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Bei meinem Heiligenberg-Aufenthalt im Herbst 2009 kam ich mit jüngeren Menschen ins Gespräch, die schon seit vielen Jahren in Heiligenberg wohnen: Sie waren gut
informiert über die Geschichte Heiligenbergs, jedoch von der früheren Existenz des
Heiligenberg-Instituts hatten sie keine Kenntnis. Diese Unkenntnis ist natürlich nicht
verwunderlich, liegt doch das Ende der Instituts-Zeit bereits 40 Jahre zurück. Die nur 26
Jahre währende Geschichte des Instituts konnte sicherlich auch keine Verankerung im
kollektiven Gedächtnis Heiligenbergs bewirken. Außerdem weist nichts mehr auf die
frühere Existenz des Instituts hin, keinerlei Spuren, kein Hinweisschild, nichts. Dennoch
war ich im Moment bestürzt darüber, dass diese für meine Kindheit und frühe Jugend so
bedeutsame vitale Welt des Institutes in Vergessenheit geraten war. So kam ich zu dem
spontanen Entschluss, diese versunkene Welt wenigstens auf dem Papier zu erhalten.
Ein kurzer Überblick über die urbane Pilzflora des Naturschutzgebiets „Alter Flugplatz Karlsruhe“
(2014)
Das innerstädtische Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz
Karlsruhe“ (Baden-Württemberg, Deutschland) umfasst
rund 70 ha. Es zeichnet sich durch einen großen Anteil an
nährstoffarmen Mager- und Sandrasen aus. 2006 wurde
mit der mykologischen Bestandsaufnahme begonnen
und unregelmäßig Begehungen durchgeführt. Es konnten 246 Arten aus fünf Abteilungen nachgewiesen und
410 Belegexemplare im Pilzherbarium des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe (KR) deponiert
werden. Achtzehn Arten stellen gefährdete „Rote-Liste-Arten“ dar, vier Arten wurden erstmals für Baden-Württemberg nachgewiesen. In dem hier vorgelegten kurzen
Überblick werden Habitat und Methoden beschrieben,
seltene und vom Aussterben bedrohte Arten und Neomyceten aufgelistet und der Einfluss exotischer Gehölze
auf die pilzliche Artenvielfalt im NSG angesprochen. Die
vollständige Artenliste wird im Internet zur Verfügung
gestellt und kann regelmäßig aktualisiert werden.
Bis Oktober 2014 empfing das Augustinermuseum Freiburg seine Besucher zur „Baustelle Gotik“. Die gelungene Sonderausstellung erfreute sich größter Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen und eindrücklichen Exponate. Gleich zu Beginn, am Eingang des großen Ausstellungsraumes, wurde der Besucher von der Replik eines – gerade im Mittelalter – sonst eher versteckten Schatzes des Münsters begrüßt: Dem Freiburger Schöpfungsportal. Dieses kleinere Portal auf der Nordseite des spätgotischen Chores steht natürlich im Schatten der monumentalen Portalvorhalle im Westen. Durch seine besondere ikonografische Gestaltung der Genesisgeschichte ist aber auch das kleinere Portal äußerst faszinierend, nicht nur aus ästhetischen Gründen. Seine Skulpturen geben auch einen Einblick in den Stand von Wissenschaft und Bildung in der Stadt Freiburg und deren Verbindungen zum Oberrheinraum im 14. Jahrhundert. Gerade deswegen ist es äußerst erfreulich, dass dieses Portal 2006 nicht nur umfassend restauriert wurde, sondern dass seit dieser Zeit von verschiedenen Seiten neue Thesen zu Funktion, Baugeschichte und ideengeschichtlichem Hintergrund des Portals vorgelegt wurden. Der folgende Beitrag möchte sich in Anlehnung an diese Forschung vor allem den kosmologischen Modellen der Archivoltenfiguren, insbesondere jenen des vierten Schöpfungstages, widmen. Zunächst soll die Außenansicht des Portals, dann der aktuelle Forschungsstand kurz vorgestellt werden. Darauf aufbauend möchte ich einige der jüngeren Thesen zum geistigen Hintergrund der Darstellungen kritisch würdigen und aus der Sicht der Wissenschaftsgeschichte ergänzen.
Alte Friedhöfe seien, so sagt man, zu Stein gewordene Archive und die Grabmale die Archivalien.
Das gilt vor allem für die jüdischen Friedhöfe. Zum einen lässt sich an der Form ihrer Grabsteine,
der Schmuckelemente, der Gestaltung der Inschriften und der verwendeten Materialien ein
Wandel des Traditionellen ablesen. Dieser ist insbesondere durch die zunehmende Emanzipation,
verbunden mit der Übernahme bürgerlicher Stilelemente des nicht-jüdischen Umfelds, eingetreten und soll in den folgenden Kapiteln zum Ausdruck gebracht werden.
Zum anderen bilden die Grabinschriften wichtige und oft die einzigen Dokumente genealogischer Zusammenhänge. Erbliche Zunamen waren vor 1809 bei Juden in Baden noch nicht
die Regel. Männer und Frauen trugen der rituellen Tradition nach die Namen, die ihnen bei
der Beschneidung, beziehungsweise den Mädchen beim „Hollekreisch" gegeben wurden. Bei
Männern und unverheirateten Frauen wurden sie mit dem Vatersnamen (,,bar" = Sohn des, ,,bath"
=Tochter des), bei verheirateten Frauen mit dem des Ehemannes (eschet = Frau des) verbunden.
Diese Kombination wurde dann so auf dem Grabstein angegeben. Einen weiteren Namenszusatz
gab es nur dann, wenn der Verstorbene der Familie der Leviten, also der Tempeldiener (,,ha-Levi"
oder „Segal") oder der Priester (ha-Kohen) des alten Tempels angehörte.
Die steinreiche Erbtante
(2014)
Welcher Wissenschaftler träumt nicht insgeheim davon, Abenteuer zu erleben wie
die Filmfigur »Dr. Henry Walton Jones, Jr.« – besser bekannt als »Indiana Jones« –
oder auf Spurensuche zu gehen, wie in Gisela Graichens Archäologiereihen »C 14«
und »Schliemanns Erben«? Auch ich verfiel diesem narzisstischen Traum, stellte mir
vor, die Grabstätte einer Frau zu finden, von der es kein gesichertes Portrait gibt, die
sterblichen Überreste zu heben, eine Gesichtsrekonstruktion zu veranlassen – und
den Kameras wird präsentiert: das wahre Antlitz der »Landesverderberin«. Kurzum:
Ich habe zwar den Begräbnisort der Gräfin von Würben gefunden, aber von der
Grabstätte oder gar den sterblichen Überresten ist nichts geblieben. Auch ein
gesichertes Portrait ist bisher nicht aufgetaucht. Dann stellte sich im September
dieses Jahres noch einmal dieses Expeditions-Gefühl ein, als in Schilde die Familiengruft derer von Grävenitz geöffnet wurde.
Die Spur unserer Geschichte führt ins Berlin des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.
von Preußen. Dort verstarb am 21. Oktober 1744 eine der ungewöhnlichsten Frauen
des 18. Jahrhunderts: Christina Wilhelmina Gräfin von Würben, geb. von Grävenitz
(1685–1744), die als Mätresse Herzog Eberhard Ludwigs von Württemberg in die
Geschichte einging.
„Der Prozeß der Aneignung der ‚bürgerlichen‘
Organisationsform des Vereins durch Frauen vollzog
sich im Laufe des 19. Jahrhunderts großenteils
auf dem Terrain der wohltätigen respektive patriotischen
Frauenvereine.” „Der Schritt zur Vereinsgründung
und Vereinstätigkeit bedeutete für
Frauen die partielle Überwindung der ihnen durch
bürgerliche Normen vorgegebenen Schranken und
die Mitgestaltung der neuen, bürgerlichen Öffentlichkeit
zunächst in reagierender sozialer Tätigkeit,
nach einigen Jahren erfolgreicher Vereinsarbeit
schließlich auch in der Anmeldung und Durchsetzung
eigener Forderungen zur Veränderung der
gesellschaftlichen Situation.”
Wie viele literarische Vereinigungen litt auch die Emil-Gött-Gesellschaft an Überalterung. Die gesteckten Ziele bei der Pflege von Götts Werk konnten nicht mehr weiter verfolgt werden. Die Bilanz ist zwar durchaus positiv, aber es bleiben weitere Aufgaben. Glücklicherweise konnte eine Verschmelzung der Gesellschaft mit dem Zähringer Bürgerverein zur Übernahme der Aktivitäten um Emil Götts Werk und Andenken und ihre Weiterführung in der Zukunft führen.
Also, Morgens um 4 Uhr ist die Welt in der Nähe
von Mailand wie immer noch in Ordnung. Morgennebel,
Rauchfahnen von glimmenden Wachfeuern,
der Morgenstern funkelt romantisch. Aber
dann: Zong! Dong! Crash! Puff! Peng! Zack! Uups!
Ein rabenschwarzer Tag, der sich blitzartig blutrot
färben soll.
Es muss ein Massaker an diesem denkwürdigen
Montag, 6. Juni 1513 stattgefunden haben wie es
selbst das kriegsgewohnte Oberitalien bis dahin
selten erlebt hat, wo jeder gegen jeden um die Vorherrschaft
kämpft.
Es läuft eigentlich bis dahin bayernmäßig für die 14.000 Franzosen, darunter 3.500 Oberdeutsche
(das sind die Süddeutschen) Landsknechte, „3 ½
tußend lantzkneht”, darunter wiederum ein Villinger
Fähnlein, 80 Mann, „wier hattend fon Fillingen
wol achzig by der schlacht”, ungeduscht und
schlecht ernährt. Alles Kerle, die man auch im
Dunklen riecht. Das weiß-blaue Ballett wird angeführt
von Michael Maler (28) und Remigius Mans
(53). Sie haben sich gegen den Befehl von Kaiser
Maximilian I. und gegen den Willen des Villinger
Rates auf den Musterungsplätzen in Oberdeutschland
in französischen Diensten verdingen lassen.
Im November 2012 wurde im Internet eine Heidelberger Dissertation von
1786 angeboten. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich nicht um eine Dissertation, sondern um den Druck einer Promotionsrede aus Anlass des Universitätsjubiläums 1786, die der damalige Dekan der Theologischen Fakultät, reformierte Abteilung, Dominik Theophil Heddäus am Dienstag, dem 7. November gehalten hatte. Das Titelblatt enthält detaillierte Angaben (Q 6*, Abb. 1).
Gegenstand dieser Studie ist die Verbreitung der aquatischen Makrophyten im (Kinzig)-Schutter-Unditz-Fließgewässer-System in der Offenburger Oberrheinebene
(Baden-Württemberg). In den untersuchten Gewässern
kamen 23 Arten vor, je 17 in Schutter (unterhalb Lahr)
und Unditz. Nuphar lutea, Potamogeton pectinatus und
Sparganium emersum waren die häufgisten Arten. In der
Schutter war Potamogeton nodosus die dominierende Art.
In vielen Abschnitten der Schutter, der Unditz und einiger
ihrer Zuflüsse war eine Massenentwicklung von Wasserpflanzen zu beobachten, begünstigt durch eine überwiegend schwache Strömung, fehlende bis mäßige Beschattung durch Ufergehölze und eine meist geringe Tiefe. Ein
beschränkender Einfluss der hohen Schwebstoff-Fracht
der Schutter auf die Entwicklung der makrophytischen
Vegetation war nicht feststellbar. Das Arteninventar der
untersuchten Fließgewässer besteht durchweg aus eutraphenten Arten, die sich in der Mehrzahl durch folgende
Eigenschaften auszeichnen: perennierende Lebensform,
Rhizom als Speicherorgan, schnelles Wachstum, hohe
Austauschrate der Assimilationsorgane, Konzentration
der Biomasse an der Wasseroberfläche. Im Schwarzwald weit verbreitete Weichwasser-Arten sind weder im
Unterlauf der im Schwarzwald entspringenden Schutter
noch in den anderen untersuchten Fließgewässern vertreten. Vergleiche mit anderen Fließgewässer-Systemen
belegen den bestimmenden Einfluss von geologischem
Untergrund, Gefälle und Strömung auf die Zusammensetzung und Struktur der aquatischen Vegetation. Es
ist anzunehmen, dass der Artenreichtum und der Anteil
eutrophierungs- und störungsempfindlicher Arten infolge
menschlicher Einflüsse zurückgegangen ist.
Was die Entstehung Endingens anbetrifft, hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass auf der heutigen
Gemarkung drei alemannische und dann früh-mittelalterliche Siedlungen nebeneinander
bestanden haben. So steht es gleich mehrfach in der offiziellen Stadtgeschichte und im Archäologischen
Stadtkataster, ebenso in den Kreisbeschreibungen, so übernimmt es Michael Hoeper
in sein grundlegendes Werk zur alemannischen Besiedlungsgeschichte des Breisgaus und so
vertrat es zuletzt Heinz Krieg in seinem Jubiläumsvortrag.
Aus nach 162 Jahren
(2014)
Generationen von Eltern kauften hier Tauf- und
Kommunionskerzen, nun erlischt das Licht in der
christlichen Buchhandlung Hermann Weisser in
der Bickenstraße erst einmal: Villingens älteste
Buchhandlung steht vor dem Ende.
Wer als Erwachsener durch die Ladentür tritt,
fühlt sich augenblicklich in seine Kindheit zurück
versetzt, an jenen spannenden Tag, als man an der
Hand der Mutter hier hinein ging, um den Rosenkranz und die Kerze für die Heilige Erstkommunion
und vielleicht sogar das erste eigene „Gotteslob”
für den künftigen Kirchgang zu kaufen. Kruzifixe
und Rosenkränze schmücken die Wände noch
immer. Jesusbildchen und Engelfigürchen, in der
christlichen Buchhandlung, die schon 162 Jahre
alt ist, gibt es sie noch. Aber nachdem die letzte
Inhaberin aus der Kaufmannsfamilie Heinzmann,
Gertrud Heinzmann, im Sommer verstorben ist
und eine Erbengemeinschaft sich unter anwaltlicher
Beratung von Gerhard Ruby mit dem Nachlass
beschäftigt hat, ließ der Testamentsvollstrecker
mitteilen, „dass sich die Erbengemeinschaft leider
gezwungen sieht, die christliche Buchhandlung als
solche aufzugeben.” Schon etwa seit den letzten
zehn Jahren „fährt der Laden Verluste ein”, erläuterte
Miterbe Rolf Heinzmann.
Der Johanniter- oder Malteserorden führt seinen
Ursprung auf das gegen Ende des 6. Jahrhunderts
gegründete Pilgerspital und Hospiz in
Jerusalem zurück. Die Sarazenen zerstörten das
Hospiz mehrmals. Karl der Große stellte diese
wohltätige Einrichtung wieder her. Im Jahre 1048
gelang es italienischen Kaufleuten in der Nähe der
Kirche des Heiligen Grabes Grund und Boden
als Eigentum zu erwerben. Hier bauten sie vorerst
zwei Kapellen und zwei Hospitäler und weihten sie
dem hl. Johannes. In diesen Herbergen erhielten
die Pilger Ruhe, Pflege, ärztlichen Beistand und
Ausrüstung für die Heimkehr ins Vaterland. Viele
fromme Christen zogen es indessen vor, ihr Leben
fortan der Krankenpflege zu weihen und an dem
Orte zu sterben, wo auch Gott gestorben war.
Reuteria riegeri n. sp.
(2014)
Am Nordfuß des Freiburger Lorettoberges liegt die Villa Mercystraße 2, in der von 1940 bis zu seinem Tode im Jahre 1958 der Dichter Reinhold Schneider zur Miete wohnte. "Auf dem Bergle hinter dem Haus widerstand der bayrische Feldherr Mercy, des Kurfürsten Maximilian letzter General, im Jahre 1644 drei Tage lang den Angriff en Turennes und Condés", schrieb er 1953 in seiner biographischen Skizze "Verhüllter Tag". "Das Haus, in dem ich wohne, ist älter als seine Nachbarn. Vor dem jetzigen Besitzer soll es ein General des 70er Krieges bewohnt haben. Als sein greiser kaiserlicher Herr ihn besuchen wollte, schien es ihm allzu bescheiden – was es gewiß auch war; er verdoppelte es, indem er einen saalartigen Raum anbaute; darüber liegen meine Zimmer. Ich verdanke also mein Gehäuse den Hohenzollern. Der Schreibtisch aus dem Marmorpalais kam einigermaßen an seinen Ort, und ich denke es mir gerne, wie der Alte Kaiser, der meiner Mutter Puppen schenkte, einmal den Gartenweg heraufgeschritten ist. Auch dieser Ring
ist geschlossen. Wie bald wird er zerbrechen!"
Das lange gehegte Bild der friedliebenden, heimatverbundenen Industrie des
Schwarzwaldes mit ihren Produkten für Heim und Herd, hauptsächlich von leise
schlagenden Zeitmessern für die Wohnstube und für jeden Geschmack muss, je
länger je mehr, durch den bisher weitgehend verborgen gebliebenen Aspekt einer
militärischen Produktion ergänzt werden. Nicht erst im Zweiten Weltkrieg waren
die regionalen Firmen in die Entwicklung und Produktion von Rüstungsgütern
eingespannt. Unternehmen wie die 1911 sich mit der Fa. Johann Haller Schwenningen vereinigende Gebr. Junghans aus Schramberg errangen mit der Entwicklung von Zündern aller Arten bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine militärtechnologische Spitzenstellung. Bei anderen Firmen im heutigen Landkreis führten ursprünglich zivile Entwicklungen später zu umfangreichen militärischen Aufträgen
insbesondere zu Zeiten des Dritten Reiches und ab Kriegsbeginn 1939. Gerade
auch die nach dem Kriege führenden Betriebe hatten oftmals den Grundstein zu
ihrem Erfolg durch technologisch hoch entwickelte Produkte in der Kriegs- und
Rüstungswirtschaft errungen. So entstanden beispielsweise bei der Firma SABA
1944 rund 70% aller Bodenfunkgeräte für Panzer und Fernsprecher für die Wehrmacht. Die daraus erwachsenen Kenntnisse und Verfahren wie auch die aus der
Fertigung hochwertiger Markengeräte, um sich vom Volksempfänger abzusetzen,
schufen nach 1945 eine Ausgangsbasis für die breite und qualitativ anspruchsvolle
Fabrikation von Haus- und Unterhaltungsgeräten.
"Verbündete im Himmel"
(2014)
Obwohl der Kriegsausbruch auf die europäische Bevölkerung im schönen Sommer 1914 wie ein Schock wirkte, kam er nicht aus heiterem Himmel. Lange zuvor hat er sich angebahnt. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie von Hohenberg am 28. Juni 1914 durch einen bosnischen Attentäter war nicht Ursache sondern nur eben Anlass: der Funke, der das bereitgestellte Pulverfass explodieren ließ. Die ganze Energie und menschliche Perversion, die sich dabei entlud, wird exemplarisch erkennbar am deutschen Kriegsminister und Chef des großen Generalstabs Erich von Falkenhayn, der am 5. August 1914 gegenüber dem konsternierten Reichskanzler Bethmann-Hollweg zu der Formulierung fand: "Wenn wir auch darüber zugrunde gehen, schön war’s doch." Natürlich gab es auch weniger suizidal-aggressive Protagonisten, wie eben Theobald von Bethmann-Hollweg. Aber ebenso gab es auf allen Seiten den klaren Willen zum Krieg. Er bezog seine Dynamik aus national-chauvinistischen Ressentiments in Verbindung mit den Weltmachtambitionen der europäischen Zentralmächte, insbesondere Deutschlands und Englands. Gleichzeitig allerdings – so der australisch-britische Historiker Christopher Clark – fühlten sich alle getrieben, spätestens nach dem Sarajewo-Attentat. Alle – insbesondere in Deutschland – glaubten, unter Druck zu handeln bzw. einem ersten Schlag von außen zuvorkommen zu müssen. Alle – insbesondere der deutsche Kaiser – meinten, der Krieg werde ihnen gegen den eigenen Willen aufgezwungen. Gleichzeitig hat die politisch-militärische Klasse in Deutschland – aber nicht nur da – die Eskalation aktiv befeuert und so die Katastrophe herbeigeführt. 1914 war Europa mit Clarks Worten "unfähig zum Konsens". Was dies konkret bedeutet hat, zeigen vor allem die individuellen Quellen wie sie im Projekt "Europeana 1914–1918" im Internet veröffentlicht sind, die Chroniken, Tagebucheinträge und individuelle Erlebnisberichte in staatlichen und kirchlichen Archiven. In z. T. erschütternder Weise befassen sie sich mit den Auswirkungen des Krieges im Alltag der Menschen und legen die Stimmungslage in der Bevölkerung off en. Aus ihnen entsteht ein gültiges Bild davon, wie die Betroffenen den Krieg erlebt haben und was er jenseits aller Propagandaschreierei für sie bedeutet hat.
Im April 2014 erstand die Badische Landesbibliothek bei einer Auktion des Hauses Stargardt ein kleines Konvolut von eigenhändigen Briefen Karl von Rottecks, die dieser zwischen 1820 und 1829 aus Karlsruhe und Freiburg an den Leipziger Verleger Friedrich Arnold Brockhaus (1772–1823) bzw. dessen Söhne Friedrich (1800–1865) und Heinrich (1804–1874) schrieb.1 Sie betreff en Rottecks Mitarbeit an Brockhaus’schen Zeitschriften, Buchbestellungen, Abrechnungen und Zahlungen, werfen aber auch ein paar Schlaglichter auf Rottecks politisches Amt und seine kritische Sicht der politischen Verhältnisse in Baden.
Im Rahmen des vom Dreiländermuseum in Lörrach initiierten "Netzwerks Museen" erinnert das Historische Museum der Pfalz in Speyer ab dem 29. Mai 2014 mit einem "Historischen Schlaglicht" innerhalb seiner Dauerausstellung an die 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges. Thema und Titel sind "1914–1918. Die Pfalz im Ersten Weltkrieg". Vielerlei historische Anknüpfungspunkte werden wiederentdeckt, die verschollen oder zumindest verschüttet waren. Zu diesen historischen Anknüpfungspunkten gehört die "Pfälzische Kriegssammlung", die während des Ersten Weltkrieges im Historischen Museum der Pfalz zusammengetragen wurde.