache seiner Mutter, die ihr Leben lang die städtische Mundart gesprochen habe. „Und nur im Umgang mit der Mutter, deren Vorfahren seit einigen Jahrhunderten in der
Stadt ansässig waren, konnten sich Ohr und Zunge in der zuverlässigsten Weise an das heimische Idiom und in seinen sprachlichen Schöpfungen Klang und Gestalt finden.“ Die persönlichen und sprachlichen Wurzeln von Hans Hauser werden
Gegenstand der weiteren Betrachtungen in diesem Aufsatz sein.
Gaston Mayer †
(2008)
Unserem ehemaligen Kollegen GASTON MAYER waren - fast auf den Tag genau - 95 Lebensjahre vergönnt, und somit verbrachte er genau 30 Jahre im Ruhestand. Aus diesem Grunde gibt es nicht mehr viele aktive Mitarbeiter im Naturkundemuseum, die ihn persönlich gekannt haben, und kaum einen, der ihn noch im Dienst erlebt hätte. Dennoch, wenn man den Namen „GASTON“ erwähnt, wissen oft selbst die Jüngeren, um wen es sich handelt. Einerseits liegt es natürlich an dem seltenen Vornamen, anderseits zeigt es auch, dass sein Wirken das Museum in vielem geprägt hat. – Wie kommt es zu diesem Vornamen und zu dem weniger bekannten 2. Vornamen LOUIS? GASTON M AYER wurde in Tabbert im Kanton St. Gallen geboren. Seine Mutter war eine Französisch-Schweizerin, dies erklärt die Namensgebung. Seine Vorfahren väterlicherseits waren jedoch Norddeutsche, aus dem Gebiet von Landsberg an der Warthe in Pommern (heute Polen), vor allem vom Rittergut Seehorst bei Posen sowie aus Hamburg. Er selbst verbrachte den größten Teil seines Lebens im Raum Karlsruhe.
Zur Illustration eine Artikels „Die Burg und Stadt Staufen", der in zwei Teilen in der Zeitschrift „Schau-ins-Land" in den Jahren 1880 und 1881 publiziert wurde, hat Josef Bader neben
einigen Darstellungen Staufens und seiner näheren Umgebung auch Zeichnungen von archäologischen Fundstücken aus der Stadt und der Burgruine abgebildet. Letztere wurden teilweise
bei „Aufräumung arbeiten" auf der Burg gefunden. Es handelt ich dabei um Ofenkacheln,
Wappensteine, Bauteile, eine Öllampe, Partisanen sowie eine gusseiserne Kaminplatte. All
diese Funde bezeugen eine rege Bautätigkeit und neue Ausstattungsmaßnahmen der Burg im
16. Jahrhundert.
Die Anlage, aus der die Funde stammen, bekrönt einen dem Schwarzwald vorgelagerten
Kegelberg nördlich der Altstadt am Ausgang de Münstertal und reicht in ihren Anfängen bis
in das 12. Jahrhundert zurück. Im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert wurde ein neuer, dreigeschossiger Palas im südlichen Teil der Kernburg erbaut. Sein repräsentativer Charakter mit
einer zur Stadt aus gerichteten Schaufassade prägt noch heute das Erscheinungsbild der Ruine.
Die Burg wurde bereits 1602 nach dem Aussterben des letzten Herrn von Staufen nicht mehr
bewohnt und schließlich 1633 im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Die Gattung Tulostoma (Stielboviste; Basidiomycetes) ist weltweit durch ca. 138 Arten vertreten. Es handelt sich um bodenbewohnende, an Trockenheit angepasste Saprobionten. Es wird über vier Arten (T. caespitosum, T. fimbriatum, T. giovanellae, T. obesum) aus dem Bereich südlich des Mittelmeeres, aus dem nur wenige Funde von Bauchpilzen vorliegen, berichtet. Die Morphologie zweier Arten (T. caespitosum, T. obesum) wird detailliert beschrieben und anhand von Fotos der
Sporen (REM) und der Fruchtkörper dokumentiert. Es folgen einige abschließende Bemerkungen zur Morphologie (Polystomasie bei Peridien) und Ökologie (Funktion der Sporenoberflächenstrukturen).
Frühstück oder Fastenmahl
(2008)
Die Städtischen Sammlungen Freiburg erwarben am 7. Dezember 1936 von dem Freiburger
Antiquar Matthias Göhringer ein Gemälde Johann Christian Wentzingers, das sich zuvor in
Breisgauer Privatbesitz befunden hatte. Das in Öl auf Leinwand gemalte, 49,5 cm
hohe und 123 cm breite Bild ist eines der wenigen eigenhändig signierten und datierten
Gemälde der Künstlers: Der Kasten in der linken Bildhälfte trägt an der Vorderkante die fragmentarisch erhaltene Beschriftung „J. C. Wen ... ger 1753". Das Bild ist vor dem Verkauf an die
Museen stark gereinigt worden. Die Farbe ist stellenweise bis auf die Grundierung mit rotem
Bolus abgerieben, die an einigen Stellen durchscheint. Dabei wurde offensichtlich auch ein Teil
des Namenszuges gelöscht. Das breite Format legt die Verwendung al Sopraporte nahe. Mehrere solcher über den Türen seines eigenen Hauses angebrachte Gemälde sind in Wentzingers
Nachlass verzeichnet.
Es ist wohl keinem Staatsdiener und Chef
eines Faches mit seinen Arbeiten schlimmer
als mir mit dem katholischen Kirchenbau
ergangen, so die Klage des Oberbaudirektors
Friedrich Weinbrenner, als die Kirche St.
Stephan schon seit mehreren Jahren vollendet
stand. Gemeint war damit in erster Linie seine
aufreibende Zusammenarbeit mit dem Staatsbeamten
Caspar Joseph Oehl, dem Vorsitzenden
des sechsköpfigen katholischen
Kirchenvorstands. Tatsächlich war die Baugeschichte
der Kirche vom Anfang bis zu ihrer
Fertigstellung von ständigen Meinungsverschiedenheiten
zwischen Architekt und Bauherr
geprägt, wovon erhaltene Akten der Kirchengemeinde
in ungewöhnlich vielen Einzelheiten
berichten.
Als am Morgen des 6. März 1933 am Freiburger Rathaus die Hakenkreuzflagge gehisst wurde,
bedeutete dies ein Fanal: Von jetzt an hatte die NSDAP mit ihren braunen Helfershelfern in der
SA und anderen Organisationen das Sagen, und zwar nicht nur in Berlin, wo tags zuvor die
Reichstagswahl zwar nicht ganz so überzeugend wie erwartet, so doch reichlich „braun" ausgefallen war, sondern auch in Freiburg, wo die NSDAP mit 35,8% zur stärksten Partei avancierte. Obwohl hier noch nicht wirklich installiert, hissten die Nazis trotz des durch den noch
amtierenden demokratisch gewählten Zentrums-Oberbürgermeister Karl Bender ausgesprochenen Verbots die Hakenkreuzfahne auf dem Balkon des Rathauses, also am zentralen Ort
kommunaler Machtausübung.
Brauchtum wurde von der „klassischen" Volkskunde traditionell im ahistorischen Zyklus von Jahres- und Lebenskreis angesiedelt. Die sozialen Kontexte und die historischen Bedingungen gerieten dabei aus dem Blickfeld. Bräuche wurden als Gemeinschaftshandeln verstanden, das vorgeblich in einer überzeitlichen Tradition steht. Dabei haben auch Brauchtumsformen einen kulturhistorisch benennbaren Ausgangspunkt und erfüllen innerhalb eines historisch beschreibbaren Zusammenhangs ihre spezifische Funktion. Das gilt auch für religiöses Brauchtum. Exemplarisch kann das am Beispiel der Nußbacher Wendelinuswallfahrt in den 1950er-Jahren gezeigt werden. Die Wallfahrt zum Vieh- und Bauernheiligen Wendelin kann im Kirchspiel Nußbach bis in das Jahr 1591 zurückverfolgt werden. Sie erreichte nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ihren ersten Höhepunkt, als 1756 der Vorarlberger Barockbaumeister Johann Elmenreich die neue, spätbarocke Wallfahrtskapelle errichtet hatte. Um die Wallfahrt entstand ein reiches Brauchtum. Seit 1716 zogen Prozessionen hinter Kreuz und Fahnen von Nußbach hinauf auf den „heiligen Berg" des Renchtals. Im Zusammenhang mit Viehseuchen gelobten Nachbargemeinden wie Ebersweier, Urloffen und Appenweier eine jährliche Gemeindewallfahrt, nachdem sie von Viehseuchen verschont geblieben waren. Zur Wallfahrt gehörte oft ein stundenlanger Fußmarsch der Pilger, die teilweise von weit her aus den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes kamen. Sie versuchten durch ein Wachsopfer die Fürbitte des Heiligen zu erlangen. Im 19. Jahrhundert boten Händler, die sogar aus Walldürn kamen, Devotionalien wie Versehgarnituren, Rosenkränze, geweihte Kerzen, Kreuze usw. an. Die Wallfahrt zum hl. Wendelin markierte den Abschluss des bäuerlichen Arbeitsjahres und wurde mit dem Dank für die gesegnete Ernte verbunden.
Die Zentren wachender Hochmoore gehören zu den artenärmsten Ökosystemen Mitteleuropas. Allerdings bieten die Moore im Randgehänge, im Randlagg und in den Anmoorbereichen einer Vielzahl von Arten Lebensrume. Durch anthropogene Störungen können sich zusätzlich Arten in Moorkomplexen ansiedeln und dadurch die Diversität dieser Gebiete erhöhen (POSCHLOD 1990, SCHUCKERT et al. 1992). Die Moore Südwestdeutschlands sind größtenteils durch Torfabbau, Melioration, land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigt (GÖTTLICH 1990). Die meisten Moore unterliegen nach Ende des Torfabbaus bzw. Aufgabe der Nutzung einem starken Vegetationswandel, der über den natürlichen turn-over
eines nicht gestörten Moores weit hinausgeht. Am Beispiel de Schwenninger Mooses soll gezeigt werden, wie sich die Flora eines gestörten ehemaligen Hochmoores verändert hat und welche Artengruppen davon besonders betroffen sind.
Das Schwenninger Moos ist eine der am besten untersuchten Moore Südwestdeutschlands.
Felix Wankel sind die höchsten Weihen der Bundesrepublik Deutschland zuteil geworden: Träger des Bundesverdienstkreuzes und Professor honoris causa des Landes Baden-Württemberg; beinahe wäre sogar ein Gymnasium in Lahr nach ihm, dem auf Grund seines Drehkolbenmotors renommierten Kind und Ehrenbürger der Stadt, benannt worden - Lorbeeren, die als moralisch haltbar erachtet worden sind; zumindest von denjenigen, welche in Wankel den politisch Unwissenden und erfinderisch Selbstvergessenen gesehen haben, der zwar mit seinen Erfindungen der Wehrmacht zugearbeitet, nie jedoch daran gedacht habe, dass er so das verbrecherische Nazi-Regime unterstützen könne, und deshalb auch als „Minderbelasteter"
vor der Spruchkammer Lindau verurteilt worden sei.
Überraschung, nein, Fassungslosigkeit war
das Gefühl, das viele Katholiken im Erzbistum
Freiburg erfüllte, als sie am 3. März 1958
durch die Frühnachrichten – und später am
Tag dann durch eine Ansprache von Weihbischof
Hermann Schäufele – im Radio vom
Tod ihres Oberhirten Eugen Seiterich erfuhren.
Viele Freiburger, darunter der gleichaltrige
und wenige Wochen später gleichfalls verstorbene
Schriftsteller Reinhold Schneider,
entnahmen die Nachricht dem Trauergeläute
des Münsters. Damit freilich, daß nun schon
zum dritten Mal innerhalb eines Jahrzehnts
ein Erzbischof begraben werden mußte, hatte
in jenen Vorfrühlingstagen kaum jemand
gerechnet: Eugen Seiterich, vor dreieinhalb
Jahren erst ins Amt gekommen, war ein für
einen Erzbischof geradezu jugendlicher Mann
von nicht ganz 55 Jahren, der, so hatte man
meinen können, seinen Zenit noch gar nicht
erreicht hatte.
Von den blinden, bodenbewohnenden Doppelschwänzen (Diplura) sind in Deutschland gegenwärtig 19 Arten nachgewiesen (CHRISTIAN 2003). Drei davon gehören zur Familie der Zangenschwänze (Japygidae), deren Cerci an die Hinterleibsanhänge der Ohrwürmer erinnern (Abbildung 1). Es handelt sich aber um basale Hexapoda, die früher mit den Collembolen und
anderen Gruppen flügelloser „Ur-Insekten“ als Apterygota zusammengefasst wurden. Japygiden gelten in Mitteleuropa als faunistische Raritäten und sind daher in der Literatur besser dokumentiert als die Dipluren der durch fadenförmige Cerci ausgezeichneten Familie Campodeidae.
Erst lange nachdem ich zugesagt hatte, im Rahmen dieser heutigen Veranstaltung über Erik Wolf zu sprechen, ist der Gedanke aufgekommen, dieser Vortrag könnte zugleich die lectio aurea aus Anlass meines goldenen Doktorjubiläums sein, auch
wenn dessen exakter Termin erst der 12. Juli ist. Diese Verknüpfung ist von der Sache her nicht unpassend. Sie hat durchaus ihren Sinn, ja sie unterstreicht einen notwendigen Zusammenhang, ist doch Erik Wolf mein Doktorvater. Er hat es mir ermöglicht, mich mit einer Dissertation zu qualifizieren.
In einer tief eingeschnittenen Bachklinge am nordwestlichen Rand des Nordschwarzwalds nordöstlich Bad Herrenalb südlich Karlsruhe (Baden-Württemberg) wurde ein Vorkommen epiphyller Moose entdeckt. Der Fundort liegt an einer dauernd luftfeuchten, geschützten Stelle im Bereich von Weißtannen-Fichten-Buchenwäldern. An der Fundstelle wachsen die Lebermoose Microlejeunea ulicina, Metzgeria temperata, Metzgeria furcata, Lophocolea bidentata und die Laubmoose Hypnum andoi und Dicranoweisia cirrata auf lebenden Nadeln von Abies alba und Picea abies und auf den wintergrünen Blättern verschiedener Angiospermen und Farne (krautige Pflanzen, Sträucher; Schwerpunkt auf Rubus-Blättern). Am häufigsten sind Metz. temperata und Micr. ulicina, die an einigen Abies alba-Zweigen fast alle Nadeln besiedeln. Auf älteren
Rubus-Blättern wurden maximal 199 Pflanzen von Metz. temperata und Micr. ulicina pro Teilblatt gezählt. Aus Mitteleuropa lagen bisher kaum Beobachtungen epiphyller Moose vor. Es wird diskutiert, ob die neuen Funde mit den gegenwärtigen Klimaänderungen zusammenhängen, besonders mit dem Anstieg der Lufttemperatur in den Wintermonaten (Seltenheit von Frostperioden). Der zeitliche Ablauf der Besiedlung der Nadeln und jungen Zweige von Abies alba wurde ermittelt, indem die Moosvegetation auf 113 Jahrestrieben, die sich in den Jahren 2000–2007 gebildet haben, untersucht wurde. Bereits im 4. Jahr wachsen Metz. temperata und Micr. ulicina auf fast allen Nadeln der Jahrestriebe. Später können H. andoi-Sprosse von der Borke der Zweige auf die Nadeln wachsen, und ab dem 8. Jahr führen größere Nadelverluste zu einem raschen Rückgang der epiphyllen Moose. Im 4. Jahr bedeckt Metz. temperata auf der Borke der meisten Triebe schon Flächenanteile über 50 %, während Micr. ulicina häufig über 10 % einnimmt. Auf der Borke älterer Triebe (ab dem 6. Jahr) können größere H. andoi-Bestände vorkommen. Metz. temperata und Micr. ulicina bilden an der Fundstelle häufig spezialisierte asexuelle Diasporen (thalloide Brutkörper, Cladien), die unter konstant feuchten Bedingungen eine rasche Besiedlung kurzlebiger Substrate erlauben. Die epiphyllen Moose wachsen auf den Blättern von Angiospermen und Farnen ungleichmäßig verteilt, weil ihre Diasporen vom abfließenden Niederschlagswasser verfrachtet werden und sich an Stellen mit Haaren oder
Spreuschuppen sammeln.
Im Mai dieses Jahres ist die Straße von Simonswald nach Furtwangen 150 Jahre alt geworden. Die Straße, die am 1.Mai 1858 als "Land- und Poststraße Furtwangen-Bleibach" feierlich eröffnet wurde, heißt heute L 173.
Jahrhunderte lang führte die Verbindung vom Breisgau in die Baar durch das Kilpachtal, einem nach Osten weisendes Seitental des Simonswäldertals. Eine schmale Straße, die heute noch besteht, mit sehr grüßen Steigungen und einer Passhöhe von 1074 m + NN.
1846 begann das Großherzogliche Ministerium des Innern, vertreten durch die Oberdirektionen Triberg und Waldkirch, mit den vorbereitenden Arbeiten für eine neue Straße von Obersimonswald nach Furtwangen (Projektbezeichnung: "Umgehung der Kilpensteige"). Dabei sollte auch die Gemeinde Gütenbach in das Wegnetz eingebunden werden.
In HUGO SIEFERTS Beitrag in den Schriften der Baar, 50/2007, S. 51-58: "Ein Interview mit Folgen - Wie Donaueschingen die Daily-Telegraph-Affaire erlebt" wird mehrfach ein Abgeordneter erwähnt, der im Reichstag mitgeholfen hatte, die Stimmung des Kaisers in Donaueschingen zu verhageln: LIEBERMANN VON SONNENBERG - ein Stichwort, das mich elektrisiert hat.
Wie es nämlich der Zufall will, hatten meine Ururgroßeltern und meine Urgroßmutter zeitweilig offenbar engeren Kontakt mit diesem, damals noch jungen Mann. Wenngleich fernab der Baar geschehen, dürfte diese "Geschichte" vielleicht auch für geborene Baaremer nicht ganz uninteressant sein, beleuchtet sie doch diese schillernde Persönlichkeit und überhaupt
damaliges Fühlen und Denken etwas näher.
Etwa ein halbes Jahrhundert lang pflegten die Schüler des Gymnasiums Ettenheim einen inzwischen in Vergessenheit geratenen Brauch: Nach bestandener Abschlussprüfung schickten sie eine eigens für diesen Zweck gezeichnete und gedruckte Bild-Postkarte an ihre Verwandten, Bekannten und Freunde, um das glückliche Ende ihrer gymnasialen Schulzeit anzukündigen. In Ettenheim wurde die erste Abiturprüfung im Juli 1901 abgelegt. Sogleich übernahmen die Ettenheimer Gymnasiasten den zuvor schon an anderen Gymnasien gepflegten Brauch der Abiturientenkarten. Bei der großen Foto- und Postkartenausstellung des Historischen Vereins Ettenheim im Jahre 1983 konnten 21 Abiturientenkarten gezeigt werden. Inzwischen ist die Zahl der aufgetauchten Karten aus dem Zeitraum von 1901 bis 1950 auf insgesamt 30 Karten angewachsen. Von den Einjährigenkarten, das sind Karten, die von den Untersekundanem nach ihrer Versetzung aus der 10. Klasse in die Obersekunda verschickt wurden, standen für die damalige Ausstellung nur 14 zur Verfügung. Seither sind zwei weitere Karten hinzugekommen. Die erste überhaupt bekannte Karte der Einjährigen stammt von 1904 und die letzte von
1933.
„Spätestens nach den Verordnungen Kaiser Joseph II. († 1790) wurden im Villinger Münster keine Gräber mehr eingebracht; die weitgehende Umgestaltung des Innenraumes des Münsters in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert mit ihrer Fußbodenerhöhung ließ die alten Gräber überschütten, einplanieren und vergessen – bis in unsere Tage“, schrieb 1979 der Archäologe Thomas Keilhack. Dabei ist man mit den herausgenommenen steinernen Grabplatten nicht sehr pietätvoll umgegangen. Dem Vernehmen nach landeten sie als Hauseintrittsteine oder gar als „starke Steindeckel“ über den neuen Entwässerungskanälen der Innenstadt. Damit verschwanden Zeugnisse für eine identifizierbare, individuelle Zuweisung an eine bestimmte Person, deren Gebeine im Kirchenboden verblieben waren.
Brettens geographischen Lage in einer typischen Altssiedellandschaft und die damit einhergehenden naturräumlichen Voraussetzungen haben die Besiedlungsgeschichte seines Umlandes über die Jahrtausende geprägt. Die Herausbildung des Kraichgaus steht in enger Beziehung zu jenen geologischen Vorgängen, die während des Tertiärs zur Entstehung des Oberrheingrabens führten. Gleichzeitig zu Hebungen an dessen Schultern brach der Graben entlang einer älteren tektonischen Naht ein, wurde nach und nach überflutet und in der Folgezeit mit jüngeren Sedimenten verfüllt. Zwischen den Hebungszentren im Nordschwarzwald und im Odenwald entstand die Kraichgaumulde. Dort lagerten sich während der Eiszeiten im Quartär (2-1,5 Mio. bis 10000 Jahre vor heute) die vor allem in den Wintermonaten aus den trocken fallenden Partien des Oberrheingrabens ausgewehten Feinsedimente, der Löss, in bis zu sechs Meter mächtigen Paketen ab.
Ein Baum und eine Schaukel
(2008)
Dass die Eindrücke, die man als Kind empfing,
nicht verlöschen, selbst „in ihren kleinsten
Teilen“ nicht, hat schon Goethe behauptet
(und in seinen autobiographischen Schriften
auch bewiesen). „Man denkt doch am längsten
dran, was einem in der Jugend begegnet ist“2,
heißt es auch bei Johann Peter Hebel; was der
sogenannte Hausfreund freilich ganz natürlich
findet, denn „man hat am längsten Zeit, daran
zu denken“3. Und woran denkt man dann? An
Ereignisse, Erlebnisse, an Menschen und an
Dinge; ja, auch an Dinge, die etwas bedeuteten,
auch wenn man oft nicht wusste, was es war;
vielleicht war es ja das Leben, das eigene,
selbst.
Als der 175. Geburtstag von Wilhelm Busch im Jahre 2007 und dessen 100. Todestag am 8. Januar 2008 bevorstand, bat mich Michael Jakob, der Verleger des Ernst Kaufmann Verlags in Lahr, eine Neuauflage des Heiligen von Padua zu besorgen und mit einem Nachwort zu versehen. Diese parodistische Bilderfolge aus dem Leben eines Heiligen war 1870 in der
ersten Auflage mit dem Titel „Der h. Antonius von Padua" und danach noch in vielen Auflagen in Lahr bei Moritz Schauenburg erschienen. Deutschlandweit hatte das Buch großes Aufsehen erregt und zu einem Prozess gegen den Verleger geführt. Karikaturenstreit würde man so etwas heute nennen. Da in der Literatur zu diesen Vorgängen bislang alles gesagt worden ist, hätte ich mich an ein solches Unterfangen nicht gewagt, wären nicht einige Papiere aus dem schriftlichen Nachlass des Verlegers Schauenburg, meines Urgroßvaters, bei mir aufgetaucht, die offensichtlich noch nie der Buschforschung zur Verfügung gestanden hatten. Busch hat Briefe, die an ihn gerichtet waren, nicht auf gehoben. Der Verleger Schauenburg bewahrte die Briefe seiner berühmteren Autoren. Sie wurden von den Nachkommen sorgsam gehütet und im Falle Busch auch seinen Biografen zur Verfügung gestellt. Einzelne seiner eigenen Briefe an Busch sind im Entwurf oder als Kopie der Zeit mehr oder weniger zufällig erhalten. Allen wichtigen Autoren schrieb er eigenhändig, auch die Entwürfe und Kopien sind aus seiner Hand.
Drei neue Rubus-Arten aus dem nördlichen Baden-Württemberg werden beschrieben: Rubus pulchricaulis sp. nov. (Series Pallidi), Rubus stimulifer sp. nov. (Series Rhamnifolii), Rubus striaticaulis sp. nov. (Series Pallidi). Alle drei Arten werden durch Fotos der Typus-Belege und durch Fotos lebender Pflanzen illustriert. Zusätzlich werden die Variabilität, wichtige diakritische
Merkmale und – falls notwendig – Unterscheidungsmerkmale ähnlicher Arten kurz beschrieben. Außerdem werden die Verbreitung und die ökologischen Präferenzen dargestellt.
Geschichte ist bereits das, was gestern geschehen ist. Und es gibt nicht nur eine Geschichte der Menschheit, sondern auch die Geschichte der Erde, der Natur und die von Tier und Pflanze. Der nachstehende Aufsatz soll einen Rückblick über die dramatischen Ereignisse in der Natur innerhalb der letzten 50 Jahre in unserem eng begrenzten Raum in der nördlichen Ortenau geben mit Schwerpunkt zwischen Hornisgrinde - Schliffkopf und Rhein. Ausgeklammert sind die gewaltigen Veränderungen durch die Rheinstaustufen, die Kiesgewinnung und fast die ganze Wasser- und Vogelwelt. Nichts in der Natur bleibt auf Dauer unverändert. Es waren zumeist die Klimaveränderungen, die die Pflanzenwelt und in deren Gefolge die Tierwelt veränderten. Ein Beispiel hierfür ist die letzte Eiszeit, bei der fast alles was damals bei uns gelebt hatte, ausgestorben ist oder über die Alpen nach Süden abgedrängt wurde. Der Vorgang der Rückwanderung dauerte Jahrtausende, da die Barriere der Alpen ein fast unüberwindliches Hindernis bildet.
Im Juni diesen Jahres wurde unser Mitglied Dr. jur. Reiner Haehling von Lanzenauer 80 Jahre alt. Dieses Jubiläum soll Anlass für die Betrachtung eines badischen Lebenslaufs geben. Der Vater war gleich nach dem Ersten Weltkrieg Mitglied der Badischen Heimat geworden. Die Publikationen des Vereins stießen auch auf das frühe Interesse des 1928 in Karlsruhe geborenen Sohnes. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1943 führte die Mutter die Mitgliedschaft weiter. 1985 übernahm Dr. Haehling von Lanzenauer diese. Bei seinen zahlreichen historischen Aktivitäten kann er somit auf sein komplettes Archiv unserer Publikationen zurückgreifen.
Doktoren, Faust, Hanswurst, Shakespeare, Molière, Lederhändler, alle herauf aus der Versenkung!
(2008)
Ein Wunderdoktor war der Geburtshelfer
des Karlsruher Hofschauspiels. Vielleicht gab
die Komödie vom Dr. Faust, womit der reisende
Medizinmann am 28. Februar 1725 im
theatralen Beiprogramm zu seiner Heilpraxis
Furore machte, ja letztlich den Ausschlag.
Neben seinem Allroundstar, Hanswurst Johann
David Meyer (Mayer), wurde nämlich jener
famose Faust-Darsteller, hauptberuflich Trompeter,
vom Fleck weg in markgräfliche Dienste
engagiert.
Der Pater Marquard Herrgott, ein St.
Blasischer Widersacher der Hauensteiner
während der „Salpeterer-Unruhen“ des 18.
Jahrhunderts, beschreibt in seinen Tagebüchern
die politische Beschaffenheit der
Grafschaft Hauenstein in Vorderösterreich
anhand ihres einen Tannenbaum darstellenden
Wappens. Gleichzeitig liefert Marquard eine
zwar parteiisch-einseitige, aber trotzdem
pointierte Beschreibung der hier anzutreffenden
bäuerlichen Freiheiten und Herrschaftsverhältnisse
sowie der sich aus dieser speziellen
Konstellation ergebenden Problematik:
Die Wurzel könne als die Summe der
Freiheiten und Privilegien der Grafschaft aufgefasst
werden.
Die bis in frühe 15. Jahrhundert zurückreichende Ansässigkeit von Juden in Sulzburg muss
bald nach dem Tod des 1577 verstorbenen Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach geendet haben, nachdem der Vormundschaftsrat einer drei minderjährigen Söhne beschlossen hatte, alle
Juden nach Ablauf ihrer Schutzfrist des Landes zu verweisen. Erst unter der Regierung des
Markgrafen Karl Wilhelm entstand in Sulzburg dank der von Joseph Günzburger, dem einflussreichen Vorsteher der Breisacher Juden, erwirkten Aufnahme mehrerer jüdischer Familien
im badischen Oberland und in der Markgrafschaft Hochberg abermals eine jüdische Gemeinde
die schon 1739 nicht weniger als dreizehn Haushaltungen zählte und bis zur Deportation der
badischen Juden im Oktober 1940 Bestand hatte.
Der Zisterzienserorden brachte im 12. und 13. Jahrhundert eine neue Dimension in das religiöse Leben des mittelalterlichen Europa. Die Inhalte hatte man aus der Polarisierung gegenüber den Benediktinern gewonnen. Dazu gehörte auch die aus einer tiefen religiösen Überzeugung erwachsende Neuorganisation des Grundbesitzes und der Wirtschaft unter eigenwirtschaftlichen Aspekten. Sie war ein wesentlicher Bestandteil der Ordensdynamik, ohne die die schnelle Ausbreitung über das gesamte katholische Europa kaum möglich gewesen wäre. Im Folgenden wird die Grundbesitz- und Wirtschaftsorganisation der Zisterzienser im südwestdeutschen Raum in einem zeitlichen Rahmen vom 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts untersucht. Die Klöster in den linksrheinischen französischen Gebieten müssen, obwohl sie ähnlich geartet waren, ausgeschlossen bleiben. Die gewählte geographische Begrenzung erscheint etwas willkürlich und ungenau. Sinnvoller wäre eine räumliche Definition anhand von markanten geographischen Merkmalen wie Flüssen oder Gebirgen gewesen. Dafür böte sich aber nur der Oberrhein an, wodurch das Gebiet aber wieder zu eng eingegrenzt würde. Deshalb bezieht sich die Arbeit auf eine Gruppe von Zisterzienserklöstern innerhalb der heutigen Grenzen Südwestdeutschlands, die durch die gleichen Phänomene und Erscheinungen miteinander verbunden sind.
Die Welvert-Kaserne
(2008)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung der Welvert-Kaserne, die 1935/36 als Boelcke-Kaserne gebaut wurde. Daneben steht die heutige Lyautey-Kaserne, die 1913/1914 erbaut wurde und in den 1920er
Jahren den Namen Richthofen-Kaserne erhielt. Die Hauptgebäude stehen heute unter Denkmalschutz. In den Jahrzehnten, in denen die Kasernen gebaut wurden, entstand und entwickelte sich die Firma Saba. Zwischen der Welvert- und der Lyautey-Kaserne ist deutlich die Kirnacher Straße zu erkennen. Auch die Kreuzung der Kirnacher Straße mit der Dattenberg- und Richthofenstraße ist gut erkennbar. Am oberen Bildrand sieht man die große Kreuzung Kirnacher/Peterzeller Straße.
Die Versorgung des Hofes
(2008)
Zur Versorgung des Hofes, egal ob im 18. Jahrhundert oder zur Zeit König Friedrichs um 1810, war eine ausgeklügelte »Maschinerie« nötig. Allein der Küchenbau hat gewaltige Ausmaße. Das Gebäude liegt abseits hinter der Ordenskapelle, was mehrere Vorteile bot: Die Herrschaft wurde nicht von Rauch und Essensgerüchen belästigt, auch blieb die Arbeit des Küchenpersonals vor den herrschaftlichen Augen verborgen, und die Anlieferung der Waren konnte reibungslos erfolgen. Küchen wurden vor allem wegen der Brandgefahr abseits in den Erdgeschossräumen oder in Nebengebäuden untergebracht. So befand sich die Konditorei im Erdgeschoss des Festinbaus und im Erdgeschoss des Theaterbaus gab es die Kaffeekammer, in der täglich Kaffee frisch geröstet und gemahlen wurde. Eine stattliche Zahl an Bediensteten sorgte dafür, dass der Hof versorgt wurde. Allein für die Zubereitung der Mahlzeiten und Getränke waren unter König Friedrich 36 Personen angestellt. Das Küchenpersonal wohnte im oberen Stock des Hofküchengebäudes.
Kaum sind die Weihnachtstage vorbei und die Sternsinger durch die Ortschaften gezogen, erwacht die Fastnacht in der Gemeinde. Das Treiben der Narren ist nicht mehr aufzuhalten. Das Häs, die Masken und die Hemdglunkerutensilien werden aus der Kleiderkiste hervorgeholt. In allen fünf Ortschaften der Gemeinde gibt es Narrenzünfte. In Friesenheim treiben die Rebhexen der Fasentzunft ihr Unwesen. Die Lohbachhexen der Narrenzunft Stänglihocker, die Krutthexen der Narrenzunft
Schuttern und die Feuerhexen in Heiligenzell machen sich bereit, um den Winter auszutreiben. Mit von der Partie sind auch die Krabben (Krähen) der Narrenzunft Krabbenschenkel aus Oberweier. In Friesenheim wird am schmutzigen Donnerstag der Narrenbaum vor dem Rathaus aufgestellt, die Fastnachtshexe aus Stroh ziert den Narrenbaum. Am Fastnachtsdienstag, wenn die Fastnacht endet und beerdigt wird, wird die Strohhexe auf dem Rathausplatz verbrannt. Schaurig geht es zu, wenn die Rebhexen am Brauchtumsabend ihren Hexentanz aufführen. Im Hexenkessel brodelt das bengalische Feuer, der Winter, eine Fastnachtsfigur mit schauriger Maske, hat keine Chance, er muss weichen und wird vertrieben.
1964, unmittelbar nach meinem Pädagogikstudium, bin ich mit meiner jungen Familie von Freiburg ins Schuttertal gezogen. Ziel meiner beruflichen Wünsche war es, in einer bäuerlich strukturierten Gemeinde im Schwarzwald Dorfschullehrer zu werden und mich in meiner Freizeit, sofern möglich, forschend mit den Menschen, der Landschaft und der Kulturgeschichte der Region zu beschäftigen. Das Schicksal, die Vorsehung, was auch immer zutreffend, meinte es gut mit mir. In Schuttertal fand ich nicht nur eine schöne Neubauwohnung in sonniger Lage, sondern die örtliche Volksschule, die gerade zwei Jahre zuvor ein neues Schulgebäude mit einer Turn- und Festhalle bezogen hatte, suchte eine Lehrkraft. Es herrschte damals Lehrermangel auf dem Land.
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.
Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (II,1)
Am 15. Oktober 1958 – also vor 50 Jahren –
ist Johannes R. Becher in Berlin gestorben. Er
war Kulturminister der damaligen DDR, Präsident
der Deutschen Akademie der Künste,
Ehrenbürger, Ehrendoktor, Ehrensenator,
hatte den Leninpreis und gleich zweimal den
Nationalpreis Erster Klasse erhalten; Grund
genug, ihn und sein Werk in der damaligen
BRD zu ignorieren. Ja, sein Werk; denn vor
allem war Becher ein Dichter.
Mit schrillen, grellen Gedichten im
expressionistischen Stil hatte er früh begonnen,
und in der Lyrik zeichnete er sich weiterhin
aus, auch wenn er sich gelegentlich im
epischen und dramatischen Genre versuchte.
Sein Werk ging aus Widrigkeiten aller Art hervor
und zog ihm weitere zu: zwei Prozesse
wegen literarischen Hochverrats, schließlich
die Emigration, aus der er in eben jene DDR
zurückkehrte, deren Hymne er dann auch
dichtete: „Auferstanden aus Ruinen …“ (Sie
trug ihm, zusammen mit dem Komponisten
Hanns Eisler, den zweiten Nationalpreis ein.)
Am 13. Mai 1903, wird Reinhold Schneider
im Hotel Messmer in Baden-Baden geboren.
Sein Vater Wilhelm Schneider und seine
Mutter Wilhelma geb. Messmer führen dieses
Hotel, das sich seit Generationen in Familienbesitz
befindet. In der Stiftskirche der Bäderstadt
erhält Reinhold die katholische Taufe von
Kaplan Henninger. Von einem Besuch der
Volksschule mag die Mutter nichts wissen,
gemeinsam mit dem zwei Jahre älteren Bruder
wird Reinhold einige Jahre lang von einer Privatlehrerin
unterrichtet, deren Dachstockwohnung
in der Baden-Badener Altstadt die
beiden täglich erklimmen müssen. Ab Sommer
1912 besucht Reinhold die Baden-Badener
Oberrealschule. Späterhin wird er sie als eine
Art Bildungsburg am Berghang bezeichnen, in
der man bloß eine Synthese des verwässerten
deutschen Idealismus mit den Naturwissenschaften
versuche.
Mit dem Erscheinen des sechsten und zugleich Registerbandes der Quellenedition „Die Evangelische Landeskirche in Baden im ,Dritten Reich‘“ im Jahr 2005 wurde eines der großen editorischen Langzeitprojekte der deutschen kirchlichen Zeitgeschichte abgeschlossen. Anders als bei der Dokumentation des württembergischen Kirchenkampfes durch Gerhard Schäfer – für sich genommen eine geradezu singuläre Dokumentationsleistung – steht bei dem im Auftrag des Evangelischen Oberkirchenrats Karlsruhe in Kooperation mit dem Verein für Kirchengeschichte in der Evang. Landeskirche in Baden zustande gekommenen Editionsprojekt nicht die „Kirchenkampf“-Geschichte im engeren Sinn im Vordergrund. Das Karlsruher Projekt hat sich, wie bereits das Geleitwort von Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt zum ersten, 1991 erschienenen Band zeigt, die Kontextualisierung der Auseinandersetzung zwischen Landeskirche und NS-Regime in der Kirchen- und Allgemeingeschichte des 20. Jahrhunderts zum Ziel gesetzt.
Wer zu einer Rückblende auf die Polizei im heutigen Regierungsbezirk Freiburg seit ihrer Errichtung im 19. Jahrhundert beitragen will, muss unvermeidlich vorab das zu ihrer Entwicklungs- und Ereignisgeschichte in Beziehung stehende Territorium abstecken. Wir haben es so gesehen mit
– den Divisionen I, II und III der Großherzoglichen
Badischen Gendarmerie mit den
Sitzen Konstanz (für den Seekreis), Freiburg
(für den Dreisamkreis) und Offenburg
(für den Kinzigkreis) – später teilweise
geändert in Oberrheinkreis und Mittelrheinkreis
(mit Sitz in Rastatt),
– der Gendarmerie und Polizei in den 1864
ins Leben getretenen Landeskommissärsbezirken
Konstanz und Freiburg bzw. den
Kreisen Konstanz, Villingen, Waldshut,
Lörrach, Freiburg, Offenburg und Baden,
wobei 1869 die Bezeichnung „Division“ in
„Distrikt“ umbenannt wurde,
– den kurzzeitigen Schutzbezirken Freiburg
und Konstanz (als vorbeugende Polizeimaßregel
für die kasernierte Polizei Ende
der 20er Jahre eingerichtet)
– der Polizei im Lande Baden (nach der Verreichlichung)
– der Polizei im Lande Baden in der französischen
Besatzungszone (1945–1952)
und ab da
– mit der Landespolizei im Regierungsbezirk
Südbaden und seit 1973 im neugegliederten
Regierungsbezirk Freiburg des Landes
Baden-Württemberg
zu tun. Diese Lokalisierung führt dann
direkt zu den vielfältigsten Polizeistrukturen,
die mindestens eine zeitlang typisch für den
badischen Verwaltungsaufbau waren.
Zur Familienforschung in der früheren württembergischen Grafschaft Mömpelgard (seit 1793 Montbéliard) findet sich in den Südwestdeutschen Blättern
von Eduard Haug folgender Hinweis: »1963 verstarb Pfarrer Charles Mathiot
in Vesoul, Dép. Haute Saone in Frankreich. Er hat in einem genealogischen
Lexikon 463 Mömpelgarder Familien mit Angaben ihres Ursprungs, ihrer
lokalen Verbreitung und der Deutung ihres Namens erfasst. Sie wurden ab
1981 im Gemeindeblatt der evangelisch-lutherischen Kirche von Montbéliard
»L’ami chrétien« in 27 Folgen auf 60 Seiten unter dem Titel »Quelques anciennes noms Montbéliardais de personnes« publiziert. [1]
Die Ortenau. - 88 (2008)
(2008)
Unter Hinweis auf früher gegründete Bruderschaften der Trompeter, Pfeifer, Lautenschläger und Spielleute in den Bistümern Konstanz und Straßburg wurde 1458 in Stuttgart eine Bruderschaft zu Ehren der Gottesmutter eingerichtet und am Samstag
vor dem Sonntag Misericordias Domini von Graf Ulrich V. (mit dem Beinamen der Vielgeliebte) bestätigt. Es dürfte in der Grafschaft Württemberg die erste Ordnung für Berufsmusiker gewesen sein, die damit einen festen Platz in der Gesellschaft erhielten. Einige Bestimmungen scheinen offenbar den Sinn gehabt zu haben, den Mitgliedern das Ansehen rechtschaffener Bürger zu geben. Über die Art der Berufsausübung wird wenig gesagt, es heißt aber, »es soll keiner in der Bruderschafft Juden dienen zu Hochziten oder anderem«. Abgesehen von dem spätmittelalterlichen Antisemitismus, der sich darin zeigt, erfahren wir immerhin, dass es sich bei den Mitgliedern dieser Bruderschaft um jene Leute handelte, die bei Hochzeiten zum Tanz aufspielten. Daraus entwickelte sich im folgenden Jahrhundert ein Berufsstand, den Riemanns Musiklexikon »eine feste Institution in Städten jeder Größe seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts« nennt. Die Bezeichnung schwankte, in Württemberg sprach man auch von Stadtmusikanten, hauptsächlich aber von Stadtzinkenisten. Ein Zink oder Zinken war ein Blasinstrument aus Horn oder aus mit Leder umwickeltem Holz mit einem Trompetenmundstück und sieben Grifflöchern. Man darf allerdings die Berufsbezeichnung nicht missverstehen. Was diese Leute praktizierten, nannten sie selber »Instrumental-Musik-Kunst«. Darunter verstanden sie die Beherrschung von nicht nur einem Instrument, sondern von möglichst vielen. Einer der Marbacher Zinkenisten hinterließ 13 verschiedene Arten von Instrumenten, insgesamt 27 Stück.
Wir können davon ausgehen, dass er die meisten davon auch spielen konnte.
Die württembergische Landesvermessung (1818-1848) schuf ein das gesamte Königreich erfassendes Liegenschaftskataster mit einem Verzeichnis sämtlicher Flurstücke und einem großmaßstäblichen Flurkartenwerk im Maßstab 1: 2500. Auf der Grundlage dieses 15 572 Flurkarten umfassenden Kartenwerks sollte die Oberflächengestalt des Landes topographisch aufgenommen werden. Es wurden zwei bedeutende kartographische Werke geschaffen: der »Topographische Atlas des Königreichs Württemberg« im Maßstab 1: 50 000 und als thematische Ergänzung dazu im selben Maßstab der »Geognostische Atlas von Württemberg«. Einer der sieben für die Aufnahmen der Blätter des Topographischen Atlasses verantwortlichen Topographen war Heinrich Bach. Bach hat anschließend an den Aufnahmen für die geologischen Atlasblätter selbst mitgewirkt und darüber hinaus diese Arbeiten wissenschaftlich und organisatorisch begleitet. Ferner hat er dank seines zeichnerischen Talentes viele Ansichten von Dorfkirchen geschaffen. Im nachfolgenden Beitrag sollen seine Arbeiten und Leistungen zur Landesbeschreibung näher vorgestellt werden.
Agrarisch geprägte Kulturlandschaften mit reichem Formenschatz historischer Relikte und persistenter Elemente gelten als endogenes Potenzial für die touristische
Entwicklung ländlicher Räume. Die in peripheren Gebieten häufig noch erhaltene
kleinstrukturierte Vielfalt schafft abwechslungsreiche Landschaftsbilder mit hoher
ästhetischer Erlebniswirksamkeit. Freizeitdidaktisches Potenzial für einen landschaftsbezogenen, nachhaltigen Tourismus birgt die regionale Kulturlandschaftsentwicklung, die anhand von Spuren in der Landschaft zu entschlüsseln ist. Im touristischen Marketing ländlicher Regionen wird die regionale Eigenart eines Raumes
eingesetzt, die sich im Landschaftsbild aus charakteristischen Gefügemustern bestimmter Kulturlandschaftselemente ergibt, aber auch in Traditionen und Gebräuchen zum Ausdruck kommt.
Kaum eine andere Landschaft wird so sehr auch über ihre charakteristischen Bauten
wahrgenommen wie der Schwarzwald. Das Schwarzwaldhaus ist in aller Welt bekannt, die „Mühle im Schwarzwäldertal“ ist zumindest im deutschen Sprachraum
eine jedermann geläufige Vorstellung.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich weder mit den Häusern noch mit den
mittlerweile umfassend bearbeiteten Mühlen des Schwarzwaldes, sondern mit einem
anderen, in baulicher und kulturhistorischer Hinsicht ebenso interessanten, aber bislang weitgehend unbeachteten Bautyp – nämlich den Kornspeichern.
Die Schwarzwälder Kornspeicher sind kleine, zumeist hölzerne Gebäude (Abb. 1),
die den großen und mittleren Bauernhöfen als Getreidelager und darüber hinaus als
universelles Vorratslager angegliedert waren. Diese freistehenden Häuschen sind mit
einigem Abstand zum Hofgebäude aufgestellt und dem Haupthaus so zugeordnet,
dass man sie von der im Alltag stark frequentierten Eingangsseite bzw. der Stube
stets im Blick hat. Mit der bewussten Abseitsstellung war sichergestellt, dass im Falle eines Brandes des Hofgebäudes im Speicher gelagerte wichtige Dinge – vor allem
der Vorrat an Saatgetreide – der Vernichtung entgingen. Allein der Aspekt der Kontrollierbarkeit zeigt bereits die einstige besondere Wertigkeit dieser Bauten im Gesamtgefüge eines Bauernhofes.
Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten des 20. Jahrhunderts in Mittelbaden. Sie ist ein Werk von Albert Boßlet, einem großen deutschen Kirchenbaumeister der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die im Mittelalter unumstrittene zentrale Aufgabe der bildenden Kunst hatte der Sakralbau bereits in der frühen Neuzeit verloren. Die zahlreichen neuen Kirchen, die zwischen 1918 und den frühen l 960er Jahren entstanden, verdeutlichen aber, dass diese Aufgabe für Architekten ausgesprochen reizvoll blieb. Kaum eine andere lässt ihnen so viel Gestaltungsmöglichkeiten. Auch wenn die moderne Sakralarchitektur selbstverständlich in die allgemeine Baugeschichte des 20. Jahrhunderts eingebunden ist, spielt sie wegen ihrer spezifischen Problemstellung eine Sonderrolle. Vor diesem Hintergrund verdient die Pfarrkirche Herz-Jesu in Varnhalt, die vor genau einem halben Jahrhundert vollendet wurde und inzwischen unter Denkmalschutz steht, besondere Beachtung.
Im Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg lassen sich jüdische Ansiedlungen schon im 13. Jahrhundert nachweisen. In den folgenden Jahrhunderten kam es aber immer wieder zu Verfolgungen und Vertreibungen, oft ausgelöst durch völlig unhaltbare Beschuldigungen, die Juden seien Hostienschänder, Ritualmörder und Brunnenvergifter. Zunehmend wurden sie in ihren Rechten beschränkt und aus dem Wirtschaftsleben verdrängt. Die christlichen Handwerker schlossen sich in Zünften zusammen und verweigerten Juden die Aufnahme, die Zunftzugehörigkeit war aber Voraussetzung für die Ausübung eines Handwerks. Landbesitz und der Besuch einer Universität waren Angehörigen der israelitischen Religionsgemeinschaft verboten. Zum Lebensunterhalt blieben nur Geldverleih und Handel. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die Juden dann aus Städten und Herrschaften ausgewiesen. Im Herzogtum Württemberg war diese »Ausschließung« in der Regimentsordnung von 1498 festgelegt worden und blieb mehr als dreihundert Jahre gültig. Ausnahmen bildeten jüdische Geldgeber, die als Hoffaktoren im Dienste des Herzogs standen. Sie durften wie der bekannte Joseph Süß Oppenheimer in den Residenzstädten Stuttgart und Ludwigsburg wohnen.
Die heiligen drei König mit ihrigem Stern,
die kommen gegangen, ihr Frauen und Herrn. Der Stern gab ihnen den Schein. Ein neues Reich geht uns herein. [Mit diesem oder einem ähnlich lautenden Lied zogen und ziehen Sternsinger oder Dreikönigsänger, früher ausschließlich in katholischen Gegenden, in der Zeit zwischen Neujahr und Dreikönigstag von Haus zu Haus, um ,,milde Gaben" einzusammeln. Schon die Abwandlung des vorigen Sterndreherliedes in folgenden Text bemerkt etwas süffisant, aber sicher realistisch, warum sie im 16. und 17. Jahrhundert auch „aktenkundig" geworden sind: ,,Die heiligen Drei König mit ihrigem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern!" Bereits 1566 wurden die Verse gedruckt und Rüdesheimer Kinder haben den Text 1601 gesungen.
Die Universität Karlsruhe (TH)2, gegründet
1825 als Polytechnische Schule und damit die
älteste technische Universität in Deutschland,
zählt zu den leistungsstarken Hochschulen in
Deutschland. Mit rund 18 000 Studierenden zu
Beginn des neuen Jahrhunderts erreichte die
Universität Karlsruhe (TH) zwar nicht die
Masse der Hochschul-Kolosse in Berlin,
München oder Köln, sie zeichnete sich jedoch
in besonderem Maße durch ihre Forschungsorientierung
aus, insbesondere in den
Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Bevor man sich mit Gauen, Grafschaften und Grafen beschäftigt, muss kurz auf die Bedeutung dieser Begriffe im 10. bis 12. Jahrhundert eingegangen werden. Der Gau ist ein rein naturräumliches Gebiet, dessen Grenzen meist durch natürliche Gegebenheiten gebildet werden; dies können Bäche, Wasserscheiden, geologische Abbrüche oder Gebirgszüge sein. So
entspricht zum Beispiel die Grenze zwischen Kraich- und Anglachgau dem Anstieg zwischen Rheinebene und dem Kraichgau. Die Grenze zwischen Lobdengau und Anglachgau ist teilweise mit dem Waldangelbach gleichzusetzen, die Grenze Kraichgau/Zabergau geht quer über die Höhen des Strombergs, die Grenze Gartachgau / Zabergau ist mit dem Heuchelberg identisch. Die Grenze Wingarteiba/Elsenzgau verläuft auf den Höhen südlich des Neckars, wie auch die Grenze Elsenzgau/Wormser Waldmark. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Tatsache findet ihre logische Erklärung in der
den Grafen u.a. zugeteilten Aufgabe, der Sicherung des Neckars hinsichtlich Warenverkehr und Fährwesen. Liefe die Grenze entlang des Neckars, so wäre diese Zuständigkeiten beiden Grafschaften zugefallen - was verwaltungstechnisch zu enormen Kompetenzschwierigkeiten geführt hätte.
Unweit des Stammsitzes der geroldseckischen Herrschaft wurde 1615 am Grassert eine Glashütte in Betrieb genommen. Möglicherweise ersetzte diese eine schon um 1500 bei der Hohengeroldseck betriebene Hütte. Vorüberlegungen zu ihrem Bau wurden bereits 1614 vorgenommen. Auf den 9. November 1614 datiert ein Bericht an Herrn Jacob von Geroldseck
über das Gehölz und den Wald in der Herrschaft Geroldseck. Es sei zunächst zu entscheiden, ob der ganze Wald und alles Gehölz abgeholzt und der Berg zum Zehnten gut gemacht werde, oder ob dies nur vom (selbst) gefallenen Holz erfolgen solle. Dabei spiele auch die Abschätzung eine Rolle, was man von der Glashütte als jährliche Nutzung haben werde und
wie lange man diese betreiben könne. Wenn man das Wasser der Schutter zum künftigen Bleien aufhalten möchte, so sei bei der Durchführung darauf zu achten, dass dieses für den guten Fisch- und Krebsbestand in den Bächen nicht schädlich sei. Dieser Punkt bedürfe einer künftigen Aufsicht und Kontrolle. Die eigentliche Entscheidung sei dahingehend zu treffen, ob der Wald insgesamt umgehauen und dem Aussterben überlassen werden solle. Weil das Wasser, ehe es in die Schutter fließt, durch das Dorf laufen muss und Schaden anrichten könne, bedürfe es einem Zeugenschein. Bei diesem Punkt sei auch zu bedenken, welche Beschwernis der Weiher für die Güter der Untertanen zur Folge habe. Wie auch immer man sich entscheide: Für das Waldgebiet müsse abgeschätzt werden, wie viele Klafter Buchenholz sich ergäben und wie diese
zugeteilt werden sollen. Weil man wegen des Waldes diesen vor etlichen Jahren mit großer Bereitschaft gleichmäßig neu aufgeforstet hat, sei dieser zunächst ordentlich abzumessen. Danach könne weiter beratschlagt werden.
Durch die Arbeit an einer bauhistorischen Untersuchung [1] zum sog. Jägerhof
in Neckarwestheim, Lkr. Heilbronn, wurde auch die Frage nach der Herkunft
des Hausnamens aufgeworfen. Bei der Einsichtnahme in Bauakten und Güterverzeichnisse wurde schnell klar, dass der Name Jägerhof vom Volksmund aus
der Nutzung des Gebäudes im 18./19. Jahrhundert abgeleitet wurde. Doch
bevor näher auf die ehemaligen Bewohner und Nutzer des Anwesens eingegangen wird, soll kurz das Gebäude selbst vorgestellt werden.
Die früheste urkundliche Nennung des Familiennamens Neff (Neeff, Neef,
Nef) in Pfalzgrafenweiler (Pfg.) fand sich in Musterungslisten von 1587 des
Amtes Dornstetten. In diesem Jahr und erneut in 1603 ist jeweils ein Hans
Neff aus Pfalzgrafenweiler genannt. Für den Amtsort Dornstetten selbst sind
bereits ab 1558 folgende Neff in den Musterungslisten enthalten: 1558 Hans,
1560 Paulin, 1563 Paulin, 1566 Paulin und Peter, 1583 Hans und Peter, 1597
Hans und Michel, 1603 Mathias.
Vor 120 Jahren ist der bekannte Pfarrer,
Schriftsteller und Abgeordnete Förderer in
dem Pfarrhaus neben der Peter- und Paulskirche
in Lahr heimtückisch getötet worden.
Dies gibt Anlass, an das Verbrechen und an das
Opfer zu erinnern.
Albert Förderer war am 3. März 1828 in
Rastatt geboren worden. Nach dem frühen Tod
des Vaters wuchs er, von der Mutter allein
erzogen, in bescheidenen Verhältnissen auf. Er
besuchte das Lyceum seiner Heimatstadt. So
kam es, dass er noch als Schüler in der Zeit von
1848/49 zum Zeitzeugen der in Rastatt sich
überstürzenden Revolutionsereignisse geworden
ist. Er selbst hielt allerdings Distanz zu
den neuen Ideen, einer Zuweisung zur Festungsartillerie
konnte er sich wegen einer
Lungenerkrankung durch ärztliches Attest
entziehen. Dies erlaubte ihm, sich fortan nach
Art eines Müßiggängers frei an allen Brennpunkten
der Festungsstadt zu bewegen und
aus nächster Nähe all seine Beobachtungen
anzustellen.
Professor Felix Heinzer, der seit 2006 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg das Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters leitet, ist der Entdecker der Bohun-Handschrift im Archiv der Abtei Lichtenthal. Er arbeitete damals als Assistent in der Badischen Landesbibliothek mit am 1987 gedruckten Katalog „Die Handschriften von Lichtenthal“. Mit seinem Beitrag zufrieden, überließ ihm Dr. Gerhard Stamm den Anhang „Die heute noch im Kloster Lichtenthal befindlichen Handschriften des 12. bis 16. Jahrhunderts“. Dieser endet mit der Beschreibung von zwei Handschriften, die als Eigentum des Klosters im Archiv sind, während die anderen als zu betreuendes Säkularisationsgut in der historischen Bibliothek stehen.
Die Geschichte der Stadt Stockach ist eng
mit der einst auf städtischer Gemarkung
befindlichen, 1782/1783 abgetragenen Nellenburg
verknüpft. Die kleine Siedlung, am Fuß
des Burgberges an der Aach gelegen, wurde
erstmals 1150 urkundlich mit Namen erwähnt.
Vermutlich verlegte Graf Mangold II. von
Nellenburg-Veringen das Dorf nach 1250 auf
eine Anhöhe und gründete eine Stadt mit planmäßig
angelegten Straßen. Der Nachweis für
die Existenz einer Stadt im Rechtssinn ist
durch eine Urkunde vom 10. August 1283
gewährleistet. Seither sind 725 Jahre vergangen,
ein guter Anlass für die Gemeinde,
2008 ein Stadtjubiläum zu feiern.
Nach einem kurzen historischen Überblick
wird im vorliegenden Beitrag Stockachs großherzoglich-
badische Zeit vom 19. bis ins frühe
20. Jahrhundert ins Visier genommen. Als
Verwaltungssitz befanden sich in Stockach
wichtige Behörden der dem Amtsbezirk zugeordneten
Gemeinden. Die traditionelle Wirtschaftsstruktur
der Stadt mit ihren kleinen
Handwerksbetrieben und einer eher bäuerlichen
Prägung verlor ihre Bedeutung, und
Stockach entfaltete sich allmählich zu einem
lebendigen Industriestandort. Abschließend
werden mehrere, mit Stockach eng verbundene
Künstlerpersönlichkeiten des 19. und 20.
Jahrhunderts vorgestellt.
Die Bodensee-Strandrasen mit der endemischen Strandschmielen-Gesellschaft (Deschampsietum rhenanae) sind im letzten Jahrhundert durch Eutrophierung, Uferverbau und Nutzungsintensivierung stark zurückgegangen. Erfreulicherweise haben sie sich in den letzten zwei Jahrzehnten relativ gut regeneriert. Die Vorkommen der drei Charakterarten Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteinen), Strandling (Littorella unrflora) und Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans) sind häufiger und größer geworden. Die Bestände der derzeit am stärksten gefährdeten Strand-Schmiele (Deschampsia Iittoralis) haben im gleichen Zeitraum unter den besonderen Wasserstandsextremen zeit- und stellenweise abgenommen; im Ganzen sind sie aber etwa gleich groß geblieben. Die insgesamt positive Entwicklung der Strandrasen wird dadurch relativiert, dass es am bayerischen Ufer starke Schäden durch Treibholzanschwemmungen gibt, deren negative Auswirkungen auf die Strandrasen eventuell durch die besonders niedrigen Wasserstände verstärkt wurden. Die sehr niederen Wasserstände seit 2003, die auch als Folge des Klimawandels gewertet werden können, haben sich bereits auf die Ufervegetation insgesamt und besonders auf die Strandschmielen-Gesellschaft deutlich ausgewirkt.
Im Strom der Amerika-Auswanderer tauchen Träger des Namens Bunz (Namensvarianten sind Buntz, Bontz, Bonz) erst ab den 1830er Jahren in größerer
Zahl auf. Wir wissen von rund 50 Namensträgern, die im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert parallel zu den von Deutschland ausgehenden Auswanderungswellen nach Nordamerika emigrierten und sich in den – von deutschen
Siedlern damals generell bevorzugten – Staaten der mittleren Atlantikküste
(New York, New Jersey, Pennsylvania) und des mittleren Westens (Ohio,
Indiana, Illinois, Wisconsin, Michigan, Iowa, Missouri) niedergelassen haben. [1]
Es gibt allerdings den – weder von Bonz noch der Auswanderer-Datenbank
des baden-württembergischen Landesarchivs erfassten – Ausnahmefall einer
Amerika-Emigration von Bunz-Namensträgern schon um die Mitte des
18. Jahrhunderts, als drei Brüder aus Niederstotzingen sich auf den Weg in die
damals noch ganz junge britische Kolonie Georgia machten. Ihre Geschichte
und die ihrer Nachkommen soll hier erzählt werden. [2]
Am linken Brigachufer, jenseits der Bickenbrücke, neben der Fußgängerbrücke hinauf zum Landratsamt beim neuen Busbahnhof, steht ein merkwürdiges, an Totengebein gemahnendes Steinkreuz, das 1976 errichtet wurde durch Spenden der Geistlichen aus Villingen, der Stadt Villingen und der Münsterpfarrei. Am Sockel steht der erläuternde Text „Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle, Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört, wurde sie zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche. Das Nägelinkreuz in der Kapelle, hochverehrt, ist im Münster geborgen. „Gekreuzigter Herr Jesus Christus, beschütze deine Stadt“. Also wird hier an eine Kapelle erinnert, die mindestens 500 Jahre lang der Verehrung eines besonderen Heiligtums der Stadt, des Nägelinkreuzes, gedient hat.
Die Diskussion um den tatsächlichen Ort des Grafensitzes der Grafschaft Kraichgau, ab 1109 Grafschaft Brettheim genannt, ist alt. Einmal wurde hierfür die Burg in der heutigen Stadt Bretten in Betracht gezogen, ein anderes Mal die Anlage im sogenannten „Burgwäldle". Die Argumentationen beruhen meist auf den wenigen vorhandenen Archivalien, die jedoch oft unterschiedlich interpretiert wurden, insbesondere bei isolierter Betrachtung von größeren historischen Zusammenhängen. Wesentlich seltener wurde der Versuch unternommen, die noch sichtbaren Baulichkeiten unter den Gesichtpunkten der modernen Burgenforschung zu untersuchen und einzuordnen. Der Vergleich mit ähnlicher und stilistisch besser datierbarer Architektur, im besten Fall aus dem näheren Umfeld, ist dabei unerlässlich.
Bei gemeinsamen Nachforschungen über
Goldschmiede-Arbeiten im Breisgau erfuhr ich
schon 1977 von meinem Freund Alfred Erhart1,
Goldschmied und Metallbildhauer, dass
das Freiburger Collegium Borromaeum eine
interessante Monstranz besitze. Deren Meistermarke
war damals allerdings nicht zu identifizieren
und auch deren Herkunft gab einige
Rätsel auf. Erst jetzt war es mir möglich, den
entstandenen Fragen nachzugehen.
DIE MONSTRANZ
Sie ist aus Silber geschaffen und teilweise
vergoldet, mit zwölf Glassteinen besetzt. Insgesamt
71,5 cm hoch, 33 cm breit, während
der Fuß 28 x 21,5 cm misst.2 Eindeutig ist
durch das am Fußrand eingestempelte Beschauzeichen
die Entstehung der Monstranz in
Augsburg zwischen 1747 und 1749 gesichert.
Die daneben liegende, klar erkennbare Meistermarke
gibt uns außerdem den Goldschmied
bekannt. Im Monstranzfuß wurde ein Kartuschenspiegel
der Vorderseite mit dem fein
gravierten Stifterwappen geschmückt. Fragen
zur Entstehung und Herkunft der Monstranz
lassen sich damit beantworten.
Die Augusta-Maria-Bibel
(2008)
Es sind die „Sternstunden“ eines Archivars und Bibliothekars, wenn durch einen unerwarteten Fund ein verschollen geglaubter Schatz gewissermaßen wieder entdeckt wird. Bei der Durchsicht von älteren Buchbeständen vor Ort im Magazin der Landeskirchlichen Bibliothek – die Arbeit am Regal und die Autopsie sind trotz aller Kataloge noch immer eine unerlässliche Tätigkeit für einen Bibliothekar, der sich mit alten Drucken befasst – konnte so eine der extrem seltenen „Augusta-Maria-Bibeln“ aus dem Jahr 1698 aufgefunden werden.
Die Antoniter im Breisgau
(2008)
Über die Freiburger Antoniterniederlassung und ihre Entwicklung ist kaum etwas bekannt.
Und Vieles, was bisher zu den Antonitern in Freiburg geschrieben wurde, entpuppt sich bei
einer gründlicheren Beschäftigung mit dem sehr verstreut liegenden Quellenmaterial als nicht
haltbar. Zumindest für zwei bedeutsame Relikte, die ich in unserer Region erhalten haben und
den Antonitern zugeschrieben werden soll im Folgenden der Versuch unternommen werden,
ihre wirkliche Herkunft zu klären: Für die Figurengruppe des Holzschnitzers Hans Wydyz in
der Pfarrkirche St. Josef in Obersimonswald und für die Nimburger Bergkirche.
Am 16. Dezember 1389 - es war ein Donnerstag - ,,um die erste Stunde oder nahe bey" bat eine Gruppe Bauern aus dem Kirchspiel Zimmern in der Ortenau den kaiserlich und kirchlich anerkannten Notar am bischöflichen Gerichtshof in Straßburg Johannes Scherer um eine Beratung. Das Kirchspiel Zimmern setzte sich damals zusammen aus den Orten Urloffen,
Riechelnheim und Zimmern - hier stand auch das Gotteshaus, das St. Martin gewidmet war. Der Begriff Kirchspiel hatte zu jener Zeit nicht nur eine religiöse Bedeutung, sondern umfasste auch die rechtliche und politische Gemeinschaft. So erscheinen die drei genannten Dörfer immer wieder unter dieser Bezeichnung als eine Prozesspartei mit einer gemeinsamen Vertretung. Über die Konsultation am 16. Dezember ließ der Straßburger Notar eine Niederschrift aufsetzen, dessen lateinisches Original und deutsche Übersetzungen unter dem Namen „Zimmerer Waldbrief" in die regionale Geschichtsschreibung eingeführt wurden. Erfunden hat ihn, soweit wir sehen, der Dekan und bedeutende Lokalhistoriker Wilhelm Weiß aus Urloffen. Einmal wählt er auch „Urloffer Waldbrief" wie übrigens auch hundert Jahre nach ihm Kurrus und Kauß.
Das vom Heimleiter Hans-Jürgen Braun dem
Alten- und Pflegeheim St. Lioba gestiftete Wegkreuz hat auf dem Parkgelände zwischen Altenheim
und Kindergarten einen neuen Standort gefunden.
Die Christusfigur hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Vorbesitzer des Grundstücks Vöhrenbacher Straße 16, Rudolf Engesser,
hatte wohl einen Großonkel, einen aus Villingen
stammenden Klosterbruder Agadon Münch, im
Benediktiner Kloster Rheinau bei Schaffhausen.
In dem Privileg Kaiser Ottos III. vom 29. März 999erhielt Graf Berthold das Recht, die aller höchste Erlaubnis und die Gewalt für seinen Ort Villingen einen öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten und auf Dauer einzurichten. Die Entwicklung Villingens zur Stadt war ohne das vorstehende Marktprivileg undenkbar, denn dieses ermöglichte den Einwohnern die materiellen Voraussetzungen für eine städtische Entwicklung zu schaffen. Der Markt war eine Bedingung für das Entstehen und die Entwicklung des städtischen Handwerkerstandes, des Zunftbürgertums und des
Warenaustausches von Stadt und Land.
Der Vertrag zwischen Fürstenberg und Villingen von 1501/1516 - eingebunden in Pergamentfragmente
(2008)
Zwischen den Pergamentfragmenten des Stadtarchivs Villingen-Schwenningen, die Edith Boewe-Koob beschreibt, befinden sich Abschriften eines Vertrages, den das Haus Fürstenberg und die Stadt Villingen im Jahre 1501 geschlossen haben. Der
Vertrag wurde über einen längeren Zeitabschnitt zwischen den beiden Parteien ausgehandelt und wohl erstmals im Jahre 1501 als Konzept niedergeschrieben. Der endgültige Vollzug durch Besiegelung fand jedoch erst im Jahre 1516 durch Friedrich Graf zu Fürstenberg statt. Hintergrund des Vertrags waren jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen dem Hause Fürstenberg, das bis zum Jahre 1326 der Stadtherr von Villingen war und der Stadt Villingen über Macht und Einfluss in und um Villingen. Die aufstrebende Stadt versuchte ihren Einflussbereich auszudehnen und denjenigen ihres ehemaligen Stadtherrn zurückzudrängen. Dies gelang ihr offensichtlich auch. Im Einzelnen ging es um die Ausdehnung des Hoheitsbereichs der Stadt, um Geleit- und Zollrechte, die Verfolgung flüchtiger Eigenleute, die Zuständigkeit von Gerichten, um die gegenseitige Anerkennung von Münzen und von Gerichtsurteilen. Jagdgerechtigkeiten, Zugang zu den Märkten, Ausleihe von Henkern und die zukünftige Schlichtung von Streitigkeiten waren weitere Vertragspunkte .
Am 13. Juni 2009 jährt sich zum 200sten
Male der Geburtstag von Heinrich Hoffmann,
dem Vater des unsterblichen Struwwelpeter.
Man kann sich nur wünschen, dass es den
diversen Gedenk-Veranstaltungen gelingt,
einer größeren Öffentlichkeit klarzumachen,
dass Hoffmann viel mehr war als ein erfolgreicher
Bilderbuch-Macher. Nämlich ein bedeutender,
bis heute meist unterschätzter
satirischer Autor, ein engagierter liberaler
Politiker, der 1848 für seine Vaterstadt Frankfurt
am Main im revolutionären Vorparlament
saß (ohne freilich selbst revolutionär zu sein),
und nicht zuletzt der Erneuerer der Frankfurter
Psychiatrie, dem es gelang, eine neue,
den damaligen modernsten Einsichten entsprechende
Anstalt vor den Toren der Stadt
errichten zu lassen.
Obwohl Heinrich Hoffmann während des
allergrößten Teils seines Lebens in seiner
Vaterstadt Frankfurt wohnte und wirkte,
spielte auch das damalige Großherzogtum
Baden in seiner Vita eine wichtige Rolle,
schließlich studierte er vom April 1829 bis
März 1832 in Heidelberg Medizin. Da Frankfurt
damals noch keine Universität hatte, blieb
den Söhnen der Mainmetropole (den Töchtern
standen die hohen Schulen ohnehin nicht
offen) nichts anderes übrig, als an „ausländischen“
Hochschulen zu studieren.
In Heidelberg, der alten kurpfälzischen
Residenz am Neckar, plant derzeit eine Gruppe
von ansässigen Unternehmern, den Lustgarten
des Kurfürsten Friedrich V. aus dem Anfang
des 17. Jahrhunderts, den „Hortus Palatinus“,
zu rekonstruieren und in ein betriebswirtschaftlich
orientiertes Marketingkonzept des
Schlosses einzubinden. Die Unternehmer, allen
voran Phora-Gründer Hans-Joachim Wessendorf,
Prof. Klaus Tschira und Manfred Lautenschläger
sehen sich selbst nicht als Investoren,
sondern als „Mäzene“, die der Stadt mit ihrem
Engagement ein Geschenk machen wollen.
Was hat es mit diesem Hortus Palatinus auf
sich?
Die Aktenbestände aus alten Zeiten bestehen zumeist aus Anordnungen der Obrigkeit und dem Nachweis ihrer Durchführung oder anderen Reaktionen der nachgeordneten Behörden und Personen. Selten wird „die Stimme des Volkes“ unmittelbar aktenkundig. Dies aber ist der Fall in einer Akte über die Einführung des neuen Gesangbuchs für die Deutsch-reformierten Gemeinden der Kurpfalz im Jahr 1785. Darin befindet sich als Abschrift ein sechs Seiten umfassendes, an die in Mannheim residierende Landesregierung der Kurpfalz gerichtetes Schreiben, das energisch gegen die bevorstehende Einführung des neuen Gesangbuchs protestiert. Es fällt vor allem auf durch die große Zahl von 138 Unterschriften, höchstwahrscheinlich von Gemeindemitgliedern, sowie durch die temperamentvolle und selbstbewusste Art, in der die von unterschiedlichen Perspektiven bestimmten Argumente vorgetragen werden. Als Dokument einer freien Meinungsäußerung seitens des Kirchenvolks und als Beitrag zur Geschichte des Gesangbuchs in der Kurpfalz soll es an dieser Stelle im Wortlaut zusammen mit einem knappen Kommentar veröffentlicht werden.
Er scheint einem vertraut, die vier Paare in
den Doppelszenen hat man oft einzeln gesehen,
im Teppich eingerahmt von den beiden Vornamen
Anna und Johannes, und er wird doch
fremd, wenn es an die ehemalige Funktion und
an die genaue Bedeutung der bekannten
Figuren geht, denn dann stellen sich Unsicherheiten
ein. Die Forschung hat sich schon über
hundert Jahre lang mit den Figuren beschäftigt
und widerspricht sich im Einzelnen, wenn es
auch um die Gesamtplanung kaum Probleme
gäbe, wäre da nicht das letzte Paar. Was hat
Iwein mit den anderen Figuren gemeinsam und
mit welcher Berechtigung kommt er auf den
Teppich? Auch beim Titel des Gewebes ist man
sich uneins, dabei sieht es so aus, als ob es nur
eine Mode wäre, wie man ihn bezeichnen will.
Sind es Minnesklaven oder Frauensklaven, die
da dargestellt sind, „Böse Weiber“ oder „Weiberlisten“,
wie man früher zu sagen pflegte,
misogyn, wie man nun einmal war. Wir wollen
am Schluss auf das Bezeichnungsproblem
wieder zurückkommen und versuchen, zunächst
durch fortlaufende Bildlektüre einen
Eindruck vom Ganzen zu gewinnen.
Am 14. November 1932 war der evangelische Kirchenvertrag mit dem Freistaat Baden, der Badische Kirchenvertrag, in Karlsruhe unterzeichnet worden. 75 Jahre danach, am 17. Oktober 2007, ist der Evangelische Kirchenvertrag Baden-Württemberg in Stuttgart geschlossen worden. Er ist ein Vertrag beider evangelischer Landeskirchen in Baden-Württemberg mit dem Land. Der neue Vertrag ist am 10. April 2008 in Kraft getreten, wiederum fast genau ein Dreivierteljahrhundert nach der Ratifikation des Badischen Kirchenvertrags, die am 11. März 1933 erfolgt war. Was führte zur Entstehung des Evangelischen Kirchenvertrags Baden-Württemberg und wie verhält er sich formal und inhaltlich zum Badischen Kirchenvertrag von 1932? Auf diese Fragen will der nachfolgende Beitrag in den Abschnitten II und III Antwort geben. Auszüge aus dem Vertragstext sind im Anhang (Abschnitt IV) wiedergegeben, nämlich die Präambel und die Artikel 1 bis 5. Doch zuerst soll das neue Vertragswerk wenigstens in seinen Umrissen vorgestellt werden (Abschnitt I).
Eine Bildhauerfamilie mit langer Tradition ist die Familie Winterhalder. Über sieben Generationen wurde das Bildhauerhandwerk ausgeübt. Angefangen hat die Bildhauerei im Schwarzwald mit Bartle Winterhalder. Er wurde um 1617 in Urach als Sohn des Bauern Kaspar Winterhalder auf der Kalten Herberge geboren. Am 10. August 1638 heiratete er die Hofwitwe Ursula Hummel vom Oberfaltengrund in Neukirch, deren Mann Bartle Faller der Hexerei angeklagt und 1638 in Triberg als Hexer hingerichtet worden war. Bartle war bis 1654 Beständer auf dem Oberfallengrund für den erbberechtigten Stiefsohn Georg Falter aus der ersten Ehe seiner Frau. Schon vor der Heirat und auch als Bauer hat er wohl oft und gern zum Schnitzmesser gegriffen und sich die ersten Kenntnisse des Schnitzens angeeignet. Deshalb gab er bereits mit 37 Jahren den Hof an seinen Stiefsohn Georg ab. Nun konnte er auf dem Leibgeding sich ganz der Bildhauerei widmen.
… als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs
„Fahnen und Flaggen, Grenzsteine und
-pfähle, Siegel und Wappen begegnen jedermann
als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs. Sie gestatten eine
schnelle Orientierung am geschichtlichen
Werdegang eines Ortes, einer Landschaft oder
eines Geschlechtes, bieten aber auch dem
Bewohner oder Besucher einer Region eine
gute Gelegenheit zum weiteren Kennenlernen
seiner Umwelt, die nicht zuletzt von historischen
Voraussetzungen bestimmt ist“.2
Am ehesten wird der Bürger wohl bei einer
Verlängerung seines Ausweises, bei einer
amtlichen Beglaubigung oder in Verbindung
mit dem Schulzeugnis mit einem Siegel in
Berührung kommen.
Am 28. September 2008 wäre Hauptkonservator Dipl.-Ing. Martin Hesselacher hundert Jahre alt. Von 1956 bis 1973 war er Leiter der
staatlichen Denkmalpflegebehörde in Südbaden
und im Regierungsbezirk Freiburg.
Seine Tätigkeit, sein unermüdliches Wirken
für den Gedanken der Denkmalpflege haben bis
heute ihre Spuren hinterlassen. So sind die
etwa zwanzig als Gesamtanlagen geschützten
Ortsbilder in dieser Gegend vor allem auf seinen
Einsatz zurückzuführen.
Denk mal an Elisabeth!
(2008)
"Wir verbinden eine Ära immer mit dem Namen eines Mannes", lautete einmal Joachim Egon Fürst zu Fürstenbergs
Antwort auf die Frage des ZEITmagazin, warum seine 1767 in Regensburg als Maria Elisabeth Alexandrina Augusta
Carolina Josepha Walburga Prinzessin von Thurn und Taxis geborene - ein vil edel magedin hätte sie vermutlich der Jäger und Sammler Joseph von Laßberg nach dem Vorbild der jungen Kriemhild genannt - und 54-jährig in Heiligenberg
gestorbene Ahnin Fürstin Elisabeth in der Familiengeschichte gar nicht gut wegkommen. Die Journalistin glaubte nämlich
beobachtet zu haben, dass Frauen allgemein in der Historie der Fürstenberger nicht zählten und dass die schon mit einunddreißig Jahren Witwe gewordene "Fürstin teutscher Frauen" (Laßberg) im Besonderen wahrscheinlich wegen ihres "bedenklichen Lebenswandels" und der " innigen Freundschaft", der Mesalliance mit Laßberg links liegen gelassen werde. Dabei gehöre ihr doch ein Denkmal gesetzt.
Freiburg kann beispielhaft für eine wiederholt von der Pest betroffene Stadt gelten. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen befassten sich mit den verschiedenen
Aspekten des Themas. Die Historiker erforschen die zahlreichen Pestepidemien vor
ihrem historischen Hintergrund – wenn auch einschränkend gesagt werden muss,
dass sicherlich für das eine oder andere Jahr keine schriftlichen Dokumente vorliegen.
Neben der Geschichtswissenschaft ist die Pest als Thema in anderen Fachbereichen,
wie der Medizingeschichte, der Kunstgeschichte, der Volkskunde oder der Botanik,
präsent. Eine exakte medizinische Definition der als Pest bezeichneten Epidemien ist
jedoch schwierig und wurde im Rahmen dieser Untersuchung nicht angestrebt.
Im Jahre 1670 erklärte Papst Clemens X.
als Oberhaupt der katholischen Kirche den 2.
Oktober zum „Tag der heiligen Schutzengel“.
Deshalb war es symbolträchtig, dass ausgerechnet
am 2. Oktober 2007 in Bretten das
„Deutsche Schutzengelmuseum“ eröffnet wurde,
mit dem das museale Angebot der Melanchthonstadt
eine weitere Ergänzung und Profilierung
erfuhr. Allerdings beschränkt sich das
neue Museum, das als Dauerausstellung seine
Heimstatt in den beiden oberen Stockwerk des
300 Jahre alten Schweizer Hofs in der Brettener
Altstadt gefunden hat, ganz bewusst nicht
nur auf die Präsentation von Exponaten aus
der christlichen oder gar nur der katholischen
Glaubenswelt. Im Mittelpunkt der Konzeption
steht vielmehr die wesentlich weiter greifende
Idee eines interkulturellen Vergleichs, der
seinerseits Chancen für die Entwicklung eines
interreligiösen Dialog bieten kann.
Wer am Samschdigmorgê uf dê Märd ins Schdädle
got, isch immer ufêm neuschdê Schdand. „Bisch du
au scho dêrd gsi, do muêsch na, des muês mo g’sehe han; spitze sag i dir“.
Des isch Villinge. Die beste Werbung für unser
Theater ist unser eigenes Publikum. Vorankündigungen, Programme, Plakate und Presse können
die Menschen nicht annähernd so inspirieren, was
die Mund zu Mundpropaganda erreicht. Und
wenn die Leute sagen: „Jetzt hond si scho widder
ufg’hört …, die kinnê doch voelängerê“, dann lässt
das das Herz eines jeden Amateurschauspielers
höher schlagen.
Eigentlich fing alles eher betrüblich an. So emotional man vom Publikum in den Himmel gehoben
wird, so vernichtend wird das Urteil gefällt, wenn
die Vorführung nicht den Geschmack desselben
getroffen hat.