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Die Ratsprotokolle sind eine wichtige Informationsquelle
für viele Bereiche des täglichen Lebens.
Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Fragen wurden in diesem Gremium beraten und
entschieden. Im Folgenden sollen einige Schlaglichter
einen Eindruck vom sozialen Miteinander
in Villingen vermitteln.
Es fällt auf, dass bei moralischen Fragen wie
ledige Mutterschaft oder Ehebruch im Rat nur
'Verfehlungen' von Frauen verhandelt werden.
Hier einige Beispiele:
10. Nov. 1734 „Cäzer Mädle, ein Tropf”, die
schon zum zweiten Mal ledig schwanger wurde,
wird, da sie für eine Geldstrafe zu arm ist und aufgrund
ihrer Verstandesschwäche und schwachen
Persönlichkeit weder für eine Kerker- noch eine
Schanzenstrafe in Frage kommt, mit 20 Rutenstreichen
auf den entblößten Rücken gezüchtigt.
Als Zeugen wohnen der Exekution Dr. Ummenhofer
und Herr Kreuzer bei.
Zu Beginn muss ich mit einem bis heute weit
verbreiteten Vorurteil aufräumen. Wenn man
die Debatten vor 65 Jahren, ganz vereinzelt auch
noch heute, anhört, dann könnte man meinen,
dass zwischen Badenern und Württembergern ein
größerer Abstand liege als zwischen Indern und
Chinesen oder Mexikanern und Peruanern. Deshalb
nochmals die schreckliche Wahrheit: Badener
und Württemberger sind Schwaben. Bereits das
berühmte Zedlersche Universallexikon aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts bemerkte lapidar,
dass „die Alemannen und Schwaben, so damals
schon einerley hiesse(n)”. Sie galten als „das mächtigste,
größte und tapfferste Volck unter allen
Deutschen”. Zwischen Lech und Rhein, zwischen
Heidelberg und den Alpen wohnten „die
berühmten Alemannen und heutigen Schwaben,
welche den Francken und Römern so viel zu thun
gemacht, dass noch heutiges Tages die Frantzosen
alle deutschen Völcker in ihrer Sprache unter dem
Namen der Alemannier begreiffen.”
500 Jahre Reformation
(2017)
Im Jahr 2017 wird in vielfacher Hinsicht dem
500. Jahrestag der Reformation gedacht. Martin
Luther, Philipp Melanchthon und einige ihrer
Zeitgenossen werden keine geringe Aufmerksamkeit
erfahren. Doch sie waren nicht die Ersten.
Hier sollen zu Beginn der Böhme Jan Hus und
auch die damals schon im Piemont ansässigen
Waldenser genannt werden. In ihren theologischen
Forderungen und ihrer Kritik an den Verhältnissen
in der damaligen römischen Kirche gab es eine
Reihe von Parallelen.
Im Jahr 1851 wurde dieses romantische Bild
gemalt. Wer durch das Bickentor auf dem Weg
zum Friedhof die Stadt verlassen hat, traf nach
dem Gang über die Bickenbrücke auf die Bickenkapelle.
Dieses vertraute Bild fand 1945 sein Ende.
An der Stelle der Bickenkapelle steht seit 1976
ein großes von Leonhard Eder aus Rheinfelden
geschaffenes Steinkreuz. Der Gedenkstein davor
trägt die Inschrift:
„Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle,
Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört wurde sie
zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die
Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche.
Das Nägelinkreuz – in der Kapelle hoch verehrt – ist
im Münster geborgen. Gekreuzigter Herr Jesus Christus
beschütze deine Stadt.”
Mehr Platz für die Musik
(2017)
Das war der Zustand der Orgelempore im Villinger
Münster von 1818 bis 1905. Die da aufgestellte
Orgel von Johann Michael Bieler stammt aus der
säkularisierten Johanniterkirche und wurde mit
vertauschten Gehäuseteilen im Münster aufgestellt
(vgl. Orgelgeschichte der Münsterpfarrei von Prof.
Hans Musch in der Festschrift zur Einweihung
der Sandtner Orgel 1983). Auf dem Bild sind noch
an den Schiffwänden die 14 von Josef Schupp
1720 geschaffenen Apostelfiguren zu sehen (12
Apostel ergänzt durch den Völkerapostel Paulus
und den Villinger Stadtpatron Barnabas).
Vor fast genau 16 Jahren, im März 1999, fand
an derselben Stelle im Theater am Ring eine
Tagung statt, die neben dem Stadtarchiv Villingen-
Schwenningen dieselben Mitveranstalter
hatte: die Abteilung Landesgeschichte des Historischen
Seminars der Universität Freiburg sowie das
Alemannische Institut Freiburg. Mein Beitrag zu
dieser Tagung galt damals der Wirkungsgeschichte
einer anderen Urkunde, der Villinger Marktrechtsurkunde
aus dem Jahre 999, die damals nach
1899 zum zweiten Mal im Verlauf der Villinger
Geschichte den historischen Anlass für ein Jahrhundertjubiläum
bot. Das Referat endete mit dem
Ausblick, dass die beiden großen Stadtbezirke,
Villingen und Schwenningen, im Jahr 817 zum
ersten Mal schriftlich belegt sind: „Die nächste
Jahrhundertfeier wird es 2017 geben, oder vielleicht
ist dann das Interesse an Jahrhundertfeiern
gänzlich verschwunden."
Nächster Halt "Klinikum"
(2017)
Ausgangslage – politisch und geografisch
Die ersten Eisenbahnen im Deutschland des
19. Jahrhunderts wurden entweder als Privatbahnen
oder als Staatsbahnen errichtet. Deutschland
bestand aus vielen Kleinstaaten, die zuallererst an
ihre Staatskasse und das Wohl ihrer Landeskinder
dachten, wenn es galt, eine neue Bahnlinie zu
projektieren. Die badische Schwarzwaldbahn zeigt
exemplarisch, dass keine Mühen – in finanzieller
wie in technischer Hinsicht – gescheut wurden, bei
der Linienführung das eigene Staatsgebiet nicht
zu verlassen, um dem benachbarten Ausländer
keine Vorteile einräumen zu müssen, wenn er sein
Land für die Trasse zur Verfügung stellt und auch
Gemeinden auf seinem Territorium so zu einem
Eisenbahnanschluss gelangen.
Am Anfang der Planung eines neuen Krankenhauses
in Villingen stand eine Inspektion der alten
Einrichtungen durch den Obermedizinalrat Hauser
vom Innenministerium des Großherzogtums
Baden. Villingen besaß um die Jahrhundertwende
zwei Krankenhauseinrichtungen, einmal das Heilig-
Geist-Spital in der Rietstraße und das Gutleutehaus
etwas außerhalb der Stadt, im Bereich
der Bahnlinie, dort, wo sich heute die Caritas mit
ihrem Verwaltungsgebäude und ihrer Tagesstätte
für psychisch Kranke befindet.
Es ist in Villingen-Schwenningen auch heute noch unmöglich, wenn man einem bestimmten Altersjahrgang angehört, niemanden zu kennen, der einmal bei Kienzle Apparate beschäftigt war. Die Erfahrungen der Ehemaligen sind natürlich von der Persönlichkeit, den Lebensgeschichten und den Einstellungen der jeweiligen Person abhängig. Gerade in Unternehmen wirkt ganz besonders das unmittelbare Arbeitsumfeld auf die Qualität des Arbeitsplatzes und damit die individuellen Erinnerungen ein.
Das Frankenreich der merowingischen und karolingischen Könige führt zurück in die Zeit des frühen Mittelalters, des 5./6. bis 9./10. Jahrhunderts. Es entstand im 5./6. Jahrhundert al Germanenreich der „Völkerwanderungszeit” auf dem
Boden des spätantik-römischen Gallien. Mit der fränkischen Großreichsbildung König Chlodwigs I. (482 – 511) begann die Zeit der merowingischen Herrscherdynastie und damit eine Epoche des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter, die geprägt war durch ein erbliches, Teilungen unterworfenes Königtum an der Spitze eines römisch-germanischen Vielvölkerstaates christlich-barbarischer Prägung. Gesellschaftliche Wandlungen gerade im 7. Jahrhundert schufen die Voraussetzungen für das europäische Frühmittelalter.
Sommer 1926 – drei stadtbekannte Villinger sitzen im Café Central in der Niederen Straße, an den Nebentischen wird Schach gespielt. Und auch für Karl Hertenstein, Josef Honold und
Albert Wetzel geht es um eine Strategie, nämlich um die, wie man in Villingen ein Anzeigenblatt etabliert. Heraus kam „Der Villinger Bott – ein Blatt für Wirtschaft, Verkehr und Heimatkunde
im Bereich des östlichen Schwarzwalds”.
Paul Revellio
(2017)
Revellio (* 24. September 1886 Hüfingen; † 1. Juli 1966 Villingen) wurde als Sohn des Buchdruckers Carl Revellio in Hüfingen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und danach das Gymnasium in Donaueschingen, worauf er das Studium der Geschichte an der Universität Freiburg aufnahm und er dort 1913 bei Heinrich Finke mit seiner Dissertation „Hans, der Gelehrte von Schellenberg” promovierte. Ab 1919 bis 1952 avancierte Revellio zum Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte am Real-Gymnasium Villingen und war begleitend auch Stadtarchivar in Villingen (1919 – 1966). Aus dieser Position heraus veröffentlichte Revellio zahlreiche Beiträge zur Früh- und Kunstgeschichte seiner Heimat, mit wesentlichen Forschungsbeiträgen zur vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen in der Baar, was ihm auch durch seine Funktion als Grabungsleiter bei der römischen 'villa rustica' in Engen-Bargen möglich wurde. Und Revellio versäumte nicht, den Aufbau und den Erhalt des
Franziskaner-Museum in Villingen zu fördern.
Wo ab 1927 mit Schuhen gehandelt wurde, nämlich beim 'Salamander' oder genauer beim Schuhhaus Häsler, war zuvor das „Café Central”. Ein ehemals 'pompöses' Café mit Konditorei, das
zunächst einem Markus Späth gehörte, der in späteren Jahren von 1927 bis 1942 auch Wirt der „Blume-Post” war. Die Attraktion für die Villinger Bevölkerung war damals neben der Confiserie auch das für Villingen erste Speise-Eis, womit sich das „Central" damals auch als erstes EisCafé am Platz angepriesen hatte. Als das Gebäude im Jahre 1912 einem Brand zum Opfer fiel, schuf die Baufirma Kistenfeger die Fassade im Jugendstil.
Manchmal muss man Jahrtage etwas „zueinander hin biegen”, damit sie in eine Retrospektive passen. Das gilt für Hans Brüstles populäre Veröffentlichung in 1971, also vor 45 Jahren, aber auch für die Dezember-Jährung 2017 zu seinem 110. Geburtsjahr und schließlich dem 40ten Todestag 1976. Ein einst populärer Zeitgenosse (1907 – 1976), den es insgesamt zu würdigen gilt
als Lehrer, Lyriker, Schriftsteller, Lokalhistoriker und GHV-Mitbegründer.
Geboren 1907 bei Oberkirch im Schwarzwald
kam er mit seinen Eltern 1908 nach Villingen, wo
sein Vater als Baumeister wirkte.
Die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg pflegt seit mehreren Jahren eine Hochschulkooperation mit der russischen Stolypin-Akademie am Standort in Saratow (830.000 Einwohner) am Unterlauf der
Wolga. Die Stolypin-Akademie hat den Auftrag, den akademischen Nachwuchs für die gesamte russische Staatsverwaltung auszubilden. Russlandweit werden jährlich 185.000 Studierende an mehreren russischen Regionalniederlassungen und Instituten ausgebildet.
Im Jahre 2011 hat der Verfasser mit Studierenden der Hochschule Ludwigsburg erstmals eine Studienreise nach Moskau und Saratow vorbereitet und geleitet. Im Rahmen der jährlichen Gegenbesuche der Studierenden der Akademie in Saratow zur Hochschule nach Ludwigsburg ist seither eine Exkursion nach Donaueschingen fest eingeplant.
Die Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes im Jahr 2014 attestiert die besondere kulturhistorische und gesellschaftliche Bedeutung des Fastnachtsbrauches.
Mit dieser Auszeichnung, auf die der Dachverband Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. (VSAN) zu Recht „stolz“ ist, sind
neben einigen Privilegien auch Verpflichtungen verbunden. Leitend sind hierbei
drei Begriffe: Wissen, Können, Weitergeben. Daraus folgt, kurz gesagt, dass die
Vereine so etwas wie eine Fastnachtsdidaktik oder Fastnachtskunde sich ausdenken und umsetzen müssen.
„Das Weltjudentum ist ein Problem & zwar ein Rassenproblem“, schrieb 1945
Hans Pfitzner, ein mit Richard Strauss, Ferruccio Busoni und Franz Schreker
in den Ehrenausschuss der ersten Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen berufener, aber erst 1939 beim Oberrheinischen Musikfest Donaueschingen mit zwei Werken (und später nicht mehr) vertretener „Antisemit und
zweifelhafte Geselle“. Mehr als betrüblich, wie der Antisemitismus noch 1958
durch die Koblenzer Gneisenau-Kaserne geisterte, wo wir Rekruten in gedankenloser Einfalt (und erst später beschämt) „Die Juden zieh’n dahin, daher / Sie
zieh’n durchs Rote Meer / Die Wellen schlagen zu / Die Welt hat Ruh!“ sangen.
Entwicklung der Erdbodentemperaturen auf der Baar
– Trendanalysen an der Klimastation Fürstenberg
(2017)
Die Lufttemperatur dient oft als Indikator für Klimaveränderungen. Aber auch
aus der Analyse von Erdbodentemperaturen in verschiedenen Tiefen lassen sich
Trends der Klimaentwicklung erkennen. Beides wird für die Baar auf Basis 20-
jähriger Messungen von Luft- und Erdbodentemperaturen an der Klimastation
Fürstenberg (1995 bis 2015) untersucht.
Das Projekt I (Planungsphase) des Naturschutzgroßprojektes Baar (NGP Baar)
wird seit 2013 im Rahmen des Programms „chance.natur – Bundesförderung
Naturschutz“ durchgeführt. Mit diesem Programm werden seit 1979 durch das
Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Projekte gefördert, die
der Errichtung und der Sicherung von schutzwürdigen Teilen von Natur und
Landschaft mit gesamtstaatlicher repräsentativer Bedeutung dienen. Auch das
Land Baden-Württemberg beteiligt sich über das Ministerium für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft durch finanzielle Unterstützung.
Im Spannungsfeld der Konfessionen –
Dorfvögte in Mönchweiler und Schwenningen
im 16. Jahrhundert
(2017)
Im 16. Jahrhundert war die hiesige Landschaft politisch zersplittert. Weite
Bereiche des Landes gehörten dem Haus Fürstenberg als Landgrafen in der Baar.
Die Stadt Villingen mit ihren Dependenz-Orten im Brigachtal war österreichisch,
ebenso Bräunlingen und die Herrschaft Triberg. Württembergisch waren Hornberg, Schwenningen und Tuningen, dazu Buchenberg, Weiler, Erdmannsweiler
und Burgberg. Zum Kloster St. Georgen gehörten St. Georgen mit dem oberen
Brigachtal sowie Oberkirnach und Mönchweiler. Die rechtliche Stellung des
Klosters selbst war ungeklärt. Der Abt vertrat den Standpunkt, dass sein Kloster
unmittelbar dem Heiligen Römischen Reich unterstand, zahlte aber jedes Jahr
50 Gulden Landessteuer an Württemberg. Der Herzog von Württemberg, der
auch Kastenvogt (der weltliche Schutzherr) des Klosters war, war natürlich anderer Meinung. Für ihn gehörte das Kloster zu seinem Herzogtum.
Mit der genetischen Untersuchung des Vorkommens des Alpenveilchens im
Brigachtal konnte nachgewiesen werden, dass es sich dabei um das Europäische
Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens) und nicht um eine Zuchtform handelt.
Gegen ein natürliches Vorkommen spricht die Auswertung älterer Beschreibungen der Flora der Baar. Um eine mögliche Herkunftsregion bestimmen zu können, muss weiteres Pflanzenmaterial untersucht werden.
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier in
DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift, Abschriften aus Akten des Karlsruher Generallandesarchivs (GLA). Seine Besuche dort hatten einem forstpolitisch heiklen Fall
gegolten: Sie dienten dem jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Sankt
Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Es ging um den Röhlinwald bei Sankt Georgen im Schwarzwald. Um dessen Nutzung wurde erbittert gerungen.
Der Umgang mit der zwölfjährigen Herrschaft des Nationalsozialismus gerade
auf lokaler Ebene ist über Jahrzehnte hinweg eher von Verdrängung und Verschweigen als von Aufarbeitung und Offenlegung der Fakten geprägt gewesen.
Diese Haltung wurde in vielen Kommunen eingenommen – so auch in Villingen.
Aber in den letzten Jahren ist dieses Defizit in vielen Städten und Gemeinden der
Region behoben worden. Zu nennen ist insbesondere die äußerst informative und
detaillierte Arbeit von JÜRGEN KLÖCKLER über Konstanz, aber auch in Städten
und Gemeinden aus der Region wie Furtwangen, Sankt Georgen, Unterkirnach
oder VS-Weilersbach war es möglich, die Zeit des Nationalsozialismus als Teil der
eigenen politischen Geschichte anzunehmen und entsprechend offen in den örtlichen Chroniken oder Stadtgeschichten darzustellen. Auch für Villingen gibt es
ausführliche Darstellungen einzelner Ereignisse aus der NS-Zeit; in einer Reihe
von Veröffentlichungen wird punktuell auf verschiedene Aspekte eingegangen.
Was jedoch fehlt, ist eine zusammenhängende Darstellung und Untersuchung der
politischen Entwicklung der Villinger Kommunalgeschichte, in der die schrittweise Verdrängung der demokratischen Institutionen, das Verhältnis zwischen
Stadtverwaltung und der NSDAP, die Formen der Anpassung der städtischen Gesellschaft an die nationalsozialistische Diktatur und die Rolle der handelnden Personen – um nur einige Aspekte zu nennen – genauer untersucht und dargestellt
werden. Zu diesen Themen soll hier ein Beitrag geleistet werden.
Worin liegt die Faszination von Flughäfen? Vielleicht in den Widersprüchen, zwischen denen sie existieren: Sie sind, ebenso wie Bahnhöfe, Orte des Ortswechsels. Sie stehen am Beginn oder am Ende einer Reise, in ihnen spiegelt sich das
Fernweh ebenso wie die Freude der Wiederkehr. Zwar sprechen wir bis heute von
„Gates“, von Toren, so als würden Flughäfen nur einen Übergangspunkt markieren, doch besitzen sie ihren jeweils eigenen Genius Loci und sind, gerade in
unserer Zeit, ebenso sehr Orte des Aufenthalts wie der Abwesenheit.
Dass auch Villingen einmal einen Verkehrsflugplatz besaß, ist nicht mehr
vielen bekannt. Kaum verwunderlich, denn die Glanzzeit dieses aeronautischen
Knotenpunktes währte kurz, und als letzte verbliebene Erinnerung trägt eine
Pizzeria am ehemaligen Standort bis heute den verirrt klingenden Namen „Flughafen“. Doch dort, wo heute Sportfans ihren Spielern zujubeln, erhoben sich
tatsächlich einst Flugzeuge in den Himmel, und von hier mag so manche Reise
bis ans andere Ende der Welt geführt haben.
Schon zweimal stand ein Artikel über Herta Kümmerle in der »Badischen Heimat«: zum einen 2008, als ihr für ihre herausragenden ehrenamtlichen Verdienste um die Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe die Ehrennadel verliehen wurde, zum anderen 2011 anlässlich ihres 90. Geburtstags, an dem ihr der Landesvorsitzende der Badischen Heimat,
Dr. Sven von Ungern-Sternberg, persönlich die Glückwünsche des Landesvereins überbrachte. Nun hat die Regionalgruppe Karlsruhe der Badischen Heimat die traurige Aufgabe, den Mitgliedern mitzuteilen, dass Herta Kümmerle im Juli 2017 verstorben ist.
Gewissermaßen leitmotivisch und etwas vorschnell programmatisch wurde Heimat für die Heimattage als »vielfältig, individuell und immer in Bewegung« von den Veranstaltern definiert. Ein »ganz besonderer Blick auf den Heimatbegriff« wurde versprochen. Sollte Karlsruhe dem »Thema Heimat tatsächlich seinen Stempel aufgedrückt haben«, wie in der
Presse behauptet wurde, dann ist eine Auseinandersetzung mit den angeführten Definitionen wohl angezeigt. Vielfalt: »Genau um diese Vielfalt geht es bei den Heimtagen«.
Innerhalb der drei Leitthemen der Heimattage bildet
die Ausstellung ein eigenes Format. Motto: "Der Schwarzwald stilvoll aufgemischt". Der Schwarzwald und die traditionellen Handwerke wie Schnitzen, Bürstenbinden, Flechten, Glasherstellung und Holzprodukte dienen als "imaginäre Inspirationsquelle" für Designer. "Die Gegenüberstellung von Alt und Neu" in zwölf Themengruppen soll nach den Ausstellungsmachern ein "augenzwinkerndes Zwiegespräch" in Gang setzen, "zum Schmunzeln" anregen und "die Sichtweite auf die überlieferte Bild des Schwarzwaldes" erweitern. Ich habe den Eindruck,
die Inszenierung der Objekte macht die eigentliche Bedeutung der Ausstellung.
Karlsruher Heimaten
(2017)
Das Stadtmuseum thematisiert anlässlich der Heimattage sieben "neue Aspekte der Stadtgeschichte" zu Phasen der Konstruktion, der Destruktion und des Management von Heimat in der Stadt. Im Einzelnen sind unter den "Karlsruher Heimaten" Heimat unter der Perspektive des Suchens, Findens, Bauens, Zerstörens, Inszenierens, Instrumentalisierens und Erkundens zu verstehen. Bei den »Heimaten« handelt es sich im Wesentlichen um die Gründung von Siedlungen in zeitlichen Phasen von ca. 1715 (Taglöhnersiedlung) – 1999 (LEA). Zu Orten des Suchens werden auch Orte außerhalb der Stadt gerechnet etwa die Brasilienexpedition von Karl Drais oder die »Colonia Liebig« in Argentinien. Der Themenbereich »Heimat suchen« beschäftigt sich mit den Missernten von 1816/17 und 1846/47 und mit dem Scheitern der Revolution als Anlass für Auswanderung besonders in die USA. Als besonderer Fall kann Karl Drais gelten, der sich 1822 der Brasilienexpedition Georg Heinrich von Langsdorff kurzfristig anschloss.
Die Heimattage Baden-Württemberg werden 2017 in Karlsruhe und somit in der bislang größten Stadt veranstaltet. Karlsruhe will sich dabei dem Heimatbegriff aus der Perspektive einer Großstadt annähern und ausloten, wie sich Heimat für die Menschen hier im Vergleich zu denen aus kleineren Orten oder dem ländlichen Raum unterscheidet. »Wie fühlt sich Heimat in einer Großstadt an?« wird zur zentralen Frage der Heimattage in Karlsruhe. Neben den zwei großen Landesveranstaltungen, dem Baden-Württemberg-Tag am 6. und 7. Mai 2017 und den Landesfesttagen mit dem Landesfestumzug vom 8. bis 10. September 2017 stehen drei Themen im Mittelpunkt: »Heimat im Wandel«, »Heimat im Netz« und die »Heimat des Fahrraderfinders «, Karl Drais. Hier findet unter dem Motto »Ganz schön Drais!« vom 25. bis 28. Mai 2017 als Höhepunkt des Jubiläums »200 Jahre Fahrrad« ein FahrradFestival statt. Insgesamt locken über 250 Veranstaltungen im Heimattage-Jahr nach Karlsruhe.
Die Stadt Karlsruhe sieht die Ausstellung in der Städtischen Galerie als »spannenden Auftakt für die Heimattage im Jahre 2017. Man mag sich fragen, warum zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein geradezu "historisch" anmutendes Thema im Mittelpunkt einer Großstadt steht, die einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Welchen Beitrag soll die Ausstellung zu den drei inhaltlichen Schwerpunkten der Heimattage "Heimat im Wandel", "Heimat im Netz" und "Heimat des Fahrraderfinders" liefern? Vielleicht soll im historischen Kontrast gezeigt werden, dass Heimat vielfältig und wandlungsfähig ist. Das entspräche der Selbstinterpretation der Stadt Karlsruhe, die für sich beansprucht, im "Wandel zwischen
Tradition, Innovation und Moderne" zu leben.
Quelles sont les aspects remarquables pour l’Alsace des récentes élections présidentielles et législatives ? Ce sont des élections nationales et par conséquent les considérations nationales ont joué un rôle prédominant. Les traits particuliers du vote alsaciens sont demeurés limités. Des caractéristiques et des préoccupations régionales peuvent cependant être distinguées. L’objet de la présente étude est de présenter celle-ci au public badois. En conclusion, la problématique régionale n’a pas été absente en Alsace de ces élections, mais elle restée secondaire. Le débat a été dominé par les thèmes et les comportements nationaux. Pour nombre d’Alsaciens, un certain scepticisme se manifeste tant à l’égard des anciens que des nouveaux élus. Mais finalement une mobilisation est là : depuis la fi n des élections les débats autour de la nécessité de remettre en cause la réforme régionale se sont multipliés. Nombre de responsables politiques se ont prononcés pour la création d’une collectivité alsacienne à statut particulier, idée fortement soutenue dans la société civile par des associations régionalistes et des clubs de réfl exion alsaciens. Les jeux sont davantage ouverts et aucun élu ne veut apparaître comme se désintéressant de ce sujet. Ces élections sont donc peutêtre malgré tout le point de départ d’une nouvelle dynamique régionale.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre Dienste stellte. Wie, wenn nicht so, hätte es der Sohn eines Schonacher Holzhauers in Bahia zum Ordenspriester und zugleich zum bedeutendsten Kunsthistoriker seiner neuen Heimat bringen können? Er war freilich nicht der einzige, der die Gelegenheit nutzte, die sich ihm unversehens bot – nämlich dadurch, dass die Beuroner Benediktiner die nahezu ausgestorbenen brasilianischen Abteien wieder mit Leben füllen wollten. Ludwig Grieshaber alias Dom Clemente Maria da Silva-Nigra (1903–1987) hat seine alte Heimat dennoch nie vergessen, und sie ihn ebenfalls nicht.
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.
Anlass für diesen Beitrag war für mich das 30jährige Bestehen des Kunstmuseums Hohenkarpfen, das im Sommer 2016 gefeiert wurde. Eine Ausstellung präsentierte zu diesem Anlass eine Auswahl an wichtigen Werken aus der eigenen Sammlung. Am Anfang stand die Stiftung eines umfassenden Konvoluts von Darstellungen des Lebens der Menschen und der Landschaft der Hochbaar von der Hand des aus Tuttlingen stammenden Malers und Zeichners Ernst Rieß (1884–1962). Ihren Zuwachs verdankt die Sammlung insbesondere Ankäufen des Landes Baden-Württemberg und anderer Institutionen, die dem Museum zur dauerhaft en Bewahrung überlassen worden sind, sowie zahlreichen Schenkungen einzelner Werke oder ganzer Sammlungen aus privater Hand.
Die Biographie und das Werk des Autors und Herausgebers Manfred Bosch sind so eng mit den Literaturlandschaft en Bodensee, Vorarlberg, Markgräflerland, Oberrhein und Wiesental verknüpft , dass Martin Walser ihm den Ehrentitel »Literarischer Sekretär der Region« verlieh. Er hat mit unerschöpflicher Neugier und Arbeitslust über Jahrzehnte zahlreichen Lesern eine "Heimat in der Literatur-Welt" geschaffen, davon zeugen auch die Eintragungen von mehr als 100 Titel im Verzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek.
Gold und Schmuck haben Pforzheim als Goldstadt geprägt und zum Weltruhm verholfen. Schmuckstücke aus Gold regen unsere Bewunderung an. Ausgangsstoff e für die Schmuckherstellung sind Rohre, Drähte und Bleche aus Goldlegierungen. In mehreren Arbeitsschritten, in denen u. a. Graveure, Präger, Goldschmiede, Fasser und Polisseusen beteiligt sind, entstehen individuell gestaltete, kostbare Kleinode, wie Ringe, Ketten oder Broschen. Die Ideen dazu liefern die Schmuckzeichner. Das edle Schmuckstück dient der Besitzerin zur Zierde und wurde in früheren Zeiten nur an Sonn- und Feiertagen getragen. Es war ein Zeichen des Wohlstands und wurde später an die Nachkommen vererbt.
Die Mode hat sich jedoch im Laufe der Zeit geändert und das vor Jahren gefertigte Schmuckstück liegt nicht mehr im Trend. Der ideelle und auch materielle Wert bleibt jedoch weiterhin erhalten.
Im Juli 1892 wurden auf Initiative des Stadtrates und Kunstdruckereibesitzers Stanislaus Kah die "Städtischen historischen Sammlungen", begründet. In 125 Jahren ist eine veritable Sammlung entstanden, von der ein Großteil im Verborgenen ruht. Zum Jubiläum wird ausgepackt, was sonst mit der Verschlossenheit des Depots vorliebnehmen muss. Gezeigt wird das Objekt mit der Inventarnummer 1, die älteste Urkunde von 1467, römische Fundstücke oder ein Schatz seltener Goldmünzen aus der Oos.
Der Aufstieg und Niedergang der "Vereinigten Leder- und Schuhfabrik Steingoetter-Greiff" steht stellvertretend für das Schicksal vieler lederverarbeitender Betriebe in Baden. Zunächst fungierte das Privileg der "Thurn- und Taxis’schen Posthalterei" als Sprungbrett für weitere wirtschaftliche Expansion: Im 18. Jahrhundert hatte man mit Gerbereien begonnen, daraus entwickelten die beiden Wieslocher Posthalter Greiff und Koch durch geschickte Einheiraten und Investitionen ein ständig wachsendes Wirtschaftsimperium der Lederverarbeitung, dessen Blütezeit im 19. Jahrhundert lag. Im 20. Jahrhundert wurde die Industriegeschichte der Wieslocher Ledergewinnung und -verarbeitung durch die Zeitgeschichte geprägt. Während der Kriegsjahre war man wichtiger Heereslieferant und die Produktion lief auf Hochtouren, nach dem Zweiten Weltkrieg folgte ein schleichender Niedergang durch Billigware aus Südeuropa. Fatal war auch die Verstrickung der Badischen Lederindustrie in der Zwangsarbeit der Schuhtestprüfstrecke Sachsenhausen, an der auch die Wieslocher »Greif« maßgeblich beteiligt war.
Nach dem Kriege war die Bäderstadt Baden-Baden zum Verwaltungssitz für die französischen Besatzungstruppen erhoben worden. Von nun an lebten unzählige Franzosen und Deutsche auf recht engem Raum nebeneinander, so dass sich mannigfache persönliche Kontakte anbahnten. Dies führte dazu, dass im Frühjahr 1956 die Deutsch-Französische Gesellschaft gegründet wurde. Sie bietet bis heute eine Plattform für zahllose freundschaftliche Begegnungen. Und jetzt konnte der Verein sein 60-jähriges Bestehen feiern. Da der Verfasser, damals junger Gerichtsreferendar, die Anfänge miterlebt und mitgestaltet hatte, wurde er vom Vorstand gebeten, Rückschau zu halten. Hier der Wortlaut seines Vortrages.
Nach knapp einjähriger Umgestaltungspause wurde das Museum im April 2017 im Rahmen des Jubiläumsfestivals 250 Jahre Goldstadt Pforzheim wiedereröffnet – mit neuen Themen, Bezügen zur Gegenwart, neuen Informationsangeboten und zeitgemäßer Ausstellungsgestaltung. Das seit 1983 bestehende Museum zeigt die Technik der Schmuck- und Uhrenindustrie in ihrem historischen Kontext: die Techniken der Herstellung wie auch Arbeitsbedingungen und Entwicklungen in der Stadt Pforzheim.
’s Sprochàmt stellt sich vor
(2017)
Das Amt für Sprache und Kultur im Elsass (OLCA – Elsassisches Sprochàmt) setzt sich für eine stärkere Präsenz der elsässischen Sprache in allen Bereichen des Lebens ein und unterstützt Initiativen von Vereinen, Gebietskörperschaft en, Verwaltungen und Unternehmen. Das OLCA ist ebenfalls Informations- und Dokumentationszentrum für die regionale Sprache und Kultur. Seine Aufgabe besteht darin, die durch den Elsässischen Regionalrat und die Generalräte des Ober- und Unterelsass initiierte Sprachpolitik zu begleiten.
Die Rassler und ihr Umfeld
(2017)
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders aber in der ersten Hälft e des letzten Jahrhunderts konnten die Schmuckhersteller die benötigten Arbeitskräfte nicht mehr allein aus der Bevölkerung der Stadt Pforzheim rekrutieren. Um das gestiegene Arbeitsvolumen zu bewältigen, waren die Unternehmen auf Arbeiter aus den umliegenden Gemeinden angewiesen. Diese Bijouterie-Arbeiter pendelten in einem teilweise mehrstündigen Fußmarsch morgens zur Arbeitsstätte und nach einem 11-stündigen Arbeitstag abends wieder in ihren Heimatort zurück. Sie prägten durch ihr Erscheinen das Stadtbild und verhalfen durch ihre Arbeit der Pforzheimer Schmuckindustrie zu ihren Weltruhm.
Am 21. Dezember 1867 verstarb in Schwetzingen der Mannheimer Naturforscher und Lyriker Karl Friedrich Schimper. Im Lauf seiner beruflichen Tätigkeit konnte er, gestützt auf eine außerordentlich Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, auch keine Details in ein großes Ganzes einzuordnen, grundlegende Forschungsergebnisse aufweisen. Er muss als Namensgeber für die wissenschaftlichen Begriff e: Eiszeit, Faltengebirge und Blattstellungstheorie angesehen werden.
Obwohl er offensichtlich im Umgang mit Anderen nicht immer eine gute Hand hatte, war er in Schwetzingen, seinem letzten Wohnort, ein angesehener Mitbürger und gesuchter Ratgeber. Seine wissenschaftliche Würdigung ist ihm leider bis heute versagt geblieben.
Déjà vu?
(2017)
Seit April 2017 fährt die Straßburger Straßenbahn wieder nach Kehl und die beiden sich am Rhein gegenüberliegenden Städte sind verkehrstechnisch so eng aneinander gebunden, dass Fahrgäste aus beiden Nationen beinahe unbemerkt und selbstverständlich die Landesgrenze überschreiten können. Vor knapp 120 Jahren gab es diesen Moment schon einmal, als die erste Trambahn der Straßburger Straßenbahn-Gesellschaft über den Rhein dampft und Marktfrauen wie Arbeiter aus Kehl und dem Hanauerland nach Straßburg beförderte. Besonders an Feiertagen und Wochenenden waren die Bahnen überfüllt, weil Touristen aus Straßburg im benachbarten Kehl Erholung suchten. Geradezu schwärmerisch pries am Vorabend des Ersten Weltkrieges das Adressbuch der Gesamtgemeinde Kehl von 1914 den öffentlichen Nahverkehr: »Die Verkehrsverbindungen mit dem nahen Straßburg sind vorzügliche«. Tatsächlich herrschten seinerzeit beinahe paradiesische Verhältnisse: Im Zehn-Minutentakt passierte die von Kehl kommende Straßenbahn die Rheinbrücke, von morgens 6 Uhr bis 12 Uhr nachts. Tatsächlich war die damalige Publikumserwartung an die Dienstleistung des öffentlichen Nahverkehrs deutlich höher als heute: Keineswegs zufrieden mit der bereits erreichten Zugtaktung, wollte die betreibende Straßburger Straßenbahn-Gesellschaft die Rheinüberfahrt im Fünf-Minutentakt bewältigen, scheiterte jedoch an bürokratischen Hemmnissen. Im Gegensatz zu heute erwies sich das Betreiben dieser Straßenbahnlinie keineswegs als Zuschussgeschäft , sondern als lukrative Angelegenheit. Wie auch heute musste damals eigens für die Tram eine neue Brücke gebaut werden, und es war für die Straßburger Aktiengesellschaft keine Frage, dass sie sich mit einem nicht unerheblichen Beitrag an den Baukosten beteiligte – eine Investition, die sich schon bald amortisieren sollte.
Die Geschichte der Goldschmiede- mit Uhrmacherschule beginnt im Jahr 1768. Aufgrund des Vorschlages des Unternehmers Autran wurde in Pforzheim eine staatlich finanzierte schulische Berufsausbildung eingerichtet. Andreas Koessler wurde durch den Marktgraf Karl Friedrich von Baden als erster Lehrer dieser Institution ernannt und trat am 12. September 1768 seinen Dienst an. Im Laufe der nächsten 250 Jahre entwickelte sich die Schule zu einer eigenständigen und international anerkannten Institution.
Alle zwei Jahre schreiben der Schwäbische Heimatbund und der Landesverein Badische Heimat den von der Wüstenrot Stiftung finanzierten Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg aus. Vergeben werden jeweils fünf gleiche Preise an private Bauherren, die im Rahmen von Gesamtsanierungen historischer Bauten denkmalpflegerisch besonders vorbildlich mit ihrem Eigentum umgegangen sind.
Das Land Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes umgesetzt. Der wichtigste Baustein an der oberen Donau ist das Hochwasserrückhaltebecken an der Breg in Wolterdingen, das als Schlüsselelement des Integrierten Donau-Programms ausgeführt wurde. Das Rückhaltebecken hat einen Stauraum von 4,7 Millionen Kubikmetern, ein Dammvolumen von 350 000 Kubikmetern, die Dammhöhe beträgt 18 Meter, die maximal überstaute Fläche 70 Hektar. Bauzeit 2006 bis 2012, Baukosten € 23 000 000.
Der Wieslocher Apotheker Johann Philipp Bronner steht am Anfang der Wissenschaft vom Weinbau, die er zwischen 1820 und 1850 etabliert hat. Es werden vor allem der Mensch und Wissenschaft ler aus der 1. Hälft e des 19. Jahrhunderts im Kontext seiner Zeit beleuchtet. Bronner steht exemplarisch für die Entwicklung der Naturwissenschaft en und ihrer Vertreter, welche sich mit der Geisteshaltung der Aufklärung auseinandergesetzt und konsequent angewandt haben. Aber auch der politische Bürger Bronner und seine Familie im Spannungsfeld der Standesgesellschaft zwischen Adel und den »niederen Ständen« im Vorfeld der badischen Revolution werden beschrieben. Die Historische Stadt-Apotheke Wiesloch ist das Vermächtnis Bronners am Ende seines Berufslebens.
Unser Verein wurde 1968 ins Leben gerufen, zu einem Zeitpunkt, als die Erosionserscheinungen der Sprachkenntnisse in der Region bereits alarmierende Ausmaße erreicht hatten. Wir setzen uns, im Geiste des bedeutenden Schriftstellers, dessen Namen unser Verein trägt, für eine Politik zugunsten einer "doppelten Kultur" ein, die von der Präsenz sowohl des Französischen als auch der Regionalsprache (Deutsch, bzw. die alemannischen und fränkischen Dialekte) geprägt ist: Unser Verein steht für eine Öffnung sowohl der französischen wie der deutschen Kulturwelt, für Qualitätsanspruch und Fortschrittsgeist. Er ist in seinem Engagement nicht parteilich festgelegt, hat aber ein starkes Bewusstsein für die politischen Konsequenzen seines kulturellen Schaffens und steht ferner für den Erhalt der Identität des Elsass und seiner Dialekte, ganz ohne Folklorismus oder Betrauern des Vergangenen. Wir möchten, dass jedwede Form von Nationalismus der Vergangenheit angehört und nehmen eine bewusst europäische und humanistische Position ein.