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CityCult-Projekt
(2015)
Kann man mit 13 bis 16-jährigen Jugendlichen in einer knappen Woche wesentliche Einsichten und Erfahrungen zu einem viele Generationen entfernten historischen Geschehen, dem Ersten Weltkrieg, entstehen lassen? Vom 27. bis 31. Oktober 2014 (in den Herbstferien) versuchten dies ca. 25 Jugendliche aus Heidelberger Gymnasien, zusammen mit einem Team aus Referendaren, Studierenden, Wissenschaftlern, Lokalhistorikern und jungen FSJlern – eingeladen vom Jugendtreff CityCult (einer Kooperation der Evangelischen Altstadtgemeinde Heidelberg- Providenz mit der Stadt Heidelberg). Der thematische Fokus lag auf „Heidelberg im Ersten Weltkrieg“, was möglich machen sollte, den lokalen Bezug, Orte, Namen, Geschehen zu nutzen und zugleich in Institutionen vor Ort zu forschen. Projektarbeit braucht Nähe, sie versucht, Wirklichkeiten plastisch und begrifflich zu erfassen, sich über die noch verfügbare Erinnerung von Menschen, die Teilhaber und Zeitgenossen waren, ein Bild zu machen. Sie ist keine didaktische Spezialmethode, sondern von Anspruch und eigener Geschichte aus betrachtet der Versuch, durch erfahrungsgeleitetes, aktives und selbstständiges Lernen Bildungsprozesse tief zu verankern. Vage Begriffe wie „Erlebnis, Tun, Begegnung“ versuchen die aktivierende und prägende Wirkung von Erfahrung in sozialen und kulturellen Umwelten zu erfassen. Die klassische Projektidee verbindet anspruchsvolle, realistische und relevante Aufgaben, ein hohes Maß an Mitwirkung und Eigenaktivität von SchülerInnen, gemeinsame Planungsprozesse, die Einbeziehung der Sinne und die von Kognitionsstrukturen sowie eine unverkennbare interdisziplinäre Produktionsorientierung.
Seit dem späten 17. Jahrhundert verbreitete sich die neue Frömmigkeitsbewegung
des Pietismus in den protestantischen Territorien des Deutschen Reiches. Dazu
parallel lief eine radikale Strömung, die von der Überzeugung getragen war,
dass wahres Christentum nur außerhalb der verfassten Kirche möglich sei. Diese
Richtung wird in der historischen Forschung unter dem Begriff »radikaler
Pietismus« gefasst, während man im Herzogtum Württemberg allgemein vom
Separatismus sprach. Im Rahmen dieses Aufsatzes soll der radikale Pietismus
unter einer verengten Perspektive dargestellt werden, nämlich mit der Fokussierung auf Ludwigsburg und seine Umgebung. Obwohl es sich von der personellen
Stärke der Bewegung her gesehen nie um mehr als eine Randerscheinung handelte,
hat der radikale Pietismus in der württembergischen Kirchen- und Geistesgeschichte
tiefe Spuren hinterlassen. Die im Zentrum des Landes gelegene zeitweilige Residenzstadt Ludwigsburg konnte davon ebensowenig unberührt bleiben wie das
Umland.
Die Herausbildung des Kraichgaus als eine Landschaft mit einer eigenen regionalen Identität während des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit beruht vorwiegend auf dem Selbstverständnis und dem Selbstbehauptungswillen des dort ansässigen niederen Adels,' dem es im Lauf des 16. Jahrhunderts schließlich gelang, sich im Reichsritterkanton Kraichgau zusammenzuschließen, sich so den Mediatisierungsbestrebungen der benachbarten Fürsten (insbesondere der Heidelberger Kurfürsten) zu entziehen und sich, trotz vielfacher Bindungen an die Höfe dieser Fürsten, bis zum Ende des Alten Reichs die Reichsunmittelbarkeit zu bewahren. Der in besagtem Kanton Kraichgau organisierten Ritterschaft ist auch die ursprünglich aus der Oberpfalz stammende, ihren Namen von der Burg Pettendorf bei Neunburg vorm Wald herleitende, sehr wahrscheinlich in pfalzgräflichem Gefolge jedoch in die Kurpfalz eingewanderte und seit Anfang des 15. Jahrhunderts am nordwestlichen Rand des Kraichgaus (zunächst in Nußloch, wenig später dann auch in Gauangelloch) begüterte Familie von Bettendorff zuzurechnen.
Inzwischen schaut die ganze Welt auf China – aber nicht zum ersten Mal. Im 17. und vollends
im 18. Jahrhundert trafen erste Berichte aus jenem fernen Reich in Europa ein, und was
sie enthielten, regte die europäischen Herrscher nicht nur zur Bewunderung, sondern sogar
zur Nachahmung an. Auch unter den badischen Markgrafen beider Linien wurde nun Ȉ la
chinoise« gebaut und gemalt, getöpfert und getischlert, ja auch gegessen und getrunken und
musiziert; und dies aus gutem Grund.
Carolinea. – 73 (2015)
(2015)
Aus der Zeit des Augustus hat uns der römische Dichter Horaz ein amüsantes, leicht obszönes Hexengedicht überliefert, das ein mitternächtlich makabres Streiflicht auf das Hexenunwesen des ersten vorchristlichen Jahrhunderts wirft. In Rom hatte zwar schon das Zwölftafelgesetz aus dem Jahr 450 vor Christus die Todesstrafe verhängt für jeden, der Feldfrüchte durch Besprechen verhexte (,,qui fruges incantassit") oder Getreide vom Nachbaracker auf das eigene Feld herüberzauberte. Auf Grabsteinen klagten damals die Angehörigen, dass ihr Verstorbener „durch Zaubersprüche gebannt" sein Leben lassen musste. Auch 400 Jahre später berichtet der Historiker Sallust vom Wirken des Schadenzaubers seiner Zeit, der große Redner und Politiker Cicero entwirft sogar Staatsgesetze gegen nächtliche Geheimopfer von Frauen. Horaz wandte sich in seinen Dichtungen mehrfach leidenschaftlich diesen dunklen Sphären zu, besonders in dem hier vorgestellten derben Spottgedicht auf ein nächtliches Hexentreiben in Rom. Es ist enthalten in der prächtigen Horazausgabe der Satiren, Epoden, Oden und Briefe in der Historischen Bibliothek der Stadt Offenburg. Sie wurde 1503 in Paris von Dionysius Roce in folio gedruckt und von Jodocus Badius, einem humanistischen Gelehrten dieser Zeit, ausführlich kommentiert. Registriert unter der Nummer F-351-1/2= rarum zählt diese seltene Buchausgabe mit der angehängten Inkunabel „Historia Alexandri Magni" von Georg Husner, Straßburg 1494, zu den Raritäten der Bibliothek, die uns von dem Konvent der Offenburger Franziskaner hinterlassen wurden.
Bücher und mehr
(2015)
Die aus der Büchersammlung der badischen Markgrafen und Großherzöge hervorgegangene
Badische Landesbibliothek (BLB) ist eine zentrale Institution der Informationsinfrastruktur für die
Bildung und Wissenschaft in Baden‐Württemberg. Sie bietet ca. 2,6 Mio. Bände Literatur und
Medien aus allen Fachgebieten; der Zuwachs beträgt jährlich ca. 45.000 Einheiten, pro Jahr
erfolgen ca. 1 Mio. Entleihungen. Ihre Benutzerinnen und Benutzer können mit einer Vielzahl
von Datenbanken, E‐Books und elektronischen Zeitschriften arbeiten und haben überall im Haus
Zugang zum Internet. Mit diesen Dienstleistungen gewährleistet die BLB die aktuelle und
bedarfsgerechte Informationsversorgung von ca. 25.000 Benutzern vor Ort. Sie unterstützt die
Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region und ist kompetente Partnerin
von Behörden, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen. Als Lehr‐ und Lernzentrum bietet
die BLB zugleich eine attraktive Lernumgebung, ihr Schulungsprogramm unterstützt aktiv den
Erwerb von Informations‐ und Medienkompetenz. Zu den wichtigsten Aufgaben der BLB gehört
die Sammlung, Erschließung und Bereitstellung der Publikationen aus und über Baden; mit ihrem
auf Vollständigkeit angelegten Bestand dokumentiert sie die Entwicklung der Region auf
einzigartige Weise.
Die Flechte Bunodophoron melanocarpum (Sw.)
Wedin (= Sphaerophorus melanocarpus (Sw.)
DC.; Sphaerophoraceae, Lecanorales) ist der
einzige aus Europa bekannte Vertreter der Gattung, die etwa 20 überwiegend in der temperaten
Zone der Südhemisphäre vorkommende Arten
umfasst. Kennzeichnend sind die strauchigen,
grau bis weißlich gefärbten Thalli aus lockeren,
zweiseitig federig verzweigten, deutlich verfachten Abschnitten (Abb. 1-2; Tibell 1999, Wedin & Gilbert in Smith et al. 2009, Wirth 1995,
Wirth, Hauck & Schultz 2013).
Das heutige Bruchsal ist wieder zu einer lebendigen Stadt geworden. Die Kriegszerstörung
1945 hat aber ihr Gesicht völlig verändert, auch wenn früh schon die Entscheidung getroffen
wurde, beim Wiederaufbau die Erhaltung des historisch gewachsenen barocken Stadtgrundrisses
anzustreben. Der Artikel untersucht kritisch, ob und in welcher Form letztlich das verwirklicht
wurde, was die Stadtplaner nach dem Krieg vorgedacht hatten. Neben vielem Guten
zeigt er dabei auch Entscheidungen, welche die Absicht, auf der historischen Stadtlandschaft
aufzubauen, in Frage stellen.
Im April und Mai 2015 veranstaltete die Badische Landesbühne unter der Überschrift
»Utopolis« ein Theater- und Kulturfestival in der Bruchsaler Innenstadt. Das Festival bildete
den Höhepunkt und zugleich den Abschluss eines auf drei Spielzeiten angelegten, partizipativen
Theaterprojektes, im Zuge dessen sich u. a. auch das BLB-Bürgertheater gründete. Die
Frage »Wie wollen wir leben?« stand dabei immer im Zentrum der künstlerischen Arbeit: Wie
kann das Zusammenleben in einer gedachten, erträumten oder befürchteten Stadt der Zukunft
aussehen? Bürger und Bürgerinnen, Künstler und Künstlerinnen aus Bruchsal, Vereine,
Schulen, soziale und kulturelle Einrichtungen, die Bruchsaler Amateurtheater und die Badische
Landesbühne – die ganze Stadt war auf den Beinen, um an vier Tagen die eigene Heimatstadt
in die Stadt der Zukunft zu verwandeln. Doch was bleibt vom Ausnahmezustand
Festival? Welche Impulse konnten sich in den Alltag übertragen? Und welche Möglichkeiten
zur Partizipation, zur aktiven Gestaltung von Heimat, wird es zukünftig in Bruchsal geben?